Dreamcast Karaoke
SEGA veröffentlichte eine Karaoke-Hardware als Add On für die hauseigene Konsole Dreamcast. Um dieses Add On zu verwenden, wird sie am Extension Port der Dreamcast angeschlossen. Dafür müssen zunächst Modem oder Breitbandadapter abgenommen werden. Ein Kabel verbindet den ‚AC IN‘-Anschluss für die Stromzufuhr der Dreamcast mit der Karaoke-Hardware. Selbiges geschieht mit dem ‚AV OUT‘ Anschluss der Dreamcast zum ‚AV IN‘-Anschluss des Karaoke-Systems. Das Add On verfügt über zwei eigenständige Anschlüsse für die Stromzufuhr beider Geräte sowie einen weitern ‚AV OUT‘-Anschluss zur Bildübertragung zum TV. Damit sind beide Geräte miteinander verbunden. Auch das Karaoke-System verfügt über einen Extension Port, an dem nun das Modem bzw. der Breitbandadapter für die Internet-Verbindung angeschlossen wird. Dieser Port kann aber wie auch jener der Dreamcast-Hardware für weitere Add On Geräte verwendet werden.
Die Vorderseite ist mindestens ebenso spektakulär: Zwei Drehregler und zwei Mikrofon-Anschlüsse zieren das Gerät, das optisch passend zur Dreamcast designt wurde. Beide Drehregler geben die Lautstärke der Mikrofone vor. Ein Dreamcast-Karaoke-Mikrofon liegt dem Set bei und ziert die Dreamcast-Aufschrift. Die Norm dieses Mikrofons ist dabei Standard, wodurch sich auch jedes beliebige Mikrofon an das Dreamcast Karaoke Set anschließen lässt. Ebenso kann das Dreamcast Mikrofon an anderen Geräten genutzt werden. Aufgrund der Beliebtheit von Karaoke in Japan macht dies entsprechend auch großen Sinn, um dem Spiel- bzw. Musikspaß keinen extra Riegel vorzuschieben. Die Internetverbindung ist maßgeblich, um das Dreamcast Karaoke System zu nutzen. Denn mittels des Karaoke-Services stehen unzählige Songs zum Download bereit. Kurz gesagt: System mit der Dreamcast koppeln, Mikrofon anschließen, GD-Rom einlegen und sich das gewünschte Lied von den Servern laden. Der Spaß mit einem weiteren Mitspieler kann beginnen – daheim vor dem TV.
Mitgeliefert wird dafür die Segakara GD-Rom. Diese GD-Rom ist auch notwendig, um das System überhaupt zu erkennen. Denn mit dem Start des als Tower aufgebauten Konsolensets funktioniert zunächst lediglich die normale Dreamcast – ganz ohne Add On. Sprich: Ohne Segakara geht gar nichts. Denn ein neues Konsolen-Interface, bei dem die neue Hardware zuvor automatisch erkannt und um ein neues Auswahlmenü erweitert wird – wie zum Beispiel die Xbox 360 mit dem HD-DVD-Laufwerk in 2006 – gab es zu dieser Zeit noch nicht. Das Dreamcast Menü bleibt bei den insgesamt vier Menüpunkten. Daran ändert auch die beigelegte Segakara GD-Rom nichts. Sie ist aber der Schlüssel zum Add On, eine Art Passport wie der Dreamkey Browser. Das liegt auch daran, weil sich Spieler nur mit dem Segakara auf die Server verbinden können.
