It's time to make some craaaaazy Money!!!!!!!!

Nun kommen endlich auch die EU-Freunde in den Genuss, das verrückte Taxi zu daddeln. Nachdem die US- und Japan-Versionen schon erhältlich sind, ist nun in Europa das Taxi-Fieber ausgebrochen. Eigentlich ein Job wie jeder andere. Die Aufgaben eines Taxifahrers sind klar: Fahrgast auflesen, zu seinem Fahrtziel chauffieren und abliefern, dafür Geld kassieren. Was daran so interessant ist? Eigentlich nicht so viel. Wenn aber SEGAs Arcade-Abteilung sich eines solchen Gewerbes annimmt, kann man sich auf Einiges gefasst machen. Und dabei hoffen, dass kein normaler Taxifahrer dieses Spiel in die Finger bekommt. Dann wären unsere Straßen nicht mehr sicher. Denn hier wird nach folgendem Schema gefahren: Fahrgast einladen, losrasen, den Gast in kürzester Zeit abliefern und dabei möglichst viel Kohle einkassieren. Je schneller, riskanter und erfolgreicher, desto höher das Trinkgeld! Verkehrsregeln? Polizeifahrzeuge? Kann man das essen? Nein, Fehlanzeige! Gibt es hier nicht. Los geht's durch Straßen, Parks über oder unter Wasser, über Häuser, durch U-Bahnen, am besten immer auf dem direkten Weg, den ein grüner Pfeil anzeigt. Allerdings zeigt der nicht immer den direkten Weg an. Fangen wir aber von vorn an.

Legt ihr die GD-Rom ein, erscheint zunächst die Option für 50 oder 60 Hz. Habt ihr eure Eingabe gemacht, geht's ins Menü: komplett in Englisch, getreu dem Arcade-Automaten. Neben Optionen, Rekorden, Speichern und Laden sowie der Crazy Box könnt ihr euch hier zwischen dem Arcade-Modus und den Original-Modus entscheiden. Der Original-Modus ist Dreamcast-exklusiv und serviert euch eine extra Großstadt mit erweiterten Stadtbereichen. In beiden Modi entscheidet ihr euch zunächst für die genauen Regeln, nach denen ihr spielen wollt: "Play by Arcade Rules", "Work for 3 Minutes", Work for 5 Minutes" oder Work for 10 Minutes". Die Arcade-Regeln besagen, dass ihr ein kleines Zeitkapital zur Verfügung habt. Mit jedem Fahrgast gewinnt ihr neue Sekunden, könnt diese aber beim Falschfahren auch in den Sand setzen. Somit geht es von Fahrgast zu Fahrgast. Das Spiel endet, wenn die Zeit um ist und ihr keine neuen Sekunden herausfahren konntet. Im Spiel mit voreingestellter Zeit tickt die Uhr gnadenlos gen Null. Ihr müsst daher in vorgegebener Zeit so viel Zaster wie möglich einfahren. Doch zuerst sucht ihr euch einen der insgesamt vier Fahrer aus. Zur Verfügung stehen euch Axel, B.D. Joe, Gena und Gus - jeder mit seinem ganz eigenen Taxi-Gefährt. Eure Aufgabe: Schnappt euch nun die am Straßenrand stehenden Fahrgäste und versucht, möglichst viel Geld zu verdienen. Die Passagiere in Spe erkennt man durch farbige Dollar-Zeichen über deren Köpfen. Ein rotes Dollar-Symbol bedeutet eine Kurzstrecke, wobei das grüne für eine Fahrt an das andere Ende der Stadt stehen kann.

Let's go craaaaaaaaaaaaazy!!!

Worin liegt nun aber der Reiz des Spiels? Nun, es gibt einfach keinerlei Verkehrsregeln, die ihr beachten müsst. Ob nun entgegen der Fahrtrichtung oder quer durch Parks: es ist einfach ALLES erlaubt. Ihr nutzt Rampen und fliegt quasi über den restlichen Verkehr hinweg, springt bis auf Häuserdächer oder knallt durch im Weg stehenden Firlefanz, den sowieso niemand mehr braucht. Das da wären dann Kistenstapel, Telefonzellen oder die Einrichtung eines Cafés. Wen interessiert's? Hauptsache es hagelt Trinkgeld. Denn das bekommt ihr bei tollen Fahrmanövern. Fahrt also ruhig auf zwei Reifen, schneidet den Gegenverkehr oder fahrt (beinahe) andere Passanten über den Haufen. (Die springen sowieso alle vorher aus dem Weg.) Was ihr macht, ist euch überlassen. Je gewagter eure Aktionen und auch erfolgreicher, desto mehr Trinkgelder lassen die Fahrgäste springen. Solltet ihr jedoch diese Manöver mit Karambolagen beenden, kann es auch passieren, dass die Gäste eher wenig angetan sind und die extra Knete für sich behalten. Natürlich solltet ihr sie auch rechtzeitig ans Ziel bringen - hier tickt eine extra Zeitanzeige. Andernfalls gibt es nämlich kein Trinkgeld. Das wird erst zum Schluss abgerechnet. Die Fahrtlänge zum Ziel ist hier entscheidend für eure Kohle. Sammelt ihr einen Gast im roten Kreis samt Dollar-Zeichen auf, gibt es für den kurzen Weg sowieso nur wenig Geld. Nehmt ihr die in grünen Bereichen, gibt es schon allein aufgrund des Weges mehr Kohle. Klar, dass ihr nun auf dem Weg auch viel mehr Trinkgeld kassieren könnt. Oder? Und hier kommt das Geheimnis zwischen den Regeln der Minuten-Zeit oder der Arcade-Zeit zur Geltung. Fahrt ihr für zehn Minuten, könnt ihr sofort lange Wege nutzen und mächtig Kohle kassieren. Nur beginnt ihr mit den Arcade-Regeln von wenigen Sekunden zu Beginn, müsst ihr zunächst kleine Strecken wählen, eure Kunden schnellstens und auf kürzestem Wege ins Ziel befördern könnt so euer Zeitlimit aufaddieren, länger fahren als mit dem Gast eben und euch somit durch schnelle Fahrten immer weiter hoch arbeiten. Das ist natürlich nur für geübte Fahrer sinnvoll, die die beiden Eben möglichst aus dem Effeff kennen. Bewertet wird eure Schnelligkeit nämlich auch durch den Kunden selbst. Entweder ist er super happy, da ihr ihn "speedy" ans Ziel gebracht habt. Oder aber er tritt nochmal kräftig gegen eure Karre, weil ihr richtig "slow" unterwegs ward. (Geht ja mal gar nicht!)

