Dreamcast -- Alien Front Online (US)

They came without warning, without mercy …
Sie kamen ohne Vorwarnung, ohne Erbarmen ...
Die Erde steht vor der Zerstörung. Außerirdische haben die Schutzhülle des Planeten durchbrochen und bringen ihre hochentwickelten Maschinen zum Einsatz, um die Menschheit zu vernichten. Doch die Verteidigung des Planeten Erde schläft nicht. Der Kampf wird hart, Glaube und Hoffnung bleiben bestehen. Du musst dein Schicksal wählen.
Genauer gesagt müsst ihr euch für eine Seite entscheiden. Sehen wir uns dabei zuerst den 1-Player Bereich im Arcade Modus an. Anders als bei vielen anderen Spielen ist der Alien Front Arcade Modus ein Zeit-Spiel. Nachdem ihr euch für eine Seite und eine Maschine entschieden habt, startet an einem Ort auf unserem Planeten, wo ihr 15 Gegner möglichst innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits besiegen müsst. Sobald der Sekundenzähler auf Null sinkt, könnt ihr einen eurer drei Credits nutzen, um fortzufahren. Hat euer Team, welches aus vier Maschinen besteht, 15 Feinde in Grund und Boden gestampft, wird euer Erfolg in Zeit umgewandelt. Ihr erhaltet je nach Geschick bei der Vernichtung eurer Feinde Orden und ergattert zusätzliche Sekunden, sofern ihr selbst gar nicht oder nur selten vernichtet wurdet. Danach startet ihr im nächsten Abteil, eure erspielte Zeit wird auf die noch übrige dazu addiert. Der Arcade Modus endet, sobald alle Credits verbraucht und eure verfügbare Zeit restlos auf Null gesunken ist.
Das alles klingt sicher erst einmal ziemlich langweilig und spricht nicht gerade von viel Spielspaß. Aber falsch gedacht: Die Ausstattung der Aliens und der Armee hält sich in etwa die Wage. Beider verfügen über ein recht durchschlagendes Waffenarsenal. Genauer gesagt fahrt ihr, sofern ihr euch für die Rettung unseres Planeten entscheidet, in militärischen Panzern durch das Schlachtfeld. Die Alien-Technologie besteht ebenfalls aus mächtigen Kampfmaschinen. Drei Stück gibt es jeweils zur Auswahl. Diese unterschieden sich dabei in Hinblick auf Schnelligkeit, Panzerung und Feuerkraft voneinander. Der sehr stark gepanzerte „SP Walker“ ist das mächtigste Vehicle der Aliens. Zusammen mit der extrem kraftvollen Kanone, ist er allerdings das langsamste Gefährt von allein drein. Etwas schneller auf den Beinen ist der „2L Walker“ mit der etwas schwächeren Rüstung. Geschmeidige Bewegungen erlaubt dagegen der nur leicht gepanzerte „Hov Craft“. Zwar nicht so stark wie seine beiden Gefährten, fällt das Ausweichen und (An)fahren hier aber leichter und vor allem schneller aus. Die Panzer der irdischen Armee basiert auf genau die gleiche Art und Weise.