Die Aussagen darüber, welche downloadbaren Inhalte zur Verfügung standen oder sogar noch immer stehen, gehen weit auseinander. Nicht alles konnten wir als SEGA-Club aktuell testen. Doch hier ein Überblick über die verschiedenen Informationen:
Erstens: Auf der GD-Rom befindet sich eine kleine Auswahl an Songs, mit denen Käufer des Add Ons bereits einen Nutzen am System haben, ohne sich mit dem Internet verbinden zu müssen. Der Online-Service wird von SEGA bereitgestellt und liefert verschiedene Songs. SEGA gab eine Stückzahl von 16.000 Songs an, wobei monatlich 100 neue Songs hinzukommen sollten. Die Nutzung des Services kostete eine Gebühr:
- Dorikara Free Pass: 2.000 Yen (monatliches Abo, automatische Abbuchung)
- 0-Tages-Ticket: 500 Yen (für denselben Tag bis 24 Uhr des gleichen Tages gültig)
- 1-Tages-Ticket: 800 Yen (gültig vom Kauf bis 24 Uhr des nächsten Tages)
- 30-Tages-Ticket: 2.000 Yen (gilt für 30 Tage ab Kauf)
Pro Tag 500 Yen, pro Monat 2000 Yen: Das entsprach 2001 einem Wert von 4,60€ pro Tag bzw. 18,41€ pro Monat. Eine Stunde in einem japanischen Karaoke-Studio kostete etwa 300 bis 500 Yen pro Stunde. Nach der Server-Schließung ist die Nutzung nicht mehr möglich. SEGA beendete den Service im Jahr 2006.
Zweitens: Auf der GD-Rom befinden sich Songs, die allerdings erst freigeschalten werden müssen – durch DLCs. Dies waren sehr kleine Files für die Visual Memory Unit, die dann durch die GD-Rom Software erkannt und entsperrt würden. Laut damaliger und offizieller Produktseite von SEGA Japan soll es bereits 40 Background Videos auf der Segakara GD-Rom gegeben haben. Insgesamt besaßen die VMUs vermutlich zu wenig Platz, um die Songs an sich zu speichern, während das Karaoke-System selbst ebenfalls über keinen internen Speicher verfügt. Ins Spiel käme hier das Dreamcast ZIP-Drive, das SEGA für den Launch vorbereitete.
Drittens: Auf der GD-Rom befinden sich keine Songs – auch nicht freispielbar, um das Gerät auch ohne Internetzugang nutzen zu können. Dadurch wird das Dreamcast Karaoke-System auch als heute nutzloses Gerät dargestellt. Ob es in Japan GD-Roms mit verschiedenen Songs oder gar Editionen zu kaufen gab, ist hierzulande im Westen nicht eindeutig. Einige Berichte sagen ja, andere nein. Im Umlauf sahen wir nie Karaoke-Software für die Karaoke-Einheit. Jedoch sind Inhalte speziell für das Karaoke-System auch über verschiedene veröffentlichte Demo-GD-Roms durchaus denkbar und möglich. Andere Datenträger wie CDs oder VCDs sind mit Dreamcast Karaoke nicht kompatibel.
Viertens: Die Segakara GD-Rom verbindet nicht oder nicht nur mit dem hauseigenen SEGA Karaoke-Service. Stattdessen verbindet die GD-Rom als eine Art Passport auch mit allen erdenklichen Servern, die in Japan im Karaoke-Bereich zu Verfügung stehen: immerhin standen neben der ‚SEGA Homepage‘ auch eine ‚SEGA PageMap‘ und die ‚SEGAKARA Homepage‘ zur Auswahl. Es ist abermals von tausenden Song die Rede, die das Karaoke-Paradies Japan bietet und die sogar wöchentlich aktualisiert werden. Diese wären selbstverständlich komplett unabhängig von SEGA als Unternehmen und daher nicht von einer Server-Schließung durch SEGA betroffen.
