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„Acht Kämpfer & Acht Techniken…“

Man mag meinen, in gleicher Manier begann bereits der zum Saturn-Start veröffentlichte Virtua Fighter Titel. Und wer bis hier darüber nachdachte, ob dies denn sein könnte, dem sei gesagt „ja“. Denn mit dem Virtua Fighter Remix bringen SEGA und das interne Entwicklerstudio AM2 eine nachgearbeitete Version ihres Prüglers auf den Markt, welche man hierzulande fast als kleine Special Edition ansehen kann. Denn die etwas größere Pappschachtel enthält nicht nur das Saturn Spiel, sondern auch eine extra Portrait Collection Disk mit einigen Virtua Fighter Bildern. Die CD-Hülle selbst liegt innerhalb der Pappschachtel. Sie kommt voll uns ganz im Saturn Stil daher und ähnelt eine riesige 4er-CD-Box, in der ihr die Spieldisc samt Portrait Disk und der Spielanleitung findet. Doch was unterscheidet nun Virtua Fighter vom Virtua Fighter Remix? Genau diese Frage möchten wir euch hier beantworten…

Optisch auf die Remix-Version angepasst, dürft ihr euch im veränderten Hauptmenü erneut neben dem Arcade- und VS-Modus in den Optionen umsehen. Diese sind zum Original vollkommen identisch. Ihr könnt hier neben der Stärke eurer Lebensanzeige auch entscheiden, wie viele Runden bis zum Sieg eines Matches notwendig sind bzw. wie lang ein Kampf andauert. Für den Arcade Modus könnt ihr hier die Gegner-Geschicklichkeit (oder auch Schwierigkeitsgrad genannt) einstellen, das heißt wie zäh eure Kontrahenten innerhalb der aufeinanderfolgenden Fights sein sollen. Schaltet ihr die Continue Funktion ab, dann landet ihr übrigens - wie in der Spielhalle - nach einem verlorenen Match wieder im Hauptmenü. Dann müsst ihr alle Kämpfe von vorn beginnen, statt diese wiederholen zu dürfen - sogar mit einem anderen Charakter. Selbstverständlich dürft ihr auch eure eigene Tastenkonfiguration vornehmen. Im Originalzustand benötigt ihr drei Buttons des 6-Tasten Saturn Controllers. Die A-Taste dient dem Blocken von Schlägen und Tritten des Gegners, während ihr mittels B einen Faustschlag landet. Der C-Button dient zum Treten. Es gibt dabei mehrere Tastenbelegungen für Anfänger und erfahrene Spieler. Ihr könnt aber auch alle Tasten (einschließlich L+R) selbst bestücken und somit Tastenkombinationen einfacher im Kampf verwenden. Habt ihr eure Auswahl getroffen, verlasst ihr die Optionen und tretet abermals in den Arcade Modus von SEGA’s Spielhallenklassiker ein.

Hier sucht ihr euch einen der insgesamt acht Charaktere aus. Von ihnen werden innerhalb eines kleinen Feldes nicht nur der Name, sondern auch Herkunft, Alter, Blutgruppe oder Hobby anzeigt. Das Design wurde dabei speziell bei den hier dargestellten Gesichtern verändert: Sie starren euch nun nicht mehr in kantiger Spieloptik an. Mittels Comic Stil sind sie nicht nur hübscher anzusehen, sondern auch das Spiel an sich wirkt auf eine gewisse Art und Weise einladender. Habt ihr eure Wahl bestätigt, verändert sich aber dennoch innerhalb dieser comicartigen Gesichter kurz die Mimik der angezeigten Person. Der erste Kampf beginnt: Laut den originalen Einstellungen gilt es nun zweimal euren Gegenüber zu bezwingen. Anders als in anderen Beat ’em Up Games (wie beispielsweise „Dead or Alive“ oder „Tekken“ auf dem Hardware Konkurrenten Sony PSOne) geht es hier nicht um einfaches Tastengedrücke, dem so genannten Button-Smashing. Um in SEGA’s Titel gewinnen zu können, braucht ihr weitaus mehr Übung und Konzentration, um ein Gefühl für Combo- Aktionen zu bekommen. Aber natürlich zählt auch hier der Wille zum Sieg: Sonst träges Gehämmer auf die Tasten für einen Gewinn funktioniert hier nicht und führt zu keinem Weiterkommen. Hattet ihr bei einem Street Fighter zum Beispiel noch sechs Tasten für leichte, mittlere und harte Schläge bzw. Tritte und konntet durch einfaches Rückwärtslaufen gegnerische Schläge und Tritte abblocken, so dienen bei Virtua Fighter nur zwei Buttons zum Angreifen und einer zum Blocken. Setzt ihr diese aber mittels verschiedenen Tastenbewegungen ein oder drückt auch zwei Tasten zugleich, kommen verschiedene Tricks, Kniffe und Combos zustande. Insgesamt werden diese auf mehr als 700 Kampfbewegungen und Spezialangriffe im gesamten Virtua Fighter Titel gezählt.

