Xbox -- Otogi: Myth of Demons

Was vereint mystische Welten, eine Prinzessin, sowie einen rätselhaften Schwertkämpfer? Die Rede ist nicht von The Legend of Zelda, sondern von Otogi. Einem Spiel in dem folkloristisch altem Japan - als im fernöstlichem Stil - aus dem Hause From Software. Raikoh, ein untoter Kämpfer und das letzte Mitglied seinen Clans, muss sich gegen eine grausame dämonische Armee bewähren, die auf der Erde wütet. Sein Clan ist jener, der sich dem Tod auf der Brücke am nächsten befindet. Die Brücke trennt die Welt der Lebenden und der Toten voneinander. Raikoh weiß daher, wann es für jemanden Zeit ist, zu sterben. Trotzdem musste er sich jedesmal überwinden, die vom Gericht gegebene Pflicht auszuführen: den Tod zu bringen. Er flüchtete vor dem Gericht, als er eines Tages den Auftrag erhielt, das Leben seines eigenen Vaters zu beenden.
"Eintausend Jahre lang währte die Herrschaft des Imperial Court. Aber das Siegel wurde
gebrochen und die Tage des Ruhmes neigten sich einem schnellen Ende zu. Wolken
ballten sich am Himmel zusammen und das Licht verschwand in ewiger Dunkelheit.
Weder Sternen- noch das Mondlicht konnten die Nacht durchdringen und es kam ein
gigantischer Sturm aus der unheimlichen Schwärze auf, der alles niedermachen sollte,
was sich ihm in den Weg stellte. Als die Stürme zu Ende kamen, lag der Court in
Trümmern da und in der Stadt gab es keinerlei Leben mehr."
Als das "Great Seal" zusammenbrach, bewahrte die Prinzessin Raikoh vor dem Tod. Sie hielt ihn in einem Zustand zwischen Leben und Tod. Er schloss sich den Bestrebungen der Prinzessin an, um so seinen Clan von der Unreinheit der Vergangenheit zu befreien. Im Austausch für seine Dienste verlieh diese Raikoh die Macht, in der Welt der Lebenden zu bleiben. Zudem teilt sie ihm Aufgaben mit. Bei der Erfüllung dieser Aufgaben reinigt die Prinzessin ihn von seiner vergangenen Missetat.
Bereits das erste Level zeigt, was Otogi zu bieten hat. Wunderschöne Nippon-Optik, Musik und mystische krähenartige Gegner lassen auf ein prächtiges Abenteuer hoffen. Die Prinzessin erzählt dabei am Anfang jedes Levels die wichtigsten Details zu jeder Etage. Der Spieler erfährt Näheres zu den verschiedensten Orten, seine Gegner und über die Geschichte des "Great Seal". Zudem erteilt sie Raikoh einzelne Aufgaben. Die Sprachausgabe ist dabei komplett in Englisch gehalten, auch gibt es nur englische Untertitel. Die Stimme der Prinzessin ist aber genauso mystisch gehalten, wie der untote schwarze Kämpfer selbst. Für eine großartig mystische Stimmung ist daher im gesamten Spiel gesorgt.

Die Steuerung von Raikoh wurde ziemlich einfach gehalten. Der linke Ministick dient zur Bewegung der Figur, die R-Taste dient zum Anvisieren - dem Lock-on - der Gegner. Mit der A-Taste wird entweder ein einfacher Sprung ausgeführt, durch zweimaliges Drücken der Doppelsprung. Durch das Gedrückthalten dieser Taste, kann Raikoh aus Höhen hinabschweben. In Otogi gibt es zwei Schlagtypen: der leichte und der harte Schlag (B- bzw. Y-Taste). Ähnlich wie bei Phantasy Star Online können diese beiden Schlagtypen kombiniert werden. Je nach Waffentyp kann Raikoh verschiedene Attacken ausführen, die je nach Gegner eine bessere oder schlechtere Wirkung erzielen. Auch bei der Abwehr von Magie-Angriffen ist der Waffentyp mitunter abhängig. Dazu später aber mehr. Mit der L-Taste kann Raikoh einen Dash ausführen, das heißt wie in einem Nebel gehüllt schießt der Krieger nach vorn. Durch Drücken der B-oder Y-Taste kann er dann einen Dash-bzw. Boost-Angriff ausführen. Manche Gegner sind besonders auf diese Attacke anfällig. Mit der X-Taste kann der Spieler Raikoh dazu auffordern, einen Zauber loszulassen. Dieser verstärkt sich, je länger die Taste gedrückt gehalten wird. Die Aura, die Raikoh dabei umgibt, verändert sich auf auf eine grafisch bombastische Art und Weise. Zaubersprüche können ebenfalls mit den Schlagtypen kombiniert werden.
In vielen Spielen spricht man über eine schlechte Kameraführung. Bei Otogi wird diese einzig und allein durch den rechten Ministick gesteuert. Wenn der Lock-on aktiviert wurde, dreht sich die Kamera immer automatisch zum Gegner. Bei mehreren Gegnern auf dem Bildschirm kann es passieren, dass gerade der Dämon, den der Spieler angreifen möchte, nicht erfasst wird und die Kamera sich sofort zu dem tatsächlich erfassten Gegner dreht. In Kämpfen, wo der Feind regelrecht um einen herum kreiselt, der Spieler aber in Bewegung bleiben muss, justiert der Spieler während des Laufens die Kamera selbst. Allerdings kommt es dabei mitunter auch vor, dass die Kamera einfach überfordert ist. Durch Drücken des linken Ministicks ist es dabei möglich, die Kamera stets hinter Raikoh zu bringen.

