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Der Kinofilm „Iron Man“ spielte in den USA mehrere Millionen US-Dollar ein und konnte sich zahlreiche Wochen in den Top 10 der amerikanischen Kino-Charts halten. Die Umsetzungen für alle gängigen Videospielsysteme sollen an diesen Erfolg anknüpfen. Verantwortlich dafür sind zwei verschiedene Entwickler-Teams. Zum einen Secret Level (Golden Axe: Beast Rider), die für die PS3- und Xbox 360 - Fassung verantwortlich sind und zum anderen A2M - Artificial Mind and Movement (High School Musical: Sing It!), die sich der „Iron Man“ - Version für die PS2, PSP, Nintendo DS und Wii angenommen haben.

Story

„Woran wird ein Mann gemessen? An den Früchten seiner Arbeit? An den Geheimnissen seines Herzens? An der Person, die er ist? Oder am Helden, zu den er werden kann?“ Mit diesen einleitenden Sätzen beginnt das Spielgeschehen um Tony Stark alias Iron Man. Doch bis Tony Stark zu einem Superhelden wird, bedarf es einer langen Vorbereitungs- und Entwicklungszeit. Gekidnappt und gefangen gehalten in einer tiefen vietnamesischen Höhle, versucht Tony mithilfe des Physiknobelpreisträgers Ho Yinsen, der ebenfalls als Gefangener für eine nordvietnamesische Untergrund-Organisation Waffensysteme entwickeln soll, eine widerstandsfähige Rüstung zu entwerfen. Mit ihr soll der Ausbruch aus dem Gefängnis gelingen. Die Rüstung schützt und stärkt Tony nicht nur in Kampfeinsätzen, sondern bewahrt seine durch eine Explosion geschädigten Organe vor dem Versagen. So wird Tony Stark zu Iron Man. 

Zu Beginn muss sich Tony also den Nordvietnamesen unter Anführung des Warlords Wong-Chu stellen, die eigentlich im Glauben sind, dass Tony für sie neuartige Waffensysteme entwickelt. So sucht ihr euch in der ersten von insgesamt zehn Missionen den Weg aus der Höhle ins Freie. Nachdem ihr eure Gegner besiegt und die verschiedenen Techniken der Rüstung erlernt habt, macht sich Tony zurück auf den Heimweg. Zurück zum erfolgreichen Familienbetrieb „Stark Industries“, einem Technology-Konzern, der unter anderem auch für die US-Regierung Waffensysteme entwickelt. Doch weder der finanzielle Erfolg noch die Situation, dass es sich bei Stark Industries um einen Familienbetrieb handelt, hindern Tony daran, die Waffenproduktion einzustellen und bestehende Waffensysteme zu vernichten. Zu groß ist die Gefahr, dass seine Waffen gestohlen und missbraucht werden. Somit ist das Primär- oder Sekundärziel in jeder der zehn verschiedenen Missionen das Vernichten jeglicher Waffenkisten, bevor diese für falsche Ziele angewendet werden. Die Missionen bieten abwechslungsreiche Schauplätze. Beispielsweise wird in Waffen- und Raketensilos in der Arktis, auf einer fliegenden Festung oder in heißen Wüstenlandschaften gekämpft. Negativ hier zu bewerten ist leider der geringe Spielumfang. So hat man die zehn Missionen in wenigen Stunden komplett durchgespielt. Zwar bieten freizuspielenden Aufrüstungen, Optimierungen und Bonusmaterialien einen kleinen Anreiz, einzelne Missionen erneut anzuspielen- Jedoch sieht es allgemein in Punkto Langzeitmotivation nicht so rosig aus.

Beendet ihr also eine Mission erfolgreich und habt regelmäßig die diversen Feuer- und Nahkampf-Waffen eingesetzt, könnt ihr am Ende einer Mission einige Optimierungen in den Bereichen „Repulsor“, „Ballistik“, Explosivstoffe“ und „Rüstung“ vornehmen. Nach und nach könnt ihr so die Reichweite und Munition der Waffen, die Schadensregulierung und die Geschwindigkeit des Kampfanzuges aufwerten. Eine Aufwertung ist dabei nicht immer als positiv anzusehen, da sich beispielsweise die Erhöhung der Geschwindigkeit problematisch auf die Bewegung in engen Räumen auswirkt. Daher lassen sich die freigespielten Optimierungen bei Bedarf jederzeit verändern. Das Bonusmaterial, das ihr freispielen könnt, beinhaltet umfangreiche Artworks und Zeichnungen zu den Umgebungen und Landschaften, die ihr während des Spieles durchlauft, zu den Charakteren, sowohl zu Iron Man als auch zu den Gegnern und den im Spiel auftauchenden Fahrzeugen. 

