PS5/PS4 -- Like A Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name

Lange ist es her, als man zuletzt von Kiryu Kazuma hörte. In Yakuza 6: The Song of Life gab er sein Leben, um anderen liebenden Menschen eine Zukunft zu geben ohne Gefahren seitens anderer Allianzen und Yakuza-Untergrundmachenschaften. Die Wahrheit dabei ist, dass er dafür seinen Tod vortäuschen musste. Der Drache von Dojima ist tot, doch Kiryu lebt weiter unter einer neuen Identität: Joryu ist jetzt sein Name, er ist aktiv für die Daidoji Fraktion. Genauer gesagt ist er nun Agent und steht unter der Fuchtel eines Mannes namens Hanawa. Hier wird er oft daran erinnert, dass das Leben der Kinder aus dem Waisenhaus nun in deren Händen liege. Er habe also zu tun, was ihm gesagt werde. Dies könnte man als gut gemeinte Motivation verstehen, damit er seine Aufträge als Agent innerhalb der Fraktion erfüllt. Obwohl dies als eher schlechter Deal auszusehen scheint, schlug in Kiryu selbst vor. Und wenngleich dies Hanawa als Fiesling aussehen lässt, als halte er Kiryu buchstäblich in Ketten, so rettete Hanawa ihm das Leben und beide verbindet Respekt und Vertrauen untereinander. Das klingt kompliziert? Dann erwartet euch eine abermals aufregende Geschichte rund um den echten und einzig wahren Titelhelden der Yakuza bzw. Like A Dragon Spielreihe: Kiryu Kazuma ist zurück. Der Drache von Dojima lebt!
Doch wo befindet sich unser Held inzwischen? Zunächst im Krankenhaus, in das er eingeliefert wurde und den Deal mit Hanawa bekräftigte. Danach ging es in die Festung der Daidoji Fraktion: ein alter Tempel. Hier lebt er seitdem und bekommt immer wieder Aufträge zugespielt, der er erledigen muss. In dieses Szenario steigt ihr als Spieler ein und übernehmt direkt einen dieser Aufträge, um eine Dame von A nach B zu eskortieren. Natürlich gibt es hier schon erste Probleme, in denen Kiryu seine Kampfkünste zeigen darf. Für euch bedeutet das, erste Erfahrungen mit dem Kampfsystem zu machen. Sein zweiter Auftrag ist im Grunde genauso einfach: ein Goldtransport soll mit vielen anderen Agenten überwacht werden. Eigentlich hat Kiryu dabei nicht viel zu tun. Unter seinem Codenamen Joryu soll er einfach nur dastehen, seine Runden laufen bzw. vielmehr aus der Entfernung aufpassen. Kein großes Ding. Wären da nicht zwei Sachen: Erstens gibt es da einen weiteren Agenten, der ihn provoziert, da jeder wisse, er sei der Drache von Dojima – ein Yakuza aus alten Zeiten, der doch ohnehin nicht mehr viel drauf habe. Natürlich muss man ihn und sein Team erst einmal in die Schranken weisen und zeigen, dass man noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Der Goldtransport jedenfalls geht schief, so viel kann man sagen. Geplant bis ins kleinste Detail, und dennoch wird die Daidoji Fraktion hintergangen. Der Plan läuft überhaupt nicht wie vorgesehen, stattdessen will man Hanawa entführen. Und beinahe geling dieses Unterfangen auch, wäre da nicht Kiryu Kazuma. Doch er wird erkannt und damit ist der Beweis auf dem Tisch: er war nie tot. Nun, natürlich leugnet er auch weiterhin diese Identität, immerhin gab er einen Schwur, vor allem zum Schutz der Kinder aus seinem Waisenhaus.
Wer hinter diesem Entführungsversuch steckt, wird schon bald klar: die Omi Allianz. Zunächst noch wird aber eine ganz andere Familie in Betracht gezogen, weswegen Kiryu diese observiert. Dies ist eine Sackgasse. Tsuruno stellt sich euch schließlich mit seinen Mannen in den Weg. Den Captain der Watase Familie einfach mitnehmen ist dann aber nicht die beste Idee. Denn noch auf der vermeintlich sicheren Rückfahrt werden Kiryu und Hanawa erneut attackiert, Hanawa aus dem Wagen gezogen und beinahe getötet. Kiryu hat hier schon zu Spielbeginn einen ordentlichen Kampf vor sich, der aber auch weitere Einzelheiten des Kampfsystems preisgibt. Es stehen nämlich zwei Kampfstile zur Verfügung, zwischen denen ihr wechseln könnt. Dies geschieht mit einem Tastendruck auf dem Steuerkreuz nach unten während des Kampfes. In diesem Moment wird Kiryu kurz von einer farbigen Flamme umhüllt: blau steht für den Agenten-Kampfstil, rot für den Yakuza-Kampfstil. Die Unterschiede werden recht schnell deutlich: im Agenten-Modus ist Kiryu wendig und teilt ziemlich elegant aus, während er im Yakuza-Modus extrem kräftige Hiebe austeilt, die bei gedrückt gehaltenen Tasten [Dreieck] für Schläge oder [Viereck] für Tritte auch aufgeladen werden können. Wer [Kreis] drückt, kann seinen Gegner greifen aber auch Waffen aufheben. Die Moves nach einem Griff unterscheiden sich selbstverständlich ebenso. Hier gibt es Würfe, Schläge, Tritte. Die Unterschiede beider Kampfstile werden vor allem im Verlauf des Spiels deutlich, immerhin können beide weiter aufgebaut werden. Dadurch gibt es mehr Moves, kräftigere Aktionen aber auch neue Utensilien. Vor allem der Agenten-Kampfstil sticht mit Kampfwerkzeugen hervor, die Namen wie Spinne, Schlange oder Glühwürmchen tragen. Man könnte meinen, die Entwickler haben sich ein wenig bei James Bond bedient, um Kiryu ganz besondere Manöver zu verpassen. Vielleicht hat man diese auch schon ein wenig in anderen SEGA-Spielen entdeckt. Die schnellen Gleitschuhe beispielsweise erinnern einerseits an Shadow the Hedgehog aber wohl auch an die Düsentreter aus Jet Set Radio. Dass die Zigarette als Explosionsgeschoss dient, nachdem man sie kurz raucht und dann wegwirft, hat schon fast etwas von Vanquish. Natürlich muss man sich dies verdienen. Man bekommt es nicht einfach so in die Hand gedrückt. Auch diese Fähigkeiten können anschließend aufgestuft werden. Dafür ist jede Menge Geld notwendig sowie (später auch) Akame-Punkte. Wobei es sich dabei handelt, gleich mehr dazu…
Die Situation ist für Kiryu recht prekär: Hanawa wird letztendlich trotzdem entführt und keiner aus der Daidoji Fraktion will ihm zu Hilfe kommen und ihn vielmehr seinem Schicksal überlassen. Dafür übergeht er die Regeln der Fraktion. Das ist aber nur die eine Seite. Denn die Omi Allianz weiß inzwischen davon, dass Kiryu Kazuma am Leben ist und will ihn in den eigenen Reihen sehen. Dafür müsse er sich aber erst beweisen, ob er will oder nicht. Denn um Hanawas Leben zu retten, muss er sich auf den Weg nach Sotenbori begeben – einem Viertel in Osaka. Dafür bekommt er einen kleinen roten Drachen in die Hand gedrückt und soll Akame aufsuchen. Widersetzt er sich, hat Hanawa keine Chance und auch die Kinder im Waisenhaus könnten leiden. Denn die Omi Allianz kann das Wissen der hilflosen Kinder natürlich ebenso zu seinem Vorteil einsetzen wie die Daidoji Fraktion. Daher ist es wichtig, dass er seine falsche Identität als Joryu dennoch nicht aufgibt. Denn dies ist der Deal. Platzt dieser, … darüber will man nicht nachdenken. Kiryu Kazuma muss daher tot bleiben. Was also wird Kiryu tun? Zunächst bricht er nach Sotenbori auf, um Akame aufzusuchen. Hier startet Kapitel 2. Der Kontakt stellt sich als Frau heraus, die in Sotenbori nicht nur daheim ist, sondern hier auch einen guten Ruf hält – insbesondere bei den Obdachlosen. Sie hilft ihnen und vergrößert ihr Netzwerk mit Taten. Dass Kiryu oder sagen wir besser Joryu zu ihr geschickt wird, kommt ihr dabei gerade recht. Denn sie hat jede Menge Aufträge zu absolvieren, die sie ihm mal eben zuschiebt, ansonsten gibt es nicht das, was man selber will. So ist es zumindest zu Beginn des Spiels. Tatsächlich steht der rote Tiger dafür, dass Kiryu Zutritt zur sogenannten „Burg“ bekommt. Was das ist, erfährt man in diesem Augenblick noch nicht. Aber genau zu diesem Zeitpunkt käme man ohnehin nicht rein, heißt es. Man müsse bis abends warten. Bis dahin ist noch viel Zeit. Ihr habt also alle Möglichkeiten, die Stadt etwas zu erkunden oder eben auch einen ersten Auftrag zu erfüllen.
