Multitest -- Der Goldene Kompass
The Golden Compass | Vergleich: Xbox 360, PS3

Mit der Lizenzierung des „His Dark Materials“ sicherte sich SEGA die Rechte an der Spielumsetzung eines Dreiteilers, dessen erster Part als „The Golden Compass“ bekannt ist. Mit dem Shiny Entertainment wurde ein bekanntes Team beauftragt, welches sich dem Spiel für die Heimkonsolen widmen sollte und den Flair des großen Kinofilms rund um dem Mädchen Lyra und ihrem Gefährten Pan, sowie dem verstoßenen Bären Iorek einfangen sollte. Wer den Film kennt, dürfte sich über den Ablauf im Spiel sicher wundern, denn anders als auf der Kinoleinwand beginnt ihr viel mehr zusammen mit dem starken Bären in eisigem Land und kämpft schon zu Beginn des Spiels gegen angreifende Wölfe, springt über Abgründe hinweg und erledigt einen ersten kleineren Bossgegner. Diese kleine Einführung zeigt aber viel mehr, was im Spielverlauf unter anderem noch passiert. Denn es geht einige Wochen zurück, wo Lyra noch völlig gelangweilt in Oxford sitzt, auf die Besuche ihres Onkels aus dem Norden wartet und den einen oder anderen Streich anstellt. So auch an diesem Tag, an dem sie aus ihrem Zimmer vor Mrs. Lonsdale flüchtet, um sich nicht waschen zu müssen und hierfür aber nicht die Tür nutzt, sondern das Fenster. Kleinere Sprünge von Fenstersims zu Fenstersims sind hier von Nöten, während ihr euch nicht von den Personen erwischen lassen dürft, die ab und an durchs Fenster schauen und entweder schimpfen oder einige Infos preisgeben, während sie sich mit anderen Menschen unterhalten.
Manche Fenster sind allerdings zu weit auseinander, als einfach hinüber springen zu können. Anstelle dessen gibt’s längere Balken, über die ihr balancieren dürft. Einfach drauf springen oder darauf laufen und Lyra balanciert über diese hinweg, während ihr mit dem linken Analogstick wahrlich die Balance rechts/links halten müsst, damit Lyra und Pan – ein tierisches Gefährt genannt Daemon – sicher auf der anderen Seite ankommen. Pan ist übrigens immer an Lyras Seite. Jeder Mensch besitzt seinen ganz eigenen Daemon. Beide sind stets seelenverwandt miteinander und verbringen das gesamte Leben gemeinsam. Voneinander entfernen können oder dürfen sie sich voneinander nicht. Stirbt der menschliche Partner, stirbt auch sein Daemon! Am Anfang kann ein Daemon zudem noch seine Form verändern, bis es sich irgendwann für eine feste Form entscheidet. Lyras Daemon Pan ist ein Hermelin und bekommt noch während dieses kleinen Abenteuers über die Häuserdächer des Jordan College in Oxford die Faultiergestalt hinzu. Jede Tierform besitzt hierbei spezielle Funktionen, die ihr während des Spiels benötigt, um entweder in den verschiedenen Welten voranzukommen oder um Informationen und Items zu erhalten. Habt ihr mit eurem besten Freund Roger geplaudert und ein Katz und Maus Spiel gewonnen, nutzt ihr die neue Gestalt des Faultiers, um euch zu neuen Stellen im Spiel vorzuhangeln. Pan hält sich nämlich an allerlei Stangen mit den Hinterfüßen fest, um Lyra ganz zirkusreif mit den Vorderpfoten zur nächsten Ebene zu schwingen oder aber zur nächsten Schwungstange.

