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„Acht Kämpfer, Acht Techniken…
Im alten China wurde eine starke Kung Fu-Technik, bekannt als Hakkyoku ken („die Acht-Punkt-Faust“), von der kaiserlichen Wache entwickelt. Diese Technik gewann große Bewunderung und viele Anhänger. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs entwickelte die japanische Armee ihre eigenen Hakkyoku ken-Techniken, um die absolute Kampfstreitmacht aufzubauen.Das war vor einhundertfünfzig Jahren. Heute begibt sich der einzige aktive Meister des Hakkyoku ken – ein junger Mann namens Akira Yuki – auf die Reise um die Welt auf der Suche nach Erleuchtung… und würdigen Gegnern. Er findet sie im Weltkampfturnier, zu dem sich die stärksten Kämpfer versammelt haben, um zu ermitteln, wer der souveräne Meister in der Kunst des Handkampfs ist. Jede beliebige Technik ist erlaubt, solange die Wettkämpfer keine Waffen außer ihren eigenen Körpern benutzen. Nach Wochen heftiger Zweikämpfe sind noch sieben andere Kämpfer übrig geblieben: Sarah Bryant und ihr Bruder Jacky, Lau Chan und seine Tochter Pai, Jeffrey McWild, Wolf Hawkfield und Ninja Kagemaru. Alle acht dieser Kämpfer sind gekommen, um sich in ihren Methoden und ihrer Kraft mit den anderen zu messen. Wer wird aus diesem Kampf als Sieger hervorgehen?“

Mit diesen Worten befinden wir uns auch schon im Hauptmenü, wo ihr euch neben dem Arcade- und VS-Modus auch in den Optionen umsehen dürft. Neben eurer Lebensanzeige solltet ihr euch hier nämlich für die Rundenanzahl entscheiden, die ihr bis zum endgültigen Sieg gewinnen müsst. Für den Arcade Modus könnt ihr hier die Gegner-Geschicklichkeit einstellen, das heißt wie zäh eure Kontrahenten innerhalb der aufeinander folgenden Fights sein sollen. Schaltet ihr die Continue Funktion ab, landet ihr übrigens - wie auch in der Spielhalle - nach einem verlorenen Match wieder im Hauptmenü. Dann müsst ihr alle Kämpfe von vorn, statt diese wiederholen zu dürfen. Selbstverständlich dürft ihr auch eure eigene Tastenkonfiguration vornehmen. Im Originalzustand benötigt ihr drei Buttons des 6-Tasten Saturn Controllers. Die A-Taste dient dem Blocken von Schlägen und Tritten, während ihr mittels B einen Faustschlag landet. Der C-Button dient zum Treten eurer Gegner. Es gibt dabei mehrere Tastenbelegungen für Anfänger und erfahrene Spieler. Ihr könnt aber auch alle Tasten (einschließlich L+R) selbst bestücken und somit Tastenkombinationen einfacher im Kampf verwenden. Habt ihr eure Auswahl getroffen, verlasst ihr die Optionen und tretet in den Arcade Modus von SEGA’s Spielhallenklassiker ein.

Zunächst sucht ihr euch einen der insgesamt acht Charaktere aus. Von ihnen werden innerhalb eines kleinen Feldes der Name sowie auch Herkunft, Alter, Blutgruppe oder Hobby anzeigt. Habt ihr eure Wahl bestätigt, verändert sich kurzzeitig die Mimik der angezeigten Person und es geht auch schon los: Der erste Kampf beginnt. Mittels der originalen Spiel-Einstellungen müsst ihr euer Gegenüber nun zweimal bezwingen. Und hier geht es, anders als in anderen Beat ’em Up Games (wie beispielsweise „Dead or Alive“ oder „Tekken“ auf dem Hardware Konkurrenten Sony PSOne) nicht um einfaches Tastengedrücke. Um in SEGA’s Titel gewinnen zu können, braucht ihr Übung, ein Gefühl für Combo-Tasten-Aktionen und nicht zuletzt den Willen zum Sieg. Träges Gehämmer auf die Tasten zum Sieg, funktioniert hier nicht. Hattet ihr bei einem Street Fighter zum Beispiel noch sechs Tasten für leichte, mittlere und harte Schläge bzw. Tritte und konntet durch einfaches Rückwärtslaufen gegnerische Schläge und Tritte abblocken, dienen bei Virtua Fighter nur zwei Buttons zum Angreifen. Die dritte Taste dient dem Blocken. Setzt ihr eure drei Buttons mittels verschiedenen Tastenbewegungen ein oder drückt auch zwei Tasten zugleich, kommen verschiedene Tricks, Kniffe und Combos zustande. Mehr als 700 Kampfbewegungen und Spezialangriffe kommen im gesamten Virtua Fighter Titel vor.