Sotenbori: eine Stadt mit vielen Geheimnissen
Die Stadt oder besser gesagt der Stadtteil Sotenbori ist neben der sogenannten „Burg“ der Hauptschauplatz in Like A Dragon Gaiden. Hier erkundet ihr die Straßen, mitunter kleinere Gassen und andere Gänge. Es gibt Parkplätze für Autos, einen kleinen Park, viele Geschäfte und alles ist belebt. Es laufen überall Menschen umher, vor allem in den großen Einkaufszonen. Hier stehen Vergnügen, Shopping und mehr an oberster Stelle. Die gesamte betretbare Zone wird zudem durch einen Fluss quasi einmal geteilt. Hier führen Brücken von einem Teil Sotenboris ins nächste, wobei man auch nahe am Ufer einen Weg entlanglaufen kann. Denn auch hier gibt es kleinere Restaurants, Touristen, Sitzbänke und mehr. Hier trifft man durchaus auf eine belebte Stadt, bei der man sich durch ganze Besucherschlangen erst einmal hindurch drängeln muss. Und einige Geheimnisse sind auch dabei, so zum Beispiel der einsame Roboter in einer kleinen Nische. Findet ihr auch das Master System, an dem ihr zocken könnt? Der Mittelpunkt von allem ist – für uns zumindest – natürlich die Club SEGA Spielhalle. Hier muss man rein, wenn man verschiedene Arcade Games zocken oder am UFO-Catcher die unterschiedlichen Utensilien gewinnen möchte. Selbstverständlich gibt es weitere Hallen, in denen ihr ganz abseits des eigentlichen Spiels Zeit investieren könnt: beim Golfen, beim Billard oder beim Dart-Spiel. Die kleinen Autorennen aka Carrera Bahn sind dann so etwas wie das i-Tüpfelchen obendrauf. Wichtig sind tatsächlich die vielen Restaurants – egal ob niedrigpreisig von der Pommes- oder Burgerbude bis hin zur teuren gehobenen Küche. In Bars gibt es teuren Fusel zu trinken, für den man ordentlich Kohle locker machen muss. Während das Essen die Gesundheit wieder auffüllt, gibt euch der Alkohol frische Heat-Energie. Natürlich merkt sich das Spiel, welche Mahlzeit oder welches Getränk ihr schon einmal bestellt habt. Denn ihr solltet immerhin überall und alles einmal probiert haben. Das dauert zwar eine Weile, aber das kennt man immerhin aus der Serie und gibt irgendwann ebenfalls Punkte im Akame-Netzwerk. Eure Energie verbraucht ihr immerhin während der vielen Straßenkämpfe und könnt sie durch Mahlzeiten zwischendurch auffrischen.
Abgesehen von der Shoppingtour gibt es in Sotenbori allerlei hilfsbedürftige Personen. Ihnen könnt ihr helfen, nachdem ihr sie einmal angesprochen habt und sie euch ihr Leid bekunden. Tatsächlich handelt es sich hier zu Beginn um recht einfache Aufträge. Der eine möchte ein Foto von einem ganz bestimmten Ort sehen, der nächste etwas ganz Spezielles zu essen. Vom Touristen, der keine Zeit hat, nach einer bestimmten Sehenswürdigkeit zu suchen, hin zum hungrigen Obdachlosen ist insofern (fast) alles dabei. Ihr besorgt also Pizza, fotografiert einen Clown oder holt einem Jungen seinen Fußball vom Baum. Auch hier kommt immer wieder das Gadget „Spinne“ zum Einsatz: ein durch die Luft geschossener Faden, der im Kampf Gegner durch die Gegend wirft oder eben auch Gegenstände von einer größeren Entfernung heranholt. Man fühlt sich glatt wie Spiderman. Das Kind bedankt sich und man selbst bekommt sogenannte AKAME-Punkte. In anderen Aufgaben müsst ihr Passenten vor Raufbolden beschützen. All diese kleineren Aufgaben werden durch Ausrufezeichen oder Faust-Symbole auf der Karte dargestellt. Am linken unteren Bildschirmrand könnt ihr stets einen Ausschnitt sehen. Drückt ihr dagegen das Touchpad des PlayStation-Controllers, so öffnet sich die Karte in voller Bildschirmbreite. Hier können dann auch Markierungen gesetzt werden, um dann anhand von Pfeilen besser zum Ziel zu finden. Die Story markiert hier im Übrigen auch eigenständig goldene Punkte, damit ihr dem Story-Verlauf besser folgen könnt … oder ihr macht euer eigenes Ding und verdient Geld in Straßenkämpfen. Denn unter den Menschen laufen auch Schläger-Grüppchen, die euch ans Hemd wollen. Diese zu besiegen bringt vor allem Geld. Und das braucht ihr nicht nur im Club SEGA (oder in anderen Geschäften), sondern auch zum Aufleveln eurer Fähigkeiten.
Kiryus Fähigkeiten sind in insgesamt vier verschiedene Bereiche gegliedert: „Werte“ erhöht Eigenschaften wie die Angriffskraft, die Energie- und Heat-Leiste. „Agent“ und „Yakuza“ entsprechen den beiden Kampfstilen, in denen weitere Aktionen und Manöver freigeschalten aber teilweise auch in mehreren Stufen gestärkt werden. Außerdem gibt es „Geteilte Fähigkeiten“, die quasi von beiden Stilen genutzt werden. Dies betrifft Heat-Aktion oder die Slots für weitere Ausrüstung. Zu Beginn kann Kiryu nämlich nur ein Rüstungsteil anlegen, um so Werte wie Verteidigung oder Angriffskraft zu erhöhen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich vor gegnerischen Angriffen zu schützen. Hierzu zählen auch Statusveränderungen oder Verletzungen durch Schusswaffen. Wie schnell oder stark kann euch Paralyse zusetzen oder Feuerattacken? Ist die Rüstung besser gegen Stiche geschützt oder eher vor Kugeln? Dann ist es gut, wenn man bis vier Slots zur Verfügung hat und diese unterschiedlich befüllen kann. Alle Erweiterungen kosten natürlich etwas. Zu Beginn sind diese Kosten noch gering, doch dies steigert sich ziemlich stark. Schon bald sind Millionen Yen notwendig, um nur eine Fähigkeit hochzustufen. Man benötigt insofern jede Menge Geld, das man sich in Straßenkämpfen verdient oder auch in der sogenannten „Burg“. Zugleich ist es aber nicht nur der Yen, der für neue Fähigkeiten vonnöten ist. Auch Akame-Punkte werden für jede Erweiterung gebraucht. Besitzt ihr nicht genug von beidem, könnt ihr eure Fähigkeiten nicht ausbauen. Was diese können, wird mittels Text kurz angezeigt. Das heißt aber nicht, dass hier jede Ausführung exakt erläutert wird. Ist dies nicht der Fall, muss man sich die Hilfen im Startmenü anschauen, wo es für den Kampf weitere Hinweise gibt.
Zum Spielstart stehen nicht alle Fähigkeiten zum Freischalten sofort zur Verfügung. Erst im Laufe der Geschichte kommen neue Fähigkeiten hinzu. Als Spieler darf man aber selbst ziemlich frei entscheiden, wo man was aufdecken möchte. Man muss keiner bestimmte Reihenfolge nachgehen, wie es bspw. bei Like A Dragon: Ishin! der Fall ist. Lediglich die Stärke einer Attacke beginnt selbstverständlich bei Stufe 1 und muss nacheinander verbessert werden.
Wer länger durch die Stadt streift und keinem Kampf ausweicht, bekommt durchaus ein Gefühl für Kiryus neue und alte Fähigkeiten. Der Agenten-Stil gliedert sich wunderbar ein und bringt einen durchaus eleganten Stil mit sich, der zwar nicht so brachial daherkommt aber eben viele anderen Fassetten aufzeigt und neue Tools integriert. Allein die Drohnen sind ein gutes Mittel, um sich gegen eine Überzahl an Kontrahenten zur Wehr zu setzen, während man die Turbo-Gleitschuhe selbst in Einzelkämpfen wunderbar nutzen kann, um schnell die Position zu wechseln und harten Schlägen zu entkommen. Nebenbei wird eine Explosionszigarette geworfen und man selbst attackiert möglichst im entscheidenden Moment, wo der Gegner nichts entgegenzusetzen hat. Das bedeutet nicht, dass der Agentenstil schwach ist. Schon gar nicht, wenn man diesen auflevelt. Er ist wendig und schnell mit rasanten Moves. Hier werden Waffen aus der Entfernung mittels Spinnen-Seil herangezogen oder direkt dem Gegner entrissen. Das geht mit dem Yakuza-Stil natürlich nicht, der sich dafür brachial durch Massen prügeln kann oder gerade schweren Gegner zusetzt und in Bedrängnis führen kann. Die vorderen Schultertasten [L1] sowie [R1] dienen der Deckung oder dem Anvisieren des Gegners, um stets auf ihn fokussiert zu sein. Mittels [X] kann dann ausgewichen werden, entweder durch eine Rolle oder durch ein einfaches Weghuschen. Beim Agenten-Stil dienen die Schuhe natürlich zum kompletten Rückzug oder um den Gegner herum zu sausen. Die neuen Fähigkeiten, die im Erweiterungsmenü hinzugefügt werden können, erhöhen diesen Kampf-Spielspaß. Mitten drin stehen dann die Heat-Angriffe mittels [Dreieck], sofern die Heat-Leiste auch gefüllt ist. Am Boden liegende Gegner können mit besonderen Aktionen attackiert werden. Selbstverständlichen steht auch eine ganze Reihe an Waffen für Heat-Angriffe zur Verfügung. Denn diese gehören ohnehin zum Repertoire der Yakuza/Like A Dragon-Reihe.