Denn genau an diesem Tag kommt euer Onkel wieder zu Besuch aus dem hohen Norden, weswegen alle in voller Aufruhr sind und jede Menge Vorbereitungen treffen. Lyra mischt sich hier natürlich geschickt ein, besorgt sich von Butler und Co. Informationen und fügt selbst Argumente hinzu, weswegen ausgerechnet sie in ein Zimmer hinein muss, warum sie nicht in ihrem eigenen Zimmer ist oder dies und jenes macht. Doch um hier entsprechend gute Antworten geben zu können, muss Lyra teils wahrscheinlich schon recht ausgefuchst sein, um ihr Gegenüber beispielsweise perfekt zu täuschen. Zu diesem Zweck bauten die Entwickler mehrere Minispiele in die Gesprächsdialoge ein, die bei korrekter Ausführung entsprechend perfekte Aussagen preisgeben. Vom Prinzip her läuft dies so ab, dass euch euer Gesprächspartner zum Beispiel etwas fragt und darauf eine Antwort erwartet. Zunächst startet das Minispiel, welches stets ein Zeitlimit beinhaltet und am Ende der Zeit ihr euch mit dem Minispiel entweder in der roten, gelben oder grünen Zone befindet. Grün bedeutet natürlich eine perfekte Antwort, gelb ist immer noch akzeptabel und rot überzeugt den zu täuschenden Menschen keineswegs. Das heißt, Lyra gibt entsprechend eine passende oder unpassende Antwort wieder, die das Gespräch weiterführen. So müsst ihr an beispielsweise drei oder vier Minispielen nacheinander teilnehmen, ehe am Ende eine Gesamtwertung des Gesprächs darüber entscheidet, ob ihr den zu täuschenden Menschen eben wirklich erfolgreich täuschen konntet. Um eure Chancen dafür zu erhöhen, könnt ihr Items einsetzen, die ihr während der vielen Levels finden könnt: listreiche Lakritze, gelbes Öl, Karten, Gewürzkuchen, Hexenelixier und mehr! Manche dieser Items helfen euch eben bei jenen Täuschungsversuchen, andere beim Ausweichen von Angreifern und andere sind als Mehrzweck-Item eingestuft. Aber nicht jedes Item besitzt dabei die gleiche Funktion. Oft könnt ihr deren Wirkung selbst recht leicht herausfinden, indem ihr einfach deren Funktionen testet. Erklärt wird zu Beginn übrigens das gelbe Öl, welches die Zeit im Minispiel verlangsamt und ihr somit bessere Chancen habt, das Spiel auch erfolgreich abzuschließen. Die listreiche Lakritze dagegen sorgt dafür, dass in jeder Runde das gleiche Minispiel abläuft. Habt ihr also ein leichtes Spielchen gleich zu Beginn erwischt, folgt dies solange, bis das Gespräch zu Ende ist.

Habt ihr mit den Leuten gesprochen, sie erfolgreich täuschen können und euch am Ende mit eurem Onkel Lord Asriel unterhalten, landet ihr auch schon im nächsten Level. Das läuft nach dem gleichen Prinzip ab. Hinzu kommt die Möglichkeit sich zu verstecken, um nicht entdeckt zu werden. Auch kleinere Rätsel müssen gelöst werden. Lyra und Pan befinden sich bei einer bösen Dame namens Mrs. Coulter, welche Lyra als Assistentin haben möchte aber eigentlich böse Absichten hat. Als sozusagen Anführerin der Gobbler entführt sie kleine Kinder, wobei ihre Experimente die Kinder von ihren Daemons trennt. Das Ziel liegt allerdings dabei, die Energie zu nutzen, welche entfacht wird, sobald sich ein Daemon zu einer weiteren Form entwickelt. Denn die Daemons können sich nicht mehr zu jeder Zeit frei in ein anderes Tier verwandeln und haben dann nur noch die eine feste Form. Die Experimente sollen hierbei wichtige Aufschlüsse geben bzw. eine neue Generation an Kindern und Daemons heranzuziehen, die eben von diesen Umständen der Deamon-Festigung nicht mehr betroffen sind. Dass sie dabei den Kindern unheimliche Schmerzen zufügen, weil praktisch ein Teil ihrer Seele - ihr Daemon - genommen wird, ist den Gobbler egal. Als Lyra von Mrs. Coulter flüchtet, wird sie von den Gyptern aufgegriffen, die Lyra und Pan aufnehmen und helfen. Denn die Gypter suchen selbst nach den Kindern und haben nur böse Gerüchte aus dem Norden gehört, wo die Gobbler ein Lager haben sollen. Dorthin sollen die Kinder verschleppt worden sein. Vorher macht ihr ihr allerdings wie auch im Film in der Stadt Trollesund Halt. Hier trefft ihr nicht nur auf Lee Scoresby, der von den Gyptern angeheuert wird und euch mit eurem Luftschiff unterstützt. Ihr erfahrt auch, dass der Panzerbär Iorek Byrnison hier zu finden ist, der für die Stadt arbeitet. Als vertriebener Bär seines Volkes wurde ihm auch seine Spezialrüstung genommen, welche ihr nun wieder finden müsst. Denn dann unterstützt euch Iorek im Kampf, zieht mit euch durchs Land. Mithilfe des Alethiometers erfahrt ihr zunächst, wo sich die Rüstung befindet. As Beweis möchte Iorek allerdings ein Teil seiner Rüstung sofort haben. Ihr müsst nun die Kinder in der Stadt befragen, um einen Geheimweg ins Magistrat zu finden, wo ihr Geschicklichkeitsaufgaben bewältigen müsst: Hangeln, klettern und springen heißt hier wieder die Devise. Von Kiste zu Kiste über Wasser, an Stangen entlang balancieren oder an Netzen hangeln, vorbei an den Wachposten bis in die Kammer, wo Ioreks Rüstung zu finden ist. Auf all diesen Wegen müsst ihr nicht nur Pans verschiedenenartige Fähigkeiten nutzen, welcher nun auch in eine Wildkatze und einen Greifvogel verwandelbar ist und ihr mit ihm klettern oder für eine gewisse Zeit gleiten könnt (samt Lyra im „Gepäck“).

