Neben dem Mega Jet konzipierte Sega Japan einen zweiten Handheld auf Basis der Mega Drive Technik. Doch anders als beim Mega Jet erhielt der neue Handheld – Codename Venus – ein farbiges und zu damaligen Zeiten hochwertiges LCD-Display. Damit schuf der Konzern einen Genesis Handheld, dessen Module auf der hinteren Seite des Systems in den Cartridge-Slot gesteckt werden. Die sechs Knöpfe am Gerät wurden vom 6-Button Controller übernommen und versprechen somit volle Spiel-Action wie auf der Hauptkonsole, wenngleich das System lediglich Mono-Sound liefert. An der Unterseite befindet sich ein Port für einen zweiten Controller, damit Spiele auch gemeinsam gezockt werden können. Allerdings muss Spieler 1 stets die Tasten am Handheld zur Steuerung nutzen. Angeschlossen werden kann der Nomad dafür auch an einen TV, die Anschlüsse sind wie zum Mega Drive 2 identisch. Diese Idee, Videospiele zu spielen – sprich unterwegs als Handheld und daheim am TV-Bildschirm – veröffentlichte Nintendo erst im Jahr 2017 mit ihrer Konsole Nintendo Switch. Auch der Genesis Nomad ist eine Hybrid-Konsole.

“…er wurde in Japan gemacht. Ich war nicht anwesend, als sie darüber diskutierten, warum der Nomad gebaut werden soll. Ich denke nicht, dass er je als Game Gear Nachfolger gedacht war.”
(Joe Miller, Senior Vice President of Product Development Sega of America - 2013 im Interview mit sega-16.com)


Joe Miller ging davon aus, dass es in Japan keinen echten Business Plan zu einer Veröffentlichung gab. Sega of America dagegen nutzte die Chance, den Nomad als mobile Variante in Nordamerika zu vermarkten. Allerdings erfolgte die Veröffentlichung des Handhelds erst im Oktober 1995 – das zunächst in ausgewählten Gebieten und in begrenzten Mengen zu einem Preis von 179 US-Dollar. Dies geschah zu einer Zeit, als bereits der SEGA Saturn für wenige Monate in den USA auf dem Markt war. Zurückgehalten wurde der Genesis Nomad durch Sega of Amerikca bis dahin auch deshalb, da er womöglich für Nordamerika auch als Nachfolger des Game Gear gesehen wurde. Immerhin gab es Überlegungen, den Nomad eventuell sogar mit einer Touchscreen-Oberfläche auszustatten. Diese Technik hätte aber zu einem Endpreis des Handhelds um die 289 US-Dollar geführt und wurde verworfen. Von Kritikern wurde der Nomad gelobt, der Vertrieb Anfang 1996 auf weitere Gebiete erweitert aber dennoch bereits in den Folgemonaten stark im Preis reduziert. Da der Verkauf auch zu 79 US-Dollar schleppend lief, wurde der Genesis Nomad schon bald wieder eingestellt. SEGA verkaufte bis dahin etwa eine Million Einheiten. Zuletzt wurde der Genesis Handheld für etwa 40 US-Dollar in den Toys 'R' Us-Märkten im Frühling 1999 angeboten. Zugleich konnte die Konsole auf eine gewaltige Spielebibliothek zurückgreifen. Obwohl es Pläne einer Veröffentlichung in Europa gab, schaffte es der Handheld nie zu uns. Allerdings kann der Nomad, ähnlich der Mega Drive-Heimkonsolen, modifiziert werden. Entsprechend sind dann auch Importe auf dem Nomad spielbar. Allerdings gibt es von Haus aus Schwierigkeiten mit diversen Genesis-Spielen. Diese machen beim Start Probleme oder laufen grundsätzlich nicht. Gegebenenfalls kann auf das Genesis Spiel „6-PAK“ ausgewichen werden. Zur Liste der nicht kompatiblen bzw. problematischen Genesis-Spiele gehören:


Bonkers
Chakan
Decap Attack
Forgotten Worlds
Golden Axe II
King of the Monsters
Phantasy Star
Pit-Fighters
Outback Joey
Shadow Run
Sonic the Hedgehog
Streets of Rage
Trouble Shooter
X-Men


Betrieben wird der Nomad mit sechs AA-Batterien. Wer ohne Batterien auskommen will, kauft sich zusätzlich entweder einen AC-Adapter, nutzt den der Genesis Konsole oder schaut sich nach einem wiederaufladbaren „Nomad PowerPack“ um. Der Nomad verbraucht nämlich sehr viel Strom, weswegen der Spielspaß nach drei bis fünf Stunden bereits wieder endet. Im Vergleich zum Hauptkonkurrenten Game Boy von Nintendo (zehn und mehr Stunden Spielzeit) war dies ein großer Nachteil. Ein Grund hierfür ist insbesondere die höhere Auflösung der Spiele im Gegensatz zum Nintendo Game Boy, den der Bildschirm wiedergeben muss. Die frühe LCD-Technik kommt zugleich mit einigen Tücken daher: Schnelle Szenen bringen verschwommene Grafikeffekte hervor und mehr Pixel führen zu teils schwer erkennbaren Details wie zum Beispiel bei kleineren Texten. Auch die wichtige Hintergrundbeleuchtung saugt an der Batterie.

Das Add On Mega-CD ist verständlicherweise nicht mit dem Nomad kompatibel. Nachgesagt wird dies ebenfalls für die beiden Add Ons 32X und den Power Base bzw. Master System Converter. In unseren Tests wurde das 32X allerdings problemlos vom Genesis Nomad erkannt. (Anmerkung: Es handelt sich um einen Nomad-Umbau, um auch Importe zu spielen.)