Die Heat-Action setzt sich aber nicht nur aus einzelnen Angriffen zusammen. Die während des Spiels erweiterbare Heat-Leiste kann im Kampf auch mittels [R2]-Taste aktiviert werden. Dann schimmern rote oder eben blaue Flammen um Kiryu herum und seine Angriffe verstärken sich in beiden Kampfmodi. Der Agentenmodus teilt aber nun auch aus mit Rundumschlägen in alle Richtungen. Treffer werden in beiden in leichter Zeitlupendarstellung wiedergegeben, was die Angriffe noch effektiver erscheinen lässt. Diese Kraft ist vor allem bei einer Vielzahl an Gegnern äußerst hilfreich. In diesem extremen Heat-Modus gesellen sich sogar weitere Angriffsmöglichkeiten zum Repertoire von Kiryu – darunter auch wieder die angezündete Zigarette als Explosionsgeschoss: extrem bombastisch in Szene gesetzt und um ein Vielfaches stärker als die normalen Angriffe mit den sogenannten ‚Glühwürmchen‘. Dies bringt nochmal ordentlich Würze in die Kämpfe und ist – das bemerkt man spätestens im Kolosseum – sogar überlebenswichtig. Wer unbedingt seine Heat-Leiste auf anderem Wege etwas auffrischen will, kann seine Gegner verhöhnen. Aber Vorsicht: Dies macht auch eure Kontrahenten megasauer.

Das Akame-Netzwerk
Einst bekam sie Hilfe von Obdachlosen, inzwischen kümmert sich Akame um die Menschen in Sotenbori. Sie unterstützt die Schwachen und Armen. Dafür erhält sie Informationen und baute sich ein eigenes Netzwerk auf. Sie hält Kontakte zur Omi Allianz, hat aber auch ihren Respekt für all das, was sie tut. Sie ist das Bindemietglied, um neue Leute mit rotem Tiger zur Burg zu bringen. Ihre eigenen Leute dagegen kümmern sich um Aufträge in ihrem Viertel. Zu denen gesellt sich auch Kiryu – mehr oder weniger unfreiwillig. Doch beide verstehen sich gut und bauen mit der Zeit ein Vertrauensverhältnis auf. Sie hat keine schlechten Absichten, weshalb Kiryu sie unterstützt und verschiedene Aufträge annimmt. Er geht Gerüchten nach und schaut sich entsprechend um. Sie ist Informationsquelle. Auch Kiryu berichtet ihr über Vorkommnisse, falsche Fährten und mehr. Kiryu profitiert von ihren Informationen und gelangt mit ihrer Hilfe auch zu einem Mann namens Mizorogi – ein besonders wichtiger Waffenhändler, der einst die Daidoji Fraktion unterrichtete und ausstattete.
Neben seiner nun neuen Agenten-Ausstattung sowie der Verstärkung dieser im Verlauf des Spiels bietet das Akame-Netzwerk aber eins: Punkte. Denn mit jedem erfüllten Auftrag, jeder kleinen Mission und auch Interaktion gibt es immerzu Akame-Punkte. Je nach Mission verdient man hier auch Geld. Die Akame-Punkte füllen zudem einen Level-Balken, wodurch ihr im Akame-Netzwerk aufsteigt. Dies startet natürlich im Level 1. Je mehr Aufträge, Missionen und mehr erfolgreich erledigt werden, desto mehr Punkte gibt es. Zugleich könnt ihr die erworbenen Punkte ausgeben. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten: erstens zum Verstärken der eigenen Fähigkeiten, zweitens im Akame-Shop. Hier gibt es verschiedene Utensilien zu erwerben von einfachen Heil-Items über Ausrüstungen bis hin zu Gegenständen, die oft nur in einer maximalen Menge zu erwerben sind. Dazu gehören verschiedene Teller aus Platin, Gold, Silber usw. Diese können anschließend in Sotenbori bei Händlern verkauft werden und bringen mitunter richtig gut Geld ein. Das benötigt man für die Erweiterung der eigenen Fähigkeiten. Geld wird aber auch gebraucht, um bei Akame verschiedene Features freizuschalten: Das sind bessere Items im Shop, eine bessere Drop-Rate von Gegnern in Kämpfen oder dass ihr weniger Akame-Punkte für neue Fertigkeiten ausgeben müsst.
Die Stufe des Akame-Netzwerks ist darüber hinaus für den Fortlauf der Story wichtig. Denn diese ist eng mit der „Burg“ verknüpft. Höhere Ränge und bessere Möglichkeiten dort setzen stets ein bestimmtes Level im Akame-Netzwerk voraus, weshalb es sogar erforderlich ist, eine bestimmte Menge an Aufträgen zu absolvieren.
Über die normalen Aufträge sprachen wir bereits: Menschen befinden sich überall in der Stadt. Einige benötigen Hilfe und sind auf der Karte mit einem Ausrufezeichen markiert. Sie wollen ein Foto, etwas zu essen oder andere Utensilien gebracht haben. Teilweise wollen sie aber auch eure eigene Leistung sehen – nämlich im Sport. Mit den sportlichen Aktivitäten sind die üblich-verdächtigen Spiele wie Billard, Golf oder Dart gemeint. Es ist toll, dass SEGA natürlich die eigenen Dart-Automaten im Spiel integriert. Andere Einwohner in Sotenbori wollen jedenfalls gegen euch antreten oder besondere Aktionen darin sehen – zum Beispiel vier Golf-Bingos. Schafft ihr dies und stellt die Menschen zufrieden, gibt es Akame-Punkte und mitunter auch eine stolze Summe an Geld. Manche Bürger müsst ihr vor Schläger retten oder Mütter bei der Suche nach ihren Kindern helfen. In den Menschenmassen kann man sich aber auch verlieren. Neue Missionen kommen übrigens ganz von allein zum Vorschein, sobald ihr in der Story voranschreitet. Es ist also nicht alles von Beginn an verfügbar. Die Fotos knipst ihr mit der Kamera eures Mobiltelefons, das ihr mit dem Steuerkreuz (oben) aktiviert. Hier bekommt ihr selbstverständlich auch Nachrichten zugeschickt. Akame beglückwünscht euch beispielsweise zu bestandenen Herausforderungen in der „Burg“. Neue Herausforderungen gibt es hier aber auch durch Gegner, die euch herausfordern. Aber auch an diesem Ort haben einige Menschen Wünsche, die ihr bestenfalls erfüllt. Dort sehen die Wünsche mitunter aber etwas anders aus. Sie schwärmen nämlich gerne von besonderen Kleidungsstücken. Habt ihr diese nicht zufällig in eurem Kleiderschrank, müsst ihr euch die Einzelteile erst besorgen: Oberteil, Unterteil, Schuhe, Accessoires – hier kann man sich ziemlich austoben. Einmal umgezogen, müsst ihr nur zu entsprechenden Personen gehen und abliefern. Wer diese Leute sind? Zum Beispiel ein plärrendes Kind oder ein freiberuflicher Fotograf. Kommt doch einfach mit einem Strohhut, einem T-Shirt und Sandaletten. Das erinnert doch glatt an One Piece? Wären eine blaue Igelmütze und rote Schuhe nicht besser? Nur dafür gibt es in diesem Fall kein Geld und wenn das Model einfach abspringt, muss Ersatz her. In diesem Fall Kiryu Kazuma … pardon … Joryu. Dass die Klamotten nicht unbedingt billig sind, versteht sich selbst. Auch hier müsst ihr euch Geld verdienen, könnte die neuen Klamotten aber ganz im Stil eines persönlichen Catwalks betrachten.
Die größeren Aufträge vergibt Akame selbst. Hier gibt es eine kleine Auftragsübergabe samt Informationen innerhalb einer Unterhaltung. Und diese Aufträge sind nicht zwingend kurzweilig. Sie sind oft in mehrere Abteile aufgebaut und daher durchaus auch spannend. Es sind kleinere Geschichten mit komplett verschiedenen Ideen: Die Jagd nach paranormalen Aktivitäten in einer Wohnung, in der einst ein Mord geschah? Die Kunst einer neuartigen Chat-App? Schutzgelderpresser? Gerüchte über einen neuen Host in der Stadt? Es gibt zahlreiche Ideen, in der untersucht und/oder gekämpft wird. Selbst Gerüchte über die Rückkehr von Ryuji Goda – Kiryus Gegenspieler in Yakuza 2 – erstarken. Er wurde gesehen, nur ist er es wirklich? Es bringt durchaus eine gewisse Abwechslung, nach Hühnern zu suchen oder die vielen Verstecke eines Kindes zu entdecken.
