Dreamcast -- Virtua Cop 2 (JPN)

Der Name Virtua Cop dürfte unter SEGA Fans bekannt sein. In den Arcade Hallen zumindest zählt der Titel neben "The House of the Dead" wohl noch zu den bekanntesten Lightgun-Shootern überhaupt. Grund genug, das Spiel auch auf Konsole umzusetzen, dachten sich wohl die Entwickler. "Moment", werden aber Saturn-Spieler sagen, wenn sie an Virtua Cop denken. Teil 1 und auch der Nachfolger wurden doch für die 32-Bit Konsole schon unlängst auf den Markt gebracht. Und das ist natürlich richtig. Den zweiten Teil wollte SEGA dann aber wohl doch auch noch auf der 128-Bit Konsole Dreamcast sehen, weswegen die Entwickler von AM2 den Lightgun-Shooter auch für die Kringelkonsole umsetzten. Ähnlich des Shoot 'em Genre ist aber auch hier eines sicher: Eine Story ist beinahe nicht vorhanden. Im Intro seht ihr bereits, worum es geht: ein Überfall auf ein Juweliergeschäft im hohen Stil. Die Cops liefern sich bereits ein Schusswechsel mit den Gangstern, die zahlreich aus praktisch allen Ecken feuern. Die Polizisten ziehen sich schon zurück, als die eigenen Dienstwagen hinter ihnen in die Luft fliegen. Mit lauten Sirenen kommt aber schon Unterstützung daher: Ein weiterer Wagen mit der Aufschrift „V.C.P.D.“ rast in Richtung Einsatzort. Michael Hardy, auch Rage genannt, steigt mit Partnerin Janet Marshall aus, um sich dem Problem unverzüglich anzunehmen. Genau an dieser Stelle steigt ihr ins Spiel ein. Was euch dabei zur Verfügung steht, solltet ihr aber vor dem Spiel in den Optionen festlegen. Neben möglichen Leben (1 bis 9) oder den Continues (0 bis 9), stellt ihr hier auch den Schwierigkeitsgrad ein, schaut euch die Controller-Konfiguration an oder kalibriert eure Lightgun.
Spielt ihr mit dem Controller, erscheint im Spiel ein Fadenkreuz, welches ihr mittels des Steuerkreuzes langsam oder dem Analogstick schnell bewegen könnt. Gangster und Banditen springen euch von allen Seiten ins Bild, während ein farbiger Kreis diese stets einrahmt. Befindet sich das Fadenkreuz bereits innerhalb dieses Kreises und drückt ihr die A-Taste, gilt euer Gegner als getroffen, auch wenn ihr diesen nicht direkt anvisiert hattet. Dieser Trefferbereich kann in den Optionen verändert werden, sodass ihr die Personen auch direkt treffen müsst. Eine kleine Anzeige gibt euch aber zu verstehen, sobald ihr einen Volltreffer landet. Insofern solltet ihr die Gegner schon möglichst genau erwischen. Ein Fadenkreuz müsst ihr natürlich immer erst über den Bildschirm ziehen. Dabei habt ihr eine genaue Anzeige, wo euer Schuss trifft. Anders ist dies, sobald ihr eine Lightgun zur Hand nehmt. Um diese genau zu beherrschen, muss die Kalibrierung natürlich stimmen. Anders als in manch anderen Spielen seht ihr bei der Einstellung aber keine Anzeige. Daher seid ihr vermutlich zunächst ziemlich am probieren, wie die Gun nun reagiert. Den Mittelpunkt der Zielscheibe trefft ihr dabei ohne Probleme, die vier Ecken eures TVs sind dabei weitaus schwieriger. Mitunter fragte ich mich ernsthaft, wie hier eine gute Kalibrierung möglich sein soll. Bekommt ihr das dann aber (irgendwann) hin, macht das Spiel natürlich weitaus mehr Spaß, als mit dem bloßen Controller. In diesen steckt ihr zudem hinten das Vibration Pack und vorn die Visual Memory Unit ein. Bei der Lightgun habt ihr nun die Qual der Wahl: Vibration Pack oder Visual Memory Unit?