Ihr solltet diese möglichst erlernen und gegen eure Widersacher einsetzen. Aber auch das gekonnte Blocken der gegnerischen Angriffe soll gelernt sein. Die ersten Gegner mögen nämlich zwar noch recht einfach zu bezwingen sein - zum Beispiel damit sich auch Anfänger in den Kampf Stück für Stück hineinfinden. Doch das kann sich auch schlagartig ändern. Die verschiedenen Kampfstile eurer sieben Kontrahenten können euch nämlich ziemlich zu schaffen machen. Einzelne Kicks oder Schläge schicken euch teilweise sofort auf die Bretter, sofern ihr diese nicht rechtzeitig mittels der A-Taste blockt. Am Boden liegende Kämpfer können mit einer Stampfattacke weiter attackiert werden, um ihnen noch mehr Energie zu entziehen. Hier müssen sie nämlich auch gekonnt ausweichen. Ihr selbst führt diesen Angriff aus, indem ihr das Steuerkreuz nach oben drück, während ihr die B-Taste betätigt. Das geht natürlich nur dann, solange der Gegner noch am Boden liegt. Beeilen solltet ihr euch dabei allerdings auch deswegen, um die Chancen des Wegrollens eurer Gegner zu verhindern. Denn sonst springt ihr ins Leere und seid selbst für einen Augenblick ungeschützt. Ihr könntet also nun selbst wertvolle Energie verlieren. Diese Ausweichmanöver läuft oft dreidimensional ab. Die Kämpfer rollen sich seitwärts oder nach hinten ab. Beide Kämpfer stehen nämlich ursprünglich links und rechts zueinander blickend auf einem 3D-Kampffeld. Das dreidimensionale Bild - das heißt, dass die Kämpfer nun auch tatsächlich schräg zueinander positioniert sind - wird jedoch meist kurz darauf wieder in seine Ursprungsform gebracht. Anders als beim Original Virtua Fighter geschieht dies nun auch weitaus geschmeidiger mittels eines kleinen Schwenks und nicht mehr durch eine abrupte Bildänderung. Gerade die konnte während des Kampfes noch ziemlich verwirren.

Habt ihr die ersten Kämpfe gewonnen und euch die Siegerposen eures Schützlings angesehen, geht es auch gleich zum nächsten Fight. Der wird stets ein klein wenig schwieriger, fordert euch immer mehr und verlangt euch neben Angriffen auch eine korrekte Verteidigung ab. Schön zu sehen ist, dass die Entwickler den übermäßig und plötzlich auftretenden Schwierigkeitsgrad der gegnerischen Fighter herausgenommen haben. Das wirkt sich auf das „Kampfklima“ sowie auf uns Spieler viel entspannender aus. Dennoch darf man nicht unvorsichtig werden und sollte zeigen, was der eigens gewählte Charakter so drauf hat: Auch in der Remix Version von Virtua Fighter erhaltet ihr daher ein wenig Hilfe in der Anleitung des Spiels. Denn hier findet ihr bereits einige wichtige Moves und verschiedene Beschreibungen aller acht Kämpfer. Unterteilt sind diese sogar in beispielsweise reguläre Attacken, Spezialbewegungen oder Angriffsmöglichkeiten hinter eurem Kontrahenten. Wer diese genauer ausprobieren möchte, ohne vom Gegner eins auf die Mütze zu bekommen, sollte den Versus Modus anwählen und so im Zweispieler Modus diese entweder allein üben und perfektionieren oder sich mit einem Freund messen. 

