Multitest -- Rez
Vergleich Dreamcast und PS2

"... Ursprung ... Entwicklung ... Herrlichkeit ... Erinnerung ... Zerstörung ... Einsamkeit ..."
"Die Erde ist hoffnungslos überbevölkert. Die hohe Kriminalitätsrate hat die rasch anwachsende Netzwerkgesellschaft an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Ein neues System, "Projekt K", ist entwickelt worden, um die Lage zu verbessern. Im Herzen des Systems befindet sich ein Zentrum künstlicher Intelligenz namens "Eden". Nie zuvor hat ein Computer über eine derart fortschrittliche K.I. verfügt wie Eden. Eden ist der in der Lage, Unmengen von Daten auf einmal zu übertragen und aus diesen Daten seine eigenen, unglaublich fortschrittlichen Gedanken zu bilden. Manche Menschen meinen sogar, es habe eine Art Bewusstsein entwickelt. Auf jeden Fall wurde Eden ziemlich verwirrt, als der Datenfluss enorm an Volumen und Geschwindigkeit zunahm. Es begann, den Sinn seiner Existenz und die Konsequenzen seiner Entscheidungen zu hinterfragen. Als es die Paradoxa bemerkte, von denen es umgeben war und feststellte, welche Selbständigkeit es besaß, begann Eden, sich abzuschalten."
Ihr seid nun im Cyberspace des "Projekt-K-Netzwerks" unterwegs, um Eden zu reaktivieren. Jeder Bereich muss erkundet und jedes Level des Systems erreicht werden. In den Weg stellen sich euch auf eurer Reise Unmengen von Viren sowie infizierte Firewalls. Ähnlich des SEGA-Klassikers Panzer Dragoon visiert ihr sämtliche Gegner mit einem Laser an, während ihr die A-Taste auf dem Dreamcast- bzw. die X-Taste auf dem PS2 Controller gedrückt haltet. Die Viren werden danach mit Raketen unter Beschuss genommen. Im Gegensatz zu anderen Shootern basiert Rez allerdings auf Musikeffekte. Töne werden durch euch erzeugt, indem ihr beispielsweise einfach die Schusstaste drückt - ganz gleich ob ihr dabei einen Kontrahenten anvisiert habt oder nicht. Die Klänge verändern sich je nach Anzahl der zuvor anvisierten Viren.

Doch fangen wir von vorn an. Wer das erste Mal Rez spielt, schaut sich am besten erst einmal den Einführungsmodus an, in dem ihr die genaue und relativ einfache Steuerung erklärt bekommt. Mit dem Analog-Stick steuert ihr (je nach Wahl "Normal" oder "Reverse") das Zielkreuz und rahmt damit sämtliche im Cyberspace umherwirbelnde Viren ein. Acht Stück an der Zahl könnt ihr dabei maximal einrahmen und mit Hilfe eurer Raketen vernichten. Später tauchen in den einzelnen Levels allerdings Viren auf, die weit stärker sind und mehr als nur einen Treffer benötigen. Haltet euer Visier dabei genau auf den entsprechenden Gegner. Je nachdem wie viele Treffer dieser verträgt, zählt das eigene Fadenkreuz auf die entsprechende Anzahl Schuss hoch, die ihr auf den Virus abfeuern müsst. Auch hier gilt, maximal acht Schuss können zunächst abgefeuert werden. Reichen diese nicht aus, müsst ihr weiterhin auf den gleichen Gegner zielen. In Hinsicht auf diese verschiedene Anzahl an Treffern verändern sich auch immer wieder die Klänge, die dadurch erzeugt werden. Wer all dies, ohne irgendwelchen Gefahren ausgesetzt zu sein, ausprobieren möchte, übt nun im Modus "Reisen". Hier könnt ihr alle die Bereiche erkunden, die ihr bereits im Spiel-Modus freigeschaltet habt. Zum Anfang wäre dies also die erste Ebene.
Im Modus "Spiel" gelangt ihr zum Projekt-K-System und beginnt mit der Aufgabe, Eden zu reaktivieren. Nun seid ihr allerdings nicht mehr rundum-geschützt. Die Viren im System greifen euch an. Ihr könnt diesen Angriffen niemals ausweichen. Um euch zu schützen, müsst ihr die gegen euch gerichteten Angriffe (beispielsweise feindliche Raketen) zerstören und euch im Falle von Laserstrahlen des Gegners vorher entledigen. Sobald ihr die genaue Taktik herausgefunden habt, sollte dies aber kein Problem mehr darstellen. Eure Flugbahn ist während der Reise im Cyberspace fest vorgeschrieben. Die eigene Position kann nicht geändert werden, dafür allerdings der Blickpunkt. In den normalen Arealen gibt es einen Blickwinkel von bis zu 150 Grad. Iin Bosskämpfen verfügt ihr über einen einen 360 Grad Rundumblick. Bosskämpfe - die infizierten Firewalls - stehen am Ende jedes Levels an. Riesige Gegner, bestehend aus verschiedenen Bausteinen und tückischen Fallen, müsst ihr mit der richtigen Technik bezwingen, um die Area abschließen zu können. Zum Start des Spiels gibt es vier verschiedene Level, die ihr nacheinander betreten könnt. Jede Stage bietet völlig unterschiedlichen Sound. Innerhalb dieser Welten müsst ihr sogenannte "Netzwerk-Öffnungen" finden, zuerst den Kennwortschutz zerstören und danach acht mal auf die Netzwerk-Öffnung schießen. Dadurch öffnet sich euch der Weg in einen weiteren Bereich des Levels, auch genannt "Layer Level". Jede Stage besteht aus zehn Layer Levels.