Das Magie-System von Otogi basiert auf vier verschiedene Häuser: "House of Genbu", "House of Soryu", "House of Suzaku" und "House of Byakko" sind die vier Haupttypen, über welche die Dämonen und natürlich auch Raikoh verfügen können. Jeder Feind verfügt dabei über einen eigenen Zauber, abhängig von dem Haus, zu dem er gehört. Jeder Zauber ist an einen Zauber-Talisman gekoppelt. Wenn kein Zauber-Talisman vorhanden ist, kann Raikoh keinen Zauber verwenden. Der Schaden, den ein Zauber anrichtet, verdoppelt sich, wenn Raikoh den Gegner mit Zauber von einem gegenüberliegendem Haus ausübt. Welche Häuser gegenüberliegend wirken, muss man glücklicherweise nicht selbst herausfinden. Näheres findet ihr in der deutschen Beschreibung des Spiels. "The Void" dagegen ist ein magisches Haus, dem nur wenige Dämonen angehören. Kein Zauber arbeitet hier effektiv. Zudem gibt es auch Feinde, die keinem dieser Häuser angehören. Die vier Zauber, über die Raikoh im Laufe seiner Reise verfügt, sind Donner-Power, Phoenix-Feuer, blaue Schmetterlinge und Drachenstrahlen. Jede Magieform besitzt drei Level, die es erst einmal zu finden gilt. Je höher das Level der Zauber, desto mächtiger sind diese. So schießt Raikoh zum Beispiel im Level 1 der Phoenix-Magie einen und im Level 2 gleich drei Feuervögel nach vorn.
Unschwer zu erkennen, kommt auch bei Otogi Taktik ins Spiel. Denn die Magie-, Waffen-und Amulettwahl in jedem Level ist von großer Bedeutung. Eine Übersicht über Feinde inklusive dem zugehörigem Haus, kann sich der Spieler genauestens vor jedem Level ansehen und dementsprechend Objekte anlegen, um die Siegeschancen zu erhöhen. In mehr als 25 Umgebungen erforscht und zerstört ihr Häuser, Kristalle, Brücken oder andere Dinge. Für jeden besiegten Gegner gibt es Gold, Objekte zur Heilung von Lebenspunkten, Magie oder Statusveränderungen sowie Erfahrungspunkte. Nach und nach steigt Raikoh durch das Sammeln von Erfahrung im Level. In intensiven Kämpfen geht es nicht nur den Dämonen an den Kragen. Die fast vollständig zu zerstörende Umgebung ist wahrlich eine Augenweide. Einzelne Brocken fliegen umher, zerstören gegebenenfalls auch weitere im Weg stehende Statuen oder Ähnliches oder vernichten weitere Feinde. Aber Vorsicht, auch Raikoh können diese fallenden Brocken noch Schäden zufügen. Grafisch gesehen ergattert sich From Softwares Otogi einen Platz ganz weit oben auf dem Treppchen. Neben den grafischen Highlights der Umgebungen, Zauber-Effekten und Zerstörungskünsten, bringt der Dolby Digital Sound weitere Stimmung in das ohnehin schon großartige Spielerlebnis. Der 60 Hz Modus läuft in der Regel stets flüssig. Bei einer großen Anzahl von Gegnern kann es jedoch manchmal vorkommen, dass es aufgrund der Magie-Effekte zu leichten SlowDowns kommt. Wer im 50 Hz Modus spielt, muss besonders bei Zwischensequenzen mit gelegentlichen Rucklern rechnen.

