Virtua Striker 2 - der Arcade-Automat ist längst da und jetzt folgt die Konvertierung unter dem Beinamen Ver.2000.1 für Dreamcast. Viele Freunde des Automaten konnten den Release kaum erwarten. Das reine Arcade-Gameplay und nur Nationalteams sollen hier für Kurzweil sorgen. Die Lizenzen im Spiel gibt es vom Japanischen Fußballverband (JFA) und vom deutschen Sportartikelhersteller Adidas. Doch was macht den Automaten aus? Phänomenale Grafik und ein rasanter Spielablauf sorgen in der Spielhalle dafür, dass viele Geldstücke im Automaten landen. Die Dreamcast-Version soll dem in keinster Weise nachstehen. Wer also einen Spielautomaten zu Hause haben will und dabei nicht tausende von Euro ausgeben will - ob für den Automaten selbst oder das Spielen mit einem Koffer voller Münzen - liegt mit dem Kauf der Dreamcast-Version goldrichtig. Denn wie auch beim Automaten "The House of the Dead 2" ist SEGA dabei, die Konvertierung ihrer höchst erfolgreichen Automaten-Games in Angriff zu nehmen. Naomi sei Dank...

Das neueste Update für Dreamcast ist, ob im Arcade- oder Liga-Modus, ebenso sehr arcadelastig. Wie bei den meisten "Virtua"-Titeln (zum Beispiel der Virtua Fighter Serie) sollte man sich zunächst mit der Steuerung vertraut machen. Wildes Tasten-Gedrücke bringt nämlich auch in Virtua Striker 2 gar nichts. Erst wer nach vielen Spielen die Steuerung in den Griff bekommt, wird hier seinen Fußball spielen können. Freunde des Automaten werden dies bestätigen. Spieler der FIFA-Reihe werden wohl zunächst große Probleme haben, vor dem gegnerischen Tor aufzutauchen, um dann mit viel Glück auch einen Treffer zu landen. Wie ich auch schon hörte, kommt hier meistens der Spruch "Ist mir zu arcadelastig..." und holen sich dann lieber eine Simulation á la "UEFA Striker" oder "SEGA World Wide Soccer 2000". Hierzu sei gesagt: Euch wird ein Fußball-Leckerbissen entgehen, auch wenn hier nur mit Nationalmannschaften gespielt wird. Denn wer die Steuerung kapiert hat, kommt vom Spiel so schnell nicht mehr los. Auch ich muss gestehen, dass ich die ersten 20 Spiele durchweg verloren habe. Aber nachdem die Steuerung so langsam in Fleisch und Blut überging, feierte ich meinen ersten Sieg wie neulich die Münchner Löwen den ihren über die FC Bayern. Die KI, die bei vielen Fußball-Titeln oftmals zu wünschen übrig lässt, ist hier gerade richtig. So ist es nicht immer einfach, dem Computer den Ball ins Netz zu legen. Der weiß sich schon zu wehren! Spiele, bei denen man von bestimmten Punkten auf dem Spielfeld immer zu 100 Prozent einen Treffer landet, gibt es viele. Aber in Virtua Striker 2 auf Dreamcast trifft das (glücklicherweise) nicht zu. Dazu ist die CPU zu aggressiv. 

Ordentliches Training ist daher Pflicht, um in Virtua Striker 2 zu punkten. Wer sich einarbeitet, die Steuerung versteht und entsprechend los dribbelt, wird ein tadelloses Spielerlebnis haben. Allerdings solltet ihr euch für Virtua Stiker 2 - wenn noch nicht vorhanden - unbedingt den Arcade Stick als Peripherie zulegen. Mit diesem spielt es sich nicht nur wie in der Spielhalle selbst, ihr brecht euch auch nicht die Daumen. Die Steuerung mittels Controller ist nämlich nicht wirklich zu empfehlen. Hier hätten die Entwickler mehr Feingefühl in die Umsetzung stecken können. Der Dreamcast Controller unterstützt nämlich nicht einmal den Analogstick, weswegen ihr mit dem Steuerkreuz vorliebnehmen müsst. Ungeübte Spieler, die zudem nichts mit Simulationen am Hut haben, könnten also nach 30 Minuten durchaus das Pad in die Ecke werfen - oder auch ihr Arcade Stick. Virtua Striker 2 ist für Einsteiger leider sehr schwer. 