Die Burg
Am Abend geht es erstmals zur Burg. Zur Überraschung von Kiryu ist dies ein riesiges Containerschiff, das mit einem Helikopter angeflogen wird. Nachdem sich auf diesem ein großes Tor öffnet und sich scheinbar eine Stadt auftut, glaubt Kiryu fast seinen Augen nicht. Diese Szene ist im Übrigen die abgewandelte Demo zum Spiel, wie sie auf der Gamescom 2023 präsentiert wurde. Allerdings gibt es hier keinen Kampf direkt zu Beginn, um die Steuerung zu üben. Stattdessen erhält man weitere Infos passend zum Verlauf der Story und darf sich danach erst einmal in Ruhe umsehen. Das Ziel ist aber dasselbe: hinauf zum Kolosseum gehen. Nachdem man sich etwas umgeschaut hat, sollt ihr euch dort mit Akame treffen. Doch zunächst stoßt er auf einen Bekannten: Shidhido – der Yakuza der Omi-Allianz, gegen den ihr bereits im Vorfeld kämpfen musstet, um Hanawa zu beschützen. Sie nahmen ihn trotzdem mit. Hier sollt ihr Informationen über seinen Verbleib erhalten. Die Burg selbst ist im Übrigen ganz auf das Glücksspiel und Kämpfe ausgelegt. Hier kann man viel gewinnen aber auch alles verlieren. Dies zeigen die verschiedenen Menschen an Board des Schiffes. Manch einer pokerte zu hoch und kann sich nicht einmal mehr den Weg vom Schiff zurück nach Hause leisten. Jetzt sind sie Sklaven, um ihre Schulden abzuarbeiten – sehr zur Belustigung der Reichen. Zum Beispiel vor einem Wagen gespannt dürfen sie diese durch den Parkour fahren, werden ausgepeitscht oder liegen bettelnd an mancher Ecke herum: das fast schon ein wenig unscheinbar, schließlich ist hier alles voller Prunk, Glanz und Glitzer.
Die Burg ist der Ort, um die Sau rauszulassen – buchstäblich. Die Kämpfe im Kolosseum sind das absolute Highlight, in denen auch Geschichten nachgestellt werden. Dies darf Kiryu bald am eigenen Leib erfahren, denn er muss an diesen Kämpfen teilnehmen, um sich letztendlich als „würdig“ zu beweisen bzw. auch, um ein gewisses Aufsehen gegenüber den Trägern dieser Spiele zu erregen. Die Omi Allianz führt dieses Schiff. Die verschiedenen Fraktionen der Allianz wechseln sich stets in Folge ab und organisieren die Kämpfe, beschaffen neue Leute und sorgen mit großem Spektakel für Aufsehen. Doch einer steht hier an der Spitze: Patriarch Homare Nishitani vom Kijin-Clan, ein gefährlicher Mann innerhalb der Omi Allianz. Kiryu ist nun Teil dieser Kämpfe, ansonsten bekommt er Hanawa nicht zurück. Hier warten Kämpfe in der eigentlichen Arena oder in einem runden Käfig darüber. Es gibt Schwerter, Keulen oder Schusswaffen. Selbst wilde Tiere können Teil dieser Kämpfe sein. Sie sind nicht zwingend Mann gegen Mann. Die Story von Like A Dragon Gaiden zeigt, dass hier auch mehrere gegen einen antreten oder Gruppen in einem Team Rumble. Im Laufe des Spiels stellt sich Kiryu daher ein Team zusammen, mit dem er anschließend Kämpfe bestreitet.

Da Kiryu unter dem Decknamen Joryu auftritt, nennt sich sein Clan auch der Joryu Clan. Als erstes tritt ein Mann bei, gegen den ihr zuvor noch antreten musstet. Die Kämpfer kommen natürlich nicht alle von allein auf euch zu. Ihr müsst selbst aktiv werden, um euch einen großen Clan zusammenzustellen. Ihr findet viele von ihnen in Sotenbori. Akame gibt euch hier zu Informationen, wo ihr starke Kämpfer findet. In der Regel müsst ihr euch vor denen erst beweisen. Andere treten durch andere Ereignisse bei, zumeist weil sie von euch beeindruckt sind oder weil andere Personen gegen Bezahlung für euch auf die Suche gehen. Sie alle haben entsprechende Werte in Verteidigung, Angriff und Gesundheit. Zudem verfügt jeder über eine besondere Fähigkeit. Eingeteilt ist jeder Kämpfer außerdem in eine Kategorie. Demnach sind sie besonders stark im Angriff, innerhalb der Verteidigung oder sie zählen zu den medizinischen Kämpfern. Diese können Teile der Gesundheit im Teams wiederherstellen.
Jeder neue Kämpfer startet im Level 1 und verdient in den Kämpfen Erfahrungspunkte. Der Höchstwert liegt bei Level 20 und man wünscht sich oft, dass es noch höher ginge bei manchen harten Gegnern. Euer Team stellt ihr im Kolosseum zusammen. Genauer gesagt gibt es die Möglichkeit, gleich mehrere Teams zusammenzustellen, auf die ihr dann schnell zurückgreifen könnt. Denn je Schwierigkeitsstufe gibt es eine maximale Anzahl an Kämpfern, die ihr mit ins Getümmel nehmen könnt. Darüber hinaus ist es wichtig, dass ihr euch um eure Kollegen und Partner kümmert. In der Kämpfer-Lobby ruhen sich diese aus und freuen sich, wenn ihr mal eine ordentliche Flasche Schampus springen lasst. Hier könnt ihr außerdem Waren kaufen – dies sind insbesondere Einzeldrinks oder strategische Kampfrollen in verschiedenen Preisklassen. Übergebt diese einem Kämpfer und er bekommt weitere Erfahrungspunkte. Sind diese aber schon um einige Level gestiegen, wiegen diese EXP nicht mehr sonderlich schwer und die eigentlichen Kämpfe im Kolosseum bringen mehr Punkte – außer ihr gebt fast zwei Millionen Yen für eine EXP-Rolle aus. Auch eine zweite EXP-Leiste füllt sich durch eure Handlungen stets auf. Im Menü ist diese durch einen Händedruck gekennzeichnet. Sie stellt die Bindung von Kiryu zwischen dem Kämpfer dar und hat erst einmal einen maximalen Wert von drei Stufen. Diese sind recht schnell erreicht. Um auch die Level in die Höhe zu treiben, könnt ihr euren Kämpfer auch zu einem Sondertraining entsenden, das mitunter so richtig Geld kostet. Hier gibt es aber massiv Erfahrungspunkte. Die verschiedenen Schwierigkeitsstufen für das Training locken. Aber Vorsicht: nicht jeder macht dieses Training immer mit. Denn ist es zu hart, flüchten sie. Dann gibt es nur wenig Erfahrungspunkte, das Geld ist dennoch weg. Dem Team stehen sie während des Trainings übrigens nicht zur Verfügung. Je härter das Training, desto länger dauert dieses auch. Die verbleibende Zeit wird am Tresen bei eurem Trainer angezeigt.
Die Entwickler bieten hier einen interessanten Ansatz der Kampfarena. Denn diese ist im Spiel direkt integriert und durchaus Teil der Hauptstory. Ihr müsst bestimmte Kämpfe bestreiten, um euren eigenen Rang zu verbessern und damit neue Tiger-Symbole zu bekommen. Außerdem gewinnt man bei starken Kämpfen auch ordentlich Geld. Letztendlich verfällt man dadurch tatsächlich in den Rausch, auch noch den nächsten Kampf zu absolvieren. Und noch einen. Und noch einen. Schon flattert Geld ins Haus, wie man es zuvor nie auf dem Konto hatte. Tatsächlich ist es auch in der Lobby schnell wieder ausgegeben, um die eigenen Kämpfer bei Laune zu halten oder um in die Suche weiterer Leute zu investieren. Kurz gesagt: Hier kann man viel Zeit verbringen. Die Kämpfe müssen übrigens in einem gewissen Zeitlimit gemeistert sein. Hier gibt es Vorgaben für Ränge – der beste Rang ist natürlich der S-Rang. Eine weitere tolle Idee an dieser Stelle ist: Ihr könnt in die Rolle eines jeden Kämpfers schlüpfen und diesen steuern. Ihr müsste Kiryu auch nicht zwingend als Oberhaupt in den Kampf schicken, sondern einen anderen Kämpfer hierfür auswählen und Kiryu als Clan-Mitglied selbst kämpfen lassen. Natürlich ist es gut, weitere Mitglieder bei sich zu haben. Denn während der Kämpfe lädt sich eine weitere Anzeige langsam auf. Ist sie voll, könnt ihr mittels Steuerkreuz (links) einen Befehl abgeben, der für einige Sekunden die besonderen Fähigkeiten der Clan-Mitglieder freisetzt. Deren besondere Fähigkeiten helfen, die Gegner zu bezwingen. Aber Vorsicht: auch das gegnerische Team verfügt über dieses Mittel. Optisch erinnert rein die Befehl-Sequenz übrigens direkt an Valkyria Chronicles.
