PSP -- Virtua Tennis: World Tour

“Here We Go” könnte SEGA sich gedacht haben, als sie mit Virtua Tennis: World Tour einen Starttitel für Sonys PSP ankündigten, der auch gleich den Thron des PSP-Sports an sich reißen sollte. Auf Dreamcast und PlayStation 2 haben wir SEGAs Vorzeige-Tennis bereits genießen können. Doch wird es auch auf dem Handheld zu Höhenflügen ansetzen können? Virtua Tennis Protagonisten dürfte bekannt sein, dass die Entwickler auf eine leichte Steuerung und zugleich viel Spielspaß hin programmieren. Dass dies im PSP-Ableger nicht anders aussehen soll, davon könnt ihr euch in den Modi „schnelles Match“ und „Freundschaftsmatch“ recht flott selbst überzeugen. Beim schnellen Match werdet ihr direkt ins Spielgeschehen katapultiert, Spieler und Platz werden per Zufall vom System ausgewählt. Beim Freundschaftsmatch könnt ihr sämtliche Einstellungen rund um Einzel oder Doppel, Spieler, Position auf dem Spielfeld, Platz, Spielanzahl, COM-Level und dem Tiebrake selbst bestimmen. Und schon geht es los. Ihr habt Aufschlag: Wählt eure Aufschlagsposition und werft den Ball in die Luft. Die Aufschlagsanzeige erscheint und per Tastendruck schmettert ihr den Ball je nach gedrückter Aufschlagsgeschwindigkeit zu eurem Tennis-Gegner. Natürlich gibt es bereits beim Aufschlag zwei Varianten, den Ball auf die andere Tennishälfte zu befördern: Drückt die X-Taste, sodass ihr einen geraden und per Kreis-Taste einen angeschnittenen Ball über das Netz spielt.
Ab jetzt solltet ihr ein wachsames Auge haben. Denn je nach eingestelltem Schwierigkeitsgrad - oder eurem Fortschritt in beispielsweise einem Turnier - versucht euch euer CPU-Gegner natürlich über den Platz zu scheuchen. Die ersten Matches sind natürlich relativ einfach gehalten, sodass Tennis-Neulinge ganz in Ruhe die Spielbarkeit austesten können. Schnell werdet ihr merken, dass es bereits mit einer Taste unglaublich einfach ist, ein Tennis-Spiel auszutragen. Alles was ihr beherrschen müsst: ein wenig Reaktionsvermögen, um notfalls in die entsprechenden Richtungen hin zu agieren. Beim Aufschlag des Balls könnt ihr zudem bestimmen, in welche Richtung ihr diesen werfen möchtet, aber auch, ob weiter hinter ins Feld oder kurz nach dem Netz. Die X-Taste dient hier für den Topspin. Der Ball fliegt schnell und springt stark vom Boden ab. Später werdet ihr auch lernen, mit dem Slice zu arbeiten, welcher über die Kreis-Taste eingesetzt wird. Anders als beim Topspin gebt ihr dem gelben Filz einen Drall nach hinten. Er fliegt langsam, hat eine niedrige Flugbahn und springt weniger stark vom Boden ab. Je nach Stand eures Gegners lassen sich diese und eine weiter Technik gut einsetzen. Der so genannte Lob wird per Vierecks-Taste geschossen. Er besitzt eine sehr hohe Flugbahn und eignet sich hervorragend dafür, Bälle hinter den Kopf eures Kontrahenten zu spielen, sofern sich dieser nah am Netz befindet. Andernfalls solltet ihr diesen Schlag nicht einsetzen, da hohe Bälle perfekt mit Schmetterbällen zu kontern sind.

