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Unser heute bekanntes SEGA scheint auf den ersten Blick
ein traditionell japanischer Konzern zu sein,
jedoch liegen dessen Wurzeln in den USA.
Fusionen verschiedener Unternehmen führten schließlich
zum Arcade- und Videospielhersteller SEGA.

1923 bis 1945
Irving Bromberg

Der amerikanische Geschäftsmann Irving Bromberg, geboren 1899, war in Brooklyn zwischen 1923 und 1930 als Präsident der Greenpoint Motor Car Corp. tätig. In New York hatte er mit dem Geschäftsmann Leo Berman eine Übereinkunft, um das das Pin-Game Bingo in Städten zu verkaufen. Da Bromberg zu diesem Zeitpunkt kein eigenes Unternehmen bzw. Ladengeschäft besaß, kontaktierte er seinen Freund Hymie Budin. Als einer der großen damaligen Arcade Mogule darauf aufmerksam wurde, stiegen die Verkaufszahlen. 1932 vertrieb Bromberg Bally-Pins und wurde ein Jahr später zum größten Distributor für Bally-Produkte an der Westküste der USA. Bromberg betrieb den ersten nationalen Vertrieb von Produkten zwischen der Ost- und Westküste: Los Angeles bis New York. Sein erstes Unternehmen Irving Bromberg Co. führte Bromberg bis 1946 und verkaufte es dann an ein anderes Unternehmen. Dieses Geschäft brachte Bromberg viele Jahre Erfahrung ein, Handel mit Spielen bzw. Automaten zu führen. In dieses Familienunternehmen stieg bereits sein Sohn Martin Jerome Bromberg (geboren 1919, änderte später seinen Namen in Martin Bromley) ein. Der Verkauf erfolgte vermutlich insbesondere deshalb, weil sich Bromberg vermehrt auf das gemeinsame Unternehmen mit seinem Sohn konzentrieren wollte.

Dieses Unternehmen gründeten Bromberg, sein Sohn Martin Bromley und dessen Freunde James Humpert sowie Glen Hensen bereits im Jahr 1940 unter dem Namen Standard Games Co. in Honolulu, Hawaii. Das Unternehmen spezialisierte sich auf Slot Maschinen und andere münzbetriebene Automaten, bevorzugt für amerikanische Militärbasen. Selbst während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten Martin Bromley und James Humpert an Münzautomaten; beide waren in der U.S. Navy Shipyard in Pearl Harbor beschäftigt. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen 1945 verkauft.

1946 bis 1960
Service Games

Bromberg, Bromley und Humpert schlossen sich allerdings für ein neues Unternehmen zusammen, um ihre Idee für münzbetriebene Automaten weiterzuführen. Das neue Unternehmen hieß Service Games Inc. Münzautomaten (Slot Machines und Coin-Operated Devices) wurden weiterhin auf Militärbasen distribuiert und betrieben. Aufgrund eines Beschlusses des United States Kongresses als „Gambling Devices Transportation Act“ im Jahre Januar 1951 wurden Spielautomaten auf Militärbasen in den Vereinigten Staaten allerdings verboten und der Verkauf von münzbetriebenen Glücksspielgeräten eingeschränkt. Dies führte zu einer ernsthaften Bedrohung der Geschäftstätigkeit von Service Games. Im Folgejahr kam es zu einem Überschuss an Slot Maschinen im Unternehmen und zwang Service Games dazu, neue Möglichkeiten und Wege zu suchen, ihre Produkte zu vermarkten. Bromberg und sein Sohn Bromley entschieden sich, ihren Verkäufer Richard D. Stewart und ihren Mechaniker Raymond Lemaire nach Japan zu schicken. Dort sollte ein Unternehmen Service Games Produkte kaufen und auf US-Militärbasen vor Ort vertreiben. Diese Partnerschaft resultierte im Unternehmen Lemaire & Stewart.

[Anmerkung: Über den tatsächlichen Zeitraum gibt es verschiedene Aussagen: einerseits am 26. April 1951, was sich mit SEGAs eigener Geschichte als Erstgründung in Japan deckt. Allerdings legen Quellen zu späteren Gerichtsverfahren dar, dass erst Anfang 1952 beide Herren Service Games Honolulu/Hawaii verließen und „Lemaire & Stewart“ gründeten – mit je 50% Anteil. Eine Vereinbarung darüber, dass sie eine 10% Provision des Bruttoumsatzes erhalten würden, gab es am bzw. um den 15. Februar 1952. Geschäfte führten sie unter den Namen Lemaire & Stewart, Richard Stewart Company, Japan Service Games oder Service Games Japan. Ob Service Games Japan insofern schon fast ein Jahr vorher rein auf dem Papier gegründet wurde, ist insofern zumindest fraglich.]

Der Name Sega wurde dabei ab 1954 erstmals genutzt (innerhalb der Markenanmeldung 1962 benannt), um erste eigene Produkte des Unternehmens Service Games zu vermarkten. Die ersten Maschinen basierten noch auf den High Top Slot Maschinen des Unternehmens Mills: die „Sega Bell“ Reihe. Später folgten die „Sega Diamond Star“ Slot Machines. Das heißt, Sega produzierte die meisten Slot Machines in Japan, nutzte dafür aber Mills Bausets. Die Mills Novelty Company verfügte über drei dieser Sets. Von einem dieser Sets soll Service Games schließlich die Rechte aufgekauft haben.

Service Games handelte mittlerweile mit Pinball-Maschinen, Musik-Automaten bzw. Jukeboxen und anderen münzbetriebenen Automaten mehrerer Hersteller. Auch Casinos oder Clubs in Amerika und Europa gehörten zur Kundschaft von Service Games, neue Produkte wurden ebenso auf Messen vorgestellt und direkt verkauft. Service Games eröffnete in den 50er Jahren weitere Standorte in Korea/Seoul (ab 1956), Nevada/Las Vegas (1957), auf den Philippinen, auf der Insel Guam, in Asien oder Süd-Vietnam.

Humpert verkaufte seine Service Games Anteile an Bromberg und Bromley zu je 50.000 US-Dollar und verließ Service Games am 30. April 1955. Stewart und Lemaire erhielten im Januar 1956 entsprechende Anteile von beiden, sodass insbesondere das Panama-Unternehmen als Hauptzentrale wieder zu gleichen Teilen unter den verbliebenen vier Personen aufgeteilt war. Doch als Service Games immer weiter wuchs, weckte es das Interesse der US-Regierung und schließlich auch jener in Japan bis über die ganze Welt. Service Games musste sich mehreren Vorwürfen zur Wehr setzen von Steuerhinterziehung bis Bestechung. Service Games wurde infolgedessen zwischen 1959 und 1960 von Militärbasen in Japan und den Philippinen verbannt.

Dieses Szenario, das in den Ermittlungen auch als Service Games Komplex betitelt wurde, führte selbstverständlich zu einem negativen Image des Unternehmens. Infolgedessen wurde Service Games Japan Inc. am 31. Mai 1960 aufgelöst.

1960 bis 1964
Nihon Goraku Bussan

Nur wenige Tage danach: Am 3. Juni 1960 wurden mit Nihon Goraku Bussan Inc. sowie Nihon Kokai Seizō Inc. zwei neue Unternehmen gegründet, um die Aktivitäten fortzuführen. Die Vermögenswerte von Service Games Japan Inc. wurden auf diese beide Unternehmen übertragen: Nihon Goraku Bussan übernahm den Vertrieb aller münzbetriebener Automaten und Jukeboxen in Japan mit dem Synonym „Utamatic Inc.“ unter der Leitung von Stewart. Die Herstellung von eigenen Automaten unter dem Trademark Sega lag beim Unternehmen Nihon Kokai Seizō, die auch als „Sega Inc.“ auftraten – unter der Leitung von Lemaire. 

