Mega Drive -- Gain Ground

Wie befinden uns im 31. Jahrhundert. Die Technik und die Wissenschaft sind weit voran geschritten, soweit dass die Menschheit beinahe perfekt ist. Kriege gehören der Vergangenheit an, es gibt keine Armut mehr, keine Konflikte. Die Menschheit scheint für ein Leben in Harmonie bestimmt zu sein, für immer! Doch es gibt diese eine Frage: Was, wenn die Erde angegriffen würde? Die Menschheit lebte so lange in Frieden. Sie wüssten nicht, wie sie derartigen Konflikten entgegen treten sollten. Sie haben ihre überlebenswichtigen Instinkte verloren. Die Regierung der vereinten Erde schuf aus diesem Grunde ein System, welches den Menschen helfen sollte, ihre Instinkte und die Fähigkeit zum Überleben wieder zu entdecken. Doch eine technische Panne machte die Entwickler zu Gefangenen ihres eigenen Werks. Sie sind gefangen im System. Sie müssen ihre Mitmenschen retten und das System zerstören, das System "Gain Ground".
Die Reise führt die anfangs drei Charaktere durch die verschiedensten Gebiete, während sie ihre Überlebensinstinkte neu entwickeln müssen. Jeder dieser drei Leute besitzt andere Fähigkeiten und Waffen. Das Ziel ist klar: Überleben! Ihre Gegner werden sie jagen und zu Stein verwandeln, sie werden sie als Geiseln verschleppen und .... naja, reden wir lieber nicht drüber. Immer nur einer der Charaktere kann benutzt werden und muss daher immer sorgfältig ausgewählt werden. Ein junger Mann, Namen werden nicht vergeben, vertraut beispielsweise vollkommen auf sein Gewehr (ich nenne ihn daher einfach mal "Schießer"), während eine "Bomben-Dame" nicht nur ihre kleine Pistole schwingt, sondern auch genannte schwarze Pulverlinge den Kontrahenten entgegen pfeffert! Der dritte im Bunde ist ein scheinbar afrikanischer "Speerwerfer", die einzige Person, die auch höher gelegene Orte (in allen Richtungen) wunderbar unter Beschuss nehmen kann.

Ein Level besteht aus zehn verschiedenen Komplexen, doch schon in der ersten Stage gucken mehrere Gegner in Richtung der soeben gewählten Figur. Das Spielgeschehen beobachtet ihr dabei stets aus der Vogelperspektive. Angenommen wir haben uns für den "Schießer" entschieden, gibt es nun zwei Möglichkeiten, um die Ebene erfolgreich zu beenden. Zum einen benutzt ihr entweder die Taste B und schießt (am besten zielend) in alle Richtungen der Gegner oder man fährt ein paar schwerere Geschütze auf und drückt den C-Button am Controller. Was ist passiert ?? Das war doch auch nichts Anderes..... Was bei unserem "Schießer" scheinbar zunächst nicht auffällt, bemerkt man dann aber doch ziemlich schnell; welche Bedeutung der "Extra-Schuss" hat. Dieser wird im Falle des "Schießers" nur nach vorn abgefeuert und besitzt zudem eine größere Reichweite. Unsere feine Dame feuert auf diese Weise ihre Bomben ab, übrigens auch direkt nach vorn und der nette Afrikaner schmettert seine Speere in höherem Bogen auf die Gegner. In diesem Fall aber in jede Richtung. Eine Ebene ist beendet, wenn entweder alle Gegner besiegt oder die eigenen Charaktere durch das Ziel gelaufen sind. Das bedeutet, sollte ein Gegner so ungünstig stehen, dass keiner der eigenen Charaktere heran kommt, so muss einer nach dem anderen das Ziel passieren. Um das noch richtig spannend zu machen, tickt die Uhr im linken oberen Bildschirmrand gnadenlos mit! Alle Charaktere, die einfach zu langsam sind, gehen verloren!
In den vielfältigen Level gibt es eine ganze Menge an Feinden, jeder Feind besitzt andere gefährliche Eigenschaften. Während der eine noch wie wild mit seinen Messern fuchtelt und mit zig Pfeilen auf einen schießen, rennt der nächste wiederum auf einen zu, als besäße er die schnellen Schuhe des kleinen Muck. Wie dem auch sei, wer von einen feindlichem Objekt berührt wird, verwandelt sich unabdingbar zu Stein. Und dann ist guter Rat teuer! Es gibt nur eine Möglichkeit das arme Wesen zu retten. Ihr sucht euch einen neuen Charakter im Menü aus, schnappt sich den "Steini" und nehmt die Beine in die Hand direkt zum rettendem Ziel. Aber Vorsicht, wer auf dem Weg ins Ziel getroffen wird, wird ebenfalls versteinert. Und mit dieser Versteinerung verschwindet die Spielfigur, die zuvor vom Feind getroffen wurde. Würde also unser "Schießer" versteinert sein und erwischt es danach die "Bomben-Dame" während seiner Rettung, zerfällt unser "Schießer" zu Staub und nur noch die Dame bleibt als Steinfigur zurück. Wer nicht sicher durch das Ziel gebracht wird, gilt als verloren. Weitere Geiseln stehen hin und wieder zu Beginn einer Ebene an mehr oder weniger gut erreichbaren Stellen herum. Befreit ihr diese, bekommt ihr neue Kollegen, die das Team weiter mit ihren besonderen Eigenschaften verstärken. Und glaubt mir, ihr braucht sie! Sollte ein eingesetzter Kämpfer dem System zum Opfer fallen, verschwinden dieser aber nicht vollkommen. Im späteren Verlauf können auch zuvor verlorene Kämpfer erneut eingesackt werden.

