Der 23. Juni 2022 stand für Sonics 31. Geburtstag. Es ist großartig zu sehen, dass SEGA und dessen Inhouse-Entwickler Sonic Team genau an diesem Tag mit Sonic Origins eine kleine Collection veröffentlichten, um den blauen Igel zu feiern. Liebevoll zusammengestellt wurden insgesamt vier Mega Drive Titel und ein Mega-CD Titel der Sonic-Reihe. Hinzu kommen diverse Extras und damit freispielbare Utensilien. Zugegeben: Sonic-Spieler kennen all diese Titel bereits. Entweder, weil sie diese als Originale damals spielten und noch heute im gut sortierten Spieleregal haben oder weil andere Collections längst Teil der Sammlung sind. Es ist schwierig, dies als positiv oder negativ zu bewerten. Diese alten Sonic Spiele gibt es heutzutage schließlich auf ziemlich jedem System und stehen damit auch jedem unweigerlich zur Verfügung. Doch nicht jeder Spieler oder jede Spielerin hat zu jeder Zeit alte Konsolen am Platz. Die Rede ist von den vielleicht ersten Sonic Collections überhaupt, die nach dem Dreamcast-Aus durch SEGA veröffentlicht wurden: die Sonic Mega Collection für den GameCube beispielsweise. Oder die Sonic Mega Collection Plus für Xbox und PS2. Eine spätere Collection wäre jene auf dem Nintendo DS: die Sonic Classic Collection. Auf diversen Mega Drive Collections gab es ohnehin allerlei Games, darunter einige Sonic Titel. Geht man von der aktuellen Konsolen-Generation aus und dass Spieler nur diese vor dem TV stehen haben, bliebe Fans rein die Collection der SEGA Mega Drive Classics. Insofern ist eine neue Sonic Collection für junge und nicht mehr ganz so junge Fans eigentlich eine tolle Sache und ein nettes Geschenk zu Sonics Geburtstag.

Mit dabei sind folgende Titel: Sonic the Hedgehog, Sonic the Hedgehog 2 sowie Sonic 3 & Knuckles – eine Kombination aus Sonic the Hedgehog 3 sowie Sonic & Knuckles. Fans und Videospielveteranen wissen, dass diese beiden damaligen Modul-Spiele durch die Lock-On-Funktion miteinander kombiniert werden können. Viertes Spiel im Bundle ist Sonic CD, das ebenfalls zur 16-Bit Ära gehört, genauer gesagt zum Mega Drive Add On Mega-CD.

Nach dem Spielstart landet ihr in einem Auswahlmenü, in dem ihr zwischen den vier Spielen hin- und herschalten könnt. Doch es gibt insgesamt sechs Menüpunkte: Denn neben den Sonic-Titeln findet ihr hier auch einen Missionsmodus sowie das Museum. Die Karte könnt ihr mittels der Taste [Y] auf dem Xbox Controller öffnen, wodurch ihr den rechts/links-Scrollbildschirm verlasst und auf eine 3D-Karte mit echten Inseln umschwenkt. Dies erinnert sehr an Sonic the Hedgehog 4, wo dieses Feature schon einmal angewandt wurde. Ich möchte es als reines Gimmick bezeichnen, mehr nicht. Jedes Spiel übrigens verfügt sowohl über den Klassik-Modus sowie den neuen Jubiläumsmodus: Man könnte sagen, extra für Sonic Origins konzipiert. Dies ist, sagen wir mal so, die halbe Wahrheit. Denn das Sonic Team nutzte für den Jubiläumsmodus die Arbeit von Christian Whitehead und auch Headcannon. Beide Namen dürften Sonic-Fans ein Begriff sein, arbeiteten diese doch an Sonic Mania. Whitehead dagegen konzipierte grundsätzlich die Retro-Spiele neu, um sie zusammen mit SEGA für mobile Geräte zu veröffentlichen – im 16:9 Bildschirmmodus. Kurz gesagt: Das Sonic Team nutzte diese Arbeiten für die hauseigene neue Collection. Den Jubiläumsmodus spielt ihr also technisch gesehen im Widescreen, während der Klassik-Modus mit Balken rechts und links auskommen muss. Natürlich ist das nicht der einzige Unterschied, sonst wäre es ja langweilig. Die Entwickler machten aus beiden so etwas wie ein Free Play ohne Sorgen auf der einen Seite und den Retro-Charme mit Blick auf die noch verfügbaren Leben auf der anderen. Wie ist das zu verstehen? Nun ja, im Jubiläumsmodus wurden die Leben des Igels durch Münzen ersetzt, genannt im Englischen: ‚Coins‘.

Coins oder 1 Up?

Für Igelfreunde der alten Schule könnte dieses Prinzip etwas schmerzen. Denn sie müssen sich entscheiden, ob sie den ‚Klassik-Modus‘ spielen und dabei quasi nichts für die Extras verdienen oder ob sie den ‚Jubiläumsmodus‘ mit unendlichen Versuchen in 16:9 bevorzugen. Womöglich kann SEGA es hier nicht allen wirklich recht machen, immerhin lassen sie die Spieler außen vor, ob sie mit Leben oder Münzen spielen möchten – im Retro- oder eben Jubiläumsmodus. Jedoch kann ich als Sonic Veteran der alten Schule auch sagen, dass mir beide Möglichkeiten, die SEGA zur Wahl stellt, irgendwie durchaus Spaß machen. Ich spielte anfangs grundsätzlich den Jubiläumsmodus und damit die neueren Versionen von Christian Whitehead auch als jemand, der für mobile Spiele nicht viel übrig hat. Spielerisch machen sie absolut viel Spaß – ganz ohne Balken links und rechts im Bildschirm aufgrund des 4:3-Formats. Die alten Sonic Spiele fühlen sich einfach nur großartig an. Vor allem war ich sofort wieder drin und flitzte zu allererst in Sonic the Hedgehog über den Bildschirm. Hat man – wie ich – diese Retro-Perlen lange nicht gespielt, ist dies wie ein neues Erlebnis. Man schwärmt quasi und bemerkt dennoch manch kleinere Änderungen aufgrund der 16:9 Situation. Allein der erste Bossfight gegen Dr. Robotnik am Ende der Green Hille Zone 3 brachte mich zum Herunterfallen von den beiden grünen Plattformen. Warum? Weil der Bildschirm diese seitlich nicht mehr abgrenzte. Das war ich so nicht gewohnt. Aber es war auch cool. Ohnehin kennt man nicht mehr zwingend jede Situation auswendig, denkt man vor allem an spätere Level, Hürden, Verstecke und Gegner. Ich war von mir selbst überrascht, den finalen Kampf aber ohne auch nur einen Lebensverslust zu überstehen. Lebensverlust trotz ‚Coins‘? Ja, das geht. Denn im Grunde ist sonst alles wie im Klassik-Modus. Ihr lauft durch die Welten, sammelt Ringe und bekommt bei 100 Ringen einen weiteren Versuch. Im Grunde wurde nur das Icon verändert: Statt dem extra Leben gibt es eine weitere Münze. Verliert ihr alle Ringe und werdet getroffen, fallt in Stacheln oder ertrinkt im Wasser, so verliert ihr ein Leben. Aber ihr verliert keine Münze. Im Jubiläumsmodus erhöht sich damit die Zahl eurer ‚Coins‘ wie ihr neue Leben sammelt. Aber diese nehmen nicht ab, verliert ihr euer Leben. Ihr habt damit quasi unendlich Versuche im Jubiläumsmodus und könnt nicht Game Over gehen. Die gesammelten Münzen setzt ihr im Museum ein und tauscht sie gegen eine Vielzahl an Extras.