Habt ihr euer Können etwas perfektioniert, könnt ihr entweder im Turnier um den ersten Platz antreten oder ihr beginnt ein neues Spiel im Weltmeisterschaftsmodus. Und dieser ist das Herz von Virtua Tennis: World Tour. Hier erstellt ihr euch zunächst einen Spielstand und zwei Charaktere männlicher und weiblicher Natur. Wie eure beiden Spieler aussehen sollen, welche Bekleidung, Schuhe und Haare sie haben sollen – alles eure Entscheidung. Habt ihr als Letztes noch einen passenden Namen für beide eingetragen, findet ihr euch auch sogleich auf der großen Weltkarte wieder. Was ihr hier tun könnt? Als erstes eure beiden Schützlinge trainieren, damit diese auch bald ihre ersten Tennis-Matches bestreiten können. Euer Ziel: auf Platz Nummer 1 der langen Weltrangliste zu kommen. Ihr beginnt, wie soll es auch anders sein, mit beiden Charakteren ganz unten und müsst euch langsam hocharbeiten. Um eure Fähigkeiten, Fertigkeiten und Techniken zu verbessern, solltet ihr die verschiedenen Trainingsschauplätze auf der Weltkarte betreten und versuchen, die euch dort gestellten Aufgaben so gut wie möglich zu lösen. Doch stellt euch das nicht zu einfach vor. Vergleicht dies doch als wärt ihr selbst auf dem Tennis-Platz und alles ist für euch Neuland. Was glaubt ihr, wie stehen eure Chancen, das Training beim ersten Mal perfekt zu meistern? Ganz recht, nämlich nicht besonders gut. So werdet ihr für einige Aufgaben sehr viel Zeit brauchen, ehe ihr diese überhaupt ansatzweise schaffen könnt. Nehmen wir doch als Beispiel das Aufschlags-Training „Pin Crasher“. Ihr habt Aufschlag und sollt möglichst alle zehn Kegel auf der anderen Tennishälfte mit einem Schlag umwerfen. Ihr habt dafür fünf Frames zur Verfügung. Je nach umgeworfenen Kegeln gibt es, ähnlich dem Bowling, entsprechende Punkte. Im Level 1 dieses Trainings müsst ihr mindestens 70 Points erzielen. Mein Tennis-Spieler war hier am Anfang so was von unbeholfen, dass er die ersten circa zehn Versuche den Filzball nicht einmal über das Netz bekam…
In den vielen anderen Trainings-Spielen rund um „Danger Flags“, „Bulls Eye“ oder „Tank Attack“ sieht es nicht anders aus, da eure Schlagkraft, Beinarbeit und die verschiedenen Volley-Schlagarten noch keinerlei Training erfahren haben. Nach jeder Trainingseinlage an den verschiedenen Stationen verbessern sich jedoch diese Werte stetig, welche ihr auf der Weltkarte im „Heim“ bei beiden Charakteren ansehen könnt. Mittels der R-Taste wechselt ihr übrigens zwischen beiden Spielern hin und her. Im Heim selbst bekommt ihr je nach Fertigkeiten einen bestimmten Rang zugeteilt. Anfänglich Newcomer, kann sich dieser beispielsweise in „Großer Aufschlag“ ändern, je nachdem welche Werte ihr bevorzugt trainiert.

Wahre Tennis- und Sportprofis werden wissen, dass das Training etwas länger dauern kann, bis der Spielspaß so richtig losgeht. Neulinge und Gelegenheitszocker dagegen wird womöglich nach vielen erfolglosen Versuchen des Trainings ohne überhaupt an einem Tennis-Match teilnehmen zu können (da ihr anfangs in noch keinem Turnier zugelassen werdet) vorerst die Lust daran vergehen. Dann nervt das ständige „Gescheitert“ und ihr wollt einfach nur ein Tennis-Spiel bestreiten und verlasst vorerst voller Frust den Weltmeisterschaftsmodus. Empfehlen kann man all denen nur: dranbleiben! Denn habt ihr einen gewissen Stand erreicht, eure Werte verbessert und so langsam die ersten Trainings-Einlagen gemeistert, werdet ihr auch an den ersten Turnieren teilnehmen können, die wöchentlich stattfinden. Wann welche Matches stattfinden - sprich Herren- oder Dameneinzel bzw. Doppel - seht ihr, sobald ihr den Startknopf drückt genauestens aufgelistet. Auf der Weltkarte selbst wird das Stadion mit einer Zahl deutlich hervorgehoben. Als Newcomer beginnt ihr ganz unten der Rangliste auf dem Platz 300. Entspricht euer Rang (bei beiden eurer Charaktere je nach Gewinn der Spiele unterschiedlich) dem Wert des Stadions (Beispiel 268) oder befindet sich dementsprechend zwischen Stadion-Wert und der 300, dürft ihr teilnehmen und pro Sieg entsprechende Summen an Geld einkassieren. Für dieses Geld kauft ihr in den verschiedenen Shops nicht nur neue Ausrüstung und Kleidungsstücke, sondern auch einen Partner für ein Herren- oder Damendoppel, sowie neue Stadien in den unterschiedlichsten Ländern. Diese Stadien dürft ihr dann auch außerhalb des Weltmeisterschaftsmodus anwählen.
