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Der Klimawandel führte zu massiven Überschwemmungen der Kontinente und etwa dreiviertel der größten Städte der Erde. Die Katastrophe kostete vielen Menschen das Leben. Um Städte neu aufzubauen, wurden jedoch Hilfen benötigt: Roboter waren hierfür die beste Lösung. Sie errichteten Städte im neuen Lebensumfeld nach der Hochwasserkatastrophe. Über den halb zerstörten Gebäuden wuchsen neue Bereiche. Neuer Lebensraum entstand. Der untere Bereich wurde seinem Verfall selbst überlassen. Die Weltmächte zerfielen an dieser Katastrophe. Die USA blieb als einzige Macht erhalten. Die Genfer Verträge regelten die neue Staatslage mit all den anderen Ländern der Erde. Die Produktion der Roboter geht vor allem vom Berger-Konzern in den USA aus. Die Marktbeherrschung liegt bei rund 95 Prozent. Doch es gibt ein weiteres Unternehmen, das imstande ist, Roboter zu fertigen: der Amada-Konzern in Japan. Als sich vor den Toren des Berger-Konzerns ein vermeintlicher Mensch einfindet und nach Antworten sucht,  kommen in der Regierung jedoch viele Fragen auf. Denn dieser bewaffnete Mensch ist in Wahrheit ein Roboter. Er sieht aus wie ein Mensch und glaubte sogar daran, einer zu sein. Beim Berger-Konzern reißt er sich seine menschliche Hülle vom Gesicht. Die Staatsoberhäupter der USA diskutieren darüber. Denn Berger selbst hat diese Roboter nicht geschaffen, zumal solche Konstruktionen durch den Artikel 21 der Genfer Verträge verboten sind. Bergers Ansicht nach ist Amada der Einzige, der über das Wissen verfügt, solche Wesen mit einer derartigen KI zu erschaffen. Unterdessen dürfte dieser allerdings 80 Jahre alt sein. Was verfolgt er jedoch mit dieser Unterwanderung der Menschheit? Solche als Hollow Children oder auch Seelenlose eingeschleuster Roboter könnten schließlich die Menschheit unterwandern. Welche Ziele also verfolgt Amada? Dies gilt es herauszufinden. Dazu schlüpft ihr in die Rolle von Dan Marshall und begebt euch mit eurem Partner und langjährigem Freund Bo nach Japan zu einem verdeckten Sondereinsatz. Hier sollt ihr euch zunächst vorarbeiten und auf englische Verbündete treffen, über die ihr weitere Instruktionen erhaltet. Denn eines ist sicher: Amada soll nach Genf gebracht werden, lebendig!

Die verdeckte Aktion beginnt direkt unter Wasser. Nach einem Tauchgang geht ihr in einer abgelegenen Gegend an Land, eine Fabrik befindet sich direkt vor euch. Bo erklärt euch die grundlegende Steuerung und ihr könnt loslegen. In euren ersten Schritten könnt ihr die Gegend ein wenig erkunden, die Spielgrafik näher anschauen und dem verregneten Pfad entlang laufen. Durch Schrottteile und Geröll hindurch, geht es abermals auf Tauchstation. Drohnen dürfen euch hier nicht entdecken. Ihr müsst euch euch daher nicht nur aufgrund eines Zeitlimits etwas beeilen, sondern auch ungesehen bleiben, ehe ihr euch an einem Frachter anheftet und zur nächsten Station fahrt. Hier gibt es dann schon mehr zu tun, denn entdeckt wurdet ihr bereits von einigen Robotern, die euch einkreisen und in die Knie zwingen wollen. Hier zeigt sich bereits ein wenig der Charme, den das Spiel ausmacht und auch vielen anderen Shootern um nichts nachsteht: eine kleine Zwischensequenz mit noch einigen letzten Worten der beiden Protagonisten und einige actiongeladene Szenen, in denen das Metall der Angreifer nur so durch die Gegen fliegt. Kurz darauf nehmt ihr die Steuerung wieder selbst in die Hand und dürft euch zum ersten Mal im Kampf beweisen. Die Art des Kampfes ist recht ähnlich der eines "Gears of War" durch Epic Games: Ihr könnt euch hinter Gegenständen, Wänden und Mauern verschanzen und von einer dieser Barrieren zur nächsten hechten, rollen oder springen, um immer die Übersicht zu euren Kontrahenten zu behalten. So arbeitet ihr euch auch weiter nach vorn: indem ihr die Aktionstaste drückt, während ihr den linken Analogstick nach vorn bewegt und ihr so über das Hindernis springt und euch euren Weg nach vorn bahnt. Damit euch eure Weggefährten auch dabei bestmöglich unterstützen können, obliegt es eurer Taktik, sie je nach Situation richtig zu führen. 

