Nach dem Spielhallenauftritt von OutRun 2, setzte sich Spieleentwickler SEGA-AM2 erneut auf den Hosenboden, um eine neuere Version des Automaten nachzuschieben. OutRun 2 SP sollte aber nicht nur die Arcade Hallen erneut zum Glühen bringen, sondern auch die aktuellen Konsolen anheizen. Zu diesem Zweck beauftragte SEGA zum zweiten Mal die Entwickler von Sumo Digital, die den Klassiker dieses Mal nicht nur exklusiv für die Xbox, sondern auch für PS2 und PSP umsetzen sollten. Das Resultat ist wie folgt: Führerschein erstellen, sich einen flotten Ferrari krallen, dazu seinen Lieblingssong im OutRun Radio wählen und losdriften!

Sobald ihr euren Führerschein mit Namen, Nationalität sowie eurem Sternzeichen versehen habt, geht es auch schon los. Wie schon im Vorgänger wartet ein umfangreicher Einzelspielermodus auf euch, der für einige Zeit vor dem Bildschirm fesseln soll. Hier habt ihr unter anderem Zugriff auf den direkten OutRun Modus. Bekannt aus der Xbox Version rast ihr hier mit eurer Freundin auf dem Beifahrersitz durch die unterschiedlichsten Landschaften. Diese ändern sich je nachdem welchen Weg ihr bei den zur Auswahl stehenden Abzweigungen einschlagt. Der linke Weg steht für die leichtere Strecke, der rechte Weg für die schwierigere. Obwohl die Strecken zum Vorgänger vollkommen identisch sind, werden die ersten Neuerungen den Kennern von OutRun 2 schnell ins Auge fallen.

Der neue integrierte Windschatten-Effekt erlaubt euch dabei, euch hinter andere Fahrer zu setzen. Dadurch könnt ihr die eigene Geschwindigkeit erhöhen, weitere Fahrzeuge leichter überholen und auch euren Vorsprung gegenüber andere Kontrahenten langsam weiter ausbauen. Punkte werden währenddessen am oberen rechten Bildschirmrand mitgezählt. So lange ihr nicht von der Strecke abkommt, perfekt driftet oder im Windschatten fahrt, wird euer Punktekonto aufgestockt und teilweise sogar mit Extrapunkten belohnt. Für jedes überholte Auto bekommt ihr ebenfalls Extra-Punkte. Am Ende werdet ihr anhand dieser Punkte und euren Fahrstils in einer Rangliste eingetragen.

Der Coast 2 Coast Modus stellt das Hauptspiel dar. Flagman fordert euch heraus und ihr müsst die verschiedensten Rennen gewinnen. Je nach Herausforderung warten mehrere Aufgaben auf euch. Habt ihr sämtliche Aufgaben innerhalb einer Herausforderung gemeistert, wird die nächste freigeschalten. Habt ihr ein Flagman Abteil geschafft, wird euch das nächste geöffnet. Jedes Abteil enthält dabei fünf bis 15 Herausforderungen. Ihr müsst möglichst als erster durch die Ziellinie preschen, eure Beifahrerin bei Laune halten, ordentlich driften oder den Windschatten nutzen, um Punkte zu sammeln. Die OutRun Mädels sind selbstverständlich auch wieder mit von der Party. Tretet gegen sie an und verschafft ihnen den passenden Nervenkitzel. Um entsprechende Aufgaben erledigen zu können, müsst ihr aber zunächst die jeweiligen Etappen rund um Clarissa und Jennifer erspielen. Ihr fahrt deshalb zunächst nach dem OutRun Prinzip, entscheidet euch für euren Weg bei jeder Abzweigung und schafft es möglichst bis ans Ziel. Da ihr so nicht sofort Zugriff auf alle Streckenabteile und damit alle Aufgaben habt, müsst ihr die OutRun 2 SP Strecken insgesamt mehrmals befahren, um praktisch die gesamte Karte aufzudecken. Auf dem Weg zu einem der fünf verschiedenen Ziele werden euch auch Sonderaufträge erteilt. Diese erhaltet ihr aber auch nur dann, wenn ihr die bereits auf der Gesamtstrecke gegebenen Aufgaben ordentlich meistert. Die Sonderaufträge selbst werden euch nach dem Rennen in den Herausforderungen der Dame eingetragen und sind dort erneut anwählbar. Diese müsst ihr nun noch einmal konkret nach Rang befahren. Sprich: Zuerst sämtliche Herausforderungen und Aufgaben auf der OutRun 2 SP Strecke freispielen und danach auf diesen einen sauberen Rang einfahren.

