Multitest -- Space Channel 5 Part 2
Vergleich Dreamcast (JPN) und PS2 (EU)

Nachdem „Space Channel 5“ auf Dreamcast veröffentlicht wurde, war die Spielidee mit Reporterin Ulala eine völlig neue Idee. Und sie fand eine Menge Fans. Das Prinzip des einfachen Knöpfchendrückens auf dem Steuerkreuz, um Tanzbewegungen nachzuahmen und nebenbei unschuldige Bürger zu befreien, war sensationell. Viel Überzeugungsarbeit bedarf es bei diesem Spielkonzept gegenüber SEGA nicht: Tetsuya Mizuguchi, Schöpfer von Spielen wie Sega Rally Championship, Rez oder eben Space Channel 5, entwickelte einen Nachfolger. Hier kommt Space Channel 5 Part 2.
Im Intro erhaltet ihr noch einmal einen Rückblick auf Ulalas erstes Abenteuer und wie sie das ganze Universum rettete. Der Kampf oder besser der Tanz gegen die Morolianer, die Zusammenarbeit mit Jaguar aber auch das heiße Gefecht gegen die ultimative Roboter-Reporterin Evila bringen euch das Erlebte aus dem ersten Teil noch einmal auf den Schirm. Denn hier geht die Geschichte auch weiter. Nicht nur ihr seht euch Ulalas Fähigkeiten noch einmal an. Diese studiert noch ein weiterer, bisher unbekannter junger Mann. Was hat das zu bedeuten? Im Gegensatz zu sämtlichen TV-Sendern hat Jaguar aber schon bemerkt, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Wenig später wird Ulala zu ihrem ersten Einsatzort geschickt, wo ein Passagierschiff von kleinen schwarzen Robotern angegriffen wird. Mittendrin ein ebenfalls in schwarz gekleideter Mann, der die Gruppe anführt und zusammen die hilflosen Menschen mit elektrischen Tanzstrahlen zum Tanzen zwingen. Wann genau dieser erste Einsatz stattfindet, erfahrt ihr übrigens in der PS2 Version nicht. Denn die Einblendungen hierzu, wie ihr sie im Dreamcast Titel vorfindet, wurden nicht übernommen. An Board des Schiffes beginnt aber dennoch gegen 9 Uhr morgens „Ulala’s swingin’ report show“.

Das Grundprinzip blieb gleich und ist recht einfach erklärt: Die verschiedenen Bewegungen, die es nachzuahmen gilt, werden mittels des Steuerkreuz gedrückt. Die A-Taste (X-Taste auf dem PS2 Pad) lässt Ulala das allseits bekannte „Chu“ ausrufen, dient aber auch zum Abschießen der schwarzen Roboter. Neu ist dagegen der „Hey“-Ruf, der mit dem B-Button (Kreis-Taste am PS2 Controller) ausgelöst wird. Im Gegensatz zum ersten Teil wird der Spielverlauf dadurch interessanter und lebhafter. Denn jetzt heißt es nicht einfach nur noch „Chu Chu Chu“. Völlig neue Möglichkeiten stehen den Entwicklern nur durch diese kleine Änderung offen. Zwei verschiedene Rufe werden auf unterschiedlichste Art und Weise kombiniert, sodass mehrere aufeinander folgende Interaktionen gern einmal „Chu Hey“ und kurz danach „Hey Chu“ sein werden. Das „Hey“ ersetzt dabei das „Chu“ zur Rettung der verzauberten Passanten aus Ulalas erstem Abenteuer.
Super successful Rescue
Bereits im ersten Level stellt sich eine ganze Reihe von Robos, angeführt von Shadow, in den Weg. Und je mehr Menschen ihr aus deren Fängen befreit, desto stimmungsvoller werden sie. Denn jeder mit euch tanzt und singt zu eurem Beat. Dies ist nämlich eine wunderbare Neuerung, die sich Producer Mizuguchi ausdachte: Gesang! Die bösen Buben der so genannten „Rhythm Rogues“ singen einen Part, woraufhin entsprechende Chus oder Richtungsbewegungen folgen. Eure Truppe erwidert den Gesang und Ulala muss ebenfalls zur korrekten Zeit sämtliche Bewegungen nachahmen - das alles, während ihr versucht, Chu und Hey auseinander zu halten. Jedes Level besteht daher aus verschiedenen Modi: Im Schuss Modus tauchen immer wieder Roboter auf, die ihr mit dem „Chu“-Strahl abschießen müsst. Zugleich feuert ihr ein rosa Herz per „Hey“-Schuss“ auf unschuldige Menschen ab. Die werden daraufhin von ihren Tanzqualen erlöst und stoßen zu euch. Im Tanz-Modus erwarten euch dagegen entsprechend Gesang und das neuartige Posing. Mit der Waffe geschossen wird hier nicht. Die Tanz-Passagen dienen in der Regel dazu, ganz spezielle Leute zu retten. Schafft ihr dies nicht, verschwinden die bösen Jungs mit beispielsweise der Space Guide (eine sexy Reisebegleiterin) oder Mr. Nervous (einem Musiklehrer).

