September 1986: SEGA erneuert den Mark III und veröffentlicht die
dritte Heim-Videospielkonsole erstmals im Westen: als Master System

Das Master System ist die erste Konsole, die SEGA auch außerhalb Japans veröffentlichte. Technisch basiert sie auf dem Mark III und ist mit diesem Modell sogar weitestgehend identisch. Es handelt sich daher beim Master System vielmehr um ein Rebranding. Die Konsole ist größer, schwarz und besitzt einige rote Design-Elemente. SEGA hatte vor, weltweit in den Markt mit Heimkonsolen einzusteigen – vor allem, da Nintendo in diesem Segment ziemlich erfolgreich unterwegs war. Das Rebranding unterstützte dabei technische Gegebenheiten des ursprünglichen Mark III und vereinte sie direkt im Gerät: Ein BIOS-Rom steuert dabei unterschiedliche Funktionen sowie die I/O-Chips, um bspw. die Eingabe der Lightgun-Funktionen zu lesen. Die beim Mark III noch extra zu erwerbende FM-Unit ist im Master System ebenso integriert.

Die Konsole verfügt über zwei Controller-Anschlüsse, die mit dem Mark III – wie auch dem Nachfolger Mega Drive – identisch sind. Dadurch lässt sich Peripherie untereinander problemlos austauschen. Der Controller des Master Systems erhielt im Vergleich zum Mark III ebenso ein erneuertes Design, technisch blieb er selbstverständlich identisch und besitzt neben dem Steuerkreuz lediglich zwei Tasten, die einfach als Button [1] und [2] betitelt sind. Weitere Controller-Arten verkaufte SEGA optional. Der Modulschacht ist mit einem Staubschutz versehen und fällt je Region unterschiedlich aus, wodurch Importe auf normalem Wege nicht abgespielt werden können. Eingesteckt werden vor allem Cartridges. Da der Mark III allerdings auch die Sega Cards abspielt, oft auch als myCards betitelt, ist ein entsprechender Slot auch beim Master System integriert. Vorn am Gerät können die Sega Spielkarten eingelegt werden. Die Sega Cards sind ebenso nicht länderübergreifend spielbar und besitzen beim Master System einen Region-Lock. Sie werden nicht gebootet. Diese Karten verfügen dabei über weniger Speicherkapazität (4 bis 32 kB) als die Module (16 bis 512 kB), weswegen SEGA stetig auf Module umstieg. Auf den Cartridges konnten umfangreichere Spiele gestaltet werden.

Auf der Rückseite verfügt das Master System über verschiedene Ports: In Europa sind vor allem RF- sowie AV-Ausgang zu sehen, einschließlich Stromversorgung als AC-Adapter. Einige Länder und damit andere Versionen verfügen über einen Kanalwahlschalter für bspw. CH3 und CH4, während hierzulande der Kanal 36 für das RF-Signal von Bedeutung war. Die deutsche Version besitzt daher diesen Kanalschalter nicht. International erhielt die Konsole zudem einen verstärkten RGB-Ausgang, was den Anschluss auch über RGB-Scartkabel oder Cinch möglich macht – allerdings nur mit Mono-Sound zur damaligen Zeit. Außerdem verfügt das Master System über einen separaten Erweiterungsanschluss an der Unterseite der Konsole. Hierzu kann die Klappe entfernt werden. Zum Einsatz kam dieser allerdings nie. Neben einer drückbaren Power-Taste an der Front verfügt das Gerät nahe des Modulschachtes über eine Power-LED, eine Reset- und eine Pause-Taste. Mit letzterer kann ein Spiel unterbrochen werden, was erst später auf den Controller selbst gelegt wurde. Die verschiedenen Designs des Master Systems je nach Region sind darüber hinaus durchaus bemerkenswert. Denn im asiatischen Raum gibt es auch Versionen, die neben dem Sega Card Slot noch einen Klinkenstecker-Anschluss besitzen. Dieser ist explizit für den Anschluss der 3D-Glasses ausgelegt. Die 3D-Brille als zusätzliche Peripherie veröffentlichte SEGA bereits für den Mark III. Angeschossen wird sie normalerweise über einen Adapter, der in den Sega Card Slot eingesetzt wird. An diesem wird der Klinkenstecker angebracht. Bei einigen Master System Versionen ist dieser Adapter damit nicht mehr notwendig. Im europäischen Raum ist dies nicht der Fall.