Die Lebensenergie ist bei Otogi in Form von grünen Bällen und die Magie in Form von einer violetten Messung gestaltet. Die Magie nimmt langsam aber stetig ab und wird durch Energie, die von besiegten Gegnern entfacht wird, zurückgewonnen. Wenn die Magieanzeige auf null sinkt, sinkt die Lebensanzeige stückweise auf null und Raikoh verliert seine Kräfte. So lange Magie vorhanden ist und Raikoh von einem Dämonen verletzt wird, füllt sich ein noch teilweise gefüllter HP-Ball langsam wieder auf. Durch das Objekt "Mercy Orb" kann Raikoh seine Lebensanzeige vergrößern. Diese gilt es allerdings erst einmal zu finden. Objekte bekommt man aber nicht nur nach dem Besiegen von Gegnern oder indem man Ausschau in den verschiedenen Gebieten hält. Sondern auch, indem alle menschlichen Geister in jeder Area befreit werden. Dazu sollte Raikoh so viel von der Umgebung zerstören, wie nur möglich. 100 Prozent befreite Geister in jedem Level könnten ein weiteres Item bedeuten...
Jedes Level kann nach erfolgreichem Abschluss erneut gespielt werden. Betritt man die Area im "derzeitigem Stadium", bleiben alle bisherigen Zerstörungen erhalten, sodass ihr euch für die 100-prozentige Zerstörung oder Geisterbefreiung dem Rest zuwenden könnt. Im "ursprünglichen Stadium" darf man die Umgebungen noch einmal in voller Pracht genießen. Pausiert ihr das Spiel, habt ihr Einsicht auf die Levelkarte, den derzeitigen Standort Raikoh's. Außerdem seht ihr die Bedingung zum Abschließen des Levels inklusive bereits befreiter Geister und des derzeitigen Parameters von Raikoh. Nach jedem bestandenem Level wird die Etage nach benötigter Zeit, Zerstörungsrang (A bis F), Anzahl besiegter Feinde, befreiter Geister, gewonnenes Gold und Objekte sowie Erfahrungspunkte und Hit-Points bewertet. Für Langzeitspielspaß sorgt außerdem die Tatsache, dass nicht alles beim ersten Betreten einer Welt gelöst werden kann. Der Schwierigkeitsgrad ist so angesetzt, dass die eigentliche Aufgabe zunächst gelöst werden muss und nur nach und nach weitere Ziele erreicht und Gegenstände erlangt werden können. In den folgenden Welten powered man Raikoh zunächst weiter auf, findet stärkere Zauber-Talismane und Waffen und vor allem Mercy Orbs, um die Lebensanzeige zu vergrößern. Der Parameter zeigt die derzeitigen Werte von Raikoh an. Angriffs-und Defensivkraft aber auch Magiewerte variieren je nach erlangter Erfahrung, der gerade angelegten Waffe, Zauber-Talismans oder Amuletts. Demnach sind bereits bestandene Level natürlich einfacher zu meistern als beim ersten Versuch. Der Schwierigkeitsgrad ist an manchen Stellen zwar ziemlich hoch, allerdings auch sehr taktisch gehalten. Hat man gegen bestimmte Gegner scheinbar nicht den Hauch einer Chance, sieht das Kampfgeschehen mit der passenden Waffe und dem richtigen Zauber gleich anders aus. Zudem bietet die Prinzessin im Shop mächtigere Waffen, zum Teil auch Magie und Zubehör an, dessen Funktionen die Fähigkeiten von Raikoh extrem verbessern können. Auch stellt sie die Vitalität der abgenutzten Waffen gegen Gold wieder her.

