The Lost Golem - vielen mag dieses Spiel wahrscheinlich überhaupt nichts sagen. Das ist auch kein Wunder. Denn erstens ist das Spiel von Caramelpot nur in Japan erschienen. Zum zweiten wurden vom Spiel keine 500 Stück verkauft und könnte somit eher schwierig zu bekommen sein. Drittens handelt es sich um ein vollständig in japanischer Sprache gehaltenes Puzzle-Spiel. Viertens findet man so nur spärlich irgendwelche Informationen zu dem Titel. Das liegt auch daran, dass sich das 1997 gegründete Team praktisch nur aus Studierenden bestand und sich nach dem Release auch wieder trennte. Wir vom SEGA-Club jedoch haben dieses Spiel natürlich einem Test unterzogen. Ob es mit bekannteren Puzzle-Games mithalten kann oder nicht, könnt ihr hier nachlesen.

Da die Story komplett japanisch ist, ist es natürlich schwer, diese überhaupt zu verstehen. Eines ist jedoch sicher: Es geht um einen König, seinen Butler und diversen anderen Königsfiguren. Der König selbst spielt die zentrale Rolle in diesem Spiel. Dieser will nämlich auf einem Spielbrett entlang geführt werden. Natürlich von euch. So gibt es zwei Türen auf dem Spielfeld. Aus der ersten kommt der König nach ein paar Sekunden heraus gesprungen, in die andere möchte er hinein. Wie soll es auch anders sein, gibt es ein paar Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Der König läuft nämlich stets geradeaus. Was aber, wenn die Zieltür sich auf der rechten Seite befindet oder sogar direkt neben der Ausgangstür? Ihr schlüpft hier in die Rolle eines Golem. Optisch erinnert er auf den ersten Blick sehr an zwei Dinge. Kennt noch wer diese tollen von selbst laufenden Gesteine aus "Super Mario 64"? So in etwa muss man sich den Hauptcharakter des Spiels vorstellen. Da die Sichtweise schräg aus der Luft erfolgt, ähnelt der Golem meiner Meinung nach aber auch noch den uns bekannten Spongebob Schwammkopf.

Doch wie auch immer, der König will nicht lange auf euch warten. Um ihn in Richtung Ziel zu steuern, müsst ihr die auf dem Spielbrett befindlichen Steine schieben und drehen. Das wurde von den Entwicklern natürlich genauer durchdacht, sodass sich das Puzzle-Game genau hier allmählich entfaltet. Die Steine haben eine quadratische Form - ähnlich einem Stück Mauer, zusammengebaut aus mehreren Ziegeln. Ihr als Golem könnt diese Steine immer nur von den beiden Flächenseiten her verschieben, niemals von der Kante. Doch es gibt auch weitere Hilfsmittel: so etwas wie Pfeiler. Diese Pfeiler dienen zur Verbindung zweier Steine zu einer größeren Mauer. Damit dies nicht zu eintönig wird, gibt es zweierlei Arten von Pfeilern. Um diese voneinander zu unterscheiden, wurden sie mit einem ganz speziellem Merkmal ausgestattet. Die eine Sorte eine aufgesetzte Spitze, die anderen Pfeiler eine Kugel. Schiebt ihr einen Stein an den spitzen Pfeiler, fügen sich Stein und Pfeiler zu einem Ganzen zusammen. Von dem spitzen Pfeiler könnt ihr den Stein jederzeit wieder abstoßen. Dabei wird der Pfeiler selbst allerdings zerstört. Schiebt ihr den Stein aber an einen Kugel-Pfeiler, bleibt er immer daran hängen und kann daran hin und her gedreht und positioniert werden - wie eine Drehtür.

Was nun der Sinn an der ganzen Schieberei an und von Pfählen ist? Am oberen Bildschirmrand befindet sich ein Hinweis, dies kann 3/4 sein. Das bedeutet für euch, dass ihr in dem Moment drei von vier benötigte Steinen verbunden habt. Denn sobald sich der König im Ziel befindet, müssen in diesem Fall mindestens vier Steine eine Einheit bilden und durch Pfeiler verbunden sein. Habt ihr das nicht geschafft, gilt das Level als nicht gelöst. Und genau hier beginnt die Knobelei, bei der sich eure Gesichter zu Stein-Visagen formen könnten!

Meist könnt ihr nämlich nicht einfach nur der Aufgabe nachgehen, mehrere Steine zu verbinden. Ihr müsst euch auch noch um den König kümmern. Zerstörbare Pfeiler wurden von den Entwicklern nämlich teilweise so genial positioniert, dass ihr eine ganze Wand bauen müsst und damit einen Teil des Feldes komplett abschließt. In diesem abgeschlossenen Teil befindet sich schließlich noch die Ziel-Tür des Königs. Das bedeutet aber, dass dieser zuvor in diesen abgeschlossenen Teil hinein muss, denn erst dann könnt und müsst ihr alles abdichten. Selbstverständlich dürft ihr nicht vergessen, auch noch selbst vorher hinein zu laufen. Andernfalls könnt ihr dem Kronenträger nicht die Tür aufhalten. Denn auch das müsst ihr zum Levelabschluss tun - ganz der Butler eben. Andere Level stechen wieder durch Fallen hervor. So laufen beispielsweise Schildkröten im Level herum oder im Boden befinden sich Löcher. Beides bedeutet das unmittelbare Ende eures Schützlings, wenn ihr nicht aufpasst. Natürlich sieht es richtig lustig aus, wie dieser in trickfilmreifem Fall im finsteren Loch verschwindet. Besonders hilfreich für das Beenden der Stage ist das aber natürlich nicht. Besagte größere oder kleinere Schildkröten aber auch Ritter, Geister und so weiter fegen nicht nur unseren bärtigen Freund von den Beinen, sondern auch euch selbst. Vorsicht ist also geboten.

