Das ist er also, der neuste Ableger des schnellsten Igels der Welt, Sonic the Hedgehog. Nach Jahren des immer weiter sinkenden Sternes des blauen Flitzer, der in SONIC the Hedgehog (2006) eine komplette Bruchlandung hinlegte, will man mit „Sonic Unleashed“ nun back to the roots und an die glorreichen Tage von früher anknüpfen. Nach dem technisch miserablen letzten Teil gehe ich mit wenig Erwartungen und Optimismus an dieses Spiel. Zu enttäuschend ist der letzte Teil am Ende ausgefallen, das schon fast jegliche Hoffnungen auf ein Comeback des Igels zunichte gemacht hat. „Unleashed“ hat im Vorfeld mit interessanten Trailern und Screenshots punkten können. Doch sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben, war es doch mit dem 06er Sonic genau der gleiche Fall. Zwischenzeitlich ist viel passiert. Yuji Naka hat sich vom Sonic Team und seinem Igel getrennt und die Firma Prope gegründet. Neuer Chef des Teams wurde Akinori Nishiyama, der als Producer der fantastischen Rush-Reihe bekannt ist. Dieser Mann soll es sein, durch den Sonic wieder gefeiert werden kann. Mit einigen schweren Atemzügen lege ich die Disc ins Laufwerk ein und starte das Spiel …

Eine riesige Armada an Raumschiffen fliegt in Richtung Erde, angeführt von einem gigantischen Schlachtschiff. An dessen Steuer: der gute alte Eggman, der erneut versucht, seinen Traum vom Eggmanland in die Tat umzusetzen und die Welt zu tyrannisieren. Doch seine Traumblase zerplatzt, als er in weiter Ferne den Umriss eines uns bekannten Igels sieht, der seine Taten sofort vereiteln möchte. Auch eine Armee an Kampfrobotern kann Sonic nicht stoppen und so bahnt er sich seinen Weg immer weiter Richtung Professor, der am Ende sogar noch selbst Hand anlegt, um seinen Widersacher einen Strich durch die Rechnung zu machen. In den Klauen des Riesenroboters bleibt Sonic nur eine Wahl: Er nutzt die übernatürlichen Kräfte der sieben Chaos Emeralds und verwandelt sich in Super Sonic. Geschockt von diesem Anblick sucht Eggman das Weite, dicht gefolgt vom Superigel, der noch während seiner Verfolgungsjagd unterwegs befindliche Raumschiffe in die Luft jagt. Das unfaire Rennen endet in einer langen, schmalen Raumstation, in der Eggman auf Knien um Gnade fleht und sich von Grund auf ändern will. Während Sonic durch Eggman abgelenkt wird, lässt dieser ihn in eine Falle tappen, die ihm sämtliche Energie der Emeralds entzieht. Diese absorbierte Energie lässt das größenwahnsinnige Genie in einem gebündelten Strahl Richtung Erde abfeuern, woraufhin der gesamte Planet in neun Teile zerbricht (ein Wunder, dass hierfür nicht einfach die Eclipse Cannon genutzt wurde). Als ob das aber nicht schon schlimm genug ist, wurde mit dem Bersten des Planeten eine schreckliche Kreatur freigelassen, die als Dark-Gaia bekannt ist und die Erde in Dunkelheit stürzen will. Da aller guten Dinge bekanntlich Drei sind, lässt die dritte Katastrophe nicht lange auf sich warten. Während Sonic sämtliche Energie entzogen wird, machen sich an ihm einige Veränderungen spürbar. Ihm wächst dunkles Fell, seine Arme werden muskulös, seine Zähne wachsen um einiges … mit einem breiten Heuler befreit sich Sonic schließlich aus seiner Falle. Der Atem stockt uns Spieler, als wir den Werehog in seiner ganzen Pracht erkennen. Doch bevor dieser noch weiter bewundert werden kann, öffnet der fiese Eggman ein Fenster, Sonic und die Emeralds werden hinaus gesaugt und krachen hinunter auf die Erde. Der Spieltitel wird eingeblendet, das Intro wird beendet und das Abenteuer beginnt.

