Mit jeder neuen Generation gibt es auch neue Spielefans, die sich über die alten Klassiker auf dem SEGA Mega Drive freuen dürften. Kein Wunder, dass SEGA nach der Ultimate Collection für PS3 und auch Xbox 360 auch für die Nachfolge-Konsolen eine neue Edition veröffentlicht. Wurde einst mit über 40 Spielen gelockt, heißt es nun „über 50 Classic Games“. Verantwortlich dafür zeigt sich Entwickler d3t, der auch Shenmue I&II in HD als Collection für die neuen Systeme umsetzte. Für Fans der alten Klassiker sind derartige Collections sicherlich immer ein Blick wert. Denn einige Spiele, die man zu 16-Bit Zeiten mochte, sind definitiv immer mit dabei.

Wer seine Disc ins Laufwerk der PS4 oder Xbox One einlegt, muss die Collection erst installieren: rund 1,5 GB. Danach startet ein neues Intro, das viele Charaktere der 16-Bit Ära zeigt. Sie alle laufen quasi einen Weg ab, den verschiedene Module kreuzen. Diese lösen sich in verschiedene Pixel auf, was dem Zeitalter der damaligen Spiele sicherlich gerecht wird. An damalige Intros – vor allem das auf PS2 und PSP zur SEGA Mega Dive Collection – kommt dieses zwar nicht ganz heran, aber dennoch hat es das gewisse Etwas, zumal das Intro allein noch kein Spiel ausmacht. Wunderschön gezeichnet ist nämlich der Heimbereich, in dem die Spiele überhaupt ausgewählt werden. Wir befinden uns in einem echten kleinen Zockerraum, ein Kinderzimmer samt Bett, Schreibtisch, einem kleinen TV-Board samt Röhrenfernseher drauf. An der Wand hängen Poster: natürlich von SEGA. Sonic the Hedgehog, Streets of Rage, Altered Beast, Golden Axe aber auch The Revenge of Shinobi. Sogar Comix Zone hängt an der Wand. Das sind die Erinnerungen von damals, Cover der Games oder auch der echten Poster. Ein Poster liegt sogar dem Spiel bei: nämlich jenes von Streets of Rage. Man kann also sein eigenes Zimmer auch heute noch damit bestücken. Ob sich dann in diesem auch ein blauer Sonic-Teppich befindet, eine große goldene Axt als Merchandise-Objekt oder eine waschechte SEGA-Uhr, sei mal dahingestellt. Das digitale Spielezimmer jedenfalls macht viel her. Unerwähnt darf das Regal nicht bleiben, das sich rechts im Zimmer und neben dem Bett befindet. Denn hier lagern alle Mega Drive Spiele, so wie es sich in einer echten SEGA-Sammlung gehört. Es wäre sogar noch Platz für neue Games. Generell spielen sich die Klassiker durchaus solide, zumal die Collection mit vielen Genres aufwartet. Jump ‘n Run, RPG, Puzzle, Beat ‘em Up, Action, Adventure, Shoot ‘em Up. Nicht dabei sind Genre wie Sport oder Racing. Eine Kooperation mit anderen Herstellern wäre insofern super gewesen, um auch Marken zu integrieren, die nicht zwingend zu SEGA gehören. Trotzdem bieten die mehr als 50 Spiele durchaus Spielspaß.

