Seit dem letzten Virtua Tennis ist es durchaus eine Weile her. Teil 3 erschien zuletzt im Jahre 2007 für die PS3. Zugegeben, mit dem 2009er Teil von Sumo Digital standen wir auf Kriegsfuß. Zwei Jahre später schicken jedoch die originalen Entwickler der großen VT-Reihe das Spiel mit einem echten Nachfolger zurück ins Rennen. Ein Nachfolger, der sich aber nicht nur gegen seinen großartigen Teil 3 behaupten muss, sondern auch gegen die stark gewachsene Konkurrenz aus dem Hause 2K Sports. Denn auch das zuvor veröffentlichte „Top Spin 4“ hält als Tennis-Simulation unterdessen nicht gerade wenige Fans zusammen. Zwar steht uns mit Virtua Tennis 4 statt Simulation ein Arcade-Titel ins Haus, dennoch darf man gespannt sein, wie sehr die japanischen SEGA Studios mit der Zeit gehen und ihren gelben Filz auf dem Platz loslassen.

Wie es sich für Virtus Tennis gehört, wartet zunächst natürlich ein ausgeprägter Arcade-Modus auf, in dem ihr euch beweisen könnt. Ihr dürft euch zwischen den verschiedensten Tennis-Stars entscheiden. Bekannte Namen von Federer, Haas, Gonzales, Sharapova, Williams oder Chakvetadze stehen euch zur Auswahl, wie auch die Bonus-Charaktere Becker, Edberg, Courier und Rafter. Nicht zu vergessen, die beiden erspielbaren VT-Spitzenspieler Duke und King, die im Arcade-Modus in einem Sondermatch auf euch warten, sofern ihr euch gut genug gegen vier zuvor angetretene Stars behaupten konntet. Das Herzstück von VT4 ist natürlich der World Tour Modus. Hier erstellt ihr euren ganz eigenen Charakter und trainiert diesen in vier Saison-Abschnitten zum großen Weltstar. Einstellen könnt ihr hier Geschlecht, Größe, Hautfarbe, Gesicht samt Nase, Ohren und mehr. Habt ihr euch auch für eine Haarpracht entschieden und euren Namen eingegeben, geht es auch schon los. Enttäuschend ist, dass die Auswahlmöglichkeiten zur Charaktererstellung insgesamt wieder ziemlich mager ausfallen und beispielsweise Farbschema klar vorgegeben sind, statt Haare ganz individuell einzufärben oder Gesichtszüge zu gestalten. Hier gab es also gar keine Veränderungen zum besseren. Komplett umgekrempelt wurde dafür der World Tour Modus. Saison 1 startet im Gebiet China/Japan bzw. bewegt ihr euch auf der Weltkarte Richtung Australien zum großen Australia Cup. Bis dahin müsst ihr euch aber zunächst einen Platz unter den Teilnehmern verdienen, sofern ihr nicht zuvor in den Auslosungsrunden spielen wollt. Der World Tour Modus wurde einem Spielbrett angeglichen. Spencer Heath steht euch hier mit als persönlicher Ratgeber bzw. Trainer zur Seite und hilft euch, mit dem neuartigen Brettspiel zurechtzukommen. Wichtig sind hier so genannte Aktionstickets, mit denen ihr euch auf dem Spielbrett bewegt. Ihr könnt nur vorwärts, niemals jedoch wieder zurückgehen. Es gibt leere Felder, auf denen nichts passiert sowie Felder, auf denen Übungsmatches, Turniere oder Minispiele starten. Ihr betreibt darüber hinaus Öffentlichkeitsarbeit oder könnt euch auf negativen Feldern verletzten, verliert Geld oder Sterne. Und gerade Sterne sind zum weiterkommen immens wichtig. Eure Zufallsaktionstickets sind also ausschlaggebend für euren weiteren Weg in der World Tour und werden euch am rechten oberen Bildschirmrand angezeigt. In der Regel verfügt ihr hier über Karten von zwei, drei oder vier Feldern. 

