Get Ready for the FUNK

Endlich hat das warten ein Ende. Schon damals wurde Jet Set Radio Future von SEGA für die noch aktuelle Konsole Dreamcast angekündigt. Aufgrund deren frühzeitigem Tod musste man sich nun nach einer neuen Plattform umsehen. Man einigte sich auf die leistungsstarke Xbox. Mit dem Vorgänger bewies SEGA Kreativität, indem man unter anderem den neuen Grafikstil Cell-Shading einführte. Was damals so funkig anfing, sollte nun endlich eine würdige Fortsetzung erfahren. Und natürlich spielt sich das Geschehen wieder in Tokio ab. Jedoch diesmal, wie es der Name schon vermuten lässt, im Tokio der Zukunft!

Das Spielprinzip ist im Grunde immer noch das alte geblieben. Man startet in seiner Garage, welche diesmal aber auch befahrbar ist. Ihr sucht euch ein Team der funkigsten Skater zusammen, die Tokio zu bieten hat. Diese müssen jedoch erst mal gewonnen werden, indem ihr zum Beispiel ein Rennen gegen sie gewinnt oder eine Art „Trick-Contest“ besteht. Habt ihr euch für einen Recken entschieden, legt ihr auch sofort los. Oftmals erhaltet ihr von dem total abgedrehten Professor K - seines Zeichens DJ bei dem Untergrund Sender Jet Set Radio - hilfreiche Informationen über andere Gangs. Daher wisst ihr, in welchen Stadtteil ihr euch begeben solltet. Seid ihr dort angekommen, wo sich eure Rivalen breit machen, heißt es natürlich sein Revier verteidigen. Dies geschieht wie im Vorgänger durch Verbreiten der eigenen Graffitis. Musstet ihr im Vorgänger jedoch noch Combos mit dem Control-Stick hinlegen, beschränkt sich das Sprühen von Graffitis nun auf das Drücken der Schultertaste. Hierdurch wird das ganze Spielgeschehen etwas vereinfacht, was Veteranen des ersten Teils etwas enttäuschen könnte. Neulingen aber kommt das durchaus gelegen. Mitunter können einem aber auch schon mal die Sittenwächter der Polizei in die Quere kommen. Angeführt werden sie von dem etwas psychisch labilen Hayaschi. Wunder euch also nicht, wenn er auch Hubschrauber oder Panzer auf euch los lässt. Allerdings habt ihr neben euren guten alten Spraydosen dieses Mal auch eine neue Art der Verteidigung. Habt ihr zehn Sprühdosen zusammen, könnt ihr eine Dash-Attacke starten. Mit ihr überrollt ihr eure Gegner förmlich. Im späterem Spielverlauf steht euch zudem die altbekannte Rokakku Organisation im Weg. Dessen Oberhaupt Gouji will nämlich die Menschheit mit dem ultimativem Song versklaven. Und dieser Song stammt direkt aus der Hölle! So etwas kann man als sozialbewusster Skater natürlich nicht durchgehen lassen. Die Story gestaltet sich über diese ganzen Handlungsstränge als durchaus interessant. Als Spieler verfolgt man sie nicht nur, sondern lauscht natürlich auch der wieder einmal überragenden Musik.

Für die musikalische Untermalung sind im Großen und Ganzen wieder die selben Künstler wie im Vorgänger verantwortlich. Da verwundert es auch nicht, dass die Musikstücke teilweise noch fetziger sind als zuvor. Sie bleiben sofort im Kopf. Teilweise lassen sich sogar Remixe der altbekannten Melodien wiederfinden. Auch bekanntere Künstler - wie Jurassic 5 - geben sich die Ehre. Der Stil lässt sich nur schwer definieren und geht teilweise von Hip Hop über Punk bis hin zu Techno. Am besten beschreibt man die Mischung wohl einfach nur als Funk! Die Sprachausgabe der Charaktere beschränkt sich zumeist auf nur wenige Laute. Was die Skater aber von sich hören lassen, wirkt immer realistisch. Ein paar wenige Rollen wurden jedoch auch mit mehr Text versehen, beispielsweise Gouji oder Professor DJ K. Hier merkt man voll und ganz, dass die Synchronsprecher einfach nur genial sind und mit vollem Enthusiasmus hinter ihrer Rolle stehen (ganz besonders Gouji ^^). Das ist Sprachausgabe auf höchstem Niveau. 

