Dreamcast -- Propeller Arena: Aviation Battle Championship

Jeder, der sich Propeller Arena irgendwie als Image besorgen und sich auf Scheibe brennen konnte, wird die CD mit Hochspannung in das Laufwerk seiner Dreamcast legen und den Power-Knopf betätigen. Nachdem zwischen 50 oder 60 Hz gewählt wurde, geht's auch schon los. Nicht nur, dass das SEGA-Logo endlich mal wieder direkt gesprochen wird. Auch Entwicklerteam und Spieltitel werden namentlich von ein und derselben Person einfach nur genial in den Raum hinein gesprochen! Wer nicht direkt auf den Startknopf hämmert, sondern sich zuerst den Vorspann ansieht, wird hin und weg von dem sein, was ihm als Spieler erwartet. Explosive Action, feuriger Fun, knallharter Sound und obendrein der vielleicht beste Sprecher in der Videospielgeschichte. Doch machen wir es kurz:
"It's time for the Game to start..."
Und schon finden wir uns im Hauptmenü wieder, wo zwischen Championship, Quick Battle, der Training Arena, dem Network Gaming und zu guter Letzt den Optionen gewählt werden kann. In den letzteren sind zahlreiche Einstellungen und Sound-Optionen vertreten. Während man sich hier jeden Song des Propeller Arena Universums und diverse Geräusche von Raketengeschosse, Explosionen bis hin zu den Fluggeräuschen angehören kann, darf auch der Schwierigkeitsgrad verändert werden. Neben Leicht, Normal und Schwer darf man aber auch über die Anzahl der zur Verfügung stehenden Continues entscheiden. Wer im Spiel nicht probieren möchte, welcher Button welche Aktion ausführt, kann sich die Platzierung hier ansehen und gegebenenfalls auch ändern. Allerdings können die Tasten [L] und [R] nur untereinander vertauscht werden. Die A-Taste kann daher beispielsweise nicht auf [L] oder umgekehrt gelegt werden. Die Aktivierung der Vibration Funktion ist sowieso Pflicht!

Spätestens jetzt geht's ans Eingemachte! Für alle unerfahrenen Spieler ist die "Training Arena" der erste Anlaufpunkt. Hier kann im Modus "Propeller Stunt" die gesamte Trickkiste durchtrainiert und verfeinert werden. SEGA setzt hier ein Zeitlimit und ihr müsst in diesem die angezeigten Stunts durchführen. Diese Stunts sind auf mehreren Listen dargestellt. So gibt es beispielsweise drei dieser Listen, welche hintereinander abzuarbeiten sind. Jede hat ein Zeitlimit. Wer nicht alle Stunts vollführen kann, bekommt einen Fehlerpunkt. Bei drei Fehlerpunkten heißt es nochmal antreten. Die Stunts werden mittels des Ministicks und der X-Taste ausgeführt. Pfeile geben an, welche Tastenkombinationen ausgeführt werden müssen, bevor die "Trick-Taste" gedrückt wird. Der Sinn dieser Übungen ist einfach erklärt. In einem Kampf ist man nicht nur gezwungen, Objekten auszuweichen, sondern auch seinen Kontrahenten zu entkommen. Drehungen, Loopings oder Geschwindigkeitsmanöver stehen daher an der Tagesordnung. Die R-Taste dient zur Beschleunigung seins Jets. Wird diese kurz zweimal nacheinander gedrückt, wird der OverSpeed aktiviert. Hier heißt es anschnallen. Denn der Jet rast nun so verdammt schnell, dass sogar die Steuerung schwer fällt. Wem die L-Taste zum Bremsen nicht ausreicht, kann auch diese kurz zweimal betätigen. Langsamer kann ein Flugzeug doch nun nicht mehr fliegen oder?
Während die Stunts noch relativ einfach zu meistern sind, fordert der Modus "Propeller Challenge" einem schon so Einiges mehr ab. Wie im Stunt Modus gibt es auch hier acht Herausforderungen. Unter ihnen kann, wie in jedem der drei Trainingsmodi, frei gewählt werden. Konnten alle Herausforderungen gemeistert werden, wird eine Gesamt-Punktanzahl angezeigt. Jederzeit kann diese natürlich durch erneutes Anwählen der einzelnen Quests aufgewertet werden. Ein wichtiger Bestandteil der Wertung ist dabei die Zeit, in welcher eine Aufgabe gelöst wurde. Je schneller, desto besser also. Doch zurück zur Propeller Challenge. Hier geht es nicht um Stunts, sondern um Aufträge, die es zu erledigen gilt. Hier merkt man schnell, wie arcadelastig das Spiel doch ist. Einfach sind die Missionen nämlich nicht. Gleich die erste Mission fordert dem Piloten volle Konzentration, ein Blick in das Navigationssystem und starke Nerven ab. Denn gleich mehrere Raketen befinden sich auf direkten Kollisionskurs mit einer stationären Anlage. Wie soll es anders sein, stürzen diese von allen Richtungen herab und nicht nur das perfekte Einsetzen der gelernten Drehmanöver, sondern auch gezielte Schüsse müssen einfach sitzen. Schlagen drei Raketen ein, gilt das Spiel nämlich als verloren. Doch dies ist nur eine der acht Mission. Neben feindlichen Fliegern darf man zum Beispiel auch einen Kometen in die Luft jagen. Im Propeller Challenge Modus wird klar, wieso man zwischen den einzelnen Missionen frei wählen darf. Würde eine Stage erst nach erfolgreichen Absolvierung der vorangegangenen spielbar sein, würden wohl viele den Controller in die Ecke legen. Auf diese Weise jedoch wird man eher ans Pad gefesselt, da ihr hier spielen dürft, wie ihr möchtet.

