PC -- Streets of Rage Remake

Windows-PC Download
Streets of Rage gehört zu den bekanntesten und besten Beat ‘em Ups der 16-Bit Ära. Auf dem Mega Drive veröffentlichte SEGA drei Teile der hauseigenen Serie, die auch auf anderen SEGA Systemen, im Arcade-Bereich und digital für immer neuen Spielspaß sorgte. Das Streets of Rage Remake konzentriert all diese drei Spiele in einem, hinzu kommen haufenweise Updates und Kombinationen. Doch wer denkt, hier handelt es sich um eine einfache Spiele-Sammlung, in der man lediglich diese drei Spiele unabhängig voneinander spielen kann, der täuscht. Dieses Remake ist ein einziges Spiel, das alle Charaktere, Stages, Waffen und mehr aus allen drei ursprünglichen Spielen enthält. Der Clou dabei: SEGA hat diesen Titel nicht entwickelt und ist auch sonst in keinster Weise daran beteiligt. Verantwortlich zeigen sich die Entwickler von BomberGames. Oder andersherum gesagt: Das Streets of Rage Remake ist eine Entwicklung von Fans. Den Download gibt es kostenlos für PC: seit April 2011 als Erst-Release in der Version 5.0. Die aktuelle Version SoRR 5.2 gibt es seit 2020.
Wer vorab übrigens eine andere Version als SoRR 5.2 spielte, wird sofort das neue Intro erleben: Die gesamte Stadt wird in Dunkelheit gehüllt, in der am Ende alle Kämpfer stehen. Sie wollen den Kampf gegen Mr. X und das Syndikat aufnehmen. Denn das Streets of Rage Remake spielt – so sagt es der Vorspann – ein Jahre danach. Wonach? Sicherlich nach Streets of Rage 3 auf dem Mega Drive. Tippt ihr euch zum ersten Mal ins Menü, legt ihr ein Profil an. Dies dient den Rankings und anderen Einstellungen – diese bleiben dann mit jedem Spielstart erhalten. Heißt, beim Start der SorR.exe sind all eure Einstellungen und Erspieltes vorhanden. Anschließend steht euch eine Vielzahl an Optionen zur Verfügung. Nicht nur auf technischer Seite, um zwischen der voreingestellten Bildschirmgröße oder Full Screen, Frames und mehr zu entscheiden. Auch die Spielweise ist veränderbar. Wollt ihr die Sprungtechniken aus Streets of Rage, Streets of Rage 2 oder Streets of Rage 3? Ebenso die Waffentechniken. Wer die höchsten Entwicklungsstufen innerhalb der Serie nutzen möchte, sollte SoR3 wählen. Wobei dies auch nur der halbe Wahrheit entspricht. Einige Einstellungen sind auch auf „Remake“ einstellbar und damit nochmals verschieden zu SEGAs drei Titeln. Nehmen wir den Fall, eure Lebensenergie sinkt auf null. Normalerweise fallt ihr dann mit einem neuen Versuch quasi aus dem Himmel herunter und kämpft weiter. Mit der Einstellung Remake steht ihr dagegen an Ort und Stelle wieder mit frischer Lebensenergie auf. Dies ist aber nur ein Beispiel. In den Spieloptionen stehen auch natürlich auch die Anzahl eurer Leben (Versuche) sowie die Schwierigkeitsstufen Easy, Normal, Hard, Very Hard und Mania zur Verfügung.

Da das Spiel kostenlos ist, benötigt ihr also einen Computer und einen USB-Controller – sofern ihr nicht mit der Tastatur zocken wollt. Hier können die verschiedensten Modelle genutzt werden. Am logischsten könnte für viele Spieler ein Xbox-Controller sein. Immerhin ist das Spiel ein Windows-PC Titel. (Zu Release-Zeiten dieses Spiels war der Xbox 360 Controller das aktuellste Pendant.) Wer es richtig retromäßig angehen möchte, besorgt sich einen 6-Tasten Controller: Hier bietet sich der Retro-Bit Mega Drive Controller an. Ein 3-Tasten-Controller, wie er bspw. dem Mega Drive Mini offiziell beiliegt, ist nicht zu empfehlen. Denn der hat einfach mal nicht genügend Tasten, um alle Aktionen im Spiel ausführen zu können. Die Tasten könnt ihr für Spieler 1+2 frei in den Optionen konfigurieren.
