Dreamcast -- Sonic Adventure 2

Sonic ist zurück. Er ist schneller, besser und vor allem stärker denn je. Und genau diese Eigenschaften braucht der blaue Igel auch, um seiner bisher vielleicht größten Herausforderung gegenübertreten zu können. In seinem zweiten Abenteuer auf Dreamcast muss sich Sonic nämlich nicht nur gegen Dr. Eggman behaupten, nein... neue Gefahren und Gegner werden nicht nur ihn, sondern auch seine Freunde Tails und Knuckles pausenlos in Atem halten. Anders als beim heißgeliebten Sonic Adventure spielt man hier nicht einen Charakter aus dem Sonic-Universum bis zum Schluss auf 100 Prozent durch. Stattdessen wählt ihr von Beginn an eine Seite aus, ein Team. Ihr bestimmt damit über den Verlauf der Geschichte. Ihr entscheidet, ob Gut oder Böse...
Schauen wir uns die Seite der "Heroes" genauer an. Zunächst erscheint alles wie immer: ein herrlicher Tag! Die Sonne scheint. Doch was ist das? Ein Hubschrauber des Militärs fliegt über der Stadt San Francisco. "Wir haben den Igel", heißt es im Inneren, als dieser sich plötzlich befreit und auf üblich gewitzte Art und Weise - "Keine Freigetränke oder Essen...Ich verschwinde." - die Tür einschlägt und mit dieser auf die Straßen der Großstadt zusurft. Während ihr nun auf den Straßen durch Kurven prescht, den parkenden Autos ausweicht, Sprünge hinlegt und über Kreuzungen saust, wird Sonic plötzlich von einem riesen Truck verfolgt. Diesem entkommen, geht es weiter durch Parkanlagen. Ihr durchflitzt weitere Gefahren. Doch schon wieder ist das Militär zur Stelle. Ein Roboter nimmt unseren blauen Helden ins Visier. Ringe einteilen ist bei diesem ersten und um sich schießenden Zwischengegner sicher von Vorteil. Denn werdet ihr erwischt, haucht es euch ein Leben aus - sofern ihr nicht wenigstens einen Ringe bei euch tragt. Nebenbei könnt ihr übrigens mächtig Schleichwerbung aus eigenen Reihen bestaunen. Denn an den Wänden der Häuser prangen hübsche Phantasy Star Online Plakate.

Doch wieso wird Sonic - ein Held im Dienste des Guten - eigentlich vom Militär gejagt? Genau diese Frage schießt auch dem Igel durch den Kopf, als da irgendetwas Schwarzes auf dem gerade außer Gefecht gesetztem Militär-Schrotthaufen steht. Das ist doch.......ein Igel.....ein schwarzer Igel! "Mein Name Shadow und ich bin die Ultimative Lebensform." Jetzt ist alles klar, das Militär hielt diesen Typen für Sonic. Was hat er angestellt? Moment, das ist doch einer der sieben Chaos Emeralds in seiner Hand. Sonic setzt wieder zu Highspeed an, um dem schwarzen Igel Shadow den Emerald abzunehmen. Dieser prescht aber unaufhaltsam an Sonic vorbei. "Es ist nicht er selbst....er nutzt den Chaos Emerald zum Warpen...." Auf den Dächern der Stadt kündigt Shadow auch schon weiteres Übel an und verschwindet daraufhin mit der Kraft von Chaos Control - einer Technik, mit der sich Shadow durch Raum und Zeit bewegen kann. Kaum ist Shadow verschwunden, ist Sonic auch schon vom gesamten Militär umzingelt und wird zur Aufgabe gezwungen. Dies ist nur einer der Momente, in denen das Geschehen rund um einen der Team-Helden wechselt. Was nun mit Sonic geschieht, erfahrt ihr als Spieler erst später. Knuckles wird eingeblendet. Und zwar nicht allein. Ihm gegenüber steht eine Fledermaus-Dame. Als Jägerin widmete sie ihr Leben der Jagd nach Juwelen und anderen Schätzen. Ihr Name ist Rouge. Sie ist wild entschlossen reich zu werden. Ihre Leidenschaft der Diamanten-Jagd ist so stark, dass sie sich von nichts und niemanden davon abhalten lässt, diese auch zu bekommen. Sie hat es auf den Master Emerald abgesehen und bietet Dr. Eggman ihre Hilfe an. Abermals zersplittert der Master Emerald und es gilt, diese Stück für Stück wieder einzusammeln. Die Emerald-Suchlevel sind bereits aus dem Vorgänger bekannt. Auch in Sonic Adventure 2 sind pro Level drei Stücke zu finden.

