Wer erinnert sich noch daran? Draußen war solch ein schönes Wetter, als er sich plötzlich in militärischer Gefangenschaft befand. Kein Wunder, dass Sonic damals folgenden Satz äußerte: "Typisch Billigflüge, weder Essen, noch Filme... Ich hau ab!" Die Flucht ging durch die Straßen von San Fransisco, als plötzlich ein schwarzer Igel vor ihm stand. "Mein Name ist Shadow und ich bin die Ultimative Lebensform." Er nutze die Kraft der Chaos Emeralds und erkannte nicht, was hinter seinen Erinnerungen steckte. In letzter Minute jedoch fuhr es wie ein Geistesblitz durch seinen Kopf. Maria! Was hatte er ihr versprochen? Der Menschheit zu helfen? Nach erfolgreichem Kampf in den Weiten des Weltalls verlor Shadow jedoch seine Kraft und stürzte auf die Erde. Das war das Ende von Sonic Adventure 2, erschienen für SEGAs Dreamcast im Jahre 2001. Vier Jahre später sollen wir nun endlich erfahren, was damals tatsächlich passiert ist. Was geschah wirklich auf der ARK, was hat es mit Maria auf sich und vor allem, warum gibt es IHN: Shadow the Hedgehog

All diese Fragen quälen den schwarzen Igel natürlich selbst: Zu gerne würde er wissen, warum ihn allein dieser Name verfolgt, dann dieses fürchterliche Bild in seinem Kopf, Elite-Einheiten verfolgen ihn, dann ein Schuss, ein Schrei: MARIA! In dem Moment verdunkeln sich die Wolken über Westopolis City. Eine Stimme ruft nach Shadow, der "Tag der Abrechnung" rücke näher. Eine seltsam schwarze Gestalt erscheint aus dem Nichts: "Finde die sieben Chaos Emeralds und bring sie mir, wie versprochen!" Auf Shadows Frage, woher er ihn kenne, bekommt er allerdings keine Antwort. Explosionen erschüttern Westopolis, Unmengen von dunklen Kreaturen fallen in die hilflose Stadt ein. "Der einzige Weg die Wahrheit über meine Vergangenheit zu erfahren sind diese Chaos Emeralds!" 

Now he's on a quest to discover his true purpose.
Jetzt ist er auf der Suche, um sein wahres Ich zu finden.

Will he be Good or Evil? Noone knows but you!
Wird er Gut sein oder Böse ? Keiner außer dir weiß es!

Shadow the Hedgehog, his time has come...
Shadow der Igel, seine Zeit ist gekommen...

Und schon befinden wir uns um ersten Level. Der Kampf zwischen den Black Arms und der GUN-Elite-Einheit hat bereits begonnen. Riesige Laser schlagen auf den Straßen der Stadt ein, Explosionen erhellen die ins Dunkle gewölbte Stadt und Shadow muss entscheiden, auf welcher Seite er steht. Noch bevor ihr euch so richtig im Klaren darüber seid, was nun zu tun ist, kreuzt Sonic the Hedgehog euren Weg und bittet um eure Hilfe, diese "Black Creatures" zu zerstören. Beide Seiten, die GUNs und auch die Black Arms nutzen verschiedene Waffen, um sich gegenseitig ins Jenseits zu befördern. Schaltet ihr einen Waffenträger aus bzw. wird einer von der gegnerischen Attacke getroffen, lässt dieser seine Waffe fallen. Schnappt sie euch, um sie selbst einsetzen zu können. Wie viel Schuss ihr zur Verfügung habt, wird unten rechts im Bild angezeigt. Sobald sämtliche Magazine verbraucht sind, verschwindet die Waffe. Neue Munition oder Waffen nehmt ihr euch, indem ihr überall im Level herumstehende Kisten zerstört oder über vom Gegner fallen gelassene Waffen lauft und deren Munition aufnehmt. Shadow steuert ihr wie gewohnt mit dem linken Ministick durch die insgesamt 22 Level, während ihr mit dem rechten Ministick die Kamera justieren könnt. Ein Zielkreuz zur Nutzung der Waffen gibt es nicht. Allerdings visiert Shadow seine Kontrahenten fast von selbst an, sobald ihr in deren Richtung schaut - Ausnahme: größere Waffen, wie beispielsweise Raketenwerfer. Wie in bekannten Sonic Games auch, kommt natürlich der Faktor Speed nicht zu kurz. Auch Shadow saust in Turbo Geschwindigkeit durch riesige Loopings und beherrscht die Homing Attack wie im Schlaf. Diese braucht er auch, denn nicht alle Kontrahenten lassen sich mit Pistolen, Schwertern oder Bazookas mir nichts dir nichts bezwingen. Zudem gilt es über Abgründe zu gelangen, die nur mit dem Sprung von Gegner zu Gegner zu überwinden sind. Was das Sonic Team hier geschaffen hat, ist eine Mischung aus purer Baller-Action und dem typischen Igel-Flair mit vielen Jump 'n Run Passagen, den speziellen Hedgehog-Elementen.