Nun liegt es an euch, diese Karten bzw. Aktionstickets einzusetzen, damit ihr die Felder auf dem Spielbrett so betretet, um wichtige Punkte zu erreichen oder zumindest solche, die ihr als wichtig erachtet. Das sind zum einen Turniere, Trainingsspiele oder Sondermatches, um neue Sterne zu verdienen. Diese werden eurem Gesamtkonto gutgeschrieben. Hierdurch verbessert sich stets euer Rang in der großen Liste der Tennisstars. Nach jedem Zug auf dem Spielbrett gelangt ihr kurz in das Standardmenü, in dem ihr die restlichen Tage bis zum großen Saison Cup seht aber auch wie viele Sterne ihr für wichtige Extra-Turniere noch benötigt. Denn auch für diese müsst, könnt bzw. solltet ihr euch qualifizieren. Auf der Brettspielkarte werden diese ebenfalls besonders pompös dargestellt in Form eines Stadions, Schiffes etc. und liegen auf dem direkten Weg. Habt ihr bis dahin nicht genug Sterne, könnt ihr allerdings nicht daran teilnehmen und somit keine weiteren Sterne oder Stadien für die Showmatches freischalten. Des Öfteren könnt ihr entscheiden, ob ihr kleinere Umwege an Weggabelungen nehmt, um zum Beispiel einigen weiteren Matches beizuwohnen oder viel lieber Minispiele zu absolvieren. Die Minispiele dienen nach wie vor dazu, die Spielstärken eures Charakters aufzubauen. Die Entwickler ließen sich hierfür wieder einige tolle Ideen einfallen. Neben dem Aufschlagkegeln  sind unter anderem ein Bombenmatch dabei, sowie Eiersammeln, Poker oder Wandmatch. Die insgesamt zehn Minispiele beginnt ihr zunächst im Level 1 und müsst eine gewisse Punktzahl vor Ablauf der Zeit erreichen. Hier übt ihr konkret das Zielen, Laufen und andere Reaktionsfähigkeiten spielerisch. Ist das Minispiel beendet, erhöhen sich die Werte Schlagfähigkeiten, Abwehrfähigkeiten, Taktikfähigkeiten und Netzspielfähigkeiten. Nach eins/zwei Trainingseinheiten könnt ihr das Minispiel beim nächsten Besuch auf einem höheren Level bestreiten. Mit dem Absolvieren der Minispiele erhöht sich zudem euer Konditionslevel. Dieses ist besonders wichtig, da ihr nach jedem Minispiel, jedem Match, Turnier und auch nach Öffentlichkeitsarbeit ein Stück an Kondition verliert. Gerät dieser in den roten Bereich, drohen euch Verletzungen bzw. seid ihr in Matches gehandicapt und könnt euch nur noch begrenzt auf dem Platz bewegen, was vor allen in Turnieren zur Bedrängnis werden kann. Auffrischen könnt ihr eure Kondition durch entsprechende grüne Erholungsfelder oder durch spezielle Tickets. Diese kosten allerdings Geld und sind nur im Managerbüro zu erwerben. Das heißt wiederum, ihr müsst euch zunächst auf eines der Managerbürofelder bewegen, um ein solches Ticket überhaupt kaufen zu können. Hier gibt es zudem auch Mischtickets, um eure noch übrigen Tickets neu zu beziffern und damit gegebenenfalls andere Schritte auf dem Brettspiel machen zu können. Kaufen könnt ihr im Managerbüro auch eine 1-Schritt-Karte oder ihr stellt einen Agenten ein. Der Agent ist für eine Woche aktiv und erhöht innerhalb seiner Dienstzeit eure neu verdienten Sterne. Allerdings könnt ihr immer nur eine Sache pro Besuch des Managerbüros kaufen, danach landet ihr wieder auf dem Spielbrett und müsst euren Weg fortsetzen. Benötigt ihr also dringend zwei Dinge zur gleichen Zeit, wie zum Beispiel eine spezielle Feldkarte und eine Erholungskarte, könnt ihr euch nur für eine Sache entscheiden und müsst wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Pro Ticketeinsatz auf dem Spielfeld verfliegt zudem ein Tag bis zum großen Cup zum Saison-Ende. Genau deshalb ist Beeilung angesagt.

