Xbox -- Spikeout: Battle Street

Draußen auf den Straßen ist es bereits dunkel, als eine Gang einen eindeutig hilflosen jungen Mann zusammenschlägt. Keuchend und halb am Boden liegend entgegnet er dem Anführer dieser Gang: Niemals würde er Diesel Town unter seine Kontrolle bringen. Ein Trottel wie er habe es vor zehn Jahren bereits versucht. Auch das hatte nicht funktioniert. Während einer der Schläger mit silberner Maske im Gesicht den Jungen würgend in die Luft hält, meint der mächtige Boss Michael nur lasch: „Oh yeah? Dieser Trottel hat sich von vier Typen niederschlagen lassen. Vier Typen, die das legendäre Team Spike ausmachen, das du so bewunderst. Ich hab’s nicht vergessen. Dieser elende Spike hat sich ins Gedächtnis gegraben. Ich spüre es regelrecht. Bald wird die Zeit der Rache kommen.“ Der einstige Bandenkrieg - das böse Blut zwischen Team Spike und dem Neoinferno - blieb seitdem bestehen. Michael will mit seinem noch kampflustigeren Team das Verhältnis auf den Straßen von Diesel Town nach seinen Vorstellungen zurechtrücken. Der heldenhafte Spike jedoch ist nicht anwesend. Sein Sohn Spike Jr. muss nun in seine Fußstapfen treten, um sich dem Erzfeind zu stellen, Diesel Town zu beschützen und dem Namen seines Vaters alle Ehre zu machen.
Im Hauptmenü habt ihr, nachdem ihr ein Profil angelegt habt, mehrere Auswahlmöglichkeiten. Seid ihr mit den Optionen rund um Sound-Einstellungen oder der Controller Konfiguration zufrieden, könnt ihr sofort in der Story loslegen. Als Einzelspieler folgt ihr hier im Offline Modus der Handlung des Spiels und kämpft euch durch die einzelnen Abteile eines jeden Levels. Die Story selbst wird in englischer Sprache wiedergegeben und durch deutsche Untertitel gleichzeitig übersetzt. Ihr beginnt mit Spike Jr. und kommt gerade eben im Spikes Camp an. Hier erfahrt ihr von Linda, dass euer Vater und das gesamte Team Spike seit einiger Zeit verschwunden sind. Keiner weiß etwas Genaues. Spike Jr. soll seinen Vater und das Team suchen. Doch er will sich selbst um die Insel und das erste Angriffsziel Diesel Town kümmern. Und so beginnt das erste Level: Der erste Schlägertyp rennt bereits auf euch zu. Da dieser weder mit euch reden, noch einen Kaffee trinken will, solltet ihr eure in den Optionen eingestellte Tastenkonfiguration schnell verinnerlichen und das tun, was die Entwickler hier von euch sehen wollen: Zuschlagen, Treten, den Gegner greifen und ordentlich bearbeiten!

Insgesamt gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie ihr euren Widersacher angreifen könnt. Beim normalen Angriff schlägt Spike Jr. mit seinen Fäusten zu. Betätigt ihr diese Aktionstaste mehrfach hintereinander, entfacht ihr eine Combo. Die verpasst eurem Feind am Ende einen gewaltigen Schlag, sodass er ein paar Meter davon segelt. Mit der zweiten Aktionstaste könnt ihr die Schlägertypen so richtig in den Allerwertesten treten. Diese zweite Aktionstaste - in der Regel der Y-Button - dient aber noch einem weiteren Zweck: Haltet ihn gedrückt und achtet auf eure „Superenergie Anzeige“ am oberen Bildschirmrand. Diese ist in vier Stufen eingeteilt und für den fortlaufenden Kampf noch sehr von Bedeutung. Die Stufe 1 stellt den ganz normalen Angriff dar, im Falle von Spike Jr. also den Kick, mit der zweiten Stufe vollführen die Charaktere einen Hebelangriff. Das können Uppercuts oder spezielle Tritte sein, die alles und jeden in die Luft befördern. Stufe 3 der Superenergie-Anzeige löst den Betäubungsangriff aus. Trifft der Schlag euren Feind, bekommt dieser zwar nicht allzu viel von seiner Energieleiste entzogen, jedoch sieht er für einige Sekunden Sterne und wankt leicht vor sich hin. Die Zeit könnt ihr nun nutzen, um ihn entweder zu Fall zu bringen oder andere sich nähernde Gegner zu bearbeiten. Stufe 4 ist der voll aufgeladene Superangriff. Sein mächtiger Schlag oder Kick bringt den Neoinferno-Kämpfern nicht nur regelrecht das Fliegen bei, sondern ist auch sehr kraftvoll. Steht eine ganze Gegnerschar vor euch und ihr schlagt mit dem Superangriff auf diese ein, verfrachtet ihr nicht selten mehrere Schlägertypen direkt in die nächste Ecke oder meterweit ans andere Ende einer Treppe. Die Stufe 2, der Hebelangriff, lässt sich mit etwas Glück sogar nach einer erfolgreichen Combo noch ansetzen. Währen der Gegner sich noch in der Luft befinden, könnt ihr ihn weiter bearbeiten. Habt ihr diese Mehrfachcombo so einigermaßen drauf, könnt ihr euren Kontrahenten noch mehr Energie abziehen, als mit den normalen Angriffsaktionen selbst. Und das kann verdammt viel Spaß machen.
