Wer kennt sie nicht? Die vielen unterschiedlichen Anime-Serien und Filme aus Japan. Die Geschichten von einfachen Jugendlichen, Helden und die, die es werden wollen. Während Anime wie „Akira“, „NGE“, „Ghost in the Shell“ oder „Armitage“ wohl nur teilweise bekannt sein mögen, dürftet ihr solche Namen wie „Sailor Moon“ oder „Dragonball“ in jedem Fall schon einmal gehört haben. Auch Capcom nahm sich diesen Stil an und bringt mit Tech Romancer ein 3D-Anime Beat 'em Up auf SEGAs Dreamcast. Das Intro zeigt dabei bereits eindrucksvoll, worum es in dem Spiel gehen mag: Verschiedene Charaktere und ihre riesigen Roboter treten gegeneinander an. Warum, erfahrt ihr in den unterschiedlichen Geschichten der Charaktere und ihrer Mechs. Und genau da beginnt auch das eigentliche Spiel - nämlich im Arcade Modus. Nachdem ihr euch euren Helden ausgesucht habt, wird die Story des Charakters wiedergegeben.

Besonders der Junge Junpei tritt hierbei in den Vordergrund. Dessen Vater und Großvater schufen in einem unterirdischen Labor im Geheimen den so genannten „G.Kaiser“. Er besitzt überragende Stärke und besteht aus hochmodernem Metall, wodurch seine Panzerung sehr widerstandsfähig ist. Viele wollen an genau dieses Material herankommen. Junpeis Eltern gaben ihr Leben, damit dieses Geheimnis nicht in böse Hände fällt. Doch das Labor und Großvater werden erneut angegriffen. Junpei kann mitsamt dem mächtigen Tech G.Kaiser entkommen und nimmt den Kampf gegen den Feind auf. Doch das ist nur der Anfang einer der vielen Storys. Manche Roboter werden nämlich von zwei Charakteren gesteuert, sodass ihr die Geschichte eines Jeden erspielen könnt und euch teilweise sogar noch für einen von zwei Wegen innerhalb dieser Story entscheiden dürft. Doch schauen wir uns das Kampf-Spektakel etwas genauer an. Zunächst besitzt jeder Mech eine Schadens-, Panzerungs- und Spezialanzeige. Während die Panzerung und eure Energie voll aufgeladen sind, könnt ihr zum Kampfbeginn eure Special-Attacke weiter stärken. Die Aktionen selbst führt ihr aus, indem ihr entweder die beiden Angriffsmöglichkeiten - genannt A und B - nutzt oder diese kombiniert. Da die meisten Roboter springen können, sind auch Luftangriffe möglich. Zum Abwehren feindlicher Attacken erweist sich die Block-Taste als äußerst wichtig. Mittels verschiedener Tastenkombinationen sind weitere Angriffe oder auch Würfe möglich. Die Umgebung ist dabei selbstverständlich zerstörbar. Diese Grundelemente machen allerdings noch lange nicht den Spielspaß aus, der tatsächlich in Capcoms Beat 'em Up steckt.

Denn in der 3D-Arena könnt ihr euch um 360 Grad drehen und somit Angriffen auch seitwärts ausweichen. Zumeist laufen die eigentlichen Kampfaktionen dann aber doch im 2D-Stil – von links nach rechts – ab. Schnelle Ausweichmanöver kombiniert mit einem Angriff führt ihr aus, indem ihr einen der beiden Angriffsmöglichkeiten (A oder B) zugleich mit der der Block-Taste drückt. Mit jedem Schlag, dem ihr euren Kontrahenten zufügt, sinkt nicht nur seine Energie, sondern auch die Panzerung nimmt prozentual ab. Schafft ihr es mit euren vielen Fähigkeiten die Panzerung zu zerstören, ist euer Gegner verwundbarer denn je. Spätestens jetzt solltet ihr eure Spezial-Angriffe nutzen, um euren Feind in die Knie zu zwingen. Wir erinnern uns: Zum Start habt ihr einen Spezialzug zur Verfügung. Während ihr Schläge, Tritte, Raketen usw. austeilt, füllt sich die Special-Anzeige auf. Maximal drei dieser könnt ihr aufladen. Über zwei Spezialzüge verfügt jeder Roboter, welche ebenfalls per Tastenkombination ausgeführt werden. Diese geballten Kraftaktionen werden zudem durch eine etwa 1-Sekunden-Sequenz angekündigt und wundervoll in Szene gesetzt. Jeder Kämpfer verfügt über zwei Energieleisten. Ist die erste im Kampf auf Null gesunken und der Gegner scheint besiegt, rafft dieser sich schnell wieder auf und die zweite Anzeige kommt zum Vorschein. Eine eventuell zerstörte Panzerung bleibt aber zerstört. 

Wie euer Gegner verfügt ihr natürlich ebenfalls über diese Energiereserve, genau wie über Items. Diese könnt ihr im Kampf zu euren Gunsten einsetzen. Drei Arten von Gegenständen stehen dabei zur Auswahl: Die „Heilenden Gegenstände“ beheben Schäden oder stärken die Panzerung. „Fähigkeitsgegenstände“ erhöhen darüber hinaus die Angriffs- und Verteidigungskraft aber auch die Geschwindigkeit eures Roboters. Mir den “Hero Challenge Modus Gegenständen“ dürft ihr drei durchschlagskräftigere Waffen verwenden. Gegenstände erhaltet ihr aber nicht nur während der Zerstörung der Arenen, sondern sie werden auch freigesetzt, nachdem ihr eurem Kontrahenten mächtig eins auf die Nase geschlagen habt. Der verliert danach nämlich das eine oder andere Item. Sammelt ihr es auf, könnt ihr es nutzen. Aber Vorsicht: Auch er kann sich eure Items schnappen. 