[Anmerkung: Das Unternehmen SEGA nutzt dieses Datum, den 3. Juni 1960, als offiziellen Gründungstag des Unternehmens in Japan bzw. als japanisches Unternehmen und feierte darauf aufbauend im Jahr 2020 die 60-jährige Unternehmensgeschichte.]


Der Betriebsumzug ging weiter, indem Bromberg und Bromley im Jahr 1961 die Geschäftsstelle in Hawaii für 1,4 Millionen US-Dollar verkauften. Am 2. April 1962 ließ Nihon Kokai Seizō Inc. den Namen „Sega“ als Trademark offiziell für Jukeboxen und andere münzbetriebene Geräte eintragen. Nihon Goraku Bussan wurde zu einem wichtigen Anbieter von Maschinen für den heimischen Markt – ganz ähnlich wie das Unternehmen Taito. Der Schwerpunkt lag auf Jukeboxen. Das Unternehmen importierte Rockola-Jukeboxen und andere Unterhaltungsgeräte von Bally oder Williams und vertrieb gleichzeitig die Sega-Automaten der Schwesterfirma Nihon Kokai Seizō.

1960 wurde zudem die erste eigene Jukebox entwickelt, die tatsächlich in Produktion ging: die Sega 1000 wurden von Nihon Kokai Seizō hergestellt. Diese war die erste Jukebox, die überhaupt im Land Japan produziert wurde und half dabei, den Namen „Sega“ als Marke hervorzuheben. Der Verkauf zwischen 1960 und 1962 brachte etwa 3.000 Einheiten vor allem in japanische Restaurants. Vor allem wegen dem viel günstigeren Preis war die Sega 1000 ein großer Erfolg für beide Unternehmen.

Vier Jahre nach Gründung beider Unternehmen übernahm Nihon Goraku Bussan 1964 das Unternehmen Nihon Kokai Seizō, um wieder eine Einheit aus Herstellung und Vertrieb in Japan zu bilden. Der Name des fusionierten Unternehmens blieb mit Nihon Goraku Bussan Inc. bestehen. Das Unternehmen hatte inzwischen über 3.000 Jukeboxen platziert und Niederlassungen in ganz Japan eröffnet.

[Anmerkung: SEGA sieht die Nihon Goraku Bussan in der eigenen Unternehmensgeschichte als Ursprungsunternehmen. Damit gilt der 6. Juni 1964 mit der Übernahme der Nihon Kokai Seizō (Produktion von Automaten) offensichtlich als historisches Datum, an dem die hauseigene Produktion von Automaten offiziell begann bzw. Niederlassungen als Arcade Hallen bestanden.]

1954 bis 1964
Rosen Enterprises

Fernab der Firma Service Games diente der 1930 geborene David Rosen in der United States Armed Forces während des koreanischen Krieges. Nach seiner Entlassung gründete er 1954 in Japan das Unternehmen Rosen Enterprises Inc., das sich zunächst auf den Export von Kunst spezialisierte. Einen Überraschungshit hatte Rosens Firma mit dem Import von münzbetriebenen Foto-Automaten. Der Erfolg war ausschlaggebend für die Expansion von Rosen Enterprises. Mit dem Import von münzbetriebenen, mechanischen Spielen konzentrierte sich Rosen auf das Geschäftsfeld der Musik- und Spielautomaten. Allerdings benötigte Rosen mehr als ein Jahr, um die MITI (Ministry of Industrial Trade and Industry) davon zu überzeugen, die zur Einfuhr von Luxusgütern benötigte Lizenz zu erhalten. Diese war für den Import von Spielautomaten dringend notwendig. Die außergewöhnlich lange Dauer dafür ist einfach zu erklären: Die meisten Japaner waren zu dieser Zeit 6,5 Tage in der Woche arbeiten und hatten eigentlich keine Zeit für Spielautomaten. Dennoch: Bereits Anfang der 1960er Jahre betrieb Rosen mit dem Import dieser Mechanik aus u.a. Chicago etwa 200 Arcade Automaten.

Um sein Unternehmen zu vergrößern, richtete Rosen seine Blicke auf den Wettbewerber Nihon Goraku Bussan Inc. Dieser hatte mit den bereits errichteten Anlagen entsprechende Möglichkeiten zur eigenen Produktion. Rosen Enterprises verfügte über eine größere Präsenz an Arcade Automaten auf dem japanischen Markt. Rosen sah eine Kräftebündelung beider Unternehmen als geradezu förderlich an. Er startete Gespräche über einen Zusammenschluss mit Bromberg.

1965
SEGA Enterprises

Nihon Goraku Bussan Inc. übernahm daraufhin Rosen Enterprises. Das neue Unternehmen übernahm das Trademark Sega – die Anfangsbuchstaben „Se“ und „Ga“ von Service Games – als neuen Namen des gemeinschaftlichen Unternehmens. Am 15. Juli 1965 entstand aus Nihon Goraku Bussan Inc. und Rosen Enterprises Ltd. das Unternehmen SEGA Enterprises Ltd.

 

„Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns entschieden, zu fusionieren. Und als wir versuchten, den Namen des Unternehmens festzulegen, entschieden wir, dass Sega der bekannteste Name war, weil es ihr Markenname war. Und wir haben Enterprises von Rosen Enterprises übernommen, weil Rosen kein Markenname war, sondern nur ein Unternehmen. Und es wurde bekannt als Sega Enterprises Ltd. Und es wurde offensichtlich ein noch größeres Unternehmen.“
David Rosen

 

Oft gibt es fehlerhafte oder unbekannte Informationen, mehrere Quellen oder gänzlich Neues, das Geschichten grundlegend verändern können. Dies ist auch in den Anfängen der SEGA History oft der Fall. An dieser Stelle daher noch ein paar weitere Infos:

Gründung:
Das Unternehmen Service Games wurde durch Irving Bromberg, seinem Sohn Martin Bromley und dessen Freund James Humpert auf Honululu, Hawaii gegründet. Allein der Tag dieser Gründung geht in den Berichten heute auseinander. Einige Quellen nutzen den Gründungstag des Unternehmens „Standard Games“ 1940, das nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 verkauft wurde. Daher kommt oft auch das Jahr 1945 als Gründungsjahr von Service Games in Betracht. Es heißt jedoch, dass zwischen Standard Games und Service Games noch ein weiteres Unternehmen kurzzeitig existierte (1945 bis 1946). Dessen Name war offensichtlich „California Games“. Als wahrscheinlichstes Gründungsdatum von Service Games auf Hawaii gilt der 1. September 1946.

Service Games und ihre Produkte:
Das neue US-Gesetz im Januar 1951 brachte Service Games in eine existenzielle Notlage. Geräte wurden beschlagnahmt und eventuell sogar durch Bromberg/Bromley zurückgekauft. Deswegen wurden die beiden Angestellten Lemaire und Stewart nach Japan geschickt, da von diesem Gesetz nur Militärbasen in den USA betroffen waren – nicht die im Ausland: Genauer gesagt oblag es den Stützpunktkommandanten im Ausland, ob Spiele erlaubt waren oder nicht. Dies wurde vom Stabschef der Armee im Februar 1952 entschieden. Die Entscheidung von Bromberg/Bromley erwies sich als Glücksgriff, wodurch der Vertrieb der Produkte vor allem im asiatischen Raum vorangetrieben wurde. Es entstanden mehrere neue Filialen in Panama, Korea, auf den Philippinen, auf Guam, usw. Service Games Panama galt als Hauptzentrale, um den Vertrieb aller Produkte zu organisieren. Hier her kamen die organisierten Einkäufe von u.a. Gottlieb, Bally, United Manufactoring oder Judd Distributing aus den USA, ebenso die folgenden Service Games eigens produzierte Automaten aus Japan durch das Bauset von Mills. Von Panama aus wurde alles weltweit verschifft. Zudem wurden offensichtlich viele weitere Dinge verkauft, darunter Pizza Öfen, Grillspieße oder Snacks. Das heißt, Service Games Panama war das große Vertriebsunternehmen zwischen allen Service Games Standorten.

