Mega Drive -- Power Rangers

Fünf normale Teenager bekommen von Zordon die Kraft, sich in mächtige Kämpfer zu verwandeln: Als Power Rangers müssen Jason, Trini, Zach, Kimberly und Billy die Erde vor der bösen Hexe Rita Repulsa beschützen. Jeder Ranger bekommt nicht nur seine ganz eigene Farbe, sondern auch seine spezielle Waffe und eine riesige Maschine, genannt Dinozord, zur Unterstützung im Kampf gegen die Mächte der Finsternis. Und auf dem Mega Drive dürfen die anfangs fünf Helden der allerersten Staffel der Erfolgsserie aus den USA nicht fehlen. Denn hier dürft ihr euch einen der Teenager auswählen und selbst gegen verschiedene Monster antreten, die fünf Dinozords zum gewaltigen Megazord vereinen, Angel Grove und die Welt retten, sowie Rita so manches Mal Kopfschmerzen verpassen.
In den Optionen könnt ihr jedoch zunächst einige Einstellungen vornehmen, um euch auf den Kampf vorzubereiten. Mehr als den Schwierigkeitsgrad (von 1 bis 8 wählbar) und der Zeit eines jedes Kampfes (30, 45, 60, 99 Sekunden oder endlos) sind hier allerdings nicht konfigurierbar. Da in dem Spiel lediglich zwei Tasten genutzt werden, um Aktionen auszuführen, werden wohl auch nur die wenigstens die voreingestellte Tastenkonfiguration (A=Normal und B=Fierce) verändern. In dem Soundmenü dürft ihr euch noch S.E.- und Musiksounds anhören, bevor ihr mit dem „Player Scenario Mode“ den einzigen 1-Player Modus beginnt. Auf dem Mond befindet sich Ritas Palast, in dem sie sich darauf vorbereitet, die Erde zu übernehmen. Doch zuerst muss sie an den Power Rangers vorbei, weswegen sie ein Monster auf den blauen Planeten schickt, das ihren Plan in die Tat umsetzen soll. Ihr habt nun die Qual der Wahl und entscheidet euch für einen von fünf Rangers in rot, blau, gelb, schwarz oder pink und tretet dem Fiesling entgegen.

Mit diesem Spiel bringen Bandai und Banpresto ein Game auf Konsole, das nicht dem Prinzip „erst einmal die Straßen reinigen und danach gegen einen großen Endgegner kämpfen“ verläuft, sondern eher mit Kampfspielen, beispielsweise Capcom’s „Street Fighter“, zu vergleichen ist. Ihr kämpft also Mann gegen Mann in einer Art Arena und drückt verschiedene Tastenkombinationen, um entsprechende Moves gegen euren Kontrahenten anzubringen. Wer das erste Mal spielt sei aber vorgewarnt: Die üblichen vielen Tastencombos, wie man sie vielleicht aus einem Street Fighter her kennen mag, funktionieren hier meist nicht. Zwar gibt es den einen oder anderen Move, den ihr plötzlich aus dem Hut zaubert, allerdings verteilten die Entwickler diese eben mehr als nur sparsam. Da ihr zu allererst mit den Rangers kämpfen dürft, sollte eine Gemeinsamkeit bekannt sein: Jeder der fünf Teenager kann eine Laserpistole einsetzen und somit einen Schuss abfeuern aber auch derartige Geschosse der Gegner durch ein spezielles und leicht ausführbares Manöver zurückschleudern. Die zwei Aktionstasten A und B stehen für die Schlag- und Tritttasten, während ihr zum Blocken einfach im richtigen Moment rückwärts laufen müsst – Aktionen, wie ihr sie aus Beat ’em Ups auch kennen solltet. Weitere Tricks und Kniffe eines jeden Charakters müssen nun allerdings selbst herausgefunden werden, da diese nicht in der Anleitung zu finden sind. Und diese weiteren Angriffe beschränken sich in der Regel auf nur zwei bis drei Manöver, ziemlich wenig also. Ausführen könnt ihr sie auf völlig unterschiedliche Art und Weise. So müsst ihr beim roten Ranger zum Beispiel fast eine 360 Grad Drehung auf dem Steuerkreuz ausführen und danach eine von beiden Buttons drücken, um einen wirkungsvollen Rundkick auszuführen, während ihr mit Trini, dem gelben Ranger, einen einfachen Luftangriff starten könnt, indem ihr nur das Steuerkreuz in der Luft nach unten drückt und ein Taste betätigt. Jede dieser beiden Angriffsmöglichkeiten ist nun jeweils bei dem genannten Power Ranger möglich. Kein anderer Charakter kann mittels dieser Tastencombos einen Angriff (auch keinen anderen, auf ihn abgestimmten) ausführen. Soll heißen, alles was sich die Entwickler an Tastencombis ausdachten bzw. möglich gewesen wäre, wurde nicht optimal auf die insgesamt zwölf spielbaren Charaktere übertragen, um so eine entsprechend gute Palette an verschiedenen Moves zu schaffen.