"Sportspiele waren die umsatzstärkste Kategorie. Sowohl SEGA als auch die wachsende Basis von Third-Party-Herstellern konzentrierten sich stark auf die Entwicklung von Sportspielen. (...) Es war eine Zeit, in der japanische und amerikanische Spielefirmen viel darüber lernten. Viele der heutigen Entscheidungen basieren auf den Erkenntnissen aus dieser Zeit."
(John Sauer - Editorial Director, SEGA of America - im Interview mit smstributes.co.uk)

 

RE-Design zum Master System II

Das Master System erhielt im Jahr 1990 ein Re-Design. Damals hatte SEGA die Rechte am Master System an Tonka übergeben, die für die Vermarktung zuständig waren. Diese Rechte erhielt SEGA zurück. Um die Gewinnmarge zu erhöhen, wollte der Konzern das Gerät kostengünstiger produzieren. Das Master System II wurde schlanker und viel kleiner, sicherlich optisch auch viel eleganter und damit moderner. Das Design ist nicht mehr eckig und kantig wie sein Schwesternmodell: allein der neu designte Modul-Slot, dessen Staubschutz eine schwenkbare Klappe darstellt. Ebenfalls glänzend und groß mit der Aufschrift ‚SEGA Master System II‘ versehen, verschwindet diese beim Aufklappen im Gerät. Danach werden die Module eingesteckt.

So elegant das neue Modell daherkommt, SEGA entfernte bei diesem Modell auch so manch technisches Detail. Als erstes fällt auf, dass es keinen Slot mehr für die Sega Cards gibt. Dies mag auf den ersten Blick nicht schlimm erscheinen, da sämtliche Card-Spiele nochmals als Modul veröffentlicht wurden. Ohne den Slot ist aber auch die 3D-Brille nicht mehr nutzbar, zumal es keinen Anschluss für den Klinkenstecker am Gerät gibt. Auf 3D ausgerichtete Spiele sind auf dem Master System II damit nicht im vollen Umfang spielbar. Entfernt wurde aus Kostengründen auch die Powerleuchte, die anzeigt, ob das Gerät eingeschaltet ist oder nicht. Dies zeigt lediglich der Schiebeschalter (on/off) an, der anstelle des Drückschalters verbaut wurde. Wer sein Spiel neustarten möchte, muss das Master System II einmal aus- und wieder einschalten, denn auch die Reset-Taste gibt es beim zweiten Modell nicht mehr. Außerdem verfügt das Master System II nicht mehr über einen AV-Ausgang. Es verbleibt lediglich der RF-Ausgang zum Anschluss über das Antennenkabel am TV sowie eine kleine Schraube, an der die Kanaleinstellung verfeinert werden kann. Kostete das Master System zum Start noch 299 DM, brachte SEGA das Master System II anfangs für 199 DM auf den Markt, wobei der Bundle-Preis bis auf rund 99 DM sank. Damit hatte SEGA neben dem hierzulande Ende 1990 veröffentlichten Mega Drive (inkl. Altered Beast) für 499 DM noch eine günstige Alternative im Angebot. Zugleich erklärt dies natürlich auch eine Vielzahl identischer Games für SEGAs 8- und 16-Bit Systeme. Weltweit betrachtet hatte SEGA mit dem Master System keine Chance gegen das NES von Nintendo. Dennoch dominierte es 1993 den europäischen Markt als am weitesten verbreitete 8-Bit Konsole. Zur Konkurrenz zählten zu jener Zeit auch der Commodore 64, das ZX Spectrum, der Amiga 500 oder das Atari 7800.