Dazu gibt es Befehle, die ihr eingebt, damit sich Bo und später auch weitere Mitglieder entsprechend eurer Anweisungen verhalten. Die wichtigsten Befehle im Kampf, die ihr mittels Gamepad ausführen könnt, sind „Feuern“, „Deckung geben“, „Angriff“ und „Rückzug“. Sind Gruppenmitglieder getrennt, kommt beispielsweise noch ein „neu formieren“ hinzu, um alle Mitglieder wieder zu vereinen. Je nach Situation können sich diese verändern. Haltet ihr L2 gedrückt, erhaltet ihr somit Zugriff auf diese Anweisungen, die dann mit den Aktionstasten eingegeben werden können. Verfügt ihr über ein Headset, könnt ihr direkte Anweisungen auch darüber geben. Eine genaue Liste der möglichen Befehle könnt ihr innerhalb der Sprachsteuerungsoptionen abrufen. Dies sind beispielsweise die Namen der Kameraden oder einfache Ausrufe sowie Kommandos. Ohne Headset bleibt Binary Domain natürlich trotzdem spielbar. Wofür diese Befehle nützlich sind? Ihr könnt euch Feuerschutz geben lassen, um nach vorn durchzubrechen. Aber ihr könnt euer Team auch einfach feuern lassen, um Gegner von euch abzulenken. Nun könnt ihr sie gezielt auszuschalten oder ihre Schwachpunkte unter Beschuss nehmen. Manchmal bieten eure Kollegen auch direkt Hilfen an. „Dan, ich lenk ihn ab und du machst ihn fertig – okay?“ Antwortet hier drauf mit ja oder nein, um die nächste Strategie gegen einen oder mehrere Gegner zu planen. 

Während ihr solche Aktionen nebenbei eingeben und planen könnt, um so bessere Unterstützung im Kampf zu erhalten, verläuft die Action ganz nach Shooter-Manier aus der 3rd Person Perspektive. Mit dem Steuerkreuz könnt ihr zwischen euren Waffen wechseln. Ihr verfügt mit Dan über ein Sturmgewehr, sowie über eine Pistole mit unendlich Schuss. Desweiteren könnt ihr im Spielverlauf verschiedene Granaten finden oder kaufen, sowie eine zweite größere Waffe bei euch tragen. Zu eurem Waffeninventar könnt ihr somit auch feindliche Waffen hinzufügen, die eure Gegner normalerweise gegen euch einsetzen. Die Waffenauswahl ist breit aufgestellt und geht vom Maschinengewehr oder einer halb-automatischen Waffe über Panzerfaust, Schrotgewehr oder Sniper. Speziellere Waffen, wie man sie vielleicht aus dem Jahre 2080 erwarten könnte, gibt es darüber hinaus allerdings nicht. Eure Kameraden haben zudem ihre ganz eigenen Waffen und nutzen auch nur diese. Einige verfügen über zwei verschiedene Waffen, andere über lediglich eine. Entsprechend solltet ihr eure Team-Leute für jede neue Mission gut auswählen. Zunächst jedoch müsst ihr zum Treffpunkt finden, wo ihr die englischen Kameraden Charlie und Rachael trefft. Bis hierhin habt ihr allerdings noch einige Hindernisse zu überwinden, da euch nicht nur stets neue Roboter attackieren, sondern auch ein großer Obermotz. Der lässt sich nicht so leicht abwimmeln und ihr müsst einige Tricks innerhalb eines Lagerhauses anwenden. Erst durch eure zusätzliche Unterstützung erfahrt ihr, wohin es nun gehen soll. Ihr sollt zunächst einen Yakuza namens Mifune aufsuchen, der euch weitere Instruktionen gegen Bares liefern soll. Ihr trefft in dieser Manier auf verschiedene Personen und erforscht immer neue Orte. Dies zu Fuß oder mittels unterschiedlicher Transportmittel. Dies bringt jede Menge Abwechslung mit sich, da ihr einen neuen Punkt im Spiel so langsamer zu Fuß beschreitet oder eben beispielsweise zu Wasser mittels flinker Jets. Doch egal welchen Wegen ihr wie folgt, es passieren stets unerwartete Dinge. Entweder werden innerhalb der Story irgendwelche Wege versperrt, ein neuer Feind stellt sich euch plötzlich in den Weg oder eine Zwischensequenz bringt neue Erkenntnisse über sämtliche Vorkommnisse. Doch ohne an dieser Stelle zu tief in die Story des Spiels einzugreifen, so bietet diese viel Abwechslung und Non-Stop-Action von Anfang bis Ende. 

