Dreamcast -- Giga Wing

Wir schreiben das Jahr 2050. Auf der Welt herrscht ein grausamer Krieg, wie es ihn bis dahin noch nicht gegeben hat. Auslöser ist ein göttliches Amulett, das der Menschheit sowohl Wohlstand, als auch Zerstörung bringt. Inmitten dieses Krieges erheben sich vier mutige Piloten in den Himmel. Sie haben sich zum Ziel gemacht, das Amulett zum Wohle der Menschheit zu zerstören. Hier kommt ihr ins Spiel. Ihr übernehmt die Kontrolle über einen der vier Hightech-Jets und stürzt euch ins Gefecht.
Capcom zaubert mit Giga Wing mal wieder einen seiner 2D-Scroll-Shooter aus dem Ärmel, über den man sich mal wieder streiten kann... Nachdem ihr den Schwierigkeitsgrad also auf die niedrigste Stufe gestellt und euren Lifestock aufs Maximun gesetzt habt, geht’s los. Ihr sucht euch einer der vier Piloten aus, welche mit unterschiedlicher Feuerkraft, sowie Schnelligkeit aufwarten. Außerdem hat auch jeder Charakter eine andere Story und verschiedene Levelabläufe. Habt ihr eure Auswahl also bestätigt, donnern euch nach einem kurzem Monolog des Protagonisten auch gleich die Geschosse um die Ohren. Und das in einer Stückzahl, die einem den Mund offen stehen lässt. Da heißt es gegenhalten. Während ihr mit eurer Standardwaffe den Gegnerhorden nicht wirklich viel entgegenzusetzen habt, könnt ihr mit Power Ups in Form eines großen, durch die Luft fliegendem "P" eure Schusskraft ordentlich verstärken. Doch selbst dann kommt ihr aufgrund der Dichte an feindlichen Geschosse oftmals in arge Bedrängnis. Hier empfiehlt sich ein Feature, das es so nur in Giga Wing gibt: Ihr könnt durch Halten der Feuer-Taste die sogenannte Reflect Force aktivieren. Dies erzeugt eine Art Kraftfeld um euren Jet, von dem alle Schüsse abprallen und auf euren Gegenspieler umgelenkt werden. Nach einer kurzen Aufladezeit steht dies dann wieder zur Verfügung. Teilweise ist es eure letzte Rettung, also solltet ihr euch schnell mit diesem Feature vertraut machen. Natürlich dürfen die obligatorischen Bomben nicht fehlen. Diese Force-Bomben werden mit bildschirmfüllenden Effekten gekonnt inszeniert und machen dem Feind so richtig die Hölle heiß. Je nach Pilot hat auch die Bombe eine andere Wirkung. Während ihr diese einsetzt, seid ihr unverwundbar und könnt euch schnell störender Geschosse entledigen. Dies ist vor allem bei den riesigen Endgegnern, die am Ende jedes Levels auf euch warten, sehr ratsam.

Da bei einem 2D-Shooter ein Score Attack samt Highscore-Ranking nicht fehlen darf, kassiert ihr natürlich auch für jedes erledigte Schiff des Feindes ordentlich Punkte. Teilweise haben die Entwickler hier wohl ihr Gefühl für Zahlen verloren. So schießt euer Highscore schnell in zwölfstellige Bereiche. Mit Hilfe des Reflect-Force lassen sich zudem Extra Punkte scheffeln. Denn alle Geschosse, die irgendwie auf einen Feind treffen, werden auch gleich zu Gold. Das braucht von euch dann nur noch eingesammelt werden. Dies geschieht auch mit abgeschossenen Jets. Lediglich bei den Force-Bomben erhaltet ihr kein Gold. Die Highscorejagd ist leider auch der einzige Aspekt an Giga Wing, der etwas länger ans Pad fesselt. Den nach nur etwa 30 Minuten Spielzeit seht ihr auch schon das Ende über den Bildschirm flimmern. Damit gehört Giga Wing auch eindeutig zu den kurzweiligen Partygames, das allerdings immer mal wieder gut für eine Runde zwischendurch ist.
Was die Präsentation angeht, darf man bei einem 2D-Shooter auch nicht gerade eine Grafikbombe erwarten. Aber selbst dafür macht Giga Wing noch einen sehr schlechten Eindruck. Die Hintergründe sehen nicht wirklich gut aus. Sowieso wirken die meisten Bitmaps recht lieblos gezeichnet. Lediglich die Effekte der Explosionen dieses Arcade Titels stechen ein wenig hervor. Was auf technischer Seite noch positiv gesehen werden kann: Das Geschehen läuft dank 60 Hz-Modus zumindest die meiste Zeit sehr flüssig über den Bildschirm. Leider kommt es aufgrund der EXTREM (!!!!!) vielen Geschosse und Gegner auf dem Bildschirm dann doch immer noch zu Rucklern. Sieht man diese jedoch als stylischen Zeitlupen-Modus in ziemlich unübersichtlichen Situationen an, kann man gut damit leben. Vielleicht hätten die Entwickler auch einfach größere Munition verwenden sollen anstatt Tausende kleine Kügelchen. Was den Soundtrack angeht, so ist dieser auch nicht weltbewegend. Allerdings sind manche Stücke verdammt kultig. Allein wegen einem bestimmtem Track lege ich diese Spiel schon immer wieder gerne ins GD-Rom Laufwerk. Die Effekte der riesigen Fluggeräte im Spiel kommen dabei mit genügend aufgedrehten Boxen wirklich gut rüber und ihr habt teilweise das Gefühl, dass neben euch ein Jumbo-Jet abhebt.


Ja ja, normalerweise ist dieses Spiel Schrott. Denn der Score-Modus ist in diesem rund 30-minütigen Kurzweil-Abenteuer immer noch der beste Modus als Einzelspieler. Sein wahres Potenzial entfaltet Giga Wing erst mit einem weiteren Mitspieler. Hier herrscht dann das totale Chaos und die Übersicht geht des Öfteren flöten. Aber gerade dadurch macht es so viel Spaß. Dank der kurzen Spielzeit ist Giga Wing als Partyknaller zu empfehlen. Zumal auch ungeübte Zocker ruhig ans Pad gelassen werden können! Dank unendlich vielen Credits, selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad, bewundert schließlich jeder das Ende des Spiels. Im Zweispieler-Modus lassen sich zudem durch das Kombinieren der Charaktere immer neue Storys basteln. Denn sie kommunizieren untereinander, weswegen ihr immer mehr über sie herausfindet.
Wer also keinen Wert darauf legt, dass die Grafik miserabel ist, der Sound gerade so in Ordnung geht und das Spielgeschehen viel zu hektisch und unübersichtlich ist, der sollte zugreifen. Aufgrund der geringen Spielzeit empfehle ich aber ein möglichst günstiges Angebot zu suchen. Denn den Vollpreis ist diese Spiel trotz verdammt spaßigem Multiplayer-Modus nicht wert.

Florian Kunde