Kettenreaktionen sind in "The Lost Golem" - in Japan auch als "Golem no Maigo" bekannt - übrigens auch keine Seltenheit. Denn trifft ein geschobener Stein auf einen weiteren, rückt der geschobene Stein an die Stelle des anderen, während dieser einen Platz weiter rückt. Das Schieben ist quasi wie ein kleiner Schwung, in der sich eure Steinmauer nach vorn bewegt. Befinden sich weitere zum Teil auch drehbare Steine im Weg, löst bereits der erste Stein eine gewaltige Kettenreaktion auf die anderen aus. Aber Achtung: Steht der arme König hier im Weg, fegt ihn ein heranstürmender Geisteinsbrocken regelrecht von den Beinen. Bei diesen Mehrfach-Verschiebungen solltet ihr auch darauf achten, dass kein Stein über das Feld hinaus purzelt oder Pfeiler zerstört werden. Wird ein Stein zerstört, kann die teilweise vorgegebene Stückzahl an Stein-Verbindungen nicht mehr erreicht werden. Neben Mauern, Pfeilern und derartigen Baumaterialien sind teilweise auch Kisten zu finden. So sammelt ihr zum Beispiel ein kleines Blümlein ein und setzt es als Schmuckstück auf euren flachen Golem-Kopf. Die Entwickler spendierten ihrem Titel auch einen Zweispieler-Modus. Zwei menschliche Spieler können hier gegeneinander antreten und sich auf ein und demselben Feld um die Blöcke streiten, um den König in die eigene Tür zu bekommen.

Der Aufbau und die Eingliederung des Feldes in den TV-Screen verwundert ein wenig. Nur ein Teil des Bildschirmes wurde genutzt und das Spielfeld in der Regel immer schräg ins Bild geworfen. Alles was nun noch übrig ist, wurde mit irgendwelchen Kästchen und anderem Geschnörkel ausgemalt. Einen optisch schönen Eindruck macht das nicht gerade. Warum nicht der gesamte Bildschirm genutzt wird, ist fraglich. Doch nicht nur hier haben die Entwickler daneben gehauen, sondern auch der Bereich Sound bleibt irgendwo in der unteren Schublade stecken. Die Geräusche beim Neustart eines Levels sind immer die gleichen quietschenden Töne, während die Hintergrundmusik auch nicht gerade das Gelbe vom Ei ist. Als Spieler erkennt man praktisch nie eine Veränderung im Soundtrack.

Mit "The Lost Golem" liefern die Entwickler von Caramelpot ein recht witziges Puzzel-Spiel ab. Aufgrund der vollständig japanischen Sprache bekommt man von der Story zwar kaum etwas mit, für den Spielverlauf ist dies aber nicht wirklich wichtig. Optisch ist das Spiel mehr als einfach gehalten und auch der Sound lässt zu wünschen übrig. Wer aber an Puzzle Games Spaß hat, sollte sich diesen Titel trotzdem einmal genauer ansehen. Ich bin der Meinung, dieses Spiel ist ein Leichtgewicht und kommt keinesfalls an Genre-Vertreter wie ChuChu Rocket! heran. Aber dennoch kann man nach kurzem Einblick so einige Zeit davor verbringen, schließlich steckt jedes Level voller kleinerer Rätsel. Obwohl diese vielleicht nicht immer sofort erkennbar sind, sind diese teilweise durch eine einzige kleine Kettenreaktion zu meistern. So manches Level wird so natürlich schnell langweilig. Aber es gibt ebenso diese Momente, in denen man vor dem TV sitzt, sich den Kopf kratzt und einem trotzdem die richtige Lösung für das Rätsel noch nicht so wirklich zufliegen will. Alles in allem ist "The Lost Golem" - oder in Japan auch "Golem no Maigo" genannt - ein netter Zeitvertreib für Zwischendurch. Man darf nicht vergessen, dass dieses Spielder einzige Titel von Caramelpot war - ein Entwicklerteam bestehend aus Studierenden. Puzzle-Liebhaber können also für paar wenige Euro gern zugreifen - sofern dies bei weniger als 500 verkauften Exemplaren überhaupt möglich ist. Dann dürfte man in den mehr als 70 unterschiedlichen Stages trotzdem irgendwie Spaß haben!


Führt seinen König ganz elegant zum Ziel:
Ronny Wecke