Doch lassen wir die Theorie und kommen zur Praxis. Schließlich kommt die Action nur auf den Straßen selbst so richtig zur Geltung. In der Regel werdet ihr nämlich nicht nur von einem Gegner angegriffen, sondern gleich von mehreren. Diese lassen sich natürlich nicht lumpen, euch ordentlich die Hucke voll zu hauen. Sprich, ich solltet eure Augen überall haben und keinen der Neoinfero nahe genug an euch heran lassen. Dass dies aber schwerer ist als gesagt, dafür haben die Entwickler natürlich gesorgt. Eines ist sicher: Verpasst ihr eurem Gegner einen Schlag, holt dieser ebenfalls sofort aus. Tut ihr ihm nichts, wird er euch allerdings auch nicht nur stumm angucken. Seid ihr also umzingelt von Feinden, nutzen euch die Schläge auf einen oder zwei vor euch stehenden Widersachern herzlich wenig. Drückt ihr die beiden Aktionstasten hier zusammen (oder legt euch die Kombination auf eine extra Taste), wird euer so genannter Wirbelangriff mehrere vor euch stehende Gegner von den Beinen fegen und mit dem darauf folgendem Schlag oder Tritt kräftig zu Boden befördern. Dies funktioniert in der Regel sehr gut und gibt euch sogleich neue Chancen im Kampf gegen die teils zahlreich auf euch zustürmenden Feinde. Nur eine Sache haben die Entwickler bei den ganzen Schlagaktionen irgendwie vollkommen verwurschtelt: Befindet ihr euch mitten in einer Schlagcombo und pausiert diese beispielsweise aufgrund des Wirbelangriffes, vollführt euer Kämpfer diese noch nicht vollendete Combo mit der Schlagtaste zu Ende, die allerdings gar nicht für die entsprechenden Schläge verantwortlich ist. Das kann teilweise doch etwas nerven. So richtig Freude beim Verhauen des Erzfeindes machen aber die unterschiedlichen Möglichkeiten der Haltegriffe. Euer Charakter greift euren Gegner, sobald ihr nah genug an ihm dran seid. Das geschieht entweder von vorn, hinten oder der Seite. Die Attacken gehen hier von Schlägen mitten in die Visage, über Kniestöße in die Magengegend und Kopfnüsse. Auch Würfen oder recht akrobatische Einlagen, um alles und jeden auf die Bretter zu schicken, sind dabei. Steht ein weiterer Kontrahent im Weg, wird er durch den zu Fall gebrachten Gegner mit umgeworfen. In welche Richtung ihr euer Opfer nun schleudert, könnt ihr mittels des Analogsticks selbst kontrollieren.

