Mitte letzten Jahres schlossen sämtliche europäischen SEGA Büros mit Ausnahme der englischen Zentrale SEGA of Europe. Mit dem Abschied wurden neue Verträge in Europa geschaffen, nach denen andere Publisher die SEGA-Retail-Spiele vertreiben, vermarkten und dementsprechend auch auf Messen vorstellen. Im Kern gilt der Vertrag mit Koch Media und dessen Publishing-Label Deep Silver. Und da haben wir den Salat: eine Gamescom ohne eigenen SEGA Stand? Auf der man als reiner Konsolenspieler hauptsächlich PC- und Mobile-Spiele präsentiert bekommt? Oje...

Tatsächlich ist die Enttäuschung groß. Insofern ist die Angst umso größer, eine riesige Enttäuschung auch auf der Kölner Messe zu erleben, jetzt wo unser Lieblingspublisher SEGA keinen eigenen Stand mehr besitzt und unter dem Netxgen-Trubel unterzugehen und uns kaum mehr mit toller Software anzusprechen drohte. Man darf nicht vergessen, der genannte Fokus sollte liegen worauf? Auf die Marken Sonic the Hedgehog, Total War, Football Manager, die lizenzierte Aliens-IP und eben digitale Spiele. Was hatten die Publishing-Vertreter von SEGA nun eigentlich im Gepäck? Außer Sonic Lost World und der neuen Olympia-Variante Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen: Sotschi 2014 in jedem Fall keinen weiteren Konsolen-Retail-Titel. Ein drittes Sonic Spiel war unlängst im Gespräch, doch schien SEGA auch die Gamescom 2013 nicht dazu zu nutzen diesen noch immer geheimen Sonic Titel zu enthüllen. Ganz zu schweigen von einem Shenmue III, Yakuza 5 oder sonstigen ganz aktuellen Most-Wanted Titeln, nach dem die Fans seit Wochen und in regelmäßigen Abständen schreien. Stattdessen gab es neben Sonic nun Total War: Rome II für den PC sowie das Download-Spiel The Cave (jaaaa SEGA, Ryo ist immer noch in der Höhle!) fürs iPhone zu entdecken. Dies waren nun SEGAs Vorzeigetitel der Gamescom 2013, zu der wir uns am Mittwoch den 21. August 2013 dann auch aufmachten...

Schon bald erklärten wir Halle 9 zu unserem liebsten Aufenthaltsort! Gleich am Eingang wurden Spieler vom Koch Media bzw. Deep Silver Stand begrüßt. Genau, den mussten SEGA Fans nun aufsuchen, um nach SEGA-Titeln Ausschau zu halten. Deep Silver hatte hier gleich eine zweistöckige Arena mit scheinbar unzähligen PC-Plätzen aufgebaut. Riesige Banner säumten den Bereich ein. Hier präsentierte Deep Silver nicht nur das Spiel-Logo und einige Antworten zum Titel, sondern präsentierte auch stolz die bisher mit dem Titel gewonnenen Auszeichnungen und Nominierungen. Die Rede ist von Total War: Rome II, die Strategiespiel-Fortsetzung von Rome: Total War, das damals im Jahr 2004 noch von Activision veröffentlicht wurde. Also bevor SEGA den Entwickler und die Marke Total War 2005 aufkaufte. So lang wie die Liste der Auszeichnungen war, so lang war dann aber auch die Schlange der wartenden Gamer, die an den miteinander verbundenen PC-Systemen in die Schlacht ziehen wollten. Per Absperrband und Organisatoren wurden immer nur so viele Besucher eingelassen, wie PC-Plätze zur Verfügung standen. Dies ging in einem Rutsch, damit alle gleichzeitig eine neue Runde beginnen konnten. Heißt, war die Kampagne vorbei, wurde der Stand erst wieder komplett geräumt und an jedem einzelnen PC-Platz sowohl das Spiel zurückgestellt als auch der Kopfhörer in seine Ausgangslage gebracht. Danach durfte der nächste Trupp Platz nehmen. Rundenbasierende Action im real-life quasi.