Die Steuerung wurde von den Entwicklern sehr einfach gestaltet. Mit dem Analog-Stick ist es lediglich möglich, den Panzer oder das Alien-Fahrzeug nach vorn und hinten zu bewegen. Um feindlichen Geschossen ausweichen zu können, verschmilzt die Stick-Steuerung allerdings mit den Schultertasten. Je nachdem, wie stark ihr diese eindrückt, dreht sich zum Beispiel das Unterteil des Panzers nach links oder rechts, während die Kanone noch immer nach vorn gerichtet ist. Drückt ihr demnach den L-Button und euer Panzer dreht sich nach links, könnt ihr euch nun mittels des Analog-Sticks (welchen ihr wieder nach vorn oder zurück drückt) in die entsprechenden Richtungen bewegen, feindlichen Raketen ausweichen und dennoch den Gegner direkt anzielen und einen Gegenangriff starten. Je nach Druckstärke von L+R wenden die Maschinen leichter oder stärker, sodass ihr perfekt durch die Etagen fahren bzw. stampfen könnt. Habt ihr ein Ziel erfasst, färbt sich das Fadenkreuz automatisch von grün in rot um und ihr müsst nur noch mittels der A-Taste eure Hauptkanone abfeuern. Wie viel Treffer ihr nun landen müsst, hängt natürlich von eurer Feuerkraft, sowie der Panzerung des Gegners ab. Wie beschädigt euer Kontrahent tatsächlich schon ist, könnt ihr daran erkennen, wie sehr er schon qualmt. Aber auch diverse Spannungsschwankungen zeugen von nur noch wenig Energie. Diese elektrischen Wellen zeigen nämlich eine mehr oder wenige starke Beschädigung an.
Reparieren könnt ihr diese durch Power Up-Items, die ein besiegter Feind fallen lässt. Teilweise werden dadurch auch weitere Waffen freigelegt. Sammelt sie auf, indem ihr einfach darüber hinweg fahrt. Diese sekundären Waffen werden sofort an euer Fahrzeug oder Panzer angebracht und verschaffen euch einen erheblichen Vorteil. Jedes Team verfügt über verschiedenartige Geschosse, die nur dazu da sind, um eure Feinde zu vernichten. Der Flammenwerfer ist eine Nahkampfwaffe der Armee. Besonders aus dem Hinterhalt haben Aliens hier kaum noch eine Chance, ihre Kanonen auf euch zu richten. Kontrollierbare Raketen dagegen sollten aus der Ferne abgefeuert werden. Die Kamera folgt der Rakete nämlich so lange, wie sie entweder in ihrem Ziel einschlägt oder die entsprechende Taste losgelassen wird. In dieser Zeit seid ihr selbst verwundbar, da ihr euren Panzer nicht steuern könnt. Die schnellste Schussrate aller Waffen besitzt die „Maschine Gun“. Neben noch vielen weiteren Waffen ist die vielleicht größte Gemeinheit, welche die Armee zu bieten hat, die Nuklear-Rakete. Doch davon sollten sich die Aliens unter euch nicht abschrecken lassen: Eine Vorrichtung, die eure Kampfgefährten für eine gewisse Zeit unsichtbar machen, Meteoriten-Schauer, Plasma-Partikel und Vieles mehr gehören zur alltäglichen Ausstattung der dreiäugigen „Triclops“-Rasse.

Doch nicht nur der Arcade Modus soll uns Spieler ans Pad fesseln. Der Modus „Tactics“ bietet darüber hinaus zwei Kampagnen. Auch wieder unterteilt in Armee und Außerirdische, habt ihr jeweils mehr als 25 Missionen zu erledigen. Die Missionskarte zeigt euch dabei, welchen Weg ihr als nächstes einschlagen könnt. Während ihr zuerst relativ einfache Missionen zu meistern habt, werden die Aufgaben immer schwieriger und verlangen von euch nicht nur so Einiges an Können ab, sondern auch die korrekte Wahl eures Vehicles. So müsst ihr innerhalb eines Zeitlimits eine bestimmte Anzahl an Zielen zerstören, dürft selbst nicht zu Schrott verarbeitet werden, Alien-Wände gilt es zu vernichten oder bestimmte Ziele wollen beschützen werden, während euch beispielsweise nur zwei Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Ob ihr euch hier nun mit schnellen Panzern durch die Missionen schlagt oder mithilfe von schwer gepanzerten Alien Maschinen eine Auseinandersetzung überlebt, müsst ihr entscheiden. Hauptsächlich spielt sich das Geschehen aber immer in den fünf Orten Washington DC, Tokio, Sibirien, der Army Base und den Ancient Ruins ab.
Den besonderen Reiz macht natürlich der Online-Modus aus. Nicht umsonst trägt Alien Front Online auch diesen Beinamen. In der Lobby wählt ihr einen von drei unterschiedlichen Spiel-Modi und schließt euch danach in Vierergruppen zusammen. Die Menschheit tritt gehen die außerirdische Rasse an. Habt ihr euch für das „Team Death Match“ entschieden, müsst ihr so viele Feinde wie möglich vernichten, euch gegenseitig unterstützen und am Ende des Zeitlimits die höchste Zahl an Kills vorweisen. Doch wie können sich die Spieler eines Teams gegenseitig unterstützen? Anhand der Karte im oberen linken Bildschirmrand seht ihr durch Pfeile gekennzeichnet, wo sich Freund und Feind befinden. Neben der Karte kommt aber auch ein völlig neues und bisher auf Konsolen wohl noch nie dagewesenes Feature zum Einsatz: das mitgelieferte Dreamcast Microphone. Per Knopfdruck auf die Y-Taste am Controller könnt ihr für etwa fünf Sekunden lang sprechen und somit Angriffstaktiken schmieden und andere gemeine Sachen aushecken. Seid ihr zufällig mit einer mächtigen Sekundärwaffe in der Nähe eines um Hilfe rufenden Team-Mitglieds? Er soll sich zurückziehen, ihr übernehmt die Angelegenheit und feuert daraufhin ein paar heftige Salven auf den verdutzten Feind ab.