Diese Action wird jedoch nicht allein durch das sehr gut umgesetzte Spielgefühl herbeigeführt. Es sind auch die zahlreichen Ideen an Gegner, speziell Obermotze. Man kann durchaus behaupten, dass sich die Entwickler einige Ideen bei Platinum Games abgeschaut haben. Diese waren für Vanquish verantwortlich. Auch hier traf man im gesamten Spiel auf Roboter. Während die normalen Armeen im Spiel aber oft genau gleich waren, wurden auch die riesigen Gegner mehrfach im Spiel eingesetzt. Innerhalb von Vanquish gab es hinsichtlich der Kontrahenten also nur wenig Abwechslung. In Binary Domain dagegen dachte man sich die unterschiedlichsten Formen und Arten aus, um dem Spiel das gewisse Etwas zu bieten. Und genau das ist den Entwicklern bei SEGA gelungen. Es kommt nichts mehrfach vor. Die großen Gegner wiederholen sich nicht und ihr benötigt stets neue Strategien, um gegen diese zu bestehen. Zudem kämpft ihr nicht immer nur zu Fuß gegen diese, sondern auch in vollkommen anderen Situationen. So werden selbst Verfolgungsjagden in einem Transporter zum Endkampf, als euch ein riesiger Gegner auf Rädern mit ungeheurem Tempo verfolgt und seine Kanonen auf euch richtet. An anderer Stelle hackt ihr beispielsweise ein gegnerisches Großgeschütz, um nicht nur gegen eine ganze Armee unterschiedlicher Soldaten zu bestehen, sondern auch ein riesiges Eingangstor in den nächsten Bereich frei zu sprengen. Und bevor man es sich versieht, kommen wieder neue Blechgegner auf einen zu, genannt Shinobi. Neue Gegner gibt es innerhalb der sechs Chapter immer wieder neue. Welche von diesen rennen, springen, kriechen oder fliegen, findet ihr selbst heraus. 