Und wo war Sonic? Jedenfalls nicht bei Deep Silver. Allerdings hatten es Fans nicht weit. Nur einen Ringwurf entfernt vom Deep Silver Stand, hatte Nintendo seinen Stand aufgebaut. Man möchte ironischerweise fast behaupten, der Stand war in diesem Jahr wichtiger denn je. Immerhin hatte der blaue Igel seine Heimat verloren: den SEGA Stand. Seine Heimat oder sagen wir die verlorenen Welten musste Sonic in seinem neuen Abenteuer Sonic Lost World jedenfalls auch durchqueren. Und das ebenso irgendwie auf verlorenem Posten am Nintendo Stand. Das Spiel für Nintendo Wii U sollte nämlich durch Nintendo veröffentlicht werden, nicht von Deep Silver. Also präsentierte es Nintendo am eigenen Stand zwischen Klempnern, Pokémon und grünbemützten Abenteurern. Der neue Sonic Titel, dessen Bösewichte „The Deadly Six“ man hierzulande mit „die schrecklichen Sechs“ zu übersetzen versuchte, konnte jeweils einmal auf der Wii U, einem 3DS und einem 3DS XL angetestet werden. Nur einmal pro Gerät? Ja richtig gehört. Mehr Geräte stellte Nintendo nicht zur Verfügung. Vielleicht war ein Grund der zweite Sonic Titel. Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen: Sotschi 2014 stand auf unzähligen Wii U Konsolen zur Verfügung, wobei ein Spieler das neue Sportspiel auf dem Wii-U-Pad spielte und der andere via Wii-Mote das Geschehen am Bildschirm beherrschte.

In der Vergangenheit konnte man die Olympia-Crossover noch an einem SEGA Stand spielen UND hatte dort mit der Olympia-Lizenz zu kämpfen. Andere Titel waren dadurch stets Mangelware, um nicht zu sagen ‚nicht erlaubt‘. Uns Fans nervte das total, dass wir für ein einziges Mario & Sonic auf Spiele wie BayonettaAliens vs. Predator, Resonance of Fate, Planet 51 und Co. verzichten mussten. Im Jahr 2013 scheint das für Nintendo jedoch nicht mehr zu gelten. Denn hier geizte man trotz der Olympia-Lizenz am Platz kein bisschen mit weiteren Titeln aus eigenem Hause: Mario Kart 8, Zelda a Link between Worlds, Donkey Kong Country Returns, Pokémon X, Y oder Pikmin 3. Es war alles dabei und die Liste an Titeln abermals so lang wie so manche Warteschlange vor den Konsolen selbst. Der Ansturm auf die Sonic Titel war dann am Nintendo Stand eher ein Anstürmchen, vielmehr nur ein Anwind, Anwindchen? Wobei sich bei der Olympischen Igeltour auch noch auffällig viele Besucher eher für Mario als Helden am Bildschirm entschieden. Naja, was will man auch erwarten, wenn Sonic an einem Nintendo-Stand präsentiert wird? Irgendwie logisch, dass die Besucher hier Mario, Donkey Kong, Olimar, Link und die ganzen Pokémon etwas spannender und anspielungswürdiger empfinden. Zu allem Überfluss feierte Nintendo noch das offizielle Jahr des Luigi. Da ist ein blauer Igel dann irgendwie fehl am Platz.

Übrigens: Beide Sonic Titel wurden auch mit keinem Wort in den Halleninfos der Daily Zeitschrift erwähnt, die die Gamescom eben täglich veröffentlicht. Nintendo ließ es sich nicht einmal nehmen, die 3DS Variante von Sonic Lost World im Laufe der Messe etwas zu verstecken. Der Titel war nämlich plötzlich von der Mitte des Standes verbannt und fand sich nun in einem schmalen Durchgang wieder. Kurz gesagt: Irgendwie ging Sonic in den Massen der Nintendowelt einfach unter. Dennoch waren wir erstaunt. Durch einige anspielende Personen erfuhren wir, dass sich vor allem Sonic Lost World doch als recht beliebt herausstellte. Auch uns konnte der Titel nach ein paar Anlaufschwierigkeiten soweit überzeugen. Denn einmal drin in der verlorenen Welt konnte uns auch die lautstarke ‚Nintendo Haus Party‘ gleich nebenan nicht mehr daraus hervorlocken. Viele nutzten den Nintendo Mittelpunkt als StreetPass Sammelstelle und tauschten quasi mit so ziemlich jedem Messebesucher via Nintendo Handheld Items und Nachrichten aus. Im Sekundentakt traf man auf andere Spieler im WiFi und kam mit dem Durchklicken der Nachrichten kaum hinterher. Zum Glück hatte Big N für ausreichend Sitzmöglichkeiten gesorgt und sogar Kissen ausgelegt, um diese Art der Kontaktaufnahme möglichst gemütlich zu gestalten. Da diese Sitzplätze jedoch rar und heiß begehrt waren, saßen die StreetPasser schon bald in allen Lücken, Ritzen und Dellen des Nintendo-Standes, sodass wir beim Überqueren und Erkunden echt aufpassen mussten, wo wir hintraten.

