PS2 -- Yakuza

Kennt ihr den Paten? Oder Scarface? Vergesst sie, denn hier kommt Yakuza - ein Actionkrimi der besonderen Art. Tretet ein in eine Welt voller Korruption und Intrigen, in der nur Ehre, Respekt und Loyalität etwas zählen. Ihr seid Kiryu Kazuma, der Drache des Dojima Clan. Ihr seid auf dem Weg, einen eigenen Clan zu gründen. Durch ein Komplott müsst ihr jedoch für einen Mord ins Gefängnis, den ihr nicht begangen habt - nämlich an eurem Oyabun Dojima. Der eigentliche Täter ist euer bester Freund. Nach zehn Jahren kommt Kiryu Kazuma aus dem Gefängnis frei und stellt fest, dass nichts mehr so ist wie es einmal war. Die Welt hat sich verändert. Nicht nur, dass er aus der Yakuza ausgeschlossen wurde und nun geächtet ist. Außerdem ist sein Mädchen Yumi verschwunden. Es stellt sich heraus, dass Kazumas einst bester Freund, für den er im Knast war, ihn verraten hatte. Jetzt ist er sein schlimmster Feind. Und noch ein weiteres Rätsel beschäftigt euch: Wohin sind die zehn Milliarden Yen verschwunden? Was hat es zudem mit dem kleinen Mädchen Haruka auf sich, dass euch „zufällig“ begegnet und angeblich die Tochter von Yumis Schwester ist? Und diese weiß offenbar nichts davon, ist zudem ebenfalls verschwunden. Außerdem kommt Haruka aus dem gleichen Waisenhaus, in dem auch Kiryu Kazuma einst gewesen ist.

Wem könnt ihr noch trauen, wenn ihr kaum noch Freunde habt? Wem, wenn die Yakuza euch gern tot sehen würden und niemand zu euch steht? Die Antwort ist: Niemanden! Traut nur eurem Instinkt, euren Fähigkeiten und natürlich euren Fäusten. Und die braucht ihr wirklich sehr oft. Denn Schläger warten an jeder Ecke, um sich mit euch anzulegen. Aber ihr seid nicht wehrlos. Nicht umsonst wart ihr der sogenannte 'Drache des Dojima Clan'. Schon nach kurzer Zeit ist die Steuerung verinnerlicht und ihr vollführt Combos, mit denen ihr den Möchtegern-Gangstern die „Grütze“ aus dem Hirn prügelt. Vor jedem Kampf wird gefühlt immer in eine Art Arena-Modus umgeschaltet. Dann findet der Kampf statt. Dabei werden vor und nach dem Kampf kurz Daten von der DVD geladen - wie auch vor, nach oder gar während bestimmter Videosequenzen. Es wird wirklich sehr viel geladen, was manchmal durchaus nerven kann: Es lädt, ihr plättet zwei Gegner, es lädt erneut und dann nochmal. Es zehrt doch ziemlich an den Nerven, wenn ihr auf dem Weg zu einer Mission seid, dann in zehn Zufallskämpfe verwickelt werdet und durch das andauernde Laden fast eine Stunde bis ans Ziel braucht.
Mit der Viereck- und der Dreiecktaste schlagt ihr zu oder vollführt Tritte. In Kombination entstehen dadurch Combos, die sich gewaschen haben. Mit der Kreistaste werden Gegner festgehalten, wodurch ihr sie werfen oder im Griff Schläge austeilen könnt. Weiterhin nutzt ihr diese Taste, um Gegenstände wie zum Beispiel Fahrräder, Reklameschilder, Tische, Stühle und Vieles mehr aufzuheben und als Waffe zu benutzen. Deren Haltbarkeit ist begrenzt. In einer Anzeige am Rand seht ihr, wie viel Schläge ihr noch ausführen könnt, bevor der Gegenstand zerbricht. Mit der L1-Taste blockt ihr Schläge und Tritte ab. Nur bei Waffen ist das wirkungslos - eigentlich logisch oder. Mit gedrückter R1-Taste bewegt ihr Kiryu Kazuma seitlich und mit zusätzlicher X-Taste könnt ihr ein Ausweichmanöver vollführen. Die X-Taste wird sonst im Spiel als Aktionstaste gebraucht, mit der ihr Türen öffnet, Leute ansprecht und allerlei Dinge untersucht. Der letzte Schlag im Kampf wird übrigens immer in Slow Motion ausgeführt, wodurch er so richtig in Pose gesetzt wird. Das Spiel und damit die Story ist in Kapitel unterteilt, in denen zahlreiche Missionen auf euch warten. Diese sind abermals unterteilt. In den auf jeden Fall zu lösenden Hauptmissionen kommt ihr im Spiel und der Story weiter voran. Oft werdet ihr dabei in Kämpfe verwickelt, zum Beispiel um einem Verbündetem in einer Bar zu helfen, der von Yakuza belästigt wird. Euch bleibt dann nichts anderes übrig als sie auszuschalten. Es gibt aber auch andere Aufgaben wie dem Anschleichen in einen bestimmten Bereich. So trefft ihr beispielsweise auf einen Freund. Innerhalb der vielen Missionen könnt ihr euch um viele andere Dinge zusätzlich kümmern. Dazu zählt unter anderem die Rettung eines kleinen Hundes vor dem Hungertod. Ihr besorgt für ihn einfach etwas zu Fressen.

