Die zahlreichen SEGA und Virtua Fighter Fans dieses Planeten standen schon beim dritten Teil der Saga in den Läden Schlange. Damals wurde "Virtua Fighter 3tb" exklusiv für Dreamcast veröffentlicht. Wie bei jedem guten Kampfspiel stand jedoch irgendwann erneut ein Nachfolger im Rampenlicht - genannte Plattform abermals Dreamcast. Nachdem dieser allerdings vorzeitig das Zeitliche segnete, wurden sämtliche Dreamcast Projekte sofort auf andere Konsolen portiert. So traf es auch das vorzeige Beat 'em Up "Virtua Fighter 4". Die Umsetzung des Arcade Klassikers findet nun erstmals und exklusiv Einzug auf Sonys PlayStation 2.

Bereits das Intro soll den Spielern zeigen, was einem im viertem Turnier erwartet. Werden zuerst kleinere Szenen der vorangegangenen Spiele gezeigt, steht plötzlich einer der wohl bekanntesten Charaktere - nämlich Akira - mittelst im Bildschirm und läutet das neue Zeitalter in der Ära Virtua Fighter ein. Die coole, rockige Musik und die zahlreichen Spielszenen machen Lust auf mehr. Ausweichmanöver, Schläge, Tritte und Combos werden gezeigt. Ebenso die unterschiedlichen Arenen, in denen jeder Beat 'em Up Freund später selbst Hand anlegen kann. Doch bevor es losgeht, findet ihr euch im groß gegliedertem Menü wieder. Wer einfach mal reinschnuppern möchte, dem steht an erster Stelle der Arcade Modus zur Verfügung. Wer sich mit dem Spiel genauer befasst, kann in den unterschiedlichen Trainings-Modi seinen Charakter aufwerten, neue Züge lernen und und und...

Neben dem Schwierigkeitsgrad gibt es allerlei Dinge einzustellen, die auf das Spiel mehr oder weniger großen Einfluss haben können. Ihr könnt beispielsweise die Rundenzeit verändern, sodass ihr beispielsweise im Arcade Modus einen Gegner mit längerer Zeit zu schlagen. Wer eine längeres Zeitlimit für eine Kampfrunde einstellt, kann sich durchaus sicher sein, dass ein Kampf nicht durch ein Timeout entschieden wird. Denn ein Sieg durch K.O. ist vermutlich für jeden von euch ein echter Sieg. Auch einstellbar ist die Kampfanzahl, sprich wie oft ein Gegner besiegt werden muss, um den Kampf zu beenden. Im Sound-Menü wird zwischen Mono oder Stereo gewählt. Ihr könnt euch aber natürlich auch verschiedene Soundeffekte und Hintergrundmusiken anhören. In den Controller-Einstellungen verändert ihr eure Tastenkonfiguration und stellt die Vibrationsfunktion ein oder aus.

Im Arcade Modus wählt ihr schließlich unter 13 verschiedenen Spielfiguren - darunter auch neue Gesichter. Habt ihr euch entschieden, geht es auch schon in die erste Arena zum ersten Kontrahenten. Während dieser noch recht einfach zu besiegen sein dürfte, werden die Kämpfer von Runde zu Runde stärker und sind schwerer in Schach zu halten. Schnell werdet ihr merken, dass es sich bei Virtua Fighter nicht um einen "Button Smasher", sondern ein ziemlich durchdachtes Beat 'em Up handelt. Schnelles Tasten-Gedrücle auf den Knöpfen bringt nämlich gar nichts. Neben einfachen Schlägen, Tritten und dem Blocken gegnerischer Attacken gibt es die verschiedensten Schlag- und Tritt-Kombinationen sowie zahlreiche Wurftechniken. Wie bereits im Vorgänger gibt es auch einige Ausweich- und Kontermöglichkeiten, die das Spiel noch interessanter machen. Um ohne großen Frust bei späteren Kämpfen siegreich vom Platz zu gehen, solltet ihr euren Charakter gut beherrschen. Daher empfiehlt sich der im vierten Teil neu eingebaute Trainingsmodus.

Dieser ist in drei unterschiedliche Modi unterteilt. Um Kampfbewegungen und die unterschiedlichen Kampfkombinationen zu erlernen, wählt ihr den "Befehlsmodus". Grundlegende Befehle und Spezialzüge können hier ohne Zeitlimit oder Energiebegrenzung trainiert werden. Die auszuführenden Bewegungen und ihr Name werden am oberen Bildschirmrand angezeigt. Die Schadensanzeige der eingesetzten Techniken befindet sich unten rechts. Alle Moves könnt ihr vorher ansehen, um euch die Ausführung zu erleichtern. Im "Freien Modus" dagegen wird alles Erlernte frei angewandt und mit einem vom Computer gesteuerten Kontrahenten trainiert. Im Pause-Menü können zudem verschiedene Einstellungen vorgenommen werden, um dieses Training je nach Wunsch individuell zu gestalten. Im "Übungsmodus" stellt ihr euch dann den verschiedensten Herausforderungen. Durch Drücken der Pfeiltasten werden Herausforderungen ausgewählt. Die auf dem Bildschirm angezeigten Tipps helfen dabei, den eigenen Kampfstil zu verbessern.