Die letzten Aufgaben sind im Trainingsmodus "Propeller Agility" zu meistern. Beweglichkeit und Speed spielen hier eine große Rolle. Eine ganze Anzahl an Ringen fliegen in den Lüften umher. Ähnlich wie bei SEGAs Spiel NiGHTS dürfen alle durchflogen werden. Das ist, wer SEGA kennt, natürlich einfacher als gesagt. Denn sitzt einem mal nicht das echt krasse Zeitlimit im Nacken, ärgert AM2 einen noch mit anderen fiesen Dingen. Wahrscheinlich haben sich die Entwickler gedacht: "Die wollen mehr Zeit und nicht so enge Kurven? Okay, geben wir ihnen doch drei nacheinander zu passierende Ringe in gleicher Höhe, an drei unterschiedlichen aber nicht weit voneinander entfernten Orten, jeweils in einer Hochhausschlucht. Und da wir nett sind, gibt's auch keine Hindernisse zwischen den drei Ringen." Die Stage beginnt und die ersten drei Ringe werden locker eingesackt! Nun muss nur noch links und recht um die Hochhäuser herum in die nächste Schlucht geflogen werden, um die jeweils nächsten drei Ringe einzusacken. Aber was ist DAS? Da hat AM2 doch tatsächlich das Flugzeug manipuliert. Die Steuerung wurde auf "Reverse" geschalten und reagiert vollkommen verdreht, wer nach rechts lenkt fliegt nach links, wer nach oben will, nach unten. Wer hier nicht mindestens genauso clever ist, wie die Entwickler selbst, könnte so einige Versuche benötigen, ehe er den Dreh raus hat. (Tipps gibt es an dieser Stelle natürlich keine, muhaha.)
"It's a crazy tournament of cool battles in the Sky."
Das große Ziel eines jeden Fliegers ist natürlich der Platz ganz weit oben auf den Treppchen. Lasst uns also eintreten in den Championship Modus. Unter neun Piloten kann hier gewählt werden. Die witzigen Namen zaubern jedem ein Lächeln auf die Lippen: Eagly Jam, Shameless Cats, Pizza Fat, Pengo Jets oder 8-Bit Beat sind nur ein Teil dieser. Das Tournament besteht aus verschiedenen Stages. Hier fliegt jeder gegen jeden! Wer zum Ende des Zeitlimits die meisten Gegner abgeschossen hat, gewinnt. Wer allerdings als erstes zehn Flieger vom Himmel geballert hat, gewinnt noch vor Ablauf der vorgegebenen Zeit. Insgesamt mag das jetzt wie ein fades Schema wirken, ist es aber garantiert nicht. Zuerst sollte man sich mit den unterschiedlichen Anzeigen neben dem Radar vertraut machen. Die Power Anzeige (PWR) ist auch eine Art Stuntanzeige. Um Kontrahenten zu entkommen oder eine schnelle 180 Grad Drehung zu machen, werden die im Trainingsmodus geübten Stunts benötigt. Bei jedem Manöver sinkt der Power-Wert. Wer in einen Hinterhalt geraten sollte und nicht genügend Power zur Verfügung steht, sollte einen kühlen Kopf bewahren und sehen, wie er aus der Misere herauskommt. Die Power Anzeige füllt sich neben dem Einsatz von Items aber auch langsam von allein wieder auf.