Mit Virtua Fighter schuf SEGA das erste 3D Beat ’em Up auf Konsole. So genial und überragend das zum Start der Saturn Ära auch war, die Power wurde keinesfalls ausgenutzt: Die acht Polygon Kämpfer kamen mehr als kantig daher, da bis zum Launch des Titels und der Saturn Konsole die Texturen nicht weiter überarbeitet wurden. Mit der Neuaufbereitung des Titels Virtua Fighter setzten sich die Entwickler aber erneut daran und überarbeiteten speziell die kantige Optik, um einen weitaus ansehnlicheren Titel auf die Mattscheibe zu zaubern. Und siehe da, es geht doch: Die Bewegungen wirken geschmeidiger, die Charaktere sehen klasse aus und zeigen, wie der Titel eigentlich hätte aussehen müssen. Doch es sind nicht nur die Charaktere, die diesmal nicht wie aus Lego Bausteinen zusammengesetzte Figuren, sondern tatsächlich wie Menschen aussehen. Auch die Texturen in den Hintergründen sehen weitaus hübscher aus und erfuhren eine Überarbeitung. Die ruckartigen Zuckungen in der Arena sind Vergangenheit, die stark hervorstechenden Kanten der Kampfflächen gibt es nicht mehr. Die Schatten der Kämpfer wurden kräftiger und passen sich dem Gesamtbild weitaus besser an. Genauso wie die Hintergründe der verschiedenen Arenen. Denn jeder Charakter hat seine ganz eigene Arena - eine Plattform, auf der ihr den Kampf austragen müsst. Der Kämpfer, der von dieser herunter fällt, verliert das Match sofort. Um diese Plattformen herum war bereits vor dem Update in keiner der unterschiedlichen Szenarien eine echte Landschaft zu entdecken. Berge, Wolken, eine Großstadt bei Nacht oder Wasser seht ihr nur in weiter Ferne und vermitteln mit entsprechender Farbgebung sogar so etwas wie unterschiedliche Gefühle in Form von Freiheit (Himmel, Wolken oder Wasser), Enge (Schwärze und Nacht) oder auch Bedrohung mittels tiefroter Abendsonne. In eurer unmittelbaren Umgebung werden derweil oft nur Gras, Sand oder gänzliche Leere gezeigt. Die Aufpolierung wirkt nun nicht mehr derart trist. Zwar kann man auf den ersten Blick hierbei wohl keinen derart großen Unterschied feststellen, jedoch mag man meinen, die verschiedenfarbigen Hintergründe verschmelzen diesmal mit den nicht mehr kantigen Charakteren und ergeben somit ein Gesamtbild. Und das weiß durchaus zu gefallen. Sei es der Boden mit den erneuerten Platten, die nicht mehr zuckelnden Bewegungen und die optisch dazu passend programmierten Hintergründe. Sprich: Es wurde ein gleicher Stil geschaffen. Hier zeigen die Programmierer, wie man alles in Einklang miteinander bringt.

Was wohl jedem beim Daddeln von Virtua Fighter aufgefallen war: Der vorhin angesprochene und von einem Kampf zum nächsten einzusetzende harte Schwierigkeitsgrad. Als wolle der Computer selbst sagen: „So, ich will nun nicht mehr verlieren.“ So versuchtet ihr dagegen zu halten und entsprechende Schlag- und Trittcombos zu vollführen und gegnerische Attacken zu kontern. Schnell kam es aber vor, dass selbst beispielsweise Würfe eingegeben wurden, die dann aber stets der Gegner ausführte. Immer konterte er eure Tritte vorher aus und griff euch selbst mittelst in eurer eigenen Schlagcombo, schmetterte euch einfach zu Boden und setzte auch dann noch ununterbrochen nach. Es war, als hättet ihr überhaupt keine Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Man kam sich durchaus veräppelt vor und das Spiel wirkte einfach nur unfair - und das, obwohl man das Spiel auf „einfach“ gestellt hatte. Dann wollte man das Game vor lauter Frust und zig Versuchen nur noch samt Pad gegen die nächste Wand donnern. DAS hat nun ein Ende. Denn freundlicherweise überarbeitete SEGA auch diese einst herbe (?) Enttäuschung in ihrer Remix-Version und schafften ein ausbalanciertes Spiel. Jetzt können sowohl Anfänger als auch echte Kämpfer ihr Können in fairen Fights unter Beweis stellen. Zwar wird auch hier jeder Kampf von Mal zu Mal schwieriger, jedoch nicht so übermenschlich hart von jetzt auf gleich. Habt ihr nämlich in der Erstveröffentlichung möglicherweise nach zig Versuchen im zweistelligen Bereich es endlich geschafft (oder längst die Flinte ins Korn geworfen), könntet ihr den Remix nach langer Spielpause unter den gleichen Einstellungen vielleicht auf Anhieb schaffen. Wem das zu leicht war, kann den Schwierigkeitsgrad von „Easy“ selbstverständlich bis auf „Expert“ hochschrauben und sich so härteren Matches stellen. Das nenne ich fair, denn so bleibt jedem auch die Chance, gegen den absoluten Endgegner Dural siegreich vom Platz zu gehen. Dann könnt ihr den Abspann doch gleich viel zufriedener genießen. Prima ist an dieser Stelle auf alle Fälle auch der freispielbare Virtua Fighter Ranking Mode, der praktisch wie der Arcade Modus funktioniert. Jedoch zählt er am Ende eure gewonnenen Kämpfe und euren Style. Er bewertet zudem die benötigte Zeit und errechnet euch eine entsprechende Gesamtpunktezahl.