Dennoch hat man sich dabei an der TV-Serie orientiert, um die charaktereigenen Attribute zu nutzen. Ihr setzt im Kampf die Power Waffen der Power Rangers ein, um zuerst Ritas Minotaurus zu schlagen. Eine Stage besteht dabei stets aus zwei Kämpfen. Habt ihr das Monster besiegt, erfolgt erneut eine kleine Sequenz mit Rita Repulsa, die es wachsen lässt. Für den zweiten Fight kommt deshalb der Megazord zum Einsatz. Habt ihr in beiden Kämpfen das Monster besiegen können, ist die Ebene beendet und es wird gleich darauf Ritas nächster Plan enthüllt. Dabei gehen die Etagen also nahtlos ineinander über, ohne dass direkt Begriffe wie „Stage 1“, „Stage 2“ usw. angezeigt werden. Allerdings habt ihr stets wieder die Möglichkeit, einen neuen Ranger zu wählen. Im zweiten Level müsst ihr dabei schon gegen Rita’s bösen grünen Ranger samt dem Evil Power Schwert antreten. Meistert ihr auch diesen Kampf, ruft dieser in einer kleinen Zwischensequenz seinen Dragonzord, welcher serientypisch langsam aus dem Meer erscheint und nun gegen euren Megazord antritt. Sobald ihr das Schwert des Bösen zerstört habt, verschwindet der Zauber Rita’s und Tommy, der grüne Ranger, tritt eurem Team bei. Ab sofort habt ihr nun auch die Möglichkeit, den grünen Power Ranger, sowie seinen Dragonzord, zu steuern, denn es warten drei weitere Abteile auf euch, bevor ihr den Abspann samt Ultrazord Power genießen dürft. Alle Zwischenszenen bestehen dabei aus einfachen Screenshots, die dann aber doch einige Bewegungen in sich haben. So rutscht Rita mal eben ins Bild, ein Wassersprudel taucht im Meer auf oder ein Pendel bewegt sich ununterbrochen hin und her. Der Rest des Bildes bleibt währenddessen in seiner Ursprungsform und verändert sich kein Stück. Wer aufpasst, dem wird auch auffallen, dass einige Sequenzen mehrfach verwendet wurden, wie zum Beispiel jene nach dem Verlust eines von Ritas wertvoller Monster.
In den Zordkämpfen rund um Megazord und Dragonzord achtete Bandai besonders darauf, dass ihre entsprechenden Waffen, wie der Schwanzbohrer des Dragonzord, der Blitzangriff des Megazord oder auch die Dragonzord Raketen vom Spieler angewandt werden können. Selbst an den „Dragonzord Battle Mode“ hat man gedacht, der im Spiel als eine Angriffsattacke des Dragonzord eingearbeitet wurde. Dennoch sind manche Angriffe, ähnlich der Ranger, schwieriger auszuführen, indem das Steuerkreuz für einige Sekunden in eine entsprechende Richtung gedrückt gehalten werden muss, bevor sie überhaupt gestartet werden können. Während der Megazord mit seinem Schwert auch ohne derartige Angriffe eine große Reichweite hat, muss der Dragonzord allerdings stets unmittelbar vor dem Kontrahenten stehen. So sind manche Fights gegen Feinde mit großer Reichweite natürlich weitaus schwieriger, zumal auch die Sprungattacken nicht sonderlich herausragend sind. Wenigstens hat man daran gedacht, dass per zweimaligem Tastendruck nach vorn oder hinten, alle Charaktere nach vorn oder hinten schnellen können, um so entweder flink anzugreifen oder flott auszuweichen.