Beim ersten Mal stehen euch sogleich alle bekannten Charaktere des Streets of Rage Universums zur Verfügung: Axel Stone, Blaze Fielding, Adam Hunter als ursprüngliche Charaktere. Ebenso Adams Bruder Skate, Axels Kumpel Max Thunder und Blazes Bekanntschaft sowie Cyborg Dr. Zan. Diese sollen aber nicht die einzigen bleiben, denn weitere Charaktere sind im Spielverlauf freispielbar. Wer sich auch die Bonus-Charaktere erspielte, hat letztendlich Zugriff auf eine ganze Liste an Kämpfern.
Startet ihr euer Spiel, stehen euch sofort die sechs Helden zur Auswahl. Axel, Blaze und Skate stammen dabei aus SoR2: das heißt Aussehen und Stil bzw. ihre Kampftechniken. Die anderen beiden Charaktere – Adam, Max und Dr. Zan – gab es nur je einmal in einem Streets of Rage Teil. Insofern übernehmen sie den Stil aus ihrem einzigen Auftritt. Dies ist aber nur beim ersten Spielen so, denn über gewonnene Punkte beim Durchspielen könnt ihr euch verschiedene Sachen erspielen. Zu einem späteren Zeitpunkt stehen euch in der Charakter-Auswahl dann alle Charaktere zur Verfügung. Das heißt bspw. Axel als SoR1-Charakter, als SoR2-Charakter wie auch als SoR3-Charakter. Das Spiel startet mit einer völlig eigenen Story, die BomberGames ins Remake integrierte. Alle Helden sind am Strand und ein Polizist erklärt ihnen, wie die Unterstützung durch zusätzliche Artillerie aussieht: zu Boden und auch aus der Luft – aber nicht überall verfügbar. Damit ist die Spezialattacke gemeint, die Fans aus dem ersten Teil der Serie kennen. Axel, Blaze und Adam konnten hier als ehemalige Polizisten Unterstützung anfordern. Aber nur einmal pro Charakter und Stage. Als SEGA die Reihe mit Teil 2+3 weiterführte, verschwand diese spezielle Artillerie-Attacke, die damals via [A]-Taste ausgeführt wurde. Stattdessen führte SEGA neue Special Moves ein, mit denen ihr euch im Kampfgefecht zur Wehr setzen konnten: einen Rundumschlag sowie eine zielgerichtete Attacke nach vorn zu eurem Kontrahenten. Im Remake könnt ihr beides nutzen. Special Moves via [A]-Taste sowie die Artillerie-Attacke eurer polizeilichen Freunde, die bei meinem 6-Tasten-Controller auf der [X]-Taste liegt. [Y] dient der starken Attacke, die auch als Combo-Abschluss eines jeden Kämpfers kommt. (Auch bei gedrückt gehaltener [B]-Taste ausführbar.) Die Taste [Z] ist der Rückwärtsangriff, auch via [B+C] einleitbar. Mit [C] springt ihr und könnt dann ebenfalls attackieren: im Stand, in Bewegung oder mit leicht nach unten gedrückten Steuerkreuz für eine leichte Attacke, die eure Gegner nicht direkt von den Füßen fegt. Denn so könnt ihr diese normalerweise besser greifen.

Griffe sind immerhin bekannt in Streets of Rage: Nähert euch einem Kontrahenten von vorn und greift ihn. Danach stehen euch Aktionen mittels [B] zur Verfügung und je nachdem, ob ihr dabei die Richtungstaste zum Gegner, von ihm weg oder gar nicht drückt, während ihr [B] betätigt. Mittels [C] schwingt ihr euch um euren Gegner und könnt euren Gegner dann mit einer Attacke auch von hinten bearbeiten. Dies alles hängt vom gewählten Charakter ab, weswegen sich die Move-Palette vereinzelt auch unterscheiden kann. So hat Zan zwei Attacken hinter einem Gegner, Skate kann während des Schwingens auch den Feind schleudern, während der große Max gar nicht um seine Gegner schwingen kann. Dafür ist er eben am stärksten. Dass sich die Charaktereigenschaften hinsichtlich Kraft, Technik, Geschwindigkeit usw. voneinander unterscheiden, macht sich während der Kämpfe durchaus bemerkbar.