Mit Hilfe dieser Objekte analysiert ihr die Welten. In jeder der vier großen Ebenen sind 100 Prozent zu analysieren. Sobald ihr überall diese 100 Prozent habt, öffnet sich das letzte und zugleich wohl beste Level. Die hier integrierte Story und der bombastische Sound vereinen sich zu einem ganz außergewöhnlichen Flair. Doch nicht nur an der Story haben die Entwickler gearbeitet. Auch die rhythmische Umsetzung zeigt, was das Spiel zu bieten hat. Die Beat wird vom Vibration Pack auf Dreamcast taktgenau wiedergegeben. Allerdings zeigt sich hier bereits ein Unterschied zwischen der originalen Dreamcast- und der Portierungsversion für die PlayStation 2. Das Dreamcast Vibration Pack rüttelt nur ganz locker und leicht im Takt mit und bringt dadurch nicht einfach nur mehr Taktgefühl ins Spiel. Es umrahmt das Szenario wunderschön teils mit weichen und teils mit stärkeren Rütteleinlagen. In der PlayStation 2 Version wurde dies nicht so feinfühlig umgesetzt. Das PS2-Pad rüttelt meist mit der gleichen Stärke. Da die Vibration-Funktion hier im und nicht wie beim Dreamcast-Pendanten außerhalb Controllers liegt, bekommt ihr die Vibrationswellen regelrecht pausenlos zu spüren. Teilweise kann dies in der PlayStation 2 Version sogar nerven.
In Rez fliegt ihr natürlich nicht nur von einer Area zur nächsten. Der Highscore spielt hier eine ganz entscheidende Rolle. Je mehr Gegner besiegt werden, je mehr Viren durch gleichzeitiges Anvisieren ausgeschaltet werden, desto mehr Punkte werden euch gutgeschrieben. Beim Erlegen eines so manches Virus werden Items freigelegt, die euch weiter unterstützen. Die Punkt-Items bringen Bonus-Punkte. Um in dem entsprechendem Modus "Score Attack" genügend Punkte zu erzielen, dürft ihr nicht nur pausenlos und schnellstmöglichst eure Kontrahenten zerstören, sondern müsst auch zwischendurch ordentlich punkten. Das heißt, auch gegnerische Angriffe kontern, Verteidigungen und Attacken der Angreifer ausschalten und Items einsammeln. Schafft ihr es, euch in den Ranglisten der Besten einzutragen? Eine zweite Gruppe von Items stellen die Fortschritt-Objekte dar. Eine kleine Leiste am linken unteren Bildschirm-Rand zeigt diese an. Durch die Items wird diese Leiste gefüllt und der Spieler steigt im Level. Euer Charakter beginnt im Level 01 und steigt zunächst maximal bis zum Level 05 an. Wird der Spieler von feindlichen Attacken oder der Viren selbst getroffen, sinkt das Level eine Stufe nach unten. Werdet ihr bereits im Level 01 erwischt, sinkt dies zunächst auf die niedrigste Stufe 00, bevor das Spiel bei einem erneuten Treffer endet. Durch die einfachen Fortschritt- oder die dreifachen Fortschritt-Items könnt ihr das Level stufenweise steigern. Um einen Rang nach oben zu schaffen, benötigt ihr insgesamt acht der blau schimmernden Objekte. Das Prinzip stolze acht Stück dieser zu sammeln, um ein Level aufzusteigen beziehungsweise einmal getroffen zu werden und im Level zu sinken, mag vielleicht im ersten Moment ziemlich unfair klingen. Ist es aber durchaus nicht. Sofern ihr ein wachsames Auge auf den TV-Screen richtet, könnt ihr beinahe jedem Virus Paroli bieten. In schwierigen Situationen hilft euch darüber hinaus das Overdrive-Item. Vier Stück können davon maximal eingesammelt werden. Durch das Auslösen eines Overdrives mittels der Kreis- bzw. der B-Taste, werdet ihr für einen Moment unbesiegbar und sämtliche Gegner auf dem Bildschirm werden automatisch mit euren Raketen attackiert.