Steuerung

Die erste Frage, die sich Wii-Besitzer stellen: Wie wurde die Steuerung von Iron Man für die Wii umgesetzt!? Ähnlich wie bei anderen Videospielen aus der Third-Person-Sicht, bewegt ihr Tony Stark mit dem analogen Stick des Nunchuks und fixiert die Kamera mit der Wii-Mote, indem ihr sie in die gewünschte Blickrichtung auf den Fernseher richtet. Mit dem digitalen Steuerkreuz könnt ihr die Energiezufuhr steuern, sodass ihr die Energie entweder in das Waffensystem, den Antrieb oder die Panzerung umleiten könnt, was abhängig von der Situation ein enormer Vorteil ist. Durch das Umleiten der Energie in die Panzerung braucht man sich auch vor schwereren Geschossen nicht mehr fürchten. Leitet ihr hingegen die Energie in den Antrieb, erhöht sich die Geschwindigkeit im Luftraum wesentlich, vor allem in weiträumigen Missionen, bei denen ihr unter Zeitdruck steht. Ein sehr nützliches Feature. Um seinen nicht sehr effektiven Repulsorstrahl etwas mehr Feuerkraft zu verleihen, lenkt ihr alternativ die Energiekonzentration auf das Waffensystem. Dadurch erhaltet ihr einen so genannten Unibeam, der vor allem stark gepanzerte Gegner wesentlich schneller vernichtet.

Neben dem Repulsor-Strahl bzw. dem Unibeam beinhaltet der Anzug von Tony noch eine Maschinenpistole und Raketen zum Abfeuern. Während der Repulsor-Strahl und Unibeam nahezu unbegrenzt anwendbar sind (wirkt sich lediglich auf die Energie aus, die sich jedoch kontinuierlich auflädt), sind die Raketen und die Munition der Maschinenpistole begrenzt. Um leeren Magazinen entgegenzuwirken, befinden sich mehrere Waffenkisten verteilt in der Umgebung der Missionen. Empfehlenswert ist der Gebrauch der Maschinenpistole allerdings nicht. Denn ihr benötigt mehrere Treffer, um selbst schwache Gegner auszuschalten, die bei einem Schuss mittels des Repulsor-Strahls bereits vernichtet wären. Wer aber denkt, nach der ersten Tutorial-Mission die Steuerung problemlos zu beherrschen, liegt leider nicht ganz richtig. Es bedarf einige Zeit an Training, um Iron Man wirklich mühelos durch Lüfte fliegen oder durch Räume rennen zu lassen und dabei die verschiedenen Interaktionen - wie die einzelnen Energieverteilungs-Optionen - ausführen zu können. Diesen Einführungsübungen widmet sich die zweite Mission. Auf dem Gelände von Stark Industries übt Tony seine ersten Flugmanöver und lernt die Energieverteilung sinnvoll und im richtigen Moment anzuwenden. Des Weiteren lernt er Attacken, wie die lähmende Schockwelle aus der Luft, die die Umgebung samt Gegner vollständig vernichtet. Nachdem ihr diese Hürde endlich gemeistert habt und tadellos Gegner aus höheren Gefilden vernichten könnt, beginnt das Spiel endlich auch Spaß zu machen. 

Weniger Spaß machen jedoch einige Missionen, in denen ihr euch durch enge Räume schlagen müsst. Denn nachdem ihr einige Optimierungen freigespielt habt, ist es nämlich fast unmöglich, den Charakter durch enge Räume zu steuern, ohne dabei an den zahlreichen Wänden und Gegenständen anzuecken. Dadurch wird der Spielfluss enorm gehemmt. Auch die Kameraführung sorgt für keine überragende Übersichtlichkeit. Aber glücklicherweise hat man zu Beginn jeder Mission die Möglichkeit, andere und ältere Optimierungsversionen in den schon angesprochenen Bereichen „Repulsor“, „Ballistik“, „Explosivstoffe“ und „Anzug“ auszuwählen und so Iron Man ganz im Sinne der Beschaffenheit der Missionen auszurüsten. Sollte der Energiezustand doch einmal kritisch werden und auf den Nullpunkt sinken, so habt ihr die Möglichkeit, das Herzsystem zu reaktivieren. Dazu erscheinen dreimal in Folge hintereinander bestimmte Tastenfolgen (ähnlich wie die Quick Time Events, die wir von Shenmue kennen), die direkt nach dem Erscheinen einzugeben sind. Gelingt dies vor Ablauf der Zeit nicht, ist dies auch kein Grund um zu verzweifeln. Denn anschließend wird einer von insgesamt fünf Backups gestartet. Erst nach Benutzung aller fünf Backups dürft ihr die Mission erneut beginnen. Anfänger freuen sich über diese Lösung. Aber für fortgeschrittene Spieler ist der Handlungsbedarf, die Energieanzeige zu beachten und bei stärkeren Geschossen wie Raketen in Deckung zu gehen, gleich Null. Ein wirkliches Sterberisiko gibt es somit nicht.