Anteile:
An dieser Zentrale hielten alle fünf Mannen (Bromberg, Bromley, Humpert sowie Lemaire und Stewart) zunächst je 20% Anteile. Service Games Japan alias Lemaire & Stewart war zu diesem Zeitpunkt je 50% unter Lemaire und Stewart aufgeteilt. Es ist davon auszugehen, dass Service Games Hawaii – auch Service Games Honolulu genannt – zu drei gleichen Teilen Bromberg, Bromley und Humpert gehörte. Nach Humperts Ausstieg 1955 gehörte Service Games Hawaii demnach zu je 50% Bromberg und seinem Sohn Bromley.

Gründung Service Games Japan:
Auch beim Gründungsdatum für den japanischen Geschäftszweig gibt es insofern Diskrepanzen. In alten Broschüren oder auf älteren Versionen ihrer Webseite gab SEGA an, das Gründungsdatum des Unternehmens sei im April 1951 – teilweise wird direkt auf den 26. April 1951 hingewiesen. Demnach hätten Bromberg und Bromley ihre Mitarbeiter Stewart und Lemaire unmittelbar nach dem US-Gesetz im Januar 1951 nach Japan geschickt. In der späteren Anhörung im Jahr 1971 jedoch wird gesagt, beide verließen erst 1952 Honolulu. Hier fällt das Datum Mai 1952 in Quellen auf, wobei das Unternehmen unter verschiedenen Namen arbeitete: Lemaire & Stewart oder eben als Service Games Japan. SEGA als Unternehmen führt das Gründungsdatum 1951 heute nur teilweise. Das heißt, manchmal wird 1951 als Gründungsjahr angegeben, teilweise erst 1960 mit dem Unternehmen Nihon Goraku Bussan Inc. Klar ist, SEGA gibt die Unternehmensgeschichte nicht als ursprünglich US-Unternehmen mit Gründung zum 1. September 1946 auf Hawaii unter dem Namen Service Games an. SEGA beginnt klar mit der Eintragung einer japanischen Zweigstelle. Diese arbeitete später auch tatsächlich komplett unabhängig von allen anderen Zweigstellen, aus der sich das heutige SEGA herauskristallisierte.

Einen gewissen Nachgeschmack hat womöglich nur folgender Fakt: Angenommen SEGA klammert den Start der eigenen Geschichte als Service Games tatsächlich aus und startete als Unternehmen erst mit Nihon Goraku Bussan Inc. zum 3. Juni 1960 (letztendlich deren offizieller Geburtstag). Dann wäre Nihon Goraku Bussan Inc. einfach nur ein Unternehmen, das die Vermögenswerte einschließlich des Namens „Sega“ von einem weiteren bspw. insolventen Unternehmen kaufte (nämlich Service Games Japan Inc.) und sich dann umbenannte. Vergleichbar mit dem Unternehmen Infogrames, das sich 2001 die Vermögenswerte einschließlich Namen an „Atari“ sicherte und schließlich ab 2003 als Atari firmierte. Nur dem ist nicht so, da die gleichen Menschen hinter den Unternehmen standen und sich lediglich neu ordneten. Die Wahrheit steckt vermutlich zwischen den Zeilen: Die Service Games Anschuldigungen der 50er Jahre können einfach von der eigenen Geschichte (ab 1960) ausgeklammert werden.

Das sogenannte Service Games Konstrukt zu erklären, ist heute nur noch schwer möglich. In vielen Teilen kann nur spekuliert werden, da weitreichende Informationen kaum verfügbar sind.

Anschuldigungen:
1954 wurde ein Brief an das Office of Naval Intelligence geschickt, eine nachrichtendienstliche Abteilung der US Navy. In diesem Brief wurde berichtet, dass Service Games illegal Slot Machines nach Guam importierte – mit gefälschten Freigabeformularen. Der IRS (Internal Revenue Service), die Bundessteuerbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika, begann daraufhin, gegen Bromley zu ermitteln. Doch die Untersuchungen wurden schnell zu einem Gegenstand öffentlicher Kontroversen, sodass jeder Aspekt der Bromley-Geschäfte in Service Games einbezogen wurde. Diese Untersuchungen liefen bis in die 1970er Jahre und damit in eine Zeit, in der Service Games Japan als Unternehmen schon nicht mehr existierte und SEGA Enterprises sogar Teil von Gulf+Western war. Insgesamt behauptete das Militär in einer Senatsuntersuchung 1971, es habe Berichte über mehr als 100 Fälle. Das zu dem Zeitpunkt nicht mehr existierende Service Games Japan wurde beschuldigt, zwischen November 1958 und Mai 1959 insgesamt 100 nicht autorisierte Lieferungen nach Yokohama, Las Vegas, in die Niederlande oder auch nach Taiwan (damals: Formosa) geschickt zu haben. Dies betraf etwa 705 Kisten. Es ging um illegale Importe, illegale Nutzung von Militär- und Seetransporte, Schmiergelder, Bestechung, gefälschte Dokumente, Steuerhinterziehung, Nötigung, Einschüchterung oder illegale Trinkgelder. Einbezogen wurden Personen, die einfach nur mit Service Games in Verbindung standen: Diebstahl, Körperverletzung bis Vergewaltigung. Man muss ganz klar erwähnen, es handelt sich hier um angebliche Verbrechen.

Beispiel:
Es wurde Steuerhinterziehung vorgeworfen. Da die Maschinen importiert wurden, um sie auf Militärbasen einzusetzen, waren sie von den normalen Einfuhrzöllen oder Warensteuern befreit. Doch vorgeworfen wurde, man habe die Waren zollfrei importiert durch die Verwendung gefälschter Einfuhrdokumente, illegale Zollabfertigungsdokumente, die dann in Lagerstätten umgeleitet wurden, um sie schließlich auf dem japanischen Markt frei verkauft zu haben. Spielautomaten waren in Japan allerdings zu dem Zeitpunkt illegal. Die Vorwürfe gingen über viele weitere Aspekte hinaus hinsichtlich der korrekten Herstellung, Endmontage oder gewisse Verpflichtungen gegenüber Clubs. Clubs waren gesetzlich verpflichtet, die betriebenen Maschinen zu besitzen. Doch Service Games wurde beschuldigt, die Einnahmen eines Clubs auf den Kaufpreis anzuwenden, ebenso Gewinne aus den Maschinen selbst auch nach dem Verkauf abzuschöpfen.