Einigen Virtua Tennis Spielern dürfte die neue Form der World Tour gefallen. Andere Spieler wiederum werden damit nicht warm. Denn SEGA nimmt dem Spieler mit der Spielbrett-World-Tour jedwede Entscheidungsfreiheit. Das ist der große Wermutstropfen, den Virtua Tennis Fans hier zu verdauen haben. Ihr seid aufgrund des ständigen Ticketeinsatzes und des engen Zeitlimits (verbleibende Tage) eingeschränkt in eurem Handeln und könnt nicht dem nachgehen, was ihr gern nach Lust und Laune tun möchtet. Sprich: Minispiele absolvieren zu jeder Zeit und Turniere bewältigen wann immer sie anstehen, sich danach wieder dem Training hingeben und zwischendurch eine Einladung eines Tennisstars annehmen. Das ist in VT4 Vergangenheit! Hier geht es strikt nach Plan. So meldet sich zwischendurch immer wieder euer Trainer mit Hinweisen zu Wort oder euer Rivale spornt euch zu mehr Tatendrang an. Stars wollen derweil ein Spiel mit euch oder suchen einen neuen Partner, sodass ihr möglichst schnell gegen sie antreten solltet, um sie für Doppelmatches und Doppelturniere einsetzen zu können. Zudem nervt euch ein Fan, der euren Charakter von der ersten Minute an verfolgt. Er lässt euch Nachrichten von weiteren Fans zukommen gründet einen inoffiziellen Club und mehr. Ihr werdet also stets mit Nachrichten bombardiert, die man irgendwann kaum noch liest, sondern einfach weg klickt. Interviews und Spenden für wohltätige Zwecke gebt ihr auf den gelben Feldern der Öffentlichkeitsarbeit. Als Gegenleistung gibt’s abermals Sterne. Habt ihr euch mithilfe der Sterne für die spezielleren Turniere qualifiziert, dürft ihr diese bestreiten und danach weiterziehen. Insgesamt gibt es pro Saison im Schnitt zwei dieser Turniere, ehe ihr zum großen Abschlussturnier wandert und damit eine Saison beendet. Schafft ihr es jedoch nicht rechtzeitig bis zum Ablauf der Tage zum großen finalen Cup, werden euch pro weiteren Tag bzw. Zug Sterne abgezogen. Trödeln darf man daher nicht. Denn je mehr Sterne ihr ergattert, desto höher fällt euer Rang aus in der Tabellenwertung, was euch verschiedene Bezeichnungen, wie „berühmt“, „talentiert“ oder „Tennisstar“ einbringt. Was euch auf den einzelnen Feldern erwartet oder im Managerbüro zu kaufen gibt, entscheidet zudem die Spielweite. In Saison 1 gibt es beispielsweise noch keine Agenten und auch die negativen Felder fallen noch etwa gering aus. Saison 2 bis 4 verschlägt euch anschließend nach Afrika, Europa und in die Vereinigten Staaten. 

Worauf ihr euch in der World Tour konzentriert – Sterne sammeln, Fähigkeiten ausbauen, Kondition erhöhen – liegt an euch. Fakt ist, alles zugleich ist nur schwer möglich. Ohne Kondition steht ihr in Turnieren schnell im roten Bereich und verliert wichtige Matches womöglich aufgrund eines Handicaps. Alles in einem Rundgang zu meistern, ist also ohne Weiteres nicht möglich. Insgesamt fällt der World Tour Modus recht kurz aus und ist quasi an einem Tag durchzuspielen. Danach könnt ihr diesen von vorn beginnen, abzüglich eurer verdienten Sterne und der Kondition. All eure Charakterwerte und Einkäufe im so genannten Ausrüstungskatalog bleiben allerdings erhalten, einschließlich eurer bis dato erreichten Wertung in der Gesamtliste. So könnt ihr stets neu beginnen, eure Fertigkeiten bis auf Level 60 durch Minispiele aufbauen und damit neue Tennisstile kaufen oder euer bislang verdientes Geld ausgeben für neue T-Shirts, Schuhe, Schläger und mehr, die ihr während eurer World Tour und der erspielten Ergebnisse im Katalog zunächst sichtbar schaltet. Was genau ihr euch neu verdient habt, müsst ihr allerdings jedes Mal nachschauen. Konzentriert ihr euch allein auf euren Sterne-Rang, ist euch jedoch ein Platz im SPT Finale sicher. Dieses erscheint, sobald ihr nach dem New Yorker Cup den höchsten Rang in der Liste ergattert habt und dürft nun ein weiteres aber recht kurzes Gebiet unsicher machen. Hier gibt es noch ein größeres Turnier gegen echte Stars, die so Einiges zu bieten haben und trefft auf weiterem Wege auf den Gegner aller Gegner: King persönlich!