Am Ende eines langen Fluges auf der Erde angekommen, versucht der mutierte Sonic sich zurechtzufinden und schaut sich um. Auf dem Boden sieht er das kleine, rosa Etwas liegen, den Sonic später „Chip“ taufen wird. Da Sonic auf Chips Kopf gefallen ist, hat er leider vergessen, wer er ist und wo er hin wollte. Durch Schuldgefühle geplagt, verspricht Sonic ihm zu helfen und herauszufinden, sich wieder zu erinnern. So beginnt die etwas ungleiche Freundschaft der beiden auf der Suche nach Eggman und Chips Identität. Der etwas unbeholfene Chip versüßt dabei jede Zwischensequenz mit seinem ganz persönlichen Charme. Doch noch bevor die beiden endlich loslegen, lassen sich schon die ersten Sonnenstrahlen am Horizont blicken und Sonic verwandelt sich von der grässlichen Kreatur zurück zu dem blauen Igel. So schlängelt sich das Konzept durch das gesamte Spiel. Tagsüber der gefeierte, blaue Flitzer, in der Nacht die monströse Kreatur. Nach dem Aufeinandertreffen geht es nun endlich los mit dem ersten Level, das gleichzeitig als Tutorial fungiert und euch die Steuerung näher bringen wird (worauf ich später weiter eingehen werde). Hat man dieses abgeschlossen, kommt ihr auf dem ersten Kontinent an.

Einmal um den Globus, bitte …

Wie schon erwähnt, gibt es insgesamt neun verschiedene Kontinente, die man besuchen kann und somit auch neun verschiedene Städte und Dörfer, die alle an unterschiedliche Länder oder Kulturkreisen erinnern. Von der vereisten Antarktis bis zum tropischen Inselarchipel oder von der an New York City inspirierten Großstadt bis in kleine Dschungelsiedlungen ist alles dabei. Die verschiedenen Regionen erreicht ihr bequem über die im Hauptmenü befindliche Weltkarte, die an sich sehr nett anzusehen ist. Ihr seht hier tatsächlich den gesamten Planeten aus dem Weltall, auf dem ihr mit Hilfe des Sticks umher schwenkt und alle freigeschalteten Gebiete problemlos erreichen könnt. Habt ihr ein Gebiet erfasst, könnt ihr euch aussuchen, ob ihr die besagte Region besuchen oder doch nur ein bestimmtes Level abschließen wollt. Das letzte Feature auf der Weltkarte erlaubt es euch, die Zeit per X-Button verstreichen zu lassen. Dabei wird die Sonne solange um den Planeten kreisen (ja, in diesem Spiel ist das möglich), bis ihr den Button wieder loslasst. So könnt ihr bestimmen, ob ihr eine Region am Tag oder in der Nacht besuchen möchtet. Denn so verändern sich nicht nur die einzelnen Regionen und Stages, es wird auch festgelegt, ob ihr als Hedgehog oder Werehog durch die Gebiete lauft.

Jedes Gebiet ist in zwei Abschnitte unterteilt. Zum einen den Hauptbereich und zum anderen das so genannte „Eingangslevel“. Im ersten Bereich spielt sich das Leben der Städte ab. Ihr könnt beim gemütlichem Gehen die Umgebung erkunden, mit den Bewohnern reden, euch im Shop mit Souvenirs oder Essen eindecken oder euch gegen Challenges der Hot-Dog-Verkäufer, die in jeder Region zu finden sind, behaupten. Im Eingangslevel könnt ihr die Eingänge zu den verschiedenen Stages finden, von denen es von jeder Art, also Tag- und Nachtlevel, immer zwei unterschiedliche gibt. Einmal der Hauptakt und kleinere Level, die den großen Kursen entnommen sind und sich aus verschiedenen Aufgaben zusammenstellen, etwa das rechtzeitige Ankommen im Ziel innerhalb eines Zeitlimits. Mit Sonic durch die Eingangslevel zu gehen, gestaltet sich teilweise als sehr nervig. Geht er im Hauptbereich noch gemütlich umher, wird er hier zu schnell und etwas unkontrollierbar. So kommt es schon hin und wieder vor, dass man an den Plattformen, die zu den Stages führen, einfach vorbei läuft, einfach weil der Igel ein Tick zu schnell ist. 