Doch zurück zur Story: Nachdem ihr diese Info zur Polizei-Artillerie innerhalb der Story bekommen habt, geht es auch schon los. Zumindest fast. Denn ihr habt nun erneut die Wahl: Welchen Weg wollt ihr einschlagen? Vier Möglichkeiten stehen euch zur Auswahl. Und je nach Auswahl startet das Spiel in Stage 1. Insgesamt durchlauft ihr dann acht Stages – so wie man es normalerweise aus der Serie kennt. Fans wissen, in SoR3 war das nicht ganz der Fall. Dort gab es nur sieben aufeinanderfolgende Stages. Das Remake übernimmt wieder die Tradition mit acht Stages. Diese sind je nach gewählter Route komplett verschieden. Das bedeutet aber nicht, dass haargenau die Ebenen aus entweder SoR1, SoR2 oder SoR3 nacheinander durchlaufen werden und ihr euch somit nur in einem der drei ursprünglichen Teile der Serie befindet. Nein. Natürlich kann es passieren, ihr beginnt in der bekannten Stage 1 von SoR2. Doch ihr bekommt keine 1:1 identische Stage präsentiert. Die Entwickler geben euch an bestimmten Stellen Auswahlmöglichkeiten durch Pfeile, sodass ihr Weg 1 oder Weg 2 nutzt. In der Bar mit all ihren Holzstühlen bspw. müsst ihr nicht bis zum Ende laufen und kommt dann – so wie es SEGA einst designte – in den Hinterhof zum Endgegner. Ihr könnt vorab auch in der Bar eine Hintertreppe nach oben laufen, wodurch ihr in andere Bereiche gelangt und ihr dann auch euren Weg in einer komplett anderen Stage 2 weitergeht, als SoR2 im Original vorgab. Was heißt das für das Gesamtspiel? Es bedeutet, dass ihr nicht nur zu Spielstart vier Routen habt, sondern sich die Stages und darin verbauten Ebenen auch aufgrund eurer gezielten Wege verändert. Jede Stage besteht aus mehreren Sub-Ebenen. Das Streets of Rage Remake bietet insgesamt 127 Sub-Ebenen, die zu jeweils acht Stages (passend) kombiniert werden.
Nach Stage 4 könnt ihr euch sogar nochmals entscheiden, ob ihr Route A oder Route B nehmt. Dies ist zum Teil abhängig von der Story, die stets weiter erzählt wird. Ihr betretet bspw. ein Schiff in eurer nächsten Ebene und könnt entscheiden: Soll dies das Schiff aus SoR1 sein oder das Schiff aus SoR2? Auch stehen auch plötzliche Wege von SoR3 zur Verfügung. Somit wird SEGAs ursprüngliche Stage 1 aus SoR3 nun eine Stage 5 im SoRR. Die Stages werden also komplett neu zusammengewürfelt und ein einziges Durchspielen reicht bei weitem nicht, um alles zu entdecken. Es gibt unzählige Wege und Möglichkeiten, das Spiel durchzuspielen und damit auch völlig andere Enden. Wer jetzt aber denkt, dass diese scheinbar willkürliche Zusammenlegung von Stages doch keinen Sinn macht, der irrt. Darauf achteten die Entwickler. Heraus kommt, dass die Anordnung teilweise sogar weitaus mehr Sinn ergibt, als im Original. Das liegt auch daran, dass BomberGames neue Ebenen kreiert, die sich an den SEGA-originalen Stages orientieren. Man wird als Spieler in der Tat positiv überrascht über die Kreativität der Entwickler bei der Neuerstellung. Sogar neue Gegner werden eingebunden, die komplett dazu passen. Das ist wie die berüchtigte Kirsche auf der Torte, die dem ganzen das gewisse Etwas gibt. Zu beschreiben ist dies aber nicht, ohne über die neue Technik des Spiels zu sprechen:
Technik
Vergesst alles, was ihr aus den originalen Streets of Rage Teilen kennt. Im Remake ist, wie der Name schon erahnen lässt, alles neu. Einfach alles wurde remastered, das trifft es wohl am besten. Denn das kleine Entwicklerteam programmierte im Zeitraum 2003 bis zum Erst-Release 2011 alles neu – dies in der aktuellen 5.2-Version sogar in 16:9. Dabei drehten sie jeden Stein einzeln um. Was uns vielleicht im ersten Augenblick nicht auffällt, lässt sich im direkten Vergleich aber sehen. Es gibt teils vollkommen andere Bodenplatten, neue Wandverkleidungen in Innenräumen oder mehr Licht, mehr Einsicht in Nischen usw. Nehmen wir die