In seinem Buch über SEGA sagte Ken Horowitz: „In short, the group became undesirable.” Auf Deutsch: „Kurz gesagt, die Gruppe war unerwünscht.“

Die Resultate:
Letztendlich gibt es heute kein echtes Resultat darüber, was der Wahrheit entspricht. Tatsächlich durchsetzen konnte die Regierung ihre Anklagepunkte offenbar nicht. Auch die japanische Kriminalabteilung in Yokohama stellte Service Games im Herbst 1960 vor Gericht, wobei lediglich eine kleine Geldstrafe bezahlt werden musste. Die US Civil Administration belegte Service Games 1961 mit einer Geldstrafe von 300.000 US-Dollar. Dennoch wurde Service Games im Herbst 1959 auf die schwarze Liste gesetzt. Die Marine verbannte alle Service Games Produkte sowie mit dem Unternehmen verbundene Angestellte und Offiziere aus seinen japanischen Einrichtungen. 1960 erfolgte derselbe Schritt in allen Einrichtungen der Philippinen. Weihnachten 1963 folge die Verbannung von Service Games aus der Air Force und allen Einrichtungen. Der Name Service Games war quasi verbrannt, speziell im sehr gut laufenden Japan. Es ist davon auszugehen, dass genau deshalb das Unternehmen Service Games Japan Inc. alias Lemaire & Stewart Ende Mai 1960 aufgelöst und durch „Nihon Goraku Bussan Inc.“ sowie „Nihon Kokai Seizō Inc.“ als zwei Nachfolgegesellschaften abgelöst wurde. Beide wurden auch direkt auf die schwarze Liste des Militärs gesetzt. Dies betraf auch sämtliche weiteren Service Games Standorte, insbesondere die Panama-Zentrale.

1964 wurden Bromley und seine Frau übrigens erneut beschuldigt, in einem Zeitraum von 1962 und 1964 etwa 4,7 Millionen US-Dollar nicht gezahlt zu haben. Sie bezahlten nur etwas mehr als 47.000 US-Dollar sowie rund 10.000 US-Dollar an Zinsen. Davon wurden letztendlich 15.000 US-Dollar an die Bromleys zurückgezahlt. Denn ein US-Steuergericht stellte 1964 fest, dass seitens Bromley (und anderen Personen in Verbindung mit Service Games) keinerlei Betrug vorliege.

Weshalb die Untersuchungen?
Während des Vietnamkrieges, der 1955 startete, gab es innerhalb der Militärclubs extrem viel Bestechung, Korruption und damit die verschiedensten Aussagen durch Offiziere, die in derartigen Komplexen integriert waren. Clubs wurden von Unteroffizieren ohne Aufsicht kontrolliert. Insgesamt ging es vermutlich um eine große Untersuchung des gesamten Club Systems, statt rein um das Unternehmen Service Games. Die Anzahl an vielen Sub-Unternehmen war für Service Games zu dieser Zeit offenbar ebenfalls nicht von Vorteil. Vor allem galt Panama durchaus auch als Steueroase. Die Liste der Unternehmen ist lang und vor allem heute kaum noch nachzuvollziehen: Service Games Hawaii, Japan, Panama, Korea, Philippines, Nevada, Guam Service Games, Westlee GbmH Deutschland, Yokojama Trade Express Company, um die bekanntesten zu nennen. Zudem gab es gewisse Partner in komplett anderen Branchen, darunter Ray Music Service oder die Pacific Tobacco Company oder Sarl Electronics in Hongkong. Zudem besaß die Panama Zentrale viele weitere Tochterunternehmen oder zumindest ein kleines Büro – darunter in Hongkong, England oder Spanien. Service Games war insofern weltweit vernetzt durch eigene Standorte, Büros oder Partner. Dies zog vermutlich ebenfalls schnell Aufmerksamkeit auf sich. Denn die Untersuchungen der einzelnen Standorte verlief durchaus weltweit – so auch in Frankfurt in Main, Deutschland.

Der Name Service Games Japan Inc. war aufgrund der Anschuldigungen quasi verbrannt. Das Unternehmen wurde (nur in Japan) 1960 aufgelöst und durch Nihon Goraku Bussan Inc. sowie Nihon Kokai Seizō Inc. als zwei Nachfolgegesellschaften abgelöst. Die anderen Service Games Standorte bestanden zunächst weiter.

Service Games Hawaii
Service Games Hawaii in Honolulu, das zu diesem Zeitpunkt zu je 50% zu Bromberg und Bromley gehörte (Humpert stieg 1955 aus), wurde 1961 zu einem Preis von 1,4 Millionen US-Dollar an eine Gruppe rund um Harold Tadao Okimato verkauft. Daraus wurde Service Music of Hawaii Inc.

Service Games Panama
Service Games Panama war die Hauptzentrale des Unternehmens. Diese wurde aufgelöst, wobei die Berichte über den Zeitraum auseinandergehen. Die Rede ist von den Jahren September 1961, April 1962 bis gar Oktober 1963 – wobei 1963 zu spät erscheint. Ersetzt wurde diese durch ein Nachfolgeunternehmen mit den Namen Club Specialty Overseas Inc., Panama – kurz CSOI. Dies war das neue Herz im Service Games Komplex und expandierte aggressiv nach Südostasien bis England, um seine Geschäfte in Korea, Taiwan, Japan und Westdeutschland zu erweitern.

Die Panama Zentrale hatte insofern mehrere Tochterunternehmen. Benannt in Anhörungen von 1971 sind beispielsweise: Musical Distributors Inc., Est. Garlan, Kelowna Ranch Inc. und Club Specialty Inc. Hinzu kommen aber mindestens auch die Zentralen in Korea und Yokohama, Nevada sowie Guam Service Games. Mindestens ein Büro hatte CSOI mindestens auch in England und China als CSOI London bzw. CSOI Hongkong. Möglicherweise gehörte auch das deutsche Unternehmen Westlee GmbH dazu, dessen Name ebenfalls 1960 geändert wurde: in Standard Equipment & Service GmbH.

Service Games Korea erhielt (vermutlich auch 1960) als CSOI-Tochter den neuen Namen „Establishment Garlan“. Dies sagen zumindest die Berichte. Es ist anhand der Anhörung mit Bromley im Jahr 1971 aber nicht eindeutig klar, welches Unternehmen zu Establishment Garlan wurde – rein nach den Fragen, was zu CSOI gehöre: „Service Games Korea? – Ja. – Service Games Yokohama? – Ja. – Und das wurde zu Establishment Garlan? – Ja.“ Möglich ist demnach, dass entweder Korea oder Yokohama oder beide Unternehmen zusammengefasst ab 1960 als Establishment Garlan operierten. (Service Games Korea hat insofern auch nichts mit dem 2003 gegründeten SEGA Publishing Korea zu tun.)

Service Games bzw. Club Specialty Inc., Panama wurde weiterhin von Kontroversen geplagt. Diese gipfelten entsprechend in der Untersuchung von 1971, in der verschiedene Akteure aussagen mussten – darunter Bromley, Lemaire wie auch Rosen als SEGA CEO. Die Untersuchungen konzentrierten sich vor allem auf die Aktivitäten in Südvietnam bis Hong Hongkong. Auch hier ging es u.a. erneut um angebliche weit verbreitete Bestechung von Militärangehörigen und die Geschäftsbeziehungen zur Vertriebsfirma Sarl Electronics, die nicht zu Service Games gehörte und auch keinerlei Anteile bei Service Games oder deren Nachfolgegesellschaften lagen.

Service Games Los Angeles – unter der Leitung von Bromleys Tochter Lauran – wurde offensichtlich erst im September 2001 geschlossen.

Zusammenarbeit mit SEGA:
Durch die Anhörungen vom März 1971 ist bekannt, dass das 1965 entstandene SEGA Enterprises Ltd. einerseits ein eigenständiges Unternehmen war – unabhängig vom ehemaligen Service Games Panama. Aber mit dessen Nachfolgegesellschaft Club Specialty Overseas Inc. bis mindestens zur Anhörung weiter zusammenarbeitete.

