Dreamcast -- Blue Stinger

Blue Stinger wird oft mit "Resident Evil" verglichen und das ist wirklich schade! Denn dadurch musste sich das Spiel stets mit dem Horror Game von Capcom, obwohl das zwei völlig verschiedene paar Schuhe sind. Blue Stinger hat nämlich nicht die Atmosphäre eines "Resident Evil" - wofür die Marke auch bekannt wurde. Blue Stinger geht in eine völlig andere Richtung! Statt Horror ist es eher im Genre Action einzugliedern! Die Geschichte spielt in der Zukunft auf einer kleinen Insel, die einst durch einen Kometen aus dem Weltall entstanden ist. Sie soll weiter erforscht werden. Im schönen, durchgestylten Intro erlebt ihr eure Ankunft auf der Insel. Ihr ankert und sollt neue Erforschungen anstellen. Doch da passiert es. Erneut schlägt ein Objekt aus dem Weltall auf der Insel ein. Es gibt eine riesige Explosion. Daraufhin wird die Insel von einem mysteriösen, unüberwindbaren Aura-Mantel überzogen. Damit beginnt eure Geschichte.
Ihr müsst nun nicht nur das Geheimnis der Insel lüften, sondern auch versuchen, irgendwie wieder von ihr herunter zu kommen. Von Anfang an begleitet euch Naphy, ein mysteriöses Wesen. Naphy ist im ganzen Spiel bei euch und gibt teilweise kleine Hilfestellungen. Man merkt sofort, dass dieses Wesen irgendwie eine wichtige Schlüsselrolle in der Geschichte des Spiels zu haben scheint. Ihr steuert Elliot, die Hauptfigur in Blue Stinger. Nach nur wenigen ersten Schritten gesellt sich ein weiterer Partner zu euch: Dogs. Neben Dogs, der das gesamte Spiel über bei euch ist, steht euch eine weitere Person weiblicher Natur zur Seite. Sie heißt Janine. Meist habt ihr mit dieser netten Dame nur Funkkontakt. Sie gibt euch oft nützliche Informationen. Sprachlich fallen diese in komplett englischer Sprache aus. Allerdings gibt es deutsche Bildschirmtexte. Somit wisst ihr stets, was Sache ist bzw. was ihr zu tun und zu machen (oder vielleicht auch zu lassen) habt. Nebenbei sei bemerkt, dass die Mundbewegungen nicht lippensynchron zur englischen Sprache ablaufen. Nun kann man darüber zwar meckern aber andererseits wohl auch froh sein, dass Activision das Spiel im Westen veröffentlichte. Der Titel, der in Japan unter der Obhut von SEGA auf den Markt kam, hätte es sonst womöglich nie zu uns geschafft.

Eine schöne Idee im Spielverlauf ist, dass ihr immer zwischen Dogs und Elliot umschalten könnt. Es versteht sich von selbst, dass jeder seine eigenen, individuellen Waffen nutzen kann. Ihr macht euch nun auf die Suche nach ID-Karten, um verschlossene Türen zu öffnen. Außerdem verschiebt ihr Kisten, klettert, schwimmt, aktiviert Schalter, sammelt Geld und löst kleinere Rätsel. Ihr sucht und kauft neue Waffen, ebenso nützliche Utensilien und so weiter. So kommt ihr Stück für Stück im Spiel voran und erfahrt nach und nach die Geschichte des Spiels. Dabei trefft ihr natürlich auch auf die verschiedensten Feinde im Spiel. Und da sind wir beim Thema, warum Blue Stinger (leider) immer mit Capcoms Horror-Spiel verglichen wird: Es sind mutierte Menschen, Tiere und Pflanzen. Ihr müsst sie ausschalten - oder sprichwörtlich platt machen - wobei durchaus der Schädel oder einzelne Körperteile durch die Gegend fliegen können. In Szene gesetzt wurde das durchaus mit viel Farbe - sieht aber auch gut aus. Die Entwickler brachten zudem riesige Endgegner ins Spiel, die ihr allesamt bezwingen müsst. Wenn ich riesig sage, dann meine ich das übrigens auch so. Um der Monsterschar Herr zu werden, gibt es ja viele, viele Waffen. Einige werdet ihr auch eurem Weg finden. Andere kauft ihr am Waffenautomaten, ebenso Munition und Energie. Das Waffenangebot ist übrigens sehr gut und vielseitig. Wählen könnt ihr zwischen Fernwaffen (ShootGun, PlasmaGun, RailGun, GatlingGun etc.) und Nahkampfwaffen (Schlagstöcke, Lichtschwert, Turbomixer und mehr). In größter Not könnt ihr euch aber auch mit den bloßen Fäusten und Füßen zur Wehr setzen.
Sicher fragt ihr euch, womit denn kaufen? Richtig! Die Monster verlieren, nachdem sie besiegt sind, Goldmünzen. Diese sammelt ihr auf und kauft euch davon allerlei nützliche Utensilien. Dabei sei erwähnt, dass die mutierten Wesen immer wieder neu erscheinen. Das kann einerseits ärgerlich sein. Auf der anderen Seite könnt ihr damit eure Reisekasse gut auffüllen: Einfach kurz in den nächsten Raum oder Abschnitt marschieren und wieder zurückgehen.