Die Entwickler bauten so einige Reaktionstests und Miniaufgaben ein, ohne deren korrekte Handhabung das Spiel nicht weitergehen kann. Zum einen sind dies etwas andere Quick Time Events, in denen nicht einfach nur eine gezeigte Aktionstaste gedrückt werden muss. Ein kleiner werdender Zeitbalken zeigt euch die letzten verbleibenden Sekunden an, die euch für eine erfolgreiche Aktion noch zur Verfügung stehen, während die Aktionstaste quasi innerhalb eines Kästchens hin und her wippt und innerhalb des Zeitbalkens gedrückt werden muss. Da dieser kleiner wird, ist eine erfolgreiche Aktion umso schwerer, je länger ihr wartet. Auch für Balance müsst ihr ab und an sorgen, indem der Joystick für diverse Quick Time Events mit einbezogen wurde. Schafft ihr diese Aufgaben nicht, geht irgendetwas zu Bruch, Dan stürzt in die Tiefe, schafft diverse Sprünge nicht und so weiter. Reaktionstests gehen dagegen in eine etwas andere Richtung. Hier geht es darum, eine gewisse Aufgabe zu erledigen: zum Beispiel Teamkameraden in heiklen Situationen beschützen. Auch diese Tests bringen Abwechslung in die normale Shooter-Angelegenheit. Denn insgesamt begleiten einen alle Team-Kameraden durch das gesamte Spiel. Jeden dieser Charaktere könnt ihr aufwerten. Zum einen durch Nano-Teile, die ihr im Shop kaufen könnt. Und zum anderen durch verdiente Gelder. Ein Shop ist übrigens lediglich ein kleiner Automat, der sich aufklappt und verschiedene Teile beinhaltet. Dies sind Waffen, Granaten oder eben Anzugteile für euch und eure Kameraden. Auch eure Heilkits könnt ihr hier wieder auffüllen für jeden im Team. Gerade diese sind wichtig - nämlich für tatsächlich alle Mitglieder im Team. Werdet ihr von Projektilen, Granaten oder Schlägen getroffen, sinkt eure Energie und der Bildschirm wird zunehmend rot. Könnt ihr den feindlichen Angriffen nicht mehr standhalten, fallt ihr zu Boden und könnt nur noch kriechen bzw. euch in Sicherheit ziehen. An dieser Stelle werdet ihr bereits von einem Mitglied gefragt, ob ihr Hilfe benötigt. Dadurch kommt der Spracheinsatz wieder direkt zum Einsatz. Natürlich könnt ihr selbst eines eurer Kits einsetzen. Doch verfügt ihr über keines mehr, eilen eure Kameraden zu Hilfe und unterstützen euch mit einem ihrer Kits. Und dieses Prinzip ist natürlich auch umkehrbar. Hat es einen Partner zu hart erwischt und ihr seht diesen über den Boden kriechen, könnt ihr ihn (oder sie) ebenfalls beschützen und mit einem eurer Heilkits zu neuen Kräften verhelfen. Drückt ihr die Select-Taste, erscheint zudem die Herzschlagrate auf dem Bildschirm, mit der ihr auch sofort ausmachen könnt, wo sich eure Partner gerade befinden.

Doch wie erhaltet ihr Gelder für weitere Items in den Shops? Auch dies ist generell recht einfach: Je mehr ihr Feinde zerlegt, desto besser fließen diverse Gelder in eure Taschen. Da die Roboter generell in ihre Einzelteile zerlegbar sind, könnt ihr quasi munter drauf ballern. Dennoch könnt ihr auch strategisch im Kampf vorgehen. Ballert ihr deren Köpfe weg, greifen sie auch die eigenen Reihen an, was euch im Gefecht nicht nur eine Verschnaufpause verschafft, sondern möglicherweise auch einen gewissen Vorteil. Doch Vorsicht, wenn ihr deren Beine zerstört. Solange eure Feinde nicht komplett zerstört sind, kriechen diese noch auf euch zu, feuern ihre Kanonen auf euch ab oder klammern sich an eure Beine und lösen in ihrer Umklammerung bestenfalls noch eine Granate aus. Zutreten und komplett zerlegen bzw. zerschießen ist dann der einzige Ausweg. Und natürlich kann auch dies mit euren Kollegen passieren, sodass ihr sie hier unterstützen könnt bzw. solltet. Nur korrekt zielen solltet ihr, um nicht eure Kollegen zu treffen. Dies werden sie euch nämlich nicht gutheißen, was sich letztendlich auch auf deren Bewertung auswirkt. An vielen Punkten des Spiels sagen sie euch aufgrund diverser Kampfsituationen nämlich ihre Meinung. War dies schon alles, was ihr drauf habt? Oder könnt ihr diese Stärke beibehalten? Dieses Vertrauen in euch prägt jeden Charakter. Dieser „Trust Level“ wiederum kommt euch im Kampf zugute oder eben nicht. Seid daher ein guter Führer und entscheiden bzw. handelt entsprechend nach den euch gegebenen Situationen, damit nicht jeder unkoordiniert für sich kämpft. 