Brake the Gate
Jedes Level besteht aus mehreren Abteilen, die es zu säubern gilt. Am Ende eines jeden Abteils findet ihr ein aufleuchtendes Tor. Gegen das müsst ihr schlagen, um in das nächste Abteil einzudringen. Große Pfeile, sowie der Sprecher machen euch vorher darauf aufmerksam, in welcher Richtung ein entsprechendes Tor liegt. Daraufhin erhaltet ihr einen so genannten „Tor Bonus“ in Form von Punkten für euren Punktestand. Der wird euch zusammen mit besiegten Feinden und Bossen aufgeschlüsselt und anhand von Lebensenergie und Punkten auf eurem Konto oder eurer Energieleiste gutgeschrieben. In einigen Abteilen erwarten Spike Jr. und sein Team ein Bosskampf. Der oder die Obermotze treten natürlich nicht allein auf, sondern werden von so einigen der Neoinferno unterstützt. Den Boss selbst solltet ihr zu jeder Zeit im Auge behalten, da dieser wie ihr über spezielle Attacken verfügt. Er setzt sie ohne großartige Ankündigung gegen euch ein - logisch oder? Die Bosse schimmern vor ihrer Superattacke kurz auf, ein kurzes Geräusch dazu ertönt und schon stürmen sie auf euch zu. Da die Entwickler nicht über ein Blocksystem nachgedacht haben, können weder Spezial-, noch einfache Angriffe nicht oder nur mit ein paar Tricks abgewehrt werden. Möglichkeit Nummer 1: Beine in die Hand nehmen, woraufhin euch die gesamte Gang hinterher gerannt kommt. Nicht selten bekommt ihr dann einen Sprungkick von hinten verpasst. Um zu rennen, drückt ihr einfach den linken Ministick nach unten. Seit ihr von den Neoinferno umstellt, solltet ihr dann wohl oder übel von eurem Spezialangriff Gebrauch machen.
Und das ist Möglichkeit Nummer 2! Der Spezialangriff stellt in erster Linie einen gewaltigen Rundumschlag dar, der alles um euch herum mir kräftigen Faustschlägen oder Rundum-Kicks regelrecht wegfegt. Je nachdem, wie ihr eure Feinde dabei attackieren könnt (steht ihr und euer Gegner an einer Wand, trifft diese Attacke gern mehrmals), verursacht es mehr oder weniger Schaden. Mit etwas Glück kostet es euren Widersachern auch sehr viel Energie. Auch hier kommt es oft vor, dass der Druck eines fallenden oder besser fliegenden Feindes weitere im Weg stehende Leute trifft und mit zu Boden wirft. Unendlich Spezialangriffe habt ihr selbstverständlich nicht im Gepäck. Einsammeln müsst ihr dafür Blitz-Symbole, welche geschlagene Feinde fallen lassen oder ihr zum Start eines Levels bereits in meist kleiner Anzahl nutzen dürft. Maximal fünf könnt ihr bei euch tragen und mittels der weißen Tasten am Xbox Controller einsetzen. Doch geht sehr mit Bedacht damit um, da euch diese Spezialangriffe in der Regel beim Boss so manches Mal Kopf und Kragen retten. Das tun sie allerdings nicht einfach, weil ihr einen Rundumschlag ausführen könnt. Sondern weil dieser auch nach einem Haltegriff ungeheuer hilfreich ist. So schnappt ihr euch einfach den Boss und drückt während des vorderen Haltegriffes die weiße Taste. Der Endgegner wird nun regelrecht schwindelig gedreht. Alles, was euch dabei in die Quere kommt, wird ebenfalls weggefegt. Schließlich wird er unsanft zu Boden geworfen und verliert dabei deutlich mehr Energie als bei einer normalen Angriffskombination, bei der ihr meist vorher schon unterbrochen werdet.
Here comes the Boss
Die Kampfhähne um euch herum schlagen ununterbrochen auf euch ein. Teilweise sind die Bosse auch so "nett", dass sie eure Combo einfach mit einem Spezialangriff kontern. So sinkt die eigene HP meist noch schneller, als einem lieb ist und der Game Over Bildschirm macht sich bereits fertig für seinen großen Auftritt auf eurem TV. Das alles wäre vielleicht nicht so verdammt frustrierend, hätte SEGA daran gedacht, Rücksetzpunkte zu integrieren. Aber nein, ihr dürft nun das gesamte Level mit sämtlichen darin enthaltenen Ebenen von vorn beginnen, um zum Schluss nach einer halben Stunde „Fighting Action“ vielleicht erneut an der gleichen Stelle vollständig zu versagen. Zwar gibt es auch bei den Endgegnern so genannte Life Up Items, die eure Energie wieder nach oben bringen. Jedoch sind diese nicht in irgendwelchen zu zerschlagenden Kisten, Blechtonnen oder Ähnliches auf der Straße zu finden. Auch hier werden diese nur von besiegten „normalen“ Kontrahenten fallen gelassen. Unglücklicherweise besitzen diese beim Boss zumeist auch noch eine deutlich längere HP-Leiste, die ihr erst einmal abarbeiten müsst. Die Frage ist nur „wie“? Schließlich wisst ihr erstens nicht, wer genau dieses Item besitzt und zweitens solltet ihr den Boss nicht aus den Augen lassen, um keine böse Überraschung zu erleben. Fortlaufen bringt nichts, da alle Gegner euch wie von der Tarantel gestochen hinterher rennen. Spätestens hier wird dann auch die Kamera zu eurem Feind. Da ihr diese nicht nachjustieren könnt und sie selbständig um euch herum kreiselt, pendelt diese zwar oft hinter eurem Rücken herum, wird euch aber beispielsweise niemals aus einer Ecke hinaus Sicht verschaffen. Befindet ihr euch in einer Ecke, müsst ihr euch anhand der stets eingeblendeten Karte und der darauf angezeigten roten Gegner orientieren. So manche Kampfszene wird so zur Nervensache - speziell bei den Obermotzen. Hier schwingt die Kamera mehr um alle Charaktere auf dem Screen, statt euch alle in einem gut zu überblickendem Winkel zu zeigen. Fällt die Kamera nämlich von vorn auf euch, seht ihr lediglich zig Schlägertypen auf einem Haufen auf irgendetwas einschlagen. Das seid natürlich auch noch ihr, allerdings seht ihr euch in solchen Situationen aufgrund größerer Gegner überhaupt nicht mehr. Ihr könnt kaum regieren (außer ihr verbraucht eure wertvollen Specials) und dürft so schneller den Boden küssen, als euch lieb ist.