Nun, vermutlich konnten wir in besagter Halle 9 ein Zelt aufschlagen über alle Gamescom-Tage. Denn hinsichtlich SEGA hatte die Messe neben anspielbarer SEGA- und Sonic Titel noch weitaus mehr zu bieten. In diesem Jahr gab es eine sogenannte Fan Shop Arena, die Gamer- wie Anime-Herzen höher schlagen ließ. Gleich mehrere Anbieter hatten hier ihre Verkaufsstände für Merchandise und Fanartikel aufgebaut und trugen einen regelrechten Preis- und Präsentationswettbewerb aus. Mit jedem Stand schien das Angebot größer, die Vitrine sortierter und der Artikel ausgefallener zu werden. Egal ob Tassen, Shirts, Decken, Poster, Taschen oder Wallets. So ziemlich alles, was bedruckt werden konnte, lockte Fans mit passenden Motiven ihres Faszinationsthemas an die Verkaufstheke. Aber auch Figuren gab es: von der kleinen Gachapon-Kugel bis hin zur Bollerwagen-nötig-machenden Sammlerstatue in limitierter Auflage. Dabei tat sich auch für Sonic Fans eine wahre Fundgrube an Sonic Merchandise auf: Figuren, Textilwaren, Schlüsselanhänger, Plüschis, Portmonees, Halsketten, Tragetaschen oder Ansteckpins. Dort gab es kaum etwas, dass es nicht auch mit SEGAs schnellen Igel gab.

Aber SEGA hat immerhin noch andere Berühmtheiten zu bieten! Und wenn SEGA schon keine Spiele von ihnen mit zur Gamescom brachte, dann brachten sie zumindest die Fanartikel-Händler in Form von allerlei Krimskrams und künstlerisch gestalteten Sammlerfiguren in die Hallen. Da wäre da beispielsweise Miku Hatsune, die man sich hier in niedlicher, kuscheliger oder aufreizender Form ins Wohnzimmer holen konnte. Okay, der Charakter wurde von SEGA lizenziert. Aber egal: besonders schöne Exemplare konnten in Vitrinen begutachtet und nicht selten von allen Seiten bestaunt werden. Zudem waren die Händler auch sehr entgegenkommend und durchaus bereit, interessierten Kunden die Waren in die Hand zu geben, wenn diese noch am eigenen Kaufentscheid schraubten. Weniger schön waren hingegen die oftmals extremen Preisunterschiede an den einzelnen Ständen. So gab es beispielsweise einen Sonic Schlüsselanhänger gleich an mehreren Ständen mal für 2,50 Euro, mal für 5,00 Euro und einmal sogar für 9,00 Euro, was einen gerade noch getätigten Freudenkauf schnell in Frust und Ärger umwandeln konnte. Man musste also ganz genau aufpassen und vergleichen, wobei einen die ungewohnte Fülle und Auswahl wahrlich blind für Details werden ließen. Bei jedem Durchgang entdeckten wir wieder etwas Neues, dass einem zuvor nicht aufgefallen war.

Richtig toll und innovativ waren die Uanyl-Kunststoffpixel, mit denen man sich seine Taschen, Handyschalen und andere Dinge des Alltags nach Belieben gestalten konnte. Nach dem Lego-Steck-System wurden die kleinen Plättchen, die es in zwei Größen und verschiedenen Farben zu kaufen gab, einfach auf die entsprechende Fläche aufgeklickst. So konnten sie zu einem individuellen 8-Bit Sprite oder Fantasiemuster zusammengesetzt werden. Dabei wurden richtig hübsche Beispiele ausgehangen, um das Interesse der Nostalgiker und Retro Fans zu wecken. Vielleicht ein neuer Trend? Zumindest sieht dies echt super aus und erlaubt ein kreatives Austoben. Sicherlich nicht nur was für Pixel-Fans und Lego-Ingenieure.

