Zum ersten Mal begegnete er ihr auf der Straße: das beliebteste Mädchen der Schule. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie verzauberte jeden Jungen allein durch ihren Anblick, ihr hübsches Lächeln, ...ihren Körper. Wie sollte er nur ihre Zuneigung gewinnen? In tiefster Schwärmerei versunken, taucht plötzlich ein seltsamer Kauz mit Hasenohren auf dem Kopf auf. Seine Traumfrau könne er sich nur verdienen. Dabei helfen würde er, der Anführer der Supervorführtruppe "Rub Rabbits". So beginnt die Liebesgeschichte, ausgestattet mit einem Goldfischglas und einigen der wohl verrücktesten Stunts überhaupt.

Project Rub, einer der Starttitel beim Nintendo DS Launch und in den USA als "Feel the Magic XY XX" veröffentlicht, stellt aber kein normales Alltagsgame dar. Das Spiel nutzt sämtliche Fähigkeiten der Hardware aus. Die geschickte Arbeit mit dem Stylus ist hier Pflicht, was schon beim Start des Titels klar wird. Denn in das Hauptmenü kommt ihr erst, nachdem ihr den Touchscreen beim entsprechenden Befehl berührt. Der Startbildschirm zeigt euch danach vier verschiedene Punkte, unter denen ihr wählen dürft. Ganz oben berührt ihr den Menüpunkt "Story". Hier erhaltet ihr durch die Rub Rabbits die Chance, das nette Mädel Schritt für Schritt zu beeindrucken und schließlich für euch zu gewinnen. In 19 Szenarien unterteilt, warten hier die verschiedensten Minispiele auf euch. Die müsst ihr erfolgreich abschließen. Wie vorhin schon erwähnt, wird euch zu allererst ein Goldfischglas in die Hand gedrückt. Dies ist auch die einzige Mission, die ihr in der Einführungs-Szene zu meistern habt. Eure Aufgabe: "Reibe in Aufwärtsbewegungen über den Magen, um die Goldfische nach oben zum Hals hin zu bewegen!"  Während ihr nach dem Bestätigen im oberen Bildschirm des Nintendo DS den Kopf der Person seht, zeigt der untere Bildschirm den Magen mitsamt einiger Fische. Die Aufgabe ist klar: mit dem Stylus die Fische nach oben treiben. Im oberen Bildschirm wird euch zudem die Anzahl der Versuche angezeigt, die euch in jedem Minispiel zur Verfügung stehen. Bei der Aufgabe "Goldfisch" habt ihr drei Versuche. In regelmäßigen Abständen kommt eine Schluckwelle, welche die Fische in den Darm reißen will. Es heißt also aufpassen. Denn schlüpft ein Fisch durch den "falschen" Ausgang, verliert ihr einen eurer Versuche.

Habt ihr die Mission schließlich gemeistert, wird ein - ich nenn es mal Szenen-Herz - mit Punkten gefüllt. Da diese Szene nur eine Mission beinhaltet, bekommt ihr nach dem Erfüllen dieser die gesamte Punktzahl zugesprochen. In den nächsten Szenen sieht das aber anders aus: Hier erwarten euch innerhalb einer Szene zwei bis drei Missionen. Je nachdem, wie gut ihr ein Minispiel übersteht, desto beeindruckender wird es eure Herzensdame erfreuen und euch mit mehr oder weniger Herzpunkten belohnen. Doch verliert ihr ein Spiel, sinkt euer Gesamt-Punktestand dieser Szene wieder um ein Stück.

Um also letzten Endes mit vollen 100 Punkten das Liebesherz zu füllen, benötigt ihr zum Teil nicht nur viel Geschick, sondern auch eine Menge Ausdauer und vor allem eine ruhige Hand. Denn ohne diese könntet ihr im Minispiel "Einrad" schnell in irgendeinen Abgrund stürzen, gegen einen Wagen rempeln oder trotz Fallschirm einen Freiflug in Richtung Boden hinlegen. Die Möglichkeiten bzw. Ideen, die in diesem Spiel stecken, scheinen keine Grenzen zu kennen und lassen euch teilweise ein kopfschüttelndes Grinsen ins Gesicht zaubern. Das Sonic Team bemühte sich, sämtliche Alltagssituationen in die größten Lacher zu verwandeln, um die Spieler so an den Touchscreen zu fesseln. So steht ihr auf dem Fußweg, während auf der gegenüberliegenden Straßenseite fünf Personen an einer Bushaltestelle herum tänzeln. Ihr kugelt euch nun zusammen. Die fünf unschuldigen Menschen dienen dazu, als Kegel missbraucht zu werden. Mit dem Stylus fahrt ihr so über den Touchscreen, dass ihr mit Schwung an den Autos vorbei semmelt und alle Männlein umnietet.