Mit Pans Grundform, dem Pantalaimon oder laut Spielanleitung auch Hermelin, könnt ihr mit Pan die Gegend absuchen, wofür sich der kleine Gefährt direkt auf Lyra stellt und ihr ein rundes Visier bewegt. Richtet ihr dieses auf spezielle Wände, Mauern oder Gegenstände, erhaltet ihr entweder eine kurze Erklärung darüber, es passiert gar nichts oder aber ihr erlernt die Bedeutung neuer Alehtiometer-Symbole kennen. Und davon gibt es 108 im Spiel zu entdecken; für jedes Symbol drei Stück. Je mehr Bedeutungen ihr findet, desto mehr werden auch in euer Tagebuch eingetragen und helfen euch bei der Beantwortung der während des Spiels erspielbaren Fragen. Denn nicht nur storybasierende Fragen sind zu beantworten, auch gibt es immer mal wieder Zusatzfragen, wenn ihr spezielle Aufgaben während der Level erfüllen könnt. Meist gibt es hierzu schon einen Hinweis zum Ende eines Levels, wo eure Statistik aufgezeigt wird samt geheimer Symbole oder kleinere Storyelemente. Sei dies nun in Oxford das kleine Kernspuckspiel auf dem Dach mit Roger, vor Feinden davonschleichen ohne sich erwischen zu lassen oder eben nicht ins Wasser zu fallen, während ihr über mehrere Kisten von Punkt A zu Punkt B gelangen müsst. Hierzu gibt es extra Kompass-Symbole, die euch mit dem Einsammeln neue Symbolbedeutungen freischalten. Je mehr ihr habt, desto einfacher sind die Fragen zu beantworten. Denn während die Kompassnadel sich dreht und ihr die Antwort erfahrt, müsst ihr einen angezeigten Punkt innerhalb des goldenen Kreises auf dem Kompass halten – mit dem linken Analogstick ist dieser steuerbar und dies je schwerer, desto mehr Symbole ihr mit der Frage falsch eingegeben habt. Denn auch mit nur einem automatisch zugeordnetem Symbol (sofern ihr dessen Bedeutung schon herausgefunden habt) könnt ihr weitere Symbole von selbst zuordnen und das dazugehörige Symbol somit erraten. So können pro zu beantwortende Frage bis zu zwei Symbole fehlen und je schwerer ist es, den im goldenen Kreis zu haltenden Punkt auch dort zu behalten. Denn zwischendrin müsst ihr kleinere Quick-Time-Events ausführen und eine der angezeigten Tasten drücken. Dies dreimal korrekt und ihr erhaltet die Antwort auf eure Frage.
Mit Iorek im Team steuert ihr nun auch bald immer wieder den mächtigen Panzerbären, der mit seinen kräftigen Pranken viel Schaden anrichten kann und sich oft zusammen mit Lyra auf dem Rücken seinen Weg durch viele eisige Gebiete schlagen muss. Mittels Quick-Time-Events müssen größere Eisbrocken umgestoßen, viele Wolfsdaemonen besiegt und auch gegen feindliche Hexen angetreten werden. Anders als im Film, wo ihr auf die euch gut gesinnte Hexenkönigin Serafina Pekkala trefft, die euch auch später noch mit ihrem Volk im Kampf unterstützt, dürft ihr im offiziellen Videospiel gegen bösartige Hexen antreten. Diese greifenn euch mit ihren Bögen an. Eine dieser Hexen ist sogar ein Zwischengegner, wie es einige im Spielverlauf zu bezwingen gibt. Mittels „Blutmoos“ könnt ihr hierbei Ioreks Lebensenergie auffrischen, während das „Himmelseisen“ seine mächtige Rüstung erneuern, die zuerst Schaden nimmt, ehe eure eigentliche Energieleiste sinkt. Zeitgleich mit euren Angriffen steigt eine Wutanzeige, die voll aufgefüllt einen starken Angriff erlaubt, der alle Gegner in eurem Umkreis mittels starker Schockwelle trifft. Auf dem Weg nach Bolvangar, dem Standort der Kinderexperimente, dient dieser Angriff sogar dazu, die großen Geschütztürme zu zerstören, von denen aus nicht nur auf euch geschossen wird, sondern die auch den Flugweg von Serafina und ihrem Volk verhindern.