Es gibt also auch viele Nebenmissionen, die nicht unbedingt gemacht werden müssen, um im Spiel weiterzukommen. Diese bekommt ihr in der Regel, indem ihr Passanten ansprecht, die dann euch ihre Probleme anvertrauen. Diese Aufgaben sind nützlich, um eure Fähigkeiten auszubauen. Durch die Erfahrungspunkte, die ihr außerdem in Kämpfen erhaltet, könnt ihr eure HP-Leiste vergrößern, neue Kampftechniken oder Fähigkeiten erlernen oder sie weiter verbessern. Dies macht ihr in den Optionen, die mit der Starttaste aktiviert werden: im Menüpunkt "Powerup", wo die Erfahrungspunkte verteilt werden können. Außerdem bekommt ihr als Dank für das Lösen von Aufgaben entweder Geld, nützliche Gegenstände für den Kampf oder gar Schlüssel für Schließfächer. Letztere liegen auch an einigen Orten auf der Straße oder in verschiedenen Shops. Mit den Schlüsseln könnt ihr dann am Platz mit den Schließfächern in der Stadt das Fach öffnen, das der Nummer des Schlüssels entspricht. Es gibt fünfzig Fächer, die geöffnet werden wollen. Darin erwarten euch Waffen, Tränke zur Herstellung eurer HP oder andere Gegenstände, deren Zweck ihr selber herausfinden müsst. Erfahrungspunkte erhaltet ihr auch für das richtige Verhalten in bestimmten Situationen. Zum Beispiel gibt es eine Stelle, wo ihr eine vermeintlich unschuldige Frau vor einem Betrunkenen beschützen müsst. Sie lädt euch danach in eine Bar ein. Ihr hast nun die Wahl, etwas zu trinken oder eben auch nicht. Wenn ihr trinkt, werdet ihr bewusstlos, weil sie etwas ins Getränk gemischt hatte. Schon werdet ihr ausgeraubt. Trinkt ihr aber nichts, kommt die Wahrheit ans Licht: Sie ist die Betrügerin, die euch ausrauben will. Am Ende könnt ihr euch zusätzliche 500 Erfahrungspunkte verdienen, sofern ihr den Trick durchschaut.
Wie auch in den Hauptmissionen werden die meisten Nebenmissionen mit den Fäusten gelöst. Zum Beispiel sollt ihr einer Frau die geklaute Handtasche zurückbringen. Um das zu erledigen, müsst ihr den Taschendieb finden und ihm erst mal eins auf die Glocke geben. Aber es geht auch anders. So müsst ihr zum Beispiel einem Penner helfen, der kurz vor dem Verhungern ist. Weiterhin könnt ihr euch beim Glücksspiel versuchen, wenn ihr den Standort des Casinos gefunden habt und zudem das Passwort kennt. Als kleiner Gack im Spiel, indem er original integriert wurde: Es gibt auch die japanische Spielhalle "Club SEGA". Leider funktioniert dort nur der Greifer mit den Küken. Das ist sehr schade. Es wäre toll gewesen, wenn wenigstens einer der anderen Automaten funktioniert hätte.