Damit ist und bleibt der Klassik-Modus quasi die Herausforderung, wenn es um das Durchspielen eines Spiels geht. Denn hier müsst ihr auf die verbliebene Anzahl eure Versuche achten. Im Grunde ist die Gesamtidee gar nicht so schlecht. Denn somit kommen alte wie auch neue Spieler auf ihre Kosten und dürften jede Zone eines jeden Spiels irgendwann zu sehen bekommen: im Jubiläumsmodus ohne Stress und Game Over Bildschirm, im Klassik-Modus dann so, wie Spieler damals zurechtkommen mussten. Oder zumindest fast. Denn auch hier gibt es ein paar Veränderungen, um mit allen Charakteren zu spielen und damit auch mit ihren Eigenschaften – dazu gehört dann auch eine Spindash-Aktion schon in Teil 1. Das gab es damals so natürlich nicht. 

Darüber hinaus gibt es aber nicht nur diese beiden Spielmodi im klassischen und neuen Gewandt. Jedes Spiel bekam einen ‚Bosssturm‘ integriert, der sofort von Beginn an zur Verfügung steht. Hier spielt ihr nach und nach gegen jeden Bossgegner. Ringe gibt es manchmal. Manchmal aber auch nicht. Zudem müsst ihr das Hauptspiel nicht erst durchspielen, um im Bosssturm gegen jeden antreten zu dürfen. Hier kann man insgeheim also Bosskämpfe vorab trainieren. Dies gilt für jedes in der Collection integrierte Sonic-Spiel. Und ja, hier werden Leben verbraucht und ihr damit besonders gefordert. Zumal es wie gesagt manchmal gar keine Ringe beim Betreten des Gegners gibt. In Sonic the Hedgehog 3 & Knuckles könnt ihr sogar den im Spiel als Sonder-Stage bekannten Modus ‚Blaue Kugeln‘ extra im Menü anwählen – in alt und neu – und auf die Jagd nach den berüchtigten blauen Kugeln gehen. Habt ihr einen Klassiker durchgespielt, bekommt ihr den ‚Spiegelmodus‘. Völlig ungewohnt rennt ihr nun von rechts nach links. Das ist ein ebenfalls nettes Gimmick und durchaus eine gar nicht so einfache Herausforderung.

Neben den vier Spielen gibt das Sonic Team uns Gamern noch einen weiteren Modus, der unabhängig von den eigentlichen Sonic-Spielen zur Verfügung steht: den Missionsmodus. Er wartet mit mehreren Missionen auf, die nach allen vier Spielen geordnet sind und sich entsprechend in deren Szenarien und Welten abspielen. In jeder Mission bekommt ihr eine Aufgabe, die ihr vor allem in einem vorgegeben Zeitrahmen erfüllen müsst. Dabei sitzt euch aber nicht nur die Zeit im Nacken. Teilweise gibt es noch weitere Bedingungen, um eine Mission erfolgreich zu beenden. Dann gibt es einen Rang: Der S-Rang ist dabei der höchste Rang. Dach folgen die Ränge A, B und schließlich C.

In jedem der Sonic-Spiele stehen euch 15 Missionen zur Verfügung, von denen die ersten drei sofort anwählbar sind. Schafft ihr auch nur eine Mission, werden sofort weitere Missionen innerhalb des gewählten Spiels aufgedeckt. Hier gibt es insofern keine Probleme, dass man als Spieler aufgrund einer zu schweren Mission nicht die nächste versuchen könnte. Die Missionen werden allerdings auch immer schwieriger. Die Namen dieser Missionen reichen von bspw. „Ring-Raserei“ über „Luftangriff“ oder „Dornige Herausforderung“. Letztere beschreibt, das Ziel in der Marble Zone Akt 3 zu erreichen, ohne zerquetscht oder aufgespießt zu werden. Ihr werdet stets in einen Teil der Ebenen gewarpt, der mitunter exakt für die Mission abgesperrt ist. Darin gibt es andere Fallen, besonders viele Gegner, neue Wege und mehr: alles extra für die Mission ausgelegt. Bei jeder Mission müsst ihr das Ziel erreichen. Die Zeit zählt hier mit, wonach die Ränge ausgelegt sind. Das bedeutet, für einen S-Rang müsst ihr bspw. in 40 Sekunden im Ziel sein. Schafft ihr das nicht, wechselt die Anzeige automatisch in den A-Rang. Sobald ihr das Ziel passiert, stoppt die Zeit. Wie beschrieben, bedarf es teilweise noch andere Bedingungen. Darunter das Bezwingen von bestimmten Gegnern. Dies können fünf Stück sein oder zehn. Kommt ihr im Ziel an und habt keine entsprechende Anzahl an besiegten Gegnern oder gesammelten Ringen, gilt die Mission als gescheitert.

Hier hat SEGA durchaus viele Ideen, die einerseits witzig sind, teilweise sehr anspruchsvoll und auch gespickt mit bekannten Bossgegnern und komplett neuer Ausgangslage. Dr. Robotnik kommt bspw. aus der Star Light Zone erneut auf euch zu. Mit dabei sind seine explosiven Stacheln, die er auf die Wippen fallen lässt. Die Herausforderung hier ist: darunter erwartet euch der Abgrund. Ihr dürft also nicht von diesen Wippen fallen, müsst Dr. Robotnik besiegen und dies noch möglichst schnell. Immerhin wollt ihr einen S-Rang. Die meisten Missionen werden durchaus mit Sonic gespielt. Aber in einigen übernehmt ihr die Kontrolle von Tails oder Knuckles.

Was bekommt ihr für diese Mühen? Münzen: fünf für den S-Rang, drei für den A-Rang, zwei für den B-Rang und noch eine für den C-Rang. Spielt ihr eine Mission zum ersten Mal, gibt es noch einmal fünf Münzen obendrauf. Dadurch könnt ihr im Missionsmodus ziemlich schnell viele der begehrten Coins ergattern und sie in den Extras eintauschen.

