Wer hätte das gedacht. Nachdem SEGA und deren Entwickler von United Game Artists unsere Weltraumreporterin Ulala nicht nur auf Dreamcast zum Großeinsatz schickten, sondern eine Umsetzung auch für Sonys PS2 erfolgte, ist nun auch Nintendos Handheld an der Reihe. Zwar gibt es hier, im Gegensatz zu den Heimkonsolen, keinen Part 2 zu sehen. Aber immerhin beauftragte SEGA mit „Art Co.“ ein Studio, welches die Arbeiten von UGA von einer 128-Bit Konsole auf den kleinen Game Boy Advance übertragen sollte. Dies bedeutet genau genommen, dass einerseits Story und Umfang 1:1 übernommen werden, allerdings in technischer Hinsicht so Einiges heruntergeschraubt werden musste. Doch schauen wir uns Ulalas Auftritt auf dem GBA etwas genauer an, dessen Version den Zusatz „Ulala’s Cosmic Attack“ erhielt.

Zunächst befinden wir uns im 25. Jahrhundert. Auf dem Planeten Erde herrschen Krisenzustände. Ein außerirdisches Volk – die Morolianer nämlich – ist auf der Erde einmarschiert. Sie beschießen nun vollkommen willkürlich Unschuldige mit einer mysteriösen Strahlenpistole. Der Strahl hat eine ziemlich ungewöhnliche Wirkung: Die Opfer werden zu einem unkontrollierten Tanz gezwungen und verfallen den außerirdischen Rhythmen. Natürlich löste dieser Angriff große Panik aus. Über dieses sensationelle Ereignis wird zunächst nur von dem zweitrangigen Sender "Space Channel 5" berichtet. Der Programmdirektor Fuse sieht eine günstige Gelegenheit für die Verbesserung der Einschaltquoten und sendet Ulala - die einzige Reporterin, die nicht gefangen genommen wurde - an den Tatort. Die Reportage erfolgt an dem Ort, an dem das Phänomen zum ersten Mal auftrat: Spaceport 9. Für die 22-jährige Ulala, die bereits seit zwei Jahren für Space Channel 5 arbeitet und erst jetzt zur Mitarbeit im Reporterteam befördert wurde, ist das ihre große Chance, der Welt ihre journalistischen Fähigkeiten zu beweisen. Fuse, der Programmdirektor bei Channel 5 ist zwar eher ein gelassener Typ, wurde aber von seinen Vorgesetzten in letzter Zeit jedoch sehr unter Druck gesetzt. Über die Einschaltquoten des Kanals ist er sehr besorgt, was auch auf Kosten seiner Laune und der des Teams geht. Sämtliche Reporter wurden von den Morolianern gefangen genommen. Damit ist Ulala Fuses einzige Hoffnung auf gute Einschaltquoten. Die Aliens sind noch immer auf Spaceport 9 und zwingen die Menschen zum Tanzen. Fuse ist gespannt, was Ulala so drauf hat, setzt sie auf Sendung und gibt erste Anweisungen. Ulala berichtet von der Invasion und einen Moment später befinden sich zwei Morolianer unmittelbar vor ihr. Ulala muss die Tanzschritte der Morolianer nachahmen, um deren Opfer zu befreien. Die Zukunft der Erde liegt in ihren Händen … und auch Füßen.

Die Devise heißt dabei wie auf den Heimkonsolen "Nach oben" (Up), "Nach Unten" (Down), "Nach Rechts" (Right) und "Nach Links" (Left). Das Spielprinzip läuft dabei folgendermaßen ab. Die Morolianer machen verschiedene Bewegungen vor, welche von euch nachgeahmt werden müssen. Das Steuerkreuz des GBA dient zur Ausführung dieser Bewegungen. Taktgefühl ist erforderlich. Auf das genaue Timing kommt es also an, weswegen ihr die Bewegungen der Morolianer genauestens beobachten solltet. Die Aliens haben zwar ihre ganz eigene Sprache, die Hauptbegriffe sind aber durchgängig in Englisch gehalten und werden über die Lautsprecher des Handhelds ausgegeben. Wann genau Ulala das Tanzbein schwingen muss, wird durch ein kurzes Ting-Geräusch signalisiert. Die ersten Schritte im ersten der insgesamt vier Stages, sind noch relativ einfach gestaltet, um den Spieler langsam in das einfache aber dennoch durchdachte Spielgeschehen einzuführen. Kurzmeldungen von Fuse geben euch weitere kleine Hinweise während des Spielens, die allerdings aufgrund technischer Aspekte nicht gesprochen, sondern als englische Untertitel auf dem Bildschirm angezeigt werden. 