Der Sound einer jeden Stage ist nach wie vor eher unauffällig. Man mag meinen, dieser dudelt so nebenher. Er stört keinesfalls, man sagt aber auch nicht: „Wow – den Song höre ich mir gleich noch einmal im Soundmenü an!“ Und habt ihr die Konsole ausgeschalten, ist jeglicher Soundtrack auch schon vergessen. Allerdings fällt auf, dass entsprechende Geräusche verbessert wurden und ab und an einen „aha-Effekt“ bei Kennern des Starttitels auslösen. Die Sounds kommen kräftiger aus den heimischen Lautsprechern, was auf Anhieb besonders in Sarahs Stage anhand von Autos in der Stadt zu hören ist. Genauso ertönen Geräusche eines Blitzes, das bereits bei der Auswahl des Arcade Spiels zu hören ist. Die Stimmen der Charaktere können erneut überzeugen. Sie heizen mit ihren Ausrufen und Schreien die Kämpfe weiter an. Dazu gesellen sich selbstverständlich Geräusche: das zu Boden fallen auf verschiedenen Untergründen oder erfolgreiche Schläge und Tritte auf den Kontrahenten. Der Sprecher meldet sich dabei zum Anfang und Ende eines jeden Kampfes mit „Fight“, „Excellent“ oder „Ring out“ zu Wort und verpasst dem Ganzen so noch das gewisse Etwas.

Mit Virtua Fighter, dem ersten 3D Beat ’em Up auf Konsole, brachte SEGA zum Launch des Saturn einen vollkommen neuen Prügler aus den Spielhallen auf den Markt. Der reizte grafisch allerdings (wie weitere Saturn Titel beweisen) den 32-Bitter in keinster Weise aus und war zudem von weiteren Schwächen geplagt. Diese sollten mit dieser Überarbeitung behoben werden. Heraus kam der Virtua Fighter Remix. Mit ihm verabschiedet sich SEGA von den mehr als nur kantigen Polygonkämpfern und lässt sie in vollkommen neuem Look erstrahlen. Die über 700 Kampfbewegungen sind noch geschmeidiger und heben zugleich das Spiel mit der besonderen Ausführung dieser über nur drei Buttons von den üblichen Button-Smasher Games ab. Neben Grafik und Sound wurde aber auch der Schwierigkeitsgrad überarbeitet und dem Titel angepasst, um so die vormals nicht vorhandene Fairness herzustellen. Damit geben sie und auch Anfängern des Prüglers eine Chance. Die Frustmomente des Starttitels sind passé. Wer mehr Action braucht, stellt sich nun den Schwierigkeitsgrad eine Stufe höher und wird nicht mehr von einem Kampf auf den anderen buchstäblich überrannt. So haben Anfänger und erfahrene Spieler gleichermaßen eine Chance gegen Obermotz Dural und können sich den Ranking Modus freispielen. Alles in allem ist Virtua Fighter Remix der weitaus bessere Titel und kann Beat ’em Up Fans nur empfohlen werden. (Wer sich dagegen rumärgern möchte, greift zum originalen Titel – Fans besorgen sich sowieso die gesamte Serie.)

Und obendrauf gibt es mit dem Remix sogar noch die Portrait Collection, auf der ihr über die Saturn Konsole verschiedene Bilder der Virtua Fighter Kämpfer in Großaufnahme betrachten könnt. Wer da nicht zuschlägt, ist eigentlich selbst Schuld…


Beißt sich im Remix nicht mehr die Zähne am Saturn-Pad aus:
Ronny Wecke