Besondere Aufmerksamkeit wird allerdings dem Menüpunkt "Dateien" zuteil. Hier zeigt Virtua Fighter 4 erst, was es zu bieten hat. Entweder es wird eine neue Spielerdatei erstellt oder eine neue K.I. Mit eurer eigenen K.I. wird ein völlig anderes Spielerlebnis vermittelt. Ihr sucht euch erst einmal einen Charakter aus den 13 vorhandenen Kämpfern aus. Danach geht es ins "K.I.-Sparring", ein Übungsmodus für die eigen kreierten Kämpfer. Ihr selbst kämpft nun gegen diesen eben erstellten Charakter mit genau der gleichen Figur. Der K.I.-Charakter lernt Bewegungen, Combos und andere Züge, die ihr ausführt. Je öfter ihr bestimmte Angriffe ausführt, desto weiter wird die entsprechende Technik verbessert. Nehmen wir nun den "Kumite-Modus". Hier nehmt ihr es nacheinander mit einer unbegrenzten Anzahl an Gegnern auf. Besitzt ihr keinen erstellten Spieler oder eine K.I.-Figur, dient dieser Modus als reiner Test für euch selbst oder als Zeitvertreib. Doch wählt wählt ihr hier einen K.I.-Charakter, tritt er gegen zahlreiche Kontrahenten an. 

Das bedeutet gleichzeitig, dass ihr diesen Kämpfen "nur" zuschaut und speichert gegebenenfalls Wiederholung einfach auf der Memory Card ab. Im ersten Moment scheint das ziemlich langweilig zu klingen. Dennoch solltet ihr den Controller nicht zur Seite legen. Denn passt genau auf, wie euer Charakter hin und wieder in die Richtung seinen Trainers schaut - nämlich zu euch. Richtig gelesen, er erwartet etwas von euch! Per X- und Kreistaste werden die Moves eurer Figur bewertet. Seid ihr also der Meinung, eine bestimmte Angriffsvariante, ein Ausweichmanöver oder sonstige spezielle Dinge waren gut, bewertet ihr diese auch positiv. Hat er sich eurer Meinung nach aber zu blöd angestellt, gibt's eine Negativ-Wertung. Je mehr Gegner euer Kämpfer besiegt und je besser ihr Hinweise gebt, desto stärker wird euer Charakter. In bestimmten Abständen werden sogenannte Ranking Matches eingeläutet. Eure K.I. startet logischerweise anfangs im letztem Rang und steht als Nummer Zehn am Ende der Reihe. Wird ein Ranking-Match aber erfolgreich bestritten, steigt die K.I. stufenweise auf und verdient zudem nützliche Items sowie neue Kleidung.

Wer nicht die ganze Zeit zuschauen, sondern auch selbst mal wieder zocken möchte, lädt seinen frei erstellten Spieler von der Memory Card. Auch hier geht es um den Rang im Kumite, neue Kleider und andere Items. Zu verdienen gibt es hier viel. Bei beiden Varianten - K.I. und auch eigener Charakter - ist es  möglich, den Spielstand unter "Dateien ändern" zu laden und sich allerlei Dinge über den Charakter anzusehen. Hier könnt ihr die freigespielte Kleidung kombinieren und variieren. Das heißt, das Oberteil könnte rot aussehen, die Stiefel blau und der Rest wieder komplett anders. Die Items stellen sich zudem teilweise als recht witzig heraus. Neben Ketten, Hüten und Brillen passt natürlich auch beispielsweise ein Motorradhelm wunderbar ins Bild. Habt ihr bereits mindestens zehn Kämpfe bestritten, werden diese auch in jeglicher Hinsicht ausgewertet. Egal ob Blocken, Angriffsmuster, Würfe oder Ausweichmanöver, hier gibt es Tipps zu allem, was ihr entweder selbst besser machen oder was ihr eurer K.I. beibringen solltet. Seid ihr nicht aggressiv genug oder fallen euch tiefe Angriffe schwer? Seid ihr zu schwach in der Verteidigung? Hier seht ihr eure Schwächen. Alles im allen ein Modus zum Verändern seiner verschiedenen Charaktere und genügend Tipps für zukünftige Kämpfe.

Allerdings sehe ich hier auch ein kleines Manko. Um wirklich ALLES freispielen zu können, müsst ihr für jeden der 13 Spieler eine neue Datei anlegen. Nach jedem Beginn, Ende und Editieren erfolgt ein erneutes Hochladen und Speichern. Verdrückt man sich irgendwo versehentlich, muss erneut geladen und gespeichert werden. Genauso funktioniert dies mit den unterschiedlichen Wiederholungen, die genutzt werden können und müssen, um zum Beispiel die eigene K.I. zu verbessern. Denn spielt man mehrere Stunden und trainiert seine Figuren, verbringt man auch einen Großteil seiner Zeit mit Lade- und Speicherpausen. Glücklicherweise hält sich die Ladedauer in Grenzen.