Entscheidet ihr euch für das Vibration Pack, spürt ihr Erschütterungen, die nach einem gegnerischen Treffer ausgelöst werden. Die runden Kreismarkierungen der Gegner sind anfänglich grün, wechseln zu gelb und schließlich ins rot. Sobald die Markierung rot erreicht, schießen eure Feinde auf euch und ihr verliert eines eurer maximal neun Lebenspunkte, welche in Form von Cop-Marken mit integriertem Herzen gestaltet wurden. Sobald alle Lebenspunkte erschöpft sind, folgt der Einsatz einer Continue. In Deckung gehen könnt ihr während des Schusswechsels nicht. Lediglich eure Feinde verstecken sich hin und wieder hinter Holzbarrieren, Mauern, Fenstern oder in Blechcontainern. Sie kommen auch gern mit einem Gegenstand direkt auf euch zu, um euch diesen überzuziehen. Obwohl ihr die ganze Zeit über auf Menschen schießt, fließt hier kein Blut. Jeder Treffer wird mit kurzen, blitzartigen Effekten dargestellt. Das erste Level, welches übrigens nicht zwingend das erste sein muss, spielt innerhalb der Stadt - ganz wie es im Intro gezeigt wird. Zu Beginn habt ihr die Möglichkeit, drei verschiedene Level zu spielen. Am Ende muss jedoch jeder so genannte „File“ absolviert werden, dessen Namen lediglich in Englisch erwähnt aber in Japanisch dargestellt werden.
Vor und innerhalb des Juweliergeschäfts geht’s heiß her. Hinter einem PKW, aber auch von einem Häusergeländer aus nehmen die Räuber Deckung und versuchen euch aus dem Weg zu räumen, während innerhalb des Shops der Teufel los ist. Mit Maschinengewehr und Pistolen bewaffnet, bedrohen die Täter die Angestellten. Der Schmuck wird bereits in die Säcke gepackt. Es herrscht rohe Gewalt, als ihr gerade mit hoffentlich geladener Waffe durch die Tür tretet. Nacheinander oder zusammen tauchen die Bewaffneten hinter den Vitrinen hervor und zielen auf euch. Schnelle Reaktion ist gefragt, wenn ihr hier ohne Energieverlust herauskommen wollt. Die Kamera schwenkt dabei automatisch in alle Richtungen und Ecken, in denen die Täter hervorgesprungen kommen. Somit gibt es satt Action. Der sich färbende Kreis umrahmt dabei automatisch einen Gegner nach dem anderen und erleichtert euch dabei die „Arbeit“. Denn dadurch wisst ihr genau, welchen Banditen ihr als nächstes aufs Korn nehmen müsst. Je nachdem wie gut ihr die Räuber trefft - es ist stets ein Treffer erforderlich - erhaltet ihr entsprechend Punkte, die euch zum Schluss in einer kleinen Zusammenfassung aufgelistet werden. Ob oberhalb einer Treppe oder hinterm Tresen, nicht nur bewaffnete Männer tauchen im Bild auf. Auch Unschuldige und Geiseln stehen hin und wieder im Bild oder werden von euren Kontrahenten als Schutzschild benutzt. Diese dürft ihr natürlich nicht abschießen, weswegen ein planloses Herumballern nicht ratsam ist.

Jede Stage ist in mehrere kleine Etappen unterteilt, nach denen ihr für einen kleinen Augenblick eine kurze Auflistung eurer Leistungen zu sehen bekommt. Neben den Punkten seht ihr auch die Anzahl erledigter Feinde, abgeschossene Zivilisten (hoffentlich immer Null), sowie eure abgeschossenen Patronen samt Treffer. Diese werden prozentual in eure Trefferquote umgerechnet. Danach geht es auch sogleich weiter zum nächsten Abteil innerhalb des Levels. Ob eine Verfolgungsjagd im Polizeiwagen oder zu Fuß vor einer alten Hausfassade, schießwütige Verbrecher springen von allen Seiten hinter Büschen, Tonnen, Türen und vielem mehr hervor. Oftmals kommt es vor, dass diese auch ein kurzes „Hey“ von sich geben. Diese Leute kommen nur für einen Moment aus ihrem Versteck hervor. Schafft ihr es, diese innerhalb dieser Zeit zu treffen, legt ihr in der Regel einen besonderen Gegenstand frei. Schießt ihr auch auf diesen, erhaltet ihr ein neues Lebenssymbol oder eine bessere Waffe.