Und die Rechnung geht auf, denn "Shadow the Hedgehog" macht auf diese neue Art und Weise sehr viel Spaß. Nachdem ihr Sonic in Westopolis getroffen habt, erscheint wenig später das Auge von Black Doom und verlangt, dass ihr die törichten Soldaten vernichten sollt. Doch erinnert ihr euch noch an das Ziel, welches sich Shadow selbst gesetzt hat? "Der einzige Weg die Wahrheit über meine Vergangenheit zu erfahren sind diese Chaos Emeralds!" Und zwei davon befinden sich in Westopolis. Hier liegt es an euch, welchen Weg ihr gehen möchtet. Helft ihr Sonic, die schwarzen Wesen zu besiegen, vernichtet ihr stattdessen die Soldaten oder geht ihr all dem aus dem Weg und schnappt euch die beiden Chaos Emeralds? Je nachdem wie ihr euch entscheidet, der Weg den ihr einschlagt birgt völlig unterschiedliche Entwicklungen rund um Shadow. Davon hängt es ab, welches Level ihr als nächstes beschreiten werdet, auf wen ihr in diesen trefft und welche Aufgaben euch gestellt werden. Die Levelkarte wurde von den Entwicklern in Form einer nach links gedrehten Pyramide dargestellt. Ihr beginnt also an der Spitze und je nach Beendigung der Stage (Dark, Normal oder Hero) schlagt ihr den Weg auf dieser entweder nach oben, nach unten oder geradeaus ein. Bis zum Endgegner springt, lauft und schießt ihr euch nun durch sechs der 22 Level über die Karte. Zwischengegner attackieren euch ebenfalls, was wiederum von dem Weg abhängt, für den ihr euch im Level zuvor entschieden habt. Neben Sonic und Black Doom gibt es natürlich weitere Charaktere, die euch in den zahlreichen Level begegnen. Knuckles, Dr. Eggman, Rouge, Tails, Cream oder Omega sind mit von der Partie. Jeder buhlt um Shadows Gunst und will spezielle Dinge erledigt haben. So sollt ihr beispielsweise fünf spezielle Disks für Charmy vom Team Chaotrix finden, riesige Kampfschiffe vernichten, Edelsteine aktivieren oder die GUNs retten. Im Pause-Menü könnt ihr dafür zu jeder Zeit die im entsprechenden Level aufgetragenen Missionen ansehen und auch für diese entscheiden. Schaltet ihr zum Beispiel von Dark auf Hero um, verschwindet das Auge von Black Doom und Amy könnte euch zur Seite stehen. 

Dies ist nur eine Möglichkeit von vielen, denn die Wege, die euch zur Verfügung stehen, um den Endgegner nach den sechs Ebenen zu erreichen, sind vielseitig. Ein Sprichwort sagt: Viele Wege führen nach Rom. Bei Shadow trifft dieses Sprichwort eindeutig zu, denn mehr als 320 Wege führen euch zum letzten der sieben Chaos Emeralds und einem der zehn zu meisternden Endgegnern. Nach jeder erfolgreich erledigten Mission führt euch eine Zwischensequenz zum nächsten Abteil. Die jeweilige Zwischensequenz hängt ganz davon ab, wie ihr die Levelkarte ablauft. Ihr könnt in jeder Mission das Gute tun, ihr könnt euch auch einmal zwischendurch für das Böse entscheiden oder ihr lasst eure Mitspieler stehen und schnappt euch den Emerald. Vielleicht besinnt ihr euch auch erst später für die dunkle Seite. Wie ihr euch auch entscheidet, sämtliche Lösungswege werden am Ende des Spiels in die Bibliothek eingetragen, erhalten einen speziellen Titel (zum Beispiel "Beginn eines Imperium", "Ewige Ruhelosigkeit" oder "Im Namen der Freiheit") und können zu jeder Zeit erneut angesehen werden. 

