Multitest -- Space Channel 5
Vergleich Dreamcast (US) und PS2 (EU)

Wir befinden uns im 25. Jahrhundert. Auf dem Planeten Erde herrschen Krisenzustände. Ein außerirdisches Volk - die Morolianer - ist auf die Erde einmarschiert und beschießt wahllos Unschuldige mit einer mysteriösen Strahlenpistole. Der Strahl hat eine ziemlich ungewöhnliche Wirkung: Die Opfer werden zu einem unkontrollierten Tanz gezwungen und verfallen den außerirdischen Rhythmen. Natürlich hat dieser Angriff große Panik ausgelöst. Über dieses sensationelle Ereignis wird zunächst nur von dem zweitrangigen Sender "Space Channel 5" berichtet. Der Programmdirektor Fuse sieht eine günstige Gelegenheit für die Verbesserung der Einschaltquoten und sendet Ulala - die einzige Reporterin, die nicht gefangen genommen wurde - an den Tatort. Die Reportage erfolgt an dem Ort, an dem das Phänomen zum ersten Mal auftrat - Spaceport 9. Doch wer ist Ulala überhaupt? Die 22-jährige arbeitet bereits seit zwei Jahren für Space Channel 5 und wurde erst jetzt zur Mitarbeit im Reporter-Team befördert. Das ist ihre große Chance, der Welt ihre journalistischen Fähigkeiten zu beweisen.
Fuse, der Programmdirektor bei Channel 5, ist zwar eher ein gelassener Typ. Von seinen Vorgesetzten wurde er in letzter Zeit jedoch sehr unter Druck gesetzt. Über die Einschaltquoten des Kanals ist er sehr besorgt, was auch auf Kosten seiner Laune und der des Teams geht. Nun wurden sämtliche Reporter von den Morolianern gefangen genommen. Damit ist Ulala Fuses einzige Hoffnung auf gute Einschaltquoten. Die Aliens sind noch immer auf Spaceport 9 und zwingen die Menschen zum Tanzen. Fuse ist gespannt, was Ulala so drauf hat, setzt sie auf Sendung und gibt erste Anweisungen. Ulala berichtet von der Invasion und einen Moment später befinden sich zwei Morolianer unmittelbar vor ihr. Ulala muss die Tanzschritte der Morolianer nachahmen, um deren Opfer zu befreien. Die Zukunft der Erde liegt nun in ihren Händen und Füßen!

Die Devise heißt "Nach oben" (Up), "Nach Unten" (Down), "Nach Rechts" (Right) und "Nach Links" (Left). Das Spielprinzip läuft dabei folgendermaßen ab. Die Morolianer machen verschiedene Bewegungen vor, welche von euch nachgeahmt werden müssen. Das Steuerkreuz dient zur Ausführung dieser Bewegungen. Taktgefühl ist erforderlich. Und auf genaues Timing kommt es an. Daher solltet ihr die Bewegungen der Morolianer genauestens beobachten. Die Aliens haben zwar ihre ganz eigene Sprache, die Hauptbegriffe sind aber durchgängig in Englisch gehalten. Wann genau Ulala das Tanzbein schwingen muss, wird durch ein kurzes Ting-Geräusch signalisiert. In der PlayStation Fassung gibt es zusätzlich noch ein kurzes Controller-Vibrieren. Für Anfänger ist dies sicher eine hilfreiche kleine Neuerung, um ein besseres Taktgefühl für das Spiel zu bekommen.
Eure ersten Schritte in der ersten von insgesamt vier Stages sind noch relativ einfach, um euch langsam in das einfache aber dennoch durchdachte Spielgeschehen einzuführen. Kurzmeldungen von Fuse geben euch weitere kleine Hinweise während des Spiels. Um die Morolianer zu schlagen, wird der sogenannte "Chu-Schuss" verwendet. Auf Dreamcast ist dieser mit der Taste [A] auszuführen, auf der PlayStation 2 ist dies die X-Taste. Positiv fällt bei der Umsetzung des Dreamcast Hits auf das Sony System auf, dass Fuse bei jeglichen Kommentaren vollkommen identisch klingt, obwohl die entsprechenden Tasten zwischen den Systemen unterschiedlich sind. "Use the B-Button to rescue hostages" klingt stimmlich genau gleich zur Umsetzung "Use the Circle-Button....." Die Entwickler von UGA - United Game Artists setzte sogar diese Kleinigkeit perfekt in der PS2-Fassung um. Doch zurück zum A- bzw. X-Beam. Mit dieser Taste schießt Ulala mit ihrer kleinen Laserpistole auf die Morolianer und setzt diese somit vollkommen außer Gefecht. Heißt es beispielsweise "Right Chu, Left Chu", befindet sich der erste Außerirdische rechts im Spiel, der zweite Links. Ihr drückt nun im Takt erst nach rechts, dann [A] (oder die X-Taste auf der PS2) für den Chu-Schuss, dann links und so weiter. Auf diese Art schießt ihr die Morolianer über den Haufen. Ihr müsst aber auch darauf achten, dass kein hypnotisierter Mensch in eure Schusslinie gerät. Genau hier kommt der B-Button [bzw. die Kreis-Taste auf der PS2) zum Einsatz. Unschuldige Menschen könnt ihr auf diese Art befreien. Das bedeutet, ihr müsst gut aufpassen, wer vor euch rumtänzelt.

