Dreamcast -- Sega Smash Pack Volume 1 (US)

Mehrere Mega Drive Spiele in einer Sammlung auf GD-Rom gepresst – zuletzt veröffentlichte SEGA solch einen „Selfmade“-Emulator zu Mega CD Zeiten. Und der war nur als Add On mit dem Mega Drive selbst kombinierbar. Das damalige Spiele-Paket samt fünf Klassiker (Golden Axe, Columns, Super Monaco GP, Streets of Rage und The Revenge of Shinobi) erhielt dabei den Namen der „Sega Classics Arcade Collection Limited Edition”. Während der SEGA Saturn zumindest im Westen komplett auf eine derartige Sammlung verzichten musste - in Japan kam wenigstens die SEGA Ages Sammlung auf den Markt - bringt SEGA mit dem „Sega Smash Pack Volume 1“ gleich zehn 16-Bit Klassiker plus zwei weitere Spiele auf den Markt. Und das dieses Mal auf dem hauseigenen 128-Bitter Dreamcast.
Anders als damals darf in dieser neuen Collection SEGAs Maskottchen Sonic the Hedgehog nicht fehlen. Der blaue Kultigel prangt in der „Oldie-Sammlung“ ganz oben im Auswahlmenü, um auch gespielt zu werden. Dieses Menü erscheint, sobald ihr die Starttaste beim Titelbild betätigt. Ein Intro bietet SEGA leider nicht. Einzig das Smash Pack Logo samt einem altmodischem TV bekommt ihr zu Gesicht. Beim Druck auf die Starttaste schaltet ihr diesen alten Holzfernseher (samt klasse Drehschalter) ein und die Spieltitel ordnen sich um diesen herum an. Mit dem Steuerkreuz oder dem Analogstick wählt ihr euch euer Game aus, von welchem daraufhin ein Screenshot (leider keine bewegten Bilder der Spiele) auf dem Holz-TV-Bildschirm erscheint. Der Titelname wird dabei auch gleich auf eurer VMU angezeigt und bleibt auch während des Spielens dort bestehen. Bei eurer Wahl ertönt sogleich der Soundeffekt eines Sonic-Rings und eine kurze Information zur Emulation wird angezeigt. Ihr gelangt kurz zum „Game Options Screen“ und dürft hier nach euren Einstellungen die Mega Drive bzw. Genesis Spiele (immerhin wurde die Konsole in den Vereinigten Staaten "Genesis" genannt) starten. Das vorherige Optionsmenü dient euch in erster Linie zur Einstellung eures Dreamcast Controllers. Bis hierher reagierte dieser nämlich wie gewohnt, sodass ihr mittels der A- oder Start Taste verschiedene Dinge bestätigen oder euch per B-Button zurückwählen könnt. Sobald ihr das Genesis Spiel (ohne Konfiguration) startet, verändert sich dies allerdings, da nun die Buttons des 16-Bitter Controll-Pads auf den Dreamcast Controller gelegt werden. So dienen der X,- A,- und B-Button eures Dreamcast Pads als A,- B,- und C-Taste des Genesis Controllers. Werft ihr einen Blick in die Spielanleitung, werden euch die Moves, die ihr in jedem Spiel ausführen könnt, genau mit dieser Tastenbelegung erläutert. Natürlich könnt ihr entsprechend Konfigurationen vornehmen, um die Tastenbelegung euren Wünschen anzupassen.

