Schon Anno 1997 überraschten die Entwickler von Namco die Beat 'em up Fans hierzulande mit dem PlayStation-Titel „Soul Edge“, welcher eine - für damalige Verhältnisse - überragende Grafik und ein super Gameplay bot. Nun bringt Namco in Zusammenarbeit mit SEGA den Nachfolger für Dreamcast unters Volk, welcher nicht weniger revolutionär sein sollte. Es stellt selbst das sehr gute, kurz zuvor erschienene Virtua Fighter 3tb völlig in den Schatten! In Soul Calibur geht es hauptsächlich um das sagenumwobene Schwert „Soul Edge“, hinter dem eigentlich alle Helden in diesem Spiel her sind. Die einen, um dessen finstere Macht zu nutzen und Angst und Schrecken zu verbreiten. Die anderen hingegen, um endlich für Frieden zu sorgen. So erlebt ihr mit jedem Charakter eine individuelle Geschichte, welche sich teilweise auch überschneiden.

Ohne Frage ist einer der wohl größten Pluspunkte an Soul Calibur, dass ihr euch nicht einfach nur mit bloßen Fäusten eins auf die Mütze gebt. Jeder Charakter hält eine Waffe in den Händen. Diese reichen vom normalen Schwert über eine riesige Streit-Axt bis hin zum Kampfstock. Zusammen mit der sehr einfachen, aber dennoch tiefgehenden Steuerung und der dreidimensionalen Ansicht kommt ein außergewöhnlicher Spielfluss auf, welcher den Spielspaß besonders bei Multiplayer-Duellen in ungeahnte Höhen schnellen lässt. Es ist jedoch fast unmöglich, alle Charaktere perfekt zu beherrschen. Denn jeder Charakter kommt mit weit über 100 verschiedenen Moves daher. Zudem vergaß Namco nicht, auch ein Kontersystem einzubauen. Drückt ihr während eines Angriffs des Gegners rechtzeitig die Counter-Taste, wird der Gegner zurückgestoßen. Dies erfordert jedoch viel Übung, bringt euch aber Vorteile im Kampf. 

Für Lanzeitmotivation wurde gesorgt. So gibt es - wie in Beat 'em Ups üblich - zunächst den Arcade Modus. Hier geht es darum, gegen sieben verschiedene Gegner zu bestehen. Danach folgt der Endgegner. Hierdurch werden dann auch neue Charaktere freigespielt, die ihr fortan nutzen könnt. Desweiteren gibt es Standard-Modi wie Survival, Time Atack, Practise, VS-Mode und Team-Battle. Die beiden Letzteren sind auch mit einem Freund zu zweit spielbar. Besonders bei ungefähr gleich-talentierten Spielern macht das ungeheuren Spaß. Doch auch ungeübte Spieler kommen auf ihre Kosten. Denn Soul Calibur ist eben nicht wie Virtua Fighter und kann auch durch reines Button Smashing gewonnen werden. Soul Calibur gehört also zu den Prüglern, die man getrost Button Smasher nennen kann. Namco benutzt in seinem Spiel zudem sämtliche Aktionstasten aus, wodurch Schläge, Tritte und das normale Blocken möglich sind. In den Optionen können diese Tasten vollkommen frei angepasst werden, was sicherlich viele Spieler machen dürften. Denn damit sind mitunter bestimmte Aktionen besser ausführbar. Werden zwei oder drei Tasten gemeinsam gedrückt, entstehen nämlich weitere Moves, Würfe und Spezialattacken. Einige davon sind vom Gegenüber nicht zu blocken. All diese Aktionen können wunderbar zu Combos führen. Ihr könnt euren Widersacher daher mit verschiedenen Combos attackieren, sie in die Luft befördern, aus dieser wieder hart zu Boden holen und auch am Boden weiter bearbeiten. Was die Entwickler hier herausholen, ist schier unglaublich und macht insbesondere im Survival Modus höllisch viel Laune.