eben angesprochene Bar im ersten Level aus SoR2: Die großartigen Holz-Vertäfelungen gab es vorher ebenso wenig wie die zusätzlichen Scheinwerfer, die das Licht funkelnd wiedergeben. Generell geben die Kerzen ein sanft-bewegendes Licht wieder – vorher war dies still, nicht beweglich. Der Boden ist neu. In den Hintereingängen, aus denen Gegner kommen, sieht man nun Treppenaufgänge. All dies sind kleine Details, die sich durch jede Sub-Ebene im Spiel ziehen. Schon vor der Bar kann man durch ein Carport durchschauen und die großartige Stadtsilhouette sehen. Im Original war hier alles schwarz. Nach der Bar landen wir beim Boss der Stage. (Sofern wir nicht den ganz neuen Aufgang der eben beschriebenen Treppe nutzen und damit in einem neuen Bereich landen.) Der Regen ist dort nun viel stärker, realistischer. Und es donnert. Alle Ebenen sind sehr realitätsgetreu zum Original nachgestellt und durch die vielen Details dennoch anders. Manchmal unterscheiden sich Balken in Räumen, Stahlträger von Gerüsten – und wenn es nur eine andere Farbe ist. Oft sind Hintergründe neu erstellt. Stadtsilhouetten wirken komplett anders oder in Fabriken rollen Roboterteile, die so erst im Nachfolger auftauchten. Die Entwickler achteten penibel genau auf die Details und dass sich alle Ebenen zu einem Spiel zusammenfügen. Es gibt Spiegelungen, beispielsweise in der Disco von SoR3. Es öffnen sich neue Bereiche, die Gegner mischen aus allen SoR-Teilen zusammen und Vieles mehr. Es gibt also ein Wiedersehen mit den jonglierenden Feuer-Axt-Werfern in neuen Welten, um nur ein Beispiel zu nehmen. Das Wasser am SoR2-Strand reicht so weit, dass man nun darin laufen kann und auch das Schiff liegt nun dort vor Anker. Wie sollte man auch anders dort hin gelangen? In vielen Gebieten spiegelt sich der Boden mit den Charakteren, ebenfalls gibt es Reflexionen durch Schaufenster. Die Entwickler nahmen sich aber nicht nur die Mega Drive Originale zur Hand, sondern schauten sich auch die kleineren Brüder für das Master System und den Game Gear an. Denn darin gab es teilweise andere Stages. Diese polierte BomberGames ebenfalls auf und integrierte sie passend zu den restlichen Stages, indem sie bei Weggabelungen zur Verfügung stehen.

Dies endet aber nicht bei den Stages, sondern integriert alle Gegenstände neu: Motorräder explodieren auf neue Weise, Räder fliegen durch Gegend, Waffen zerbrechen optisch und den aktivierten Granaten läuft man nun noch weiter aus dem Weg, bei denen Gegner auch mal zerfetzt werden. Es gibt explodierende Fässer, brennende Polizeifahrzeuge und viele neue Items. Apfel und Hähnchen werden durch Burger, Birnen, Pizza, Drinks und mehr erweitert. Dies trifft auch auf Punkte-Items zu. Ketten, Perlen, Geldscheine etc. sind da. Der nur in der japanischen Version von SoR3 auftretende Gegner Ash ist auch im Remake dabei und kann an verschiedenen Stellen auftreten. Denn die Entwickler bleiben nicht stur bei einer Version. Hier gibt es Vielfalt und Liebe zum Detail. Es kommen sämtliche Gegner aus allen Streets of Rage Teilen vor, Endgegner inbegriffen. Blutig kann es ebenfalls werden, insbesondere bei der Waffenanwendung. Da werden Gegner auch mal zerteilt. Die Liebe zum Detail sieht man vor allem auch bei den Übergängen von einem Abteil zum nächsten. In SoR3 beispielsweise landen wir nach dem Mienenausgang vor einem Ninja Tempel. Eigentlich unlogisch. Im Remake landen wir vor einem Mienenausgang mit Feuerfackeln, Barrieren und den großen stämmigen und feuerspuckenden Gegnern aus SoR1. Diese sind so schwer, dass wir sie auch im Remake nicht werfen können. Einer kann dies: Wrestler Max. Er ist der größte und stärkste Kämpfer in der Charakterauswahl. Er kann sie problemlos durch die Gegend schleudern. Hier beweisen die Entwickler, dass sie auch an gewisse Kleinigkeiten dachten.