Die Spiele sind auch in der Tat das beinahe einzige Element, das in der neuen Mega Drive Classics tatsächlich wichtig ist und in den Bann zieht. Spiel aus dem Regal ausgesucht und bestätigt, fliegt das Modul auch direkt in den Mega Drive unter dem TV. Die originale Optik hat dies nicht, sondern ist immer in Kästchenoptik unterwegs – mit Aufschrift des Titels wohlgemerkt. Diese Kästchen kommen aber nicht unbedingt vom Master System. Denn auch der originale Karton besaß diese Optik. Dieses Design-Element nutzten die Entwickler hier. Sicherlich hatte dies den Entwicklervorteil, das Modul nicht in jeder Version – ob Japan, Amerika oder Europa – neu zu gestalten. Ich jedenfalls hatte direkt Lust auf eine Runde Golden Axe – eines meiner liebsten Games auf dem 16-Bitter. Also Spiel eingelegt und los geht’s. Ich starte das Spiel und verdrücke mich glatt einmal. Weg war mein Zauber, den ich mittels [A]-Taste auf der Xbox One einsetzte. Dafür bekam ich direkt einmal einen Erfolg. Aber viel lieber wollte ich die Steuerung ändern, um die Mega Drive Originaltasten [A, B, C] nicht in der Abfolge [X, A, B] auf der Xbox bzw. [Viereck, X, Kreis) auf der PS4 zu haben. [A] auf dem Mega Drive für Magie und Co. habe ich doch lieber auf [Dreieck] oder [Y]. Doch die Steuerungsoptionen lassen das nicht zu. In dieser ist keine freie Konfiguration der Tasten möglich. Es gibt insgesamt zwei vorkonfigurierte Möglichkeiten, die beide das 6-Tasten-MD-Pad beinhalten. Sprich, auch die digitalen Schultertasten werden genutzt. Je nach Spiel. Als Spieler muss man sich damit also abfinden und sich dran gewöhnen. Das ist etwas schade, aber man kommt klar. Die USB-Controller des Mega Drive Mini werden übrigens nicht erkannt. Das wäre natürlich klasse gewesen. Funktioniert technisch aber schon deswegen nicht, weil man sonst die Spiele nicht mehr verlassen könnte. Denn via Start-Taste funktioniert das nicht. Dafür müssen das Touchpad der PS4 oder die Back-Taste am Xbox One Controller gedrückt gehalten werden. Das wirkt etwas ungewohnt und als Alternative integriert, ohne die Originale technisch anzufassen und als Collection aufeinander abzustimmen.

Trotz dieses kleinen Mankos spielen sich die Spiele durchaus gut, auf beiden Systemen. Zu meinen ersten Spielen gehörten die Golden Axe Reihe, Columns, Streets of Rage 1+2 aber auch The Revenge of Shinobi. Teilweise spielte ich für Tests das erste Level, andere Games zockte ich direkt einmal durch. Genau dafür ist die neue Collection auch da: Mit Sonic the Hedgehog rennt man munter durch die Levels und genießt die alten, lockeren Zeiten. Ringe sammeln, Dr. Robotnik bezwingen und alle Tiere befreien. Zwischendurch werden die Reihen in Columns geleert, wenn einem danach ist. SEGA bietet eine Mischung aus Einzelspieler und Mehrspieler: ein perfekter Mix, um gemeinsam in Bonanza Bros. auf Raubzug zu gehen oder mit den Funky Aliens ToeJam und Earl die Erde unsicher zu machen. In Virtua Fighter 2 kann man allein im Arcade-Modus spielen oder haut sich zu zweit gegenseitig auf die Mütze. Man kann kurz spielen, aus dem Game herausgehen und bei Bedarf einfach zwischenspeichern: Mehrere Slots zum Speichern der Spiele stehen dann vor dem TV zur Verfügung. Aber auch innerhalb der Spiele gibt es ein kurzes Zwischenspeichern und eine Schnellladefunktion mittels dem rechten Analogstick. Ein schweres Hindernis voraus? Vorher zwischenspeichern und die Stelle im Spiel versuchen. Geht es schief, schnell neu laden und erneut versuchen. Alles möglich per schneller Stickbewegung nach oben oder unten für ca. zwei bis drei Sekunden. Man muss nur drauf achten, wann man zuletzt zwischengespeichert hat, sonst darf man am Ende – wie ich – einen eben erst hart erkämpften Chaos Emerald nochmal holen. Doch welche Spiele befinden sich eigentlich auf der Collection?