Wichtig ist hierbei, dass deutsche Spieler tatsächlich eine deutsche Sprachausgabe zu hören bekommen und somit Team Kollegen nicht nur deutsch sprechen. Ihr könnt deutsche Befehle via Headset erteilen. Zwar kommt die deutsche Syncho keineswegs an eine Qualität heran, wie man sie aus Genre-Vertretern kennt, doch immerhin vereinfacht dies einigen Spielern das Verständnis ungemein. Einige viele der gesprochenen Sätze klingen durchaus langweilig, abgelesen und uninspiriert. Vor allem in den Zwischensequenzen kommt im Vergleich zur englischen Sprachausgabe nicht dieser Enthusiasmus herüber. Im Kampf schaut dies meist anders aus. Schnelle Worte, Zurufe und klare Ansagen bringen Spaß in die Non-Stop-Action des Spiels. Mit der englischen Synchro kann die deutsche Sprachausgabe zwar dennoch in keinster Weise mithalten. Jedoch ist im Fall Binary Domain eine etwas schlechtere Synchro immer noch besser, als gar keine. Dadurch, dass das Spiel bis hin zu Sprachbefehlen via Headset gesteuert werden kann oder Steuerkreuz und gleichzeitig ein Zuhören im Kampf gewährleistet sein muss, könnte eine reine englische Sprachausgabe einige Spieler nämlich durchaus überfordern. Hervorzuheben ist anbei, dass Publisher SEGA bislang kaum Spiele in Deutschland komplett synchronisierte und nach Sonic Generations nun auch Binary Domain ein weiterer erster komplett deutscher Titel ist. Viel zu lange ruhte man sich im Konsolenbereich aus – ein Feld, das andere Publisher schon längst betreten haben und auch gute Arbeit abliefern. Die Synchronisation von Binary Domain ist ein regelrecht überraschender Anfang in mittlerem Niveau.

Ähnlich schaut es mit der Grafik des Spiels aus. Auch hier weiß man als beobachtender SEGA Spieler, dass insbesondere extern beauftragte Studios oft für Grafikpracht auf den heimischen Bildschirmen sorgen. Bayonetta, Aliens vs. Predator, Vanquish oder das derzeit noch in der Entwicklung befindliche "Aliens: Colonial Marines" zeigen Grafikpower in hoher Qualität. Interne Studios werden dieser Qualität meist nicht gerecht. So schaut es auch bei Binary Domain aus, dem Spiel der Yakuza-Macher. Grafisch siedelt sich das Spiel im mittleren bis guten Bereich an. Die Grafik ist durchaus mehr als nur zweckmäßig. Die Wellen der See peitschen, der Regen prasselt nieder und verwandelt Wege in kleine Flüsse. Metall fliegt beim Zerschießen der Roboter in alle Richtungen und auch Explosionen erschüttern so manches Mal den Boden. Auch Scheiben zerspringen und es bilden sich Rauchwolken bei explodierenden Robotern oder Granaten. Insgesamt fehlt jedoch oft der Glanz während des Gameplays. So erscheint der Regenfluss beim genauen Hinsehen eher als sich immer gleich bewegende Tapete und auch die Wasserwellen bewegen sich nicht wirklich frei. Auch kann es in Strömen regnen und dennoch perlt kein einziger Wassertropfen von der Stirn oder den Anzügen der Protagonisten. Es sind Kleinigkeiten, die eine Grafikpracht  ausmachen und hier einfach nicht vorhanden sind; auch nicht in Zwischensequenzen. Einfache Texturen gehören in Binary Domain also zum Standard. Insgesamt ist die Grafik dennoch ordentlicher als nur zweckmäßig zu sein und gibt die Action im Kampf sehr gut wieder. Das Zusammenspiel von Gameplay und Grafik ist also gut!