Apropos: Die kleineren stämmigen „Dicken“ mit Namen wie Big Ben. Die, die überall in den Stages auftauchen. Die konnten wir in SoR2 werfen, in SoR3 wurde dies wieder entfernt. Beim kleinen Skate hatte man die Schwungtechnik vergessen, wie einige wissen dürften. Somit konnte der Schwächste die Kerle werfen. Sonst keiner. Wie schaut es hier im Remake aus? Ich würde sagen: eigenartig. Denn einige lassen sich werfen, andere wieder nicht. Ich muss zugeben, den Grund dafür zunächst nicht herausgefunden zu haben und dachte, dies könnte an den verdienten Sternen liegen. Doch womöglich hängt dies mit den Originalen zusammen: Werfen in SoR2-Stages möglich, in SoR3-Stages nicht. Dies hat BomberGames so – meiner Meinung nach irrtümlicherweise – übernommen. Zumindest Max hat dieses Problem nicht. Denn er ist stark genug, jeden zu Boden zu slammen. Und der kleine Skate? Der kann das auch noch immer und alles und jeden über seine Schultern schwingen. Hier gibt es sicher noch etwas zu feilen für die Entwickler.
Was in der Technik auch gefällt: Wer versehentlich das Spiel mitten in der Stage schließt, kann beim Neustart der .exe-Datei in derselben Stage (neu) beginnen, die zuletzt betreten wurde. Die automatische Sicherung hilft somit dabei, nicht alle erspielten Punkte direkt zu verlieren. Großartig!
Die Charaktere und ihre Eigenschaften
Viele dürften sich die Frage stellen, wie sich die verschiedenen Charaktere spielen, da sie je Version unterschiedliche Aktionen aufweisen. Diese hängen an den Entwicklungen der Serie von Teil 1 bis Teil 3. Hier haben die Entwickler grundlegend Hand angelegt und alle Charakter auf den gleichen Stand gebracht. Das heißt zunächst einmal, dass jeder Charakter auch rennen und sich nach oben/unten in der dritte Ebene rollen kann. Jeder verfügt über eine Spezialattacke beim Rennen, die sich mit den Ausbau der drei Sterne (bekannt aus SoR3) verbessert oder gar verändert. Diese Sterne erhält man bei jeweils 40.000 Punkten und verliert einen mit dem Ableben. Maximal drei Sterne können gleichzeitig gesammelt werden. Jeder Charakter verfügt natürlich über seine Spezialattacke via [A]-Taste. Im Umkehrschluss lernen die Charaktere Adam und Max hier hinzu, da es einige dieser Manöver in ihren Serienauftritten nicht gab. Adam wird sehr auf Kicks und auf das Boxen getrimmt, was sich in seinen neuen Moves klar bemerkbar gemacht. Schulterwurf und der rückwärtige Move beim Griff blieben erhalten. Weitere Attacken wurden hinzugefügt. Adam spielt sich nun also voll auf der Höhe der Zeit zu den anderen Charakteren. So schaut es auch mit Max aus, der neue Moves spendiert bekam. Hierzu zählen selbstverständlich auch Angriffe mit Messern, Stangen, Dolchen, Schwertern, Brettern und mehr durch zweimaliges Drücken der Richtungstaste und [B]. Neu hinzu kommen Schusswaffen, was zuvor in keinem Streets of Rage Teil möglich war: Pistolen, Maschinengewehre oder gar Bazookas. Dies blieb bei SEGA maximal den Gegnern in SoR3 vorbehalten. Doch wir sprachen über die Möglichkeit, sämtliche Charaktere aus allen Teilen zu nutzen – in ihrer Optik wie auch in ihrer Kampftechnik. Kenner der Serie wissen, dass sich Axel und Blaze speziell in den ersten beiden Teilen unterschiedlich spielten und ihre Kampf-Combos mittels [B]-Taste leicht verschieden waren. Ihr könnt also mit einem SoR1-Axel spielen und damit seine Kampftechnik nutzen. Hatte er damals keine [A]-Spezialattacken, verfügt er nun über seinen Drachen-Rundumschlag sowie über eine komplett neu entwickelte Technik auf einen Gegner. Seinen sogenannten „Grand Uppercut“ – durchgeführt durch 2x rechts oder links + [B] – kann er in jeder Version einsetzen. Dass sich diese Attacken von Charakter-Version zu Charakter-Version unterscheiden, ist klasse.