Die Missionsziele sind während des gesamten Spielverlaufes recht eindeutig formuliert. Wer trotzdem Schwierigkeiten mit einem Ziel oder einer auszuführenden Aktion hat, dem steht der von Tony entworfene Computer „Jarvis“ zur Verfügung, der Tonys Anweisungen befolgt und wertvolle Ratschläge liefert, die vor allem bei Endgegner-Kämpfen dringend benötigt werden.

Grafik

Dass man auf der Wii keine grafischen Glanzleistungen erwarten kann, ist einleuchtend. Dennoch wirken einige Texturen der Gebäude und Landschaften unsauber und schwammig. Daher kann die berechtigte Frage aufkommen, ob man hier wirklich ein Videospiel aus dem Jahre 2008 - das übrigens zum Vollpreis angeboten wird - oder doch einen Klassiker aus vergangenen Jahren in den Händen hält. Nicht nur die Texturen, sondern auch die Spezial-Effekte wie Explosionen oder Nebel versprühen unerfreulicherweise keinen wirklich atmosphärischen Eindruck. Grafisch hätte man hier mit Sicherheit mehr rausholen können. Die Zwischensequenzen, die ebenfalls in der PS3- und Xbox 360-Version von Secret Level zu finden sind, unterstützen die Storyline und geben dem Spieler allerhand Hintergrundinformationen ausführlich wieder. Zu Bemängeln ist hier nur die Sprachausgabe, die - unschwer zu erkennen - nicht synchron zur Mundbewegung der verschiedenen Charaktere erfolgt. Aber zumindest kann Iron Man eine deutsche Sprachausgabe aufweisen, was auf jeden Fall positiv anzumerken ist.

Sehr arcadelastig wirkt das Verschwinden der eliminierten Gegner. Zerstört ihr einen Gegner, egal mit welcher der drei verschiedenen Waffen, lösen sie sich einfach in Luft auf. Das beeinflusst durchaus den Spielspaß ein wenig. Denn damit wird der Realitätsfaktor ziemlich gemindert.

Der Kinofilm zu Iron Man war Top. Das Spiel wohl eher ein Flop. Hätten sich die Entwickler von A2M doch wohl besser mit Secret Level, dem Entwickler der PS3- und Xbox 360 Version, zusammengetan. Auf der Wii sind ein paar gute Ansätze zu erkennen, aber weder grafisch noch spielerisch kann mich das Spiel wirklich überzeugen. Womöglich fehlte einfach die nötige Zeit unter dem Druck der Veröffentlichung des Kinofilms, um dem Spiel etwas mehr Reiz und Tiefe zu geben. Die Steuerung kann sich vor allem während des Fluges sehen lassen. Allerdings warten auch einige Bodenmissionen darauf, gelöst zu werden. Dabei bereitet die Justierung der Kamera hin und wieder Schwierigkeiten. Hinter der Energieverteilung steckt womöglich ein einfallsreicher Gedanke. Doch die Vorteile, die diese Umleitung der Energie mit sich bringt, sind nahezu verschwindend klein, um während der Einsätze zwischen den Optionen hin und her zu schalten. Die Texturen, Effekte und Grafik im Allgemeinen reißen einen leider auch nicht vom Hocker und zeigen bereits Dagewesenes. Wii-Besitzer, die ebenfalls eine PS3 oder Xbox 360 ihr Eigen nennen, sollten unbedingt auf die actionreichere und bedienungsfreundlichere Version von Secret Level zurückgreifen. Die Wii-Version findet nach dem einmaligen Durchspielen wohl eher den Weg ins Archiv-Regal.


Bleibt - freundlich gesagt - nur ungern an irgendwelchen Kanten hängen:
Christian Bischoping