Sega Cards
In Japan wird dieser Datenträger zunächst als ‚Sega My Card‘ bekannt. Es handelt sich dabei um ein gängiges Format für die SG-1000 Serie, die SEGA als Konsole aber auch Home Computer exklusiv im Heimatland Japan veröffentlichte. Produziert wurde diese Karte zwischen 1985 und 1987 von Mitsubishi Plastics (heute: MCG Group - Mitsubishi Chemical Group Corporation). Veröffentlicht wurden sie erstmals 1985 und mittels Card Catcher Peripherie abgespielt – eine spezielle Cartridge, in der dann die Sega Card gesteckt wird.
Die Sega Cards waren damals günstiger in der Herstellung, boten dafür aber auch mit einer maximalen Speicherkapazität von 32 KB nur begrenzte Möglichkeiten zur Speicherung der Daten. Die Idee dahinter war vielmehr jene, dass kleinere Spiele dank günstigerer Produktion auch preiswerter beim Kunden angeboten werden konnten. Die Module wurden dagegen, weil teurer in der Herstellung, zu höheren Preisen vertrieben. Diese hatten dafür aber auch mehr Speicherplatz für aufwendigere Spiele. SEGA unterstützte daher beide Formate in den 1980er Jahren. Eingestellt wurden die Karten 1989 aufgrund der eher mangelnden Beliebtheit. Außerdem gab es Situationen, in denen kleinere Kinder diese in den Mund steckten, was als gesundheitsschädlich galt. Optisch machen die Sega Cards heute den Eindruck von überdimensionierten SD-Karten, wobei es sicherlich nicht zwingend falsch ist, sie als eine Art Vorläufer der heutigen Karten für Handhelds zu betrachten, respektive der Nintendo DS-, 3DS- oder auch Switch-Familie und deren Spieleangebote.
Die Sega Cards werden dabei oft in vier Generationen unterteilt, wobei Mark III und Master System streng genommen dieselbe Generation darstellt:
- SG-1000 bzw. SC-3000 Serie
- Mark III
- Master System
- EPROM
Insgesamt erschienen weltweit 44 Spiele auf diesem Karten-Medium und sind heute entsprechend begehrt, da es nur wenige davon gibt. Das Format dieser Karten war insgesamt nicht sehr erfolgreich, vor allem im Westen griffen Spieler eher auf die normal bekannten Module zurück.
Dies ist natürlich ein Grund, weshalb das westliche Re-Design als Master System II nicht mehr über den Kartenslot verfügt und zugleich eine Besonderheit beim Power Base Converter, der dieses Format noch einmal unterstützt. Eine Sache ist dabei besonders spannend: Die koreanische Version des Master Systems basiert auf dem japanischen Modell: Dadurch ist der Modul-Schacht identisch zum japanischen Pendant – anders als im Westen. Entsprechend passt auch der Card Catcher als ursprünglich für die SG-1000 hergestellte Peripherie in den Modulschacht des koreanischen Master System II (alias Samsung GAM-Boy II bzw. Aladdin Boy), wodurch mit ihm Sega Card Spiele genutzt werden können. Das Gerät selbst ist bis zum SG-1000 kompatibel.
Die vier Generationen
Mittels Card Catcher werden My Card Spiele über SEGAs erste und in Japan exklusive Konsole abgespielt. Dies gilt ebenso für das Konsolen-Update SG-1000 II sowie für die Sega Computer-Versionen SC-3000 und SC-3000H. Insgesamt 29 Spiele wurden für diese System-Familie veröffentlicht.
- Bank Panic (1985)
- Bomb Jack (1985)
- C So! (1985)
- Chack'n Pop (1985)
- Champion Billiards (1986)
- Champion Boxing (1984)
- Champion Golf (1983)
- Champion Ice Hockey (1985)
- Champion Kendou (1986)
- Championship Lode Runner (1985)
- Choplifter (1985)
- Doki Doki Penguin Land (1985)
- Dragon Wang (1985)
- Drol (1985)
- Elevator Action (1985)
- Gulkave (1986)
- Hang On II (1985)
- H.E.R.O. (1985)
- Monaco GP (1983)
- Ninja Princess (1986)
- Pitfall II: The Lost Caverns (1985)
- Rock n' Bolt (1985)
- Soukoban (1985)
- Star Force (1985)
- Super Tank (1986)
- The Black Onyx (1987)
- Wonder Boy (1986)
- Zippy Race (1983)
- Zoom 909 (1985)
Der Nachfolger des SG-1000 ist ebenfalls in der Lage, die früheren My Cards abzuspielen. Da SEGA eine Kartenslot direkt in der Konsole integrierte, ist der Card Catcher am Mark III nicht mehr notwendig – aber noch immer funktionstüchtig via Cartridge-Slot. Darüber hinaus entwickelte SEGA einige wenige Spiele, die bis dahin exklusiv nur mit dem Mark III kompatibel sind. Vergleicht man dies mit späteren Konsolengenerationen, könnten bspw. Nintendo Switch und Switch 2 herangezogen werden, wonach Switch-Spiele auch auf der neuen Konsole Switch 2 funktionieren, Switch 2 Spiele aber nicht auf der ersten Switch-Konsole. Um diese Unterschiede sichtbar zu machen, erhielten die neuen Spielekarten als den Aufdruck ‚my Card Mark III‘. Veröffentlicht wurden hierfür lediglich fünf exklusive Spiele in besonderen roten Hüllen in Japan. Weitere Spiele erschienen dann bereits unter dem Master System Label.