Diese Kämpfe dienen zunächst einer Sache: Hier kann man verdammt viel Geld gewinnen. Dies aber nicht durch die Einzelkämpfe, die zu Beginn angeboten werden. Die Arena bietet verschiedene Ränge, durch die ihr euch kämpfen könnt und sogar müsst. Damit steigt ihr im Rang vom ‚Nobody‘ auf: Es startet mit Bronze und geht über Silber, Gold und schließlich Platin. Je Rang bekommt ihr Zugriff auf gewisse VIP-Bereiche, könnt daher weitere Räume betreten und es gibt höherwertige (und damit schwierigere) Kämpfe: Einzelkämpfe, Turniere und mehr. Herausforderungen werden aufs Smartphone geschickt, die ihr annehmen könnt. Zudem kümmert ihr euch stets um euren eigenen Clan. Es gilt, gut vorbereitet in die Kämpfe zu gehen, denn Heiltränke oder Nahrungsmitteln könnt ihr darin nicht aufnehmen. Man sollte sich also vorher gut drauf vorbereiten. Eure normalen Hilfsmittel – eure Agentenausrüstung – könnt ihr allerdings immer nutzen. Daher ist es wichtig, die eigenen Fähigkeiten stets weiter auszubauen und sinnvoll einzusetzen. So manche Leute kommen dann sogar auf euch zu, ihr ganz spezielles Equipment im Kampf zu testen: eine spannende Sache. Die Auswahl der Kämpfe ist durchaus groß. Hier gibt es die Sponsoren-Kämpfe, Turniere und die Möglichkeit, sich die Kämpfe so ein wenig nach eigenem Wunsch zu gestalten. Soll heißen, dass je nach Gegnerstärke nur eine bestimmte Maximalanzahl an Kämpfern in die Arena darf. Man kann aber auch alleine seine Kämpfe bestreiten. Mitunter müsst ihr Leute erst innerhalb der Burg aufsuchen, um Kämpfe danach ausfechten zu können. Letztendlich werden diese auch immer schwieriger. An der Spitze des Kolosseums stehen die sogenannten vier Könige. Auch diese stehen euch ab Platin innerhalb von Nebenstorys zur Verfügung und fordern euch heraus. Dies teilweise in einem Einzelkampf aber auch in Teamkämpfen. Hierfür benötigt ihr den Joryu Clan und die stärksten Kämpfer. Und glaubt mir, das ist dennoch heftig und nicht einfach zu meistern. Obwohl ich viele Kämpfer schon auf höchstem Level hatte, waren diese oft zu schwach, diese harten Kämpfe durchzuhalten. Und allein schafft man dies nicht – schon gar nicht im vorgesehenen Zeitlimit. Denn das tickt immer mit für den Rang am Ende. Das heißt, in der Burg, in die Kämpfe und in das eigene Team kann man durchaus viel Zeit investieren.
Wer mal nicht kämpfen möchte, kann sich im Glücksspielbereich umschauen, einen Host-Club besuchen oder sich auf dem gesamten Gelände umschauen. Denn auch hier gibt es Items zu entdecken: darunter die vielen Schlüssel des großes Schließfach-Bereichs in Sotenbori. Nicht alle sind einfach zu finden, wofür ihr aber zum Glück auch Ausrüstung bekommt, um diese schon auf der Karte schneller aufzuspüren. Neben den Items gibt es auch hier Menschen mit Aufgaben für euch. Einen Umkleidebereich könnt ihr obendrein besuchen, um euren persönlichen Stil anzupassen, ebenso euer Aussehen im Kampf.
Die Story
Kiryus Geschichte umfasst in diesem Spiel insgesamt fünf Kapitel. Dies erscheint recht kurz, schaut man sich frühere Geschichten der Yakuza-Serie an. Tatsächlich kann man dennoch viele Stunden investieren, da es sehr viele Nebengeschichten sind. Manch vermeintliche Nebengeschichte gehört sogar vielmehr zur Hauptstory. Dies betrifft Akame, die vier Könige, der Diebstahl der Kampf-Gadgets und mehr. Akame und Kiryu sind recht schnell miteinander vertraut. Warum das so ist, erfährt man als Spieler erst eher spät und kann zunächst nur rätseln und erahnen. Ihr geht es um die Obdachlosen der Stadt und um diese sicher zu machen. Daher engagiert sie Joryu aka Kiryu als einen ihrer Agenten. Dass Joryu ebenfalls Yakuza und als Drache von Dojima bekannt ist, weiß sie nicht. Aber sie schätzt seine aufrechte Art, seine Ratschläge und vor allem seine Unterstützung. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass weniger Unrecht in Sotenbori passiert. Und schon befindet man sich in einer vermeintlich nicht mehr endender Nebengeschichte. Als Spieler hat man das Gefühl, dass genau dies plötzlich die Hauptaufgabe darstellt. Denn die eigentliche Geschichte rund um Hanawa rückt scheinbar in den Hintergrund. Diese wird erst dann fortgeführt, wenn ihr mit dem Netzwerk einen gewissen Stand erreicht habt oder in der Burg entsprechende Ränge vorweisen könnt. Doch worum geht es eigentlich? Kiryu täuschte seinen Tod vor, doch dieses Geheimnis droht aufzufliegen. Die Omi Allianz ist ihm auf der Spur. Tsuruno, Captain und ausführende Patriarch der Watase Familie, steckt hinter Hanawas Entfühung. Shishido steht an seiner Seite. Sie wollen den Drachen von Dojima. Es geht um einen heiklen Plan, dem der Kijin-Clan im Weg stehen könnte. Es braucht nicht nur Überzeugung, sondern rumreiche Legenden der Yakuza. Das Ziel: die Auflösung der Omi Allianz.
Dabei gibt es gewisse Hürden zu überwinden. Die Geschichte fügt sich dabei nur langsam zusammen. Der Übergang von Kapitel 3 zu 4 erst gibt klar Signale und bringt Spannung in die eigentliche Hauptstory. Bis dahin ist man viel mit Nebengeschichten, den Missionen und so weiter beschäftigt. Dabei folgt man wie immer dem Prinzip, man kann der Hauptstory folgen, muss man aber nicht. Denn muss man sich zwischendurch als Überbrückung um vermeintliche Nebensächlichkeiten kümmern, bleibt man auch gerne zeitweise dabei. Manche Nebenaufgaben fesseln einen sogar richtig, ebenso die Kämpfe in der Burg. Hier macht man dann viele Kämpfe doppelt und dreifach, will seine Ränge verbessern und weicht so gern mal von der Hauptgeschichte ab.
Hostessen-Bars – oder wie sie hier genannt werden Cabaret Clubs – sind seit jeher Teil der Yakuza-Serie. In vergangenen Spielen war es oft möglich, sogar selbst einen Club zu leiten. In Like A Dragon Gaiden gibt es zwei Club: einer befindet sich in Sotenbori, der andere in der Burg. In den Clubs gibt es zwei bis drei Damen, die man für 10.000 Yen – die Besuchergebühr – für eine bestimmte Zeit buchen kann. Hier geht es darum, eine tolle Zeit zu verbringen, sollte man meinen. Tatsächlich baut man hier eine gewisse zwischenmenschliche Beziehung auf, weswegen ein einziger Besuch einer Dame nicht ausreicht. Jede der Frauen hat zu Beginn eine Energieleiste, die durch gute Antworten innerhalb der Gespräche zu füllen ist.
Wie läuft das ab? Die Dame begrüßt euch am Eingang und gemeinsam setzt ihr euch an einen Tisch. Oft halten sie verwundert das leere Glas zu euch, immerhin soll die Dame Geld für den Club verdienen und euch dennoch nett unterhalten. Ihr kauft hier Bier, Wein, Champagner, was euch gerade mundet – je teurer, desto besser? Sagen wir: ein teurer Trank bringt gut Herzen. Diese füllen die Leiste auf der linken oberen Seite des Bildschirms. Zudem folgen während des Gesprächs mehrere Fragen. Zwei davon könnt ihr euch schon einmal via Kärtchen aussuchen, die euch als Thema vorgestellt werden. Das kann mit Hobbys zu tun haben, Essen und mehr. Die Themen haben treffende Worte wie „Herzklopfen“, „Kochen“, „sich betrinken“, „scharfes Essen“ oder „ins Ausland ziehen“. In der Regel sind das Themen, welche die Damen dann ansprechen und ihr eine treffende Antwort aus drei Auswahlmöglichkeiten gebt. Euer Gegenüber bewertet diese dann positiv, negativ oder neutral. Entsprechend der Antwort füllt oder leert sich die Herz-Leiste. Am Ende könnt ihr eurer Herzensdame ein Geschenk überreichen – insofern sollte man auch stets etwas dabeihaben. Dabei muss es nicht immer Schmuck sein, sie freuen sich auch wahnsinnig über das eine oder andere Plüschtier aus dem UFO-Catcher aus dem CLUB SEGA. Könnt ihr die Herz-Leiste komplett auffüllen, füllt sich schließlich auch das erste Herz von drein darunter. Das bedeutet, ihr müsst insgesamt drei dieser Herz-Leisten füllen, um dieser besonderen Beziehung zur Dame gerecht zu werden. Schafft ihr das, gibt es am Ende eine besondere Sequenz mit ihr zu sehen. Schafft ihr dies mit allen Damen, gibt es obendrauf Trophäen zu verdienen.
Die Entwickler gestalteten die Hostessen hier übrigens nicht wie in den vergangenen Spielen. Es handelt sich nicht um extra programmierte und animierte Frauen, sondern um waschechte Persönlichkeiten, die für das Spiel aufgezeichnet wurden. Das bedeutet natürlich, dass man hier keine direkten Dialoge zwischen Kiryu und der Hostessen erlebt, da sie nicht direkt gegenübersitzen. Stattdessen nimmt man selbst vielmehr die Ego-Perspektive ein. Das ist im ersten Moment sehr ungewohnt fühlt sich auch irgendwie nicht so ganz richtig an. Es kommt einen vor, als sei man plötzlich aus dem Spiel gefallen und fragt sich ein wenig, warum sich SEGA zu diesem Schritt entschloss hat?
