Mega Drive -- Sonic the Hedgehog 2

SEGA feierte 1991 einen Riesenerfolg mit dem neuen Maskottchen Sonic the Hedgehog auf dem Mega Drive. Ein Jahr später sollte der blaue Igel zurückkehren und sein zweites Debüt auf der 16-Bit Konsole feiern. Doch konnte das Sonic Team den ersten Teil noch toppen? Um den flinken Helden nicht zur Schnecke zu machen, dachte man sich daher eine ganze Reihe an Neuerungen aus, damit der neueste Teil mindestens genauso erfolgreich gedaddelt werden würde, wie sein Vorgänger. Das Ergebnis ist Sonic the Hedgehog 2.
Nachdem das SEGA-Logo eingeblendet wurde, bemerkt jeder Sonic Fan auch sofort eine wichtige Neuheit. Da taucht noch ein zweiter Charakter im Titelbildschirm auf. Sonic hat einen kleinen knuddeligen Freund und Helfer mitgebracht. Tails ist ein zweischwänziger Fuchs, der seinem großen Vorbild auf Schritt und Tritt folgt. Dass das bei unserem blitzschnellen Igel nicht immer ganz einfach ist, ist klar. So wirbelt er seine beiden Schwänze einfach wie ein Propeller durch die Lüfte und fliegt Sonic hinterher, ganz schön klug der Kleine. Gesteuert wird Tails in erster Linie durch den CPU. Dabei rennt euch der orange-rote Fuchs zielgenau hinterher. Gegner erledigt er dabei eher zufällig. Mit anderen Worten: Vom CPU -Tails solltet ihr keine große Hilfe erwarten. Allerdings ist er an so mancher Stelle recht hilfreich, wenn es darum geht, einen gegnerischen Schuss abzufangen oder doch den einen oder anderen Glückstreffer zu landen oder zusätzliche Ringe einzusammeln. Solltet ihr einen zweiten Mitspieler zur Hand haben, kann dieser Tails per zweiten Controller steuern und Sonic helfen, abermals gegen Dr. Robotnik anzutreten.

Hilfe könnte jeder Spieler auch hin und wieder gebrauchen, denn schon das erste Level beginnt mit voller Action und dem typischem Sonic Jump 'n Run Stil. Loopings, Bumber, extra Gänge in den Wänden und vieles mehr verlangt euch noch mehr ab, als im ersten Teil. Eines hat sich aber grundlegend verändert. Gab es im Teil 1 noch jeweils drei Ebenen ein jeder Stage, sind die Welten nun vollkommen anders angeordnet. Zum einen besteht jede Stage nur noch aus zwei Ebenen, wobei das Ende der ersten auch sogleich der Beginn der nächsten ist. Zum Schluss wartet wie immer Dr. Robotnik höchstpersönlich mit sämtlichen Gemeinheiten auf Sonic und Tails. SEGA hat sich bei diesen zahlreichen fiesen neuen Hilfsmitteln des Wissenschaftlers so Einiges ausgedacht. Zwar verlangte der Vorgänger dem Spieler schon so Manches ab, die Gerätschaften sahen im Vergleich mit dem, was Dr. Robotnik nun zu bieten hat, aber relativ gleich aus. Umso erfreulicher ist es, dass die Entwickler ihre ganze Fantasie in die elf verschiedenen Welten und Nebenstages gesteckt haben. Die Maschinen sind noch stärker, besser und größer, als jemals zuvor. Sogar die Umgebung wird noch weiter mit einbezogen.So steigen beispielsweise Pfähle auf, aus denen Pfeile auf Sonic geworfen werden. Um seinen Widersacher zu besiegen, müssen Sonic und Tails aber beispielsweise genau diese Pfähle auch zu ihrem eigenem Vorteil nutzen...
In den vielen neuen und kunterbunten Levels fährt das Helden-Duo nicht nur auf Seilbahnen Abhänge hinab oder schraubt sich im wahrsten Sinne des Wortes an Muttern hin und her, sondern entrinnt auch Erdbeben und Lavaströmen. Die zahlreichen neuen Gegner halten Sonic und Tails so richtig in Atem. Kokosnus werfende Äffchen, durch Wände brechende oder Hörner schießende Gegner, Insekten mit riesigen Krallen oder Krebse mit gepanzerter Riesenschlagfaust sind nur ein paar Gegner, auf die Tails und sein Vorbild Sonic im Laufe ihres Abenteuers treffen. Doch auch eine neue Angriffsart soll dabei helfen, neue Situationen zu meistern. Wird das Steuerkreuz nach unten gedrückt, ducken sich beide Helden. Wird nun zusätzlich eine der drei Buttons des Mega Drive Controllers gedrückt, kugeln sie sich ein und setzen zu einem Schnellangriff in die vorher geblickte Richtung an. Natürlich ist dies nicht nur als eine Angriffsmöglichkeit zu sehen, sondern gibt dem Duo auch genügend Schwung, um Hügel hinauf zu preschen oder nach einer Abbremsung, beispielsweise vor einem Looping, wieder auf Touren zu kommen.