Wer die Messeveranstaltung als wahrer SEGA Fan verließ, hatte also nicht nur Sonic und Total War genauer unter Lupe genommen, sondern auch die eigenen Taschen sowie den Kofferraum des Autos voller Utensilien. Herrlich, wenn man dann zuhause seine eigenen Regale und Vitrinen mit neuem Leben füllt.

Ach, und was war nun mit The Cave und Ryo Hazuki? Nun, das digitale The Cave ist, wie schon beschrieben, ein Download-Spiel und unterliegt damit nicht den Publishern von Retail-Spielen. Früherer PR-Manager von SEGA Deutschland, der nach der Schließung der deutschen Zentrale das digitale Angebot weiter betreut, stellte diesen Titel intern der Fachpresse vor. Von Shenmue III gab es dagegen bis dato noch immer kein Lebenszeichen…

Dass Zocker auch dem Lesen nicht abgeneigt sind und dabei nicht nur Zeitschriften in die Hand nehmen, zeigte der Panini-Stand in (der immer heiliger werdenden) Halle 9. Seit der Verlag 2012 das Experiment „Deutsches Sonic Archie Comic“ wagte und mit zwischenzeitlicher Umstellung des Konzeptes einen immer größer werdenden Erfolg damit erzielt, ist der Verlag den Sonic Fans buchstäblich ans Herz gewachsen. Von daher ist es echt schade, dass der Comic nicht auch am Stand gezeigt wurde. Aber das lag einzig und alleine daran, dass Panini auf der Gamescom nur seine spielbezogene Roman-Veröffentlichungen präsentierte. Es gab also generell keine Comics. Dennoch war der Stand in zweierlei Hinsicht auch für SEGA Fans interessant. Zum einen konnte sich Fans eine etwa vier Seiten lange, kostenlose Leseprobe zum kommenden Roman ‚Total War: Rome II: Zerstört Karthago‘ (ISBN 978-3-8332-2685-4) von David Gibbins sichern, der Oktober 2013 in den Handel kommen soll. Wer bei Amazon vorbestellt, erhält als DLC "Griechische Staaten" kostenlos dazu. Zum anderen konnten wir Achim Günzel, Marketingleiter der Sonic Comics, persönlich am Stand antreffen und darüber hinaus auch noch für einen kurzen Plausch gewinnen. Er beantwortete uns freundlich und geduldig all unsere Fragen zum schnellsten Comic-Heft der Welt.

Jetzt wollt ihr wissen, was wir wissen wollten? Nein, das bleibt unser Geheimnis! Okay, wir geben euch ein paar Infos: Wir erfuhren interessante Fakten zum Thema „Das schnellste Comicheft der Welt“ und wie alles mit der Kinderzeitschrift „GameMaster“ begann. Sonic ist darin der mit Abstand beliebteste Charakter, weshalb man sich schon bald Gedanken darüber machte, ob sich ein Sonic-Only Heft rentieren würde. Entsprechend ging man anfangs auch von einer weitaus jüngeren Zielgruppe als Leser aus, was die kleinen Beilagen zu Beginn erklärt. Seit Panini jedoch mit der regulären Reihe einen neuen, erwachsenen Neustart wagte, läuft der Comic weitaus besser. Deshalb ging Panini inzwischen dazu über, auch die Archiv-Ausgaben nach und nach auf den Markt zu bringen. Das erste Band hat sich dabei von August auf Mitte September 2013 verschoben. Denn es wurden auch andere Projekte in Angriff genommen und Auslieferungstermine bei Buchveröffentlichungen würden dann stets um genau einen Monat verschoben. Egal ob der Termin eigentlich nur um einen Tag verpasst werden würde oder nicht. Bereits das erste Band der Sonic Archives wird eine 1:1 Umsetzung der Archie-Originale sein. Hier musste Panini lediglich die Schriftart ändern, da sie den bestimmenden Projektleitern zu kindlich und unpassend erschien. Später folgen die anderen Bänder, wobei man ganz sicher auch die Volume 0 noch dazwischen schieben wird. Lediglich Sammelbänder wie beispielsweise das „Sonic Genesis“ Buch oder das ultimative Almanach der Sonic Comics (die Sonic Encyclopaedia) stehen bisher noch nicht in der Planung. Von daher ist es noch offen, ob und wann diese ins Deutsche übersetzt werden.