Um euch in den Städten zurechtzufinden, wird während der Ladezeit eine kleine Karte eingeblendet, die euch einen groben Überblick über das Gebiet gibt. Tatsächlich aber sind diese gar nicht so groß, als dass man sich jederzeit verlaufen könnte, wie es in Sonic 06 der Fall war. Trotzdem strotzen sie mit viel Liebe zum Detail und glänzen mit ihrem eigenen Charme. Auch ihre Einwohner verhalten sich so, wie man es von ihrer Region erwarten würde. Sind die Ureinwohner der Savanne sehr naturbewusst und hören auf die Geister der Umgebung, die mit ihnen kommunizieren, sind die Einwohner der Großstadt von Empire City immer hip und modern, ständig unterwegs und multikulturell. Auch musikalisch passt sie perfekt zum Rest der Gebiete. Wird in Chun-Nan ein asiatisch angehauchter Musikstil verwendet, dudelt in dem an Spanien erinnernden Spagonia das Akkordeon vor sich hin. Man merkt wirklich, dass sich das Sonic Team wirklich Mühe gemacht hat mit den jeweiligen Gebieten. Jede einzelne erinnert an ein reales Vorbild. Und genau wie die Oberwelten, sind die passenden Stages im gleichen Stil gehalten.

Ein kleines Schmankerl bietet sich an, wenn man den zweiten Kontinent freischalten will. Anstatt dass ihr euch per Weltkarte dorthin begebt, fliegt ihr mit Tails Tornado von Punkt A nach B. Aus einem gemütlichen Flug wird allerdings eine kleine Flugschlacht zwischen Sonic und Eggmans Flotte. Wer jetzt die Flugeinlagen á la Sky Chase aus Sonic Adventure vermutet, wird leider enttäuscht sein. Zwar ist auch hier die Flugbahn vorgegeben, allerdings könnt ihr das Flugzeug nicht mehr selbst steuern und auch das Schießen ist etwas anders aufgebaut. Ihr hämmert nicht wie wild auf dem Button rum. Stattdessen wird unter den auftauchenden Gegner der jeweilige Knopf abgebildet, denn ihr dann drücken müsst, um ihn zu besiegen. Das gestaltet sich teilweise als extrem nervig, wenn man, wie ich, die Positionen der einzelnen Knöpfe immer verwechselt. So kann es passieren, dass man schon mal einige Leben verliert, bis man dieser Art von Flug überstanden hat. Ein Glück, dass diese Form einer „entspannenden Reise“ nur zweimal im gesamten Spiel auftaucht. Jeweils zu Beginn und gegen Ende des Spiels.

Wenn die Sonne am Horizont aufgeht …

… und die Wattewolken am blauen Himmel empor ziehen, packt der Igel seine Stärken aus. Habt ihr euch ein Level ausgesucht und die Ladezeiten hinter euch gebracht, geht es auch direkt los. Mit einem beherzten „Ready … GO!“ läutet Sonic das Spiel ein und rast los. Der Aufbau der Stages wechselt hierbei flüssig zwischen 2D und 3D ab. Während ihr in der zweidimensionalen Ansicht von links nach rechts lauft, springt und schlittert - wie aus den frühen Mega Drive-Zeiten bekannt, seht ihr den Igel in der dreidimensionalen Ansicht aus der Verfolgerperspektive, wie es in Sonic und die Geheimen Ringe der Fall ist. Die Steuerung wurde hierbei generalüberholt. Zwar springt ihr nach wie vor mit der A-Taste, der Verfolgungsangriff wird hierbei jedoch auf der X-Taste ausgeführt. Anfänglich führt das zu einigen Verwirrungen, jedoch hat man diese Änderung schnell verinnerlicht. Auf der B-Taste duckt und kriecht Sonic, bei Anlauf schlittert er auf dem Boden und kann so durch enge Lücke rutschen. Vollführt ihr vorher noch einen Sprung, macht der Igel eine Stampfattacke, mit dem man Gegner aus der Luft frontal aufs Haupt springen kann. Befindet sich vor euch eine Reihe aus Ringen, könnt ihr mit Hilfe der Y-Taste einen Lichtgeschwindigkeitssprint ausführen. Drückt ihr während des Laufens [LB] oder [RB], hechtet Sonic mit einem kurzen Sprung zur Seite und kann so Hindernissen ausweichen. Als letztes bleibt noch die Funktion der X-Taste übrig. Sammelt ihr einige Ringe auf, eröffnet sich die Funktion dieser Taste, der Sonicschub. Aktiviert ihr ihn, prescht Sonic mit wahnsinniger Geschwindigkeit los und rennt dabei Gegner und Mobiliar über den Haufen. Allerdings ist dieser Spaß oft nur von kurzer Dauer. Unten am Bildschirmrand könnt ihr die Ringenergie finden, die ähnlich der Spannungsanzeige aus Sonic Rush fungiert. Ist diese leer, könnt ihr keinen Schub mehr benutzen. Je länger ihr aber diese Funktion am Stück nutzt, umso weniger Energie geht euch mit der Zeit verloren. Eine weitere Eigenschaft dieses Schubes besteht im Anziehen der Ringe. Lauft ihr dicht an den Ringen vorbei, werden diese Ringe von der Geschwindigkeit magnetisch angezogen, wie man es vom Blitzschild aus Sonic the Hedgehog 3 kennt.