Mission: Green Hill Zone

Mission: Dr. Robotnik

Doch wie ist das Spielererlebnis im Vergleich zu damals? Ihr steigt ins Spiel ein und könnt einfach nur genießen: rennen, Ringe sammeln, Gegner zerstören, springen, fliegen, klettern und eben Dr. Robotnik immer und immer wieder bezwingen. Vor allem für Neulinge ist der Spaßfaktor doch ziemlich hoch. Man merkt eigentlich kaum einen Unterschied zu den Originalen. Die muss man also dafür nicht besitzen. Noch besser: In Teil 2 ist sogar die Hidden Palace Zone dabei, eine im Original nie veröffentlichte Stage. Sie war damals eine Beta-Stage, die es nie ins finale Spiel schaffte. Als geheime Stage könnt ihr sie innerhalb der Mystic Cave Zone Akt 2 betreten. Whitehead hatte diese für iOS/Android vollendet. Nun können Sonic-Spieler, da das Sonic Team auf diese Versionen zurückgreift, auch an der Konsole davon profitieren. Ich möchte es so beschreiben: Die Zeit macht viele Dinge möglich, die man damals nie vermutet hätte. Das kann auch eher nicht so schöne Dinge nach sich ziehen. Hier liegt das größte Argument bei Sonic 3 & Knuckles. Denn Sonic 3 & Knuckles lässt sich nicht trennen, sprich beide Module auch digital auseinanderstecken. Dieser Verbund bleibt grundsätzlich bestehen und wünschte ich mir durch ein Update nochmal verbessert. Natürlich ist dies stets ein Manko. Denn entweder kann man die Spiele nur einzeln spielen und nicht zusammenfügen oder sie sind bereits zusammengefügt und dann nicht einzeln anwählbar. Insgesamt macht das Spiel natürlich den größten Part im Sonic Origins Verbund aus. In Sonic Origins ist Knuckles nun in den ersten beiden Sonic-Teilen ebenso spielbar. In Sonic 3 könnt ihr dagegen eure gewünschte Charakter-Kombination ebenfalls vorm Spielstart wählen und beispielsweise mit Knuckles und Tails im Team einsteigen. Wie beschrieben bedachte SEGA an so manche Aktionen, wie den Spindash, der nun auch in Sonic 1 funktioniert. Diesen kannte Sonic im Original noch nicht. Insofern nimmt SEGA aber auch die Spannung im Vergleich zwischen neuem Jubiläum und Klassik. Ich fände es besser, wenn die Klassik-Spiele auch 1:1 originalgetreu anwählbar wären: nichts dazu. Sondern purer Genuss wie damals ohne Aufwertungen. DANN gäbe es noch weitaus höhere Chancen, auch diesen 4:3-Modus zu spielen – nämlich unter härteren Bedingungen wie damals üblich.

Doch das Sonic Team steckte auch viel Liebe in diese Neuaufbereitung. Dies erleben Spieler allein an den vielen Intros, die vor und nach jedem Titel eingeblendet werden. Sie geben durchaus ein neues Gefühl, wie bspw. ein Sonic 2 endet und entsprechend ein Sonic 3 startet. Es wird ein fließender Übergang geschaffen durch diese animierten Szenen. Das gefällt und gibt ein gewisses Extra und bringt mehr Leben in die Collection. Die freispielbaren Extras gibt es im Museum gegen Münzen. Um alles freizuspielen, braucht man insofern schon einige gesammelte „Leben“ innerhalb der Spiele via Jubiläumsmodus: ob durch 100 gesammelte Ringe, den Coin-TV oder durch zusätzliche Credits in den Special Stages. Würden wir jetzt beim Spielen noch Coins verlieren, wäre das schon tragisch beim Sammeln und Erspielen der Extras. Wobei, einbüßen kann man die Coins durchaus auch im Spiel. Allerdings nur gewollt innerhalb der Special Stages für die Chaos Emeralds. Denn holt ihr euch den Emerald nicht, kehrt ihr nicht automatisch ins Spiel zurück. Ihr könnt die Special Stage nochmal versuchen, indem ihr eine Münze einsetzt. Fast wie am Automaten in der Spielhalle also. Für mich ist das durchaus ein kleines Lob wert. Denn auch das hilft Neulingen, besser zurechtzukommen. Immerhin haben es die Sonic-Spiele in sich. Damals wie heute…

Wer sich dabei in den Story Modus begibt, beginnt übrigens auch von Anfang an. Das Spiel beginnt mit Sonic 1 im Jubiläumsmodus und zieht sich entsprechend bis zum Ende der Collection durch. Nach Sonic 1 startet automatisch Sonic CD, das zwischen Sonic 1 und Sonic 2 angesiedelt ist in der Geschichte des blauen Igels. Anschließend folgen Sonic 2 sowie Sonic 3 & Knuckles. Wer dann mehr sehen möchte, könnte sich theoretisch Sonic 4 vornehmen, das sich nicht auf der Collection befindet. Der Story Modus ist im Grunde nichts anders als die Abfolge der einzelnen Spiele. Wem die vorgeschriebene Reihenfolge der Titel egal ist, kann also direkt hier Sonic Origins starten und Spaß haben. Denn auch hier gibt es Münzen, statt Leben. Nur die Wahl des Charakters habt ihr zum Start nicht, ihr beginnt Sonic 1 mit dem blauen Igel. Bei der Einzelauswahl könnt ihr zwischen Sonic, Tails und Knuckles wählen. Nun, nur nicht in Sonic CD, was in der Theorie vollkommen okay wäre. Hätte SEGA nicht per Trailer damit geworben, nun überall mit Knuckles spielen zu können. Man darf gespannt sein, ob dies mittels Update zu einem späteren Zeitpunkt noch ermöglicht wird.

Technik

Die einzelnen Spiele wurden mit der Retro Engine komplett neu aufgebaut. Christian Whitehead arbeitete an diesen Versionen für mobile Geräte mit iOS- und Android-Software. Veröffentlicht wurden diese im Jahr 2013 (Sonic 1+2), während Sonic CD schon 2011 für Smartphones und Tablets erschien. Sonic 3 & Knuckles wurde bis dato nie in der Retro Engine umgesetzt. Für Sonic Origins bedeutet dies eine Prämiere: denn keines der Spiele gab es bisher in der Retro Engine für Konsole. 