Insgesamt besteht das Gameplay des Goldenen Kompass einerseits aus den Angriffs- und Lauflevel mit Iorek und zum anderen mit Lyra und ihren Such- oder auch Versteckphasen inklusive der Minispiele innerhalb der Gespräche. Teilweise sind diese auch kombiniert, sodass ihr von Iorek absteigt, kurz eine Höhle durchsucht und samt Iorek weiter im Level vorstoßt. Da ihr die Kamera nicht frei bewegen könnt, stellt sich diese je nach Blickrichtung von selbst zurecht, was manchmal aber sehr nerven kann. Vor allem, wenn man manche Dinge einfach nicht sieht und daher nur schlecht nach einem Item Ausschau halten kann, das man von einem anderen Fleck aus noch gut sehen konnte. Denn Abgründe müssen hier bspw. mithilfe der Falkengestalt eures Daemon überwunden werden. Und wo man dann landet, möchte man schon gern sehen! Fallt ihr von einer Plattform oder einem Rohr ins Wasser, verliert ihr Lebenspunkte von Lyra, die ihr mittels Courage-Kugeln auffüllt. Sind die komplett leer, sind somit auch eure Versuche an dieser Stelle beendet. Neue Kugeln gibt es sehr oft zu finden, wobei ihr mehrere Kugeln benötigt, um einen Courage-Punkt komplett zu füllen. Vor allem bei so manchen Kletterpassagen mit Lyra in Tunnelsystemen, wo heißer Dampf die Couragepunkte ebenso schwächt und man schnell einmal einen Absprung nicht schafft und viele gemeine Stellen noch einmal machen soll, dann fragt man sich schon, warum die Entwickler gerade solche Stellen nicht ein wenig kinderfreundlicher machen konnten. Denn schließlich ist „Der Goldene Kompass“ durchaus ein Videospiel für jüngere Spieler.
Während des Spielverlaufs werden eure Abenteuer und sämtliche Beobachtungen ebenso in euer Tagebuch eingetragen, welches ihr zu jeder Zeit im Spiel aufrufen könnt. Nervig ist nur, dass ihr teilweise ewig darin herumblättern müsst, um gewünschte Infos aufzurufen. Möchtet ihr beispielsweise Alethiometerfragen beantworten, müsst ihr zuerst das Tagebuch aufrufen, danach zu den Fragen blättern und hier teils noch ewig die Seiten umschlagen, ehe ihr die gewünschte Frage parat habt. Konntet ihr diese beantworten und möchtet die nächste Frage anwählen, geht der Spaß von vorn los, statt dass ihr euch gleich noch im Buch an derselben Stelle befindet. Möchte man also einige Fragen am Stück beantworten, die man sich innerhalb der letzten drei/vier Levels erspielt hat, dann ist dies schon recht nervig und zeitaufwendig!