Mit all diesen Funktionen fühlt man sich in einem totalen Geschwindigkeitsrausch. Ihr saust mit irrwitzigem Tempo durch Loopings, überwindet gekonnt Abgründe mit einem guten Sprung und zerlegt Eggmans Gefolgschaft mit einem passenden Angriff in ihre Einzelteile. Diese geballte Igelpower macht verdammt Spaß! Die Levels könnten auch unterschiedlicher nicht sein. Niemals hat man das Gefühl, man würde eine Passage schon aus einem anderen Level kennen. Teilweise rast man so schnell durch den Level, dass man die wundervoll designten Welten kaum betrachten kann und einem die vielen Details kaum auffallen. Frustmomente gibt es aber auch hier. So kann es schon hin und wieder passieren, dass man zu schnell vorbei saust und nicht mehr genug Zeit hat, Abgründe zu überwinden oder Gegner auszuschalten. Das kann einige Leben kosten. Aber je öfter man eine Passage durchgeht, umso besser kann man sich die Standorte merken, wann man springt und wann nicht. Durch die 2D/3D-Aufteilung gibt es praktisch auch keine Kameraprobleme mehr, die Sonic schon im ersten 3D-Ableger plagten. Das einzige, was wirklich nervig wirkt, sind die so genannten Quicktime Events. Schießt Sonic eine Rampe hinauf, wird eine Buttonabfolge eingeblendet, die man in wenigen Sekunden absolvieren muss. Schafft man das, erreicht man höher gelegene Orte. Geht diese Aktion daneben, passiert euch normalerweise nichts. Trotzdem kann es auch passieren, dass das QTE korrekt bewältigt werden muss, weil man sonst in den Tod stürzt. Das wirkt leider etwas aufgesetzt und kann wirklich in viel Frust enden, wenn man die Buttons verwechselt. Dennoch spielen sich die Tageslevel sehr flüssig und machen wirklich viel Spaß. Eine witzige Funktion besteht darin, dass Sonics Tempo an jedem Checkpoint gemessen wird. Das hat zwar keinen praktischen Nutzen, trotzdem wird einem so doch bewusst, wie schnell er tatsächlich ist. Auch die Bosskämpfe können sich sehen lassen. Zwar folgen alle Kämpfe dem gleichen Schema, in dem Sonic einen von Eggmans Robotern hinterher jagt und auf eine passende Gelegenheit zum Angriff warten muss. Dennoch ist es ein erhabendes Gefühl, dem alten Eierkopf eins ausgewischt zu haben.