Um die Morolianer zu schlagen, wird der so genannte "Chu-Schuss" verwendet. Dieser wird mittels des A-Buttons ausgeführt. GBA-Besitzer, die Space Channel 5 schon auf Dreamcast gespielt haben, sollten auf die verdrehte Tastenanordnung auf dem Handheld achten. Denn hier sitzt der B-Button genau dort, wo man auf Dreamcast noch die A-Taste drücken würde. Wer mit der vertauschten Steuerung nicht klarkommt, schließlich wird auch der B-Knopf noch gebraucht, kann sich die Steuerung vor Spielbeginn in den Optionen ändern. Doch ganz gleich, mit welcher Taste ihr den „Beam“ nun einsetzt, Ulala schießt mit diesem mittels ihrer kleinen Laserpistole auf die Morolianer und setzt diese somit vollkommen außer Gefecht. In "Space Channel 5" gibt es übrigens zwei Tanzmodi. Im ersten Tanzmodus müsst ihr wie eben beschrieben die Morolianer direkt abschießen. So heißt es beispielsweise "Right Chu, Left Chu". In diesem Fall taucht der erste Außerirdische rechts im Spiel auf, der zweite Links. Ihr drückt nun genau im Takt erst nach rechts, dann die Aktionsstaste für den Chu-Schuss, dann links und so weiter. Auf diese Art schießt ihr die Morolianer über den Haufen. Ihr müsst aber auch darauf achten, dass kein hypnotisierter Mensch in eure Schusslinie gerät. Genau hier kommt nämlich der nach Originaleinstellungen B-Button zum Einsatz. Unschuldige Menschen könnt ihr auf diese Art befreien, was bedeutet, ihr müsst gut aufpassen, wer vor euch rumtänzelt. Eine ganz kurze und englische Beschreibung der Steuerung könnt ihr übrigens auch im „Tutorial“ anhand eines Screenshots ansehen.

Die zweite Tanzmodus ist der, in der nur eine begrenze Anzahl an Fehlern eurerseits erlaubt ist. Eine vorgegebene Anzahl an pink Herzen am oberen linken Bildschirmrand zeigt euch haargenau, wie oft ihr es euch leisten könnt, aus dem Takt zu geraten. Die Folgen könnten erheblich sein. Denn diesen Modus gibt es bei ganz speziellen Menschen-Opfern, die ihr befreien müsst. Zum anderen wird eine so fehlerfreie Tänzelei wie nur möglich auch bei den Endgegnern eines jeden Levels erwartet. In den "einfachen" Kämpfen gegen die Morolianer sind dabei meist ganz besondere Persönlichkeiten zu befreien. Der Kapitän eines Luxus-Schiffes oder eine Keyboard-Spielerin sind nur zwei der vielen Berühmtheiten. Wen ihr schon alles rettet konntet, könnt ihr übrigens im „Charakter-Profile“ innerhalb der Optionen nachsehen. Denn auch in der GBA-Version könnt ihr nach jedem Level euer Spiel auf maximal fünf freien Plätzen abspeichern und neu laden. Wer die Tastenkonfiguration innerhalb des Spiels umgestellt hat, sollte aber darauf achten, dass diese nicht im Speichermenü unterstützt wird und ihr so ungewollt und ohne zu speichern ins nächste Level geraten könntet.

Der Sound in UGAs außergewöhnlichem Titel steht natürlich ganz weit oben. Das Spiel wird stets von unterschiedlichen Musikstücken geführt und integriert die spaßigen Up-, Down-, ... und Chu-Rufe perfekt. Zusammen ergibt dies ein grooviges Erlebnis, das aufgrund des technisch viel schwächeren Handhelds allerdings auch einige Einbußen hinnehmen muss. Kenner des 128-Bit Originals erkennen den Unterschied am Sound sofort, der zwar nach wie vor in alter Manier vorhanden ist und durch die GBA-Lautsprecher dudelt. Er ist aber nicht mehr mit allen Tönen gefüllt und kommt somit leicht verändert rüber. Dazu kommt selbstverständlich, dass lediglich die Richtungstasten und die Chu-Rufe vertont blieben und auch noch ein sanfter Ton der Morolianer-Rufe, kleinere Einrufe, lockere „Heys“, Let’s dance“ oder das allseits bekannte „Ulala’s Swingin’ Report Show“ übrig geblieben sind. Ulala und Fuse sind dagegen nicht mehr zu hören: Sämtliche Sprüche, beispielsweise „stay tuned“ oder „Roger“ gibt es nur noch in Textform. Die abgeschwächten Töne passen sich nun mit den auch grafisch sehr herunter-gedrosselten Hintergründen an. Beispielsweise am Ende eines jeden Abteils tretet ihr nämlich gegen drei Aliens an, die mit einem Dreier-Chu besiegt werden müssen. Auf dem GBA bewegen sich die nicht mehr und bleiben so bereits im ersten Level in ihrer Kapsel sitzen, bis wirklich alle drei beschossen wurden. Von Ulalas Reportage gibt es danach nur einen Screenshot samt der vormals gesprochenen Texte zu sehen, bevor sie in der Kapsel nach oben in den nächsten Bereich fährt. Den besonderen Pep, der extra spielenden Musik-Instrumente im Zusammenklang mit der eigentlichen Musik, wurde aber integriert und verfeinert den Sound noch einmal und zeigt vor allem, dass die Instrumententräger dieses nicht umsonst in ihren Händen halten.