Was sich im zweiten Teil des wohl beliebtesten Videospiels nicht verändert hat, sind die goldenen Ringe und deren Bedeutung für Sonic. Nach wie vor werden diese im Laufe des Levels eingesammelt. Solange Sonic wenigstens einen der unzähligen im Level verstreuten Ringe bei sich trägt, ist er vor der gegnerischen Roboter-Horde geschützt. Wird er jedoch getroffen, verliert er sie. Nur kurz fliegen die Ringe noch auf dem Bildschirm umher: Die Chance, wenigstens noch ein paar zu haschen. Denn wird Sonic ohne Ring vom Gegner erwischt, verliert er ein Leben. Und sind alle Versuche verspielt, heißt es "Game Over". Ringe findet ihr aber nicht nur überall umher schweben, sondern auch in den vom Vorgänger bekannten Fernsehern. Wird ein solcher durch Sonic's Sprungattacke, die auf allen Buttons eingesetzt wird, zerstört, gibt es beispielsweise zehn Ringe. Aber auch andere bekannte Items stehen wieder zur Verfügung: Die schnellen Schuhe lassen Sonic noch schneller sausen, während die Schutzhülle vor einer gegnerischen Attacke schützt. Der Stern-TV verleiht Sonic abermals Unverwundbarkeit.
In all den kunterbunten Stages gibt es erneut diese Art Laternen, bei dessen Berührung Sonic respawnt wird, sollte er einen Versuch verlieren. Nun erhält sie noch eine weitere Funktion. War im Vorgänger noch ein großer goldener Ring am Ende der Level zu finden, wird der Zutritt zu den Bonusstages nun durch die Laternen gewährt. Wie schon beim großen goldenem Ring, benötigt ihr dazu nach wie vor mindestens 50 Ringe beim Berühren. Ein Sternenkranz öffnet sich für ein paar Sekunden. Springen Sonic und Tails hinein, erhaltet ihr die Chance auf einen der sieben Chaos Emeralds. Das bekannte drehbare Labyrinth Feld wurde abgeschafft, die neuen Bonusstages sind in Form eines Halb-Tunnelsystems gehalten. Sonic's und Tails' Aufgabe besteht darin, die zuvor angezeigte Anzahl an Ringen im Tunnelsystem zu sammeln. Bei beiden Charakteren werden die Ringe seperat gezählt. Die Summe beider Beträge macht die Gesamt-Anzahl aus, welche ausschlaggebend für den Gewinn des Emeralds ist. Die Bonusstages sind in drei Teile gegliedert, jeder Teil fordert eine höhere Anzahl an Ringen, um ins nächste Abteil vorzudringen. Es gilt, geschickt durch die Kurven zu manövrieren, so viele Ringe wie möglich zu ergattern und sich nicht von den tückischen Fallen erwischen zu lassen. Das mag im ersten Augenblick ziemlich einfach klingen, jedoch fehlen manchmal beispielsweise nur ein paar Ringe, die Tails in der letzten Kurve verloren hat. Die Bonusstages sind zwar nicht immer super einfach, jedoch machbar. Wer dennoch Probleme bei der Emerald Jagd haben sollte, bekommt in Sonic the Hedgehog 2 nicht nur eine weitere Chance, um sich die begehrten Smaragde doch noch zu krallen. Die Laternen gibt es schließlich nicht nur einmal am Ende eines Levels, sondern mehrmals. Sehr gut, SEGA!