In Otogi gibt es vier verschiedene Waffentypen. Die einfachen Schwerter sind die am häufigsten eingesetzten Waffen. Sie haben mitunter sogar spezielle Eigenschaften und sind einfach zu führen. Die Großschwerter sind schwer und wie der Name schon sagt von erheblicher Größe. Sie verfügen über eine hohe Angriffskraft, erfordern gegebenenfalls aber auch einen speziellen Umgang. Die Stangen dagegen sind oft weniger stark und haben die Form eines Pfahls, können aber zum Beispiel die Kraft des Zaubers erhöhen. Zudem eignen sie sich sehr gut für Schlachtgetümmel. Der letzte Waffentyp sind die Doppelklingen-Schwerter. Diese Waffen sind sehr leicht und ermöglichen einen schnellen Angriff. Die Waffenwahl wirkt sich dabei auch auf Raikoh selbst aus. Hält dieser schwere Waffen in den Händen, wird er langsamer, kann dementsprechend nicht mehr ganz so hoch springen und auch das Schweben in der Luft verringert sich. Obwohl die schwereren und größeren Waffen im Angriff stärker sind, eignen sich leichte Waffen im Kampfgetümmel. Denn hier sind schnelle Angriffe erforderlich und. Auch solltet ihr daran denken, dass sich bestimmte feindliche Zauber auf den Urheber zurücklenken lassen, indem er entweder die Taste B oder die Taste Y im richtigen Moment betätigt. Gewisse Zaubertypen lassen sich aber nicht umlenken. Darüber hinaus hängt es auch von der sich zur Zeit im Einsatz befindenden Waffe ab, ob oder wie gut sich Zauber reflektieren lassen.
Neben dem Shop oder der Ausrüstung befinden sich auch die Optionen im Hauptmenü. Neben Konfigurationsmöglichkeiten, könnt ihr euren Spielstand hier sichern. From Software baute leider kein automatisches Speicherverfahren ein. Immerhin 16 Spielstände können gespeichert werden.

Otogi zeichnet sich besonders durch seine mystische Aufmachung aus. Hack & Slay mit RPG-Einschub steht dabei im Vordergrund. Klar ist, solche Spiele sind nicht jedermanns Geschmack. Doch wer Spiele im Sinne von Shinobi oder "Ninja Gaiden" mag, sollte sich Otogi unbedingt mal genauer ansehen. Die rätselhafte Seite der Hauptfigur, die Grafik-Effekte in den vielen verschiedenen Gebieten und die Vielfalt an Waffen (über 25) machen Otogi zu einem echten Leckerbissen. Besonders genial wirken die Lava-Level, in denen die Luft tatsächlich real verschwimmt. Dazu gesellen sich dann Effekte von Zauber und das fabelhafte Gegner-Aussehen. Echt genial sag' ich nur. Da Taktik bei Otogi eine wichtige Rolle spielt, kommt so schnell keine Langeweile auf. Die Steuerung geht sehr schnell in Fleisch und Blut über. Schon allein die Stimme der Prinzessin zieht den Spiele-Fan in seinen Bann, genauso wie die zahlreichen und mitunter wirklich mächtigen Gegner. Man lauscht der Story...einfach nur mystisch.....
Viele mögen denken, der Schwierigkeitsgrad ist mehr als hoch, manche Gegner zu schwer, der Endgegner nicht machbar. Ich sage nur, Taktik! Das Spiel ist zwar nicht leicht, aber wer will schon ein leichtes Spiel? Der Schwierigkeitsgrad liegt meiner Meinung nach auf einer Ebene zwischen normal und schwer. Wer hier nicht klar kommt, der sollte sich mal "Ninja Gaiden" auf der Xbox ansehen! Aber auch bei Otogi ist nichts unfair, alles ist machbar. Wer denkt, gegen Michizane hätte man keine Chance, der solle nur die richtige Wahl seiner zahlreichen Objekte wählen. Wer Otogi einmal durchgespielt hat, der kann sich im 2nd-Play-Modus austoben, wo er das ganze Spiel noch einmal spielen darf. In diesem 2nd-Play dürft ihr alle Items weiter nutzen. Grafisch und soundtechnisch hab die Entwickler von From Software ein kleines Meisterwerk geschaffen. Für jeden Fan dieser Art ein Muss!
Mit 15-20 Spielstunden ist das Spiel zwar scheinbar etwas kurz, jedoch gilt diese Zeit natürlich nur der Zeit nach dem tatsächlichem Durchzocken. Wer die eine oder andere Aufgabe nicht sofort schafft und vielleicht auch wutentbrannt der Xbox die Lichter zumindest vorerst ausknipst (da man ja manuell speichern muss), der sitzt sicher ein paar Stunden länger an Otogi. Alle die, die diesem Genre nicht so vertraut sind, sollten Probe spielen. Der Rest kann ohne Bedenken zugreifen und/oder sich auf Otogi 2 freuen.

Ronny Wecke