Wem es im Einzelspieler Modus langweilig wird, tritt im Versus Mode gegen einen zweiten Mitspieler an. Auch hier besteht die Möglichkeit, den Rang zu verbessern.  Und das alles, während ihr eurem Freund zeigt, das Virtua Fighter kein Button Smasher sondern ein taktisches Beat 'em Up ist. Während der Kämpfe solltet ihr euch aber nicht von der zwar flimmernden aber dennoch wunderschönen Optik der Arenen ablenken lassen. Die völlig unterschiedlichen Kampfplätze, die euch von schneebedeckter Landschaft, hin zum Strand führen. Es gibt gefüllte Ring-Arenen mit jubelnden Menschen, Der Kampf führt euch auch auf das Dach eines Hochhauses. Wo auch immer der Gegner hin tritt oder fällt, es werden auch Spuren hinterlassen. So weist beispielsweise der Schnee entsprechende Abdrücke auf. Im Wasser spiegelt sich die Umgebung und Gitter wackeln nach Tritten real hin und her. Verglichen mit dem Vorgänger auf Dreamcast hat sich also Einiges getan. Die Entwicklung der Serie ist deutlich zu erkennen. Doch nicht nur optisch glänzt Virtua Fighter 4. 

Auch in Sachen Hintergrundmusik und Sound-Effekte hat der Titel eine Menge zu bieten. Sobald die Widersacher ihre unterschiedlichen Kampfstile ausführen, gibt es großartige Kampfschreie zu hören. Das Schlagen und Treten oder Aufprallen wurde sehr gut vertont. Besonders die Geräusche, die während des Schlagens oder sogar Durchschlagens an Gitter oder Wände entstehen, vermitteln ein echtes Spielgefühl. Dazu werden entsprechende Hintergrundmusiken gespielt, die sich den Arenen wunderbar anpassen. So hört sich der Kampf vor einem Tempel aufbrausend an. Bei einem Gewitter schießen Blitze vom Himmel und ziehen während des Kampfes die Umgebung in Mitleidenschaft. Inmitten einer Stadt passt ein Helikopter natürlich perfekt ins Geschehen. Außerdem sorgen auch dessen Motorgeräusche für weitere Anspannung im Kampf bis zum Ringout, K.O. oder dem Suddendeath, in dem beide Gegner zum gleichen Zeitpunkt K.O. gehen.

Zum ersten Mal erscheint Virtua Fighter nicht für eine SEGA Konsole. Doch auch auf einer PS2 reiht es sich sogleich zu den besten Spielen des Beat 'em Genres ein. Nicht nur, dass hier ein super Spiel abgeliefert wird, das nicht auf die Button Smasher Taktik (wie die meisten seiner Mitbewerber) zielt. Es wird mit dem K.I.-System noch ein völlig neuartiges Spielvergnügen integriert. So heißt es nicht nur Prügeln. Prügeln lassen ist nun die Devise. Zu diesem Zweck werden dem eigen erstelltem K.I.-Spieler die unterschiedlichsten Angriffe und Combi-Attacken beigebracht und die durch Bewerten in den Kämpfen verbessert und ausgebaut. Wer von seinem Trainer-Dasein dann doch die Nase voll hat, battled mit seiner eigenen Spielerdatei ebenso um neue Klamotten, weitere schmückende Gegenstände und versucht den ersten Rang im Ranking Mode zu erkämpfen!

Es ist natürlich kaum kein Game fehlerfrei. So gibt es auch hier die eine oder andere Kleinigkeit zu meckern. Im Kampfgeschehen passiert beispielsweise auch mal Folgendes: Im Ringout muss der Kontrahent aus der Kampfzone befördert werden. Ich warf einen Gegner per Griff auf den Boden. Nach diesem Griff erfolgte noch ein Schlag. Doch mein Gegner rutschte von der Kante aus dem Ring. Mein Kämpfer verpasste nun nicht dem Widersacher einen Schlag. Er saß nun mehr oder weniger auf der Luft statt auf dem Gegner. Zwar nerven in den Modi rund um K.I. gegebenenfalls die ständigen Ladezeiten vor, nach und während der Gestaltung des Charakters. Jedoch kann man über solch kleine negativ auffallende Dinge gern hinweg sehen. Denn der Spielspaß stimmt, auch wenn es viel Übung und Training bedarf bis man seinen Lieblingskämpfer so perfekt wie möglich beherrscht. Aber nicht umsonst gehört Virtua Fighter seit jeher zu den besten Beat 'em Ups überhaupt. Zugreifen!


Wechselt mittelst im Fight seinen Kampfstil:
Ronny Wecke