Sonic 3 & Knuckles wurde generell extra für Sonic Origins neu aufgebaut. Dafür zuständig zeichnet sich das Team von Headcannon, die bereits an Sonic Mania arbeiteten. Bei der Umsetzung aller Titel mit der Retro Engine gibt es daher auch einige grafische Errungenschaften in der umliegenden Natur, bei den Charakteren und eben manchen Animationen. Diese fallen dem Spieler aber nicht zwingend sofort auf, dafür müssen die Originale durchaus mit den neuen Versionen verglichen werden. Spielt ihr Teil 1 und 2, werdet ihr vermutlich kaum einen Unterschied zu damals feststellen. Alles läuft rund und man hat einfach nur Spaß mit dem blauen Igel und seinen Freunden. Sonic CD kommt detaillierter daher, feiner und sauberer als damals auf dem Mega-CD. Die Retro Engine sorgt auch dafür, dass Frame Einbrüche der Vergangenheit angehören. Heute laufen die Klassiker auf hochmodernen Geräten, sodass viel Action auf dem Bildschirm, wie Wasserfontänen, die Kollision mit einem Gegner und zahlreiche herumfliegende Ringe das Spiel nicht mehr zum Teil verlangsamen. Dies kam auf dem Mega Drive – trotz Blast Processing – mitunter durchaus vor. Vor allem die Bonus Stages stechen hervor, wobei die 3D-Half-Pipes deutlich besser ausschauen als damals und heutzutage ein fast noch größeres Spielerlebnis liefern.

Bei Sonic 3 & Knuckles scheiden sich ein wenig die Geister bei den Fans. Der Grund ist simpel: Headcannon wollte mehr Zeit bei der Umsetzung mit der Retro Engine – kein Wunder bei eigentlich zwei ursprünglich eigenständigen Spielen, die hier umgesetzt werden mussten. Diese Zeit bekam der Entwickler durch SEGA nicht, vermutlich um das Release-Ziel von Sonics Geburtstag nicht zu gefährden. Die Folge ist ein nicht ganz fertiges Spielerlebnis mit einige Bugs und Fehlerchen, über die sich das Team letztendlich echauffierte. Zu Recht muss man sagen, denn jeder Fan wünscht sich eine technische einwandfreie Version. Ich möchte aber hinterherwerfen, dass SEGA sich dem auch annahm und mehrere Probleme mittels Patch beseitigte. Dazu gehören Probleme mit Tails KI, Probleme mit Abstürzen oder beim Speichern bis hin zu Fehler-Teufelchen bei der Benennung von Soundtracks im Museum.

Einige „Fehlerchen“ im Spiel, die vor allem Fans durch große 1:1-Vergleiche heranzieht, legen durchaus dar, dass nicht jeder Stein, jede Bewegung oder andere Aktion exakt gleich dem Original erfolgt. Doch mit dem Spielerlebnis als solches haben sie so viel zu tun, wie (unterschiedlicher) Senf zur Bratwurst: Es schmeckt ihnen einfach nicht. Ist aber nicht zwingend ein Bug, der bis auf Teufel komm‘ raus tot diskutiert werden muss – zumal SEGA tatsächliche Fehler auch (im Übrigen wie andere Hersteller aus tagtäglich) via Patch beseitigt. Viele kleinere Begebenheiten fallen dabei überhaupt nichts ins Gewicht – wie ein bspw. Aufzug, der Bewegungen weiterhin animiert, obwohl er oben angekommen ist und im Original dann einfach still hält. Doch ob er sich dann in Sonic Origins noch bewegt oder nicht, ist vollkommen irrelevant. Ich muss sagen, dass ich keine schwerwiegenden Bugs entdecken konnte, die das Spielerlebnis schmälern. Ich starb auch keine unfairen Tode, rannte nicht versehentlich ins nicht vorhandene Aus und auch Tails benahm sich nicht irgendwie seltsam. Wie gesagt: Patch sei Dank.

Ein weiterer Punkt ist der Soundtrack, der stellenweise auch geremixt durch die Lautsprecher tönt. Es ist Sonic in alter Manier und macht einfach unglaublich Laune, hier zuzuhören. Kenner der Sonic-Reihe wissen, dass es in Sonic the Hedgehog 3 diverse Copyright-Probleme mit dem Soundtrack gibt. Denn einige wenige Tracks entstanden in den 1990er Jahren in Zusammenarbeit mit Michael Jackson bzw. dessen Komponisten Brad Buxer. Die Hintergründe der Verträge sind unbekannt. Dies führte bereits ab den 90er Jahren dazu, dass Collections auf diese Musikstücke verzichten mussten – darunter jene für PC. Später waren sie original wieder vertreten, dann fehlte Sonic 3 hier und da auf den Collections wieder gänzlich – darunter auch auf dem Mega Drive Mini. In Sonic Origins ist Teil 3 wieder da, allerdings ohne die original veröffentlichte Musik in Kooperation mit dem King of Pop und seinem Team. Bevor diese Kooperation damals entstand, arbeitete SEGA übrigens an Tracks, die dann in Zeiten wie diesen Anwendung finden. Oder gar nochmal extra aufbereitet werden. Auch das kostet Zeit und Geld. Wer ist dafür verantwortlich? Die SEGA-Größe Jun Senoue, ein japanischer Komponist, der schon seit vielen Jahren für SEGA und diverse Sonic Musikstücke verantwortlich ist. Schon für das originale Sonic 3 komponierte er Soundtracks für die besagten Stages: IceCap, Launch Base und Carnival Night. Warum also kein Remix für Sonic Origins? Dass die alten Musikstücke generell wohl niemals dem original veröffentlichten Titel gerecht werden können, weiß SEGA vermutlich selbst. Aber sie wollen Sonic 3 in der Collection haben und uns Spielern nicht vorenthalten. Es ist sehr zu begrüßen, dass SEGA sich diese Arbeit macht, um ein Sonic 3 eben doch zu veröffentlichen, damit es viele neue Fans kennenlernen und spielen dürfen. (Kostet vermutlich weniger als sich die Lizenzen zu besorgen, wenn dies überhaupt möglich ist.) Dafür gehört SEGA meines Erachtens nicht kritisiert. Denn die Alternative wäre: das Spiel weglassen. Dafür mögen vielleicht hartgesottene Fans sein. Aber Neulinge, die das Spiel auch einmal erleben möchten (ohne das Original zu kaufen), dürften auf diese strikte Meinung der Fans, die damit in den 90er Jahren aufgewachsen sind, pfeifen. Nachvollziehbar!