Spielerisch geht Virtua Tennis den Weg weiter wie gewohnt. Sehr arcadisch präsentiert sich das Gameplay und ist damit weit entfernt von einer Tennis Simulation, wie sie 2K Games mit der „Top Spin“-Serie präsentiert. Ihr könnt die Aktionstaste gedrückt halten und der Charakter nimmt den Filz ganz von alleine an. Mit Slices, Top Spins und Lobs könnt ihr so verschiedene Bälle über das Netz ins gegnerische Feld werfen und den Analogstick nutzen, um zielgerichtet in die Ecken zu filzen. Stoppbälle sollen euch helfen, die Gegner hinter der Grundlinie nach vorn zu holen bzw. durch solche Strategien auch Punkte einzufahren. Leider verhelfen euch die Stoppbälle so gut wie nie zu einem Punkt, da diese gemächlich im hohen Bogen über das Netz fliegen und dem gegnerischen Spieler genug Zeit lassen, nach vorn zu stürmen und diesen abzufangen – ganz unabhängig vom Platz. Abgesehen davon rennt dieser schon los, wo ihr noch zum Schlag ansetzt. Woher weiß er nur, dass nun ein Stoppball kommt? Bälle im Lauf und vor allem im Hechten sind unterdessen weitaus seltener als noch beim Vorgänger. Man könnte auch sagen, der Hechtsprung wurde im Vergleich zu Virtua Tennis 3 ziemlich entschärft, was viele Spieler positiv aufnehmen dürften. Wird gehechtet, benötigt der Spieler aber leider auch sehr viel Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. Gerade in härteren Matches ist dem Gegner dann der Punkt ziemlich sicher. Spielen tut sich der vierte Teil der Serie allerdings sehr geschmeidig. Die Mischung aus Slices, Top Spins und der Abwägung der Tennisstile macht sich durchaus an der einen oder anderen Stelle bemerkbar. Je nach Stil füllt ihr zudem eine neue Anzeige langsam auf, die euch einen Spezialschlag ermöglicht. Man mag meinen, die Entwickler wollen hier doch ein wenig in die Simulation eintauchen und ein wenig mehr Spieltiefe über das ganz arcadelastige Gameplay hinaus liefern. Dies tun sie jedoch nur recht zögerlich, weswegen man auch voll und ganz beim Virtua Tennis Gameplay bleibt. Ist eure Poweranzeige durch euren Stil – sprich harte Schläge, Grundlinienschläge, Verteidigung etc. – voll aufgeladen, könnt ihr mittels Kreistaste einen Superschlag entfachen, der in Slowmotion mit Kameraschwenks eingeläutet wird und danach straff über das Netz segelt. Dies ist sehr schön anzuschauen. In all den Spielrunden lagen die Erfolge eines Punktes hierbei bei etwa 50:50. Oft läuteten sie aber einen anschließenden Punkt ein. Die Idee des Superschlages wirkt erfrischend auf das Gameplay und passt in ein Virtua Tennis recht gut hinein. Insgesamt spielt sich Virtua Tennis 4 richtig gut und man kommt sehr schnell ins Spiel herein, kontern harte Angriffe aus, schlägt selbst entsprechende Bälle übers Netz und hat viele Stunden Spielspaß. Prima ist ebenfalls, dass Bälle auch mal ins Aus gehen, im Netz hängen bleiben oder der Charakter einen der Bälle nicht mehr schlagen kann aber zumindest noch berührt. In dem Fall fliegt der Filz irgendwo ins Aus. Dies macht das Spiel umso realistischer. Denn derartige Fehler, Patzer und mehr gehören zu einem guten Tennisspiel einfach dazu. Die geschmeidigen Bewegungen der Spieler und wie sie aus perfektem oder eben schlechtem Stand heraus Bälle annehmen und zurückschlagen, wurde sehr gut umgesetzt. 