Doch auch SEGA-spezifische Dinge finden in der einen oder anderen Form ihren Weg in die Minispiele. So dürft ihr im Game "Maler" nicht nur Herzen und Sternschnuppen, sondern auch Sonic-Köpfe oder sogar das SEGA-Logo" ausmalen. Achtung: fallende Gegenstände könnten eurer Malerstunde ein schnelles Ende bereiten. Der "Tanz" dagegen erinnert wahrlich an eine gewisse Reporterin aus dem Space Channel 5 Universum. Hier tritt Ulala zwar nicht selbst auf, jedoch dürfen die zuvor gezeigten Bewegungen auf gleicher Art und Weise nachgeahmt werden. Die Chu- und Hey-Rufe wurden allerdings durch "Turn" und "Fire" ersetzt. Wer lieber rätseln möchte, wird im Minigame "Schild" fündig. Hier berührt ihr Herz-Felder, um benachbarte Felder umzudrehen. All diese Spiele nutzen die Steuerung mit dem Stylus. Damit aber noch mehr Stimmung aufkommt, setzen die Entwickler noch eins drauf und pressen euch im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus den Lungen. Husten, prusten und mächtig pusten ... anders werdet ihr die Yacht auf dem großen weiten Ozean kein Stück vorantreiben. Aber genau das solltet ihr, damit eure Angebetete nicht als Fischfutter endet. Die Haie sind nämlich riesig und ihr Appetit gewaltig. Durch pusten auf den Touchscreen bewegt sich das kleine Boot vorwärts. Achtet auf die Haie und ihr seid eurem gemeinsamen Glück etwas näher. Doch nicht nur Haie kreuzen eure Wege. Seid im Laufe eures Abenteuers bereit, euch auch Monster-Blumen, Riesenschlangen oder Büffelherden in den Weg zu stellen, um letzten Endes "Ich liebe dich" ins ebenfalls genutze Micro des DS zu schreien?

Sämtliche der über 25 Minispiele werden nach erfolgreichem Beenden in der "Erinnerung" gespeichert, sodass diese jederzeit erneut gespielt werden können. Hier gestalten sich die Games aber als noch schwieriger, da euch hier nur ein Versuch zur Verfügung steht. Werdet ihr von einem Gegner getroffen, könnt ihr nicht malen, da ihr wieder einmal über den Rand hinaus pinselt. Seid ihr einfach zu ungeschickt, den richtigen Rythmus beim Tanzen zu finden, ist hier sofort der Ofen aus und ihr müsst von vorn beginnen. Da die meisten Minispiele aber aus mehreren Levels bestehen, zeigt das Sternenkonto eines jeden einzelnen Minispiels die Level-Erfolge genau an. Je besser ihr seid, desto eher habt ihr die Chance auf eines der Items, die wiederum unter dem Menüpunkt "Wahnsinn" gespeichert werden. Frisur, Kleidung und Schuhe heißt hier die Devise. Hier kleidet ihr euch eure Herzensdame nach Wunsch ein, habt aber auch Einblick auf sämtliche Sterne und Hasen, die ihr entweder im Story oder Erinnerungs-Modus erhascht habt. Hasen? Vor jedem Spiel im Story-Modus wird euch eine kleine Sequenz angezeigt. Berührt ihr den Touchscreen im richtigen Augenblick, könnt ihr einen der begehrten Hasen gewinnen. Diese sind nicht willkürlich versteckt, ihr solltet also eine"sinnvolle" Stelle berühren, um diesen - und damit neue Objekte - zu ergattern. Auch berühren solltet ihr im "Wahnsinn" einmal eure große Liebe...