Spieleübersicht

  • Alex Kidd in the Enchanted Castle
  • Alien Soldier
  • Alien Storm
  • Altered Beast
  • Beyond Oasis
  • Bio-Hazard Battle
  • Bonanza Bros.
  • Columns
  • Columns III: Revenge of Columns
  • Comix Zone
  • Crack Down
  • Decap Attack
  • Dr. Robotnik’s Mean Bean Maschine
  • Dynamite Heady
  • ESWAT: City Under Siege
  • Fatal Labyrinth
  • Flicky
  • Gain Ground
  • Galaxy Force II
  • Golden Axe
  • Golden Axe II
  • Golden Axe III
  • Gunstar Heroes
  • Kid Chameleon
  • Landstalker
  • Light Crusader
  • Phantasy Star II
  • Phantasy Star III: Generation of Doom
  • Phantasy Star IV: The End of Millenium
  • Ristar
  • Shadow Dancer: The Secret of Shinobi
  • Shining Force
  • Shining Force II
  • Shining in the Darkness
  • Shinobi III: Return of the Ninja Master
  • Sonic 3D Blast
  • Sonic Spinball
  • Sonic the Hedgehog
  • Sonic the Hedgehog 2
  • Space Harrier II
  • Streets of Rage
  • Streets of Rage 2
  • Streets of Rage 3
  • Super Thunder Blade
  • Sword of Vermillion
  • The Revenge of Shinobi
  • ToeJam & Earl
  • ToeJam & Earl in Panic on Funkotron
  • Vectorman
  • Vectorman 2
  • Virtua Fighter 2
  • Wonder Boy in Monster World
  • Wonder Boy III: Monster Lair

Damit stellt SEGA insgesamt 53 Titel zur Verfügung. Neu zur Vorgänger-Collection sind insbesondere Serien, wie die ToeJam & Earl-Reihe oder Wonder Boy Spiele. Doch SEGA bringt auch komplett neue Titel wie Beyond Oasis, Virtua Fighter 2 oder Sword of Vermillion. Allerdings fallen auch bekannte Titel nun heraus, wobei besonders die Ecco the Dolphin Reihe vermisst werden dürfte. Auch Sonic & Knuckles, Sonic the Hedgehog 3 oder The Story of Thor sind nicht mehr dabei.

Eine Neuerung, die die Entwickler integrieren und auch auf der Verpackung bewerben, ist das Rückspulen. Gelingt etwas in einem Spiel nicht so richtig, spult man die Sequenz zurück und probiert es erneut. Dies geht einfach mittels der analogen, hinteren Schultertaste [L2] auf PS4 bzw. [LT] auf Xbox One. Die rechte Schultertaste dagegen besitzt eine ganze ähnliche Funktion. Sie beschleunigt das Geschehen auf dem Bildschirm. Insbesondere das Rückspulen kann Leben retten, um einen Boss vielleicht doch besser zu bezwingen oder einem anderen dummen Zufall zu entkommen. Das macht durchaus Spaß bzw. lässt auch weniger Frust aufkommen. 