Um noch mehr Spielspaß zu integrieren, verpassten die Entwickler dem Spiel zudem einen Online Modus, in dem ihr mit oder gegen weitere Spieler aus aller Welt antreten könnt. Der Online Modus splittet sich dabei zunächst in zwei Teilbereiche auf. Zum einen den Versus-Modus und zum anderen den Invasionsmodus. Sieben Modi stecken hinter dem Versus-Modus. Dies sind die aus anderen Shootern bekannten Gameplay-Arten, wie Deathmatch, Jeder gegen Jeden oder Punktekontrolle. Aber auch eine Daten-Jagd, Team-Überleben, Einsatz und Zerstörung sind mit dabei. Die verschiedenen Spiele können privat oder öffentlich erstellt werden. Jeder Spieler kann zwischen verschiedenen Charakteren wählen: Soldat, Späher, Scharfschütze, schwere Artillerie und Schläger. Die Charaktere aus dem Offline Modus stehen allerdings in der Form nicht zur Verfügung, sondern lediglich die Charakterklassen selbst. Während eurer Online-Spiele erhaltet ihr Punkte für erlegte Gegner oder Siege, die eurem Konto gutgeschrieben werden. Dadurch steigt ihr im Level: also quasi im Online-Rang. Die Charaktere verfügen selbstverständlich über ihre eigenen Waffen, weitere sind innerhalb der Umgebung zu finden. Doch ob ihr nun gegnerische Bombenvorräte zerstören müsst oder letzter Überlebender eines Teams seid, es stehen insgesamt nur wenige Ebenen zur Auswahl. Dies zeigt auch der Invasionsmodus, in dem Roboter versuchen, ein Gebiet einzunehmen. Euer Team muss dies verhindern, sodass es mehrere Missionen zu meistern gibt. Aber auch hier stehen lediglich drei Eben zur Verfügung: der Shibuya-Bahnhof, das Agrar-Zentrum im Außenbereich Oberstadt, sowie eine unterirdische Lagerhalle. Alle gefundenen Spiele tragen teils spezielle Namen. Diese sind je nach Hoster in unterschiedlicher Sprache. So erkennt ihr nicht nur die darin aktuell befindliche Anzahl an Spielern, sondern  auch das Level des Spiel-Eröffners und aufgrund der Sprache, bspw. „öffentliches Spiel“, „Public Game“ oder eigene Namen bis hin zu japanischen Schriftzeichnen, welche Sprache im Spiel bevorzugt wird. Denn auch hier könnt ihr euch unterhalten und so Strategien austüfteln. Ein Headset sollte hier durchaus Anwendung finden. Denn verfügt ihr über keines, wird es relativ schwierig, die Worte über die Lautsprecher der Anlage zu verstehen, egal ob Fremd- oder Muttersprache. Denn auch der Hintergrundsound ist gleichermaßen stark zu hören und übertönt sich damit gegenseitig. Innerhalb der letzten Minute eines Online Matches nimmt dieser übrigens richtig an Tempo zu. Dies steigert erneut die Action und bringt das Adrenalin in Fahrt. Denn der letzte Punkt könnte über Sieg oder Niederlage entscheiden. Kommentiert werden einzelne Spielabläufe dabei durch einen Kommentator. Auch im Online Modus in deutscher Sprache! 

