Neue Konsole, Neues F-Zero

Doch während "F-Zero X" auf dem Nintendo 64 noch direkt nach dem Start der Konsole erschien, mussten sich die Fans diesmal ziemlich lange gedulden, um wieder mit Captain Falcon über die Piste zu heizen. Dann sickerte die Nachricht durch, dass nicht Nintendo für die Entwicklung zuständig sei. Diese sollte das Team "Amusement Vision" übernehmen - ein Entwickler von SEGA. Damit war eigentlich schon fast klar, dass diese Spiel ein Hit werden muss! Immerhin brachte uns das Team bereits das Rennspiel Daytona USA auf Dreamcast oder auch Super Monkey Ball für den GameCube.

Schon nach den ersten Screenshoots war die grafische Pracht des Arcade-Racers klar! Der Streckenrand war mit opulenten Szenarien ausgestattet und nicht mehr nur mit kargen Ebenen unterlegt. Die Gleiter waren mit netten Texturen und Transparenz-Effekten versehen und die Weitsicht war überragend. Wie genial die Grafik jedoch wirklich ist, wird erst klar, wenn man selbst am „Steuer“ sitzt. Trotz vieler, riesiger Animationen, extremer Fernsicht und bis zu 29 Gegnern gleichzeitig auf der Strecke kommt die Action niemals ins Stocken. So etwas ist man aber von Amusement Vision schon gewohnt. Insgesamt wirken alle Strecken auch sehr durchdacht und unterscheiden sich wirklich extremst voneinander, was dem Spielspaß natürlich nur gut tut!

Anders als in den Vorgängern integrierte SEGA diesmal sogar eine Story, welche zwischen den Rennen durch sehr nett anzusehende Renderfilme erzählt wird. Hierbei müsst ihr verschiedene Aufgaben meistern wie zum Beispiel ein Rennen durch einen Canyon gewinnen oder eine bestimmte Anzahl an Fahrern ausschalten. Für erfolgreich gemeisterte Missionen erhaltet ihr dann sogenannte „Tickets“. Mit diesen Tickets lassen sich wiederum im Costume-Bereich neue Fahrer, Missionen sowie Einzelteile fürs Zusammenbauen eigener Gleiter kaufen. Die lassen sich dann auch nach belieben lackieren! Tickets bekommt ihr jedoch auch durch das Gewinnen des F-Zero Grand Prix. Dieser ist in Rubin-, Saphir-, und Smaragd-Cup unterteilt und kann jeweils noch auf den Schwierigkeitsstufen Novice, Standard und Expert gefahren werden. Im späteren Spielverlauf lassen sich weitere Cups sowie ein weiterer Schwierigkeitsgrad freischalten. Somit ist also für Langzeitmotivation gesorgt! 

Natürlich gibt es auch Standard-Modi wie den Time-Attack. Hier tragt ihr heiße Gefechte um Bestzeiten aus. Im VS-Modus fahrt ihr dagegen in verschiedenen Rennen gegen menschliche Kontrahenten. Allerdings enttäuscht dieser Modus meiner Meinung nach ein wenig, da ihr zu Zweit auch nur gegen zwei weitere computergesteuerte Gegner antretet. Hier wäre es schön gewesen, auf dem Feld mit insgesamt 30 Fahrern fahren zu können. Nichtsdestotrotz machen Sessions mit bis zu drei Freunden natürlich auch ordentlich Stimmung und können immer wieder mal unterhalten.

Ein großes Plus gilt der Spielbarkeit. Als ich den ersten Trailer sah, dachte ich noch so: "Oh mein Gott! Das ist doch viel zu schnell! Wie soll ich denn da lenken?!“ Die Geschwindigkeit aus den Trailern ist durchaus noch vorhanden. Dennoch lassen sich die Fahrzeuge bestens kontrollieren, was jedoch auch ein bisschen von dem gewählten Charakter abhängt. Denn sie alle legen verschiedene Fahrverhalten an den Tag. Wie auch schon aus den Klassikern bekannt, gibt es natürlich auch wieder die Boost-Funktion, welche nach Beendigung der ersten Runde aktiviert wird. Benutzt ihr den Boost, zieht dieser jedoch Energie eures Gleiters. Dadurch werden ihr anfälliger für Angriffe eurer Kontrahenten. Energie lässt sich aber ganz einfach durch das Überfahren markierter Flächen wiederherstellen, die an bestimmten Stellen einer Strecke zu finden sind. Hierdurch müsst ihr bei gewissen Streckenabschnitten sogar ein wenig taktisches Vorgehen zeigen. Andernfalls müsst ihr sonst eine ganze Runde lang ohne Boost auskommen. Ein Teil der eigenen Energie wird auch wieder aufgefüllt, sobald ihr Gegner attackiert oder diese sogar aus dem Rennen werft. Dies erledigt ihr durch Druck auf den X-Knopf und gleichzeitiges Lenken nach rechts oder links - je nachdem, auf welcher Seite sich euer Gegenspieler befindet. Gas gegeben wird - wie bei Nintendo üblich - mit der A-Taste auf dem GameCube Controller. Hier haben die Entwickler darauf geachtet, die Steuerung analog zu den Vorgängern auch ins neue F-Zero zu übertragen und keine neuen Wege zu gehen. 