Somit haben wir als Spieler noch mehr Möglichkeiten, das Spiel zu genießen. Auch können wir damit zwischen dem SoR2 und SoR3 Skate wählen, der schon original verschiedene Attacken durch SEGA spendiert bekam. Auch hier steckten die Entwickler also viel Liebe in die Kampftechniken und entfernten auch Dinge, die einem als Spieler vermutlich tierisch auf die Nerven ging. So können auch die erspielten Charaktere Roo und Shiva nun Waffen aufheben und nutzen. Zan wandelt diese auch nicht mehr direkt in diese öden Energiebälle um. Aber können sie auch die Polizei zur Unterstützung rufen? Nicht unbedingt. Damit die [X]-Taste für diese einmalige Spezialtechnik nicht unbenutzt bleibt, dachten sich die Entwickler von Bomber Games aber ebenfalls ganz eigene Dinge aus … die verrate ich an dieser Stelle aber nicht. Alles in allem aber hat jede Charakterversion auf alles Zugriff. Ihr müsst nicht einfach bei einem Charakter auf irgendetwas verzichten, nur weil diese Version in einem früheren Streets of Rage Teil nicht darüber verfügte.
Gameplay
Fest steht, das Gameplay ist aufgrund dieser Neuerungen und Verbesserungen einfach gigantisch. Euch stehen unzählige Ebenen zur Verfügung, ihr habt die Wahl auf verschiedenen Wegen zum Ziel zu kommen, es gibt unterschiedliche Enden – gute wie schlechte. Und ihr bekommt mit jedem Ende für euren Punktestand einen Punktebonus zugeschrieben. Diese Punkte könnt ihr im Shop nutzen, um euch neue Charakter und gewisse Cheats zu kaufen. Achtung: Einmal durchspielen ist zum Erspielen des Shops aber notwendig. Für die ersten Käufe sind vermutlich am interessantesten: spielen mit einem CPU-Freund sowie alle Charakter-Versionen (wie Axel aus allen SoR-Teilen). Aber ihr könnt auch die Stage-Auswahl erkaufen, dass Waffen in Laserschwerter verwandelt werden, ihr diese in alle Ebenen oder gar in die nächste Stage mitnehmen könnt oder sie auch nicht mehr verschwinden. Ihr könnt eure aus SoR3 bekannte Spezial-Anzeige für den Special Angriff der [A]-Taste immer aufgefüllt lassen. Denn bekommt ihr beim Einsatz auch nie mehr Lebensenergie abgezogen. Oder ihr habt einfach immer drei Sterne, völlig unabhängig von den Punkten. Abgesehen davon, dass sich der Einsatz solcher Cheats am Ende auf eure Gesamtpunktezahl auswirkt, habt ihr damit unzählige weiter Möglichkeiten, euer Gameplay anzupassen. Vorhin sprachen wir über das 16:9-Feature, das nun Teil des Spiels ist. Bemerkbar macht sich das durchaus im Gameplay, da ihr nun einen größeren Bereich auf dem Bildschirm habt. Man kann hier von mehr Action sprechen oder von einer größeren Sichtweite. Hier wird deutlich, warum Stages auch neu entwickelt werden mussten. Immerhin gibt es Abteile – wie die Fahrstuhlfahrt – in der es damals nicht so viel Platz rechts und links vom Bildschirm gab. Landet man dann schließlich bei Mr. X, ist plötzlich extrem viel Freiraum vom großen Stuhl. Das gefällt. Vor allem im 2-Player Modus (oder eben mit einem CPU-Freund) hat man für sich mehr Freiraum beim Kampf. Ob ihr euch mit einem Freund auch gegenseitig verkloppen könnt, ist in den Optionen einstellbar. Immerhin könnt ihr dann auch Team-Moves im Remake einsetzen.
Zudem achten die Entwickler darauf, dass ihr Werk fair bleibt. Damit möchte ich auf Streets of Rage 3 hinweisen, das ich im Vergleich zu seinen Vorgängern wirklich als schwer einstufe und definitiv nicht mehr so fair halte. Hier wurde einem die Lebensenergie weg gekloppt und man konnte auch als echter Fan der Serie wahnsinnig im Gameplay werden, kaum den begehrten Stern zur Verbesserung der eigenen Fertigkeiten erhaschen und so weiter. Man gab schneller den Löffel ab, als einem lieb war. Auch im Remake geht es hammerhart zur Sache aber die eigenen Attacken ziehen den Gegnern nun wieder fair Lebensenergie ab. Es gibt mehr Punkte (auch durch die neuen Items), sodass man schneller zu den 40.000 Punkten kommt, um einen der Sterne zu ergattern. Beim Spielen wird schnell klar, dass das Gameplay viel mehr die Basis einen SoR1 und SoR2 besitzt und man sich nicht direkt als Spieler die Haare rauft. Hier kann ich nur ein Lob aussprechen! Man kann gar nicht aufhören zu zocken. Zumal man die Charaktere einfach immer mehr lieben lernt und es neue Ebenen gibt, in den ihr selbst auf Motorrad oder Jet-Ski die Gegen unsicher macht. So etwas gab es in den Originalen gar nicht. Heißt: neue Welten, aufgewertet Charaktere, neue Gegner, neue Moves. Apropos: Special Moves sind nun auch mit einer Waffe möglich. Dies sind abermals komplett neue Aktionen und eine rundum gelungene, neue Idee seitens der Entwickler.