Das Spiel speichert automatisch, sodass ihr in der Stage wieder einsteigt, die ihr zuletzt begonnen hattet. Einige Fans fordern Neuheiten beim Speichern, wie an jeder Stelle im Spiel, an der ihr aufgehört habt. Das halte ich für Blödsinn, immerhin gibt es Zwischenspeicher beim Durchlaufen der Laternen. Das sollte wohl genügen! Irgendwo sollte der Charme beim Schwierigkeitsgrad doch auch beibehalten werden, zumal der Jubiläumsmodus ohnehin schon unendlich Leben verspricht. Ja, Sonic Origins ist durchaus solide bearbeitet. Inwiefern Headcannon nach Release weiterhin an Sonic 3 beteiligt ist, ist derzeit nicht kommuniziert aber SEGA arbeitet an Umsetzungen, um Fehler zu beheben und einige Wünsche zu realisieren. Was noch immer Bestand hat, ist bspw. die extrem laute Musik der Animationen in Sonic CD im Vergleich zum eigentlichen Spiel. Dass die Special Stages aus Sonic 3 beim schneller werden nicht auch die Geschwindigkeit des Soundtracks erhöhen, erachte ich nicht wirklichen Fehler. Ja, früher war es anders aber auch dies ist ein typischer Fall von „sich als Fan bis ins letzte Detail tot streiten“. 

Schwieriger wird es vermutlich bei ganz anderen Dingen: Denn die ursprünglichen Xbox 360-Downloads der Klassiker Sonic 1, 2, 3 sowie Sonic & Knuckles gab es zuvor auch einzeln zum Kauf. Mit dem Release von Sonic Origins entschied sich SEGA, all diese Spiele nicht mehr zum Neukauf anzubieten. Dies schließt Sonic CD ein. Das kann man durchaus kritisieren, denn nicht jeder will sich vielleicht alle Spiele nochmal zulegen, wenn man vielleicht schon drei davon besitzt. Natürlich bietet Sonic Origins dank Jubiläumsmodus, Extra etc. noch weitaus mehr aber diese Entscheidung sollte man doch den Spielern überlassen? Ja, diese Entscheidung ist unglücklich und liegt sicher auch an der Backward-Kompatibilität heutzutage begründet. Wir befinden uns in der Xbox Series X/S und PS5-Generation. Die Downloads stammen aus der Xbox 360/PS3-Zeit. Bleibt plattformübergreifend auch in Zukunft alles bestehen – was früher sicher so nicht üblich oder angedacht war – bräuchte SEGA kurz gesagt gar keine neuen Collections mehr veröffentlichen. Würde man es also von diesem Standpunkt aus sehen, wäre ein Sonic Origins im Grunde völlig überflüssig. Damit bekämen wir natürlich auch keine Sonic Spiele in der Retro Engine neu entwickelt für Konsole und alles bliebe exklusiv auf mobilen Geräten. Da so ziemlich alle Konsolen über die Sonic-Klassiker verfügen, ist dies natürlich ein zweischneidiges Schwert: wie häufig soll denn das gleiche Spiel online angeboten werden dank der plattformübergreifenden Strategie der Konsolenhersteller? Irgendwie ist SEGAs Entscheidung auch nachvollziehbar. Auch SEGA muss als Aktienunternehmen – wie jeder andere Hersteller auch – Geld verdienen.

Da sind wir aber beim nächsten Punkt: rund 40€ sind für Sonic Origins einfach zuuuuu viel Geld. Die eigenartige Add On Politik gibt dem Ganzen einen ziemlich unbefriedigenden Touch noch oben drauf. Aber diese Zusätze müssen die Spieler immerhin nicht kaufen. Sie sind auch unnötig und hätten direkt im Angebot enthalten sein müssen.

Einkaufen geht man lieber im Museum!

Im Museum könnt ihr euch allerlei Extras an Videos ansehen, Musik anhören oder weitere Medien freispielen. Dafür gebt ihr eure im Spiel gewonnenen Coins aus für Videos, Screenshots und Soundtracks. Für jeweils fünf Coins könnt ihr ein Extra erspielen – dazu zählen auch die animierten Sonic Mania Adventures Episoden 1-6 oder die Sonic 30th Anniversary Symphonien in einer Kurzversion. Alles Videos können in Vollbild geschaltet und genossen werden. Dies ist schon ein echt nettes Gimmick. Schade ist natürlich, dass die Extras keine weiteren interessanten Inhalte bereithalten, wie bspw. alte und neue Interviews, verschiedene Making-of Videos bis damalige Werbespots der Retro-Reihe. Oder weitere freispielbare Games. Oder andere Sonic-Versionen z.B. vom Master System oder Game Gear. Da boten ältere Collections mitunter mehr.

Diese haben aber auch um die 20 Jahre auf dem Buckel, das darf man nicht vergessen. Die Rede ist vor allem von der Sonic Mega Collection für den GameCube. Hier bot SEGA sehr viel Inhalt, natürlich noch nicht in der aktuellen technischen Aufbereitung und 16:9 Widescreen. Zudem hat heute wer noch einen GameCube vor dem TV stehen? An wen richtet sich denn Sonic Origins? Vor allem an neue Spieler und Spielerinnen, die eben solche Collections von vor 20 Jahren noch nicht im Schrank haben und samt der Generation GameCube. Und dieser gehörte zur 128-Bit Ära samt SEGAs hauseigener Konsole Dreamcast. Damalige 20-jährige Fans sind heute … tada … 20 Jahre älter. Die neuen Teenager sollen heute angesprochen werden, nämlich auf ihrem heutigen System. Dabei holt SEGA heute nicht mehr allerlei weitere Games aus der Kiste, sondern konzentriert sich eben auf jene vier Mega Drive Titel und auf das Mega-CD Spiel. Natürlich wäre es super, wenn SEGA so etwas wie ein Knuckles‘ Chaotix des 32X-Systems der Mega Drive Ära nachschieben würde sowie etwaige andere Titel. DAS wäre mal ein gelungenes Update. Gerne bezahlbar durch sehr viele Münzen im Museum und ebenso aufpoliert mittels der Retro Engine.

Das zeigt natürlich auch, dass im Museum etwas Liebe zum Detail fehlt. Hier gibt es zwar jede Menge aufzudecken durch Münzen. Aber eine Galerie ist zunächst einmal irgendwie nur halb interessant. Die Musikstücke sind in der Regel längst bekannt. Da es sich um die Klassiker handelt, kann von Nachfolgern wie Sonic Adventure und Co. natürlich keine Rede sein, aber hätte man nicht auch die darin vorkommende Green Hill Zone nochmal als Gimmick integrieren können? Es fehlt das i-Tüpfelchen, um gerne ins Museum zu schauen. Das sind auch Sprach-Ensembles der Charaktere wie einst in Sonic Adventure 2. Hier könnten die Charaktere selbst sprechen und Dinge vorstellen oder gar sich selbst. Die Liebe zum Detail lässt hier ein bisschen was vermissen. Dazu wäre etwas mehr Kreativität gefordert. Doch sind wir ehrlich: SEGA könnte via Updates theoretisch noch viel nachschieben und Sonic Origins dann in bestmöglicher Form auch physisch veröffentlichen. Das ist immer schicker als ein reiner Download. Denn wer weiß, ob nicht auch Sonic Origins irgendwann in vielen Jahren mit einer wieder neuen Sonic Collection aus dem Store entfernt wird. Dann wäre eine physische Edition mit vielerlei aufpolierten Sonic Titeln in der Retro-Engine doch was richtig Feines.