Für den Release in Europa übernahm SEGA komplett die Optik des amerikanischen Modells. Die Aufschriften sind identisch, an der Rückseite aber gibt es keine Kanalwahl. Während in den meisten europäischen Ländern Videoausgänge als RF sowie AV vorhanden sind, verzichtete Frankreich auf den RF-Ausgang. Dies betrifft das ebenfalls später erscheinende Master System II, das in Frankreich mit AV-Ausgang für Cinch/Scart-Kabel veröffentlicht wurde. Damit zählt Frankreich zu den Ausnahmen in Europa, wo die kleinere und neu designte Konsole sonst vorrangig nur mit RF-Ausgang daherkam. Optisch sind die Geräte sonst nicht voneinander zu unterscheiden. Auch nicht von den amerikanischen Modellen.

In Japan erschien das Master System tatsächlich erst nach der Veröffentlichung in Europa und Amerika im Oktober 1987. Das Design wurde dabei leicht angepasst: Auf der Front steht hier nur ‚MASTER SYSTEM‘. Die Worte ‚Power Base‘ entfallen. An der Front neben dem Sega Card Slot gibt es einen Klinkeneingang, der für das Zubehör 3D-Glasses genutzt werden kann. Der Adapter, der in den Sega Card Slot gesteckt wird, ist daher hier nicht mehr notwendig. Technisch übernahm auch Samsung diese Version für den Release in Südkorea. Denn den Vertrieb übernahm dort der heute bekannte Smartphone-Hersteller für den japanischen Konzern im April 1989. Damit einher kam auch eine Namensänderung der 8-Bit Konsole unter dem Namen ‚GAM-Boy‘ Home Computer System. Die Controller haben ein sehr rundliches Design mit eckigen Aktionstasten. Das re-designte Master System II erschien als GAM-Boy II. Allerdings änderte Samsung den Namen später, weshalb die Korea-Version auch als Samsung Aladdin Boy bekannt ist – abhängig vom Modell. Die Aufschrift ist bei diesen Modellen angepasst. (Randnotiz: Den Mega Drive als 16-Bit Nachfolger ist unter Kennern als Super Aladdin Boy geläufig.) Die Rückseite erhielt als Aladdin Boy einen AV-Anschluss, während im GAM-Boy Version noch RF verbaut wurde samt Kanalwahlschalter.

Mit dem Klinkenanschluss an der Front unterscheiden sich die asiatischen Versionen offensichtlich gut vom westlichen Pendant. Jedoch ist dem nicht ganz so, da das Master System innerhalb seiner Bauzeit verschiedene Baureihen hatte. Dadurch hatte bspw. China nicht unbedingt diesen Frontanschluss. Interessenten müssen durchaus genauer hinschauen. In Japan übrigens gibt es kein Master System II: Bereits 1988 trat SEGA mit dem Mega Drive in den Markt ein, was den Release des 1990 produzierten Systems hinfällig machte – zumal der Mark III im Grunde die erste Version des Master Systems im Heimatland Japan darstellte und weder in Japan, noch in Nordamerika sonderlich erfolgreich war.

In Nordamerika startete SEGA den Verkauf seiner 8-Bit Konsole. Das System ist mit der europäischen Version grundlegend identisch, besitzt auf der Rückseite zusätzlich aber einen Kanalwahlschalter. Nachdem SEGA die Vermarktungsrechte von Tonka zurückerhielt, designte der Konzern die kostengünstigere Version. In Amerika verzichtet SEGA auf den AV-Ausgang, es verblieben RF OUT und der Kanalwahlschalter zum Anschluss an einen TV.

