PS2 -- Shinobi

Knapp die Dreamcast verpasst, erschüttert das Tokio Erdbeben nun die PlayStation 2. Dabei wurde der gesamte Oboro-Clan, eine uralte Shinobi-Dynastie, bis auf einen einzigen Überlebenden vernichtet. Übernatürliche Kreaturen, die Hellspawn, wurden von einem mysteriösem Zauberer beschworen. Er verwandelt die einst wunderschöne Stadt in eine Stadt der Dämonen. Nur einer kann die Dämonen und den Zauberer aufhalten sowie das Massaker an seinem Clan rächen. Er ist der Anführer der Oboro und Träger des verfluchten Schwertes „Akujiki“. Dessen fürchterlichen Kräfte wird er einsetzen, um Tokio aus den Fängen des Bösen zu befreien. Sein Name: Hotsuma
Als Hotsuma in den Downtown Bezirk von Tokio eindringt, findet er eine Geisterstadt vor. Die Gebäude sind zerstört, die Straßen aufgerissen und überall wimmelt es von Hellspawn. Doch noch viel schlimmer: Seine einstigen Kameraden wurden wieder zum Leben erweckt und greifen ihn an. Hier steigt ihr ins Spielgeschehen ein und übernehmt die Kontrolle über den Ninja Meister. (Wer mit der vorgegebenen Steuerung nicht klar kommt, kann seine gewünschte Tastenbelegung in den Optionen konfigurieren.) Eure Gegner erscheinen wie aus dem Nichts und stürmen auf euch zu. Hier könnt ihr völlig freizügig gegen diese kämpfen oder ihr visiert sie mit der Lock-Funktion vorher an. In dem Fall ist es möglich, verschiedene Manöver auszuführen, um die Schergen des Bösen zu besiegen. Dazu drückt ihr einfach den linken Ministick während des Angriffs nach links, rechts, oben oder unten und Hotsuma vollführt ganz gezielte Angriffe, wie beispielsweise die Dreh-Attacke oder Tritte, um die Abwehr eurer Widersacher zu durchbrechen. Euer Tarn-Angriff stellt eine ganz besondere Form dar, welche nicht nur dem Angriff, sondern auch der Verteidigung dient. Mit dieser Taktik ist es Hotsuma möglich, sich mit hoher Geschwindigkeit vorwärts, rückwärts oder seitwärts zu bewegen. Habt ihr einen Gegner anvisiert, könnt ihr euch so beispielsweise sehr schnell hinter eurem Gegner platzieren, um ihm mit gezielten Schwerthieben den Gar auszumachen.

Neben dieser Angriffsvariante am Boden könnt ihr den Tarn-Angriff auch in der Luft anwenden. Denn des Öfteren nämlich werden euch fliegende Hellspawn den Weg kreuzen. Sie müsst ihr teilweise über Abgründe hinweg besiegen, um danach wieder sicher auf dem Boden zu landen. Ihr springt in die Luft und schneidet den anvisierten Feind mit eurer Klinge, setzt danach den Tarn-Angriff ein. Der Lock-on wechselt währenddessen zum nächsten Gegner, sodass ihr mittels des Tarn-Angriffs genau auf diesen zufliegt und ebenfalls angreift. Ist ein Kontrahent etwas weiter entfernt, setzt ihr zu noch einem Sprung zwischen. Allerdings ist es nicht möglich, mehrere Sprünge oder Tarn-Angriffe hintereinander anzubringen ohne zwischendurch einen Gegner zu attackieren. Dadurch wollen die Entwickler offensichtlich die Überquerung einer Schlucht interessanter gestalten - oder schwieriger. Die gezielten und vor allem schnellen Angriffe auf eure Feinde werden zudem mit Tate-Punkten und Tate-Animationen belohnt. Die sogenannten „Tates“ sind sogar der Schlüssel zum Sieg in SEGAs neuestem Shinobi Abenteuer.
In den unterschiedlichen Levels taucht stets eine bestimmte Anzahl an Feinden auf, die es zu besiegen gilt. Erwischt eure Klinge einen dieser Gegner, erstarrt er für einige Sekunden und der Lock-on wechselt zum nächsten Hellspawn. Die Anzahl der Gegner wird anhand von brennenden Tate-Symbolen im rechten oberen Bildschirmrand angezeigt. Schafft ihr es, alle Kontrahenten zu besiegen, führt ihr diesen Tate aus. Für genau diese besondere Ninja-Aktion erhaltet ihr dreimal soviel „Yin“ als beim Besiegen eines einzelnen Gegners. Optisch verändert sich der Kamerawinkel und zeigt das gesamte Ausmaß des Blutbades, das Hotsuma unter seinen Feinden angerichtet hat. In diesen Szenen steht der Oboro-Anführer in schöner Pose da, während all seine Feinde um ihn herum in ihre Einzelteile zerfallen, Blut inklusive.