Vollkommen neue Aufgaben der Herzdame warten hier auf euch. Pro Abteil bzw. Strecke gibt euch anfangs Clarissa mehrere Aufträge. Zuerst müsst ihr die auf der Fahrbahn befindlichen Autos rammen und später überholen. Aus OutRun 2 bekannt, sollt ihr Konvois überholen, die Linien der Fahrzeuge durchkreuzen oder keinen Unfall bauen. Das Dribbeln eines Wasserballes, das Zusammenstoßen mit Geistern oder das Ausweichen von Meteoriten oder sogar UFOs wurde dabei neu ins Spielgeschehen integriert. Nur wenn ihr alle Aufgaben so gut wie möglich erfüllt, gibt es entsprechende Herzen für euer Herzkonto und damit einen entsprechenden Rang am Ende der Fahrt. Habt ihr ein Abteil gemeistert, kommen weitere zum Vorschein. Da ihr auch hier nach der gleichen Vorgehensweise fahrt, verfließt eine ganze Menge an Zeit, bis wirklich alles durchgespielt wurde. Für Langzeitspielspaß ist daher gesorgt. Wichtig ist dabei natürlich auch eine Sache: Man sollte auch hier immer im passenden Auto verweilen.

Wie auch im Flagman Modus gibt es am Ende jeder Fahrt entsprechende OutRun Meilen. Wogegen ihr in anderen Spielen mit Münzen, Talern und so weiter auf Einkaufstour geht, bezahlt ihr hier neue Gegenstände mit euren gesammelten OutRun Meilen. Im Ausstellungsraum könnt ihr davon neue Ziele, Hintergrundmusik und natürlich eine ganze Menge neuer Ferrari kaufen. Die Auswahl ist dabei riesig! Neben den originalen Fahrzeugen, wie sie auch aus der Xbox Version bekannt sind, gibt es nämlich neuere Versionen des Typs. So könnt ihr neben beispielsweise dem Testarossa (der Fortgeschrittenen Klasse) beispielsweise auch den Testarossa der OutRun Klasse erwerben. Dieser weist gegenüber dem „normalen“ Testarossa weitaus bessere Werte auf. Wie alte OutRun-Hasen sicher wissen, fahren sich die unterschiedlichen Ferrari verschieden. Während das eine Gefährt eine hohe Endgeschwindigkeit aufweist, braucht es aber eine ganze Weile, ehe es auf Touren kommt. Im Falle des Testarossa ist es genau umgekehrt. Mit der OutRun Klasse allerdings bleibt die Beschleunigung erhalten und auch die Endgeschwindigkeit ist verdammt hoch. Wer nun nur noch etwas geschickt mit dem Ferrari umgehen kann und sich in Kurven nicht so leicht aus der Bahn werfen lässt, der wird schnurstracks an einem Kontrahenten nach dem anderen vorbeizischen! Weitere Modelle wie F50, 350 Spider, Enzo Ferrari, 515 BB, 550 Barchetta oder F 430 sollten jedes Ferrari Herz höher schlagen lassen, zumal es auch weitere Farben gegen OutRun Meilen zu erwerben gibt.

Ähnlich läuft der Herzinfarkt Modus ab. Je nach Wahl des OutRun 2 oder OutRun 2 SP Modus, fahrt ihr verschiedene Abteile ab und erledigt zum Schluss die Aufträge eurer Beifahrerin. Fahrt durch goldene Tore, sammelt Münzen und driftet gekonnt um Einzel- und/oder Doppel-Kurven, um ganz zum Schluss einen Gesamtrang und eure wohl verdienten OutRun Meilen zu kassieren. OutRun 2006 macht also nach wie vor mächtig viel Spaß - soviel ist sicher. Wer sich die Xbox Version zur Hand nimmt, gibt bekanntermaßen mit den Schultertasten mächtig Gas oder tritt auf die nicht allzu oft benötigte Bremse. Für ein gekonntes Driften werden beiden Schultertasten abwechselnd betätigt. In der PS2-Fassung gibt es die Analoge Abfrage der Schultertasten nicht. Ihr könnt euch die Steuerung hier zwar ebenfalls auf L+R Button setzen, sie wird aber niemals an das Fahrverhalten einer Xbox-Version herankommen. Dennoch geben beide Version so mächtig Gas, denn das gekonnte und eigentlich doch sehr übertriebene Driften macht einfach nur höllisch viel Spaß und geht schnell von der Hand. Die Rennen werden damit aber keinesfalls einfacher, weswegen die tollen roten Begrenzungshütchen in so manchen Kurven zu genüge umher fliegen werden. Die trifft man übrigens weitaus besser als alles andere, was man sonst tatsächlich umfahren soll. So erkenne ich mich selbst regelrecht in den Controller beißend wieder, während ich versuche den Ferrari innerhalb einer starken Kurve mit aller Gewalt auf der Straße zu halten: Heran an den vor mir her tuckenden Sonntagsfahrern, denen ich die Verkehrshütchen schon regelrecht entgegen werfe – in voller Hoffnung auf einen Dreifach A-Rang.