Zwischen den einzelnen Etagen begrüßt euch einer der Morolianer im Moro Channel 5. Die Morolianer wurden unterdessen nämlich vollkommen ins normale Leben integriert und berichten ebenfalls für ihre Artgenossen auf einem eigenen Sender. Der Space Präsident wurde entführt und Ulala macht sich für eine Special Sendung auf den Weg zum nächsten Sendeort. In den insgesamt sechs Levels, welche zum Teil aus mehreren Ebenen plus Endgegner bestehen, gibt es stets ein neues Kleidungsstück für Ulala. Die Entwickler von UGA haben je nach der Level-Gestaltung auch Ulalas Kleider angepasst. So tragt ihr in der zweiten Stage ein rosa Kleid, das sich dem Blumen-Ambiente ganz harmonisch anpasst. Dazu später aber noch mehr. SEGA achtete diesmal besonders darauf, nicht alles relativ gleich aussehen zu lassen. Die vielen neuen Möglichkeiten und Personen sorgen für sehr viel Abwechslung. Ihr trefft auf alte Bekannte aber auch auf neue Freunde. Am bekanntesten sicher „Pudding“ - die Reporterin von Channel 42. Herausforderungen sind also auch in Part 2 keine Seltenheit. Damit sich diese nicht zum ersten Teil wiederholen, kommen nun auch Musikinstrumente zum Einsatz. Lasst ihr das Intro von Space Channel 5 Part 2 laufen, bekommt ihr zumindest eine Demo des E-Gitarren-Wettstreits Pudding vs. Ulala zu sehen. Legt ihr zu gegebener Zeit selbst Hand an, dürft ihr selbst Gitarre spielen und dies mit eurem Chu und Hey weiter begleiten. Beim Trommeln mit Weltraumpolizistin „Pine“ lasst ihr dagegen so richtig die Fetzen fliegen. Später dürft ihr sogar mit einer gesamten Band euer Können unter Beweis stellen.