Welchen Spaß der Weltmeisterschaftsmodus macht, werdet ihr nun schnell feststellen. Ihr habt des Öfteren Turniermöglichkeiten und könnt mit dem verdienten Geld Partnerverträge abschließen, um im Doppel anzutreten. Hier zeigt sich sogleich der nächste Spielspaßgarant: Da euer selbst erstellter Charakter noch lange nicht perfekte Schmetterbälle schlagen oder auf den Punkt genau die Tennis-Bälle werfen kann, unterstützt euch euer Team-Kollege hier mit wirklich genialen Techniken. Man darf tatsächlich sagen, ohne ihn wärt ihr aufgeschmissen! Mittels der L- und R-Tasten könnt ihr euren CPU-gesteuerten Team-Kollegen spezielle Anweisungen geben, ob er beispielsweise am Netz oder an der Linie spielen soll. Das Doppel macht so sehr viel Spaß und überzeugt tadellos durch einwandfreie Spielbarkeit und vor allem Fairness. Zwischendurch trainiert ihr einfach eure Charaktere weiter in den alten und neu hinzukommenden Trainingsabschnitten, dessen Trainingslevel bei mehrfachem und erfolgreichem Abschluss steigt. Ihr trefft auf härtere Gegner, neue Cups, dürft gemischte Doppel spielen und euch in allen Belangen beweisen. Werdet ihr die Nummer 1 des Tennis-Sports?
Neben Weltmeisterschaft, Turniere und anderen Tennis-Match Arten, vergisst SEGA natürlich auch die verschiedenen Virtua Tennis typischen Minispiele nicht. Hier geht es einzig allein um den Highscore, den ihr natürlich in allen Matchvarianten auch unter dem Menüpunkt „Rekorde“ einsehen dürft. Ganz vorne dabei das Ballspiel „Blockbuster“, bei dem ihr den Ball gegen eine Wand spielt, welche aus bunten Blöcken zu einem Stapel zusammenfällt. Ein Zeitlimit zählt gnadenlos mit, während ihr so viele Blöcke wie nur möglich durch Treffer zerstört. Dabei macht ihr nicht nur Punkte, sondern könnt auch eure Zeit verlängern. In anderen Minigames wie „Fruit Dash“ weicht ihr roten Bällen aus, um Früchte einzusammeln und dabei eure eigene Ausdauer zu testen. Im „Blocker“ verteidigt ihr eine Wand gegen Ballmaschinen, während ihr im „Balloon Smash“ unterschiedlich gefärbte Ballons zu platzen bringen müsst. Bonusblöcke, Bomben, Strafblöcke, Bonus Früchte und so weiter treiben das Vergnügen für Zwischendurch in allen Minispielen weiter voran.

Für den Multiplayer-Modus nutzen die Entwickler von Sumo Digital die Wireless Funktion der PSP. Neben der Verbindung über einen Access Point ist besonders der AD HOC Modus interessant. Zwei oder mehrere PSP-Systeme können direkt miteinander kommunizieren. Multiplayer-Sessions zwischen zwei bis vier Freunden steht so nichts mehr im Wege.