Im Gegensatz zum Vorgänger ist es diesmal aber leider nicht völlig egal, in welcher Reihenfolge man diese Kristallteile findet. Im unteren Bildschirmrand werden euch die zu suchenden Stücke eingeblendet. Sobald sich ein Emerald-Teil in unmittelbarer Nähe befindet, gibt es ein Geräusch zu hören. Je näher der Spieler an den Splitter kommt, desto hektischer klingelt auch das Radar. So war es zumindest bei Sonic Adventure. Im zweiten Teil bleibt dieses Schema zwar erhalten, es ertönt aber nur dann ein Geräusch, wenn man sich in unmittelbarer Reichweite des ersten Teils befindet. So lange man dieses erste Stück nicht in der Tasche hat, kann man zwar weitere Teile finden, jedoch gibt es hier keine Radarhilfe. Auf diese Art und Weise wird der Spieler gezwungen, der Reihenfolge nach zu suchen. Und das kann mit der Zeit allerdings ziemlich nerven. Schließlich will man nicht fünf mal an irgendeinem Felsen vorbei schweben, um nach 15 bis 20 Minuten genau da den dritten und letzten Kristall einzusacken. Die Levels werden so unnötig in die Länge gezogen und werden dadurch natürlich auch schnell langweilig.
Jeder der drei Charaktere eines Teams kann verschiedene Techniken und Angriffe einsetzen, um erfolgreich alle Aufgaben meistern zu können. Knuckles kann nicht direkt fliegen, dafür aber längere Zeit in der Luft schweben, an Wänden klettern und erledigt seine Gegner mit kräftigen Schlägen. In der Dreifach-Kombi schellt Knuckles mit einer Art Uppercut steil nach oben. Die Schlagvariante im Vorgänger finde ich allerdings wirkungsvoller und treffsicherer. Schade, dass die Entwickler dies änderten. Um auch wirklich alles finden zu können, bedient sich Knuckles einer weiteren Technik: Er kann sich im Boden oder in Wände eingraben, um nach Items zu suchen. Die gleichen Eigenschaften besitzt auch Rouge - Knuckles Gegenspielerin. Das heißt also, dass die Charaktertechniken unter den beiden Teams gleich aufgebaut sind. Doch das bedeutet nicht, dass auch die Levels wie ein Ei dem anderen ähneln.

Der Levelablauf ist recht ähnlich der Sonic-Titel auf dem Mega Drive. Denn es gibt keine direkte Ebene mehr, wo ihr euren Helden von einem Fleck zum nächsten hin und her bewegt - wie Square Station oder den Mystic Ruins in Sonic Adventure. Jetzt gibt es einfach nur Level, die es zu meistern gilt. Nach jeder abgeschlossenen Etage wird eine Zwischensequenz eingeleitet, um kurz das Geschehen und den Sinn der nächsten Mission, sowie den Charakterwechsel zu erläutern. So wird nach der Gefangennahme von Sonic durch das Militär beispielsweise auch Tails in seinem Tornado-Fluggefährt gezeigt. Er hörte von einem Banküberfall, den sein bester Freund begangen haben soll. Da er dies natürlich überhaupt nicht glauben kann, macht er sich zu dem Stützpunkt auf, wohin der blaue Igel verschleppt wurde. Als Tails sieht, wie Dr. Eggman sich an Amy anschleicht, transformiert er den Tornado in einen Mech um und tritt erneut und vor allem allein und ohne Sonics Hilfe gegen den Feind an.
In zweiten Teil gibt es nicht nur Bosskämpfe gegen spezielle Feinde. Es gibt in regelmäßigen Abständen auch Fights und Gefechte mit der Gegenseite, sprich Hero vs. Dark! Alle Etagen drumherum sind auf die Charaktere zugeschnitten. Sonic flitzt mit Highspeed durch Fabriken, dschungelartige Wälder oder durch Städte. Er schwingt sich von Liane zu Liane oder übt sich sogar im Bungie-Jumping. Auch das Grinden gehört diesmal zum Reportoire von Sonic und seinem dunklem Gegenspieler Shadow. Tails und Dr. Eggmann dagegen bewegen sich stets in ihren Mechs und schießen sich zumeist ihren Weg durch die Ebenen frei. Sie springen oder schweben von einer Plattform zur nächsten. Jeder Charakter benötigt verschiedene Gegenstände, um bestimmte Aktionen durchführen zu können. So sind das Schweben des Mechs oder der Einsatz des Lightspeed Dashs beispielsweise erst später möglich. Der Lightspeed Dash wurde zudem grunderneuert. Musste man früher die B-Taste länger gedrückt halten, reicht nun ein kurzer Druck auf die entsprechende Taste vor einer Ring-Kette, damit die Igel dieser nachsausen. Diese Änderung bringt gleich noch mehr Schwung ins Spiel. Denn übersieht man solche Ketten und rast einfach weiter, könnte man ziemlich schnell im Aus landen. Richtiges Einsetzen ist natürlich auch für die Gesamtpunkte-Anzahl und den Rang am Levelende wichtig. Dazu später aber mehr...