Wie sieht die optische Aufmachung des Spiels aus? Da das Spiel in Echtzeit abläuft und in Anbetracht dessen, dass dieser Titel einer der ersten für Dreamcast ist: FANTASTISCH. Die Dreamcast-Konsole lässt die Muskeln spielen. Das Game besteht komplett aus Polygonen. Diese sind mit absolut detaillierten Texturen überzogen. Die einzelnen Räume bzw. Abschnitte wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet und tragen damit zum Spielspaß sehr positiv bei. Auch ist die Grafik absolut fein und es gibt auch bei näherer Ansicht keine großen Pixel. Dazu gesellen sich schöne Transparenz- und Lichteffekte. Vor allem kleine, schöne Details faszinieren, wie Elliots plötzlich sichtbarer Atem im Kälteabschnitt. Bei Spielende bilden sich dagegen schöne Rauchschwaden. Die Effekte der einzelnen Waffen sind sowieso absolut sehenswert: fette Mega-Explosionen, die teilweise über den ganzen Bildschirm hinausgehen, und andere coole Sachen. Die Animationen sind flüssig und die Dreamcast zeigt keinerlei Ruckler. Das trägt natürlich positiv zum Gesamteindruck des Spiels bei. Die Programmier haben sich viel Mühe gegeben und viele kleine, alltägliche Details mit ins Spiel eingebracht. Dazu zählen fliegende Patronenhülsen oder das Wegwerfen der leeren Energiedose. Elliot und Dogs gehen sogar baden. Hier hat man sich Gedanken gemacht, das Spiel so real wie möglich zu gestalten. Insofern ein hübsches Action Adventure ... man kann sagen, da der Titel nun schon etwa ein halbes Jahr alt ist, so hat Blue Stinger doch viel zu bieten. Nur ist das Blut inzwischen grün geworden ... naja, sind ja auch mutierte Monster ... die haben halt grünes Blut ... alles Vulkanier wie!? Wie kommen Musik und Soundeffekte daher? Die Musik erzeugt zwar nicht die Atmosphäre eines echten Horror-Spiels, bringt aber doch im Großen und Ganzen die Atmosphäre dieses eher als Actionspiel betitelten Spiels gut rüber. An einigen Stellen hätte man zwar eine andere Musikuntermalung nehmen können aber ich finde, dass die Musik voll OK geht. Die Sprachausgabe ist klar und verständlich und es gibt die üblichen Soundeffekte, die zwar gut aber auch nicht spektakulär sind. Naja, dass hier nix lippensynchron ist, muss man halt leider hinnehmen.
Die Kamera wurde nachgebessert, ist aber immer noch nicht optimal. Insofern kann noch immer leicht nerven. Dennoch verbessert die verbesserte Kamera die Steuerung. Meines Erachtens gibt es sonst nichts zu bemängeln. Ach übrigens: "Resident Evil" Fans finden sich mit den Menüs leicht zurecht. Den Schwierigkeitsgrad könnt ihr selbst auswählen: easy, normal oder hard. Blue Stinger bietet ein hohes Spiele-Potential und birgt Spaß für viele, viele Stunden. Ich selbst habe es in 15:43:23 Stunden geschafft. Man sollte Blue Stinger aber mit keinem anderen Spiel vergleichen, da dieser Titel eben doch eine gewisse Eigenständigkeit besitzt. Fakt ist, das Spiel ist sehr actionorientiert, mit vielen kleinen Rätseleinlagen. Aber dies tut dem Spielspaß keinen Abbruch, im Gegenteil. Ich bin mir auch sicher, dass es im Spiel noch viele versteckte Geheimnisse gibt, die ihr erst durch bestimmte Bedingungen freischalten könnt. Ich will Blue Stinger nicht als Spiel des Jahres bewerben oder gar küren. Es gibt offensichtliche Mängel im Spiel, aber wo gibt es die denn nicht?


Hierzulande mag man auf den ersten Blick gar nicht glauben, dass Blue Stinger ein echter SEGA-Titel ist. Immerhin prangt das Activision-Logo fett auf dem Spielcover. Fakt ist aber, dass sich SEGA mit dem Climax Entertainment zusammengetan hat. Deren zweites Team Climax Graphics entwickelte dieses Spiel und SEGA besitzt das Copyright. Nur brachte SEGA den hauseigenen Action-Titel mit Horror-Einlagen eben nur in Japan auf den Markt. Zumindest hat sich Activision um eine Lokalisierung gekümmert. So kommt die nicht lippensynchrone, englische Sprache auch mit deutschen Bildschirmtexten daher. Obwohl Blue Stinger kleine Schönheitsfehler besitzt, kann ich dennoch jedem dieses Spiel empfehlen. Denn es ist wirklich erstaunlich gut gemacht und beschert auch euch sicherlich viele spannende Stunden! Wie gesagt, es ist sehr actionhaltig und darf daher nicht - wie so oft - mit einem "Resident Evil" verglichen werden. Aber auch Blue Stinger ist mit einer doch guten Atmosphäre gewürzt, die ihre Eigenständigkeit hat.

Christian Roth