Yin und Yang – im Shinobi Universum wird das Gleichgewicht zwischen Hell und Dunkel, Gut und Böse, Yin und Yang gehalten. Die Menschen existieren auf der hellen Seite, die Dämonen auf der dunklen. Akujiki, Hotsumas Schwert, zeichnet sich durch seinen unstillbaren Hunger nach dem Yin besiegter Feinde aus. Wird es jedoch nicht mehr zum Töten verwendet, absorbiert es das Leben und die Seele seines Trägers. Damit Hotsuma nicht selbst vernichtet wird, muss er mit dem Töten fortfahren. Doch nicht nur ein Schwert zeichnet einen Ninja Kämpfer aus. Wer schon einen der Vorgänger auf dem Mega Drive gespielt hat, weiß, dass auch Shuriken und Ninjutsu Magie zum Repertoire eines Shinobi gehören. Mit den Shuriken werden feindliche Truppen aber nur bedingt besiegt. Anders als bei den Vorgängern lähmen diese euren Gegner, sodass ihr mir dem Schwert angreifen könnt. Werft ihr sie auf fliegenden Kontrahenten, fallen sie gelähmt zu Boden. Ist unter den Kreaturen nun aber ein Abgrund, stützen eure Feinde mit dem Shuriken Wurf in den sicheren Tod. Teilweise unverzichtbar werden die Wurfmesser, von denen ihr übrigens eine ganze Menge bei euch tragen könnt, sobald ihr von vielen Gegnern umzingelt werdet. Vollführt ihr einen Doppelsprung und drückt die Shiruken-Taste, wirft Hotsuma eine ganze Salve an Wurfmesser um sich herum. Teilweise kommt ihr ohne Shiruken zudem gar nicht erst an einen Dämonen heran - zumindest nicht ohne selbst Schaden zu nehmen.
Die Ninjutsu Magie steht euch nur zur Verfügung, wenn ihr die so genannten Makimono Schriftrollen einsammelt. Ihr findet sie an teils etwas abgelegenen Orten in jedem Level. Euch stehen insgesamt drei Magie-Arten zur Verfügung. Eine Schriftrolle steht dabei für jede dieser drei Techniken, heißt es ist euch überlassen, welche Ninjutsu Magie ihr im Kampf verwendet. Zum Start einer jeden Etage verfügt Hotsuma über eine Schriftrolle. Bei eurem Ableben verliert ihr zusätzlich gesammelte Schriftrollen. Mit der Richtungstaste könnt ihr vor Gebrauch der Ninja Magie zwischen den Ninjutsu Arten hin- und herschalten und schließlich einsetzen. „Ka’en“ erzeugt eine feurige Explosion durch Verbrennung von absorbierter und im Körper gespeicherter Lebensenergie. Jedem Dämon in Hotsumas Nähe wird Schaden zugefügt. Mit Hilfe des Zauberspruchs „Raijin“ wird ein mächtiges statisches Schild generiert, der Hotsuma für einen Moment gegen Angriffe seiner Feinde unverwundbar macht. Die letzte Ninja Magie trägt den Namen „Kamaitachi“. Bei besonders weit entfernten Feinden nützlich, schleudert ihnen Hotsuma mit der Kraft seines Schwertes rasiermesserscharfe Schockwellen entgegen. Die Schuss sind dabei allerdings begrenzt. Maximal sechs können erzeugt werden.