Und natürlich liegt es nicht nur an euch, diese zu erlernen und gegen euren Widersacher einzusetzen. Auch das gekonnte Blocken der Gegenangriffe muss gelernt sein. Die ersten Gegner mögen nämlich zwar noch recht einfach zu bezwingen sein, doch das kann sich auch schlagartig ändern. Die verschiedenen Kampfstile eurer sieben Kontrahenten können euch nämlich ziemlich zu schaffen machen. Einzelne Kicks oder Schläge befördern euch mitunter sofort auf die Bretter, sofern ihr diese nicht rechtzeitig mittels der A-Taste blockt. Liegt ein Kämpfer dann am Boden, kann ihm mit einer Stampfattacke noch mehr Energie entzogen werden. Ihr selbst führt diesen Angriff aus, indem ihr das Steuerkreuz nach oben drück und gleichzeitig die B-Taste betätigt. Das geht natürlich nur dann, solange der Gegner noch am Boden liegt. Beeilen solltet ihr euch dabei allerdings, um die Chancen des Wegrollens zu verringern. Andernfalls springt ins Leere. Dieses Ausweichmanöver -  eine Rolle seitwärts oder in den Hintergrund - läuft oft dreidimensional ab. Beide Kämpfer stehen nämlich ursprünglich links und rechts zueinander blickend auf einem 3D-Kampffeld. Das dreidimensionale Bild, die Polygonkämpfer sind tatsächlich schräg zueinander positioniert - wird jedoch meist kurz darauf wieder in seine Ursprungsform gebracht. Dies geschieht aber nicht durch einen kurzen Schwenk, sondern durch eine abrupte Bildänderung, die manchmal während des Kampfes verwirrt.

Habt ihr die ersten Kämpfe gewonnen und euch die Siegerposen eures Schützlings angesehen, geht es auch gleich zum nächsten Fight. Der wird stets schwieriger und euch auch im Easy Mode immer weniger Luft zum Atmen geben Ihr werdet ziemlich gefordert und müsst wirklich zeigen, was ihr mit eurem Charakter so drauf habt. Ein wenig Hilfe bekommt ihr dabei in der Anleitung des Spiels. Denn hier findet ihr bereits einige wichtige Moves und verschiedene Beschreibungen aller acht Kämpfer. Unterteilt sind diese sogar in beispielsweise reguläre Attacken, Spezialbewegungen oder Angriffsmöglichkeiten hinter eurem Kontrahenten. Wer diese genauer ausprobieren möchte, ohne vom Gegner eins auf die Mütze zu bekommen, sollte den Versus Modus anwählen und so im Zweispieler-Modus diese entweder allein üben und perfektionieren oder sich mit einem Freund messen. 

Doch ganz gleich ob heiße VS-Kämpfe oder immer härter werdende Fights gegen den Computer, die Entwickler schufen mit Virtua Fighter das erste 3D Beat ’em Up auf Konsole. Als Starttitel des SEGA Saturn kommen die Polygon-Kämpfer allerdings mehr als kantig daher. Denn bis zum Launch von Titel und Konsole wurden die Texturen nicht weiter überarbeitet. Dennoch sind die Kampfbewegungen recht geschmeidig und vermitteln ein gutes Spielgefühl. Grafikfehler kommen dennoch vor: So sind neben den zu dieser Hardwarezeit üblichen Pop Ups besonders Clipping-Fehler zu sehen. Das ist speziell bei Würfen zu sehen: Stemmt ihr Kontrahenten nach oben und werft euch mit ihnen zu Boden, tauchen so für einen Bruchteil Körperteile des einen in den Körper des anderen Kämpfers ein. Da die Würfe sehr schnell ablaufen und diese Bewegungen optisch auch nicht komplett unsauber auffallen, bricht der Spielspaß  keineswegs durch diese Clipping-Fehler ab. Dennoch ist es sehr schade, dass SEGA die Grafik derart unausgereift ließ. Neben der sehr kantigen Polygongrafik sehen auch die Hintergründe sehr einfach und schlicht aus. Jeder Charakter hat seine ganz eigene Area -  eine Plattform, auf der ihr den Kampf austragen müsst. Der Kämpfer, der von dieser herunter fällt, verliert das Match sofort. Um diese Plattformen herum ist in keiner der unterschiedlichen Szenarien eine echte Landschaft zu entdecken. Berge, Wolken, eine Großstadt bei Nacht oder auch Wasser seht ihr nur in weiter Ferne. Sie vermitteln mit entsprechender Farbgebung sogar so etwas wie unterschiedliche Gefühle in Form von Freiheit (Himmel, Wolken oder Wasser), Enge (Schwärze und Nacht) oder auch Bedrohung mittels tiefroter Abendsonne. In eurer unmittelbaren Umgebung wird oft nur Gras, Sand oder gänzliche Leere gezeigt. 