Die Speed-Anzeige (SPD) gibt den Geschwindigkeitslevel wieder, während die Damage-Anzeige (DMG) den eigenen HP Wert darstellt. Untermalt wird der gesamte Flugkampf erstens vom englischen Sprecher. Der kommentiert jede Menge Dinge im Kampf beispielsweise mit den Worten "Danger" vor feindlichen Gegnern und deren Geschossen. Er wirft aber auch den einen oder anderen coolen Spruch raus! Zudem moderiert er das sogenannte "Aviation Radio Station" - eine Art Live Radio mit einfach richtig coolem Sound! Geht eine Stage zu Ende oder ist man gezwungen, im Trainings-Modus (welcher eigentlich mehr einer Crazy Box bei Crazy Taxi ähnelt) neu zu beginnen, wird absolut kein Song abgebrochen. Während die Stage neu startet oder das nächste Level geladen wird, geht die Radio-Sendung ununterbrochen weiter.
"Welcome to Aviation Radio Station!"
Viele Songs wurden in das Spiel integriert, das Radio ist neben dem Spielgeschehen DAS "A" und "O" in Propeller Arena. Die vielen fetzigen Songs und der Titelsong "Survivor" passen zweifellos in das Spiel, wie die Faust aufs Auge. So fliegt ihr in eurem Jet durch die Lüfte, hinter den Gegnern her, ballert mittels der A-Taste eine ganze Salve auf diese, während ihr die Worte "Danger" zu hören bekommt. Oh Gott...was ist das? Ein Ausweichmanöver wird hingelegt. Hinter einem war ein weiterer Flieger. Die Jagd beginnt neu, mit OverSpeed rast ihr dem fliehenden Piloten hinterher, das automatische Maschinengewehr trifft. Angeschlagen zischt der Flieger in Richtung Tower. Nichts wie hinterher! Die letzten Schüsse zwingen ihn zur Aufgabe. Der Jet explodiert in einem riesigem Feuerball, Reste der Maschine stürzen Richtung Boden, während diese im freien Fall noch eine weitere Explosion abgeben. Doch zu lange hält die Freude nicht an: Raketenwarnung! Eine schnelle Drehung verhindert das Schlimmste. Im Flug wird seinerseits ein ganzes Raketenset eingesammelt. Der Spieß wird umgedreht. Noch ein Stückchen näher, bis das Visier den Feuerbefehl zulässt. Es ist soweit: Y-Button betätigen und Feuer! So in etwa kann man sich die Action in SEGAs Propeller Arena vorstellen.
Die in der Luft fliegenden Kisten, gekennzeichnet mit den Farben grün, blau, gelb und rot, helfen dabei, das eigene Fluggefährt entweder in Schuss zu halten oder upzugraden. So wird entweder die Damage-Leiste aufgefrischt, die Power-Leiste erneuert oder man kommt in den Genuss einiger Extra-Waffen, welche den gegnerischen Fliegern viel Unheil zufügen können. Doch das ist noch nicht alles. Selbst eine Art Posing baute SEGA in das Spiel ein. Wer Nahe genug an einem Gegner fliegt und unter Beschuss nimmt, kann bei entsprechender Anzeige die X-Taste drücken. Aus einer extra Perspektive werden nun Jäger und Gejagte eingeblendet. Selbst lässt man nur noch den Finger auf dem A-Knopf. Auf herrliche Art und Weise nimmt der Luftkampf nun sein Ende. Sterben muss aber dennoch keiner in Propeller Arena, denn die Piloten retten sich vor besagter spektakulärer Explosion per Fallschirm aus dem untergehenden Vogel.