Wie nicht anders erwartet, ist der Sound einfach spitzenmäßig. Jedes Level ist soundtechnisch an den jeweilig zu spielenden Charakter, sowie der Level angepasst. Zudem hat auch jeder der Helden seinen eigenen Song. Und genau diese wurden zum Vorgänger nochmal überarbeitet. Neue Musikstücke wurden in das Spiel integriert, welche erneut für jede Menge Sonic-Feeling sorgen. Master Emerald Bewacher Knuckles ist eine Kämpfernatur. Sein Ego wird durch Rap-Musik wiedergegeben. Besonders in Ebenen wie dem Pumpkin-Mountain kommt dies sehr gut zur Geltung. Tails nimmt den Platz des niedlichen und kleinen Kumpels ein, der zu seinem Vorbild Sonic aufschaut. Davon handelt auch sein Song. Seine niedliche Stimme lassen den kleinen Fuchs jedem ans Herz wachsen. Rouge ist die mysteriöse Figur im Spiel, über die niemand sehr viel weiß. Sie denkt nach, bevor sie handelt und wirkt ruhig und gelassen in ihrem Ton. Genauso ertönt der Song ihrerseits. Ein ganz besonders Lob gibt's aber an den unverwechselbaren Dr. Eggman Soundtrack! Einfach tadellos ertönen die fest entschlossenen Worte "I'm the Eggman..." über die Lautsprecher. Ein wahrlich grandioser Ohrwurm für alle Sonic Fans.
Der schwarze Igel, von Professor Gerald erfunden, ähnelt dagegen Sonic sehr. In der Entwicklung "Projekt Shadow" geformt, wird er auch als die "Ultimative Lebensform" bezeichnet. Sonic Adventure 2 erreicht storymäßig wieder hohe Maßstäbe. Nach wie vor geht es natürlich um Eroberungspläne des Planeten seitens Eggman, der kürzlich immerhin noch Dr. Robotnik genannt wurde. Doch neben dessen Ziel gibt es einen weitaus interessanteren Teil in der Story. Professor Gerald Robotnik ist Dr. Eggmans Großvater und ist als einer der größten Geister aller Zeiten bekannt. Er entwickelte die erste Raumkolonie "ARK". Maria Robotnik, Enkelin von Professor Gerald und Cousine von Dr. Eggman, ist ein schönes und geheimnisvolles Mädchen. Wer oder was ist Shadow the Hedgehog aber genau? Weshalb lebt Maria in seinen Erinnerungen? Was war oder ist Geralds Ziel? Was hat es mit Maria auf sich, welchen Nutzen zieht Eggman daraus und welche Rolle wird Amy Rose in dem Abenteuer mitten auf der Raumkolonie spielen? All diese Dinge sollte jeder selbst in Sonics zweitem Abenteuer auf Dreamcast herausfinden. Denn die beiden zu wählenden Seiten "Hero" und "Dark" sind bei weitem nicht alles, was das Spiel zu bieten hat. Diese wurden nämlich so sehr verstrickt, dass man als Spieler den Gesamtsinn erst versteht, wenn beide Seiten gespielt wurden. Erst dann wird sich der "Häh-Effekt" in Luft auflösen. In diesem Moment klingt der Spielspaß aber dennoch nicht ab. Im Gegenteil. Die Story fügt sich im nun neu erscheinendem Story-Abteil erst richtig zusammen und baut sich weiter auf. Es lohnt sich also, bei Sonic Adventure 2 am Ball zu bleiben. Die zahlreichen Zwischensequenzen mit coolen Sprüchen und spannenden Kämpfen machen einfach immer wieder Lust auf mehr.