Wie in sämtlichen weiteren Igel-Abenteuern, gilt auch in "Shadow the Hedgehog" das Gebot der goldenen Ringe. Überall im Level sind diese verstreut und dienen zum Schutz unseres Helden. Allerdings bringen die Entwickler auch hier frischen Wind ins Spiel. Verlor man früher bei einem Treffer noch alle Ringe, sind es nun nur noch zehn. Allerdings hilft euch dieses neue Feature besonders in späteren Leveln beim Überleben, denn sobald Shadow ohne mindestens einen der wertvollen Ringe in der Tasche zu haben von einem Kontrahenten getroffen wird, verliert ihr einen Versuch. Aufgrund von Levels, in denen ihr beispielsweise in das Netzwerk einen Computers eindringt, durch Lichtsäulen rollt und bei Unachtsamkeit schnell gegen ein Hindernis stoßt, würdet ihr hier sofort das Zeitliche segnen. Trotz der vielen Treffer, die ihr in dem einen oder anderem Level vielleicht einstecken mögt, bleibt das Spiel stets fair und bedarf einzig und allein euer Können und teilweise auch Taktik, um in Level und bei Zwischengegner weiter zu kommen. Die größeren Gegner unterscheiden sich ebenfalls stark voneinander und sind oftmals nur mit einer guten Mischung aus Igel-Technik und Waffen-Einsatz zu besiegen. Wie man es aus Sonic-Spielen kennt, dürfen die riesigen Roboter des Dr. Eggman nicht fehlen. Seine Handlanger unterstützen ihn oftmals noch im Kampfgetümmel, indem sie versuchen, euch mit scharfen Geschossen aus dem Weg zu räumen. So müsst ihr nicht nur auf Dr. Eggman aufpassen, sondern auch den Angriffen seiner Roboter entgegen treten. Die Maschinen, die bei Dr. Eggman diesmal zum Einsatz kommen, sind wie immer nicht nur riesig, sondern haben auch alle ihre entsprechende Schwachstelle. Diese herauszufinden macht Igel-Fans allemal Spaß, auch wenn die Gegner danach meist zu einfach zu bezwingen sind. Doch nicht nur der verrückte Wissenschaftler soll euer Gegner sein, denn steht ihr auf der bösen Seite, könnte sich das Gute auch euch entgegen stellen...

Doch was macht Shadow the Hedgehog noch aus? Während die einzelnen Zwischensequenzen zwar mehr über Shadow erzählen, fällt besonders Kennern des "Vorgängers" auf, was die Entwickler aus Sonic Adventure 2 mit eingegliedert, verbessert oder sogar neu integriert haben. So gibt es einen weiteren Charakter in Shadow the Hedghog, der Shadows Vergangenheit angeblich miterlebte, wie er zu Maria stand und was der gesamtem Besatzung vor 50 Jahren widerfahren sein soll. Hier treffen sich zwei Kapitel: "Sonic Adventure 2" und "Shadow the Hedgehog". Nicht nur, dass es einzelne Bilder aus dem Dreamcast Spiel zu sehen gibt, welche in Shadows Erinnerung schwelgen. Auch vollkommen neue Sequenzen, die unmittelbar mit denen in Verbindung stehen, bringen Licht ins Dunkle. Shadow kehrt dahin zurück, wo das Dreamcast Spiel endete: Die Weltraumkolonie ARK. Doch damit nicht genug. Mit Shadows Vergangenheit bringt das Sonic Team selbst ein schockierendes (?) Bild aus ihrem Game Sonic Heroes auf den Screen: Die Produktions-Stätte der schwarzen Igel. Doch wie sich all diese einzelnen Bruchstücke zusammensetzen, das soll jeder selbst erspielen. Damit die Action und das Geschwindigkeitsgefühl noch weiter in die Höhe getrieben wird, spendieren die Entwickler noch ein paar weitere nette Gimmicks. In so manchen Levels gibt es ganz spezielle Fahrzeuge, welche Shadow nutzen kann, um seinem Ziel näher zu kommen. Viele dieser Fahrzeuge dienen lediglich dazu, nicht laufen zu müssen. Waffen gibt es daran keine, Gegner können allerdings einfach umgenietet und Mauern durchbrochen werden. Cool kommt aber auch die bereits in der Vorschau zu sehende Motorrad-Fahrt daher. Viel Effektiver ist das GUN-Fahrzeug, mit dem ihr sehr hohe Sprünge machen und damit an sehr hoch gelegene Orte gelangen könnt. Am meisten Spaß macht aber sicher noch der Flug auf den Drachen. Auch von denen gibt es zwei Arten. Während die eine Sorte tatsächlich nur zum Fliegen von einem Ort zum nächsten her hält, besitzen die anderen Flugdrachen ein Visier. Damit könnt ihr Gegner oder in der Luft befindliche Items (beispielsweise Ringe oder eine neuartige Schutzhülle, welche tödliche Feuerfunken versprüht) beim gedrückt Halten des Buttons anvisieren und danach á la Panzer Dragoon Orta mit Raketen zerstören. Die wohl bekannten Bumper, Speed-Beschleuniger und auch Raketen, welche euch von einem Punkt zum nächsten fliegen, sind ebenfalls vorhanden und tragen zum typischen Flair bei, das ein Sonic oder Shadow Spiel haben muss. Aus Shadow-Kisten erhaltet ihr außerdem ganz besondere Waffen. Wer ein neues Spiel beginnt, wird in diesen Kisten zunächst keine große Bedeutung sehen. Mit dem mehrmaligem Durchspielen der verschiedenen Enden könnt ihr allerdings richtige Wunderwaffen bekommen und diese sogar weiter aufleveln und damit verbessern. So habt ihr bald nicht nur eine scheinbar unnütze Waffe im Gepäck, sondern beispielsweise fünf mit teils hoher Zerstörungskraft!