Neben dem World Tour Modus, der Minispiele, Show Matches allein oder bis zu vier Spieler im Doppel, der Arcade Modus und der Netzwerkmodus sind die wichtigen Komponenten in VT4. Online könnt ihr mit eurem eigenen Spieler antreten oder aber mit einem der realen Tennisspieler. Ihr beginnt im Rang G, dessen Wert noch in diversen Unterkategorien mittels Ziffern aufgeteilt ist. Spielt ihr Ranglistenspiele und könnt hier als Sieger hervorgehen, erhöht sich eure Erfahrung. Ihr erhaltet EXP und steigt dadurch langsam im Rang auf. Die Wartezeiten werden mit dem Arcade Modus verkürzt, in denen ein neuer Herausforderer eintritt, sobald er verfügbar ist  – der nächste Ranglistenspieler also. Aber das ist auch alles, was der Online Modus zu bieten hat. Denn außer Ranglistenspiele gibt es nicht viel zu sehen. Keine Turnier oder ein Zuschauermodus oder was auch immer man sich wünschen könnte – es fehlt einfach an allem, so zumindest der erste Eindruck. Unter der Mitspieler-Suche besteht allerdings dann doch die Möglichkeit, ein Club-Haus zu erstellen, dem verschiedene Spieler beitreten können. Im Clubhaus können vier Plätze angelegt werden: Einzel, Doppel oder Minispiele. Das Clubhaus ist sozusagen eine erweiterte Form außerhalb der Ranglisten zur Erstellung eines offenen oder privaten Spieles. Dies bietet zumindest ein wenig Freiheit. Nicht gut aufeinander abgestimmt sind die verschiedenen Tennisstile. Die „verschiedenen Schläge“ übertrumpfen hier ziemlich alle Stilformen, wie sich Virtua Tennis Spieler auch in diversen Foren beklagen. Wer Chancen auf Erfolg haben und zum Rang A aufsteigen will – immerhin gibt es dann eine der begehrten Trophäen – muss sich hier möglicherweise diesem Stil  anpassen, um keine Nachteile zu haben. So sollte es natürlich nicht sein! Völlig egal erscheint dieses Problem allerdings in Hinblick auf die Spielbarkeit online. Bereits das erste Testspiel lief nicht flüssig. Ruckelnde Charaktere, die zudem verzögert auf die eigenen Eingaben reagierten, brachten sofort Nachteile im ersten Ranglistenspiel. Das eben benannte Stil-Problem war ebenfalls sofort ersichtlich. Allerdings verhilft auch ein Stilwechsel nicht zum Erfolg, wenn es derartige Probleme beim Spielen gibt. Da der Sieger Ranglistenpunkte erhält und der Verlierer Ranglistenpunkte abgezogen bekommt, macht das Online-Spielen so natürlich keinen Spaß. Diese Problematik wiederholte sich auch in weiteren Online-Spielen an unterschiedlichen Tagen und Tageszeiten. Vielleicht mühselig aufgebaute SPT-Punkte der eigenen Rangliste werden dadurch zunichte gemacht, da man im Spiel einfach nicht entsprechend reagieren kann und schon Aufschläge aufgrund verzögerter Reaktion nicht mit voller Kraft möglich sind. Somit hat SEGA in Sachen Online-Modi und Spielbarkeit also leider noch ziemlich nachzuholen.

Nachholbedarf gibt es auch hinsichtlich der Optik. Die Charaktere sehen in der Tat schick aus, ebenfalls die Plätze, doch es gibt keinen wirklichen Wow-Effekt. Dies bemerkt man bereits bei den eigenen erstellbaren Charakteren auf dem Platz, während die Stars den realen Tennisspielern sehr gut nachempfunden sind. Ein wenig mehr hätte dem Titel jedoch nicht geschadet. Mehr Detailverliebtheit der Plätze aber auch Platzauswahl wäre wünschenswert gewesen. Immerhin gibt es nun Ansätze von Tennissplätzen, die nicht dem normalen Stadiongeschehen wie ein Ei dem anderen ähneln. So ist eine Seite durchaus mal schattig, was beim Seitenwechsel gleich optische Veränderungen herbeiführt. Die Vielfalt an Plätzen mit bewegten Schatten in Natur, in Abendsonne und mehr – wie es ein „Top Spin“ von 2K Sports schon unlängst vormachte – vermisst man im SEGA Titel allerdings nach wie vor. In längeren Matches steht der Schweiß im Gesicht der Spieler. Einerseits völlig richtig und korrekt, doch sollte dies auch schön anzuschauen sein. Denn das tut es in Virtua Tennis 4 nicht unbedingt. Da hängen schon einmal die Kügelchen im Gesicht und bewegen sich keinen Zentimeter. Die Klamotten sind davon sowieso nicht betroffen und glänzen, wie frisch aus der Wäsche gezogen. Das mögen Kleinigkeiten an Realismus sein, doch auch in einem Arcade-Spiel sollte man solche grafischen Raffinessen doch mittlerweile erwarten können. Der Sound dagegen ist nett, der Kommentator zählt die jeweiligen Punkte und mehr im Match auf. Insgesamt ist alles recht stimmig. Auch hier bemerkt man allerdings, dass in verschiedenen Ortschaften der Welt, bspw. Frankreich, Ägypten etc. nicht die Landessprache im Stadion vorherrscht, wie es bspw. auch ein „Top Spin“ des Konkurrenten 2K Sports vormacht. Der Soundtrack innerhalb der Minispiele erinnerte mich sogar an einen Track aus Sonic the Hedgehog. Die Ladezeiten hätte SEGA optimieren können, nicht nur zu Matchbeginn. Insbesondere im Ausrüstungskatalog wartet man eine gefühlte Ewigkeit, bis man so manchen Artikel einfach nur anprobiert hat. In diesem Zustand kann der Artikel dann nicht einmal gekauft werden, sondern der Spieler muss sich erst wieder umziehen, was erneut Ladezeiten verursacht. Die teils nicht wegklickbaren Sequenzen beim Matchball können ebenfalls nerven. Nicht jeder möchte sich stets die Zwischensequenzen und Replays anschauen, auch wenn diese sehr schick und in 1080i/p und je nach Einstellung auch in 3D daherkommen und unbedingt Lob finden müssen! 