Dazu sollte SEGA aber ab jetzt – ganz ähnlich wie im mobilen Bereich, aus denen die aufpolierten Spiele immerhin kommen – immer wieder Updates nachreichen: neue Charaktere, Spiele, Missionen und Extras. Kostenlos. Dann würde sogar der Preis von 40€ wieder Sinn ergeben.

Ein Jahr nach Sonic Origins: SEGA veröffentlicht zum 32. Geburtstag des Igels ein „Plus Content Pack“, um das Spiel zu „Sonic Origins Plus“ zu erweitern. Für 10,99€ steht dieses Add On im Xbox Store bereit. Die große Ankündigung dahinter hebt drei Aspekte hervor: 12 Game Gear Spiele werden hinzugefügt, Amy ist nun ein spielbarer Charakter und Knuckles darf auch endlich in Sonic CD unterstützen. Doch was bringt das Upgrade darüber hinaus und verbessert es das Spielerlebnis der neuen Collection?

Diese Frage kann man gleich zu Beginn mit ja und mit nein beantworten. Der Gründe sind sehr vielschichtig. Zunächst sei gesagt, dass dieses kleine Content-Paket lediglich 49,64 MB groß ist. Damit kann man bereits erahnen, hier wird durch das Add On nicht allzu viel integriert, sondern vielmehr freigeschaltet. Denn Sonic Origins selbst bekam zuletzt ein weiteres Update auf die bis hierher neueste Version 2.0.0.0. Damit schließt das Content Paket offensichtlich nur noch die wichtigsten Türen auf: Amy ist damit in allen vier anwählbaren Titeln im Jubiläumsmodus verfügbar. Dies nur dann, wenn ihr ein neues Spiel beginnt, statt das bestehende Spiel weiterzuführen. Auch könnt ihr nun mit ihr auch im Team umherlaufen – gemeinsam mit Tails bspw. in Sonic the Hedgehog 2. Ihre Spezialität ist ihr Pico-Hammer, den sie natürlich auch hier einsetzt. Dies ist ein Rundumschlag während der normalen Sprungattacke. Cool ist, wenn die Taste dabei gedrückt gehalten wird: Amy schwingt dann ihren Hammer und stürmt am Boden nach vorn. Damit kann man richtig gut Gegner bezwingen oder gleich mehrere TVs auf einmal zerstören. Von dieser Attacke abgesehen, merkt man beim Spielen mit Amy – was durchaus Spaß macht – aber schon, dass das Sonic Team hier die bereits verfügbaren Sprites gut ausnutzte. Amy spielt sich ansonsten durchweg wie Sonic, der in Sonic the Hedgehog 3 beim Sprung seine Extra-Spin-Attacke nutzte: optisch eine Art Blitz mit einer größeren Reichweite. Fans der älteren Spiele erinnern sich bestimmt. Die Reichweite erhöht sich damit und Attacken werden einfacher, da sich die Treffsicherheit erhöht. Natürlich werden die Namen im Spiel ersetzt, damit nicht mehr „Sonic has passed“ am Ende einer Area steht, sondern „Amy has passed“ und selbst ein durchlaufenes Ziel nun Amy als Bild zeigt. Das sind diese Kleinigkeiten, die beispielsweise mit dem Update von Sonic Origins bereits integriert wurden.

Dass Knuckles nicht in Sonic CD spielbar war, verärgerte einige Spieler vor einem Jahr durchaus. Immerhin wurde er groß als spielbarer Charakter angekündigt – und fehlte dann speziell in diesem Titel. Auch fügte SEGA ihn nicht via Update zwischenzeitlich hinzu. Nein, darauf warteten Spieler nun ein volles Jahr und bekommen den Echidna erst mit dem kostenpflichtigen Plus-Content. Was aber ändert SEGA sonst hinsichtlich des Updates? SEGA veränderte Sonic CD ein wenig, um ein paar neue Wege zu integrieren, die vor allem Knuckles zugutekommen. Hier muss man schon großer Fan sein und die Stages sehr genau im Original kennen. Ob diese Änderungen im rund 50 MB Update stecken? Wohl eher im allgemeinen Update. Klar ist, direkte Veränderungen an der Collection oder in der Auswahl der Titel gibt es nicht. Hier bleibt in der Tat alles bestehen: die vier anwählbaren Spiele, die beiden Modi Klassik und Jubiläum, das Zwischenspeichern. Den Charakter kann man als Spieler nicht zwischen den Stages eines Titels wechseln. Das wäre super gewesen. Die bereits integrierten animierten Videos bekamen kein Update mit dem Plus Add On. Diese spielen weiterhin den original Clip ab, bei dem nur Sonic, Tails und Knuckles zu Beginn aus dem Logo springen, das am Ende auch kein „Plus“ aufzeigt. Eine neue Version wurde auch nicht erstellt. Das Plus-Logo gibt es dann nur im Hauptmenü. Man kann also durchaus argumentieren, dass hier nicht mit zu viel Liebe gearbeitet wurde, um der Collection insgesamt einen frischeren Anstrich zu verpassen. Bedenkt man, dass Amy im Grunde recht einfach integriert wurde – dafür braucht man nun wirklich kein Jahr, darf man sich als Spieler und Fan zudem fragen: Wieso gibt es nicht noch weitere Charaktere? Wie wäre es mit Shadow the Hedgehog gewesen, der dann eben mehr durch die Welten gleitet aber sonst eben genau wie Sonic agiert? Oder Rouge als Ebenbild von Knuckles? Es wäre so einfach gewesen. Schön ist natürlich, dass man bei Amy auch an die Superform dachte. Habt ihr alle Emeralds, kann auch sie über denen Kräfte verfügen.

Tatsächlich ist die große Neuerung die Integration weiterer Spiele. Es handelt sich dabei um insgesamt 12 Game Gear Titel, dessen Liste im Menü „Mission“ abrufbar ist. Innerhalb der Auswahlliste gibt es eine kleine Beschreibung der Titel. Die Game Gear Titel wurden übrigens auch in der allgemeinen Anleitung integriert. Habt ihr euch für ein Spiel entschieden, könnt ihr eine kurze Spielanleitung aufrufen oder eben sofort ins gewählte Spiel springen. Die Titel öffnen sich allesamt im klassischen Modus mit Balken rechts und links. Einen Jubiläumsmodus führte SEGA für diese Spiele nicht ein. Das mag einerseits enttäuschend sein. Vergessen darf man dabei aber nicht, dass die vorhandenen Titel der Collection teilweise schon Jahre vorher mittels Retro Engine durch Christian Whitehead und Headcannon neu entwickelt wurden. Ganze 12 Titel für das Add On neu zu entwickeln, wäre innerhalb eines Jahres für das Sonic Team vermutlich schwer möglich gewesen – aber auch unmöglich? Mir stellt sich die Frage, wieso SEGA und das Sonic Team beide Entwickler nicht wieder an Board holten und innerhalb dieser Zeit in Teamarbeit diese Titel neu auflegten? Die Auswahl an Game Gear Spielen ist natürlich dennoch eine super Dreingabe für Fans. Es warten durchweg interessante Nischen-Titel, darunter Tails' Adventure, Sonic Triple Trouble oder Sonic Drift.