Das heißt, nachdem SEGA im Jahr 1969 an Gulf+Western verkauft wurde, blieb dieser Vertrag laut Bromley auch weiterhin bestehen. CSOI blieb Distributor für SEGA Produkte weltweit – ausgenommen Indonesien, Japan, Korea und Okinawa. Laut den Anhörungen lief dies ganz einfach ab: SEGA verkaufte die Produkte an CSOI als Vertriebspartner für bspw. 200 US-Dollar. CSOI verschiffte und verkaufte diese in alle Welt, was teilweise eben auch in der Weitergabe bzw. den Verkauf an weitere Distributoren endete – wie Sarl Electronics für bspw. 300 US-Dollar. Die weiteren Distributoren verkauften erneut zu einem höheren Preis. SEGAs Verkäufe waren zu dieser Zeit zu 91% nicht mehr militärisch. Zu den militärischen Gütern gehörten bspw. die Sega Bonus Star oder Sega Diamond 4 Star Slot Maschinen.

Die Anteile:
Ebenfalls in der Untersuchung vom März 1971 wurden Hinweise über die Anteile an den verschiedenen Unternehmen bekannt:

1963 wurde als Jahr benannt, in dem nicht die gleichen Leute an allen Unternehmen beteiligt gleich waren. Es ist bisher nicht überliefert, ob Lemaire und Stewart nach der Auflösung von „Lemaire & Stewart“ alias „Service Games Japan“ auch Anteile an den beiden Nachfolgegesellschaften hatten. Überliefert ist, sie kauften erst 1965 Anteile an SEGA Enterprises. Bromley gab in einer Anhörung bekannt, 1965 keine Anteile an SEGA zu besitzen. Anteile erwarb er erst 1966 von Stewart. Demnach waren sie 1963 nur Anteilseigner von Club Specialty Overseas Inc.

  • 1967: Club Specialty Overseas Inc., Panama
    Peter Alther (50%)
    Gunther Wolff (12,5%)
    Lemaire (12,5%)
    Bromley (12,5%)
    Stewart (12,5%)

    Demnach traten unlängst zwei neue Akteure in Club Specialty Overseas Inc., Panama ein. Lemaire berichtete in der Anhörung, er habe seine Anteile vor einer Woche verkauft. Der Käufer wurde nicht genannt. Zur gleichen Zeit, sprich im März 1971 hatte Stewart noch Anteile am Unternehmen. Bromleys Anteile wurden nicht benannt. Wie es mit dem Unternehmen und all seiner Tochterunternehmen weiterging oder wie lange die Verträge mit SEGA verblieben, ist ebenfalls nicht bekannt.

  • 1969: SEGA Enterprises Ltd.
    Gulf+Western (80%)
    Lemaire (20%)

    Irving Bromberg starb im Jahr 1973. Es ist unklar, welche Rolle er insofern im Jahr 1969 noch im Unternehmen SEGA spielte oder ob er zu diesem Zeitpunkt noch Anteile besaß. Immerhin hatte er bereits 1967 keine Anteile mehr an CSOI. Klar ist, dass Rosen, Bromley und Stewart ihre Anteile am japanischen Unternehmen SEGA an Gulf+Western verkauften. Bromley und Stewart beendeten damit ihr Engagement für SEGA. Rosen blieb CEO.

    Lemaire verkaufte seine Anteile ausdrücklich nicht, weshalb er offensichtlich auch noch während der Anhörung 1971 insgesamt 20% an SEGA hielt. In einem Bericht vom Oktober 1983 wird nur bekannt, dass Gulf+Western zu diesem Zeitpunkt 90% am Unternehmen besitze. In Betracht käme der Rückkauf der übrigen 10% SEGA-Anteile im Jahr 1984 durch eine Investmentgruppe aus Rosen, Nakayama und der CSK Corporation.


Zusammenfassend kann man sagen: SEGA Enterprises Ltd. hat seine Wurzeln in Service Games. Dessen Vorgängergesellschaft in Japan war eines von vielen Unternehmen von Service Games. Letztendlich operierte das Nachfolgeunternehmen als SEGA Enterprises Ltd. aber völlig unabhängig vom aber noch immer in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Mutterkonzern Service Games alias Club Specialty Overseas Inc. mit dessen Zentrale in Panama. Man könnte dies beinahe als Abspaltung bezeichnen, wie es heutzutage immer wieder bei größeren Aktiengesellschaften passiert, wodurch ein Teil eines Unternehmens eigenständig und damit unabhängig vom Rest wird.

1953 entstand mit der Cosdel Amusement Machine Company ein weiteres großes Unternehmen durch den US Navy Piloten Kenneth Cole. Er ließ sich nach dem Krieg in Japan nieder und vertrieb ebenfalls münzbetriebene Amusement Machines und Jukeboxen mit Filialen in Japan und Okinawa, Taiwan, Korea sowie Hongkong. Sein Engagement ging zudem ins Plattengeschäft über. Unternehmen wie Service Games und die Cosdel Amusement Machine Company brachten somit immer mehr münzbetriebene Geräte nach Asien, wodurch eine japanische münzbetriebene Industrie entstand, die ursprünglich für US-Militärbasen bestimmt war.

Ganz ähnlich der 1920 im russischen Bürgerkrieg geflohenen Michael Kogan, der 1953 die TAITO Trading Company in Japan gründete. Taito fokussierte sich ebenfalls auf Jukeboxen und hatte damit riesige Erfolge. Ein weiterer Amerikaner verbrachte in diesem Zeitraum die meiste seiner Zeit in Japan: David Rosen, der nach dem Koreakrieg den Grundstein seines Unternehmens Rosen Enterprises ebenfalls in Japan legte.

1965 bis 1969

Sega gehörte zu den größten Herstellern von Jukeboxen, dessen Bereich das Unternehmen noch immer stark bediente. Bereits ein Jahr später fertigte das Unternehmen die U-Boot Simulation „Periscope“, bestückt mit innovativer Licht- und Soundtechnik. Sega mietete ab 1965 in Japan zunächst kleinere Spiel- und sogar Waffenecken, um die eigenen Geräte zu positionieren. Nach Tokio, Osaka oder Umeda folgte das erste größere Gebäude-Komplex: das „Golden Center Game Corner“ mit etwa 1.500 m² Fläche in Yokohama. Die durch Sega am 11. Mai 1968 eröffnete Arcade Halle im Sakuragichō Golden Center Gebäude bot etwa 140 verschiedene Arcade-Automaten der Hersteller Williams, Bally, Rock-Ola, Midway und anderer Hersteller einschließlich der hauseigenen Sega-Maschinen.

Industrievertreter aus Amerika und Europa reisten nach Japan, um Periscope auch in die westlichen Länder zu bringen. Der Export des Periscope war der Beweis, dass auch ein nicht-amerikanisches Unternehmen innovative Produkte in der Münzindustrie entwickeln konnte – sprich: Arcade Spiele. Periscope wurde als erstes 25-Cent-Arcade-Spiel weltweit ein riesiger Verkaufserfolg. Es fand seinen Platz u.a. in Einzelhandelsgeschäften wie Einkaufszentren oder Kaufhäusern, die normalerweise gar nicht auf münzbetriebene Automaten ausgerichtet waren. Sega war mit dem Periscope immens erfolgreich und bescherte dem Unternehmen ein anhaltendes Wachstum. Bis 1976 hatte Sega rund 5.000 Arcade-Geräte aufgestellt und damit knapp die Hälfte des Marktes erobert. Sega trat im selben Jahr als erster ausländischer Hersteller der MOA – The Music Operators of America (heute: AMOA) bei und stellte jährlich verschiedene eigene Spiele vor, darunter das sehr erfolgreiche Periscope, den Tisch-Spielautomaten „Sega Basketball“ oder auch „Sega Helicopter“.

Mit dem Erfolg überlegte Rosen, mit Sega an die Börse zu gehen. Doch es gab gewisse Hürden, allein weil das Unternehmen Sega durch amerikanische Geschäftsleute geleitet wurde. Zudem wäre es das erste Unternehmen im Bereich münzbetriebener Unterhaltungsgeräte nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, das an die Börse geht. Als Amerikaner mit einem Unternehmen in Japan suchten die Unternehmer schließlich einen westlichen Partner. Den fanden sie im Jahr 1969: Charles Bludhorn.