Eine Sache ist dem Sonic Team dabei aber leider nicht ganz so prächtig gelungen: die Kameraführung! Diese wird nach wie vor mit den Schultertasten und während des Spielverlaufs meist manuell gesteuert, geht aber an mancher Stelle ihren eigenen Weg. Möchte man auch nur ein paar Meter zurücklaufen, verweigert diese den Blickwinkel und neigt sich sofort wieder nach vorn. Springt man beispielsweise rückwärts in Richtung Bumper, landet man doch promt irgendwo daneben, weil die Kamera sich selbständig macht und damit die gedrückte Sprungrichtung total verschiebt. Dies machen aber die super genialen Rutschpartien wieder weg. Gekonnt grindet man mit Sonic auf Geländern und anderen Dingen, während der eigentliche Laufweg doch daneben gepflastert wurde. Wer die entsprechenden Sprünge von Geländer zu Geländer schafft, ohne auch nur einmal auf dem Boden aufzukommen, besonders fleißig Gegenstände aus dem Weg ballert oder viele goldenen Ringe mit ins Ziel bringt, kann sich schnell einen super Rang verdienen. Dies ist natürlich leichter gesagt als getan. Um die ganze Sache noch interessanter zu gestalten, baute das Sonic Team erneut völlig abgefahrene Missionen und Level ein. Wer in schwindelerregenden Höhen des Weltraums oder in spiegelverdrehten Welten nicht den Kopf verliert - man läuft tatsächlich an der Decke - und es schließlich in den goldenen Zielring schafft, hat sich seine (hoffentlich) gut platzierten Ränge daher wirklich redlichst verdient!

Wer im Einzelspieler-Quest die Nase voll hat, kann sich auch gern im Zweispieler-Modus mit einem Freund messen. Hier treten zwei Spieler gegeneinander an, indem sie entweder gegeneinander Kämpfen, Sausen oder sogar Kart-Rennen fahren. Letzteres muss lediglich im Story Modus nach einer heißen Autoverfolgung freigespielt werden und schon kann der Spaß losgehen. Auf der Rennstrecke befinden sich Ringe. J mehr aufgesammelt werden, desto mehr Power besitzt das gewählte Vehicle. Standartwerte gibt's hier natürlich auch. Insgesamt stellt dieser Zwischendurch-Spaß natürlich kein Mario Kart dar, sondern eher eine kleine Runde für Sonic-Fans zwischendurch. Nicht ganz so schnell aber dafür um so niedlicher sind die Chao-Rennen. Abermals darf jeder Spieler nämlich während des Spiels Chao züchten und Rennen (bis zu acht Chao insgesamt) austragen, egal ob allein oder zu zweit. Um die Chao überhaupt richtig aufzupeppeln, muss in jeder Ebene eines Story-Abschnittes der Chao-Schlüssel gefunden werden. Nur mit diesem gelangt ihr in die Chao World. Diese Datei wird dabei erneut extra auf der Visual Memory Card abgespeichert. Nicht nur gestreichelt wollen die kleinen Chao werden, auch freuen sie sich über den "Besuch" von zahlreichen Tierarten, die es in jedem Level zu finden gibt. Die "Chao Drives" (sehen aus wie kleine Energie-Stäbe) ziehen die kleinen Kerlchen auf, die verschiedenen Tiere verändern deren Gestalt.