Doch nicht nur Instrumente sind neu. Auch richtige Showeinlagen dürften jedes Space Channel 5 Herz höher schlagen lassen. Part 2 zeigt so ziemlich jeden Musikstil, den man sich denken kann, egal ob Rock, Techno oder Ballett. Hier ist für jeden etwas dabei. Selbst ein James Bond Fan sollte nicht zu kurz kommen. Posing und Show Einlagen werden hier zusammen genommen und ergeben ein richtig stimmungsvolles Gesamtbild von Musik und Tanz. Der Sound selbst gibt den Takt vor. Plötzlich zeigt euch Ulala sogar, was ein Stepptanz ist. Wichtig ist dabei allerdings, dass ihr so viele Menschen befreit habt wie nur möglich. Denn davon sind sämtliche Show-Einlagen abhängig. Die größten Shows werden zudem bei den jeweiligen Endgegnern hingelegt. So wirbeln eure befreiten Gehilfen mit Schirmen umher oder geben Ulala den Weg für einen schwungvollen Sprung frei. Die Kamera fängt alle diese Szenen wunderbar ein und verbindet diese wiederum mit den nachfolgenden Bewegungen. Habt ihr es nun aber nicht geschafft, die zum Tanz gezwungenen Menschen zu befreien, können diese natürlich auch nicht bei den Show- und Tanzeinlagen dabei sein. Dadurch geht viel Flair verloren. Es heißt also üben, üben und nochmals üben. Je perfekter ihr spielt, desto schöner wird Space Channel 5 Part 2. Insgesamt kann man daher sagen: Je mehr Passanten befreit werden, je stimmungsvoller sind die Levels, die Musik baut sich systematisch auf und auch selbst beginnt ihr, vor dem Fernseher im Takt mitzutanzen. Das liegt aber nicht nur an dem bekannten Spielprinzip, sondern viel mehr an den zahlreichen Neuerungen, die die Entwickler in das Spiel integrierten.
SEGA dachte dabei natürlich auch wieder an Fluglevel, in denen ihr feindliche Raketen abwehren und sogar die eigene Space Channel Station erreichen müsst. Zwischendurch holen die Entwickler noch das gewisse Etwas heraus, indem sie hin und wieder lang gezogene Richtungsbewegungen und Rufe einbinden. Das führt dann beispielsweise zu einem „Dooooowwwn“ in einer hübschen Drehung und endet mit einem darauf folgendem „Chu“. Auch bei der Rettung von zum Beispiel Cheerleadern werden lang gezogene Bewegungen vor einem „Hey“ vorausgesetzt. Im großen Fluglevel dagegen dürft ihr euch an Sachen wie „Chu Hey Hey Chuuuuuuuu Chu“ versuchen. Das macht äußerst viel Spaß und erfordert genaues Gedrückthalten einiger Sekunden im Takt. Richtige Einsätze vor und nach Gesang-Einlagen und das perfekte Posing gehören in Space Channel 5 Part 2 zum alltäglichen Programm. Alle Grundelemente der Musik werden in diesem Game vermischt. Dass das zu einem Orchester oder Rockkonzert mit knallharten Tanzeinlagen führt, kann sich sicher jeder vorstellen. Wem das nicht reicht, soll sich gegen Obermotze wie dem Dreier-Roboter-Team, Ranken schleudernde Killerpflanzen oder Robo-Boss "Purge" durchsetzen. Ebenso tückisch sind die verschiedensten Slow-Motions und die daraufhin wieder schneller werdenden Rhythmen. Aber auch Bewegungen und „Chu-“ bzw. „Hey-Rufe“ zwischen den Takten, die die Entwickler immer wieder gern integrieren und euch so aus dem Takt bringen möchten.

Anders als im ersten Teil müsst ihr übrigens am Ende des Levels keine Mindestquote an Zuschauern mehr erreicht haben. Wir erinnern uns: Ulala ist Reporterin und muss für Boss Fuse die besten Nachrichten überhaupt bringen, um die Einschaltquote des Senders "Space Channel 5" zu erhöhen. Ihr beginnt wie immer mit einer kleinen Quote. Sinkt diese auf Null, ist das Spiel für euch vorbei. Im Schuss- und Tanzmodus habt ihr eine bestimmte Anzahl an Herzen zur Verfügung und eure Gegner machen euch bestimmte Bewegungen vor. Pro exakt ausgeführter Bewegung steigt die Quote um einen bestimmten Prozentsatz. Macht ihr etwas falsch, sinkt diese dementsprechend und ihr verliert eines eurer Herzen. In Part 2 stehen euch übrigens teilweise weit mehr Versuche zur Verfügung als noch im Vorgänger. So habt ihr gern ein oder zwei Herzen mit der Zahl „fünf“ und danach beispielsweise drei weitere Versuche zur Verfügung. Sind diese aufgebraucht, öffnet sich das 5er Herz mit fünf weiteren Versuchen. Sicher fragt ihr euch nun, wie ihr zu so derart vielen Herzen kommen könnt? Das ist abhängig von den Zuschauer-Quoten. Denn nach jedem Modus, ganz gleich ob Schuss- oder Tanz-Modus, werden eure Erfolge auf diese drauf gerechnet. Im nächst folgendem Modus erhaltet ihr eure Versuche dann anhand eurer Quote. Je besser diese ist, desto mehr Versuche erhaltet ihr. Beim Endgegner läuft dies ähnlich ab. Hier werden eure Quoten allerdings statt in Herzen in Sterne umgewandelt. Doch je besser ihr im Level selbst ward, desto mehr Fehler dürft ihr euch auch beim Boss leisten. Seid ihr dagegen gerade so zum Endgegner vorgedrungen und habt beispielsweise keine Menschenseele gerettet, ist es gut möglich, dass ihr euch im letzten Kampf nun gar keinen Fehler erlauben dürft. Denn aufgrund der niedrigen Zuschauer-Zahlen erhaltet ihr keine Versuche extra.