Dreamcast Spieler und alte Mega Drive Fans können sich neben Sonic the Hedgehog und den schon in der Mega CD Collection enthaltenen Golden Axe, The Revenge of Shinobi und „Colums“ auch über „Altered Beast“, „Vectorman“, Streets of Rage 2, „Wrestle War“, „Phantasy Star II“ und „Shining Force“ freuen. Die letzteren beiden SEGA Rollenspiele lassen sich übrigens, wie einst auf dem Modul, abspeichern und belegen dabei je 18 Blöcke auf der VMU. Die Datei bekommt das japanische MD Logo spendiert und zeigt beim Anwählen auch den Titel des Spiels, so zum Beispiel „Phantasy Star II“. Doch lasst uns spielen, denn besonders diejenigen unter euch, die keinen Mega Drive haben oder je hatten, bekommen hier eine kleine und prima gemischte Auswahl an Genre-Vertretern rund um Jump 'n Run, Action, Puzzle, Sport und RPG geboten. Alle diese Spiele werden in der Anleitung (auf Englisch, es handelt sich hierbei schließlich um ein Spiel aus den USA) kurz beschrieben. Ihr erfahrt grundlegende Dinge über das Spiel, seien es die einfachen Regeln in Columns oder eine kleine Einführungsgeschichte in Golden Axe II. Welche Areas durchflitzt ihr mit dem flinken Igel Sonic oder warum ihr von verschiedenen Beasts Besitz ergreift, welche als Kraft der Altered Beast Kreaturen bekannt sind. Kleine Hinweise über nutzbare Kämpfer in Shining Force fehlen dabei genauso wenig, wie ein Titel, der bisher nie den Weg auf den amerikanischen SEGA Genesis fand: Wrestle War. Was für uns Europäer einst völlig normal in den Regalen der Händler stand, wurde in den USA nur in den Spielhallen veröffentlicht und ist innerhalb des Sega Smash Pack auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten endlich auf Konsole spielbar.
Die Umsetzung der zehn Mega Drive Spiele ist dabei zumindest optisch sehr gut gelungen und lässt durchaus schöne Vergleiche zum Original-Modul zu. Nur eingefleischte Modul-Liebhaber könnten kleinere Unterschiede beim genauen Beobachten feststellen. Sonic Liebhaber werden allerdings sofort den schnelleren Spielablauf (im Gegensatz zum europäischen Modul) samt schneller spielender Musik bemerken, die beim Einsatz der schnellen Schuhe davonzurasen scheint. Leider gibt es hier ab und an Ruckler, sodass Sonic nicht immer flüssig läuft. Doch das sind nur Kleinigkeiten, die eigentlich nur gering stören. Weit auffälliger ist der Sound-Emulator, den SEGA in ihrer Oldie-Sammlung benutzt. Die Soundkulisse im Hintergrund hört sich relativ sauber an, obwohl Kenner der Module bereits hier einen teils gewaltigen Unterschied hören. Spielt ihr das Spiel allerdings eine Weile oder lasst das Intro eines Spiels einfach nur vor sich hin laufen, klingen die Samples zwar noch immer nicht wie im Original, aber auch nicht zwingend falsch. Ganz anders sieht das bei so einigen FM Tönen aus. Hier bekleckerten sich die Entwickler nämlich nicht gerade mit Ruhm, als sie an der Collection arbeiteten. Während man sich beim Spielen aber an so manch veränderte Töne, wie beispielsweise in Sonic the Hedgehog, schnell gewöhnt und ich in einem Streets of Rage 2 diese schon fast als unbedeutend anders abstempelte, klingt der Magie-Einsatz eines Shinobi Game schon ziemlich putzig. Die Ohren fallen einem jedoch vor Schreck fast zu Boden, wenn allein der Hintergrund-Sound eines Golden Axe losdudelt. Richtig beschämend kommt nun noch das Klingen der Schwerter, das zu Boden fallen der eigenen Kämpfer oder der Einsatz der Reittiere (beispielsweise die Schwanzattacke dieser) daher. Sämtliche Sounds piepsen durch die Lautsprecher, als habe man gerade sein allererstes Atari aus dem Schrank gekramt und spielt das eine oder andere Game des damaligen "32-in-One" Spielmoduls. Ob dies nun fast schon wieder so etwas wie „Kultstatus“ sein soll, darf aber jeder selbst entscheiden…

