Die Dreamcast wird zur Eishalle: Endlich flitzt die beliebte Hartgummischeibe auch auf unseren heimischen Konsolen. Nachdem die US-Version bereits im Februar auf den Markt kam, hat man uns hier in Europa den Mund mit "NBA 2K" wässrig gemacht. Also, was erwartet uns bei NHL 2K? Das Game wurde nicht, wie die anderen beiden 2K-Spiele NBA und NFL, vom SEGA Entwickler Visual Concepts entwickelt. Hier waren die Mannen von Black Box Games zuständig. Visual Concepts hat mit dem Erfolg der beiden Spiele die Messlatte sehr hoch angesetzt. NHL 2K versucht nun, an diesen Erfolg und die Qualität anzuknüpfen. Die Lizenzen der NHL und NHLPA hat man erworben, damit stehen die Spieler der Season 1999 bis 2000 auf dem Eis.

Nach dem Einschalten erwartet uns erst einmal die 50/60 Hz-Option. Habt ihr euch entschieden, findet ihr das Menü im originalen US-Zustand vor. Weder grafisch noch textmäßig wurde hier etwas geändert. Habt ihr euch dann für einen Spielmodi entschieden, geht es ab aufs Eis. Und hier klappt die Kinnlade herunter! Es erwarten euch animierte Spieler, die aus 1500 Polygonen bestehen. Dazu gibt es animierte Gesichter und feinste Texturen auf der gesamten Engine. Die Spieler spiegeln sich nicht nur im Eis, bei genauerer Betrachtung seht ihr sie teilweise sogar an den Plexiglasscheiben an der Bande spiegeln. Das Spiel läuft trotz der extrem hohen Spielgeschwindigkeit sehr flüssig mit einer konstanten Framerate von 30 fps. Die grafischen Details, wie auch der fein texturierte Puck oder das aufspritzende Eis, lassen das Ganze sehr realistisch erscheinen. Das Gameplay selbst geht sehr zügig voran. Ihr könnt während des Spiels eure Mannschaft coachen: Sollen sie defensiv, offensiv oder in diversen anderen Formationen spielen? Ihr entscheidet. Für NHL-erprobte Spieler stellt die Steuerung kein Problem dar. Sie ist auf wenige Tasten ausgerichtet, was zudem sehr optimal gelöst wurde. Leider fehlt ein Trainingsmodus, um sich mit der Steuerung als Neuling vertraut zu machen. Anprangern muss ich zudem ein wenig fehlende Special-Moves. Auch das Vibration Pack wird nicht unterstützt. 

Spielmodi wie 'Season', in der man 82 Spieltage durchziehen muss, 'Stanley Cup Playoffs' und 'Exihibition Games' machen der Dauermotivation dagegen alle Ehre. Hier fegt der Puck über das Eis wie im wahren Leben. Auch Fäuste fliegen ab und an mal zwischen einzelnen Spielern. Man kann durchaus sagen: mittendrin statt nur dabei. Während des Spiels geben zwei US-Kommentatoren ihren Senf ins Mikro und faseln sich die Seele aus dem Leib. Mit der Zeit wiederholen sich die Jungs zwar. Aber die Leidenschaft, mit der die beiden das Geschehen auf dem Eis kommentieren, macht das wieder wett. Und je nachdem, wie ihr den Schiri in den Optionen einstellt, pfeift er von kleinlich bis absolut großzügig. Wenn ihr es wollt, vergisst er sogar Regeln wie Abseits und Icing. Hier ist das Optionsmenü sehr reichhaltig: der Level vom Rookie bis zum Allstar, die Spielgeschwindigkeit - alles lässt sich einstellen. Sogar eigene Spieler könnt ihr gestalten und aufs Eis bringen. Das Wichtigste im Spiel: Die Goalies lassen sich nur gezielt mit Teamaktionen bezwingen. Onetimers und Schüsse von der blauen Linie, die ins Netz gehen, sind hier eher die Ausnahme. Trotz des fehlenden Trainingsmodus habt ihr die Steuerung recht schnell intus und mit etwas Geschick befindet ihr euch schon bald auf dem Weg zum 'Stanley Cup'. Denn das Spiel ist schnell gelernt und durch die hohe Geschwindigkeit kommt richtig Spielspaß auf. Erste Sahne! 

Schön gelöst ist auch die Kamera: Verschiedene Perspektiven wie Overhead und Seitenkameras stehen zur Auswahl. Interessant auch die Ice Cam, wenn ihr mal ein Spiel aus einer etwas anderen Perspektive (nämlich auf dem Eis) betrachten möchtet. Diese ist sehr schwer spielbar, aber interessant, wenn ihr die CPU gegeneinander antreten lasst. Das Highlight und für mich persönlich die beste Einstellung für Zuschauer und Akteure ist die Action Cam, die über die Eisfläche hin- und wegzoomt und man dabei immer das Geschehen im Blickfeld hat. Die Replay-Kameras stehen dem in nichts nach und lassen sich individuell von jedem Punkt auf dem Eis einstellen und zoomen. Klasse! Dabei erkennt ihr sogar Spiegelungen auf den Helmen der Spieler und ihr könnt mal die originalgetreu modellierten Arenen in Augenschein nehmen. Und um den Sound abzurunden: Hier fehlen keine Musikstücke während den Unterbrechungen auf dem Eis. Hier hier ist nämlich jede Musikrichtung vertreten. Die Geräuschkulisse auf dem Eis gibt ihr Übriges hinzu. So hört ihr nicht nur das Publikum grölen. Ihr hört auch die Schlittschuhe auf dem Eis kratzen, den Puck gegen das Plexiglas donnern und die Sirene, wenn das jeweilige Drittel zu Ende ist. Nur die Torsirene, die haben die Jungs von BlackBox schlicht vergessen. Welch Faux Pas... Schön auch der Stadionsprecher, der die Tore der Heimmannschaft frenetisch feiert und Gegentore sowie Strafzeiten dagegen schläfrig kommentiert. Das Publikum ist wie in SEGAs "NBA 2K" komplett animiert: von Cola (oder isses' doch Bier?) trinkend über klatschend bis zu tobenden Schlipsträgern ist alles vertreten. Nur die Fahnenträger fehlen noch. Insgesamt ist die Grafik also sehr detailliert, sehr flüssig und wirklich mit sehr vielen, liebevollen Details versehen und natürlich mit einem klasse Sound.

SEGA und Black Box Games legen mit NHL 2K einen Puck aufs Eis, der sich wahrlich sehen lassen kann. Das Game erreicht zwar nicht den Perfektionsgrad der anderen beiden 2K-Titel NBA und NFL 2K, muss aber erst einmal von anderen NHL-Spielen getoppt werden. Das NHL-Ruckelhockey von EA hat da beispielsweise noch viel Nachholbedarf, was die Grafik betrifft. Einzigster Vorteil bei Electronic Arts: Sie haben in ihrem NHL die etwas bessere Atmosphäre in den Stadien. SEGA gleicht dieses Manko im hauseigenen NHL 2K jedoch mit der besseren Grafik und der genialen Spielbarkeit wieder aus.

Und genau deswegen ist NHL 2K das derzeit beste Konsolenhockey auf dem Markt!


Ist fasziniert von der genialen Spielbarkeit dieses NHL:
Christian Roth