Neben Cheerleadern, singenden Kindern, im Takt bellenden Hunden ect. setzt SEGA aber noch eins drauf. Wie bereits im ersten Teil trefft ihr auf "Space Michael". Allerdings nimmt dieser nun eine weitaus bedeutendere Rolle ein. Sobald ihr das dritte Level gemeistert habt, bekommt Ulala einen Hilferuf direkt aus der Space Channel 5 Zentrale. Die Basis wurde angegriffen. Space Michael braucht Hilfe! Zum ersten Mal trefft ihr hier auf Endgegner "Purge", dem ihr nur mit viel Geschick und der Hilfe von Space Michael entgegenwirken könnt. Dazu steuert ihr erstmals auch den King of Pop neben Ulala. Seine "Dance-", "Bang-" und "Ooohhhh-Rufe" ergänzen Ulalas dynamische Kunst auf der ganzen Linie. Der Bass dröhnt durch die Lautsprecher. Wer hier allerdings denkt das war's schon, der hat sich geschnitten. Denn in den sechs Levels könnt ihr allerlei Goodies erspielen. Statt Ulala bewegt ihr dann andere Figuren durch den Spielverlauf, die allerdings keine eigenen Stimmen haben. Auch sie nutzen nur die von Ulala. Neben diesen Figuren rund um Roboter, Morolianer, dem Space Lehrer, Evila und anderen, drückt ihr sämtlichen Charakteren statt einem Mikro zum Beispiel einen Lollipop, grünen Lauch, eine Rose oder einen Bierkrug in die Hand. Besonders gelungen sind die neuen Kleidungsstücke. Vom einfachen Kleid bis zur absoluten Pop-Diva lässt sich Ulala einkleiden. Nicht alles spielt ihr aber frei, indem ihr nur einfach den Story Modus beendet. Der danach für euch offene Special Modus bietet neue Charaktere, die ihr im Charakter-Profil begutachten könnt. Hier erfahrt ihr nicht nur etwas über jeden durch euch befreiten Menschen, Gegner, Morolianer und so weiter, sondern genau hier geben euch diese eben auch neue Gegenstände. Es kommt sogar vor, dass ein Gegenstand aus mehreren Teilen besteht und ihr alle Unschuldigen einer Gruppe retten müsst, um den Gegenstand zu vervollständigen.