Auch nicht gerade mit Rum bekleckert haben sie die Entwickler in Sachen Schwierigkeitsgrad. Denn dieser ist verdammt hoch und macht es beinahe unmöglich, überhaupt durch eine Stage zu kommen. Erst nachdem ihr zweimal verloren und es halt neu probiert hattet, dürft ihr den Schwierigkeitsgrad auf „leicht“ umstellen. Allerdings sind auch hier die Kämpfe noch hammerschwer, sodass ihr mitunter nur mit Tricks und Köpfchen durch die verschiedenen Ebenen gelangt und zum Schluss gegen die Bosse auch besteht. Denn geratet ihr in eine ganze Masse an Feinden, seid ihr meist unterlegen. Der Frustfaktor ist hier natürlich hoch, da gerade bei den letzten Gegnern auch die stinknormalen Feinde noch aggressiver gegen euch vorgehen, als auf dem Weg zum Boss selbst. Wer Durchhaltevermögen zeigt, wird allerdings mit neuen Charakteren belohnt, die ihr im Straßenkampf oder im integrierten Online-Modus anwählen dürft.
Start – Gate – Player – Boss
Da sich die Story nicht nur um Spike Jr. dreht, sondern ihr sogar Teile der bösen Seite kämpft, erfahrt ihr nicht nur mehr über eure Freunde. Ihr erfahrt auch mehr über eure Feinde. Pro abgeschlossener Stage werden die zu spielenden Charaktere oder auch in den Zwischensequenzen auftretenden Personen für euch frei geschalten. Der Straßenkampf Modus stellt dabei den Mehrspielerbereich dar, in dem ihr entweder über System Link oder dem direktem Multiplayer Modus mit bis zu vier weiteren Freunden anderen die Köpfe einschlagen könnt. Da ihr hier auch (endlich) über die verschiedensten Hilfs-Einstellungen verfügt, vereinfacht sich so mancher Kampf um Längen. Sofort dürft ihr einen Schwierigkeitsgrad von leicht bis schwer wählen aber auch über Mitspielerschaden und weitere Versuche entscheiden. Wollt ihr euch nicht noch gegenseitig im Kampfgetümmel eins über die Mütze schlagen, deaktiviert ihr den Mitspielerschaden und stellt die weiteren Versuche auf „ja“, um nach dem K.O. eurerseits gleich wieder per Continue ins Spiel einzusteigen. Andernfalls endet der Kampf, wenn eure Mitspieler K.O. gehen. Einen Charakter bekommt ihr hier nicht wie in den Story-Abschnitten vorgesetzt, sondern wählt zwischen sämtlichen frei gespielten Kämpfern aus. Das gleiche Prinzip gilt dabei für den Xbox Live Modus, mit dem SEGA das erste wahre Echtzeit-Online-Prügelspiel überhaupt am Start hat. Der Vorteil des Online Modus ist sicher, dass ihr euch nicht einen Bildschirm per Splitscreen teilen müsst. Dies kann nämlich bereits mit zwei Spielern ein wenig voll werden - schließlich stürmen hier auch mehr Feinde auf euch zu. Dann kann die Übersicht schnell flöten gehen. Im Live Modus sieht das natürlich anders aus. Per Headset seit ihr stets miteinander in Kontakt und könnt dennoch euren eigenen Bildschirm in voller Größe genießen. So schlagt ihr euch wie im Story Modus durch sämtliche Abteile der Level und helft euch gegenseitig aus der Patsche. Hier kann richtig Spielspaß aufkommen. Beispielsweise, wenn euch ein Gegner grad am Kragen packt, er aber kurz darauf einen gewaltigen Tritt eines eurer Partner in den Allerwertesten bekommt. Leider endete der Live Modus meist im reinen Durchprügeln, da hier - so ging es zumindest mir - Haltegriffe bei großen Gegneraufkommen auf dem Screen teilweise einfach nicht funktionierten. Der eigene Kämpfer musste stets vorher einen Schlag einstecken und konnte den Feind einfach greifen.