Death to all who oppose me!
Tod all denen, die sich mir widersetzen!

 

Doch auch die speziellen Chaos Eigenschaften hat Shadow seit seinem ersten Auftritt nicht verlernt. Während er die Welten durchstreift, füllen sich am oberen Bildschirmrand ein roter und ein blauer Balken langsam auf - je nachdem ob er bevorzugt die Umgebung zerstört oder Gegner besiegt. Sobald einer volle Power anzeigt, gibt Shadow ein entsprechendes und energiegeladenes Zeichen von sich. Zu lange solltet ihr nun nicht warten, da sich diese Leisten langsam wieder entleeren und ihr danach neu füllen müsst. Shadows "Chaos Control" dürfte noch bekannt sein. Mit unglaublicher Geschwindigkeit rast der schwarze Igel nun im Level voran und stoppt, abgesehen über ihn befindet sich ein Abgrund, genau dort, wo der blaue Power Balken entleert ist. Zwar zieht Shadow mit dieser Technik an Missions-wichtigen Abteilen vorbei. Wer sich allerdings dafür entscheidet, seinen eigenen Weg zu gehen und die Emeralds zu suchen, sollte Chaos Control so oft wie möglich einsetzen. Der "Chaos Blast" dagegen steht für die rote Anzeige. Dies ist die wohl stärkste Attacke, die Shadow zu bieten hat. Seid ihr von mehreren Gegnern umzingelt oder will euch Dr. Eggman mal wieder an den Kragen, leuchtet Shadow hier hell auf. Ihr könnt einen gewaltigen Energiestoß loslassen, der alles um ihn herum wegfegt. Endgegner werden dadurch zwar nicht vernichtet, Schaden nehmen sie aber in jedem Fall! Setzt ihr den Speed in den Stages ein wenig herunter, solltet ihr nach fünf goldenen Schlüsseln Ausschau halten. Diese wurden teilweise richtig gut versteckt und öffnen innerhalb des Levels ein großes Tor, hinter dem sich nicht nur Waffen oder Fahrzeuge, sondern auch neue Wege befinden. Solltet ihr dabei in euren Missionen etwas vergessen, dürft ihr die fairen Rücksetzpunkte diesmal auch als Warp-Portale nutzen. So könnt ihr an bereits durchlaufene Abteile zurückkehren und den Auftrag erfolgreich beenden.