Allerdings gewöhnt man sich mit der Zeit tatsächlich auch daran und schiebt die Vorurteile zur Verbindung von Spiel und Realität irgendwann einfach beiseite. Denn tatsächlich ist diese neue Spielweise sogar richtig nett gemacht … wenngleich man vor allem bei gewissen Endszenen womöglich schon einmal mehr mit offenen Augen hinschaut und denkt: „Wow, ab wie vielen Jahren ist das Spiel gleich? Ab 18 Jahren? Ahhhh, okay …“ Hier dürften einige Spieler schon Freude haben und die Clubs häufiger besuchen – nicht nur der Trophäen wegen.
Alle Themen und Antworten, die man bereits aufdeckte, können beim Eintritt in die Clubs übrigens kurz gesichtet werden. So weiß man, was noch offen ist, welche Antworten nicht gut ankommen und wie der aktuelle Stand bei der entsprechenden Dame ist.
Golf, Pocket Circuit, Billard, Dart, Mahjong und Co. All das gibt es selbstverständlich auch in Like A Dragon Gaiden. Casinos gehören mit Spielen wie Black Jack, Shogi und Co. dazu und man sollte sich hier – wenn man die Regeln nicht kennt – erst einmal einlesen, üben oder sich vielleicht sogar außerhalb des Spiels Hilfe suchen. Andernfalls verliert man hier gnadenlos. Ein bisschen anders schaut es vermutlich mit Golf und Billard aus. Der große Golf-Club wartet in Sotenbori, Billard gibt es in einer Bar und meistens genau dort auch Passanten, die mehr über die Regeln erfahren möchten. Also fast wie man selbst. Allerdings wollen sie Erfolge von Kiryu sehen – sprich von euch! Diese Spielchen sind glücklicherweise einfacher zu handeln und machen mit etwas Übung ebenso viel Spaß. Mitunter sind sie sogar Teil der Story, wobei ihr bei eurem Rundgang mit „eurer“ Gang noch halbwegs selbst entscheiden könnt, in welchen Clubs und Bars ihr die Nacht so verbringt. Einige dieser Minispiele geben euch im Übrigen Punkte, die ihr gegen bestimmte Items austauschen könnt. Das heißt, Punkte, Holztäfelchen und Chips sind dann Zahlungsmittel. Hier gibt es fantastische Preise, darunter die begehrten goldenen Kugeln, neue Autos für das „Pocket Circuit“ oder Pfeile im Dart-Spiel.
CLUB SEGA
Dart intergiert SEGA nämlich ebenso, welches innerhalb von Sotenbori wie auch in der Burg bereitsteht. Dabei handelt es sich um Dartslive 3 des Unternehmens Dartslive Co. Ltd., das im Übrigen auch zur SEGA Sammy Holdings gehört. Spielen kann man hier auch mit Freunden und Bekannten, auf die man innerhalb der Story trifft – insbesondere Akame. Mit ihr könnt ihr in der Karaoke-Bar auch verschiedene Songs singen. Zu den vermutlichen wichtigsten Spielen für SEGA Fans gehören jene in der Arcade Halle CLUB SEGA: Sonic the Fighters, Virtua Fighter 2.1 und Fighting Vipers 2 sind aber nur die Prügelspiele. Weiterhin gibt es zwei Racer: Eines nennt sich SR2: Sega Racing Classic. Dabei handelt es sich übrigens um Daytona USA 2. Damit kommt der Titel im Grunde erstmals auf Konsole, nachdem die damals geplante Umsetzung für SEGA Dreamcast gecancelt wurde. Der neue Name geht damit einher, weil die Lizenz für das Daytona-Branding inzwischen abgelaufen ist. Mit Motor Raid gibt es ein weiteres Motorrad-Racing-Game aus dem Jahre 1997, das uns auch schon im Yakuza Spin-Off Judgment beehrte. Außerdem innerhalb von CLUB SEGA: der UFO-Catcher mit vielen mehr oder weniger tollen Inhalten in Form von Teddys, Hunden, Schweinen und mehr. Interessant wird es vor allem bei den Äffchen, denn diese kennen wir SEGA Fans: AiAi, MeeMee und Co aus der Super Monkey Ball Serie. Wer sich in Sotenbori genauer umschaut, wird zudem ein Master System finden und kann auch hier zwölf Klassiker spielen. Die Module müsst ihr allerdings erst auftreiben.
Pocket Circuit
Richtig groß sind die Pocket Circuit Meisterschaften, an denen Kiryu schon aus reiner Mentalität vergangener Tage anhängt. Eingeführt wurde dies nämlich in Yakuza 0. Dies weckt also Erinnerungen und braucht auch hier wirklich viel Leidenschaft. Ihr startet mit nur einem kleinen Fahrzeug und müsst euch damit auf der Rennstrecke beweisen. Wir kennen es hierzulande wohl am besten unter dem Begriff der kleinen Carrera Bahnen. Es sind kleine Autos die über selbst erstellte Strecken mit geraden Abschnitten Kurven, Loopings und mehr gejagt werden. Um zu gewinnen, könnt ihr euer Gefährt (fast) nach Lust und Laune anpassen und dann euer Können auf der Strecke mit bis zu drei weiteren Gegnern messen. Dabei steuert man den eigenen kleinen Racer allerdings (fast) gar nicht selbst, sondern stattet diese vor dem Rennen maximal aus.
Das hat schon eher Anleihen eines Motorsport Managers. Ihr schaut vorab das Rennen an und seht hier nicht nur die aufgebaute Strecke, sondern auch, aus welchen Abteilen diese besteht – beispielsweise Abschnitte mit Gras. Ihr seht Steigungen, Sprünge, Loopings und mehr und müsst anhand dieser Hinweise euer Fahrzeug bestücken: Reifen, Batterie, Chassis oder Getriebe. Alle haben ihre Vor- wie auch Nachteile und bekommen eine Gewisse Teile-Stärke zugewiesen von 1 bis 5. Die Rennen selbst geben eine Ziffer an, die ihr maximal haben dürft. Nutzt ihr daher beispielsweise größtenteils nur Teile mit der Ziffer 5 und kommt auf einen Gesamtwert von sagen wir 32, während das Rennen nur bis Stufe 25 gefahren werden darf, müsst ihr nacharbeiten. Genau das ist die Schwierigkeit im Pocket Circuit: Ihr müsst teilweise ewig lange austesten und probieren, bis ihr euer perfektes Fahrzeug gebastelt habt. Dies hatte ich bis Stufe 25. Doch es kommen anschließend stärkere Gegner, noch viel fordernde Strecken und größere Herausforderungen. Bis ich ein neues Siegerauto auf Stufe 30 zusammengestellt hatte, vergingen vermutlich mindestens 30 Rennen und damit ein Misserfolg nach dem anderen. Denn um ein neues Rennen der Meisterschaft freizuspielen, muss das Rennen zuvor mit dem ersten Platz abgeschlossen werden.
Klar dürfte sein, dass es entsprechend massig Teile gibt: Motoren, Chassis, Getriebe, Reifen aber auch Gestaltungselemente wie neue Aufkleber. Die Farbe könnt ihr anpassen und Fahrzeuge gibt es auch mehrere zu erwerben. Je mehr Rennen ihr in den Meisterschaften gewinnt, desto mehr neue Teile gibt es. Weitere Teile und auch Fahrzeuge gibt es außerhalb der Pocket Circuit Location. Andere Händler verkaufen ebenso einige Teile, selbst Akame bietet welche im eigenen Shop. Hier müsst ihr suchen, erwerben und austesten. Das nimmt mitunter viel Zeit in Anspruch, kann einen aber auch wahnsinnig machen. Ich änderte mein Fahrzeug gefühlt 50 Mal und wusste dadurch am Ende nicht mehr, wie meine ursprüngliche Einstellung doch gleich war. Dennoch war mein Racer entweder zu langsam auf der Strecke und ich kam maximal als Zweiter ins Ziel oder aber ich flog schon in der ersten engen Kurve von der Strecke – auch dann ist das Rennen vorbei. Während eines Rennens hat man nur zwei Möglichkeiten: [Dreieck] dient dem Turbo, der einen ordentlichen Schub gibt. Er kann einen aber auch von der Strecke fegen. Die [Kreis]-Taste dient genau hierbei zur Stabilisierung, die man dann wie verrückt hintereinander drücken muss. Dabei verringert sich aber auch eine Energieleiste. Ist diese leer, funktioniert diese Taktik auch nicht mehr. Manchmal fliegt das Fahrzeug förmlich, dass diese Aktion ohnehin nichts bringt. Insofern kann die Einstellung des kleinen Racers einen zur Weißglut bringen: entweder zu langsam oder zu schnell und fliegt schon in der ersten Kurve ins Aus. Hier ist Geduld von Vorteil. Und dennoch: Die Idee ist einfach klasse, vor allem weil die Entwickler dies noch viel deutlicher im Spielverlauf integrieren. Ihr sucht in Sotenbori und auf der Burg nach neuen Gegnern, gegen die ihr euch 1:1 messen könnt – das könnte sogar ein Partner eures Joryu Clans sein. Dadurch bekommt ihr wieder wichtige Akame-Punkte. Ihr könnt Zeitrennen absolvieren und bekommt obendrauf wunderschöne „Kampfszenen“ mit Kiryu präsentiert, der sich wie ein kleines Kind über den ersten Platz freut und sein Gewinner-Spielzeug stolz in die Luft hält.