Technik

Sprechen muss man bei der Vielzahl an Spielen gar nicht über Gameplay und Spielspaß, sondern vielmehr um die Technik, Umsetzung und Features der Collection. Allein die Einstellungen an der Mega Drive Konsole unter dem TV geben eine Vielzahl an interessante Features: Grafikfilter beispielsweise, um die Optik nicht ganz so verpixelt darzustellen. Auch die Seitenränder sind wählbar. Denn alle Spiele werden zunächst in 4:3 dargestellt. Wahlweise sieht man vor dem heimischen LCD-Bildschirm dann das Spiel mit Balken rechts und links oder man blendet sich den In-Game-Röhrenfernseher mit ein und damit das virtuelle Zimmer. Im Falle der Balken kommt als Standard zunächst das Kästchen-Design zum Einsatz, wie sie die Verpackungen und Module zieren. Andere Farbvariationen oder gar Muster aus den Games sind hier möglich – ich hielt es schlicht schwarz. Wer gar keinen Rand möchte, nutzt den Vollbild-Modus, wobei das Bild dann sehr gezerrt ausschaut. Und das ist nun wahrlich nicht schön anzuschauen. Zudem kann man in den Optionen den Spiegelmodus aktivieren. Das heißt aber nicht, dass hier groß Hand angelegt wurde. Denn nicht nur die Levels der Stages in den Games ist gespiegelt. Nein, das gesamte Spiel vom Start an: Statt SEGA, steht dann AGES (auch nicht schlecht natürlich). Menüs und Anzeigen sind quasi nicht mehr lesbar. Das ist nicht unbedingt die beste Werbung für den Spiegelmodus, wobei vermutlich sowieso nur jene Fans dieses Feature nutzen werden, die die Games schon in- und auswendig kennen.

Und die Spiele selbst? Da fallen einem als Fan diverser Titel durchaus gewisse Dinge auf, die man direkt in Frage stellen mag. Beim Titel Streets of Rage, das ich als Veteran der Serie direkt mal auf ‚leicht‘ spielte, wurde ich aber schon so derart verprügelt an manchen Stellen, dass sich das Spiel eher wie ‚schwer‘ anfühlte und ich mich fragte, ob ich so schlecht geworden bin oder es am Spiel liegt. Immerhin spielte ich kürzlich noch das Streets of Rage Remake sowie Streets of Rage 4 aus vollstem Herzen. Auch die Damen, die sich teilweise schreiend fallenlassen und ihr Ableben vortäuschten, taten dies hier einfach nicht (Xbox, auf PS4 sehr selten). In Stage 6 und Stage 7 hatte ich übelste Sound-Einbrüche auf der Xbox One, bei dem vor allem die Charakter-Rufe wie ein Echo doppelt ertönten. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht einschätzen, ob die externe Festplatte, auf der das Spiel installiert war, der Grund dafür sein könnte. In Stage 8 war alles normal. Auf PS4, in der ich dies extra nochmal testete, trat das Problem nicht auf. Und nach dem Verschieben der Installationsdatei auf die Haupt-Festplatte der Xbox startete die Collection noch immer im Intro mit leichten Rucklern auf der Xbox. Dass es an der externen Festplatte lag, kann ich daher nicht glauben. Generell konnte ich zudem oft meine Combo mit Charakter Blaze nicht voll ausführen. Das Spiel ist durchaus auch ein gewisser Button-Smasher in der Combo. Doch noch nie zuvor und auf keinem anderen System erlebte ich es, dass die letzte Attacke sehr oft einfach nicht ausgeführt wurde und diese stets wieder von vorn begann. Innerhalb der SEGA Mega Drive Classics ist dies nun anders. Ja, ich testete dies natürlich für die 100%ige Gewissheit mit dem Original auf dem Mega Drive. Als Spieler und Kenner der Originale riecht man dann quasi schon eine nicht ganz so gute Umsetzung mancher Titel. Um das zu testen, schaut man sich selbstverständlich viele weitere Klassiker an, spielt ganze Reihen und testet aus. Auch in einem meiner liebsten Spiele, nämlich Golden Axe, entdeckte ich Grafikfehler. So verschwand ein Gegner hinter dem Blitzzauber von Gilius Thunderhead, wobei dann an dieser Stelle auch der Blitz komplett abgeschnitten aussah. Am Ende des Spiels, wenn der Hauptcharakter nach dem Bestehen des letzten Gegners das Schlosstor passiert, fielen die Ketten gleichzeitig nach unten, König und Königin verschwanden und mein Charakter lief pausenlos an der Stelle nach unten: ein echter Fehler. Mittels der Rückspulaktion manövrierte ich Gilius zurück zu Death Adder. Nachdem ich diesem noch 5x die Axt in die Brust rammte aus lauter Verzweiflung, denn weiter als zum letzten Schlag ließ sich die Sequenz dann einfach nicht zurückspulen, lief Gilius erneut aus dem Schloss und die Abschlusssequenz lief fehlerfrei ab. Das heißt, ich konnte doch noch den Abspann genießen. Geschwindigkeitseinbrüche hatte ich kurzzeitig in der Chemical Plant Zone von Sonic the Hedgehog 2. Andere Spiele liefen in den Testphasen sauber, darunter Alien Storm, Sonic the Hedgehog, Columns, Gain Ground, Crack Down oder Shinobi. Auch ToeJam & Earl gefiel ohne festzustellende Fehler bis hin zum Abteil Nummer 11. Doch nicht jedes Spiel spielt man auf Anhieb bis in die letzten Stages, wo die Fehler auftraten, wie hier beschrieben. Insofern ist es möglich, dass weitere Spiele von solchen Unsäglichkeiten betroffen sind. Technisch ist das natürlich schon ein Armutszeugnis für die Emulation der alten Klassiker. Auf so etwas sollten die Entwickler eigentlich strengstens achten. Auf PS4 ist stattdessen sogar ein Erfolg komplett falsch beschrieben: Demnach gilt zum Erhalten der Golden Axe III Trophäe, 25 Gegner in den Abgrund zu werfen – dieselbe Aufgabe wie in Golden Axe II? Laut Beschreibung schon. Aber im Spiel wird klar, dass Golden Axe III eigentlich eine andere Aufgabe für den Erfolg hat: die eigene Magie einmal komplett auffüllen. Die 25 Gegner müssen nur im zweiten Teil in den Abgrund geworfen werden. (Auf Xbox ist der Fehler nicht vorhanden.) Das sind technische Kleinigkeiten aber sie summieren sich leider in dieser Collection – made by d3t.