Doch wie sieht die technische Seite dieses SEGA-Games aus? Abgesehen davon, dass ich "Shadow the Hedgehog" als eine Art Nachfolger zu Sonic Adventure 2 sehe, erinnert es grafisch auch tatsächlich mehr an Dreamcast Grafik. Allerdings gibt es auch gewaltige Explosionen oder wunderschöne Hintergründe, die auf Dreamcast so möglicherweise nicht zu sehen gewesen wären. Die Hauptcharaktere rund um Shadow sehen hübsch animiert aus, wobei es keine große Vielfalt an Gegner gibt. Sowohl die Black Arms, als auch die GUN Elite-Einheiten ziehen sich durch sämtliche Level. Nur selten gibt es mal den einen oder anderen neuen Gegner zu bezwingen, einen davon auch wieder aus Sonic Adventure 2. Leider gibt es abermals Probleme mit der Kameraführung. Während ich persönlich in vergangenen Sonic Teilen nie wirklich Schwierigkeiten mit dieser hatte, wurde Shadow dann auch für mich ein Problemfall. Besonders, wenn sich die Kamera beim Drehen plötzlich scheinbar verhakt und erst nach paar weiteren Versuchen und Hüpfen wieder reagiert. Dann nämlich kann es durchaus vorkommen, mal den Löffel abzugeben, weil einem ein Gegner getroffen hat oder man von einer Plattform in einen Abgrund gefallen ist. Auch ins Nichts fiel ich nach dem Einsatz von Chaos Control, welcher genau über einem Abgrund stoppte. Dies war aber auch ein "einmaliger Ausrutscher", da Shadow normalerweise mindestens bis zu einer sicheren Plattform weiter fliegt. Der Vergleich zwischen den drei Versionen zeigt darüber hinaus auch teils starke Unterschiede. So ist wie so oft speziell die PlayStation 2 Version davon betroffen. Erstes Manko sind hier wieder die beiden Analogsticks, die nicht so präzise wie bei einem Xbox, GameCube (oder auch Dreamcast) Controller sind. Die Steuerung der PS2-Version ist leider recht hakelig geraten. Shadow lässt sich weitaus schwieriger steuern und auch die Kamerajustierung mittels des rechten Ministicks ist viel schwieriger. Kamera und Igel reißen bei der kleinsten Bewegung regelrecht herum, weswegen die Xbox und GameCube Versionen hier klar im Vorteil sind. Leider kommt es in der Sony Fassung auch nicht gerade selten zu Rucklern und Slowdowns, was ihr schon in den ersten Minuten des Anspielens bemerken werdet. Rein grafisch ist allerdings kein allzu großer Unterschied festzustellen. 

Wunderbar sieht es dagegen beim Sound aus. Dieser überzeugt nicht nur mit kräftigen Vocal Soundtracks, sondern auch mit viel versprechender Sprachausgabe rund um Shadow, Black Doom oder Maria. Hier hört ihr Machtgier, Verzweiflung und Aufregung wunderbar heraus. Die Sprache an sich ist dabei stets Englisch. Die deutsche Übersetzung anhand von Untertiteln kann ebenfalls überzeugen, auch wenn Kleinigkeiten an der einen oder anderen Stelle dann doch merkwürdig klingen. So wurde beispielsweise "Please tell me..." als "Bitte hilf mir.." übersetzt.

Über diese kleinen Pannen und der etwas mäßigen Technik kann jeder Spieler aber getrost hinweg sehen, denn Shadow the Hedgehog bietet einfach zu viele positive Dinge, als dass irgendwer diesen Titel verschmähen sollte. Gerade die verschiedenen Level bringen viel Abwechslung ins Spiel. Nicht nur düstere Ebenen werden betreten, sondern auch richtig psychedelische Abschnitte, farbenfrohe Stages mit viel Wolken, Wind und entsprechend stimmungsvoller oder auch mystischer Musikuntermalung. Selbst ein aus den goldenen Ringen aller Welt geschaffener Park darf nicht fehlen. Witzige Sprachensembles a la "Yuji Naka is allright" runden das Ganze noch ab. Die teils gerenderten Zwischensequenzen bringen Igel-Fanatiker fast zum schmelzen, da hier nicht nur das wahre Geheimnis der damals von Dr. Eggman eingesetzten Eclipse Cannon (er zerstörte damit einst die Hälfte des Mondes) gelöst, sondern auch das wahre "Ich" von Professor Gerald aufgedeckt wird. Die Entwickler bleiben ihrer Linie auch weiterhin in Sachen des "Häh-Effekts" treu. Viele Enden gibt es zu entdecken in Shadow the Hedgehog. Das wirklich wahre Ende gibt es allerdings erst zu sehen, sobald die zehn verschiedenen Endgegner besiegt worden sind. Shadow besitzt zum Schluss nicht umsonst immer alle sieben Chaos Emeralds. Kenner von "Sonic Adventure 2" wissen, auch der schwarze Igel kann wie Sonic die Kraft all dieser Emeralds nutzen und damit in der "Last Story" die Antworten auf seine Frage finden: "Wer bin ich?"