So bekommen die putzigen Chao beispielsweise Hasenohren, was wirklich sehr süß aussieht. Nicht alle dieser Tiere werden durch das Zerstören feindlicher Roboter freigesetzt. In Röhren, Tunnel oder an anderen einsamen Plätzen können sie aufgespürt werden. Um nicht vollkommen hilflos dieser Aufgabe gegenüberzustehen, brachte das Sonic Team unseren Helden das Pfeifen bei. Auf Knopfdruck werden zwei Fingerchen, Pfötchen oder Änhliches in den Mund gesteckt, kräftig gepustet und hey ... hat da jetzt irgendetwas in der Nähe darauf reagiert? Doch nicht nur mit Tieren erfreut man Chao. Durch die Gegend können sie geschleppt werden, man kann sie streicheln oder man füttert sie. (Nur Eggman scheint Spaß daran zu haben, sie hin und wieder zu treten.) Sollte tatsächlich mal Hunger aufkommen, hängen genug Früchte an einer Palme mittelst in der Chao World. Also aufpassen, dass nicht einer der kleinen Hüpfer in der Nähe krabbelt, wenn das Ding zum Flug auf die Erde ansetzt, wenn man kräftig am Bäumchen rüttelt und schüttelt. Der Chao Garten kann jederzeit verlassen werden, wodurch ihr sofort ins eigentliche Spiel zurückgelangt. Wer allerdings auch unterwegs nicht auf seine kleinen Schützlinge verzichten will, hat die Möglichkeit, über den Chao-Transporter die Chao auf die Visual Memory Card zu übertragen. So könnt ihr euch überall und zu jeder Zeit um die kleinen Kreaturen kümmern und sie weiter aufpeppeln und großziehen.
Im Stoy Modus geht's dann mit den sehr liebevoll und zum Teil auch sehr spannenden Zwischensequenzen weiter, bevor euch das nächste Level erneut fordert. Wilde Verfolgungsjagden sind keine Seltenheit. Da die Polizei glaubt, dass Sonic zusammen mit Dr. Eggman hinter den Anschlägen steckt, heißt es auch für Sonics Freunde Reißaus vor der Polizei zu nehmen. In den Levels geht es also heiß her: Polizei-Blockaden werden durchbrochen, Kampfflugzeuge sausen knapp an einem vorbei, Polizei-Roboter versperren euch den Weg aber auch Raketen schießen nur so haarscharf an Sonic und Co. vorbei. Die Homing Attack gehört daher nach wie vor zur Standard-Attacke der beiden Igel. Der Bildschirm dreht sich in den Levels also erneut um die eigene Achse und schwingt in jede erdenkliche Richtung, wenn Sonic und Shadow durch Kurven preschen, durch Loopings sausen oder Spiralen durchflitzen. Raketen befördern unsere Helden hoch hinaus innerhalb der verschiedenen Ebenen und auch kleinere witzige Dinge dürfen nicht fehlen: Knuckles Sonnenbrille sieht nämlich nicht nur auf seinem Kopf recht abgefahren aus. Sollte er diese denn nicht auch mal aufsetzen?