Was in Spikeout natürlich auch nicht fehlen sollte, sind unterschiedliche Waffen und Gegenstände. Die versuchen zum Beispiel eure Gegner gegen euch einzusetzen. Riesenhammer, Autoreifen, Flammenwerfer oder Eisenstangen sind nur ein paar der Sachen, die ihr selbst aufnehmen und einsetzen könnt. Leider soll dies scheinbar nicht mehr als nur ein kleines Gimmick am Rande darstellen. Denn erstens kämpft es sich ohne Waffen meist viel besser (teilweise stören sie sogar) und zweitens könnt ihr damit nur einfache Schläge vollführen. Diese ziehen den Gegner niemals viel Energie ab, dass ihr sie schnellstmöglich besiegen könnt. Denn spätestens wenn mehrere Kontrahenten auf euch zurasen, nutzt ihr lieber wieder eure Fäuste und lasst die Gegenstände links liegen. Spezialmoves mit diesen Items hätten sicher mehr Schwung ins Spiel gebracht und den Einsatz der Waffen sinnvoller gestaltet. Wenn wir gerade bei unnützen Dingen sind: Dazu kann man beinahe auch den Trainingsmodus zählen. Ihr sucht euch hier lediglich einen eurer frei gespielten Charaktere aus und kämpft gegen einen vom System immer gleichen hingesetzten Gegner, der sich zunächst auch kein Stück rührt. Ihr dürft also schnell eure Combos austesten, eure Griffe, Würfe und Spezialattacken und zu guter Letzt jede Waffe ausprobieren. Wie gut diese aber zu gebrauchen sind, wissen wir bereits, weswegen sich der Aufwand auch gar nicht wirklich lohnt. Der Einsatz von eher seltenen und riesigen Waffen wird einem im Spiel zusätzlich vermiest, indem eine Waffe nach dem auf dem Boden fallen lassen direkt verschwindet. Dazu müsst ihr nur einen winzigen Schlag abbekommen (was ziemlich schnell passiert) und ein Riesenhammer eines Endgegners verschwindet im Nichts. Damit kann er auch nicht mehr gegen einen vielleicht noch in Kampfbereitschaft befindlichen weiteren zweiten oder sogar dritten Boss eingesetzt werden. Na vielen Dank auch! Beim Zuschlagen mit den normalen Waffen seht ihr meist auch keinen beträchtlichen Unterschied. Da ihr wie am Anfang erwähnt, keinerlei Blocktechniken trainieren könnt, lohnt es auch kaum, die KI-Einstellungen des gegnerischen Kämpfers im Trainingsmodus zu ändern- Probiert daher viel lieber gleich beispielsweise am Story Modus alles aus. Denn da habt ihr wenigstens die Möglichkeit zusätzliche Charaktere (zum Beispiel Linda, Tenshin, Void oder Fiona) zu erspielen. Wer sich zudem mit Spikeout etwas länger beschäftigt, wird feststellen, dass ihr sogar Extra Charaktere, wie Bossgegner (beispielsweise Norah oder Wanda) freispielen könnt. Ihr könnt sie dann im Straßenkampf oder per Xbox Live antreten lassen. Wie ihr allerdings zu diese kommt, das verrate ich euch nicht…

Von der technischen Seite her hätte es ebenfalls mehr sein können. Die Levels und Abteile selbst sind sehr abwechslungsreich. Ihr lauft auf den Diesel Town Straßen, befahrt Fahrstühle oder Rollbänder, es geht Treppen rauf und runter, Parkanlagen und Opern sind euer Ziel. Hier gibt es eine Menge zu sehen und zu erkundschaften, da sich je nach dem Erspielen in der Story auch die Straßenkämpfe im Mehrspieler- oder Live-Modus mit mehreren Toren pro Ebene erweitern können. Die Framerate geht dabei auch bei großem Gegneraufkommen nicht in die Knie und die Kampfanimationen sind stets flüssig. Wie sich eure Kämpfer beim Laufen oder Rennen bewegen, sieht teilweise jedoch etwas unrealistisch aus. Auch grafisch wäre für Xbox Verhältnisse noch so Einiges mehr drin gewesen. Was hier auf der Xbox zu sehen