Je nach Siegesplatzierung erhält jeder Teilnehmer eine bestimmte Anzahl an Punkten. Nach Ende des Tournaments siegt der Spieler mit der höchsten Punktzahl. Wem der Championship Modus nicht reicht und auch schon alle Quests der Trainig Arena bestanden hat, kann sich im "Quick Battle" mit bis zu drei weiteren Mitspielern im Splitscreen messen. Die Flieger, die nicht von Spielern besetzt werden, übernimmt die CPU. Wie stark diese sein soll, kann in den Optionen extra zum Championship eingestellt werden. Doch nicht nur die Mehrspieler-Action sollte im Vordergrund stehen. Berühmt werden sollte das leider nie offiziell veröffentlichte Propeller Arena durch das Network Gaming, in Amerika über SegaNet. Mittels der Taste [B] sollten sich Spieler aus aller Welt untereinander über das Dreamcast Microphone verständigen. Im Gegensatz zu den USA, wo bereits Alien Front Online zu den Voice Chat Dreamcast Spielen zählte, wäre Propeller Arena hierzulande das erste richtige Online Game mit Voice Chat gewesen, neben der Mini-Spielesammlung "Planet Ring". Was die Dreamcast Spieler hier erwartet hätte, kann nur erahnt werden. Bei der Non Stop Action, wie sie schon im Offline Modus erkennbar ist, wäre dies mit Sicherheit DAS Online Spiel überhaupt. Mit wahrscheinlich mindestens sechs menschlichen Spielern hätte SEGA mit dem eigenen Propeller Arena wohl den Anlaufplatz Nummer 1 direkt neben Phantasy Star Online geschafft. Was sich SEGA an der Propeller-Internetfähigkeit gedacht hat, ist unschwer zu erkennen: Denn neben der offiziellen Homepage sollte den Spielern auch die Möglichkeit gegeben werden, ihre Bestwerte untereinander zu vergleichen. Im "Training Arena Data Upload" konnten allerdings nur vollständig absolvierte Trainingsdaten auf den Server geladen werden. Dann ginge es nur noch um die Punktzahl, wer wäre wohl die absolute Nummer 1 geworden? Wer bis dahin noch keine ISP-Daten gespeichert haben sollte, konnte dies direkt von der Propeller Spiel Disk aus tun. Vor jedem Online Gang gibt es dann neben der ISP-Abfrage (man beachte, dass bis zu zwei Internet-Anbieter über den Dreamkey Browser eingetragen werden konnten) auch das Regelwerk der "Guten Sitten" zu lesen. Im Menü-Punkt "Name Setting" sollte man einen Namen auswählen, mit dem Daten hätten auf den Server geladen werden können - oder aber mit dem man selbst Online Ruhm und Ehre erlangen sollte im Online-Gameplay.
Dass Propeller Arena auch grafisch eine ganze Menge zu bieten hat, zeigen die vielen Stages, die von AM2 integriert wurden. Freien Luftraum genießt ihr unter anderem über dem "Airport" oder der "High Sky" Area. Wer seinen Augen mehr Details gönnen will, sollte sich den Stages rund um "Phantom Island", der "Tower City" oder "Old Castle" widmen. Besonders die letztere sieht verdammt genial aus. Die Turmspitzen des Schlosses, der Himmel und natürlich die Flugzeuge glänzen im Sonnenschein, wogegen über der Phantom Island Blitze durch die Lüfte zucken. Die dunklen Wolken vermitteln regelrecht die Gefahr, als würde man jede Sekunde durch einen Blitz vom Himmel geholt werden. Alles läuft vollkommen ruckelfrei, kein Flimmern! Das Anti Aliasing trägt den Rest zu dem grafisch prächtigem Spiel bei. Wer die Grafik aus dem Flieger heraus erleben möchte, sollte mit dem Steuerkreuz die Sichtweise verändern. Die Ego-Ansicht beispielsweise sollte einen bleibenden Eindruck der Dreamcast-Power hinterlassen.


Wer möchte Propeller Arena nicht sein Eigen nennen? Wer möchte nicht zu gern Online antreten und das Spiel endlich so richtig ausnutzen? Leider könnte dies nach der Einstellung für immer ein Traum bleiben. Dennoch bleibt Propeller Arena: Aviation Battle Championship eines der besten und schönsten Spiele, die SEGA und Dreamcast zu bieten haben. Nicht nur, dass das Spiel optisch so Einiges aus dem VR2-Grafikprozessor rausholt. Soundtechnisch wird aus der Kombination Sprecher und Radio ein unglaubliches Erlebnis gezaubert. Egal wie lange man sich das auch anhört, es wird einfach nicht langweilig. Es nervt nicht und erinnert zudem immer und immer wieder daran, was hier entwickelt wurde. Und zwar eines der besten Spiele der Dreamcast Ära überhaupt.
Der Trainingsmodus ist an so mancher Stelle zwar knüppelhart und nur schwer zu meisten. Jedoch bemerkt man einfach sofort, dass SEGA damit eine etwas andere Richtung anvisierte. Es soll fordern, nicht sofort zu knacken sein und dennoch eine Menge Spaß machen. Und genau das haben die Entwickler auch geschafft. Auch wenn die Stunts anfangs vielleicht etwas schwierig von der Hand gehen, da die Kreisbewegungen zu Beginn etwas schwierig zu meistern sind. Aber auch das geht nach und nach in Fleisch und Blut über. Der Grund ist einfach: In den Championship Matches werden diese einfach benötigt. Das besondere Anvisieren des Gegners und das regelrechte Dranhängen an diese wird so super in Szene gesetzt. Hätte SEGA die Area "Tower City" aus dem Spiel geschnitten, wäre eine Veröffentlichung nach dem 11. September 2001 vielleicht nicht so unwahrscheinlich gewesen. Dass das Spiel bereits fertig war, zeigt nicht nur das vollkommen fehlerfreie Spiel, sondern auch solche Kleinigkeiten wie das Bild auf der Visual Memory Unit während des Spielens. Doch wie dem auch sei, Propeller Arena gehört - wie es als unveröffentlichtes Daten-Image in unsere Spielehände kommt - zu den hübschesten und besten Spielen auf Dreamcast. Ich bin mir sicher, es wäre neben Phantasy Star Online und mitsamt seiner Network-Funktion sicher ein heißer Anwärter für die Pole Position im Online Gaming gewesen.

Ronny Wecke