- Comical Machine Gun Joe (1986)
- Great Baseball (1985)
- Pit Pot (1985)
- Satellite 7 (1985)
- Woody Pop (1987)
Der neue designte Mark III erblickte als Master System das Licht der Welt und wurde erstmals weltweit veröffentlicht. Auch er besitzt direkt einen Kartenslot, um sofort auf das Angebot der Card-Spiele bis auf die SG-1000 Serie zurückzugreifen. Dies gilt allerdings nur in Japan, da die ‚My Card‘ Spiele des SG-1000 einen anderen Bootvorgang benötigen. Die My Card Spiele suchen nämlich nach einem „TMR SEGA“-Header im BIOS, welchen die japanischen Geräte besitzen, jedoch nicht die westlichen Systeme. Dadurch können japanische My Card Spiele nicht auf dem Master System hierzulande gebootet werden – dasselbe gilt für den Power Base Converter des Mega Drives, der nur als Passthrough-Port fungiert und keine eigenen Komponenten besitzt. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die hier aus der Reihe tanzen: Dabei handelt es sich um das Mark III Kartenspiel Woody Pop, das auch mit westlichen Geräten funktioniert. Ein spezieller Fall ist die Sega Card F-16 Fighter alias F-16 Fighting Falcon, das auf spezielle SG-1000 Komponenten im Master System zurückgreift, die weder der Power Base Converter als Durchschleifgerät, noch der Mega Drive besitzt. Dadurch ist dieser Titel nicht auf dem Mega Drive via Power Base Converter spielbar. Das Master System erhielt zehn weitere Titel auf Sega Card. Alle Spiele wurden nochmals auf Modul veröffentlicht.
New Shape: für Cartridges und Cards
- Bank Panic (1987)
- F-16 Fighting Falcon (1986)
- Ghost House (1986)
- Great Soccer (1985)
- Hang On (1985)
- My Hero (1986)
- Spy vs Spy (1986)
- Super Tennis (1985)
- Teddy Boy (1985)
- TransBot (1985)
1985 veröffentlichte SEGA noch eine weitere Kartenversion in Japan, die zu jener Zeit vielmehr als Pilotprojekt galt. Es handelte sich dabei um wiederbeschreibbare Karten. Hiermit sollte es Spielern möglich sein, Spiele kostengünstig zu erwerben – beinahe vergleichbar mit Videotheken, nur zum Festpreis. Die Karte selbst konnte der Kunde für 5.000 Yen erwerben und gehörte dann ihm. Im Jahr 1985 entsprach 1 Yen rund 0,012 DM. Damit lag der Kartenpreis umgerechnet bei ca. 60 DM bzw. etwa 30 Euro. Gekaufte Karten besaßen in der Regel entweder das Spiel Dragon Wang oder Star Jacker. Bespielt werden konnte die My Card EP danach mit einer Handvoll weiterer Games im Einzelhandel:
- Astro Flash (=TransBot; Master System/Mark III)
- Borderline
- Dragon Wang
- Great Baseball (Master System/Mark III)
- Great Soccer (Master System/Mark III)
- Gulkave
- Pacar
- Penguin Land
- Safari Hunting
- Safari Race
- Sega Flipper
- Sindbad Mystery
- Star Jacker
- Teddy Boy (Master System/Mark III)
Das aufgespielte Game kostete 1.800 Yen (ca. 21,60 DM bzw. rund 11€). Dieses Spiel war dann im Besitz des Käufers. Zumindest solange, bis er sich dazu entschied, es durch ein anderes Spiel zu ersetzen. Dieser Service beim Händler kostete entsprechend weniger Geld, als sich den Titel direkt zu kaufen.