Fünftens: Möglicherweise gibt es eine Wahrheit in der Mitte: SEGA stellte das Karaoke System für Dreamcast auf – so wie sie es in der Vergangenheit mit dem Saturn Karaoke Add On taten oder auch mit den Super Prologue Geräten. Etwas, das auch andere Hersteller für das Wohnzimmer leisten – unabhängig von einer Videospielkonsole. Zugleich lieferten sie ihren eigenen Song-Service neben den anderen Anbietern. Womöglich wurde dieser hauseigene Service geschlossen, was die Verbindung zu den japanischen Karaoke-Servern aber nicht beeinträchtigt. Womöglich wurde erst mit der bevorstehenden Schließung eine neue GD-Rom in Japan veröffentlicht, um auch ohne den SEGA Service auf andere Karaoke-Server zugreifen zu können – ganz ähnlich wie der Dreamkey Browser 3.0 in Europa die Online-Fähigkeit der Konsole durch das Aus der Dreamarena bewahrte. Diese liegt dann den Sets natürlich nicht bei und könnte Grundlage für die verschiedenen Aussagen sein.
Sechstens: Ist die Dreameye Kamera angeschlossen, können auch die Gesichter der Singenden in die verschiedenen Hintergründe der Song-Videos projiziert werden, während die Songtexte von unten nach oben laufen. In der Tat gab SEGA an, dass die Kamera zusätzlich verbunden werden kann.
Sobald wir nähere Infos hierrüber haben oder mit unserem Karaoke-Set Neues testen können, aktualisieren wird unsere Informationen für euch. Korrekt ist: Dass sich auf der beigelegten GD-Rom – zumindest in unserem Karaoke-Set – zunächst keine Songs befinden. Ob es verschiedene Ausführungen der GD-Rom als Beilage des Sets gab, ist eher unwahrscheinlich. Ob Karaoke-DLCs neue Inhalte auf GD-Rom freispielten, ist nicht nachprüfbar.
Schwierig wird es für westliche Interessenten des Dreamcast Karaoke Add On. Da die Karaoke-Einheit nur in Japan veröffentlicht wurde, kann sie zunächst nicht ohne weiteres an westliche Steckdosen angeschlossen werden. Es verfügt über ein internes Netzteil und wird mit 100 Volt betrieben – so steht es auch auf dem System. Zudem versorgt diese japanische, technische Einheit die darüberliegende Dreamcast mit Strom. Wird eine Import-Konsole (sprich: nicht japanische Dreamcast) auf das japanische Pendant gestellt und verbunden, wird auch diese mit 100 Volt betrieben. Eine Import-Konsole kann diese Strommenge aber nicht aufnehmen. Dreamcast-Fans sollten daher aufpassen, ihr erworbenes Dreamcast Karaoke System sowie ihre Dreamcast nicht durch eine unsachgemäße Verbindung zu zerstören. Ein Stromumwandler ist notwendig, um das Add On hierzulande zu betreiben. Das ausschließlich mit einer japanischen Konsole, da die Karaoke-Einheit dennoch den auf 100 Volt umgewandelten Strom weitergibt. Eine von uns bislang nicht getestete Möglichkeit wäre, die Karaoke-Einheit und die Dreamcast nur via AV IN/OUT miteinander zu verbinden und die Systeme unabhängig voneinander mit Strom zu versorgen. Dabei ist zu beachten, dass das japanische Karaoke-System kein Stromkabel mitliefert. Denn SEGA ging davon aus, das bereits genutzte Stromkabel der Hauptkonsole zu verwenden, während das mitgelieferte Mini-Verbindungskabel beide Geräte in der Stromzuvor koppelt. (Letzte Alternative: ein Umbau der Karaoke Add Ons mit einem westlichen Netzteil.) Fans von VGA müssen außerdem beachten, dass das Set nicht mit VGA-Boxen kompatibel ist.
Die Karaoke-Einheit für Dreamcast wurde im März 2001 in Japan verkauft. Den Preis gab SEGA auf der Homepage für 10.290 Yen an. Gerechnet zum Kurs von 0,018002 DM für einen Yen im Jahr 2001 entsprach dies einem Verkaufspreis von rund 185,24 DM bzw. etwa 94,71€. Hätte SEGA das Karaoke-Set in den USA veröffentlicht, stünde ein Preis von ca. 100 US-Dollar auf dem Verkaufsschild.