Vergessen sollte keiner die zu erreichenden Einschaltquoten. Jedes Level setzt nämlich einen bestimmten Höchstwert voraus, den ihr schaffen müsst. Einschaltquoten steigen und sinken mit der Beliebtheit eines Senders oder ihrer Darsteller. Daher sollte es in eurem Sinn sein, Ulala echt rocken zu lassen. Denn je mehr Fehler ihr bei der Rettung der Menschheit und der Vertreibung der Morolianer macht, desto eher fallen diese. 

Ihr solltet daher eins mit der hübschen Reporterin werden und ein Handling für das Spiel bekommen - gegebenenfalls sogar selbst mittänzeln bzw. im Takt mittippen. Wer von vornherein ein Musik-Muffel oder taktunfähiger Zeitgenosse ist, könnte daher Probleme in diesem Spiel haben. Einen Schwierigkeitsgrad gibt es nämlich nicht. Mit etwas Übung kann aber jeder Ulalas Reportagen meistern! Wer die Einschaltquoten zum Ende einer Stage mit dem Besiegen des Endgegners erreicht hat, kommt zunächst zum besagten Speichermenü und danach ins nächste Level. Auf ihrem Weg zum Endgegner trifft Ulala so einige Feinde, aber auch neue Freunde. Am bekanntesten dürfte "Space Michael" sein. Ihn dürft ihr so ziemlich am Ende des Spieles aus der Patsche helfen. Die Integration von Michael Jackson als Space Michael dürfte jedem Spieler ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Wie man es oft schon in der Originalversion beklagte, endet der 60er Jahre Stil in "Space Channel 5" allerdings viel zu schnell. Geübte Spieler haben das Hauptspiel, bestehend aus den vier Levels, schon binnen kürzester Zeit geschafft. Doch UGA hält noch eine spezielle Überraschung für alle Zocker bereit. Wer das Hauptspiel durch gedaddelt hat, kann sich nun am Extra-Modus probieren. Abspeichern nach dem letzten Level ist aber Bedingung, da ihr sonst trotz laufender Konsole nicht darauf zurückgreifen könnt. Jede Ebene beginnt nun erst einmal gleich, wobei ein Stück dieser Ebene euch dann in ein ganz anderes Abteil führt. Ein Abteil, in dem es noch einmal richtig hart zur Sache kommt, es neue Charaktere zu befreien gibt und selbst den starken Spielern unter uns noch mal so Einiges abgefordert wird. Wer diese Ebenen alle irgendwann erneut spielen möchte, sollte sich unterschiedliche Spielstände auf dem Modul anlegen und seine Spielstände nicht stets überschreiben. Wer das Spiel nämlich startet, kann nur ein neues Game beginnen oder einen Spielstand laden und dann genau im abgespeicherten Level starten. Das gewünschte Level aussuchen kann man sich leider auch auf dem GBA nicht.

Ulala nun auch auf dem GBA. So faszinierend das klingen mag, so ist es auch. Denn Fans von Space Channel 5 können den ersten Part, der einst exklusiv für Dreamcast entwickelt wurde, nun auch unterwegs genießen. Zwar muss man hier aufgrund der technischen Grenzen der Game Boy Advance Konsole ziemlich Abstriche in Optik und Sound hinnehmen, der Spielspaß leidet darunter allerdings nicht. Die Charaktere bewegen sich nach wie vor schön groovy über den kleinen Bildschirm, auch wenn viele Kommentare nur noch als englische Texte gelesen werden können. Oft erscheinen die Hintergründe eher als hingesetzte Wallpaper, während Ulala und die weitaus wenigeren befreiten Menschen darüber hinweg spazieren. Dennoch fasziniert das schwungvolle Musik-Action-Spektakel, sodass Fans wohl auf alle Fälle zumindest zwischendurch gern einmal Ulalas Tanzbein schwingen lasse: up, left, right, down, chu chu chu, heißt hier die Devise. Das leider viel zu kurz geratene Spiel im 60er Jahre Stil zeigt somit auch auf dem GBA, was im Bereich der Videospiele in Verbindung mit Musik alles möglich ist. Spaß macht der Titel allemal und kann auch unterwegs erfreuen. Wer Ulala liebt, wird wohl auch um die GBA-Version zu einem kleinen Preis nicht herumkommen. Wer das Original (Dreamcast / PlayStation 2) schon kennt und auf dem technisch schwächerem GBA keine Abstriche hinnehmen möchte, bleibt dagegen lieber bei der Heimversion. 


Ulala unterwegs? Gerne doch, left, right, chu:
Ronny Wecke