Während die Rennen auf Zeit sicher nur für Highscore Jäger interessant sind (hier gibt es übrigens Spiegelkurse und Nachtfahrten zu erwerben), geht es im direkten OutRun 2 SP Modus wieder richtig zur Sache. Nur eine spezielle Auslese an Ferrari steht euch hier zur Auswahl. Nun liegt es an euch: Habt ihr euch für eins der zehn Fahrzeuge rund um F50, GTO, Dino 240 GTS und Co. entschieden, habt ihr erneut die Wahl zwischen dem OutRun-, Herzinfarkt-, und dem Gegen die Zeit-Modus. Wirklich interessant ist hier aber der Experten-Modus, der euch wirklich noch gnadenlos den Rest eures Könnens abverlangt. 15 kontinuierliche Strecken in Folge mit einer weiteren Entfernung zum Ziel, als gewohnt. Hier werdet ihr gezwungen, den Windschatten der Konkurrenten zu nutzen, um möglichst schnell durch den Checkpoint am Ende einer jeden Strecke zu gelangen. Rempeln im Verkehr kostet hier Zeit, die ihr nicht habt. Auf die schnellen Ferraris von vorhin müsst ihr verzichten. Zudem solltet ihr saubere Kanten fahren, um Zeit einzusparen. Dazu der herrliche Soundtrack der verschiedenen OutRun Songs. So macht das einfach gehaltene und dennoch anspruchsvolle Fahrvergnügen so richtig Laune. Aber Achtung: Hier gibt es keine OutRun Meilen zu gewinnen!

Der Sound ertönt wieder kräftig durch die Lautsprecher. Überholmanöver wurden diesmal im Raumklang eingebunden. Dadurch ertönt bei jedem überholten Konkurrenten ein richtiges Motorgeräusch nach hinten hin, sobald ihr links oder rechts an diesem vorbeischellt. Dies trägt im zweiten Ableger für die Heimkonsolen noch einen Tick mehr zur guten Laune Stimmung bei. Zu bemängeln ist trotzdem eine Sache: Die Geräusche klingen stets gleich. Beim Übergang in die nächste Area kreisen dagegen Vögel, Kampfflieger, Drachen und noch viel mehr mit entsprechenden Lauten am Himmel. Es klingt einfach nur fantastisch. Hier dreht man gern die Lautsprecher noch ein wenig lauter, um auch beispielsweise dem „Magical Soundshower“, dem „Splash Wave“ oder den entsprechenden Sound-Mixes  zu lauschen. Eure hübsche Freundin an eurer Seite gibt euch übrigens deutsche Anweisungen. Leider sind diese sehr leise, weswegen ihr genau zuhören müsst. Besonders schlimm ist dies aber nicht, da sämtliche Aufgaben auch auf dem Bildschirm angezeigt werden. 

Eine enorme Weitsicht, wunderhübsch animierte Ferrari und sprühende Funken beim Berühren der Streckenbegrenzungen zeigen die Detailverliebtheit von OutRun 2006. Die Lichter in „Casino Town“ oder die schier unglaubliche Landschaft in der „Lost City“ lassen uns wissen, was die Entwickler hier auf den Bildschirm zaubern. Auch die Crashs bei schweren Kollisionen mit anderen Fahrzeugen oder Begrenzungen werden großartig auf den Bildschirm gezaubert. Das Geschwindigkeitsgefühl bleibt stets erhalten und kommt bei den ganz schnellen Boliden noch besser zum Ausdruck. Selten kommt es allerdings in PS2 Version vor, dass die Framerate ein klein wenig in die Knie ging. Die PS2 Version muss sich aber dennoch nicht verstecken. Allerdings sieht die Xbox Fassung noch detailreicher aus und ist insgesamt der PS2 Version technisch überlegen. OutRun 2006 unterstützt zudem nicht nur den 50 und 60 Hz Modus sondern auch 480p und Breitbild.