Alles in VR auf PS4

Ja, richtig gelesen: Die PS4-Version unterstützt das VR-Headset. Dies wird auf der Verpackung überhaupt nicht erwähnt. Da den Spielen heutzutage auch keine Anleitung beiliegt, wird es auch dadurch nicht wirklich erläutert. Doch die PS4-Konsole selbst liefert den Hinweis bei der Auswahl des Spiels. Die SEGA Mega Drive Classics ist VR-kompatibel. Dies wird mit dem Anschluss auch sofort beim Spielstart deutlich: das virtuelle Zimmer ist plötzlich real. Als säße man tatsächlich darin. 

Das heißt, man schaut sich um und kann sogar Ecken sehen, die einem sonst gar nicht gezeigt werden. Was passiert beispielsweise hinter einem? Hier befindet sich noch ein Kleiderschrank, man sieht die Tür zum Zimmer und ein langes Kabel hindurch als sogenanntes altes Strippentelefon. Man kann näher an alle Sachen heranlaufen und muss nur dabei aufpassen, im realen Wohnzimmer nicht gegen irgendwelche Gegenstände zu laufen. Doch plötzlich sind die Spiele, die Soundanlage, der TV etc. richtig nah. Gezockt wird auf dem Sonic-Teppich oder auf der Sitzmöglichkeit in Form eines kleinen Hockers. Mit Kopfbewegungen werden dann auch die Spiele reihenweise aus dem Regal gewählt. Wird mit dem Controller geklickt, erscheinen die virtuellen Felder, mit denen man sich durch verschiedene Optionen wählen kann. Das hat schon etwas von Fantasy-Action Filmen ähnlich Tony Stark als Iron Man, der in seinem Heim virtuelle Projektionen vor die Nase bekommt. So in etwa läuft es dann im VR-Modus ab. Und die Spiele? Die erscheinen dann auf einer Kinoleinwand. Zumindest sieht es so aus und fühlt sich auch so an. Die Spiele selbst sind natürlich nicht in VR neu umgesetzt. Aber das Spielerlebnis ist damit trotzdem nochmal ein anderes. Das gibt es so auf Xbox One nicht.