Dr. Robotnik’s Mean Bean Machine
Sonic Blast
Sonic Chaos
Sonic Drift
Sonic Drift Racing
Sonic Labyrinth
Sonic Spinball
Sonic the Hedgehog
Sonic the Hedgehog 2
Sonic Triple Trouble
Tails Adventure
Tails’ Skypatrol

Es ist aufregend, diese Klassiker spielen zu können, von denen einige doppelt anwählbar sind – rein für den 2-Player Modus. Die Handheld-Spiele von einst mag man normalerweise glatt auch heute auf einem Handheld spielen – rein der Nostalgie wegen. Doch dies ist heutzutage nicht unbedingt einfach. Wer die Spiele nicht bereits bspw. auf dem Nintendo 3DS kaufte, geht nach dem Abschalten des eShops für das System im März 2023 nun leer aus. Denn auch da bot SEGA viele der Sonic-Klassiker digital an. Im Umkehrschluss können sich Fans also freuen: SEGA macht die Spiele damit innerhalb der Collection (wieder) verfügbar. Diese Spielesammlung ist insofern der große Pluspunkt dieses Add Ons. Wirklich gut präsentiert werden diese hinsichtlich der Aufmachung aber nicht. Sie landen eben nur als Menüpunkt irgendwo da, wo noch Platz war. Man hätte ebenso das Inselmenü erweitern können: eine Game Gear Insel wäre toll gewesen. Die Präsentation ist manchmal eben wichtig und daran scheitern die Entwickler – mal wieder.

Nicht sonderlich positiv fällt zudem auf, dass die Spiele auch nur emuliert abgespielt werden: krächzender Sound und mit einer Perfomance wie damals auf dem kleinen 8-Bit System. Kann man das noch als Nostalgie pur bezeichnen? Neben einem Jubiläumsmodus definitiv. Aber den gibt es hier nicht. So ist es eher wenig zeitgemäß. In diese Titel wurde quasi keine Arbeit investiert. Es gibt keine Erweiterung innerhalb neuer Missionen für die Game Gear Titel, keine neuen Erfolge, keine etwaige Story-Verbindungen zwischen den neuen Spielen oder neue Animationsvideos. Es gibt generell keine echte Verbindung zum Rest der Sonic Origins Collection, um diese wirklich rund zu machen. Insofern wirken die Game Gear Spiele an dieser Stelle eher wie ein schmückendes Beiwerk innerhalb von Sonic Origins. Bleiben wir bei dem Menüpunkt der neuen Games, den ich mir als neue Insel vorgestellt hätte: Wo bleibt die Master System Insel? Einige der Game Gear Spiele waren damals auch auf dem Master System verfügbar und hatten teilweise eine bessere Performance. Sonic Spinball gab es sogar auf dem Mega Drive. Doch die Collection greift eben auf die schwächste Version auf dem Game Gear zurück. Ähnliches gilt für Dr. Robotnik’s Mean Bean Machine. Ganz klar wünscht man sich dann umso mehr eine Jubiläumsversion der 16-Bit Versionen. Genau dies hinterlässt einen leicht bitteren Nachgeschmack. SEGA hätte mit dem Plus-Update so viel mehr machen können. Immerhin fügte SEGA die einstigen kostenpflichtigen Add Ons (Premium Fun Pack und das Classic-Musik Pack) nun kostenlos hinzu: Diese beiden Pakete sind beim Kauf des 10,99€ teuren und sogenannten Plus-Content Packs aus dem Xbox Store heraus mit dabei. Der Gesamtdownload ist insgesamt rund 242 MB groß. Somit gibt es zu Preis von 10,99€ eigentlich sogar drei Add Ons. Wer das Premium Fun Pack sowie das Classic Music Pack im Vorfeld schon kaufte, bekommt es jetzt quasi nochmal serviert. (Der Download-Key in der physischen Sonic Origins Plus Edition übrigens lädt dagegen nur das reine Plus Pack herunter; ohne diese anderen Add Ons. Denn diese befinden sich mit auf dem Datenträger und werden mit der Installation des Spiels hinzugefügt – aber von der digitalen Version nicht erkannt.) In diesem einen Jahr hätte man beispielsweise auch ein Sonic 3D: Flickies‘ Island mittels Retro-Engine neu auflegen können, dessen Musikstücke bereits im Museum sind. Ähnlich wie bei Knuckles‘ Chaotix. Man stelle sich vor, SEGA hätte wie damals auf der Sonic Mega Collection Plus auch weitere Titel des Sega Technical Institutes – damaliger Entwickler vieler Sonic Spiele – hinzugefügt: Flicky, Ristar oder Comix Zone? Wieso nicht die Saturn Hits Sonic R oder gar Burning Rangers des Sonic Teams integrieren? Diese Titel wären als freispielbare Extras durch bestimmte zu meisternde Aufgaben innerhalb der anwählbaren Sonic-Titel eine ganz feine Sache gewesen. Oder andersrum: diese hätten als Menüpunkt herhalten können, wo eben noch Platz war.

Zusätzliche Erfolge oder neue Aufgaben gibt es auch mit Amy nicht. Tatsächlich fügten die Entwickler lediglich ein Geburtstagsbild als Überraschung ein, das Spieler durch verschiedene Aufgaben aufdecken können: mit Amy einen Boss-Gegner besiegen, den Pico-Hammer einsetzen oder mit Knuckles in Sonic CD gleiten. Es ist absolut nichts Besonderes, sondern eher eine nette und kleine Idee und Dreingabe nebenbei. Das fordert den Spieler nicht und ist auch kein Geld wert, Schöner wären neue Aufgaben, Missionen und erweiterte Gamerscore-Punkte gewesen. Was SEGA uns für 10,99€ verkauft, konnte das Sonic Team vermutlich ganz entspannt innerhalb eines Monats erstellen.