ist, hätten die Entwickler auch prima auf der hauseigenen Konsole Dreamcast umsetzen können. Soundtechnisch kommt Spikeout in Dolby Digital daher. So klingen speziell Möwen oder Hubschrauber im Raumklang. Kampfschreie sämtlicher sich auf dem Bildschirm befindlichen Personen hören sich recht vernünftig an, überhört man aber mit der Zeit während des Spielens regelrecht, da das Spielprinzip immer das gleiche bleibt und praktisch keine Abwechslung mit sich bringt. Nicht meckern kann ich über den Sprecher, der immer wieder während des Gameplays seine Kommentare a la „Perfect“, „Watch yourself“ oder „Brake the Gate“ ablässt. Nerven tun diese Sprüche nicht. Sie fügen sich sogar so richtig ins Spielvergnügen ein. Mir würde etwas fehlen, wenn der Sprecher plötzlich keinen Ton mehr von sich geben würde. An die Rumble Funktion haben die Entwickler gedacht, welche auf bestimmte Aktionen mehr oder weniger stark reagiert.

Mit Spikeout: Battle Street bringt SEGA nicht nur das erste Echtzeit-Online-Prügelspiel, sondern sogleich auch ein Game mit ungeheuer hohem Schwierigkeitsgrad auf den Markt. Aufgrund fehlender Rücksetzpunkte ist zudem auch der Frustfaktor zumindest im Story Modus teilweise extrem hoch. Die Story selbst ist Hauptbestandteil, um sich der weiteren Charaktere zu bedienen. Die finden nämlich erst nach dem Beenden der verschiedenen Level inklusive der darin vorkommenden Abteile den Weg in eure Charakter-Auswahl. Doch während ihr im Story Modus sehr am harten Schwierigkeitsgrad zu knabbern habt, findet ihr euch im Multiplayer Modus mit bis zu vier Freunden zusammen. Egal ob per Splitscreen, System Link oder Xbox Live, ihr könnt beim Ableben sogleich Continues verwenden und wieder ins Spiel einsteigen. Im Story Modus fehlt das gänzlich. Xbox Live bietet als einziger Multiplayer Modus zudem Voice Chat Funktion, sowie die Einsicht in die Weltranglisten. Ob ihr mit eurer erzielten Punktanzahl (welche sich unter anderem durch solch amüsante Boni, wie Tor-Bonus zusammensetzen) dabei seid, könnt ihr problemlos einsehen.
Eines ist sicher: Das Spielprinzip von Spikeout ist ständig gleich. Und zwar auch dann, wenn ihr einen anderen Charakter auswählt. Lediglich die Extra-Charaktere weisen eine etwas differenzierte Steuerung als die Hauptkämpfer rund um Spike Jr. und Co. auf. Den Reiz von Spikeout macht in der Tat besonders der Live Modus aus. Die teils ziemlich bockige Kamera, hin und wieder unfaire Gegner-Attacken (ihr werdet selbst dann getroffen, wenn ihr gerade von einem Wurf aufsteht) aber auch das kein bisschen abwechslungsreiche Gameplay machen Spikeout zu keinem besonders gutem Spiel. Schlecht ist es dagegen auch nicht, da euch die Straßenklopperei mitsamt Haltegriffen, Kniestößen und anderen durchschlagenden Attacken auch richtig ans Pad fesseln und mehrere Stunden Spielspaß bringen kann. Zumindest ging es mir so, nachdem ich mich so einige Zeit damit beschäftigte. Man möchte gern noch mehr erspielen und einfach nur draufhauen.
Wie sehr einem Spikeout aber Spaß macht, muss letzten Endes jeder selber entscheiden. Einige mögen in diesem Titel eine Art Streets of Rage sehen. Qualitativ kommt es an diese geniale Serie aber nicht heran. Niemals! Wer ein Spiel mit derartigen Manövern such, wie sie in dem Mega Drive Klassiker vorkamen, kann sich Spikeout gern für ein paar Euro besorgen und wird sicher zeitweise Freude daran haben. Andere lassen wohl besser die Finger davon oder spielen es zumindest vorher an.

Ronny Wecke