In der Testphase waren die Server allerdings nur gering gut besucht. Der Invasionsmodus wurde nur recht wage gespielt, sollte aber durchaus im Team in Angriff genommen werden, da man allein recht schnell überrannt werden könnte. Das zeigt aber gleichermaßen, wie wichtig hier Teamspiel ist. Gefragt waren vor allem die Team Deathmatches samt dem Team Überleben. Hier fanden sich die meisten Spieler in mehreren Sprachen, auch mit deutschen Spielern. Lediglich die Pings im Spiel trübten teilweise den Spielspaß, wenn Gegner hin und her sprangen und so auch im Schusswechsel klar im Vorteil waren. Fraglich ist, wie lang der Spielspaß anhält, wenn nur wenige Areale zur Verfügung stehen. Zwar sind die Einstellungsmöglichkeiten wie Eigenbeschuss und Wiederbeleben durchaus positiv, allerdings könnte mit Binary Domain weitaus mehr vollbracht werden. Eine Online-Kampagne mit mehreren Spielern fehlt zum Beispiel völlig. Genau das ist ein Punkt, in dem sich SEGA in Zukunft ebenfalls noch stark beweisen muss: das Anbieten von neuen Inhalten zu moderaten Preisen, gute Updates, mehr Spielspaß, neue Missionen und Kampagnen. Schließlich soll man mit Binary Domain auch weiterhin Spielspaß vermittelt bekommen.

Positiv überrascht in einigen Ebenen auch der Soundtrack im Allgemeinen. Nicht nur im Online Modus hebt sich dieser wie zum Beispiel in der letzten Minute hervor. Sondern auch in den Arealen und Kämpfen steht dieser einem stets regelrecht zur Seite. Denn er erzeugt mehr Action durch entsprechende Beats, wenn auch tatsächlich Action im Spiel auftritt und hört auch nicht vorher auf. Die Soundtracks an sich bleiben nicht wirklich im Kopf, doch stellenweise hört man durchaus genauer hin, sodass ich dem Soundtrack durchaus positiv gegenüber stand, was mich an andere gute Genre-Vertreter erinnerte. Es passt einfach alles zusammen!

Anfänglich war ich ein wenig skeptisch, ob ein internes SEGA Entwicklerteam dazu imstande wäre, einen richtig klasse Shooter auf die Beine zu stellen. Denn damit glänzte der Publisher in der Vergangenheit eher kaum. Shooter wurden in der Regel durch externe Studios entwickelt. Auch das beim Sonic Team damals in der Entwicklung befindliche „Fifth Phantom Saga“ erblickte am Ende nie das Licht der Welt. Mit Binary Domain kommt nun aber ein Shooter auch in den Westen, der sich unter den großen Titeln rund um "Gears of War", "Borderlands", "Halo", "Call of Duty" etc. messen muss!? Auf der Gamescom 2011 wurde Binary Domain bereits vorgestellt und konnte mich zu der Zeit noch nicht so ganz überzeugen. Es wirkte zunächst wie ein "Gears of War" der mittleren Klasse. Von SEGAs anderem Shooter Vanquish, programmiert von den Bayonetta-Machern, war ich am Ende jedoch persönlich etwas enttäuscht. Zu viele Wiederholungen Level für Level. Trotz spitzenmäßiger Technik litt die Steuerung aber ein wenig und Hektik brach aus. Ein sehr guter Titel für die einen und Spitzenbewertung allgemein. Aber für die anderen vielleicht nicht unbedingt das, was mancher erwartete. Und wie ist das mit Binary Domain? Eigentlich das genaue Gegenteil: Grafisch kann das Spiel erwartungsgemäß nicht in der oberen Klasse mitspielen. Doch so kennt man es ja leider unterdessen von Titeln der internen SEGA Studios aus Japan. Doch was grafisch mittelprächtig ist, wird im Rest des Spiels mit Non-Stop-Action ohne Wiederholungen, sehr gutem Gameplay und richtig guter Spielbarkeit so ziemlich ausgemerzt! Ja, man hat bei dem großen Titel von Epic Games abgekupfert. Man erkennt nach wie vor viele Strukturen eines "Gears of War "im Spielgefühl von Binary Domain. Sei es der Waffenwechsel, der Einsatz von Granaten, das Anpirschen, in Deckung gehen und von Schutzwall zu Schutzwall hechten, springen und rennen. Doch auch in Binary Domain ist das sehr Spielspaß fördernd! Hinzu kommt jedoch der Spracheinsatz via Headset oder - falls nicht vorhanden - lediglich mit dem Steuerkreuz. Ihr gebt euren Kollegen Befehle, ihr müsst koordinieren und reagieren. Es geht um Vertrauen bei den eigenen Kameraden, um Strategien einsetzen zu können: Wie attackiert ihr? Wie lenkt ihr Gegner ab? Wie baut ihr eure Verteidigung neu auf? Das ist das Konsequenzen-System, das mit Sprachsteuerung auch in Deutsch daherkommt. Zugegeben, die deutsche Synchro ist ebenfalls nicht das Beste, was man aus Games so kennt, doch im Kampf gut annehmbar. (Hoffen wir, dass SEGA auch in zukünftigen Spielen endlich auf deutsche Komplettsynchronisierung setzt.) Die Sprachsteuerung ist okay. Sie macht Spaß. Auch wenn sie nicht komplett neu erfunden ist und schon UbiSoft mit "Rainbow Six" in diesen Bereich einstieg. Auch im Online Modus sollten die Entwickler noch etwas mehr Input geben. Zu wenige Ebenen waren anwählbar und die Server eher noch spärlich besucht. Eine Online Kampagne oder Downloads für weitere Level unabhängig der Story würde ich mir sehr wünschen. Death Matches und Co. kommen in jedem Fall bei den Spielern an, wodurch der eigene Online-Rang stetig verbessert wird und mit anderen Kollegen die Invasionsmodi gemeistert werden können.