Nun aber zum Herzstück von Soul Calibur, dem Mission-Battle-Modus: Hier könnt ihr einen Cursor über eine Weltkarte steuern, welche in drei Abschnitte aufgeteilt ist: Europa, den nahen Osten und Asien. Nachdem ihr ein kleines Training bestanden habt, könnt ihr auf dieser Weltkarte verschiedene Arenen besuchen und müsst bestimmte Missionen erfüllen: zum Beispiel gegen unsichtbare Gegner antreten oder in einer bestimmten Zeit eine festgelegte Anzahl Schläge landen. Für gemeisterte Missionen erhaltet ihr Punkte, mit denen ihr in einer Galerie Bilder kaufen könnt. Dadurch schaltet ihr neue Missionen, neue Galerie-Abschnitte, weitere Arenen sowie Kostüme für die Charaktere frei. Besondere Boni sind einige weitere Spezial-Modi für das Museum. Da die letzten Bilder, welche allesamt sehr hübsch und sehenswert sind, sehr teuer und die Missionen ziemlich schwer werden, könnt ihr mit diesem Modus schon einige Wochen verbringen - alles, ohne dass das Spiel langweilig wird.

Was fürs Auge

Die Grafik, die ihr dabei zu sehen bekommt, ist der absolute Wahnsinn. Noch nie gab es auf einer Konsole solch flüssige Animation zu bestaunen. Die Charaktere bewegen sich schon fast realistisch durch die vielen wunderschönen Arenen und sind mit einem unübertrefflichem Detailreichtum ausgestattet. So wurden den Recken sogar im Wind wehende Haare und eine Gesichtsanimation während des Kampfes spendiert. Die sehr scharfen Texturen und die hohe Auflösung verleihen dem Spiel dazu einen besonderen Glanz, welcher durch die sehr gelungenen Lichteffekte noch abgerundet wird. So wird der Bildschirm während eines nicht blockbaren Moves zum Beispiel verdunkelt und der Charakter beginnt regelrecht zu leuchten. Einziger Wermutstropfen: die fehlenden Rendersequenzen, die es im Vorgänger-Titel der Serie noch zu bestaunen gab.

Was fürs Ohr

Die Musikstücke wurden der Thematik des Spiels angepasst und wirken gerade zu monumental. Auch an den Soundeffekten wurde ordentlich gearbeitet. So erzeugen zum Beispiel verschiedenen Bodentypen verschiedene Trittgeräusche. Richtig gut ist den Entwicklern der Sound der Waffen gelungen: Aufeinanderprallende Schwerter geben ein realistisches Geräusch von sich und lassen den Kampf  spannender und realistischer wirken. Obendrauf gibt es eine sehr gute (aber japanische) Sprachausgabe, welche den Charakteren einen gewissen Charme verleiht und zusammen mit den rauschenden Special-Moves eine sehr geniale Atmosphäre erzeugt. 

Dieser Titel geht eindeutig in die Geschichte ein: als einer der besten Beat 'em Ups aller Zeiten. Hier haben die Entwickler von Namco wirklich einen Meilenstein geschaffen! Grafisch gehört Soul Calibur zu den besten der besten Spiele (wenn nicht sogar das beste) auf Dreamcast. Zusammen mit dem super Sound, der sehr durchdachten Steuerung und dem - dank des Waffeneinsatzes etwas anderem Spielprinzip - wird Soul Calibur zu einem wahren Erlebnis. Hier besitzt jeder Kämpfe seine eigene Waffe, seinen eigenen Stil und unzählige Aktionen, Moves und Spezialangriffe. Der Controller ist für den Spieler frei konfigurierbar, sodass man sich daraufhin seinen Lieblingscharakter im Training zur Brust nimmt und übt, die Steuerung verinnerlicht und dann die verschiedenen Modi unsicher macht. 

Das Freischalten der extrem vielen Extras und Bilder fesselt einen regelrecht ans Pad. Soul Calibur lässt einen erst nach Bewältigung aller Missionen und dem Freischalten des letzten Bildes wieder los. Doch auch danach ist der Titel immer noch für einige ausgiebige Multiplayer-Nächte gut, da sowohl Anfänger als auch Profis bestens mit diesem Titel klarkommen. Darüber hinaus lohnt auch immer wieder der Blick in den Survival Modus, der auch für geübte Spieler immer wieder eine willkommene Herausforderung darstellt. (Vom Extra-Survival mal ganz abgesehen...)

Von mir gibt’s in diesem Fall eine uneingeschränkte Kaufempfehlung! Soul Calibur gehört jedenfalls in jede gut sortierte Dreamcast-Sammlung!


Schlägt sich selbst Nächte um die Ohren:
Florian Kunde

Soul Calibur
Intro

Soul Calibur
Exhibition Theater: Kilik