Die Atmosphäre dagegen ist während eines Spiels durchaus grandios - egal ob ihr den Arcade Modus unsicher macht oder euch in den International Cup einwählt. Selbstverständlich steht euch auch ein VS-Match unter dem Menüpunkt Match Play zur Auswahl, ebenso die Möglichkeit für Turnier- und Liegenspiele. Die Fans feuern ihre Teams schon mit dem "Kick Off" (Anstoß) großartig an, schwingen ihre Fahnen und auch ihre "Deutschland, Deutschland"-Rufe sind wirklich nicht zu überhören. Sie bringen richtig Stimmung ins Spielvergnügen. Die Teams wählt ihr (je nach zuvor gewähltem Modus) nach Kontinenten: Afrika, Europa A, Europa B, Asien und Amerika. Hier stehen euch dann die entsprechend Mannschaften zur Verfügung. Im Turnier spielt ihr dann beispielsweise in verschiedenen Gruppen, die nicht nur im Kalender abgebildet werden. Dies ist eure Ansicht darüber, welche Mannschaften aufeinandertreffen. Kurz: Ein Leckerbissen für Fußballfans, die gerne ein wenig Zeit investieren, um dann so richtig Spaß zu haben. Besonders hervorzuheben ist die exzellente Grafik, bei der sogar der Rasen texturiert ist. Euch erwartet ein flüssiges Spiel mit super-exzellenter Grafik. Dazu gehört auch die Banden-Werbung rund um Fuji Film, Adidas, Beams, Coca-Cola, Sanwa Bank oder den deutschen Autobauer Opel. Hier wird die Dreamcast-Power voll ausgenutzt. Ebenso die Visual Memory Unit, die den Spielablauf gleichzeitig in Bilder fasst. Hier könntet ihr - müsstet ihr nicht das Spielgeschehen auf dem TV verfolgen - das Dribbling, den Ballverlust bis hin zu den englischen Worten eines "Goal" betrachten. 

Obwohl die Sprache in Englisch daherkommt, wird zum Beispiel das deutsche Team phasenweise mit "Deutschland"-Rufen unterstützt. Der Sound im Stadion ist dabei nicht schlecht: Fällt ein Tor, ist dies ebenso wenig zu überhören, wie die Siegerpose über den Rasen, die kurz in Szene gesetzt wird. Auch ein kurzes Replay folgt. Aber man merkt dem Spiel seine Arcade-Wurzeln an. Da weiß die Atmosphäre bei "SEGA World Wide Soccer 2000" dann eben doch noch ein Stück weit besser zu überzeugen. Stellt ihr in den Optionen die Sprache auf deutsch, werden die Trainingshilfen zur Steuerung (Kurzer Pass, Langer Pass, Reguliere die Schussweite, Grätsche in Abwehr usw.) mit deutschen Texten eingeblendet. Und noch ein Tipp am Rande: Innerhalb der Optionen steht euch sogar ein 60 Hz Modus zur Verfügung, den ihr unter den TV Settings nach dem Spielstart anwählen könnt. 

Virtua Striker 2 Ver.2000.1 ist ganz klar die Referenz! In fast allen Belangen ist die Fußball-Simulation der Konkurrenz überlegen. SEGA ist es gelungen, den Arcade-Automaten perfekt für das Zuhause zu konvertieren. Dreamcast Fans können sich also freuen. FIFA-Freunde sollten aber sicherheitshalber Probespielen. Denn der Einstieg ist nicht sonderlich leicht und benötigt einige viele Matches. Und nicht nur das. Wer sich das Spiel zulegen möchte, sollte sich auch dringend überlegen, sich SEGAs Arcade Stick zu besorgen. Denn mit dem Controller brecht ihr euch meiner Meinung nach die Daumen - nicht einmal der Joystick wird nämlich vom Controller unterstützt. Dafür bietet SEGA aber jede Menge Fußball-Atmosphäre im Stadion - die jubelnden Fans und sogar die "Deutschland, Deutschland"-Rufe sind einfach grandios. Und dank der sehr guten Arcade Stick Unterstützung gibt's Spielhallen-Feeling pur. Der Japanische Fußballverband (JFA) bringt die Lizenzen, Adidas ist vertreten und selbst die Banden-Werbung trägt zum Realismus auf dem Rasen bei: Coca-Cola, Opel und Co. lassen grüßen. 

Wer sich auf Virtua Striker 2 einlässt und etwas Zeit investiert, dürfte daher voll auf seine Kosten kommen!


Dribbelt nur mit Arcade Stick und beobachtet die VMU:
Christian Roth