Glücklicherweise rechtfertigen den Kauf des Smash Pack aber nicht nur jene zehn Titel aus alten 16-Bit Tagen, sondern auch zwei weitere auf die GD-Rom gepackten Spiele. Und die wurden eigentlich bereits für Dreamcast veröffentlicht: Zum einen ist dies das nur in Japan releaste Virtua Cop 2. Der Lightgun-Titel - und zugleich Umsetzung des Arcade aber auch SEGA Saturn Hits - wurde allerdings nicht lieblos als japanischen Original auf die Scheibe gepresst, sondern dem US-Standard angepasst. So zieren nun englische Texte das Game, welches es zudem in den USA nun eben NUR auf dem Sega Smash Pack, nicht aber einzeln zu kaufen gibt.
Das komplette Review zu Virtua Cop 2 (US) könnt ihr HIER lesen.
Auch "SEGA Swirl" verirrte sich mit auf die Smash Pack GD-Rom. Der Puzzle Titel samt Swirly Snake ist vielmehr ein witziges Produkt seitens SEGAs und fand hierzulande seinen Weg auf eine GD-Rom Demo. Diese Demos lagen stets dem Magazin "Dreamcast Kult" bei. Leider scheinen aber auch hier die Entwickler irgendetwas nicht ganz richtig gemacht zu haben, als sie SEGA Swirl auf die Scheibe pressten. Das Spiel ruckelt sich derart einen ab, dass einem die Augen weh tun. Man mag sich fragen, wie solch ein doch einfach gestricktes Puzzle Spiel den Spieler mit Rucklern nerven kann. Da die einzelnen Spiralen sich aber auf völlig unterschiedliche Art und Weise davon bewegen, auflösen oder zerplatzen und selbst das Steuerkreuz aufgrund dieser Rucklerpausen teilweise nicht reagieren mag, macht das doch eigentlich recht witzige Spiel auf dem Smash Pack nicht wirklich viel Spaß.
Sehr schön gelöst haben die Entwickler allerdings die „wie wähle ich mir jetzt ein anderes Spiel aus“ – Thematik. Hier kommt der bekannte Reset-Trick zum Einsatz, den wohl jeder Dreamcast Besitzer nur allzu gut kennt: [A], [B], [X], [Y] und [Start]-Knopf zugleich drücken und ihr landet im weiter oben beschriebenen Konfigurationsmenü, dem „Game Options Screen“. Hier könnt ihr eure beiden 16-Bit Games "Shining Force" und "Phantasy Star II" abspeichern oder euch direkt ins Hauptmenü zur Spielauswahl zurück warpen. Lediglich in den Dreamcast Titel "SEGA Swirl" müsst ihr im dortigen Hauptmenü des Spiels über einen entsprechenden Menüpunkt verlassen. Bei "Virtua Cop 2" müsst ihr dann das Smash Pack allerdings doch neu starten.



Eines muss man SEGA lassen: Mit ihrem "Sega Smash Pack Volume 1" überraschen sie die Dreamcast Anhänger mal wieder aufs Neue, indem sie eine Hand voll alte 16-Bit Games auf eine GD-Rom pressen und mit zwei weiteren Dreamcast Spielchen erweitern. Die Mischung aus zehn Mega Drive Spielen ist recht gut gelungen. So dürfte für jeden etwas dabei sein, auch wenn man sich für eine Oldie-Sammlung (speziell wenn es sich dabei um SEGAs Mega Drive Ära handelt) weitaus mehr Titel gewünscht hätte. Mit ihrer Anzahl liegt SEGA zudem noch um vier Titel höher als die Konkurrenz Midway oder Namco, die auf ihren Spielkompilationen mit nur ganzen sechs Spielen anrückten.
Dennoch muss man festhalten, dass die Umsetzung der Klassiker nicht zu gut bewerkstelligt wurde, sodass zwar die Optik sehr gut, der Sound jedoch teilweise sogar sehr fehlerhaft daher kommt. Auch gibt es keinerlei Aufmachung innerhalb der Sammlung, sprich Hintergrundinformationen, Entwickler, Interviews usw. Lediglich in der Anleitung findet ihr einige Informationen zu jedem Spiel. Positiv ist allerdings der „Game Options Screen“, den ihr mittels einfachen Soft Reset anwählt und so zu jeder Zeit das Spiel wechseln könnt, ohne das Smash Pack neu zu starten. Die Spielbarkeit der Titel an sich ist aber wunderbar und erinnert nur zu gut an alte Zeiten. Sogar die VMU wird hier mit einbezogen und jeder Titelname bereits im Auswahlbildschirm auf dem Display der kleinen Speicherkarte angezeigt. Mit "SEGA Swirl" und Virtua Cop 2 gibt es zudem noch zwei Leckerbissen kostenlos dazu. Während Amerikaner zumindest SEGA Swirl schon kennen mögen, bekommen sie neben dem dort nie erschienenem Mega Drive Game "Wrestle War" auch gleich das japanische Virtua Cop 2 als lokalisiertes US-Spiel oben drauf.
Damit ist das Sega Smash Pack trotz so einiger Schwächen nicht nur in den vereinigten Staaten eine gern ins Laufwerk gelegte Spielesammlung. Und Gleiches gilt dann auch für uns Europäer, wo das Sega Smash Pack Volume 1 leider nicht veröffentlicht wurde. Denn auch hierzulande stellt der Import dieser netten Oldie-Sammlung nicht nur Kultstatus dar. Auch wir können ein für den Westen lokalisiertes "Virtua Cop 2" auf unserer Dreamcast Konsole daddeln.

Ronny Wecke