Ob man ein Fan der Story des Offline-Modus ist, muss jeder selbst für sich entscheiden. Für meinen Geschmack ist sie in jedem Fall gut und lässt am Schluss noch immer ein paar Fragen offen. Da der Spielverlauf nie langweilig wird, immer neue Dinge passieren oder einem in die Quere kommen sowie mächtige und riesige Obermotze euren Weg kreuzen, kommt so schnell auch keine Langeweile auf. Quick Time Events, Reaktionstests und das gewisse Etwas an Ideen (Shinobi-Roboter, Rutschpartien, Speed-Fahrten zu Wasser und zu Land etc.) bringen stets neuen Schwung ins sonst wohl eher gewöhnliche Shooter-Abenteuer. Dies empfand ich als so spannend und abwechslungsreich. So legte ich das Pad nur aus der Hand, als der Akku leer gespielt war und ich mir schnell ein neues Pad schnappen musste. Denn ich konnte einfach nicht loslassen und daddelte Binary Domain doch tatsächlich eine ganze Nacht durch, nachdem mich zuvor schon „The Darkness II“ aus dem Hause 2K Games ziemlich vor der Konsole fesselte. Das sollte euch zeigen, wie viel Spaß ich an Binary Domain hatte. Ich kann Binary Domain nur weiterempfehlen. Shooter Freunde dürften viel Spaß damit haben! Denn auch nach einem Komplettdurchspielen bleiben sicher noch einige Dinge zu erkunden, wie bspw. alle Daten-Discs (Security Files) finden. Sofern ein zweiter Teil in Angriff genommen wird, gilt es wohl nur hier und da aufzubessern und dem Spieler mehr Features zur Verfügung zu stellen. Denn hier spart man leider auch ziemlich, sodass ich nicht einmal die eigentlich erspielten Zwischensequenzen neu anwählen kann. Doch fest steht: SEGA ist imstande, auch Shooter eigenständig zu programmieren. Und das gar nicht mal so schlecht. Wer immer noch zweifelt, dass Binary Domain ein Überraschungs-Hit ist, sollte zudem an die hochgelobte Yakuza-Reihe denken. Denn der Macher dieser erfolgreichen Serie ist auch Produzent von Binary Domain! In dem Sinne: Kaufen! 


Hat Respekt vor den Erfindungen des Amada-Konzerns:
Ronny Wecke

Binary Domain
Bigger than you think...

Binary Domain
Consequence System & Gameplay