Grafisch bleiben die Entwickler den Wurzeln der Serie treu. Sie setzen auf feinstes Cell-Shading. Dieser Stil wurde zwar bisher schon für mehrere Titel durch andere Spielentwickler abseits von SEGA „vergewaltigt“, passt hier aber erneut wie die Faust aufs Auge! Zudem hat man die Texturen zum Vorgänger weiter verbessert und schicke Effekte eingebaut. Erwähnenswert ist unbedingt der Blur-Effekt beim Ausführen einer Dash-Attacke. Die Areale sind im Gegensatz zum Erstling sehr gewachsen. Sie überzeugen mit hoher Weitsicht und vielen Details wie das Umherirrenden anderer Menschen oder gar Vögeln. Außerdem wirken die einzelnen Gebiete durch riesige Bauten sehr pompös. Das ist allem bei nächtlichen Arealen zu sehen. Einen Wechsel zwischen Tag und Nacht während des Spielens gibt es in den einzelnen Stadtgebieten allerdings nicht. Manche Stages be-skated ihr nachts, andere tagsüber. Leider kommt es trotz der starken Hardware teilweise zu kleinen Rucklern. Vor allem in der Garage sind diese, sobald eure Bande über ein paar mehr Mitglieder verfügt, SEHR deutlich zu spüren.

Die Entwickler haben sich natürlich nicht lumpen lassen und auch das Trick-System verbessert. Konntet ihr damals lediglich beim Absprung von einer Grind-Stange einen Stunt vollführen, so können nun durch rhythmisches Drücken des X- oder Y-Knopfes eigenständig Stunts ausgeführt werden. Dadurch seid ihr in der Lage, euer Grinding zu beschleunigen. Auch nach dem Absprung lassen sich mehrere Stunts in der Luft ausführen. Dadurch lassen sich teilweise sehr beachtliche Combos hinlegen, die zum Freispielen neuer Graffitis auch bitter nötig sind. Habt ihr den Storymodus gemeistert, könnt ihr übrigens problemlos viele weitere Stunden damit verbringen, neue Trick-Highscores aufzustellen.Zudem stehen euch noch immer Aufgaben innerhalb eures Areals zur Verfügung. Um neue Graffitis zu erspielen, sind auch diese zu meistern. Für Langzeitmotivation nach dem Durchzocken ist also gesorgt. Habt ihr einige Freunde um euch geschart, könnt ihr euch außerdem im neuen Multiplayer-Modus austoben. Leider aber ist dieser nicht so derart gut gelungen wie der Rest des Spiels. Für kurze Zeit weiß er aber dennoch zu unterhalten.

Jet Set Radio Future macht immer noch genauso viel Spaß wie der geniale Vorgänger Jet Set Radio zu guten alten Dreamcast Zeiten. Die vielen freizuschaltenden Extras und der sehr motivierende und spannende Story-Modus lassen euch so schnell nicht los. Auch später legt man das Spiel gerne wieder ins Laufwerk, um einfach noch mal eine Runde zu der genialen Mucke durch die wunderschönen Bezirke zu drehen. Und natürlich auch deshalb, um die Polizei ein bisschen zu ärgern. Schade nur, dass man sich mit dem Multiplayer-Modus nicht mehr Mühe gegeben hat. Auch hätte SEGA die wenigen Ruckler im Spiel noch ausbügeln können. Dennoch: Fans des Vorgängers kommen um einen Kauf definitiv nicht herum. Alle anderen sollten unbedingt einen Blick riskieren. Denn Jet Set Radio Future ist wirklich ein Erlebnis für sich.


Grindet samt Spraydose auch innerhalb seiner vier Wände:
Florian Kunde