Erspielen könnt ihr euch aber weitaus mehr: einen Battle Modus, einen Survival Modus oder den Boss Rush. Auch Trophäen integrierten die Entwickler, wie es heutzutage auf Xbox und PlayStation alltäglich ist. Um eine zu nennen: Freund von Kängurus. Mittlerweile werden nämlich sogar zwei gleichzeitig auf euch gehetzt. Lasst sie leben (wie in SoR3) und ihr könnt euch auf diese einzigartige Trophäe freuen. Wer sich damit auseinandersetzen möchte, kann im SOR MAKER auch ganz eigene Ebenen für sich erstellen, Gegner, Items und mehr setzen. Rankings ruft ihr ebenfalls mit eurem Profil auf und verschwinden nicht mit dem Ausschalten des Spiels. Ohnehin sind die Gegner schlauer, gefährlicher und nicht mehr starr. Sie holen sich ebenfalls ihre Waffen immer wieder neu, werfen einen mal eben über die Brüstung usw. Dennoch ist das Spiel fair gestaltet. So bekommt ihr – im Gegensatz zu SoR3 – bspw. innerhalb der Fahrstühle auch mal neue Lebensenergie zwischendurch hinzu. Doch auch die CPU-Freunde kennen sich aus, können zum Spielstart in ihrer Eigenschaft eingestellt werden: aggressiv, ausbalanciert usw. Nach einem Wurf können sie sich ebenfalls mittels (Oben + C] gedrückt halten auffangen oder die Artillerie rufen.

Eine gewisse Schwierigkeit dürfte beim Soundtrack liegen. Denn dieser ist nicht original aus den Vorgängerteilen übernommen. Oder sagen wir: nicht ganz. Eine gewisse Wiedererkennung ist definitiv vorhanden. Teilweise mag einem das besser oder schlechter gefallen. Das perfekte Wort für das, was wie in den einzelnen Stages nun hören, dürfte „Remix“ lauten. Die Rechte an den Tracks besitzt das Team natürlich nicht, die Remixes aber sind aber durchaus klasse und als Streets of Rage Fan kann man hier kaum meckern, dass diese nicht passen würden. Im Gegenteil, in einigen Stages sind diese einfach der Hammer. Hier hat das Team wirklich gute Arbeit geleistet, um die Songs auf eine neue Weise zu integrieren. Die Geräuschkulisse dagegen ist durchaus 1:1 übernommen: Stimmen, Schläge, das Krachen und Stechen von Waffen, Feuer, das Aufsammeln von Items bis hin zu den bekannten Menü-Sounds.
Sogar ein Soundfile von Sonic the Hedgehog wurde integriert, der beim Einsacken der Punkte zum Spielende zu hören ist. Herrlich! Hier hört man im Grunde, von wem die Spiele-Serie Streets of Rage stammt: vom selben Unternehmen, das auch für den blauen Igel verantwortlich ist – nämlich SEGA. Diese bekommt ihr übrigens erst, nachdem ihr euch die Screens of Rage angeschaut habt. Diese zeigen den finalen Schlag gegen den Endgegner einer jeden Stage. Insofern gibt es acht Screens of Rage zum Spielende zu begutachten. Sowie das letzte Abteil der Story mit allen Charakteren, die ebenfalls durch eigenen Sound unterstützt wird. Alles ist einfach zu 100% Streets of Rage. Hier läuft nichts aus der Reihe oder ist serienuntypisch.
Dabei kommt das Spiel in meinen mehrstündigen Spielrunden (und mehr als zehn Jahre altem Windows 7 Notebook) nicht an seine Grenzen. Die SoRR Version 5.2 machte hier alle Ehre in der Technik, was in den Vorgängerversionen nicht unbedingt der Fall war. Die Entwickler schafften es, die Balance zu verbessern. Das Spiel geht praktisch zu keinem Zeitpunkt in die Knie, läuft flüssig und vermittelt in Grafik, Sound und Spielbarkeit einen extrem guten Eindruck.