Und davon integrierten die Entwickler eine ganze Menge: Sei es eine Maschine Gun, ein Gewehr oder auch eine Schrotflinte – es ist eine ganze Menge vorhanden. Allerdings ist deren „Haltbarkeit“ unterschiedlich. Denn zum einen habt ihr tatsächlich nur eine begrenzte Anzahl an Kugeln im Lauf, bevor ihr automatisch zur Standardwaffe wechselt. Oder aber die Waffe besitzt wie eure Standardwaffe unendlich viel Schuss. Das heißt, ihr könnt mit dieser neuen Waffe solange um euch ballern, wie ihr möchtet. Werdet ihr jedoch von einem Feind getroffen, ist die Waffe auch futsch und ihr müsst mit eurer Polizeiwaffe wieder vorliebnehmen. Alle Waffen sehen natürlich anders aus, hören sich anders an und auch die Anzeige eurer Patronen auf dem Bildschirm unterscheiden sich voneinander.
Interessant und in jeder Etage vorhanden sind die verschiedenen Weggabelungen, zwischen denen ihr allein entscheiden dürft. Habt ihr euch entschieden, schießt einfach auf eines der beiden gezeigten Schilder und ihr folgt dem Weg links oder rechts. Am Ende gelangt ihr zwar immer ans gleiche Ziel, jedoch durchlauft oder durchfahrt ihr bis dahin andere Gegenden. So dürft ihr beispielsweise auf der einen Seite sogar auf Motorradfahrer schießen, welche stilecht von diesen herunterfallen. Oder aber ihr geht statt der „Arcade Line“ den „DC Way“. Doch nicht nur an diesen verschiedenen Wegen wirbt SEGA für hauseigene Kreationen: Neben der „Dreamcast St.“ im Untergrundbereich gibt es auch hin und wieder schöne Shenmue Plakate und Bilder zu sehen. Sobald ihr aber das Ende einer Ebene erreicht habt, solltet ihr ein noch wachsameres Auge haben. Hier wartet der Levelboss. Ob dieser euch mit Raketen und Autos bewirft oder gleich mit einem Panzer angreift, sei erstmal dahingestellt. Nur eines ist sicher: Angriff ist die beste Verteidigung. Besonders wichtig ist es hier natürlich, euren Munitionsvorrat genau zu beobachten. Bereits eine fehlende Kugel (da ihr einfach nicht nachladen wolltet) könnte euch einen wichtigen Lebenspunkt kosten.

Und da das Absolvieren eines guter Ranges sicher euer Ziel ist, solltet ihr speziell eure Lightgun auch zu jeder Zeit schussbereit haben. Ihr ladet sie einfach nach, indem ihr sie kurz aus dem Bildschirm haltet und den Abzug betätigt. In diesem Spiel zählen nämlich nicht nur die einfachen Treffer, um Gegner umzunieten, sondern exakte Treffer - wie vorhin kurz erwähnt. Bei korrektem Treffer erscheint jeweils eine kurze Anzeige im oberen Bildschirm und gibt zudem weit mehr Punkte, als ein einfacher Abschuss. Für die einfachen Treffer erhaltet ihr nämlich meist nur Punkte im Bereich der 500 oder weniger. Für einen exakten Treffer dagegen über 1000. Mit vielen Volltreffern steigt also nicht nur eurer Punktekonto in die Höhe, sondern der Eintrag ganz weit oben in den Ranglisten ist euch damit sicher. Wollt ihr zudem noch eure Trefferquote weit oben haben, solltet ihr nur wenig daneben schießen. Allerdings sei euch gesagt, dass sich in manchen Objekten - sei es ein Bild, eine Tonne oder anderswo - ebenfalls Waffen oder ein Life Up gefunden werden können. Im Übrigen macht es Spaß, nebenbei auf allerlei Zeugs zu ballern, während Geschirr und Flaschen zerspringen, Melonen in allerlei Richtungen spritzen oder sich sogar Fernseher von der Wandhalterung lösen. Fahrzeuge könnt ihr zudem in einen Unfall verwickeln…