Auch grafisch ist das Spiel eher Mittelmaß. Es ist zweckmäßig und mit so einigen Tearing-Effekten gestraft. An einigen Zwischensequenzen merkt man dem Spiel sehr die Wurzeln einer PS2-Version an, statt echter HD-Optik. Mit verschiedenen kleineren Effekten spielen die Entwickler vom Shiny Entertainment dennoch, sei es Feuer durch Flammenwerfer, Explosionen oder Laserstrahlen bei größeren Gegnern, bis hin zu Rauchschwaden, die einem die Sicht versperren! Teilweise sind Verspiegelungen im Eis vorhanden aber dies wird auch nur dann besonders hervorgehoben, wenn sich zum Beispiel der Mond darin spiegelt bzw. spiegeln soll - nämlich um ein Symbol zu erkennen. Interessant sehen im Eis natürlich die verlassenen Schiffe oder Helium-Luftschiffe aus. Allerdings erreicht das Spiel insgesamt eben doch nur grafisches Mittel- bis Untermaß und kommt an die große Masse der optisch gut aussehenden Titel nicht heran. Beim Sound sieht dies auch nicht unbedingt anders aus. Der Soundtrack an sich bleibt dem Spieler nicht im Kopf. Klar gibt es verschiedene Melodien und auch Soundeffekte beim Laufen, Klettern, Miniaufgaben erledigen usw. Aber das alles ist nichts Großartiges, woran sich ein Spieler am Ende auch noch erinnert. Die Sprachausgabe ist in deutsch gehalten, wechselt aber bei manchen Personen mittelst im Gespräch die Stimme – verstehen muss man das wohl nicht?! Zeitweise wird die Stimme auch sehr leise, weswegen man dann sich doch die Untertitel dazu mit durchlesen muss, statt zuzuhören. Einen Moment später sprechen die Charaktere dann wieder normal – und das bei beiden Systemversionen. Leider vermissen wir auch die (deutschen) Originalsprecher aus dem Film, die nicht auch für das offizielle Videospiel verpflichtet wurden. Das hätte nämlich ein kleines Highlight sein können, gerade weil auch bekannte Schauspieler wie Nicole Kidman (Mrs. Coulter), Daniel Craig (Lord Asriel) oder Eva Green (Serafina Pekkala) mitspielen. So klingen die meisten Dialoge eben doch recht öde und völlig ohne Enthusiasmus. Was mich schon sehr schmunzeln ließ, war der Begriff „eintreten“ bei jedweder Tür, Zelt oder auch normalem Tor in einen anderen Bereich. Eigentlich habe ich nur ein einziges Mal das Wort „öffnen“ für eine Tür im Kopf. Denn „eintreten“ ist doch so herrlich zweideutig …

Der Goldene Kompass ist wohl in erster Linie Geschmackssache und dürfte nicht jedem zwingend gefallen. Das liegt nicht unbedingt an der Technik, sondern viel eher an dem Spielinhalt selbst. Das Spiel wird von netten Levels mit Iorek begleitet, samt Such-, Kampf-, und Geschicklichkeitsaufgaben. Die Gespräche mit anderen Personen jedoch basieren auf einem Minispielsystem. Wer sich damit nicht anfreunden kann, der wird den Spaß am Spiel sicher schnell verlieren. Wer sich damit aber arrangieren kann, die Items entsprechend einsetzt für bessere Gewinn- bzw. Antwortmöglichkeiten, der wird auch am restlichen Spiel eigentlich schon … na ja … Spaß haben! Denn ansonsten ist der Goldene Kompass durchaus in Ordnung und spielbar. Sicher ist der Titel auch für jüngere Spieler gedacht, weshalb die Aufgaben mit Lyra, Iorek und Pan meist locker von der Hand gehen (einzelne Stellen mal ausgenommen). Die Sammelwut nach all den Symbolen für das Alethiometer oder den Tagebuchfragen kann einen sogar anstecken. Insgesamt finde ich den Goldenen Kompass daher ansprechend, favorisiere dabei allerdings die Xbox 360 Version aufgrund der besseren Spielbarkeit! Die Steuerung geht mit dem 360-Pad einfach besser und geschmeidiger von der Hand, während ich mittels PS3-Sticks bspw. von Kanten abrutschte, was mir bei zig Spielstunden der Xbox 360 Version kein einziges Mal passierte. Es fällt zudem auf, dass die PS3 Version technisch schwächer ist und mit weitaus mehr Tearing Effekten daher kommt. Nicht einmal das Intro spielt auf einer PS3 normal im Hauptmenü ab. Dazu muss der vorherige schwarze Bestätigungsbildschirm - nämlich die Speicherinformationen - eben nicht bestätigt werden. Ansonsten kann sich das Bild im Hauptmenü ohne ablaufendes Intro wundervoll in euren Plasma TV einbrennen. Wer auf diesen Unsinn für die PS3 Version gekommen ist, will ich lieber gar nicht wissen!
Mir hat das Spiel ansonsten aber durchaus Spaß gemacht und ich kann zumindest sagen, dass sich jeder Interessent für leichte und einfache Kost das Gameplay mal anschauen kann. Entsprechend wird für einige die durchschnittliche Bewertung gerechtfertigt sein. Andere setzen möglicherweise eine Stufe drunter an.

Ronny Wecke