Schaut man nüchtern über das Plus-Content-Pack, gibt uns SEGA zunächst Knuckles in Sonic CD (inkl. kleiner Levelanpassungen) sowie Amy als einzig neuen spielbaren Charakter – beides wäre ebenso als kostenloses Update möglich gewesen. Darüber hinaus 12 Game Gear Spiele, die man unbedingt in der Sammlung haben sollte – wenngleich sie eigentlich nur schlecht emuliert reingeworfen wurden. Insofern wirkt das Plus-Pack irgendwie ziemlich farblos. Eine echte Geburtstagsüberraschung sieht anders aus. Kaufen kann und sollte man dieses Add On aber dennoch, was vor allem an den Game Gear Titeln liegt. Die sind für Sonic Fans doch irgendwie ein Muss.

Fans lieben ihren blauen Igel und kritisieren daher alles, was ihnen nicht gefällt, nämlich jedes kleinste Detail. Dieses Schicksal trifft auch Sonic Origins, das vom Sonic Team zusammengestellt wurde – zur Feier von Sonics 31. Geburtstag am 23. Juni 2022.

Soweit so gut. Die Prämiere findet aber auch bei den insgesamt vier anwählbaren Titeln der Mega Drive Ära statt: Sonic 1-3 inklusive Sonic & Knuckles sowie Sonic CD wurden in der Retro Engine neu erstellt und rasen damit erstmals in dieser neuen Form auch auf Konsole. Sonic 3 & Knuckles wurde dabei extra für Sonic Origins neu konzipiert. Unterstützt wurde das Sonic Team dabei von Headcannon (Sonic Mania). Genug Zeit war dafür offensichtlich nicht, weswegen sich auch kleinere Fehler ins Spiel schlichen, die SEGA im Nachgang mittels Patch ausmerzte. Das heißt natürlich, dass das Spielerlebnis damit unlängst verbessert wurde. Insgesamt schafft die Retro Engine ein bezauberndes Erlebnis, da jedes Spiel auch grafische Feinheiten schuf. Spieler können sich zwischen dem Jubiläumsmodus im 16:9 Widescreen samt unendlich Leben oder dem Retro-Modus im 4:3 Format mit altbewährten Versuchen (inkl. Game Over bei null Leben) erfreuen. Münzen werden im Jubiläumsmodus und im neuen Missionsmodus erspielt, für die das Museum leer gekauft werden kann. Hier wünschte ich mir mehr Inhalte und auch weitere freispielbare Sonic Titel. Die gibt es leider nicht. (Oder noch nicht?) Ebenso wenig wie diverse Filter, was von Fans oft angeprangert wird, die aber sicherlich auch nicht lebensnotwendig sind. Auch den Michael Jackson Sound gibt es in Sonic 3 & Knuckles dank Copyright mit dem inzwischen verstorben Künstler bzw. dessen Komponisten Brad Buxer nicht. Wir bekommen dennoch Sonic 3 auf die Collection, das zuletzt oft einfach fehlte – darunter als Teil des Mega Drive Mini. Alte Tracks vom bekannten Sonic-Komponisten Jun Senoue im extra aufbereiteten Remix sind mit dabei. Vielen Fans da draußen passt das nicht auf die Hutschnur. Ich finde das besser, als auf den Titel zu verzichten. Das Problem kennen SEGA-Fans ohnehin aus der Vergangenheit: siehe Crazy Taxi für PSP oder mobile Geräte mit seinen ‚The Offspring‘ Soundtracks, da Lizenzen nicht (mehr) vorhanden oder zu teuer waren. Dann ist das eben so. Damit wird ein Spiel nicht schlechter. Punkt.

Fakt ist: Die Technik, darunter Probleme mit Abstürzen, beim Speichern, mit der Tails-KI oder fehlerhafte Benennungen im Museum wurden nachträglich mit einem Patch behoben. Und manche Fans streiten sich am Ende zu Tode, warum die Banane krumm ist. Da geht es nur noch um allerlei Kontroversen im Hintergrund, während das Spiel hinten an steht. Mir hat Sonic Origins wahnsinnig gut gefallen, weil ich damit die alten Klassiker seit Ewigkeiten mal wieder spielte, neu erlebte und sie mir ein großes Lächeln auf die Lippen zauberten. Der Titel ist vor allem für Neulinge, die auf ihrem neuen System der neuen Konsolenära einmal die alten Titel erleben möchte. Diesen Charme bietet Sonic Origins. Es ist eine gute kleine Spielesammlung. Und wer weiß, vielleicht verbessert SEGA hier und da noch weitere Dinge, bringt Updates, weitere Charaktere und mehr, um es zu perfektionieren. Bis dahin bleibt Sonic Origins durchaus ein empfehlenswerter Download – wenn der Preis nicht so hoch wäre. 40 Euro sind nämlich definitiv zu viel, wenn nicht in Zukunft weiterhin kostenlose Updates mit weiteren Inhalten folgen. Für 20 Euro (bis allerhöchstens und allen Augen zudrücken 25 Euro) kann man nicht viel falsch machen.

Macht das Plus-Update die Collection besser? Durchaus bekommt man ein gewisses Mehr. Einige der damaligen Game Gear Titel spielen zu können, ist durchaus klasse. Die Aufwertung hält sich aber insgesamt doch sehr in Grenzen, zumal die 12 neuen Spiele eher lieblos hinein-emuliert wurden. Dazu gibt es diese Titel leider auch innerhalb der physisch veröffentlichten Sonic Origins Plus Collection am 23.06.2023 nur digital. Das ist seltsam. Denn auf der Blu-Ray befindet sich trotz des Sonic Origins Plus Logos auf der Disc nur die aktuellste Version von Sonic Origins. Dort sind dann auch die beiden einst kostenpflichtigen Add Ons „Premium Fun“ uns „Classic Music“ dabei. Doch den reinen Plus-Content müssen sich Spieler mittels des beigelegten Codes herunterladen. Kauft man sich die physische Collection gebraucht, kann es also passieren, dass man trotz eines Sonic Origin Plus Spiels nochmals 10,99€ für den Plus-Content investieren muss – also alle drei Add Ons in einem Paket. Die digitale Version von Sonic Origins erkennt dabei übrigens nicht die Installationen vom Datenträger, vermutlich um diese nicht unter Freunden zu teilen. Spätestens hier macht der Key für die Game Gear Spiele + Amy erst recht keinen Sinn mehr. Denn diese rund 50 MB hätte man also auch auf Blu-Ray packen können. Die Spiele mittels Retro-Engine auf Datenträger zu besitzen, ist natürlich was Feines. Wer rein digital spielt und spielen möchte, muss die 10,99€ so oder so ausgeben, weil man sonst nicht das aktuell volle Paket besitzt, das SEGA auch als „Digital Deluxe Edition“ bezeichnet. Das hört sich nicht wirklich nach dem besten Geburtstagsgeschenk an. An der Bewertung ändert sich dadurch verständlicherweise nichts – die 80 Ringe aus dem letzten Jahr bleiben.


Flitzt mit einem 90er Retro-Lächeln durch zahlreiche Stages:
Ronny Wecke