Wer es schafft, alle Chaos Emeralds zu ergattern, kann dessen Kraft nutzen und sich in Super Sonic verwandeln. Sobald ihr über 50 Ringe verfügt, verwandelt sich der blaue Igel beim Sprung in den goldenen und fast unschlagbaren Super Sonic. Während diese Verwandlung anhält, sinken die eingesammelten Ringe im Sekundentakt gen Null. Wer dann nicht zurückverwandelt werden möchte, sollte daher ständig goldene Ringe in der Tasche haben! Doch nicht nur der superschnelle Super Sonic begrüßt uns im neuesten Sonic Titel. Auch eine ganz neue Ebene wird von beiden Charakteren beschritten. Tails ist ein kleines Genie im Bereich der Technik. Und sein Flugzeug eignet sich hervorragend im Kampf gegen Dr. Robotnik. Ihr steht auf den Flugzeugträgern des Doppeldeckers und attackiert die zahlreichen fliegenden Gegner mit eurer Spin Attack. Noch mehr Spielspaß wird durch dieses wirklich gelungene neue Feature vermittelt! Sonic und Tails werden damit glatt zu Helden der Lüfte.
Dass das SEGA Studio Sonic Team Spielspaß mit guter Grafik und tollem Sound verbinden kann, zeigten sie uns Spielern bereits. Im Nachfolger von Sonic the Hedgehog beweisen sie dies noch einmal und machen Sonic 2 zu einem kleinen Meisterwerk. Obwohl der Soundtrack der Green Hill Zone einfach nicht aus den Köpfen der Menschheit zu kriegen ist, beweist auch der Nachfolger in aller Hinsicht, dass er sich ein Treppchen ganz weit oben verdient hat. Zu gut passen die vielen unterschiedlichen Soundtracks zu den Stages rund um Wasserebenen, Fabriken, Höhlen und der einfachen aber schönen Natur. Dazu gesellen sich Erdbeben oder das Fahren mit den Seilbahnen, die alle entsprechende Geräusche erzeugen. Die Soundtracks haben viel zu bieten: ruhig, spannend, wild oder rockig. Insbesondere in den letzten Ebenen verleiten sie euch immer wieder zum neuen Zocken. Wer von den Soundtracks nicht genug bekommt, hat die Möglichkeit, sich diese in den Optionen im Titelbild erneut anzuhören. In den Optionen ist allerdings noch ein Gimmick auswählbar: Denn wer möchte nicht auch gern einmal Hand an Tails anlegen? Hier könnt ihr das knuffige Füchslein direkt anwählen. Sonic taucht dann im Spiel nicht auf, gedaddelt wird mit Tails.

Nicht so toll geworden ist leider der Zweispieler-Versus-Modus, bei dem zwei Mitspieler gegeneinander in verschiedenen Stages antreten. Durch den Splitscreen wird die Sicht (auf den zu dieser Zeit kleinen Röhrenfernsehern) nochmals sehr verkleinert und stört den Spielabalauf drastisch. Es wirkt unsauber und der Spielspaß geht leider doch schneller den Bach herunter. Auf größeren Flachbildschirmen der heutigen Zeit kann man sich dagegen eher gegeneinander in einem Rennen vom Anfang bis Ende des Levels versuchen.

Herzlichen Glückwunsch SEGA. Mit Sonic the Hedgehog 2 zeigt ihr nicht nur, dass Sonic noch verbesserungsfähig, sondern auch der Hype rund um den blauen Igel noch lange nicht vorbei ist. Neue Level, neue Gegner und einen noch fieserer Dr. Robotnik zeigen, wozu nicht nur Bösewichte noch im Stande sind. Die riesigen Kampfroboter verlangen dem Spieler so Einiges ab, machen aber auch eine Menge Spaß. Ein besonderes Lob gibt es aber für den neuen spielbaren Charakter Tails. Die meisten Spieler werden den kleinen knuffigen Fuchs sofort ins Herz schließen. Besonders weil ein zweiter Mitspieler diesen steuern kann, kommt noch mehr Spielspaß auf. Der direkte Zweispieler-Versus-Modus im Splitscreen dagegen wirkt eher ziemlich unübersichtlich und hastig. Wer richtig spielen will, zockt lieber die Story im Einzelspieler-Mode und lässt sich bei Bedarf von Kumpel Tails unterstützen. So macht das Zusammenspiel Spaß! Damit wird Sonic the Hedgehog 2 zum Pflichtkauf für alle Jump 'n Run und Sonic Fanatiker.

Ronny Wecke