Alles was nun noch fehlt ist ein Multi-Player Modus. Und auch daran hat SEGA freilich gedacht. Über den Xbox-System Link (LAN) können zwei bis sechs Spieler über bis zu sechs Xbox Konsolen miteinander daddeln. Auch die PlayStation 2 wurde selbstverständlich mit diesem Feature bestückt. Beide Titel sind darüber hinaus onlinefähig über das PS2-Netzwerk und Xbox Live. Ihr erstellt ein neues Spiel oder trefft euch mit weiteren Spielern und/oder Freunden in einer Lobby. Maximal sechs Leute fahren auch hier gegeneinander um den ersten Platz. Die Voice Chat Funktion über Headset kommt dabei ausgesprochen gut daher. Ihr sprecht ohne irgendwelche Zeitverzögerungen mit den anderen Fahrern über Gott und die Welt oder werft euch beim Überholen ein fieses Lachen entgegen. Innerhalb der Spiel-Einstellungen habt ihr viele Möglichkeiten, das Rennen euren Wünschen anzupassen. Streckentyp, Fahrzeugtyp und Zusammenstöße sind nur ein paar der Varianten. Natürlich habt ihr auch hier nur Zugriff auf eure eigens freigespielten Ferrari, den Radio-Sound und Farben. 

Sumo Digital nutzt ebenso die Fähigkeiten der PSP in Verbindung mit der PS2 aus. Per USB-Verbindung  kommunizieren beide Konsolen miteinander, was euch den Austausch bestimmter Gegenstände erlaubt. Euren Führerschein dürfte ihr natürlich auch übertragen, sodass ihr euren PSP-Spielstand auch auf dem heimischen Fernseher verwenden könnt. Die beiden Führerscheine fasst ihr zusammen, um so OutRun Meilen oder andere Gimmicks von oder zur PlayStation 2 Konsole zu übermitteln. Spezielle Bonusinhalte sind auf diese Art und Weise freispielbar. Leider funktionier hier kein wirklich intelligenter Abgleich der Daten. Das heißt, habt ihr auf beiden Systemen euren Fortschritt verbessert und übertragt dann beispielsweise den PSP-Führerschein auf die PlayStation 2, wird dieser einfach überschrieben und nicht mit den PSP Daten vereint. (Da übrigens auch die PSP sonst nichts Anderes zu den übrigen Versionen bietet, sollte jeder selbst entscheiden, inwiefern er tatsächlich das gleiche Game zweimal benötigt.)

Die Xbox Fassung kann zwar keine Daten mit einem Microsoft Handheld austauschen, allerdings nutzen die Entwickler hier die Möglichkeiten der Festplatte aus. Eigene Songs bzw. der Ordner auf der Festplatte könnt ihr in den Optionen anwählen und so eure Lieblingslieder beim Daddeln anhören. Diese ertönen dann aber nicht nur während des Rennens, sondern werden nacheinander von der Festplatte sogar im Hauptmenü und während des Intros abgespielt. Die Titelmusik wird dabei übertönt. Das hätte man doch eigentlich auch anders lösen können…

SEGA und Sumo Digital haben mich erneut überzeugt. OutRun 2006: Coast 2 Coast mag zwar nach wie vor kein Rennspiel mit dem Schwerpunkt eines Burnout oder Project Gotham Racing sein, aber es macht einfach nur verdammt viel Laune. Generell blieb man bei SEGA der eigenen Linie treu. Auch OutRun 2006 bleibt ein Spielspaßgarant für jeden, der auf große Renn-Simulationen verzichten kann. Neben der ersten Xbox Version von OutRun 2 wurde die erweiterte Automatenversion OutRun 2 SP integriert und bietet dabei nicht nur neue Strecken, sondern auch neue Fahrzeuge und andere Goddies. 

Steuerungsmäßig bevorzuge ich aufgrund der analogen Schultertastenabfrage die Xbox Version. Diese ist relativ einfach und geht schnell in Fleisch und Blut über. Besonders der Online Modus verdient ein Lob aufgrund einsehbarer Führerscheine, der Online Ranglisten und der tollen Chat-Funktion während der Rennen. Der komplett überarbeitete Quest-Modus, die Übertragungsmöglichkeit der Führerscheine zwischen PS2 und PSP und nicht zuletzt die heißen Mädels locken jeden noch so kleinen OutRun Fan ans Pad, auch wenn das Spiel im Sound leichte Schwächen zeigt. 

Wie sieht's aus? Werdet ihr überall einen Dreifach A-Rang abräumen können?


Kommt von keiner OutRun 2006 Version mehr los:
Ronny Wecke