Zum Schluss kümmerte sich SEGA noch um ein wenig Langzeitmotivation, die mit Hilfe der Highscore-Jagd und eines Mehrspielermodus vor dem Bildschirm fesseln soll. Letzteres bietet je nach Wahl einen oder drei Kämpfe auf einer Mehrspielerkarte mit verschiedenen mehr oder weniger schwarzen Igeln an. Hier gibt es neben dem wahren Shadow, der wie im normalen Story-Modus jede Waffe benutzen kann, auch sogenannte Androids. Sie sehen aus wie Shadow, sie klingen wie Shadow, haben einen metallischen Look und je eine spezielle Waffe als Arm umgebaut. Der Vorteil: Diese verfügt über unendlich Munition, der Nachteil: Es ist bei Androiden nicht möglich, andere Waffen aufzunehmen. Auch hier gilt es Ringe zu sammeln und seinen Kontrahenten zu bezwingen. Der "Kampf" ist zu zweit mal recht nett, wird im Laufe der Zeit aber doch schnell langweilig und fesselt nur kurz vor den Screen. Ganz anders die Highscore-Jagd. Im Menüpunkt "Modus wählen" werden alle bereits beendete Level eingetragen einschließlich dem Durchlauf nach Dark, Hero und Normal. Noch nicht gefundene Schlüssen gilt es einzusacken, der Rang einer jeden Mission kann hier verbessert und auch Bosskämpfe erneut gemeistert werden.

Was soll ich sagen? Die einen sind von Shadow the Hedgehog begeistert, die anderen stempeln es als eher mittelmäßiges Spiel ab. Es mag schon sein, dass die technische Seite nicht ganz der heutigen Zeit entspricht, auch wieder mal Kamera-Probleme auftreten und zudem die PlayStation 2 Version im Gegensatz zu Xbox und GameCube noch mit mäßiger Steuerung, Rucklern und Slowdowns zu kämpfen hat. Wer die Möglichkeit besitzt, greift also besser zur Version für Nintendos oder Microsofts Hardware. Jedoch schafften es wahnsinnig viele Neuerungen in das neue Abenteuer und perfektionieren damit regelrecht den Igel-Flair rund um Shadow the Hedgehog. Die Kombination von Action in Form von Waffen mit den typischen Igel-Eigenschaften macht verdammt viel Spaß. Da klettert ihr eine Stange hinauf, schießt euch danach durch bröckelnde Wände um kurz darauf per Triangle Sprung von Wand zu Wand über einen Abgrund zu gelangen. Von da stürmen schon wieder mit Schwertern bewaffnete Black Arms Truppen auf Shadow zu, welcher mit Hilfe des Light Dash einer Kette von goldenen Ringen folgt und so weiter...

In der Tat wird das Spiel besonders von der Story weiter vorangetrieben. Seit Sonic Adventure 2 auf Dreamcast wollen die Spieler wissen, was mit es mit dem schwarzen Igel auf sich hat, was seine Erinnerungen bedeuten und wer diese Maria ist. Doch all die Fragen blieben seitdem unbeantwortet. Erst jetzt können Spieler herausfinden, was tatsächlich auf der ARK passierte und was Professor Gerald wirklich plante. Schon allein deswegen werden Fans es nicht bereuen, dieses Spiel zu daddeln, bis die Finger qualmen. Für Langzeitmotivation ist aufgrund der mehr als 320 Wege zum Ziel, der abermals schwer zu erreichenden A-Ränge bis hin zum Finden aller Schlüssel und Aufdecken jeglicher Level und Zwischenbosse für Tage und Wochen gesorgt. Alle anderen sollten sich Shadow the Hedgehog zumindest einmal ansehen und etwas länger anspielen. Sonic the Hedgehog sagt in einer Szene in diesem Spiel nicht umsonst: "Welcome to the Next Level."


Ist auf dem Weg zurück zur ARK:
Ronny Wecke

Shadow the Hedgehog