Sobald ihr den Beyond-Modus freigeschalten habt, habt ihr Zugriff auf weitere Extras. Je nach erreichtem Highscore oder dem Beenden verschiedener Modi gibt es neue Goodies zu verdienen. So beispielsweise verschiedene Kamera-Ansichten wie die Ego-Sicht oder auch neue Farbschemen innerhalb der Level. Zum Beispiel "Punk" oder "Ambiente". Neue Areale wie die "Lost World" oder die "Trance Area" zwingen einen regelrecht dazu, auch da den Highscore zu knacken. Oder wollt ihr euch lieber den zufliegenden Objekten schwindelig gucken, weitere Strahlentypen ergattern und mehr?. Beim "Aussault-Modus" werden alle fünf großen Welten am Stück durchgedaddelt. In den Beyond-Optionen ist es zudem möglich, eine der Level-Formen bis hin zur Ultimativen Form auszuwählen, mit der ihr das Spiel beginnen möchtet. Wer SEGA kennt, weiß, dass auch gern mal der eine oder andere Gag einfach sein muss. So ist es bei Rez auch möglich, den Morolianer (bekannt aus Space Channel 5) durch die verschiedenen Ebenen zu steuern. Die entsprechenden "Chu"- und Richtungs-Sounds wurden dabei natürlich nicht vergessen.
Doch zur Steuerung der beiden Rez-Titel: Auch hier zeigt sich ein Unterschied zwischen PlayStation 2 und Dreamcast. Der direkte Vergleich beider Titel zeigt, dass die Steuerung über das Dreamcast Pad etwas präziser ist als auf Sonys PS2. Dies liegt aber vielmehr daran, dass die Analogsticks des PlayStation Controllers weicher und damit ungenauer sind. Hier spielt sich das Spiele mittels Dreamcast Pad doch einen Ticken besser. Das bedeutet nun aber nicht, dass die PS2 Version ungenau daher kommt. Jeder Gamer wird auch hier problemlos sämtliche Viren und Firewalls vernichten. Habt ihr euch zuvor ganz besonders mit dem originalen Rez für Dreamcast auseinandergesetzt, werdet ihr diesen kleinen aber feinen Unterschied auf jeden Fall feststellen.