Technik
SEGA nutzt für diesen Titel die hauseigene Dragon Engine und baute mit dieser erneut eine große Stadt als Hauptschauplatz auf. Mit der Burg kommt ein weiterer Standort hinzu, den man öfter besucht. Optisch sind beide durchaus schick gestaltet und locken mit vielen Details. Denn die Orte sind sehr belebt. Jede Menge Menschen laufen umher und gehen ihren Tätigkeiten nach. Sie sind aber nicht einfach nur Statisten ohne Sinn und Verstand. Dies bemerkt man spätestens dann, wenn man das Smartphone zückt und Fotos der Umgebung machen möchte. Denn einige nehmen plötzlich diverse Posen ein, um auf dem Bild auch schick auszuschauen. Schon vergisst man als Spieler, was man eigentlich fotografieren möchte und knipst stattdessen die Passanten. Sie laufen ansonsten durch die Gegend, unterhalten sich und geben – via Sprechblasen – so einige Kommentare von sich. Selbstverständlich besticht die Umgebung durch viele schicke Details. Dies betrifft zunächst die Fassadengestaltung der Häuser und Geschäfte, an denen auch so manche Werbeanzeige zu lesen ist. Da wünscht man sich fast schon etwas mehr Werbung für andere SEGA-Spiele, so wie es der Konzern früher handhabte und die Plätze beklebte – was heute vielleicht einem Phantasy Star Online 2 entsprechend könnte, einen Sonic Frontiers oder auch dem einen oder anderen kommenden Titel der Tochter Atlus: nehmen wir Persona 3 Reload. Doch auch wenn das nicht der Fall ist, gibt es immer wieder neue Dinge zu entdecken. Viele Stände und Plätze, Stühle und Tische vor diversen Geschäften aber auch Menschen in den Geschäften. Hier gibt es riesige Drachen, Krabben und andere Dinge, die durchaus ein Foto wert sind und die Einkaufspassage einfach himmlisch aussehen lassen. Schade ist vielmehr, dass man nicht überall interagieren kann. In den Buchhandel kommt man beispielsweise nicht herein, andere Shops sind mit Schildern fast schon barrikadiert und auch der Bratwurstverkäufer steht nur zur Zierde da. Auf der Karte, die man mittels des Touchpads am Controller auch bewegen kann, sieht man dagegen eindeutig, was wo zu betreten ist. Nur aufgrund der Story sind auch andere Gebäude zu betreten, zu denen man sonst keinen Zugang hat. Essen dürft ihr an den besagten Plätzen, wo alle bereits zu sich genommenen Mahlzeiten mit einem Stern angezeigt werden. Hier sitzt Kiryu da, den man meist nur mit dem Rücken sieht – die Speisen sind also nicht zu erkennen, außer nochmal auf Bildern. Einige Shops sind sehr klein und eng, der Zugang sehr begrenzt, andere wiederum haben noch einen weiteren Aufgang. Damit bieten die Entwickler durchaus auch einen Mix an dem, was betretbar ist. Vor allem die Shops, um Nahrungsmittel für unterwegs zu kaufen, ebenso Getränke, Rüstungen oder Schmuck sind schick gestaltet. Hier stehen vielerlei Dinge in den Regalen aber auch in den Schaufenstern. Hier kann man wunderbar Fotos knipsen und um diese kleinen aber vielen Details zu entdecken. Das macht unheimlich viel Spaß.

Diese Details findet ihr bei den Minispielen aber auch im Club SEGA wieder mit allen Figürchen, den flimmernden Bildschirmchen und mehr. Die Burg dagegen hält Feuerwerk bereit, Glanz und Glamour werden hier schnell ersichtlich, was eben auch die Klamotten betrifft. Prunkvolle Gestaltung, Feuerbrünste und mehr sind ebenso Highlights wie die blauen und roten Flammen im Kampf. Heat-Aktionen werden immerhin besonders hervorgehoben. Die blauen oder roten Flammen markieren den jeweilen Kampfmodus. Hier geht es sogar blutig zur Sache und rote Spritzer beflecken auch die Umgebung kurzzeitig. Das ist kein Wunder, wenn man Schwerter, Messer oder gar Schusswaffen einsetzen kann. Die Kämpfe und generell das Spielvergnügen läuft dabei ruckelfrei ab. Sprechen wir über Ladezeiten, sind diese fast nicht vorhanden. Das Spiel läuft für den Spieler meistens fortlaufend weiter, lange Ladepausen zwischen Sequenzen gibt kaum. Das ist sehr positiv. Zumindest auf PS5. Als ich nochmal einige Stunden in der PS4-Version quasi reinzockte, gab es durchaus Ladepausen zwischen den Sequenzen, die teilweise durch Tipps-Bildschirme bestückt waren. Hier liest man einige wenige Sachen zwischendurch, darunter der Ruf der Taxis auch via Smartphone. Möglich ist ebenso, dass die nächsten Sequenzen noch etwas nachladen mussten, da ich auf PS4 die aktuellen Szenen wegklickte. Gerade über das erste Kapitel hinweg sind diese schon oft etwas länger und geben damit filmreifes Feeling ab. Abgesehen davon spielten sich beide Versionen im Grunde identisch. Wer sich Like A Dragon digital kauft, hat ohnehin auf beiden Konsolen Zugriff drauf. Trophäen könnt ihr dann sogar doppelt sammeln.
Die Menschen im Spiel sprechen japanisch, was durch deutsche Untertitel ergänzt wird. Zum Launch erschien Like A Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name sowieso rein in japanischer Sprache. Die englische Sprache wurde erst später als Update dazugegeben und, das muss man erwähnen, dann auch ungefragt eingestellt. Will man diese umstellen, muss man das Spiel verlassen und kann sie erst dann in den Audio-Optionen wieder verändern. Aus diesem Grund spielte ich einige Stunden in englischer Sprache und stellte sie danach nicht nur aus der Gewohnheit heraus wieder um. Die englischen Stimmen sind durchaus gut aber Kiryus Stimme störte mich. Seine dunkle und etwas raue Stimme war weg und wurde nicht durch ein ähnliches Pendant ersetzt. Die Klangfarbe seiner englischen Stimme erinnert mich vielmehr an jene von Ryo Hazuki aus der Shenmue-Serie, nur dass diese etwas rauer gesprochen wurde. Das passte für mich nicht zusammen. Gesprochen wird diese aber tatsächlich nicht von Corey Marshall, sondern von Yong Yea. Wer das Spiel dagegen schon mit dem Update startet, kann zu Beginn neben dem Schwierigkeitsgrad auch die Sprache auswählen.
Wie in der Yakuza/Like A Dragon-Serie üblich, spricht hier natürlich nicht jeder Passant. Wir befinden uns schließlich nicht bei Shenmue. In der Regel sind es Chats, die man als Spieler in deutscher Sprache mitliest, während es nur Sprachandeutungen gibt: Seufzer, ein Lacher, ein gesprochenes Hey usw. Nur die vollen Sequenzen, die vor allem Story-Elemente fortführen, werden innerhalb der gesamten Szene gesprochen, um Dialoge und mehr hervorzuheben und damit der Story tiefere Einblicke zu geben. Immerhin gibt es auch hier emotionale Elemente, die uns bindet uns mitleiden lässt oder eben erfreut. Es geht darum, dass wir Teil des Ganzen werden. Das hat die Serie aber schon immer geschafft und ist auch hier der Fall. Immerhin ist Like A Dragon Gaiden ein Spin-Off der Serie, da sie neben der eigentlichen Haupthandlung spielt – nämlich zwischen Yakuza: Like A Dragon (alias Yakuza 7) sowie dem achten Teil der Serie Like A Dragon: Infinite Wealth. Die Entwickler des Ryu Ga Gotoku Studios haben technisch durchaus saubere Arbeit abgeliefert. Es gibt wohl nur wenige Punkte, die man hier nennen kann innerhalb der Kollisionsabfrage, wenn ab und zu Gegner durch die massiven Attacken auch mal zwischen Gegenständen landen. Dies schaut nicht immer sensationell aus aber zumindest meistens auch nicht direkt falsch, denn irgendwann passen sie meist doch irgendwie dazwischen. Es gibt da nur selten Ausnahmen. Ich konnte weder Kameraprobleme feststellen, noch Soundaussetzer oder anderes. Alles lief während der Testphase korrekt ab, sehr schön! Ohnehin gibt der Sound eine gewisse Atmosphäre. Die Städte sind belebt, was man ebenfalls an den Geräuschen bemerkt: Das Rauschen in der Stadt, Sirenen, Menschenlärm und teilweise Straßenmusik. Es ist authentisch. Passanten rennen schreiend davon, wenn Schläger einen in einen Kampf verwickeln oder ducken sich weg. Autos fahren hier nicht durch die Straßen, obwohl überall welche geparkt sind. Dazu zählen nicht nur die Taxis, um sich von A nach B chauffieren zu lassen – später sogar zur Burg. Wie das bei dem Schiff auf offener See gehen soll, ist zwar schleierhaft aber nun gut. Schade finde ich, dass Sotenbori im Vergleich eher klein daherkommt. Man findet sich schnell zurecht und ist nicht wirklich lang zu Fuß unterwegs, um alles abzulaufen. Überall gibt es dann aber neue Gebiete, die durch rot-transparente Sperrbänder die Grenzen der betretbaren Flächen aufzeigen. Zu Beginn glaubt man, man könnte diese irgendwann während der Kapitel erweitern, doch das passiert nicht. Sotenbori wird leider nicht größer. Dafür erlebt man den Ort am Tag aber auch bei Nacht. Das gibt Abwechslung. Abhängig ist die Uhrzeit hier allerdings von der Story und ändert sich nicht automatisch. Die Uhr also tickt nicht wirklich mit – wie man es zuletzt bei einem Shenmue III erlebte. Die Uhr also tickt nicht wirklich mit – wie man es zuletzt bei einem Shenmue III erlebte.