Vielleicht mag das Spielprinzip um das Verlieren und Sammeln von Charakteren anfangs ein wenig verwirrend klingen, jedoch wurde dies in der Praxis sehr einfach gehalten. Schon sehr bald gesellen sich starke Figuren zum Team. Mit eigens kreierten Namen möchte ich nur mal ein paar dieser nennen. Einer der ersten Charaktere überhaupt ist ein Ninja, welcher nicht nur Feuerkugel werfen, sondern sich auch durch vier um ihn schwebende Feuerkugeln schützen kann. Auch folgen bald Bogenschützen oder scharfe Bumerang-Damen. Wasserstrudel-werfende oder Tornado-beherrschende Charaktere stehen ebenfalls im Laufe des Spieles zur Verfügung. Wogegen manche ein sehr schnelles Tempo einlegen können, bewegen sich einige andere Charaktere nur sehr langsam über den Bildschirm. Diese nutzen allerdings als Gegenleistung oft ziemlich schwere Geschütze, wie eine Bazooka oder einen Raketenwerfer. Spätestens jetzt sollte klar werden, dass "Gain Ground" auch ein sehr strategisches Spiel ist. Es nutzt nichts, wenn ihr einen "Raketen-Mann" auswählt und gegnerische Sprinter ihn einfach überrennen, bevor ihr euch auch nur umgedreht habt. Dafür sind diese aber sehr gut für Fernangriffe zu gebrauchen oder um Kontrahenten von Geschütztürmen zu pusten.
Neben kleineren Zwischengegnern, gibt es zum Abschluss einer kompletten Stage auch den ultimativen Endgegner. Das gefährliche an diesen letzten Levels sind die Ausgänge: Es gibt nämlich keine! Wer hier fällt, ist gnadenlos verloren und kann nicht gerettet werden. Kaum besiegt, beginnt auch schon das nächste große Level. Egal ob über Brücken, schmale Gänge, um Gräber oder durch kleine Festungen, die Gegner werden stets bedrohlicher und angriffslustiger und greifen immer wieder nach neuen Gemeinheiten aus deren Taschen, um euch das Leben schwer zu machen. Einfache Fußsoldaten sind da nur das geringste Übel, denn neben Würmern, Käfern, Drachen und Rittern, gibt es noch Einiges mehr zu entdecken und zu bekämpfen.
Besonders gelungen dabei die musikalische Untermalung. Diese wirkt in späteren Levels bedrohlicher, kann sich aber auch zu einem richtigem Ohrwurm (im positivem Sinn) entwickeln. Auch lange nach dem Spielen summt ihr noch gern den originalen Soundtrack. Kenner des Spieles können dies sicher bezeugen und summen vielleicht sogar noch Jahre später die originale Titelmusik der ersten Stage von Gain Ground. Doch nicht nur der Soundtrack ist hervorragend. Auch die Klänge der Waffen, das Abfeuern der Schüsse, das Pfeifen der Bomben, das Fliegen eines Bumerang oder die lodernden Flammen eines Flammenwerfers wurden vertont. Alles in allem eine wirklich sehr gute Umsetzung !


Mit Sicherheit gibt es Spieler unter uns, die Games aus der Vogelperspektive überhaupt nicht mögen. Wahrscheinlich denkt man in dem Moment immer an irgendwelche Strategiespiele, an nervende Menüs oder sonstwelches Übel. Aber Gain Ground ist da ganz anders. Denn hier steht besonders die scheinbar nicht enden wollende Action im Vordergrund. Die unzähligen Charaktere weisen ihre eigenen und unverwechselbaren Eigenschaften. Einfach jede dieser Figuren ist irgendwie zu gebrauchen, jeder auf seine Art und Weise in ganz speziellen Levels. Der Sound von Gain Ground ist ebenfalls ein richtig spitzenmäßiger Ohrwurm, den zumindest kein Kenner und Liebhaber des Spiels so schnell vergessen wird. Ich sag nur grandios! Wer nicht allein spielen möchte, sucht sich einfach einen Partner. Hier macht Gain Ground gleich noch eine Stufe mehr Spaß. Insgesamt ein Muss für jede Mega Drive Sammlung. Wer solchen Spielen aber dennoch etwas skeptisch entgegen tritt, sollte aber zumindest einmal Probe gespielt haben. Es lohnt sich!

Ronny Wecke
Gain Ground
Round 1 | 13 Minuten Gameplay