Übrigens erfolgt die Übersetzung und Überwachung der Texte nicht etwa bei Panini selbst. Es geschieht nicht einmal innerhalb Deutschlands oder gar in den amerikanischen Büros der Archie-Autoren. Niemand geringeres als ein Sonic-Experte bei SEGA Japan bekommt die englischen Texte zugestellt und schickt sie schließlich ins Deutsche übersetzt an Panini zurück. Dabei werden im Vorfeld Eigennamen und nicht übersetzbare Begriffe des Comics festgelegt und auf einer Liste gesammelt, sodass diese eingehalten und immer wieder nachgeschlagen werden können. So möchte man natürlich nicht dass Shadow the Hedgehog im Deutschen plötzlich „Schatten“ heißt. Ebenso, dass die weltweit bekannten Chaos Emeralds bei uns als Chaos Smaragde betitelt werden. Wir sagen: Vielleicht sollte man den Sonic Experten, der Panini betreut, auch mal an die deutsche Synchronisation der Sonic Videospiele lassen, damit wir uns nicht solche unsinnigen Dinge wie „Chaos Kontrolle“ anhören müssen. Im Übrigens können also Wunsch-Begriffe wie beispielsweise „Faker“ nicht einfach von Panini selbst wieder eingeführt werden. Sie müssten erst als Vorschlag nach Japan übermittelt und geprüft werden, ehe dann vielleicht sogar eine Umsetzung erfolgt.

Generell geht jeder Comic vor dem endgültigen Druck nochmal nach Japan, wo er auf Fehlerfreiheit überprüft und zum Druck freigegeben wird. Bei diesem letzten Schritt kam es in der letzten Ausgabe des Comics in einigen Exemplaren zu einem noch immer nicht erklärbaren Farbfehler. Hier staunte Achim Günzel nicht schlecht, als wir ihm nochmal vor Ort mitteilten, wie gefragt diese „Sonderausgabe“ sei und viele Fans versuchen, eben eine solche ausfindig zu machen. Das Schmunzeln war ihm sichtlich anzusehen, als er scherzhaft meinte, man sollte vielleicht öfters über einen Sonderdruck nachdenken. Der Grünstich einiger Ausgaben war jedoch ein reiner Produktionsfehler, der dem Verlag sehr leid tut und bei der Ursachenforschung noch immer Kopfschmerzen bereitet.

Wir jedenfalls bedankten uns herzlich für das tolle Gespräch und das offenherzige Interview. Zudem baten wir Herrn Günzel am Ende um ein Autogramm, das beinahe durch ein erst fehlendes und dann defektes Schreibgerät nicht machbar gewesen wäre. Schließlich bekamen wir den Stift milde und schreibbereit gestimmt, worauf Achim Günzel unserer Bitte nachging. Nun besitzen wir ein einzigartiges Comic-Exemplar mit Unterschrift vom Marketingleiter der Sonic Comis. Vielen Dank Herr Günzel!

Um die gewaltigen Menschenmassen im Boulevard zwischen den Hallen etwas aufzulockern, öffneten die Messebetreiber einige Notausgänge und Ausstellertore, durch die die Besucher auch die Hinterhöfe als Verbindungen zwischen den Hallen nutzen konnten. Dadurch tat sich auch ein direkter Übergang von Halle 9 zu 10.1 auf. Dort gab es den alljährlichen Retro-Treff mit Vitrinen und den vielen darin thronenden Oldie-Schätzen, anspielbare Konsolen-Klassiker, liebevoll restaurierte Arcade-Automaten und ausgefallenen Flipper. Sammler und Liebhaber erfreuen sich dabei vor allem dem Anblick der Ausstellungsstücke innerhalb der Vitrinen des Retrobereiches. Raritäten, Oldies aber auch Kuriositäten und Sondereditionen diverser Konsolen verschiedenster Hersteller und Epochen gab es zu begutachten. In diesem Jahr fand sogar der Film Wreck it Ralph (mit Sonic the Hedgehog) mit diversem Merchandise seinen Platz in der Vitrine. Doch Sonic gab es nicht nur auf dem DVD Cover des Filmes zu sehen, sondern auch auf den OVPs diverser Game Gear Spiele Bundles, die am Stand ausgestellt wurden. Neben der gängigen, schwarzen Variante von SEGAs Handheld bekamen Besucher auch die farbigen Kids Gears, die Coca Cola-, Magic Knight Rayearth- und Virtua Fighter-Version zu sehen. Aber eben auch alle anderen SEGA Klassiker, wobei sich unter die Mega Drive Systeme auch ein Nachbau der Firma Neon versteckt hielt. Es war einfach nur klasse, die Vitrinen zu betrachten, bekannte Schätzchen und neue Stücke zu entdecken. All dies weckte Erinnerungen sowie Sammlersehnsüchte. Plötzlich hatte man ein Gesprächsthema über das man gemeinsam plauderte: Was hatte man damals mit der Konsole erlebt, was darauf gespielt oder wo das erste Mal gesehen?! Hier an den Vitrinen konnten wir immer wieder Menschen in Unterhaltungen und mit leuchtenden Augen sehen. Die Retroszene ist und bleibt einfach ein ganz besonderer Bereich der Videospielmesse!