Doch es gibt noch einen zweiten Tanzmodus. In diesem dürft ihr euch nur eine begrenze Anzahl an Fehlern erlauben. Eine vorgegebene Anzahl an pink-farbigen Herzen am oberen linken Bildschirmrand zeigt euch haargenau, wie oft ihr es euch leisten könnt, aus dem Takt zu geraten. Die Folgen könnten erheblich sein! Denn zum kommt solch ein Tanzmodus bei ganz speziellen Menschen-Opfern zum Einsatz. Zum anderen gibt es diesen Modus auch bei Endgegnern. Und in beiden wird natürlich eine so fehlerfreie Tänzelei wie nur möglich erwartet. In den "einfachen" Kämpfen gegen die Morolianer befreit ihr besondere Persönlichkeiten: der Kapitän eines Luxus-Schiffes oder eine Keyboard Spielerin. Das sind nur zwei der vielen Berühmtheiten. Wen ihr während des Spieles aus den Fängen der Aliens retten konntet, könnt ihr übrigens im Charakter-Profil nachsehen. In der Dreamcast Fassung befindet sich dieses in den Optionen, in der PlayStation Version gleich im Start-Menü.
Der Sound in SEGAs außergewöhnlichem Titel steht natürlich ganz weit oben. Das Spiel wird stets von unterschiedlichen Musikstücken geführt und integriert die spaßigen Up-, Down-, ... und Chu-Rufe perfekt ins Spielgeschehen. Zusammen ergibt dies ein grooviges Erlebnis auf beiden Konsolen. Allerdings klingt die Dreamcast Version ein wenig voller und auch grafisch wirkt die Dreamcast Fassung einen Tick kräftiger. Die PlayStation Version bietet dafür eine bessere Geräuschkulisse hinsichtlich der Nebeneffekte. Am Ende eines jeden Abteils treten drei Aliens auf, die mit einem Dreier-Chu besiegt werden müssen. Das letzte Geräusch beim Ausschalten der Morolianer klingt lauter und fetziger. Ebenso hören sich beispielsweise das Zischen der zu zerstörenden Kanonen im dritten Abschnitt einfach sauberer an. Besonders fantastisch hören sich natürlich die extra eingespielten Musikinstrumente an, die beispielsweise gerettete Personen spielen. Dies gibt während des Spielens den ganz besonderen Pepp im Zusammenklang mit der eigentlichen Musik - selbstverständlich in beiden Versionen.
Vergessen sollte keiner die zu erreichenden Einschaltquoten. Jedes Level setzt einen bestimmten Höchstwert voraus, den ihr schaffen müsst. Einschaltquoten steigen und sinken mit der Beliebtheit eines Senders oder ihrer Darsteller. Daher sollte es in eurem Sinn sein, Ulala echt rocken zu lassen. Denn je mehr Fehler ihr bei der Rettung der Menschheit und der Vertreibung der Morolianer macht, desto eher fallen die Einschaltquoten eures Senders. In diesem Sinne: Werdet eins mit der hübschen Reporterin und bekommt ein Gefühl für das Handling im Spiel. Eigentlich solltet ihr sogar selbst mittänzeln bzw. vielmehr im Takt mittippen. Denn das gibt Rhythmus in der Musik, was euch beim genauen Eintippen der Bewegungen hilft. Wer von vornherein ein Musik-Muffel oder taktunfähiger Zeitgenosse ist, dürfte durchaus Probleme in diesem Spiel bekommen. Einen Schwierigkeitsgrad gibt es nämlich nicht. Mit etwas Übung kann aber jeder Ulalas Reportagen meistern! Immerhin folgen euch dann befreite Geiseln und zaubern zusammen mit Ulala gern eine kleine Showeinlage aufs Parkett. Und das bringt Einschaltquoten. Wer die Einschaltquoten zum Ende einer Stage mit dem Besiegen des Endgegners erreicht hat, fliegt zur nächstes Etage. Und hier wird es noch schwieriger. Mit fliegen meine ich übrigens auch in der Tat fliegen. Auf ihrem Weg trifft Ulala übrigens nicht nur auf feindliche Aliens. Auch Freunde kreuzen euren Weg, gegen die ihr aber durchaus auch ein Battle abliefern müsst. Am bekanntesten dürfte "Space Michael" sein. Ihn dürft ihr so ziemlich am Ende des Spiels aus der Patsche helfen. Die Integration von Michael Jackson als Space Michael dürfte jedem Spieler ein Lächeln ins Gesicht zaubern...