1969 bis 1983
Gulf+Western

Rosen und fast alle Anteilseigner verkauften ihre Anteile im Mai 1969 schließlich zu einem Preis von insgesamt 9,97 Millionen US-Dollar an „Gulf+Western“(1). Charles Bludhorn, CEO des amerikanischen Konglomerats, unternahm einige Zukäufe, um sich zu vergrößern. Einzig Ray Lemaire behielt seinen Anteil an Sega Enterprises, wodurch Gulf+Western insgesamt 80% an Sega aufkaufte. Mit dem Verkauf beendeten Martin Bromley und Richard Stewart ihr Engagement für das Unternehmen Sega. Der Kaufvertrag sah zudem vor, dass Club Specialty Overseas Inc. (CSOI, vormals Service Games Panama) Distributor für Sega Produkte weltweit blieb. Ausgenommen davon waren Indonesien, Japan, Korea und Okinawa. (Wie lange der Distributionsvertrag galt, ist nicht bekannt.)

Sega Enterprises wurde ein Tochterunternehmen von Gulf+Western, David Rosen blieb Vorsitzender und CEO der Sega-Sparte. Im gleichen Jahr konnte Sega in den USA direkt einen weiteren Hit verbuchen: das Spiel „Missile“ mit seinen zu dieser Zeit modernsten Grafikeffekten und einem rotierenden Filmstreifen samt Silhouetten von Düsenflugzeugen. Diese wurden auf die Rückseite des Gehäuses projiziert, um die Illusion von Bombern zu erzeugen. Spiele wie diese – elektromechanische Arcade Spiele/Automaten – wurden durch alte und neue Hersteller nachgeahmt. Es kam zu einem technologischen Wettrüsten bis in die 1970er Jahre. (Randbemerkung: 1972 entstand Atari Inc. unter Nolan Bushnell und Ted Dabney.) Anfang 1970 wurde Sega Enterprises dem Gulf+Western Tochterunternehmen Paramount Pictures unterstellt und damit stetig mehr im Entertainment Geschäft involviert.

Sega arbeitete äußerst erfolgreich. Gewinne erzielte Sega insbesondere durch die inzwischen 20.000 aufgestellten Arcade-Spiele in etwa 7.000 Standorten in Japan. Weiterhin importierte Sega Jukeboxen oder gar Pinball-Maschinen. Seit 1971 betrat Sega auch das Flipper-Segment: Sega produzierte vorranging für Japan, exportierte aber auch in die USA. „Winner“ war Segas erstes Pinball-Spiel mit dem Thema Pferderennen. Es folgten bis 1978 weitere Flipper-Automaten, darunter „Galaxy“, „Bad Cat“, „Millionaire“, „Rodeo“ oder auch „Crazy Clock“. Sega eröffnete inzwischen eine ganze Kette eigener Arcade Hallen ganz nach dem Vorbild der „Medal Game Arcade“ in Shibuya oder auch „Game Fantasia Milano“ in Shinjuku ab 1969 durch das Unternehmen Sigma Enterprises. Sega mischte mit, indem in einem einzigen Jahr 150 neue Standorte in Japan eröffnet wurden. Die Standorte wurden rund um die Uhr betrieben.

„Davor hatten wir Locations gemietet und betrieben, aber die Besitzer waren sehr stur, was uns dazu bewog, eigene Locations zu schaffen, die wir direkt managen konnten. Wir versuchten damals, unser Image als Unternehmen zu ändern, und die Schaffung unserer eigenen Spielzentren trug dazu bei.“
Akira Nagai, früherer Sega Director

 

Die Bemühungen von Gulf+Western sahen zudem vor, mit Hilfe von Rosen auch ein Konglomerat im asiatischen Raum mit Sega als Tochterunternehmen zu schaffen. Denn Bluhdorn sowie Gulf+Western Präsident Jim Judelson waren sehr angetan von den Leistungen Rosens. 1970 wurde dazu Gulf+Western Far East Pacific in Hongkong gegründet mit Rosen als Präsident. Doch diese Bemühungen scheiterten. Daher konzentrierten sich Bluhdorn und Rosen wieder auf die Vereinigten Staaten: Gulf+Western besaß einen Anteil von 53,5% am Unternehmen Polly Bergen Co., das Berichten zufolge Geld im von ihnen betriebenem Kosmetikgeschäft verlor. Gulf+Western verkaufte deren Produktlinie im März 1973 an das Unternehmen Fabergé. Damit hatte das Unternehmen Polly Bergen Co. keine Produkte mehr. Ein umgekehrter Aktiensplit im Verhältnis 10:1 ermöglichte es, 1,7 Millionen Anteile am Unternehmen aufzukaufen. Somit besaß Gulf+Western nun 95% am früheren Kosmetikunternehmen und machte Sega Enterprises Ltd. zum Tochterunternehmen. Polly Bergen Co. erhielt 1974 den neuen Namen Sega Enterprises Inc. mit Rosen als neuen Präsidenten. Sega Enterprises Inc. operierte auch unter dem Namen Sega of America, Standort: in Los Angeles. Harry Kane, der Sega 1972 als leitender Vizepräsident beitrat, übernahm nun das Tagesgeschäft der Sega of America Tochter Sega Enterprises Ltd. in Japan.

Am 20. Januar 1973 starb Irving Bromberg in Los Angeles, Kalifornien. Als einer der drei Mitbegründer von Service Games alias Sega wurde er 73 Jahre alt und im Hillside Memorial Park Friedhof, Culver City/LA beigesetzt.

Sega war inzwischen ein großer Hersteller von sogenannten Medal Games, für die ab der 70er Jahre sogenannte Token dienten: Münzen mit dem Sega-Schriftzug. Weiterhin erzielte Sega immense Erfolge mit „Faro“ – einem großen elektronischem Roulette, sowie mit „Harness Race“ – einer Pferderennen-Arcade-Maschine. Beide für japanische Arcade Hallen. Light-Gun-Technology spielte ebenfalls eine Rolle im Sega Repertoire: „Balloon Gun“ (Sega Japan Produktion, 1974) und „Bullet Mark“ (Sega of America Produktion, 1975) waren am Markt. Mit dem Baseball Spiel „Last Inning“ feierte Sega 1975 riesige Arcade-Erfolge.

1975 schuf Rosen eine Vereinbarung mit der Seeburg Corporation, um deren Tochter Williams Electronics zu übernehmen – ein Hersteller von Slot Machines, Arcade Games und Pinball-Automaten, von dem Sega zuvor stets Automaten importierte. Der Deal jedoch scheiterte. Rosen war dennoch bestrebt, die amerikanische Division zu einer erfolgreichen und profitablen Sega-Einheit zu machen. Im Juli 1975 kaufte Sega of America 50% des Unternehmens „Kingdom of Oz“, das Arkaden in kalifornischen Einkaufszentren betrieb. Im März 1976 erfolgte die Komplettübernahme. Die Arkaden – inzwischen sechs Stück – wurden jeweils in SEGA Center umbenannt und beherbergten unzählige Automaten. Im Juni 1977 kündigte Sega an, weitere Standorte in Kalifornien eröffnen zu wollen. Im Juni 1980 eröffnete Sega den ersten „PJ Pizzazz“ in West Covina, Kalifornien – ein Familienunterhaltungszentrum. Ein zweiter Standort wurde 1982 in Garden Grove, Kalifornien eröffnet.