Besonders interessant ist jedoch „Ulala’s Tanzmodus“. Dies ist ein Survival Modus, in dem ihr 100 Herausforderungen bestehen müsst, ohne auch nur einen einzigen Fehler zu machen. Ihr tretet gegen die Morolianer an. Ab und zu taucht eine weitere Ulala mit neuem Kleid auf. Tanzt ihr auch ihre Bewegungen perfekt ab, findet ihr dieses kurz darauf in eurer Garderobe wieder. UGA - United Game Artists hat sich hier natürlich nicht lumpen lassen, die eine oder andere Gemeinheit einzubauen. Geht es anfangs ganz gemächlich mit „Up“, „Right“, „Left“, „Down“ und „Chu“ los, ändert sich schon bald das „Chu“ zu einem anderen Begriff. Je nach Version klingt das japanische Original beispielsweise nach einem „Wok“ als nach einem „Wuff“ in der europäischen PS2-Version. Lasst ihr euch davon zunächst nicht unterkriegen, wird dann ein „Yaaa“ (PS2 klingt es wie ein „Miau“) draus. Das sich dazu ergänzende „Hey“ wird natürlich auch grandios ausgetauscht. Völlig verrückt wird es allerdings, wenn ihr mit Begriffen um euch werft, die so ähnlich wie „hunger“ und „tschota“ klingen. Da ihr diese tollen - eigentlich Hey- und Chu- Rufe - völlig durcheinander nachahmen müsst, solltet ihr sehr konzentriert sein. Denn hier kann man sich schon leicht verdrücken, wenn aus den völlig neuen Rufen ein regelrechtes Kuddelmuddel wird. Aber es lohnt sich: Am Ende der 100 Herausforderungen erhaltet ihr einen weiteren Bonus. Den Survival- sowie den Story-Modus könnt ihr auch zu Zweit absolvieren, indem Player 1 die Richtungstasten und Player 2 die Aktionstasten drückt. Der Clou an der Sache ist, dass ihr bei erfolgreichem Spielen zu Zweit ebenfalls neue Sachen für Titelheldin Ulala frei spielen könnt. Einfach ist das aber nicht. Hier sollten zwei geübte Spieler ran...
Doch nicht nur musikalisch und stylisch kann der Space Channel 5 Nachfolger punkten. Auch grafisch wurde viel getan. Ulala wirkt lebendiger, realistischer und hübscher als je zuvor. So manch andere Figuren wirken dagegen nicht oder teils nicht mehr so hübsch wie im ersten Part. Die Entwickler haben sich daher scheinbar voll auf den Hauptcharakter konzentriert. Angst vor der japanischen Sprachausgabe in der Dreamcast Version braucht keiner haben. Denn das Wichtigste - vor allem die Bewegungsrichtungen - ist nach wie vor in Englisch. Nur die Zwischensequenzen sind in japanischer Sprache, zum Spielverständnis allerdings nicht allzu wichtig. Die Story versteht man auch so. Spielt ihr dagegen die PS2-Version, könnt ihr anhand der deutschen Untertitel die Story und kleinere Zwischentexte mitlesen. Worum es dabei allerdings geht, nämlich die Rettung des Space Präsidenten, bemerkt ihr in der Dreamcast Fassung aber auch ohne die japanische Sprache verstehen zu müssen. Immerhin erlebt ihr die Entführung am Anfang des zweiten Level live mit. Die ganze neue Palette an Musik-Stücken und Tanzeinlagen ist wirklich wunderbar gelungen. Auch wirken die Einsätze von Ulala nach dem Drücken der Tasten nicht mehr leicht zeitverzögert. Man drückt und Ulala macht dementsprechend auch die eingetippten Bewegungen nach. Ich hatte das Gefühl, dass sich Part 2 schon daher einen Ticken besser spielt, als der Vorgänger.

Doch was sagt der direkte Vergleich der Versionen zwischen der japanischen Dreamcast und europäischen PlayStation 2 Version? Grafisch gesehen zieht die PS2 Version, die über einen 60 Hz Modus verfügt, den Kürzeren. Das liegt größtenteils an dem ständigen Kantenflimmern, was Kennern der Dreamcast Version sofort ins Auge fällt. Wäre die Grafik der einzige Kritikpunkt, wäre allerdings alles wunderbar. Denn die Sprachausgabe in der PS2 Version pendelt regelrecht von gut bis abartig schlecht. Ulala klingt auch in englischer Sprache richtig gut, selbst Pudding kann überzeugen. Doch wichtig in diesem Spiel sind gerade die Laute rund um „Chu“, „Hey“ oder die verschiedenen Richtungen. Und wenn sich dann ein „Chu“ anhört wie etwas, was ich hier mit Worten kaum beschreiben kann, dann frage ich mich doch, was man bei der Lokalisierung verpatzt hat? Es ist deutlich zu hören, dass ganz spezielle Töne in bestimmten Szenen aus dem japanischen Original übernommen wurden. Andere wiederum wurden vollkommen und eindeutig zum Schlechteren neu vertont. Auch in so manchen Gesang-Einlagen vermissen Fans gleich die Dynamik, welche die Japaner gekonnt in entsprechende Gesangparts aber auch die Rufe selbst setzten. Die schönen Effekte mitsamt Bassuntermalung und Space Michael Unterstützung im vierten Abteil gehen aufgrund einer echt dämlichen Stimme des Gegners regelrecht verloren. Warum die Stimmen der Roboter dort beispielsweise nicht übernommen wurden, ist mir schleierhaft und vollkommen unverständlich. Dass in der PS2 Vorschau dann auch noch englische Sprache mit französischen Untertiteln übersetzt wurden oder Ulalas „Stay tuned“ Worte noch durch die nächste Ladepause abgebrochen wird, muss man wohl nicht mehr kommentieren. Zu guter Letzt schaffte man es im EU-Land nicht einmal, den Wortwitz des „Now Roboading“ im Lade-Bildschirm zu belassen. Dies wurde in ein einfaches „Now Loading“ geändert. Somit steht die Dreamcast Version von Space Channel 5 Part 2 in Sachen Sprachausgabe mit deutlichem Abstand vor der PlayStation 2 Version. Soundtechnisch dagegen kann der PS2 Titel mit vereinzelten Pro Logic Effekten überzeugen. Die sind in der auf Stereo ausgelegten Dreamcast Konsole nicht hörbar.