Insgesamt gibt es zwei Kampfmodi. Neben dem Story bzw. Arcade Modus dürft ihr im „Hero Challenge Modus“ gegen zwölf Gegner antreten. Eure Leistungen werden am Ende bewertet und ihr bekommt dementsprechend Geld auf eurem Konto gutgeschrieben. Im „Dr. Tatsumi’s Technodome“  habt ihr Zugriff auf so manches Feature. Sämtliche Features werden freigeschalten, nachdem ihr ganz bestimmte Bedingungen erfüllt habt. Dies kann die Beendigung des Story Modus oder das Meistern spezieller Forderungen innerhalb der Kämpfe sein. So darf beispielsweise die Panzerung nicht zerstört werden oder ihr müsst auf den Einsatz von Items verzichten. Im „Development Room“ könnt ihr zudem verschiedene Fähigkeiten entwickeln bzw. für euer Geld neue Features rund um die Charaktere und ihre Techs kaufen. 

Doch Capcom schenkt den Dreamcastlern noch mehr: Sofort zum Start des Games könnt ihr euch ein Minispiel auf eure VMU herunterladen (128 Blöcke) und das Spiel „Love & Punch“ mit Junpei spielen. Das hier verdiente Geld kann jederzeit ins Spiel transferiert werden, um es hier nützlich in neue Features anlegen zu können. Zwei weitere VMU-Spiele sind freispielbar!

Doch auch damit noch nicht genug. Habt ihr genug vom Einzelspiel, dürft ihr einem Kumpel einen zweiten Controller in die Hand drücken und euch gegenseitig das Blech verbeulen. Beherrscht ihr euren Tech relativ gut, macht das Beatm 'em Up gleich zweimal so viel Spaß. Gerade hier dürfte sich jeder über die integrierten End-Angriffe freuen. Besitzt der Feind nämlich nur noch wenig Energie seiner zweiten HP-Leiste, zeigt ein Symbol an, dass ihr nun einen Finisher ansetzen könnt. Dieser schickt den Gegner sofort in die ewigen Jagdgründe. Der End-Angriff ist sehr einfach auszuführen: lediglich alle vier Buttons zur gleichen Zeit drücken und es gibt (fast) kein Entrinnen mehr. Fast? Natürlich müsst ihr vor eurem Widersacher stehen und die Attacke muss auch treffen. Weicht er nämlich aus oder liegt noch am Boden, habt ihr den Finisher versemmelt! Ein zweites Mal könnt ihr die Attacke in diesem Kampf nicht einsetzen! Wie jedes Arcade-Game unterstützt natürlich auch Capcoms Tech Romancer SEGAs Arcade Stick.

Grafisch sieht das Spiel relativ gut aus. Die verschiedenen Mechs wurden sehr hübsch animiert und glänzen besonders in ihren speziellen Angriffen mit voller Pracht. Die grafischen Effekte kommen besonders zur Geltung, wenn ein Mech besiegt wurde. Gerade bei den entsprechenden Angriffen unterscheiden sich diese Effekte vollkommen von denen, die bei einem letzen aber einfachen Schlag zustande kommen. Lediglich die meisten Arenen sind sehr einfach gehalten und sprotzen nicht wirklich mit riesigen zerstörbaren Objekten. Der Anime-Stil wurde nicht nur in den Storys und dem Intro eingebettet, sondern auch in den Spezialmanövern klasse und teilweise mit japanischen Schriftzeichen verwendet. Zusammen mit den Sprach-Ensembles während und zwischen den Kämpfen ergibt das einen herrlichen Anime-Flair. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass das Spiel in japanischer Sprache gehalten wurde. Lediglich englische Untertitel zieren die Geschichten und das Menü. Auf einen 60 Hz Modus verzichtete Capcom dabei nicht.

Dass Beat 'em Ups nicht immer etwas mit heißen Mädels und starken Jungs á la Dead or Alive 2 oder Soul Calibur zu tun haben müssen, beweisen die Mannen von Capcom eindrucksvoll mit ihrem Arcade-Spiel. Lediglich zwei Modi gibt es in Tech Romancer zu bestaunen, doch mit diesen beiden Modi gibt es Unmengen an Features freizuspielen. Der Kämpfe selbst sind relativ einfach zu bestreiten aber dennoch nicht unbedingt einfach zu meistern. Das durchdachte Kampfsystem mitsamt Specials Moves und End-Angriffen macht einfach höllisch viel Spaß. Die Sprach-Ensembles dazu sind recht witzig. Auch die Story und der Anime-Stil wissen durchaus zu gefallen! Und genau das macht eigentlich auch den Unterschied zu den eher gewöhnlichen Prüglern. Hier ist eben alles ein bisschen anders. Fans dieses Genre wissen die Integration des Arcade Sticks zu schätzen, denn so müssen sich auch Fans klassischer Beat 'em Ups nicht auf einen Controller umstellen.

Eigentlich möchte ich sagen, dass Tech Romancer vielmehr ein Spiel mit sehr viel Spielspaß für zwischendurch ist. Und dennoch wird jeder aufgrund der vielen freispielbaren Extras inklusive der verschiedenen Visual Memory Spiele auch sehr lange daran hängen bleiben. Somit ist Tech Romancer ein durchaus recht gutes Spiel, das man von seiner Spielbarkeit vollkommen empfehlen kann. Probespielen kann aber sicher dennoch nicht schaden, immerhin ist der Anime-Flair und der Kampf mit riesigen Mechs nicht jedermanns Sache. Das muss am Ende jeder für sich entscheiden.


Geizt nicht mit Special Moves und Finisher:
Ronny Wecke

Tech Romancer
Intro