… und wenn der Mond erstrahlt …

… und die Sterne ihre voll Pracht ausschöpfen, hört man ein Heulen zwischen den Gassen. Nachts ist die Zeit, in der Sonic sich in seine grässliche Werehog-Form verwandelt und seine Geschwindigkeit gegen Kraft und Stärke eintauscht. Hatte ich anfangs die Befürchtung, dass die Nachtlevel aufgesetzt wirken und wie die eher öden Schatzsuchen in Sonic Adventure 1 & 2 enden, wurde ich beim Spielen eines besseren belehrt. Tatsächlich macht auch Sonics nächtliche Verwandlung eine gute Figur. Zwar rennt und springt man nicht mehr durch die Gegend, sondern prügelt sich durch die Horden von Dark Gaias Gefolgschaft. Eine etwas merkwürdige Eigenschaft erlaubt es Sonic außerdem, seine Arme zu dehnen und zu strecken. Die Steuerung ist dabei sehr simpel gehalten. Mit [A] springt ihr wie gewohnt. Auf [X] führt Sonic einen Krallenhieb aus, auf [Y] einen Frontalschlag und auf [B] kann er geschwächte Gegner packen. Für Verteidigung ist natürlich auch gesorgt. Drückt ihr [LB], verschränkt Sonic seine Arme und baut einen Schild um sich auf, der alle Angriffe abwehrt. Dieser Schild hält allerdings nicht ewig. Am unteren Bildschirmrand könnt ihr erkennen, wie viel Energie euer Schutz noch verträgt, bis er völlig aufgebraucht ist. Das hört sich sehr eintönig an, doch das war noch nicht alles! Die einzelnen Angriffe lassen sich zu ganzen Combos zusammen reihen, wodurch man mit der Zeit verheerende Angriffe vollführt und Dark Gaias Horden noch schneller in die Knie zwingt. Zusätzlich könnt ihr Gegner mit einem K.O.-Schlag sofort besiegen. Erscheint über einen das Ausrufezeichen, solltet ihr [B] drücken. Es erscheint auch hier wieder ein Quicktime Event. Löst ihr dieses korrekt, schnappt sich Sonic seinen Gegner und verdrischt ihn ordentlich – der Fiesling ist danach Geschichte. Doch auch das war längst nicht alles. Die wahre Kraft des Werehog könnt ihr erst nutzen, wenn die Unleash-Anzeige gut gefüllt ist. Um das zu tun, braucht ihr nichts Weiteres machen, als Gegner zu verhauen, ähnlich der Ringenergie vom normalen Igel. Ist die Anzeige gefüllt, drückt [RB]. Mit einem lauten Heuler wird die wahre Kraft des Werehogs sprichwörtlich entfesselt. Mit der neu gewonnenen Stärke und Geschwindigkeit könnt ihr die Gegner nun problemlos noch viel schneller zur Strecke bringen. Allerdings hat auch dieser Spaß irgendwann ein Ende. Habt ihr die Kraft entfesselt, leert sich die Anzeige immer weiter, bis sie irgendwann völlig aufgebraucht ist. Um diesen Zustand zu ändern, solltet ihr einfach immer weiter Gegner besiegen, wodurch die Anzeige länger gefüllt bleibt.

Zwar haben die nächtlichen Ausflüge keine epischen Ausmaße wie Spartan: Total Warrior oder „God of War“, dennoch machen diese Prügeleien sehr viel Spaß. Neben dem Verhauen gibt es auch noch einige Sprung-, Balance- und Rätselpassagen. Letztere sind dabei sehr einfach gestrickt und belaufen sich häufig auf das Verschieben von Kisten auf einen Schalter. Das ist zwar nicht wirklich herausfordernd, trotzdem bin ich gerade über diese Einfachheit froh, sodass man nicht erst haufenweise Rätsel zwischen den Prügeleinlagen bewältigen muss. Auch die Levels können sich sehen lassen. Es ist ein schöner Anblick, wenn man auf den Tropeninseln umher wandert und in weiter Ferne die Sonne langsam untergeht oder im vereisten Holoska das Polarlicht über dem Kopf seine Bahnen zieht. Passend dazu sind auch die Musikstücke, die etwas unaufdringlicher gehalten sind, als in den Tagesleveln. Die Klänge werden langsamer und weicher und eigenen sich sehr gut, sie im Dauerloop anzuhören.

Schlägt man sich im Handgemenge einen Weg frei, braucht man während der Bosskämpfe etwas mehr Taktik. Denn bei denen hilft auch rohe Gewalt nichts. Im Gegenteil, so ist man eines seiner Leben viel schneller los, als einem lieb ist. Auch hier sind es keine großartigen Knobeleien, die man lösen muss, um den Gegner verwundbar zu machen. Trotzdem muss man erstmal überlegen, wie man nun vorgeht. Die Lösung ist dabei immer naheliegend. So muss man dem entflammten, von der Dunkelheit besessenen Phoenix erst ein Fass mit Wasser entgegen werfen, um ihn endlich angreifen können. So ähnlich sind auch die übrigen Kämpfe aufgebaut – trotz des einfachen Aufbaus können diese teilweise sehr knifflig werden, bis man am Ende doch als strahlender Sieger dasteht.