So in etwa könnt ihr euch das Spektakel rund um Alien Front Online vorstellen, in dem ihr euch natürlich nicht nur mit Team-Members, sondern auch mit euren Gegnern unterhalten könnt. Es kommt nur darauf an, ob ihr den Y-Buttton einmal oder kurz zweimal hintereinander vor dem Sprechen drückt. Im Fortress-Modus kommt dies nämlich ebenfalls wie gerufen. Das Offensive-Team muss vier Festungstore zerstören, während das gegnerische Team in der Defensive diese bis zum Zeitablauf verteidigen muss. Wie bei vielen Ego-Shootern gibt es auch in SEGAs Alien Front Online den Flag-Modus. Ein Spieler trägt die Flagge, die Sekunden für das entsprechende Team werden nun gezählt. Beschützt das Mitglied in den eigenen Reihen oder jagt den Feind, der euch eure Fahne gemopst hat. Wie ihr das anstellt, das ist euch überlassen – nur eine Sache solltet ihr wissen: Der Fahnenträger kann keine Power Up-Items nutzen. Werdet ihr es schaffen, die Fahne für 150 Sekunden in den eigenen Reihen zu halten?
Sämtliche erspielte Daten bzw. Highscores werden während des Online-Spielens auf eurer VMU abgespeichert. Auch Welt-Highscore-Listen werden nebenbei geupdatet. Dadurch werden sämtliche zuletzt gespeicherte Online-Daten auch im Offline-Modus während des Intros bzw. des „How to play“-Videos mitsamt den User-Profilen angezeigt. Pro angelegte Speicherdatei könnt ihr nämlich drei Spielstände speichern, für die ihr einen eigens gewählten Namen aussucht, welcher in diesen Highscore Listen erscheinen könnte. Um euch darin zu verewigen, müsst ihr online natürlich viele Gegner pulverisieren, selbst so wenig wie möglich einstecken und den Rang ständig verbessern und weiter aufwerten.

Technisch macht Alien Front Online einen recht guten Eindruck. Zwar sind die Ladezeiten etwas lang, aber dennoch erträglich. Die Grafik kann einem Shenmue zwar lange nicht das Wasser reichen, jedoch sehen besonders die Explosionen herrlich aus. Bereits angeschlagene Maschinerie ist von leichten Rundumblitzen umgeben. Seid ihr stark angeschlagen, erscheinen Risse in eurem Cockpit (bzw. Fernseher), es ertönt ein Warnsignal. Bei erfolgreicher Zerstörung explodiert ein Panzer, während ein Roboter der Aliens lila Blitze durch die Luft pfeifen lässt. In Verbindung mit den grafischen Animationen der Sekundärwaffen sieht das natürlich besonders prächtig aus. Hausmauern zerfallen, Parkbänke, Zäune und Ähnliches werden einfach umgenietet und auch vor einer Laterne wird nicht Halt gemacht. Ein Großteil der Arenen ist zerstörbar. Mauern, die nicht zerstört werden können, bröckeln aber zumindest, kleinere Teile können abbrechen. Auch der Sound protzt kriegessicher und invasionsfreudig durch die Lautsprecher. Zusammen mit dem Stampfen der Maschinen und dem ständigen Hagel an Plasma-Kugeln, Raketen usw. ergibt dies einen unglaublich tollen Flair.


The Invasion of the Earth has begun!
Die Invasion der Erde hat begonnen!
Der Online-Krieg ist auf Dreamcast ausgebrochen. Die Entwickler vom WOW Entertainment haben es geschafft, einen richtig guten Titel zu kreieren, der offline neben dem Arcade Modus eine Menge Missionen zu bieten hat aber besonders online seine wahre Natur entfaltet. Während die „Tactics“-Missionen zwar tatsächlich taktisch durch den Einsatz der drei unterschiedlichen Fahrzeuge zu meistern sind, fesselt der Einzelspielermodus nur zeitweise oder immer mal wieder für ein schnelles Gefecht ans Pad. Denn wie aus den Arcade-Hallen bekannt, sind diese teils bockschwer. Die Steuerung geht dabei aber sehr einfach von der Hand, der Einsatz der vielen verschiedenen und vor allem zerstörerischen Sekundärwaffen macht sehr viel Spaß. Dieser kommt dann am Ende aber doch am besten Online in Death-, Fortress- oder Flag-Matches zur Geltung. Speziell die Unterstützung des Voice Chat mit anderen Spielern per mitgelieferten Dreamcast Microphone macht einfach sehr viel Spaß und kann je nach Spieler sogar zu einer richtig netten Unterhaltung zwischen beispielsweise deutschen und kanadischen Spielern führen. So zumindest erlebte ich es und war einfach eine ganz besondere Erfahrung beim Zusammenspiel gegen andere Spieler. Wer derartige Spiele mag oder einfach mal etwas anderes für SEGAs Dreamcast haben möchte, kann bei dieser Import-Perle bedenkenlos zugreifen.

Ronny Wecke