Die Areas in Shinobi bestehen stets aus den zwei Etagen A und B. Doch ganz gleich ob in Tokio, beim heiligen Schrein, in von Flammen eingeschlossenen Häusern, einem Labyrinth oder von Spinnen bewohnte Gebiete. Hotsuma muss alle seine Fähigkeiten nutzen, um sein Ziel zu erreichen. Auch der Wandlauf gehört dazu. Hierbei springt er von Wand zu Wand, läuft an ihnen entlang oder erledigt nebenbei noch Feinde. Da Akujiki ständig Yin braucht, müsst ihr töten. Tut ihr das nicht, sinkt die Schwertanzeige und Akijiki entzieht euch letzten Endes wertvolle Lebensenergie (Yang). Meist schwirren aber überall neue Gegner umher. Daher kommt es nur selten vor, dass die Schwertanzeige drastisch sinkt. Es bleibt daher auch Zeit, nach besondern Gegenständen wie den Makimono Schriftrollen oder nach Geheimnissen zu suchen. Letztere findet ihr in Form von Familienwappen. Die Anzahl hängt von dem jeweiligem Level und dessen Schwierigkeitsgrad (leicht oder normal) ab. Wer genügend dieser Wappen einsammelt, kann sich über einige zusätzliche Extras freuen.
Grafisch bleibt Shinobi im Mittelfeld. Die Hauptfiguren wurden hübsch animiert und auch der eine oder andere Gegner wurde von den Entwicklern sehr schön gestaltet. Leider hielten die Entwickler die Umgebungen meist recht einfach und wurden mit teilweise simplen Texturen versehen. Die oftmals zu zerstörenden Steinsäulen - um Kekkai Magie-Tore zu öffnen - sehen beispielsweise nicht wirklich nach Stein aus. Soundmäßig macht Shinobi leider keine Höhenflüge. Immerhin wurde er durchaus ninjamäßig gehalten und nervt nicht. Der Spielspaßfaktor ist in Ordnung bis gar nicht mal schlecht. Denn während die in den Stages auftauchenden Feinde teilweise recht einfach mit dem Tate zu bezwingen sind, müsst ihr euch bei den sehr unterschiedlichen Bosskämpfen doch sehr ins Zeug legen. Auch hier gilt: Der Tate ist der Schlüssel zum Sieg. Abgerundet wird die technische Seite mit einer recht ordentlichen deutschen Synchronisation, zu der zusätzlich deutsche Untertitel eingeblendet werden können.


Wer hätte damals gedacht, dass SEGA seinen Ninja-Kämpfer irgendwann einmal auf einer „Nicht-SEGA-Konsole“ veröffentlichen würde? Im Jahre 2002, praktisch kurz nach dem Rückzug aus dem Hardware Geschäft, bringen die Entwickler von OverWorks Hotsuma und den Oboro-Clan auf Sonys PlayStation 2. Zwar grafisch eher simpel gehalten, macht Shinobi aber dennoch Spaß. Ihr springt von Wand zu Wand, nutzt den Tarn-Angriff zu schnellen Attacken oder Ausweichmanövern und vollführt einen Tate nach dem anderen. So lasst ihr sämtliche Feinde während einer herrlichen Pose in ihre Einzelteile zerfallen. Zugegeben, das Spielprinzip bleibt stets gleich. Aber die relativ einfache Steuerung lässt kaum Frust zu. Unfaire Stellen gibt es kaum, höchstens zum Teil etwas schwierige Abteile. Die Endgegner sind sehr unterschiedlich und abwechslungsreich. Auch die (einfache) Story kann durchaus gefallen. Wer sämtliche Levels durchgespielt hat, kann sich im Extra-Modus erneut seinen Gegnern stellen, weitere Geheimnisse sammeln und seinen Rang in jeder Stage verbessern. Wer auf solche Spiele steht, kann ohne großes Bedenken zugreifen. Einen riesiges Highlight sollte man aber nicht erwarten. Probe spielen ist von Vorteil. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht...

Ronny Wecke