Bis etwas über 50 Stunden Gameplay bemerkte ich innerhalb der deutschen Untertitel auch nur selten Schreibfehler: Hier fehlte mal ein Buchstabe, da gab es mal gefühlt ein falsches Wort und einmal – nur kurz zu sehen – war die Antwort mehrere Untertanen in englischer Sprache abgebildet. Das alles war aber nichts Großes oder Wichtiges. Den Spielfluss stört dies überhaupt nicht. Japanische Untertitel standen hier nämlich keine, das wäre eher ein Hindernis beim Verständnis gewesen. Was mich im Übrigen durchaus begeisterte: Nutzt ihr das Smartphone im Spiel, piepst es anschließend aus den Lautsprechern des Controllers, fast als hättet ihr Kiryus Telefon in euren eigenen Händen beim Durchtippen.
Extras
Ja, auch die gibt es, wenn gleich sie nicht sensationell sind. Doch da jedes Kapitel über gewisse gerenderte Videos verfügt, ist es wunderschön zu sehen, dass man diese auch im Menü noch einmal anwählen und anschauen kann. Außerdem stehen hier die 2-Player Spiele aus der Arcade-Halle zur Verfügung: Virtua Fighter 2.1, Sonic the Fighters und Fighting Vipers 2. Was nicht zur Verfügung steht: die mit dem Smartphone geknipsten Bilder. Diese kann man ausschließlich im Spiel selbst durchschauen. Die Master System Spiele wurden bis kurz vor Ende des Spiels auch nicht auf der Menüoberfläche untergebracht. Man muss diese in Sotenbori spielen. Verlasst ihr die Stadt zum Ende des Spiels, müsst ihr – wie das Spiel empfiehlt – einen extra Spielstand sichern. Nur dann könnt ihr noch viele weitere Dinge erledigen, Bars, Karaoke oder Hostessen Clubs besuchen, noch mal im Kolosseum kämpfen und mehr. Hier wäre es schön, mehr Möglichkeiten durch Extras zu erhalten, ganz unabhängig vom Spielstand. Was es obendrein gibt: eine Demo zum neuen Spiel Like A Dragon: Infinite Wealth.

Legendäres Kämpfer Pack
Wer sich dieses Paket gönnt, bekommt drei ganz besondere Legenden im Spiel integriert: Goro Majima – der Mad Dog von Shimano, Taiga Saejima – der achtzehnfache Schlächter und Daigo Dojima – der sechste Oyabun des Toyo-Clans. Die drei Yakuza, die Fans der Reihe seit Jahren begleiten, treten innerhalb der allgemeinen Story eher am Rande auf und sind daher im Spiel erst mal so nicht vertreten. Was bringt das kleine Add On also? Diese drei Kämpfer sind nach dem Download Teil des Joryu Clans. Sie beginnen im Level 1 und können sofort in Kämpfen teilnehmen. Auch sie haben ganz besondere Stärken und verfügen über hohe Werte. Insofern sind sie sehr willkommene Kämpfer im Team. Sie unterstützen sofort innerhalb der vielen Nebenstorys und um die unterschiedlichen Rang-Listen zu erklimmen.
Wie auch all die anderen Kämpfer sind diese direkt anwählbar und steuerbar. Ihr könnt somit in deren Rollen schlüpfen und mit ihnen selbst einzeln oder gemeinsam mit anderen in den Kampf ziehen. Obendrauf stehen sie in den Spezial-Event-Matches zur Verfügung. Das heißt, es gibt hier neben den anderen, nur unter bestimmten Bedingungen spielbaren Kämpfen, nun drei weitere Schaukämpfe: Mann gegen Mann. Auch hier gibt es dann Fans und etwas Geld zu verdienen – vor allem aber Respekt.
Lohnt sich das Paket für 7,99 Euro? Ich würde sagen: JA! Immerhin sind die drei Yakuza in ihren Werten und Eigenschaften sehr stark und damit voll aufgelevelt äußert hilfreich innerhalb der Hell Team Rumble Kämpfe sowie gegen all jene Joryu Clan Kämpfe, die innerhalb der Nebenstorys auftauchen. Man sollte sie also sofort ins Team bringen und nicht erst, wenn alles mit Müh und Not gemeistert ist. Denn so manche Kämpfe sind teilweise nicht ohne und nach dem Vergleich der Werte der verschiedenen Kämpfer gab es für diese drei Legenden keinen adäquaten Ersatz. Ich möchte sie in meinem Clan definitiv nicht missen. Das zeigt zugleich, dass die Entwickler hier noch weitaus mehr Persönlichkeiten integrieren könnten, wobei dann als Zusatzdownloads aber weitere Herausforderungen im Kolosseum kommen sollten – vom Hauptmenü aus anwählbar. Das wäre klasse.

Für mich war ‚Like A Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name‘ ein Pflichttitel. Warum? Weil ich Kiryu Kazuma schon immer mochte und er ein Held innerhalb der vielen SEGA-Charaktere darstellt, den man auch einfach mögen muss. Dass er die Serie nach Yakuza 6 verlassen sollte, zerriss einem immerhin das Herz als Fan dieser grandiosen Reihe. Dass er in Like A Dragon: Ishin! (als Remake) bereits zu uns zurückkehrte, war toll. Dass er daraufhin seinen eigenen Titel bekam, noch viel besser. SEGA hat verstanden, dass Kiryu ein wichtiger Charakter innerhalb der SEGA-Familie darstellt.
Die Story dahinter ist durchaus gut gemacht, auch wenn man lange rätselt, warum diese irgendwie nicht voranzukommen scheint. Ganz offensichtlich ist man weit mehr mit Nebenstorys beschäftigt und unterstützt Akame mit ihrem Netzwerk. Genau dies scheint plötzlich zur Hauptaufgabe zu werden, obwohl es doch um die eigene Identität ging, die aufzufliegen drohte. Es geht erneut um die Waisenkinder, die mit dem Auftauchen von Kiryu wieder in Gefahr sein könnten. Und dann kümmert man sich vielmehr um Akames Aufträge und Missionen. Denn die eigentliche Geschichte geht nur weiter, wenn ihr Netzwerk ein bestimmtes Level und man in der sogenannten ‚Burg‘ höhere Ränge erreichte. Klar, alles ist hier miteinander verwoben aber es trübte meinen Eindruck von der eigentlichen Geschichte ein wenig. Immerhin hat diese lediglich fünf Kapitel und im dritten Kapitel steht man noch immer relativ ahnungslos da und vermöbelt stattdessen irgendwelche Gangs in Sotenbori, um das Stadtabteil sicherer zu machen.
Spaß machen vor allem die Kämpfe, bei denen man nun zwischen zwei Kampfstilen wechseln kann. Der Agenten-Stil fügt sich wirklich smooth ein und wurde fast schon zu meinem Hauptstil mit schnellen Schuhen, Drohnen und dem schicken blauen Spinnen-Wunderseil. Was hier geschaffen wurde, ist einfach toll und ich wünsche mir mehr davon. Ich wünsche mir mehr von Kiryu Kazuma und weiterhin neue Geschichten mit ihm. Ich mag dieses Spiel! Vergleiche ich es mit dem Spin-Off Like A Dragon: Ishin! mit seinen historischen Elementen und weitaus mehr Handlungsstrang und tiefgreifenderen Missionen, so halten wir da ein nochmal anderes Kaliber in den Händen. Aber dennoch will ich es nicht in meiner Spielesammlung missen. Daher macht es mich traurig, dass SEGA dieses Spiel hierzulande nur digital anbietet. Und das, nachdem man damals schon Yakuza 5 nur digital brachte und diesen Fehler mit der Disc-Version innerhalb der Remastered Collection behob. Warum fängt man jetzt wieder damit an? Spieler sollten auf die physische Edition aus Japan zurückgreifen – so als Tipp. Denn Like A Dragon Gaiden ist ein super Spiel, das für viele Stunden fesselt. Für Kiryu-Fans ohnehin ein MUSS. Tolle Momente hat immerhin auch dieser Titel: Ich staunte schon nicht schlecht, als ich storybedingt im Kolosseum gegen mich selbst antreten musste und der falsche Kiryu mit Schusswaffe und Schwert plötzlich den ‚Freitänzer‘-Kampfstil aus Ishin! gegen mich anwandte.

Ronny Wecke