Seitdem ich den Nachfolger von Space Channel 5 für Dreamcast ergattert habe, muss ich sagen, dass Sega-UGA tatsächlich noch Einiges an Spielspaß drauflegen konnte. Teil 1 war schon toll, doch Part 2 schlägt den Vorgänger um Längen. Schon grafisch sieht man einen gewaltigen Unterschied zum Vorgänger, auch wenn dieser noch besser hätte sein können. Die zahlreichen und auch neuen Bewegungen von Ulala wirken realistischer als jemals zuvor. Andere Charaktere wirken dagegen leider nicht ganz so schön wie Ulala selbst. Es fällt auf, dass gerade die Level durch noch mehr Abwechslung glänzen, Hintergründe mit Wasserfontänen, Vögeln oder anderen Sachen je nach Stage ausgeschmückt werden. Besonders viel Laune macht das rhythmische Einsetzen eurerseits vor und nach Gesang-Einsätzen, sowie das gekonnte Posing. Das wird oft noch mit wunderbaren Tanzeinlagen verknüpft. Dies ist wirklich wunderbar gelungen. Auch erscheinen die Einsätze von Ulala nach dem Drücken der Tasten nicht mehr so zeitverzögert. Man drückt die Aktionstaste und Ulala macht dementsprechend auch die eingetippten Bewegungen nach.
Technisch gesehen liegt die Dreamcast Version, welche ausschließlich in Japan erschienen ist, weit vor der europäischen PlayStation 2 Version. Grund ist eindeutig die englische Sprachausgabe, die mit teils nicht gerade tollen Synchronsprechern daher kommt. Zwar sind Texte einwandfrei, sauber und ordentlich gesprochen. Doch bei manchen Left-Right-Up-Down oder Chu- und Hey-Rufe fragt man sich manchmal schon, ob hier noch ein Mensch vorm Mikro sitzt oder doch eher irgendein Quietschkissen verwendet wurde. Der Gesang klingt ordentlich und kann durchaus überzeugen. Verglichen mit dem Original auf Dreamcast will ich es aber mal folgendermaßen vergleichen: In Englisch wird konsequent der Text sauber und ordentlich gesungen oder gelesen. Die Japaner dagegen bringen ihre Passagen dagegen so derart genau und teilweise auch gewitzt rüber, als hinge ihr Leben von dieser einen Stelle ab. Diese sich durch das gesamte Spiel ziehende, wunderbare Dynamik in Gesang, in den Stimmen und den zahlreichen Ausrufen eines jeden Charakters werdet ihr in der europäischen Version vergeblich suchen. Wer diese Dynamik genießen möchte, sollte daher unbedingt zur japanischen Version für Dreamcast greifen. Natürlich müsst ihr euch dann aber erkundigen, welche Geheimnisse hinter den freispielbaren Gegenständen stecken. Diese werden dort nämlich nur in Japanisch erklärt. Das wiederum ist der Vorteil einer europäischen Version, wo viele Geheimnisse rein durch unsere deutschen Texte zu finden sind. Wer nicht in den Genuss der japanischen Version kommt und / oder den japanischen Bruder nicht kennt, wird mit der hierzulande veröffentlichten PS2-Version allerdings auch glücklich.
Und wer meint, mit „Space Channel 5 Part 2“ würde man in kürzester Zeit alles gesehen haben, liegt auch falsch. Denn so manche Geheimnisse lassen sich erst nach nicht gerade wenig Spielzeit lüften. Ein absolutes Muss für jeden Fan!
Bewertung Dreamcast

Bewertung PS2

Ronny Wecke