Klaro, kein Problem. Per Druck auf die Y-Taste kann zwischen den verschiedensten Aktionen hin- und hergeschalten werden. So können die Charaktere zum Beispiel graben, schlagen, pfeifen, in der Chao World die Schützlinge streicheln oder halt die Sonnenbrille aufsetzen. Und die verdunkelt tatsächlich die Umgebung leicht. Man muss schon sagen, nettes Gimmick nebenbei! Genauso witzig sind einige Schilder und Hinweise an Wänden: "Don't turn off your DC." (Deine Dreamcast nicht ausschalten.) Auch sehr stylisch sieht die Fortbewegung von Shadow aus. Er flitzt nicht wie Sonic, sondern gleitet viel mehr durch die Level. Seine Bewegungen ähneln mehr denen von Rollerblades, was aber verdammt cool ausschaut. Und genau das ist Shadow auch: cool! Und dieser - seiner - Trend zieht sich nicht nur durch seinen Fortbewegungsstil, sondern auch durch seine Worte. Diese klingen nämlich verdammt ruhig, gelassen und cool. So auch passenderweise seine Worte: "I'm the coolest!" Die Sprachausgabe ist in Englisch gehalten. Deutsche Untertitel können allerdings je nach Wunsch in den Optionen dazu geschalten werden. Wer der japanischen Sprache mächtig ist oder diese einfach nur hören möchte, kann auch dies in der Sprachausgabe jederzeit problemlos einstellen.
Neben den über 30 Levels im Story Modus, gibt es noch etwas ganz Besonderes zu entdecken. Wählt ihr statt der Story nämlich "Stage Select", darf jede im Story-Modus gemeisterte Etage noch einmal gespielt werden. Doch jede dieser Etagen kann unter anderen Bedingungen nochmals durchlaufen werden, was immer und immer wieder anders fordert. Egal, ob einem dabei ein Zeitlimit im Nacken sitzt, man eine ganz bestimmte Anzahl an Ringen sammeln muss oder die Tiere zu finden hat. Überall gilt es, einen A-Rang mit nach Hause zu holen. 180 Embleme sind dabei maximal zu erreichen. Wer alle diese A-Ränge erspielen kann, dem öffnet sich ein weiteres Zusatzlevel. Kenner der Sonic the Hedgehog Serie werden das überhaupt erste Level in der Sonic Geschichte, die "Green Hill Zone", in und auswendig kennen. Und genau dieses darf hier in 3D gespielt werden. Das bedeutet, nicht nur von links nach rechts laufen. Plattformen schweben neben dem eigentlichem Laufgebiet. Wer in den Abgrund stürzt, dem haucht es ein virtuelles Leben aus. Sonic-Fans können sich also richtig freuen. Roboterfische springen über die zu laufenden Brücken, Loopings werden toll in Szene gesetzt, fliegende Bienen beschießen unseren blauen Helden und auf den Palmen stehen Bumper bereit. Sogar die riesigen Stachelfelder befinden sich unter den in sich zusammenfallenden Hügeln. Die Musik wurde auch etwas der heutigen Zeit angepasst, jodelt aber dennoch in gleicher Green Hill Manier durch die Lautsprecher. Wenn es doch nicht nur das eine kleine Level gewesen wäre, sondern alle drei Green Hill Level...

Aber das ist noch immer nicht alles, was das Sonic Team im neuesten Sonic Titel für Dreamcast einbrachte. Neben den altbekannten BGM-Titeln von den Charakteren bis hin zu den Level-Soundtracks kann sogar das Bildschirmmenü-Thema geändert werden. Und hier meldet sich das Thema Downloads zu Wort. Denn diese Bildschirmmenüs können über die im Spiel integrierte Homepage auf die VMU heruntergeladen werden. So gibt nicht mehr eine normale integrierte Stimme Hinweise zu bestimmten Optionen, sondern beispielsweise Sonic oder Dr. Eggman selbst. Auch der Hintergrund in dem Menü ändert sich je nach Charakter. Doch das Sonic Team bietet noch mehr: So können speziell für das Kart Race neue Strecken mit speziellem Kart geladen werden. Der "Geschwindigkeitstest" oder die "Fantasy Zone" mit dem "Opa Opa" oder Sonics "Prototype"-Kart sind nur zwei Beispiele. Auch für den Mehrspieler-Modus stehen Downloads bereit. So gibt es beispielsweise ein fetziges Weihnachtskostüm für Knuckles oder Eggman sitzt in einem Halloween-Kampfmech.