Optisch macht SEGAs Vorzeige-Tennis einen äußerst guten Eindruck. Abgesehen von den kantigen und treppenförmigen Hintergründen in den kurzen Intros zum Anfang und Ende eines jeden Matches, zeigt sich Virtua Tennis von einer sehr guten Seite. Flüssige Animationen gehören ebenso dazu, wie die sehr detaillierten Spieler rund um Federer, Ferrero, Sharapova oder Mauresmo. Dennoch ist nicht alles perfekt. Kurz bevor ein Ball zu einem erzielten Punkt auf dem Boden auftrifft, gibt es kurze Ladestocker. Generell sind die viel zu langen Ladezeiten von bis zu stolzen 15 Sekunden vor jedem Match ein großer Kritikpunkt. Die Entwickler haben aber nicht nur hier geschlafen, denn selbst die einzelnen Menüpunkte müssen ständig nachladen, was ziemlich nervt. Besonders im Weltmeisterschaftsmodus führt dies zu echtem Zähne fletschen, sobald ihr einen bestimmten Trainingsplatz sucht oder einen Shop betreten möchtet. Es gibt ständig kurze Stopper, in denen ihr nur warten könnt und beim dritten Mal drücken hoffentlich einen Schritt weiter dürft. Mehr Mühe hat sich SEGA dafür beim Sound gegeben. Verschiedene Stücke begleiten ein jedes Tennis-Match, der Sprecher kommentiert dabei den Punktestand, wer mit dem Aufschlag an der Reihe ist, sowie den oder die Gewinner. Besonders zum Tragen kommen allerdings die quietschenden Geräusche der Schuhe beim Laufen auf dem Tennisplatz, sowie der kräftigen Tennisschläge selbst. Bei besonders harten Angaben und Annahmen geben auch die Spieler entsprechende Laute von sich. Diesen besonderen Tennis-Flair könnt ihr allerdings nur mit einem Headset genießen, weswegen ich euch dessen Einsatz unbedingt empfehle!

Die hohen Erwartungen, die besonders Virtua Tennis Freaks an dieses Spiel stellten, wurden erfüllt. (Habt ihr je daran gezweifelt?) Auch Sumo Digital zeigt, was Virtua Tennis bedeutet: unglaublicher Flair mit sehr einfacher und zugänglicher Steuerung und trotzdem Schlag- bzw. Ballabtausch ohnegleichen. Die sogenannte World Tour ist dabei das Herz des Spiels, in der ihr eure Charaktere vom Newcomer und Tennisneuling bis hin zum Profi trainiert. Witzige Ballspiele zwischendurch lockern das Spielgeschehen auf, während euch Doppel-Matches noch einen gewaltigen Tick mehr in Richtung des gelben Filzballes ziehen. Das ist perfekt!
Über die etwas kantige und treppenförmige Grafik in den Sequenzen kann man gut und gerne hinwegsehen. ABER die unzumutbar quälenden Ladezeiten und anhaltenden leichten Stockungen in Menü und Kartenmodus bringen einen teilweise echt zur Weißglut. Ohne diesen groben technischen Mangel wäre Virtua Tennis der absolute Top-Hit. Dennoch hat sich das Spiel meiner Meinung nach einen Platz auf dem obersten Treppchen verdient - wenn auch nur knapp und mit einem zugedrückten Auge: Sagen wir knappe 89,6 Ringe. Denn aufgrund der guten Spielbarkeit und des tollen Headset-Sounds macht dieses Sport-Genre nirgends so viel Spaß wie bei SEGAs gewaltigem Tennis-Ass. Konkurrenzlos ist man damit auf der PSP - zumindest aktuell - sowieso. Damit lohnt sich für jedermann ein Blick in diesen Titel, während sich mögliche noch kommende Konkurrenz schon jetzt warm anziehen kann!

Ronny Wecke