Was jeden beim Daddeln von Virtua Fighter auffällt: der harte Schwierigkeitsgrad. Der scheint von einem Kampf zum nächsten einzusetzen, als wolle der Computer selbst sagen: „So, ich will nun nicht mehr verlieren.“ Aber das ist bei weitem nicht alles. So versucht ihr dagegen zu halten und entsprechende Schlag und Trittcombos zu vollführen, während ihr gegnerische Attacken kontern wollt. Doch schnell kommt es vor, dass man selbst beispielsweise Würfe eingibt, die ständig der Gegner mit einem ausführt. Er ist stets in der Lage, eure Tritte vorher zu kontern. Er greift euch sogar mittelst in eurer eigenen Schlagcombo und schmettert auch zu Boden. Er setzt auch dann ununterbrochen nach, ohne dass ihr überhaupt eine Chance habt, wieder auf die Beine zu kommen. So kommt man sich plötzlich ziemlich veräppelt vor. Das Spiel wirkt unfair. Man darf nicht vergessen, das passiert auch im Spielmodus „einfach“. Anfänger dürften vor lauter Frust und zig Versuchen das Pad in die nächste Ecke werfen. Besonders der absolute Obergegner Dural wirkt bzw. wird so natürlich unschlagbar. Wer aber dennoch nicht völlig gefrustet sofort auf den Start-Button für einen neuen Versuch hämmert oder gar gänzlich abwinkt, kann sich im kleinen Replay möglicherweise seine Fehler anschauen. Wer sich dagegen problemlos durch sämtliche Stages durchkämpft, darf sich auf einen Eintrag in den Records freuen. Auch im Optionsmenü sind diese Records einsehbar.

Der Sound einer jeden Stage ist dabei eher unauffällig. Eigentlich dudelt dieser nur so nebenher. Er ist keinesfalls störend. Doch sagt man auch nicht „wow – den Song höre ich mir gleich noch einmal im Soundmenü an“. Habt ihr die Konsole ausgeschalten, ist jeder Soundtrack auch schon vergessen. Weitaus mehr fallen die Stimmen der Charaktere auf, die mit ihren Ausrufen und Schreien die Kämpfe weiter anheizen. Dazu gesellen sich selbstverständlich Geräusche wie das zu Boden fallen auf verschiedenen Untergründen oder erfolgreiche Schläge und Tritte auf den Kontrahenten. Der Sprecher meldet sich dabei zum Anfang und Ende eines jeden Kampfes "Fight“, „Excellent“ oder „Ring out“ zu Wort. Dadurch verpasst er dem Ganzen das gewisse Etwas.

Mit Virtua Fighter, dem ersten 3D Beat ’em Up auf Konsole, bringt SEGA zum Launch des Saturn einen vollkommen neuen Prügler aus den Spielhallen auf den Markt. Grafisch reizt dieser allerdings den 32-Bitter allerdings in keinster Weise aus. Die Polygon-Kämpfer sind mehr als nur kantig. Dennoch reagieren die Bewegungen geschmeidig. Das Kampfsystem - bestehend aus drei Aktionstasten - ist bisher einmalig. Mehr als 700 verschiedene Kampfbewegungen und Spezialangriffe sind unter den acht anwählbaren Charakteren verteilt und wollen geübt sein. Obwohl statt Button-Smashing nun taktische Gefechte im Vordergrund stehen, wird das Spiel allerdings selbst im leichtesten Schwierigkeitsmodus von einem zum anderen Fight plötzlich irre schwer. Schon bald wird das Spiel an einigen Stellen sogar regelrecht unfair. Diesen Gedanken dürften Zocker zumindest dann haben, wenn der Gegner ständig die eigen eingegebenen Aktion durchführt (meistens Würfe), einen nicht mal mehr aufstehen lassen oder auch sonst keinerlei Chance mehr lässt. Selbst mittels in eigenen Combos wird man einfach gepackt. Somit wird das Spiel auch für Einsteiger sehr schnell frustig und man mag sich gar nicht mehr bis zum ultimativen Endgegner Dural durchquälen. Denn gegen den hat man dann sowieso keine Chance hat. Wer kann dann noch entspannt den Abspann genießen? Daher greifen Fans von Beat ’em Ups besser zum zweiten Teil der Serie oder spielen diesen Titel zumindest vorher ein wenig an. Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass SEGA diesen Titel als Virtua Fighter Remix während der Saturn-Lebzeiten nochmal aufgearbeitet hat und rundum erneuerte.


Versteht den urplötzlich eintretenden harten Schwierigkeitsgrad nicht:
Ronny Wecke