Eine genaue Steuerung ist bei beiden Titeln aber auch unerlässlich. Rez lebt vom Können des Spielers! Jede Stage bietet viele Feinde und eben auch einen Endgegner. Jede Area birgt Objekte und wird nicht nur bewertet, inwiefern ihr diese zu 100 Prozent analysiert. Die Gegner-Abschussrate wird gezählt und je besser ihr seid, desto schwieriger wird der Endkampf. So gibt es beispielsweise weitere Verteidigungsringe der Firewalls, schnellere Angriffsmuster, noch mehr Raketen oder andere Gemeinheiten. Hier dürft ihr euer ganzen Können zeigen. Habt ihr allerdings schon im Spiel arg zu kämpfen, ist auch der Endboss gnädiger mit euch. Je besser ihr jedoch seid, desto eher erhaltet ihr dafür weitere Extras für den Beyond Modus.
Wunderschön ist das Spiel natürlich anzusehen. Es ist anders mit seinen kunterbunten und sich stets veränderten Welten, Ebenen und auch Teilgebieten. Hier türmen sich Bauwerke auf, ehe sie wieder zerfallen oder sich in neue Objekte verformen. Ihr fliegt durch virtuelle Räume, gespickt voller Fallen, Vektoren und Farben. Das sieht auf SEGAs eigener Konsole übrigens auch besser aus als auf der PS2. Ein bedeutender Grund hierfür ist das Anti Aliasing, das Sonys Flaggschiff so nicht zu bieten hat. Wer beide Systeme sein Eigen nennt, hat grafisch also Vorteile mit der Dreamcast Version.
"Ladies and Gentleman, Open your senses, Go to Synaesthesia."

Rez macht den Sound - der Sound macht Rez! Mitsamt der Cyber-Optik ist dies ein Spiel, von dem ihr so schnell nicht wieder loslassen werdet - sofern ihr euch darauf einlasst. Wer Spiele im Stil eines Panzer Dragoon mag, kommt an Rez ebenfalls nicht vorbei. Ein paar mehr Levels hätten es zwar sein können. Aber auch die fünf Stages mit weiteren freispielbaren Areas gefallen sehr gut. Seid ihr Fan von Musik und Shootern, werdet ihr dieses Spiel nicht nur einmal spielen. Um die ultimative Endsequenz sehen zu können, genügt es nicht nur einfach das anspruchsvolle letzte Level zu beenden. Nein, es bedarf einer ganz speziellen Art und Weise, um "Eden" zu aktivieren. Aandernfalls könnte es schnell heißen: "....aber du kennst noch nicht die ganze Wahrheit....."
Rez ist eines der letzten auf Dreamcast erschienenen Spiele. Mit frischen Ideen und futuristischem Sound gehört es zu den besten Dreamcast Perlen überhaupt. Die Steuerung ist sehr einfach, benötigt werden regelrecht zwei Knöpfe. Die Dreamcast Steuerung ist dabei präziser und das Rumble-Feature ausgeprägter als auf der PlayStation 2. Auch der Sound wirkt im Dreamcast Original kräftiger als bei der Portierung. Die Soundkulisse wurde dabei auf beiden Konsolen in Stereo gehalten. Die fehlende Kantenglättung (Anti Aliasing) auf Sonys Flaggschiff ist ebenfalls kein Geheimnis. Bei Rez macht sich das bemerkbar. Empfehlenswert sind dennoch beide Versionen. Die feinen Unterschiede zwischen Dreamcast und PlayStation 2 werden zwar von den meisten Dreamcastlern, die im Nachhinein Rez auf der PS2 zockten, bestätigt. Jedoch wird auch jeder mit der etwas sensibleren PS2-Steuerung schnell klar kommen und keine Probleme haben, die Stages zu durchforsten. Eventuell sogar bemerkten sie diese Unterschiede gar nicht erst. Wer dennoch auf die etwas feinere Version besonderen Wert legt, sollte zur Dreamcast Version greifen. In jedem Fall ist Rez aber jedem Genre-Fan zu empfehlen. Jeder andere sollte sich das Ganze erst einmal ansehen, ob es seinen Geschmack trifft.

Ronny Wecke