Viele haben die Befürchtung, dass die Nachtlevels allgemein zu lang sind. Tatsache ist aber, dass einem das nur so vorkommt. Sicherlich benötigt man für die Werehog-Stages mehr Zeit, als mit dem normalen Igel. Allerdings ist man mit zweitem auch dermaßen schnell, dass man das Gefühl hat, die nächtlichen Ausflüge werden ins Unendliche gedehnt. Dazu kommt noch, dass es viel mehr Bonuslevel am Tage gibt, als es für die nächtlichen Levels der Fall ist. Man kann also davon ausgehen, dass sich Tag- und Nachtlevel die Waage halten!

Nach jedem abgeschlossenen Level habt ihr die Möglichkeit, die Fähigkeiten von Sonic zu verbessern. Ihr erhaltet dabei für jeden ausgeschalteten Gegner eine gewisse Anzahl an Erfahrung, die ihr dann in einzelne Attribute stecken könnt, wodurch ihr mit Sonic bspw. noch schneller voran kommt oder seine Ringenergie länger gefüllt bleibt. Waren es für den Hedgehog nur zwei Fähigkeiten, habt ihr beim Werehog gleich fünf, die es zu verbessern gilt! Dabei gibt es neben Stärke (erhöht Angriffskraft), Leben (verlängert Lebensanzeige), Unleash (verlängert die Unleash-Anzeige) und Schild (erhöht die Schildpunkte) auch die Möglichkeit, eure Kampfstufe zu erhöhen. Mit jeder gewonnenen Stufe erhaltet ihr so eine neue Angriffstechnik, mit der ihr Feinde umso schneller besiegen könnt. Dies kann gerade bei Bossgegnern oder riesigen Handgemengen von Vorteil sein. Und für den Hunger zwischendurch geben euch alle gekauften Nahrungsmittel eine bestimmte Anzahl an Erfahrungspunkten, die ihr dann wieder in das Verbessern der Fähigkeiten stecken könnt.

Es gibt viel zu tun …

Habt ihr mal die Nase voll vom Rumgerenne und Verkloppe innerhalb der Hauptstory, könnt ihr euch auch abseits dieser die Zeit vertreiben. Ihr könnt mit den Bewohnern reden und so Einiges über diese erfahren, manchmal könnt ihr von ihnen eine Nebenmission abschließen. Diese sind zwar nicht besonders anspruchsvoll und belaufen sich häufig auf simples „Renne von A nach B“, trotzdem hat man mit diesen mehr Spaß, als mit den Nebenmissionen von Sonic 06, zumal hier die extrem langen Ladezeiten komplett wegfallen. Besonderen Einfluss auf das Hauptgeschehen haben diese Nebenmissionen allerdings keinen. Sie dienen lediglich dazu, die Zeit zwischen der Story zu vertreiben. Ein besonderer Geselle ist Professor Pickle. Wenn ihr ihm ein Souvenir aus einer Region kauft, gibt er euch wertvolle Tipps und Tricks, wie ihr neue Wege in einigen Stages freischaltet und gibt euch auch hin und wieder eine Sonnen- oder Mondmedaille. Moment … Medaille? Ja, ganz recht! In allen Gebieten, die man besuchen kann, sind eine gewisse Anzahl an Medaillen versteckt, die es zu finden gilt. Je mehr ihr findet, umso mehr Stages lassen sich in den Eingangslevels freischalten. Wer die Augen in seiner Umgebung offen hält, wird ab und zu Schallplatten, Videokassetten oder ein Buch vorfinden. Habt ihr eines dieser Items aufgesammelt, könnt ihr sie euch in Pickles Labor genauer vornehmen, sofern das passende Mobiliar dafür gekauft wurde. Für jedes gesammelte Item schaltet ihr Musikstücke, Cutscenes oder sogar Artworks frei, die einen Einblick in die Entwicklung von „Unleashed“ geben. Falls auch das Sammeln von Medaillen nicht euer Fall ist, könnt ihr euch um die Challenges der Hot-Dog-Verkäufer kümmern. Diese sind in jeder Region zu finden und geben euch fünf verschiedene Challenges, jede davon in drei verschiedenen Ausführungen, die mit jeden Mal schwieriger werden. Eine dieser Aufgaben besteht zum Beispiel darin, eine gewisse Anzahl an Ringen bei sich zu tragen, wenn man das Ziel erreicht oder unterwegs eine bestimmte Menge an Gegner erledigt zu haben. Besonders knifflig wird dabei das Rennen gegen die Zeit. Da kann es schon mal gut sein, dass ihr nur wenige Sekunden zu spät kommt. Insgesamt sind diese Missionen herausfordernd, aber durchaus lösbar. Und wer sich als Held ein wenig einsam vorkommt, kann auf die Anwesenheit alter Freunde rechnen: Tails und Amy sind mit von der Partie. Zwar nicht als aktive Charaktere, aber ihr könnt die beiden hin und wieder besuchen und einen kleinen Plausch mit ihnen halten.