Das Streets of Rage Remake ist eine Offenbarung an alle Fans der Serie. Es ist unfassbar, wie viel Liebe im Detail in dieser Aufarbeitung der Serie steckt. Dieses Spiel beinhaltet im Prinzip alles aus allen bisherigen Streets of Rage Teilen, die SEGA erschaffen hat: Streets of Rage 1-3 auf allen SEGA Systemen – sprich Master System, Mega Drive und Game Gear. Ihr könnt alle Charakter-Versionen auswählen, verfügt über massig Einstellmöglichkeiten in den Optionen und allerlei freispielbarer Goodies.
Die Technik wurde komplett erneuert, weswegen der Name Remake mehr als passend ist. Man könnte es auch als Remastered betiteln, wie es viele Hersteller heute machen. Das Spiel ist in seiner aktuellen 5.2-Version im 16:9 Format. Alle Ebenen wurden von Grund auf neu entwickelt, verschönert, verbessert und erweitert. Es gibt neue Wege, neue Items und Kontrahenten aus allen bekannten Stages. Einmal durch gemixt. Damit gibt es fast schon unzählige Ebenen und für euch als Spieler wählbare Routen. Mit einem Durchspielen hat man nicht alles gesehen. Hier reicht auch bei zwei- oder dreimal Durchspielen nicht. Der Story Modus integriert alle Helden aus allen Teilen mit der kompletten Move-Palette + der Polizei-Artillerie. Jede Charakter-Version ist spielbar und auf Stand gebracht. Das heißt, ihr verfügt über die komplette Palette an Aktionen, auch wenn der Charakter diese im Original gar nicht kannte. Es gibt neu entwickelte Stages, neue Gegner und neue spielbare Charaktere – darunter Ninja-Meisterin Rudra. Vor allem ist das Gameplay wahnsinnig fair und ausgeglichen. Die neuen Ideen der Entwickler, bspw. Waffen-Spezialattacken mittels [A]-Taste sind teilweise echt grandios oder Gegner springen einfach so in den Bildschirm hinein. Die Zusammenstellung der Levels macht im Remake sogar mehr Sinn als in den Originalen. Hier wurde viel dazu konzipiert. Der Sound ist im Remix dabei und nicht mehr ganz Original. Aber einige Songs sind im neuen Format sogar viel besser. Dafür gibt es unzählig freispielbares Material vom Battle Mode über Survival oder dem Boss-Kampf inklusive eigenen Erfolgen und einem SOR Maker Modus. Ebenfalls dabei: diverse Cheats und ein Shop.
Gibt es da noch etwas Negatives zu berichten? Mir fällt eigentlich prompt nur eine einzige Sache ein: Dies ist ein reines Fan Game und weder von SEGA entwickelt noch vertrieben. Schlimmer noch: Obwohl SEGA über Jahre hinweg von der Entwicklung wusste und diese all die Zeit duldete (2003 bis 2011), stoppten sie es kurz nach Release. Ein großer Fehler! Eins kann ich sagen: Wer dieses Spiel spielt und vor allem Fan der Serie ist, wird die Originale anschließend eher als mau empfinden. Denn das Remake bietet sooo viele grandiose Neuerungen und ein Gameplay, das man als Streets of Rage Fan nicht mehr missen möchte. Alles andere ist plötzlich langweilig. Hiermit hätte SEGA einen Coup landen können – als Arcade Titel für Konsole oder in 3D für den Nintendo 3DS oder unterwegs für Nintendo Switch oder oder oder. So gibt es dies nur insgeheim als PC-Download. Aber den sollte man sich unbedingt besorgen und spielen. Dass man das Streets of Rage Remake noch toppen kann, halte ich für fast unwahrscheinlich. Was ich mir auf Anhieb wünsche, sind lediglich Kleinigkeiten: eine Anzeige für die Polizei-Artillerie, denn die fehlt noch und hat im 16:9 Modus noch viel Platz in der Status-Leiste. Sowie die Sache mit den molligen Gegnern, die man in SoR2-Stages werfen kann, in SoR3-Stages nicht. Das verwirrt. Doch das sind nur minimale Kleinigkeiten.

Ronny Wecke
Streets of Rage Remake
Trailer | Version 5.0