Im Juni 1976 expandierte Sega mit der Übernahme von Muntz Manufacturing: ein Produzent von Projektions-Television-Systemen. Sega war sich sicher, dass es einen riesigen Markt für Breitbildfernseher geben würde: Einsatz in Privathaushalten, in Hotels, Restaurants oder an Schulen bis hin zu Sportturnieren. Dies bewarb Sega beispielsweise in den eigenen Spielhallen und eröffnete im März 1977 ein Einzelhandelsgeschäft in Los Angeles. Die Geräte vermarktete Sega als „Sega Vision“.

Auch das Design des Unternehmenslogos wurde gegen 1976 erneuert: Die Ursprünge liegen in einer von Robert Trogman in Los Angeles entwickelten Schriftart. Zu Beginn entsprach das neue SEGA-Logo noch nicht zu 100% dem heuten blauen Logo. Anpassungen an den Buchstaben ‚E‘ und ‚G‘ folgten, während die Farbe teilweise noch in schwarz oder im Arcade-Bereich sogar selten in gelb erschien. [Anmerkung: Spätestens mit den ersten Konsolen wurde das Logo einheitlich und mit blaue Farbe verwendet bzw. abgedruckt.] Die Farbe wurde ‚SEGA BLUE‘ getauft und steht für „das Streben nach einer sicheren und glänzenden Zukunft mit fortschrittlicher Technologie, Unterhaltungsspaß und Seelenfrieden“.

1976 holte Rosen Sega Japans Harry Kane in die Vereinigten Staaten, damit sich dieser fortan als Präsident um die Belange von Sega of America kümmere. (Dane Blough war fortan COO.) Zudem heuerte er Richard Norwalt als Vizepräsident der R&D-Abteilung an. Bereits im Dezember 1976 erschien das Arcade Spiel „Tic Tac Quiz“, in dem mehr als 2.500 Quizfragen beantwortet werden. Bis 1978 jedoch hatte es Sega of America schwer: Die Television-Produkte Sega Vision setzten sich nicht durch, da der erwartete Boom nicht stattfand – zumindest noch nicht Ende der 1970er Jahre. Der Begriff für Breitbild-Fernseher selbst entstand zudem erst Ende der 1990er Jahre und die Technik setzte sich erst in 2000er Jahren durch – also zwischen 20 bis 30 Jahren nach dem Sega Vision. Ein Abschwung bei münzbasierten Spielen brachte zunächst ebenfalls Verluste in Amerika ein. Das Arcade Geschäft war insgesamt jedoch erfolgreich, vor allem weil Sega Japan erstaunlich gut performte. Während Sega in Japan mit Leichtigkeit die Automatenindustrie dominierte, stellte sich der Erfolg in Amerika nur sehr langsam ein und dauerte in etwa drei Jahre. Dies lag auch an der größeren Verbreitung von Piraterie: Die Konkurrenz baute oft Imitationen und unterbot dann zusätzlich die Preise. So war beispielsweise Midways S.A.M.I praktisch das gleiche Spiel wie Segas Missile. Die Erfolge von Segas Spielen waren insofern zwar meistens erfolgreich, doch das nur für einen kurzen Zeitraum. Die Kopien inländischer Hersteller hatten geringere Kosten, da allein die Transportkosten von Japan in die USA entfielen, ebenfalls Forschung und Entwicklung. Denn die Idee war schon da. Dies war ein Problem, wenn Sega neue und kommende Automaten auf einer Messe vorstellte und das Konzept noch vor der eigentlichen Einführung als Billigkopie bei anderen Herstellern eingeführt wurde. Als desaströses Fiasko wird Segas „Jet Rocket“ bezeichnet – der erste elektromechanische Arcade Flug-Simulator, First Person Shooter und erstes Open-World-Spiel. Durch drei Hersteller in Chicago geklont (u.a. Target Zero von Bally), stoppte dies ab 1970 zeitweise sogar den Export von Sega Automaten in die Staaten. Kurz gesagt: Bis 1978 florierte Japan (Sega erwirtschaftete Ende der 1970er Jahre Einnahmen von über 100 Millionen US-Dollar) und der amerikanische Anteil am Gesamtvolumen Segas war vergleichsweise unbedeutend.

Dies sollte sich, wenn es man den Wünschen des Managements folgt, ändern. Sega stoppte das eigene Pinball-Engagement sowie den Sega Vision im Jahr 1978 wieder, um sich vor allem auf den Gaming-Bereich zu konzentrieren. Denn die Spielhallen waren 1978 das einzige Segment im US-Geschäft, das Gewinne erzielte. Daher kaufte Sega of America am 29. September 1978 den kalifornischen Anbieter Gremlin Industries – ein Entwickler von Arcade Spielen auf Mikroprozessorbasis. Zugleich veröffentlichte Gremlin als westlicher Publisher auch Arcade Spiele anderer Entwickler.

„Wir wuchsen so schnell, dass wir den Cashflow nicht aufrechterhalten konnten (…) etwa 300 % pro Jahr. Dann kam ein sehr schlechter Winter. Die Transformatoren in unseren Monitoren kamen aus Chicago und Kanada. Mit dem schlechten Winter wurden unsere Lieferungen aufgehalten und die Spiele (…) von Schneestürmen erfasst (…) erreichten unsere Distributoren nicht. Auf der einen Seite hatten wir also keinen Vorrat mehr, um weitere Spiele herzustellen, auf der anderen Seite erzielten wir keine Einnahmen (…) Dieser eine Winter hat uns wirklich zugesetzt. Wir haben überlebt aber im nächsten Winter passierte dasselbe (…) wir wären fast bankrott gegangen. (…) Als Sega zu uns kam und sie jemanden aufkaufen wollten, war es einfach der perfekte Zeitpunkt. Sega hatte (…) über einen Zeitraum von zwei Jahren etwa 5 Millionen Dollar verloren. Anstatt (…) eine Fabrik zu gründen und in Mikroprozessoren einzusteigen, entschieden sie sich: ‚Lasst uns die Technologie kaufen.‘“
Gene Candelore, Mitbegründer von Gremlin Industries

 

Hatte Sega of America im Jahr 1978 bis zur Übernahme von Gremlin gerade einmal zwei Spiele veröffentlicht, änderte sich ab 1979. Ab diesem Jahr wirkte sich die Übernahme auf den laufenden Betrieb aus. Die neue Tochter veröffentlichte als Gremlin/Sega verschiedene Spiele, darunter „Deep Scan“, „Pulsar“, „Astro Fighter“, „Space Firebird“, „Monaco GP“ oder „Head On“. Letzteres führte ein Spielprinzip ein, das als „eat-the-dots“ bezeichnet wird. Namco nutzte genau dieses Spielprinzip ein Jahr später als „Pac-Man“. 1981 wurde der Name zu Sega/Gremlin geändert. Es folgten weitere Spiele wie „Borderline“, „Space Fury“ oder „Moon Cresta“. Zugleich führte Sega Umfragen durch und diverse Werbeaktionen, bei denen kostenlose Preise angeboten wurden. Ziel war es, mehr über Abneigungen und auch Vorlieben der Spieler zu sammeln.

Auch in Japan kaufte Sega zu: 1979 wurde das Unternehmen Esco Boueki (Esco Trading) übernommen – ein Vertriebsunternehmen für Münzautomaten sowie Spielentwickler. Rosen, erwarb das Unternehmen insbesondere aufgrund der Führungsqualitäten des Gründers Hayao Nakayama. Ihn ernannte er anschließend zum leitenden Vizepräsidenten bei Sega Japan, der sich die Führungsverantwortung zunächst mit Dane Blought teilte. (Blough kehrte 1980 in die USA zurück und übernahm die Führung bei Gremlin.) Nakayama war zudem für Vertrieb, das Marketing sowie für Forschung und Entwicklung verantwortlich.