Den Witz des Spiels übernimmt SEGA auch im Grafik-Stil. Menschen mit richtigen Gesichtszügen gibt es nicht. Die Augen fehlen ebenfalls. Die Haut der Charaktere ist schwarz. Allerdings werden die Hauptcharaktere zwischen all den Rub Rabbits durch farbige Kleidung und der Frisur hervorgehoben. Während das Intro in Form von beweglichen Bildern dem Spieler näher gebracht wird, laufen die Story-Sequenzen völlig anders ab. Vier Bilder werden hier nur nacheinander auf die beiden Screens geworfen, je mit einem witzigem Unterton. Das letzte Bild stellt von allen drein dieses dar, welches erneut zum Grinsen anregen soll bzw. zeitgleich zeigt, was euch nun erwartet. Ob die Entwickler nun die technischen Möglichkeiten des DS nicht ausnutzen wollten, indem sie auch hier bewegliche Zwischensequenzen inszenierten, sei dahingestellt. Ich denke, SEGA hätte an diesen Stellen zwar kleine Videos zeigen können. Der in Project Rub eingesetzte Humor hätte dann aber wahrscheinlich nicht derart hervorgehoben werden können, wie es das Bilderverfahren möglich macht. Die bunte Comic-Grafik inklusive der schwarzen Charaktere ist auf den ersten Blick sicher recht merkwürdig, gefällt aber dennoch durch viel Charme und Humor. Die Hintergründe bieten meist keine spektakulären Grafik-Highlights. Künstlich aufgesetzte Berge, weitere Personen oder Muster fallen kaum auf. Dagegen wirken einige weitere Stages gleich lebendiger. Hier fliegen Schmetterlinge in den Wolken, Bäume wehen im Wind, Blumen oder Palmen zieren den Bildschirm oder Wasserwellen peitschen umher. Je nach Stage passt sich auch der Soundtrack hervorragend dem Geschehen an. So sind die Kämpfe, in denen ihr euch oder eure Traumfrau retten müsst, kräftiger, schneller und verrückter als in den Minispielen, in denen ihr tatsächlich ihre Hand halten und führen dürft. Aber auch die Geräuschkulisse gefällt mit vielen lustigen Ausrufen und Berührungstönen von "ah", "atu" "hey" und sämtlichem Gejammer, allem voran aber der herrliche "Rabbit"-Ruf! Alle Soundtracks und Geräusche könnt ihr euch übrigens nach erfolgreichem Durchspielen des Story-Modes freischalten und euch nun an einem härteren Schwierigkeitsgrad erneut versuchen.

Als besonderer Leckerbissen erlaubt euch das Sonic Team noch folgendes Features: Steckt einfach eines ihrer GBA Spiele (unter anderem Sonic Advance, Sonic Spinball Party oder Chu Chu Rocket) in den noch freien Slot des Nintendo DS, um neue Objekte für eure große Liebe zu sammeln.

Was soll ich sagen? Kaum hielt ich Project Rub in meinen Händen, schon scharrten sich sämtliche Personen um mich und meinen Nintendo DS, um dieses Spiel mal anspielen zu können. Das Witzige an der ganzen Sache: Alle vier Personen, die sich bereits NUR am ersten Tag für dieses Spiel interessierten, haben eigentlich nichts mit Videospielen am Hut und können sich dafür auch nicht wirklich begeistern. Was kann also diese Euphorie ausgelöst haben? Aufgrund der sehr einfach gehaltenen Steuerung mit dem Stylus, der vielen witzigen Minispiele und dem doch ziemlich verrücktem Hauch an Innovation, verdankt dieser SEGA-Titel seine Beliebtheit auch bei bislang Nichtspielern, welche auf Anhieb sagten: "Also das würd ich mir jetzt auch holen" oder "Ich wusste gar nicht, dass es sowas auch gibt...."

Klar, Project Rub ist kein Spiel, das mit einer großen Story auftrumpft. Auch bietet das Game keine Langzeitmotivation eines "Super Mario 64 DS". Project Rub ist ein Titel, der sehr leicht zugänglich ist, Spaß macht und man immer mal wieder für eine Runde Fun herauskramt. Die Fähigkeiten des Nintendo DS werden wunderbar ausgenutzt, dem Spieler Geschicklichkeit abverlangt und die Story des verliebten Mannes mit viel Witz in der wohl sehr amüsanten und etwas verrückten Vorführtruppe der Rub Rabbits erzählt. Ein klares Must Have für jede Nintendo DS Sammlung!



SEGA of Germany zu diesem Artikel:

"Danke für den umfangreichen
und guten Test."


Mehrfach wurde ihm der DS aus den Händen gerissen:
Ronny Wecke