Der 60er Jahre Stil in "Space Channel 5" endet allerdings viel zu schnell. Geübte Spieler haben das Hauptspiel - bestehend aus den vier Levels - schon binnen einer knappen Stunde durch. Doch die Entwickler von UGA halten noch eine spezielle Überraschung für alle Zocker bereit. Wer das Hauptspiel durch gedaddelt hat, kann sich nun am Extra-Modus probieren. Jede Ebene beginnt nun erst einmal gleich. Allerdings führt ein Stück dieser Welt Ulala dann doch in ein ganz anderes und neues Abteil. Und dort kommt es noch einmal richtig hart zur Sache. Ihr könnt erstens neue Charaktere befreien. Zweitens wird dieser Modus selbst den starken Takt-Haltern noch mal so Einiges abfordern. Wer all diese Ebenen später erneut spielen möchte, sollte sich unterschiedliche Spielstände auf der Visual Memory Unit der Dreamcast-Konsole bzw. der Memory Card der PS2 anlegen. Wer das Spiel nämlich startet, kann die Abenteuer mit Ulala nur ganz von vorn beginnen - sprich mit Stage 1 - oder einen Spielstand laden. Und dann startet ihr genau im abgespeicherten Level. Das gewünschte Level aussuchen ist leider nicht möglich. Hier solltet ihr euch also verschiedene Speicherstände anlegen, um stets ein bestimmtes Level auf Anhieb zu daddeln.

Ein vollkommen neues Spielprinzip wurde hier von den Machern des SEGA Entwicklerteams United Game Artists (UGA) erschaffen. Ulala bekommt nicht nur ihre große Chance zu zeigen, was sie als Reporterin so drauf hat. Sie muss sich auch noch gegen eine ganze Invasion von Außerirdischen stellen. Die Menschheit wurde von den Morolianern zum Tanzen gezwungen und ihr müsst mit viel Taktgefühl inmitten der faszinierenden schwungvollen Musik-Action zusammen mit Ulala das Tanzbein schwingen. "Up, Left, Right, Down, Chu Chu Chu" heißt hier die Devise. Das leider viel zu kurz geratene Spiel im 60er Jahre Stil zeigt auf beiden Konsolen, Dreamcast und PlayStation 2, was im Bereich der Videospiele in Verbindung mit Musik alles möglich ist. Während Anfänger auf der PlayStation 2 aufgrund der kurzen Controller-Vibration eine zusätzliche Hilfe beim "richtigen" Spielen erhalten und auch so manche Rand-Geräusche deutlicher ausgeprägt sind, klingt der Sound der Dreamcast Fassung dann doch voller und sieht auch grafisch einen kleinen Tick besser aus. Die Sprache ist in beiden Versionen komplett in Englisch gehalten, wobei deutsche Untertitel in der PS2-Version auch Englisch-Muffel jegliche Hinweise und die Story der sämtlichen Zwischensequenzen verständlich machen. (Die deutsche europäische Dreamcast Version besitzt natürlich ebenfalls deutsche Untertitel.) Die Sprache des Dreamcast-Originals wurde perfekt in die Sony-Fassung umgesetzt. Ausgenommen ist hier die ultimative Reporterin Evila. Sie ziehe ich in der Dreamcast Version einfach vor! Sie klingt und rockt da einfach weit mehr mit ihrer Stimme. Zum Abschluss ist zu sagen, wer eine Version bereits sein Eigen nennt, braucht sich die andere nicht zu kaufen. Dafür sind die Unterschiede zu minimal. Insgesamt dürfte Space Channel 5 aber für viele Spieler ein Must Have sein - ganz besonders auf ihrer Entstehungsplattform Dreamcast.

Ronny Wecke