Hinweis: Das PS4 VR-Video zeigt nicht die reale Sicht, wie sie mittels VR-Headset zu erleben ist.

Extras

Man muss schon schluchzen, wenn man nach Extras schaut. Hier gibt es ein paar wenige Herausforderungen. Im Grunde eine pro Spiel aber nicht für jedes Spiel. 20 Stück gibt es nur, für die es auch Trophäen und Gamerscore zu verdienen gibt. Diese sind durch die Entwickler vorgegeben und mal mehr und mal weniger schwer. Hier geht es zum Beispiel darum, bestimmte Gegner mit wenig Energie zu bezwingen, bestimmte Waffen zu nutzen, in einem Level keine Items aufzuheben, eine gewisse Anzahl an Punkten zu verdienen oder im Falle von Sonic auch mal ein Level in einer bestimmten Zeit abzuschließen – im Spiegelmodus wohlgemerkt. Dabei wird man für diese Mission direkt ins Spiel manövriert und darf sich dann an der Herausforderung probieren. Scheitert man, wird einem sofort Bescheid gegeben und man darf entweder aufgeben oder es noch einmal versuchen. Die Versuche werden übrigens gezählt, notiert und bleiben für immer gespeichert. Immerhin soll man immerzu an diese eigene Schande des Scheiterns erinnert werden. Einige Herausforderungen bedeuten durchaus auch Frust, bspw. wenn man ins Spiel geworfen wird, innerhalb einer Gedenksekunde das Spiel noch eingefroren ist und bei der Freigabe direkt durch den Kontrahenten daneben verdroschen wird. Man mag meinen die Entwickler selbst hätten bis hierhin gespielt, dann einfach Pause geklickt und gesagt: „Hier, macht mal!“ Solche Szenen hätte man mit einer fairen Positionierung von Helden und Bösewichten durchaus besser gestalten können. Das gilt auch für die Virtua Fighter 2 Herausforderung. Im erwähnten Spiegelmodus von Sonic schaffte ich die vorgegebene Zeit ebenfalls nicht sofort. Doch statt, dass ich darüber informiert wurde – wie erwähnt sind auch die Schriften spiegelverkehrt und im Eifer des Gefechts kaum lesbar – lief das Spiel auf der PS4 aber weiter: Chaos Emerald holen, nächste Stage. Dies gehört wieder zur Rubrik Technikfehler seitens der Entwickler. Denn normalerweise müsste ein ‚Mission gescheitert‘ kommen und die Frage, ob ich es noch einmal versuchen möchte.

Abgesehen von einigen Schwächen sowie durchaus auch viel Spielspaß bei so einigen Herausforderungen, muss ich aber eins sagen: Das ist eine grandiose Idee! Warum man mit nur 20 Herausforderungen glänzt, ist mir absolut schleierhaft. Hier müsste es viel mehr geben: drei bis fünf Herausforderungen pro Spiel! Das ergäbe eine Anzahl von 159 bis 265 Herausforderungen. Das ist doch Mehrspielwert total. Und genau mit diesen Herausforderungen müsste es weitere freispielbare Extras geben: neues Accessoire und Poster zum Gestalten des Zimmers, neue oder alte Interviews, weitere Klassiker zum Spielen mit ebenfalls neuen Herausforderungen, Trailer von damals, Historien, Informationen wie in einem Museum. Denn solche Dinge gab es auch in vergangenen Collections. Genau das bietet so viel Mehrspielwert neben der eigentlichen Spieleklassiker. Doch das gibt es alles nicht. Hier haben die Entwickler und auch SEGA eine riesige Chance vertan.