Mit den Schultertasten lassen sich dann Slides ausführen, mit denen ihr besser um enge Kurven gleiten könnt. Und von denen gibt es jede Menge. Das Streckendesign ist den Entwickler sowieso gut gelungen. So gibt es anfangs noch recht gemütliche Strecken. In späteren Abschnitten rast ihr dagegen des Öfteren über Kopf über die Piste oder bewegt euch auf einer runden Strecke - einer Art Rohr - um 360 Grad an dieser hin und her. Die verschiedenen Pisten kommen jedenfalls mit viel Speed, Charme und Action daher. Genau so muss ein F-Zero aber auch aussehen. Immerhin rast ihr hier mit mehreren 1000 km/h auf futuristischen Rennstrecken, auf denen euch alles erwartet. Und ganz nach dem Motto "wer bremst verliert", verzichteten die SEGA-Entwickler bei diesem Rennspiel auf die Bremse. Das macht sogar auch irgendwie Sinn, da ihr diese nie nutzen würdet. Wollt ihr langsamer fahren, geht ihr einfach vom Gas.

Der Soundtrack überzeugt dabei mit einer Vielzahl von Tracks. Jeder der insgesamt 30 Fahrer besitzt beispielsweise eine eigene Erkennungsmelodie. Diese reichen von Pop über Metal bis hin zu Techno-Sounds. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Retro Fans wird es zudem freuen, dass sich bei Strecken einer "Mute-City" oder "Big-Blue" durchaus auch kleinere Abschnitte der alten SNES-Sounds wiederfinden, die nun in neuem Glanz erstrahlen. Jedem Charakter wurde dazu eine eigene Sprachausgabe spendiert, welche jedoch erst nach Beendigung eines Grand-Prix und während der Filme im Story-Modus zu hören ist. Motorengeräusche und sonstige Effekte wurden bestens vertont. Hier fällt absolut nichts negativ auf.

Grafisch stellt das neue F-Zero GX eines der absoluten Highlights auf dem GameCube dar. Aber auch spielerisch ist dieses Game eine echte Perle seines Genres - der futuristischen Racing Games. So schnell war ein Rennspiel wirklich noch nie. Zumindest nicht mit einer so starken Technik! Was SEGA hier auf den Bildschirm zaubert, ist schon einfach der Hammer. Der Soundtrack hält so einige Ohrwürmer parat und für lange Motivation wird dank ausreichend freischaltbarer Inhalte ebenfalls gesorgt.

Highspeed-Rennen gegen bis zu 30 Gegner. Das ist einfach nur herrlich. Daher ist es mir etwas unverständlich, dass Nintendo bei einem Titel mit so viel Potenzial auf einen Online Modus verzichtet. Wenn ich mir überlege, dass SEGA diese Möglichkeiten unlängst auf grandiose Weise in ihre Spiele integrierte und hierzulande den GameCube mit Phantasy Star Online Episode I&II erstmalig online brachte, dann hätten sie F-Zero GX auf ein noch höheres Level heben können. Highspeed-Rennen, Geschwindigkeit zum Unmfallen, bis zu 30 Gegner auf der Strecke. Das hätte bestimmt den einen oder anderen Käufer mehr ans Pad gelockt. So bleibt es bei einem einfachen Vierspieler-Duell. Das ist schon traurig. Dennoch gehört dieses Rennspiel - das im Übrigen mit seinem Arcade-Feeling (und in den Arcade-Hallen in Zusammenarbeit mit Namco) nicht immer einfach ist - in jede gute GameCube Sammlung!


Ist mit 2200 km/h auf der Überholspur:
Florian Kunde