Aber auch für jene, die aktiv sein wollten, gab es viel zu sehen und zu erleben. Kleine Highlights waren neben einem Flug- und einem Fahrsimulator auch ein Luftstoß-Basketball, mehrere Pac-Man Brettspiele und sogar ein kleines, aber sehr anspruchsvolles Retro-Quiz. Bei letzterem stellt der Moderator seinen beiden Kandidaten sehr knifflige Fragen, bei der drei mögliche Antworten vorgegeben wurden. Hier geht es darum, die einzig richtige Antwort herauszufinden. Nicht immer ganz leicht, weswegen auch schon mal das Publikum mit einbezogen oder kurz drüber diskutiert wurde. Doch wenn ein Kandidat die Lösung wusste, dann kam diese nicht selten entweder noch vor Nennung der drei Antwortmöglichkeiten aus ihm herausgeschossen oder mit zusätzlichen Randinfos zu dem Thema. Dadurch (und durch den Mario Cosplayer im Publikum) war das Quiz sehr unterhaltend und wusste vor allem diverse Wissenslücken in Sachen Videospielgeschichte zu füllen. Und immerhin hätten wir zwei Fragen mit Sicherheit beantworten können:

  1. Was bedeutet SEGA?
  2. Für welchen Handheld hat es nie einen Sonic Titel gegeben?


Das war dann wieder einfach, wenn man mit SEGA aufgewachsen war. Für jene, die SEGAs Vergangenheit nachholen wollten, gab es auch Infos bezüglich Emulatoren und Kombi-Systeme. So präsentierte Hersteller „Dragon Box“ seine SD-Karten lesenden ‚Everdrive‘-Module, mit dessen Hilfe sich ROMs auf der entsprechenden Konsole und somit mit passendem Pad samt Originalfeeling spielen lassen. Aber auch Systeme mit gleich mehreren Cartridge Slots, die so ziemlich alles aus dem 8- und 16-Bit Bereich schlucken und auf den TV-Bildschirm bringen können. Oder wie wäre es mit einem Handheld samt eingebauten Emulator namens Pandora? Die Möglichkeiten, Klassiker zu erhalten und in jede Generation integrieren zu können, werden von Jahr zu Jahr umfangreicher. Dennoch bleibt es jedem selbst überlassen, ob er sich mit ROMs begnügt, für das Original-Modul keine Originalkonsole benötigt oder reine ROMs als sammelwürdig genug empfindet, solange sie nur von einer Original-Konsole abgespielt werden.

Einen klaren Vorteil von Emulatoren machten man sich in den Hallen der Gamescom zum Simulieren eines achtfach Daytona-Automaten zu nutze. So reichten schon acht miteinander verbundene PC-Systeme mit entsprechendem Lenkrad, um den Spielspaß aus den Arcadehallen in den Retrobereich zu bringen. Dabei wurden die einzelnen PC-Gehäuse sogar liebevoll mit farbigen Aufklebern versehen. So wusste immer jeder Spieler, welcher Platz für welches Fahrzeug verantwortlich war. Wenn man also von einem roten Wagen gegen die Wand gedrängt wurde, war klar, wem man nach dem Rennen das Lenkrad oder das Cosplay-Schwert um die Ohren hauen durfte. Doch neben dem emulierten Daytona 8er gab’s auch echtes Arcadefeeling an echten Automaten. Darunter das Spiel Rad Mobile – auch bekannt als Gale Racer. Während der Fahrt baumelt hier ein kleines Sonic Figürchen am Rückspiegel. Ebenso gab es einige nostalgisch schöne Flipperautomaten zu entdecken.