Diese sehen auch realistisch aus, denn selbst zerschossene Autoreifen drehen sich nur noch als Gummifetzen ums Rad, Looping schlagende Karosserien gibt’s inklusive. Allerdings ist Virtua Cop 2 grafisch dennoch eher Mittelmaß. Es ist durchaus zu sehen, dass es sich hier lediglich um eine Portierung der Saturn Version handelt. In vielen Bereichen haben die Entwickler die Grafik zwar aufgestockt, sodass viele Gegenstände schön zerfallen, erledigte Gegner wunderbar zu Boden gehen und nicht selten auch durch die Kraft der Kugeln weg gedrückt werden. Auch gibt es hier und da nette Explosionen zu sehen. Clippingfehler und hin und wieder Pop Ups gibt es aber dennoch. Speziell größere Schilder, die ihr beispielsweise in der U-Bahn Station von der Decke schießen könnt, prallen nicht an anderen Bauteilen und Schranken ab, sondern fallen durch diese hindurch. Eure Feinde dagegen halten euch ständig auf Trab. Nicht nur, dass diese von allen Seiten gesprungen oder gerollt kommen. Ihre Geiseln geben ebenfalls Laute von sich und werfen euch gern einmal ein „Don’t Shoot“ oder „Somebody help me“ entgegen. Soundmäßig wäre zwar ebenfalls mehr drin gewesen - allein der Klang der Sirene in einem der Level klingt einfach nur grauenhaft - aber für eine portierte Saturn Version ist dies letzten Endes zu noch zu verschmerzen. Schließlich steht mit Virtua Cop 2 doch ein klasse Lightgun-Shooter ins Haus. Hintergrundmusik werdet ihr nicht wirklich bemerken, aber auch nicht vermissen. Schüsse, Explosionen und die Action stehen hier im Vordergrund.


Die Virtua Cops schießen wieder! In der aufpolierten Saturn Version für Dreamcast bringt das Team rund um Yu Suzuki die Lightguns wieder zum Glühen. Und schon hier habt ihr die Qual der Wahl: Vibration Pack für Rumble Gefühl - welches nur einsetzt, sobald ihr getroffen werdet - oder die Visual Memory Unit, um jederzeit die Trefferquote im Auge zu haben? Ganz gleich wofür ihr euch entscheidet, schießwütige Banditen springen euch aus allen Richtungen entgegen. Ihr müsst schnell reagieren, diese erledigen und ihre Geiseln befreien. Obwohl es sich hier um eine japanische Version handelt und die meisten Texte eben auch in dieser Sprache gehalten sind, wird durchweg in Englisch gesprochen. Wer Lightgun-Fan ist (und einen dafür geeigneten TV sein Eigen nennt), kann also bedenkenlos zugreifen und sich Virtua Cop 2 annehmen. Wer bereits die Saturn Version besitzt, wird nicht sonderlich viel Neues zu sehen bekommen - sieht man mal von beispielsweise der Shenmue Werbung ab, weswegen ein Kauf hier eher aus Sammlergründen gerechtfertigt sein könnte.
Wer sein Können beweisen möchte, kann zudem die Hilfsmarkierungen der Kontrahenten, die sich verschieden einfärben, bis diese auf euch schießen, ausschalten. So wird der Weg auf den höchsten Platz in den Ranglisten noch schwieriger. Wer Lightgun-Shooter mag kann durchaus zugreifen und wird auch Spaß daran haben. An Lightgun-Games wie ein „The House of the Dead 2“ (ebenfalls für Dreamcast) kommt Virtua Cop 2 storymäßig und spielerisch jedoch nicht heran.

Ronny Wecke
Virtua Cop 2
Virtua Cop 2
Gameplay (by Krist the Boomer)