Am Ende eures Tages-Einsatzes werdet ihr bewertet und erhaltet einen Rang. Werdet ihr beispielsweise eine Class S Lizenz erhalten? Untermalt von Musik aus dem Hause "Bad Religion" und "The Offspring" haben wir hier also einen Racer vor uns, in dem es mal nicht um Bestzeiten im herkömmlichen Sinne geht. Die Stadt ist klasse animiert. Fahrzeuge, Straßenbahnen, Busse und auch Passanten liefern den Flair einer richtig lebendigen Stadt. Die immer mal wieder auftretenden Pop-Ups lassen sich bei dem Spiel leicht verschmerzen. Der Fun-Faktor ist einfach zu hoch! Was hier abgeliefert wird, ist der ideale Party-Titel. Dazu trägt auch der Sprecher bei, der schon das Menü zum Start kommentiert und schon bald nicht mehr aus Crazy Taxi wegzudenken ist. Der Sound weiß also vollends zu überzeugen. Die Musiktitel der Bands geben dem Spiel den absoluten Spin. Die Soundkulisse in Form der Motorengeräusche, das Geschrei der aus dem Weg springenden Passanten und die emotionalen Dialoge zwischen Fahrer und Passagieren wissen auf höchster Ebene zu überzeugen. Ich gehe soweit zu sagen: Alleine der Sound ist schon das Geld wert. Ob mit Joypad oder Race-Controller, das Fahren geht einem leicht von der Hand. Trotzdem ist es keine leichte Übung, mit Höchstgeschwindigkeit durch einen Stau zu rasen. Gute Arbeit SEGA! Immerhin darf man nicht vergessen, auch diverse Fahrmanöver - wie Drifts - sind möglich und durch Tastenkombinationen des Vorwärts- und Rückwärtsganges anwendbar. Man muss es nur anwenden können. Auch dafür ist hier und da etwas Übung vonnöten und steigert dann den Spielspaß nochmals. Leider gibt es aber keinen Multiplayer-Modus.

Wer dennoch ein gewisses Etwas braucht, dem steht die "Crazy Box" als zusätzlicher Missionsmodus zur Verfügung. Hier gilt es, verschiedene Manöver in bestimmten Zeiten auszuführen. Dafür gibt es nachher auch diverse Boni, verlangt euch aber natürlich auch etwas Geschick ab - beispielsweise im "Crazy Jump" beim Sprung über eine Rampe, dem schnellen Anfahren der "Crazy Flag" oder beim Zerplatzen lassen der "Crazy Baloons"auf einer riesigen Rasenfläche...

SEGA liefert hier wieder die perfekte Adaption eines Arcade-Titels für Konsole ab. Wenn alle Firmen so sauber arbeiten würden, brächte man bald keine Importe mehr. Müsste ich jedes Mal wie am Automaten, um Crazy Taxi zu daddeln, ein Markstück (oder heute einen Euro) in meine Dreamcast werfen, wäre diese inzwischen wohl so richtig wohlhabend. Mich hat die Sucht gepackt! Es ist einfach unglaublich, welchen Genuss man hier beim Spielen verspürt. Diese Freude! Dieses Grinsen auf den Lippen! Crazy Taxi mag ein Spiel für Zwischendurch sein aber genau diese kurze Zeit sorgt für eine solch positive Stimmung, wie sie kaum bei einem anderen Titel vorkommt. Die Musik von "The Offspring" und "Bad Religion" passen hier wie Arsch auf Eimer und sind aus dem Spiel eigentlich kaum wegzudenken. Sie heizen das Gefecht mit dem Kunden gegen den Straßenverkehr und die Zeit weiter an, geben aber zugleich Partylaune ohne Ende. Hier passt eben einfach alles - auch wenn es immer wieder Pop Ups gibt. Hier gibt es keine Story, die einen den ganzen Tag am Pad fesselt. Crazy Taxi lebt vom Moment: einlegen, losrasen, verdammt viel Spaß haben. Aber richtig verrückten Spielspaß. Um nicht zu sagen, völlig craaaaazy... 

Wer aufpasst, kann sogar diverse Unternehmungen im Spiel entdecken: KFC, Levi's, Pizza Hut oder auch Fila. In dem Sinne: Augen auf im Straßenverkehr! Holt euch diesen Fun Racer des Jahres. (Nur möchte ich niemals ein Taxi erwischen, in dem Gus ,Gena, Axel oder B.D. Joe die Fahrer sind!)


Drängen auf der Brücke noch eben den LKW ab, um rechtzeitig am Strand zu sein:
Christian Roth und Ronny Wecke