1981 lizenzierte Sega das Konami-Spiel „Frogger“ für den Westen und veröffentlichte es als Sega/Gremlin. 1982 stellte das Unternehmen mit „Zaxxon“ das erste Spiel mit isometrischen Grafiken vor. Im gleichen Jahr änderte Sega den Namen von Sega/Gremlin erneut: das Unternehmen hieß fortan Sega Electronics. Es folgten Titel wie „Tac/Scan“ (1982) oder „Pig Newton“ (1982). Außerdem nutzte Sega die Lizenzen von Paramount zur Spiele-Herstellung, insbesondere „Star Trek: Stretegic Operations Simuator“ (1983) sowie „Buck Rogers: Planet of Zoom” (1983). Die Arcade Spiele wurden auch für Heimkonsolen und Computer von Atari, Coleco, Commodore oder Apple umgesetzt. Mit "SubRoc 3D" führte Sega zudem das erste 3D-Spiel ein – eine bahnbrechende Entwicklung in Japan. In den frühen 80er Jahren stieg Segas Umsatz auf etwa 214 Millionen US-Dollar an. In den USA gehörte Sega inzwischen zu den fünf führenden Herstellern von Arcade-Spielen.

Atari veröffentlichte 1977 das Atari VCS (Atari 2600 ab 1982) in Nordamerika. Das System basierte auf Mikroprozessorbasis und nutzte ROM-Cartridges als Format für Spiele. Das System wurde bereits ab Anfang der 80er Jahre zu einem dominanten System am Markt. Um das System überhaupt zu finanzieren, wurde das Unternehmen Atari 1976 an Warner Communications verkauft. Aufgrund dieses Führungswechsels verließen allerdings einige Entwickler das Unternehmen und gründeten mit Activision im Jahr 1979 ihr eigenes, neues Unternehmen, um Videospiele herzustellen und für das Atari in Eigenregie zu veröffentlichen.

Bis zu diesen Zeitpunkt war dies aber nicht üblich. Der Hersteller der Konsole selbst veröffentlichte ausnahmslos jedes Spiel für das eigene System. Denn während die Konsole damals vielmehr zum Selbstkostenpreis verkauft wurde, waren die verkauften Spiele für den eigentlichen Umsatz verantwortlich. Dieser würde dem Hersteller wegbrechen, nachdem ein zweites Unternehmen wie Activision in Eigenregie Spiele veröffentlichte. Die Folge: Atari klagte gegen Activision wegen Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen und Verletzung ihrer Geheimhaltungsvereinbarungen. Letztendlich einigten sich beide Unternehmen 1982 außergerichtlich. Atari erhielt Lizenzgebühren für jedes verkaufte Spiel.

Activision war zu jener Zeit das erst gegründete Unternehmen, das Spiele für andere Systeme entwickelte und veröffentlichte (heute als Third-Party-Publisher bezeichnet). Weitere Unternehmen machten dies recht schnell nach. Die damalige Klage machte zugleich das Lizenzierungsmodell populär bzw. auch legitim, das Entwickler mit den Herstellern abschlossen. SEGA nutzte diese Möglichkeit Anfang der 80er Jahre entsprechend ebenfalls erstmals aus: verschiedene Titel wurden auf verschiedenen Systemen veröffentlicht und SEGA damit ebenfalls ein Third-Party-Publisher.

1983 aber gab es bereits eine Übersättigung am nordamerikanischen Markt, was heute als Videospielcrash bekannt ist und Atari wie viele Mitbewerber in oder an den Rand des Ruins trieb.

Im Jahr 1983 gab es jedoch ein Überangebot an Spielen. Das einst profitable Atari verzeichnete im laufenden Jahr riesige Verluste von mehr als 530 Millionen US-Dollar. Diese Notlage hatte Auswirkungen auf die gesamte Spielbranche in den Vereinigten Staaten.

  1. Gulf+Western, später als "Gulf and Western Industries Inc." bekannt, wurde durch Charles Bluhdorn gegründet und änderte 1989 seinen Namen nach der Übernahme von "Paramount Pictures" (1966) in Paramount Communications Inc. 1994 wurde Paramount durch Viacom übernommen. Heute ist auch Viacom unter gleichem Namen bekannt: Paramount Global. Paramount gehört zu den weltgrößten Media-Konzernen - zusammen mit der Walt Disney Company oder WarnerMedia - und nutzt nach wie vor die damaligen Rechte der früheren Gulf and Western Industries. Zudem arbeitete Paramount in Zusammenarbeit mit SEGA an den Sonic the Hedgehog Verfilmungen. www.paramount.com 

1983 bis 1986

Kurz darauf brach der Videospielbereich auf dem U.S. Markt zusammen. Der „North American Video Game Crash“ fand etwa im Zeitraum 1983 bis 1985 statt, in dem die Einnahmen um bis zu 97 Prozent sanken. Dieser Crash war sehr ernst und brachte einige Unternehmen in oder nahezu an den Bankrott, so auch Mitbewerber Atari. (Das Scheitern dessen „Pac-Man“ Ports und des teuren aber erfolglosen „E.T.“ Spieles endeten inmitten des Videospielcrashs zum Verkauf und der Splittung Ataris im Jahr 1984). Der Videospielcrash versetzte auch Sega einen herben Schlag: Die Umsätze fielen auf 136 Millionen US-Dollar. Mit dem „Astron Belt“-Videospiel, dem ersten Laser-Disc-Spiel, lieferte Sega aber weiterhin Pionierarbeit ab. Außerdem veröffentlichte der Hersteller im Juli 1983 mit dem „SG-1000“ die erste Videospielkonsole in Japan. Infolge des Todes von Charles Bluhdorn (1926-1983), dem Gründer von Gulf+Western, verkaufte Gulf+Western einige seiner Vermögenswerte, darunter auch Sega. Sega Enterprises wurde 1983 an die „Bally Manufacturing Corporation“(1) – ein Hersteller für Pinball-Spiele und Slot Machines – verkauft. Rosen blieb Präsident der Sega Sparte. Eine Investmentgruppe, bestehend aus dem Sega Japan Management (David Rosen, Hayao Nakayama und Shoichiro Irimajiri) und der „CSK Corporation“(2) kauften 1984 Ballys Sega Anteile für 38 Millionen US-Dollar zurück. Das Unternehmen firmierte wieder offiziell als „Sega Enterprises Ltd.“ mit Hauptsitz in Japan. Hayao Nakayama übernahm das Präsidentenamt nach Rosen, der wiederum ab sofort als Chairman die Geschäfte von Sega of America übernahm. Die CSK Corporation hielt seitdem einen 22,4-prozentigen Anteil an Sega Enterprises. CSK-Chairman Isao Okawa, ein Freund von David Rosen, wurde zum Chairman der Sega Japan Division und brachte Sega zwei Jahre später an die Börse der „Tokyo Stock Exchange“. Um schnell in Amerika zu expandieren, wurde Sega of America damit beauftragt, Videospiele dem amerikanischen Markt anzupassen und zu vermarkten.

Derweil konnte Segas erste Konsole, der SG-1000, nicht mit dem unheimlichen Erfolg von Nintendos Famicon mithalten, geschweige denn konkurrieren. Auch mit der Neugestaltung als „SG-1000 II“ (Mark II)  konnte Sega den Kampf nicht gewinnen. Lediglich 75 Titel erschienen für das erste Sega System. Vergleichsweise wurden auf dem Nintendo System mehr als 1000 Spiele veröffentlicht. Im Oktober 1985 folgte dennoch der Mark III, der als Basis für das kommende Master System Videospielsystem dienen würde. Ebenfalls 1985 erschuf Sega einige der ersten Arcade-Simulatoren, "Hang On" inbegriffen. 


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