Als Extras gelten dann maximal Highscores in einer Auswahl an Titeln, die dann mit anderen Spielern und Freunden verglichen werden können. Ebenfalls zählt zu den Extras der Online-Modus, um ein paar Spiele statt zu zweit vorm Bildschirm auch online zu zocken. Das ist zumindest eine kleine Dreingabe, die durchaus ein Muss darstellt in der heutigen Zeit. Testen konnte ich dies allerdings nicht, schon allein die einfachsten Erfolge werden kaum von anderen Spielern freigespielt. Heißt, kaum jemand spielt die Collection. Schade eigentlich.

Einmal begonnen, fängt man an zu stöbern und spielt meist nur mal kurz ein Level. Das ist das gewisse Schnuppern, um einen ersten Eindruck einer Collection zu bekommen. Meistens zumindest. Es kommt definitiv auch Lust auf, das eine oder andere Spiel ausführlicher zu spielen – der alten Zeiten wegen. Genau das macht den Flair aus, den auch diese Collection bietet. Schön, dass auch der linke Analogstick voll funktionsfähig ist und in 3D-behafteten Ebenen fast schon besser funktioniert, als im Original mit Steuerkreuz, um ToeJam & Earl oder diverse Shooter einmal zu nennen. Zwischenspeichern und Zurückspulen bieten weniger Frust in härteren Situationen. Die Entwickler hatten sogar eine echt gute Idee, als sie die Herausforderungen schufen. Nur warum wählt man nur eine Hand voller Spiele aus? Es gibt 53 Klassiker in der Collection aber nur 20 Missionen? Das ist nix. Jedes Spiel hätte drei bis fünf Stück bieten können, nein müssen! Der Wiederspielwert dieser Collection wäre extrem angestiegen, zumal man bei einer entsprechenden Anzahl an gemeisterten Herausforderungen hätte zusätzliche Extra freispielen können. Das alles gibt es nicht und ist verschenktes Potential.

Mit Ruhm haben sich die Entwickler darüber hinaus auch nicht beim Thema Technik bekleckert. Da gibt es zwischendrin auch mal Grafikfehler (im Test bei Golden Axe auf PS4), Geschwindigkeitseinbrüche (im Test bei Sonic the Hedgehog 2 auf PS4 oder im Xbox-Intro, das anfangs ruckelt) oder gar Soundfehler (im Test bei Streets of Rage auf der Xbox). Dann ist eine Trophäe falsch benannt oder die Herausforderung wird beim Scheitern nicht automatisch beendet. Das läppert sich ziemlich zusammen. Zum Glück ist nichts davon spielentscheidend gewesen oder führte zu Abbrüchen – auch wenn der Sieg über Death Adder fast ohne dem Ending-Theme stattfand. Nun, das passiert natürlich nicht überall und in der Regel kann man alles ziemlich sorgenfrei spielen und auch genießen. Aber schön ist es trotzdem nicht, da es beide Versionen betrifft. Generell aber hätte SEGA hier weitaus mehr herausholen können. Denn auf echte Extras wie Interviews, neue Accessoires für das Spielzimmer oder gar weitere freispielbare Klassiker verzichtet man leider komplett. Dass das auch anders geht, zeigen frühere Collections wie die SEGA Mega Drive Ultimate Collection oder auch dessen Vorgänger die SEGA Mega Drive Collection.

Für welche Version ich mich für die aktuellen Systeme entscheiden würde? Für die PS4-Version. Denn diese bietet insgeheim eine VR-Kompatibilität via Headset: Das virtuelle Zimmer ist plötzlich real und man sieht Dinge, die es in den anderen Versionen so nicht zu sehen gibt. Die Spiele selbst sind zwar nicht in VR, jedoch wirken sie viel größer – als säße man vor einer Kino-Leinwand. Das ist schon etwas gaaaaanz Besonderes. Abgesehen von diesem Vorteil sind die Unterschiede wohl eher marginal. Für günstig Geld kann man jedenfalls durchaus zugreifen. Trotz mancher Fehler ist die Collection durchaus nett.


Mag dieses kleine Gamer-Kinderzimmer total:
Ronny Wecke