Welches ist nun eigentlich das bessere Sonic Spiel? Sonic Adventure oder der Nachfolger Sonic Adventure 2? Konnte Sega den ersten Teil noch toppen oder bleibt der Titel hinter den Erwartungen zurück? Ich denke, diese Frage kann nur jeder selbst für sich beantworten. Viele werden den ersten Teil als den Top-Titel empfinden. Konnte man doch da mit dem Tornado die Lüfte unsicher machen, Snowboarden oder gegen zig verschiedene Eggman Kampf-Roboter antreten. Und das nicht nur mit Sonic, sondern auch mit Tails und Knuckles. Dies alles gibt es in Sonic Adventure 2 nicht mehr. Dafür wurde Anderes integriert, was das Spiel auf seine eigene Art und Weise interessant bzw. sogar extrem stark macht. Die beiden Seiten "Hero" und "Dark" ähneln sich zwar sehr, aber neue Charaktere betreten das Sonic-Reich. Wer hätte je gedacht, dass es neben dem aus Sonic the Hedgehog 2 bekannten Silver Sonic bzw. später dann Metal Sonic jemals einen weiteren echten Igel geben wird, der es mit Sonic aufnimmt? Niemand! Und genau dieser schwarze Igel schleicht sich auf seine Weise auch noch in die Herzen aller Sonic Fans. Er ist Sonic ebenbürtig. Zudem ist Dr. Eggman endlich für jeden Spieler steuerbar. Wer wollte nicht schon selbst die dunkle Macht spielen? Die neuen Fähigkeiten der Helden bringen zudem weiteren Spaß. Das Grinden auf Geländer, das Schwingen von Stange zu Stange, um sich dann knapp an letzter Kante eines Gebäudes festzuklammern bringen einfach nur Stimmung mit sich. Auch das knappe Durchrollen unter Walzen, bevor man über schmale Brückenpfähle brettert, machen einfach nur mega Laune!
Der Green Forest lädt einfach nur zum Geschwindigkeitsrausch ein. Das ist Sonic pur! Die Story, die sich nach und nach zusammenfügt, ist einfach nur super, die letzten Ebenen der Hammer. Da kommt ein richtiges Grinding-Level mittelst im Universum auf der Raumstation ARK. Eine falsche Bewegung und es ist aus. Irgendwo über der Erde grindet ein blauer Igel auf irgendwelchen Stangen durch Loopings und Spiralen zur nächsten Plattform. Dort warten schon die nächsten fiesen Gegner auf einen. Wer beim Grinden nicht genügend Speed gibt, könnte im Aus landen, wer zu viel Speed gibt, verpasst vielleicht die nächste Plattform. Besonders krass wird das Ganze, wenn das Grinding auf einer Stange neben einem weiter geht. Durch richtiges Drücken des Analog-Sticks und der Sprungtaste muss die Action schnell auf das Nebengleis verlegt werden. Wer hier nicht flott und überlegt handelt, der wird den goldenen Ring niemals erreichen. Für das Erreichen des A-Ranges ist also Feingefühl gefragt. In den Rouge und Knuckles Stages kommt zwar mitunter schnell Langeweile auf, Tails ist nur noch in seinem Mech spielbar und vereinzelnde Pop Ups treten während des Spiels auf. Aber dennoch ... wer den zweiten Teil ausgiebig spielt, wird unschwer erkennen, dass auch in Sonic Adventure 2 sehr viele Ideen mit von Grund auf neuem Potenzial stecken. Eben nur auf eine anderen Art und Weise als beim Vorgänger. Besonders spannend wurde dabei wieder das Ende gehalten, welches ich euch aber nicht verraten möchte. Die Downloads machen auch Lust auf mehr. In den meisten Fällen sind diese zwar eher schmückendes Beiwerk zum Gesamtbild aber trotzdem sehr interessant. Auch die Menü-Sprachausgabe der Sonic-Helden ist eine sehr witzige Idee. Apropos witzig, das ist Sonic natürlich wie eh und je. Der Gerechtigkeitssinn ist ungebrochen und schon heißt es: "Sag etwas, du falscher Igel." Genauso bekommt er aber auch eine passende Antwort seitens Shadow zurück: "Ich denke, du bist hier der falsche Igel." Die Story wird sehr spannend erzählt und erreicht Ausmaße, wie sie es so nicht in Sonic Adventure gab. Schon allein daher ist jedem Dreamcast Besitzer auch Sonic Adventure 2 wärmstens zu empfehlen!

Eine Sache ist noch zu erwähnen:

Mit dem Spiel Sonic Adventure 2 feierte Sonic the Hedgehog seinen 10. Geburtstag. Zu diesem Anlass spendierten SEGA und das Sonic Team in Japan zusätzlich eine Geburtstags-Edition inklusive einem kleinen Handbuch und einer goldenen Sonic-Münze. Der beiliegende Soundtrack umfasst Songs aller bisherigen Sonic Games von Sonic the Hedgehog auf dem Mega Drive bis Sonic Adventure 2 auf Dreamcast. Für jeden Dreamcast- und Sonic-Fan ein absolutes Muss!

Ronny Wecke