Mit Virtua Tennis 4 schließen die originalen Entwickler der Virtua Tennis Reihe an ihren letzten Titel Virtua Tennis 3 an. Kein Wunder, weshalb man den 2009er Teil hier grandios zur Seite schieben kann und sollte. Denn damit hatte das japanische Entwicklerteam auch nix am Hut. Verbessert hat man die spielerische Seite sehr gut. Die vielen Hechter aus der dem dritten Part wurden ziemlich reduziert, sodass sich das Spielvergnügen noch besser anfühlt, als zuvor. Voll und ganz arcadisch präsentiert sich VT4 und nutzt damit seine Stärken aus. Der neue Superschlag passt dabei recht gut zum Konzept und fühlt sich in einem Virtua Tennis spielerisch ebenfalls gut an. Fans der Serie werden spielerisch also voll auf ihre Kosten kommen und Teil 4 womöglich zum besten Virtua Tennis krönen wollen. Allerdings darf man den Umfang nicht vergessen, der bekanntlich vor allem im World Tour Modus steckt. Hierfür versuchte man sich nun an einer Art Brettspiel, statt dem normalen Kalendersystem weiter zu folgen. Man kann das als neue Idee bezeichnen, um mal etwas anderes zu machen. Doch ob sich das wirklich bewährt, stelle ich sehr in Frage. Denn nun ist man sehr in seinem Handeln eingeschränkt, gerät durch Hüpfaktionen auf gute oder schlechte Felder und muss Minispiele, Turniere und Co. dann absolvieren, wenn man drauf landet. Nicht aber, wenn man das auch möchte. Recht kurz ist die Tour zudem geraten und kann mehrmals durchgespielt werden. Um an die begehrten Trophäen zu gelangen, ist das sogar Pflicht. Wer Spaß an Brettspielen hat, dürfte Spaß an „Virtua Tennis ärgere dich nicht!“ haben. Allen anderen ruft der Modus wohl eher einen Wermutstropfen auf die Stirn. Da SEGA auch im Online Modus kaum etwas über die Ranglistenspiele hinaus anbietet (bspw. Turniere) und die Matches auch zu keiner Zeit flüssig ablaufen wollten bzw. ein Tastendruck auch noch verzögert reagiert, dürfte der Online-Modus eher in Frust ausarten – so zumindest bei mir. Solange dies nicht passiert, hat man allerdings viel Spaß gegen andere Spieler weltweit und führt seinen womöglich auch eigenen Charakter zum höchsten Online Rang. Für viele VT-Fans ist es sowieso Pflicht, sich gegenseitig zu messen, wobei der World Tour Modus dann kaum eine Rolle spielt. Schade, dass man nicht die Optik, Charaktererstellung oder Tennisplatz-Versionen optimiert und erweitert. Hier hinkt man dem Konkurrenten „Top Spin“ von 2K Sports noch immer ziemlich hinterher: keine verschwitzten T-Shirts, kaum extravaganten Plätze mit Schatteneffekten und mehr, eingeschränkte Charakter-Optimierung usw. Aber wenigstens spielerisch macht SEGA so ziemlich alles richtig: sehr gutes Arcade-Gameplay, lustige Minispiele, geschmeidige Bewegungen und Spielspaß für viele Stunden.


Spielte sich gleich mehrfach durch die World Tour:
Ronny Wecke

Virtua Tennis 4
World Tour Trailer

Virtua Tennis 4
Ingame und Minispiele