Ich möchte mich in meinem Fazit bedanken. Bedanken bei SEGA und bedanken beim Sonic Team. Denn der Coup der Entwickler geht auf. Mit „Sonic Unleashed“ sind alle bösen Fehler der Vergangenheit verschwunden und man hat das Gefühl, wieder ein richtiges Sonic-Spiel vor sich zu haben. Sonics Raserei verbindet dabei seine besten Spielprinzipien von 2D/3D und auch die nächtlichen Prügeleien wissen zu gefallen. Die Entwickler haben ihr Vorhaben, Sonic wieder an die Spitze zu bringen, voll erfüllt. Wo Sonic drauf steht, ist auch Sonic drin. Auf lästige Sidekicks und verschiedene Handlungsstränge wurde komplett verzichtet. Man spielt hier das gesamte Spiel über nur den Igel. Und das macht Spaß. Rennen, springen, rutschen oder auch mal schlagen und kratzen – hier kommt keine Minute Langeweile auf! Besonders positiv zu bemerken sind in diesem Spiel die Ladezeiten. Musste man im letzten Teil schon mal eine gute halbe Minute warten, bis man endlich eine Nebenmission starten kann, so sind die meisten Ladezeiten nie länger als fünf Sekunden. Auf der technischen Seite macht „Unleashed“ alles richtig. Und auch akustisch glänzt das Spiel auf voller Höhe, wie man es eigentlich von allen Auftritten Sonics kennt. Daran hat nicht zu letzt das sehr kraftvolle Titellied „Endless Possibility“ von Jaret Reddick schuld. Schade, dass sich Crush 40 in diesem Ableger nicht blicken lassen. Auch die Cutscenes können sich sehen lassen. Es ist einfach lustig mit anzusehen, wie Dr. Eggman von seinen eigenen Robotern ausgelacht wird oder der kleine Chip mit allen seine Schokolade teilen möchte. Man verbringt einige gemütliche Stunden bei diesem Spiel. So freut man sich jedes Mal umso mehr, wenn man ein Planetenteil wieder zusammengefügt hat. Besonders schön ist es, wenn man mit Super Sonic einen der längsten und epischsten Bosskämpfe absolviert, die es je in einem Sonic-Spiel gab! Und auch der gute Chip spielt dabei eine zentrale Rolle, wenn sich sein Geheimnis lüftet.

Ich kann die teilweise negative Resonanz anderer Reviews nicht nachvollziehen. Im Gegenteil, die schon eher üble Kritik stößt mir vor den Kopf. Die Entwickler haben die Zeit, die sie bekommen haben, sehr gut genutzt. „Unleashed“ glänzt mit vielen Stärken und besitzt eigentlich gar keine Schwächen. Ich finde es schade, wie das Spiel durch den Kakao gezogen wird, weil einigen die Werehog-Passagen nicht gefallen. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, auch nicht unbedingt meiner, trotzdem hat mir das Schlagen und Kratzen sehr viel Freude bereitet. Der Igel läuft in seinem neusten Ableger zu Hochform auf, seine Geschwindigkeit ist nun viel besser fühlbar, als es je der Fall war. „Sonic Unleashed“ ist das wohl beste Sonic-Spiel aller Zeiten. 


Erhebt das Glas auf Sonics Comeback:
Dennis Meschke

Sonic Unleashed
Launch Trailer

Sonic Unleashed
E3 Trailer