Die Straßen sind in Yakuza einer echten Großstadt nachempfunden. So bekommt ihr das Gefühl mitten drin zu sein: gut bevölkerte Einkaufsstraßen oder die fast leeren Gassen, in denen sich zwielichtige Gestalten herumtreiben. Dann gibt es zudem die gut besuchten Vergnügungsviertel mit ihren Bars. In der ganzen Stadt verteilt gibt es Läden zum einkaufen. In Restaurants, Cafes oder Bars bekommt ihr Dinge, um euren Energiepegel zu steigern. Bei zu viel Alkohol werdet ihr allerdings betrunken und braucht erst mal einen Kaffee, um wieder nüchtern zu werden. In anderen Geschäften bekommt ihr Waffen, Schmuck und allerhand anderen nützlichen Kram. Die Straßen sind zwar gut besucht aber leider könnt ihr nicht mit jedem sprechen. Nur mit bestimmten Personen. Das ist zwar etwas schade aber auch nicht so schlimm. (Vielleicht ist es ja auch ganz gut, dass nicht jeder seinen Senf dazu gibt.) Unterhaltungen werden mittels Textfenster geführt - es gibt also keine aktive Sprache einer jeden Person wie im Spiel Shenmue. Nur Schlüsselszenen und besonders wichtige Stellen werden in Videosequenzen abgespielt. Die Charaktere sprechen die englische Sprache. Unterlegt sind diese mit deutschen Untertiteln. Allerdings solltet ihr schnell lesen können, da die Untertitel manchmal viel zu schnell verschwinden. Zu erwähnen ist, dass die Protagonisten ziemlich viel fluchen und schimpfen - die Auswahl Wörtern und Begriffen jedenfalls ist groß. Das ist schon lustig, für Manche aber vielleicht auch etwas übertrieben.
Kurzum: Yakuza ist ein gutes Spiel, das eine spannende Story bietet. Mit vielen Darstellern. Ihr müsst keine Angst haben, dass ihr euch alle Namen merken müsst. In den Optionen könnt ihr innerhalb der "Profile" alle notwendigen Infos über die wichtigen Figuren noch mal nachlesen. Hier erfahrt ihr, für welchen Clan sie arbeiten oder mehr über ihren Werdegang. Über die Optionen könnt ihr außerdem eine Karte der Stadt aufrufen. In der Gegenstandsliste sehr ihr, was ihr in eurem begrenzten Inventar habt. Zum Glück habt ihr innerhalb des Spiels ein Versteck, in dem alle momentan nicht benötigten Gegenstände gelagert werden können. Dort könnt ihr euch auch alle Zwischensequenzen noch einmal anschauen. Übrigens: Ihr könnt das Spiel auch manuell speichern - an jedem Telefon in der Stadt. (Und nein, ihr seid nicht in der Matrix).

Es gibt auch weniger gute Sachen an Yakuza. Die erste ärgerliche Sache ist die Kontrolle über die Kamera. Das wäre nicht sonderlich schlimm, wäre der virtuelle Kameramann wenigstens halbwegs kompetent. Denn die Kamera bringt euch vor allem in den Kämpfen regelmäßig zum verzweifeln. Da kann es schon mal vorkommen, dass ihr aus dem Nichts oder von Hinten einen Tritt oder Schlag bekommt. Verbunden mit der etwas schwammigen Steuerung kann es passieren, dass Schläge ins Leere gehen. Auch kommt es vor, dass ein Gegner nach einem Angriff durch einen am Boden liegenden Gegenstand - ohne ihn zu zerstören - durchfällt. Des Weiteren gibt es Pop Ups an den verschiedensten Stellen: Personen oder Gegenstände tauchen aus dem Nichts auf oder verschwinden wieder. Das Spiel läuft immer nahezu flüssig. Wie bereits erwähnt gibt es zudem die vielen und vor allem zum Teil langen Ladezeiten. Abgesehen davon ist das Spiel grafisch gut gelungen. Selbst auf sehr belebten Straßen läuft Yakuza flüssig. Die Arenen bei den Kämpfen sind vielleicht etwas zu trist gestaltet, aber sonst in Ordnung. Die musikalische Untermalung passt eigentlich immer zur Kulisse, geht ins Ohr und wird auch nach längerer Spielzeit nicht nervig - das empfand ich durchaus als gut. Yakuza ist ein gutes Spiel mit sehr viel Potential. Ausgeschöpft hat es aber nicht überall. Trotz der Fehler bleibt es ein gutes Spiel und bietet vor allem eine tolle Story und ein solides Spielerlebnis mit guter Unterhaltung.


Yakuza ist ein Krimi, der für eine längere Zeit fesseln kann. Vor allem ist dieses Spiel eine Abwechslung zu den Mafiaspielen rund um "Der Pate" oder "GTA". Es wird Vieles richtig gemacht aber auch manches falsch. Schön wäre zum Beispiel eine drehbare Kamera gewesen, wenigstens in den Kämpfen. Aber auch eine genauere Steuerung. Was dem Spiel aber am meisten schadet, sind die vielen Ladephasen. Da hätte es eine andere Lösung geben müssen. Trotzdem kann ich nur sagen: Wer ein gutes Action-Adventure sucht, das ihn für eine längere Zeit an den Bildschirm fesselt und eine tolle Story bietet, ist bei Yakuza richtig.
Denn trotz der Macken ist dieses Spiel eine Empfehlung wert und sollte wenigstens einmal angespielt werden, bevor man sich eine Meinung über Kiryu Kazuma und die Yakuza-Clans bildet. Für mich ist es zwar kein Spitzentitel aber dennoch ein gutes Spiel, das sehr viel Spaß machen kann. Auch ihr solltet Yakuza unbedingt eine Chance geben.

Alexander Noack
Yakuza
Trailer