In Brasilien übernahm Tectoy die Vermarktung und erlangte einen Riesenerfolg mit der SEGA Konsole auch noch viele Jahre nach dem offiziellen Ende durch SEGA in immer wieder neuen Designs mit weiteren vorinstallierten Spielen. Tectoy übernahm den Vertrieb ab Ende 1998: Das ursprüngliche Design wurde zunächst als ‚Master System‘ und später als ‚Master System II‘ veröffentlicht. Das durch SEGA re-designte Master System II veröffentlichte Tectoy als ‚Master System III Compact‘. Es folgen weitere Versionen auch in anderen Farben und neuen Designs bis in die 2010er Jahre. Die vermeintlich falschen Namen auf den Systemen weisen auf die brasilianischen Versionen hin. Ebenso der Schriftzug Tectoy auf den Controllern.

Paket-Sets und erste Spiele:

Interessant ist, dass die Konsole nicht zwingend von Beginn an Master System hieß. Der Release der Konsole erfolgte erstmals in Nordamerika in Form von verschiedenen Paketen. Vermarktet als ‚Sega Video Game System‘ oder noch einfacher als ‚Sega System‘, wurde das dort erhältliche Launch-Bundle als „Master System“ betitelt, gefolgt vom Deluxe-Set mit dem Namen „SegaScope 3-D System“. Zudem gab es ein „Base System“ als das preiswerte Set. Allerdings hatten alle Sega Systeme den Aufdruck ‚MASTER SYSTEM/Power Base‘, weswegen sich dieser Name mit der Zeit auch durchsetzte und auf den Verpackungen erschien. Anfänglich gab es auch in Europa die Sets: das Base-System, das Master-System Plus und das Super-System.

Auf der Platine der Konsolen befindet sich zudem ein vorinstalliertes Spiel, das beim Einschalten der Konsole ohne eingestecktes Modul abgespielt wird. Dabei handelt es sich beim Master System vor allem um Alex Kidd in Miracle World, insbesondere in Deutschland. Verbreitet ist in anderen Ländern aber das auch das Motorrad-Rennspiel Hang On. Weitere Spiele legten SEGA bzw. Vertriebspartner Tonka als Modul der verschiedenen Sets bei, bspw. ein Hang-On/Astro Warrior Kombi-Modul. Das Master System II startete ebenfalls mit dem verbauten Spiel Alex Kidd, ab 1991 befand sich Sonic the Hedgehog auf der Platine und damit als kostenloses Spiel für Käufer der 8-Bit Konsole. Nach Release der Konsole folgten vor allem weitere Alex Kidd Spiele, Altered Beast, Alien Syndrome, Hang-On, F-16 Fighting Falcon, Fantasy Zone oder Wonder Boy, The Ninja und OutRun. Später folgten 8-Bit Version der Mega Drive Spiele, darunter Sonic the Hedgehog, Castle of Illusion: Starring Mickey Mouse, Gain Ground, Michael Jackson’s Moonwalker und viele mehr.

Controller
Klein, schwarz, elegant…

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Control Stick
Joystick für spezielle Games…

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Light Phaser
Lightgun für Shooter…

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3-D Glasses
1987 für Mark III und Master System entwickelt…

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RF Switch Box
Standard-Umschalter der Konsole...

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MARK III: Vorbote des Master System

Im Oktober 1985 veröffentlichte SEGA in Japan die Heimkonsole Mark III. Dieses System stellt die Basis des ab 1986 weltweit veröffentlichten Master System dar. Dadurch ist die Technik des Geräts weitestgehend mit dem Master System identisch. Für Japan könnte man den Mark III beinahe als das erste Master System betrachten, während das uns bekannte Gerät dort vielmehr bereits ein Re-Design darstellt. Der Mark III gehört ebenso zur dritten Konsolengeneration und konnte mit technischen Add Ons ausgestattet werden, die im Re-Design Master System (meistens) schon integriert wurden.


Master System History
SEGAs erste weltweit veröffentlichte Konsole setzte sich in Europa auf Platz 1…

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Sega Cards
In vier Generationen entwickelte SEGA auch Spiele auf den etwas größeren ‚SD-Karten‘…

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Technische Daten
CPU, Speicher, Anschlüsse … die technischen Einzelheiten zum Master System…

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