Habt ihr einen zweiten Controller, könnt ihr neben dem Einspieler-Modus euch auch mit einem Freund messen. Denn hier stehen euch alle Charaktere einschließlich Ritas Monster und ihr treuer Gehilfe Goldar zur Auswahl. Kämpft ihr mindestens mit einem Ranger, steht euch lediglich eine Arena, die Ranger-Arena, zur Verfügung, während ihr bei Monster und / oder Zords entsprechende Arenen dieser Charaktere anwählen könnt. Insgesamt sind dies fünf weitere Arenen für insgesamt drei Monster, der Dragonzord Etage, einschließlich Ritas Mondbasis. Da ihr innerhalb eines jeden Kampfplatzes etwas weiter nach links und rechts laufen könnt, verschiebt sich auch jede Etage in die jeweilige Richtung und ihr seht somit noch mehr von den Hintergründen rund um Vulkan, Wasserfälle oder Tempelanlagen in der Wüste – sofern ihr genauer hinschaut selbstverständlich. Hat jeder seine Attacken drauf und die Steuerung verinnerlicht und die wenigen Angriffsmöglichkeiten möglichst perfekt drauf, könnt ihr euch aber mit Sicherheit auf ein paar spaßige Kämpfe freuen. Denn reagiert ihr wie ein gefährlicher Freund oder der CPU Spieler besser auf gegnerische Geschosse, werft diese auf euren Kontrahenten zurück und setzt ihn mit gekonnten Aktionen aber auch mit rechtzeitigem Blocken weiter zu. Was besonders Fans der Serie Spaß machen kann, findet aber zumindest in einer Sache auch eine kleine Ernüchterung: Die Entwickler passten bei der Erstellung der sechs Power Rangers nicht richtig auf. Vergleicht ihr den schwarzen Ranger nämlich genauer mit dem roten Ranger wird euch auffallen, dass der Kampfanzug des roten Rangers nur in schwarz umgefärbt und der damit fälschlicherweise entstandene schwarze Ranger mit neuen Waffen und Aktionen ausgestattet wurde. Er trägt also den Helm des roten Rangers im Tyrannosaurus-Look in schwarzer Farbe. Peinlich, peinlich…
Schöner wäre es auch gewesen, wenn Bandai für mehr Erkennungsmelodien gesorgt hätte. Denn so hört man als Fan lediglich den Hauptsong auf Anhieb heraus, der natürlich nicht in jedem Kampf abgespielt wird. Wer sich sämtliche Soundtracks anhören möchte, kann dies im Soundmenü innerhalb der Optionen tun. Auch zur Auswahl stehen dort sämtliche Sounds rund um Schläge, Rufe und vieles mehr. Obwohl hier ebenfalls nicht alle vollends überzeugen können, machen die des Drachendolchs beim Rufen des Dragonzord, sowie dessen Drachenschrei, der schon immer sehr dem von Godzilla ähnelte, Lust auf mehr. Warum man dies nun aber nicht mit beispielsweise der vollständigen Transformation der Zords kombiniert hat und diese Szenen ebenfalls erst im Abspann richtig komplett zu sehen sind, statt bereits innerhalb der Story, wird mir aber wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Ebenso die sich immer während der Kämpfe auffüllende zweite Powerleiste. Denn ob diese für einen Spezialangriff dienen soll, habe scheinbar nicht nur ich nicht herausfinden können, weswegen viele Fans des Titels weltweit noch immer vergeblich nach dessen Nutzen suchen…

Oft heißt es, Spiele zu Serien und Filmen sind meist Softwareschrott. Nur wenige Ausnahmen gibt es und mit dem Spiel zur Serie der Power Rangers darf man sich diese Frage erneut stellen. Als ich dies das erste Mal daddelte, fand ich nicht sehr viel Freude an den Kämpfen. Nachdem ich mich ein wenig mehr damit beschäftigte, mir die Angriffstechniken besorgte und im Zweispieler-Modus erst einmal ausprobierte und übte, wurde es besser. Beherrscht ihr diese nämlich und verinnerlicht die Steuerung, könnt ihr auch gern den Schwierigkeitsgrad etwas nach oben schrauben, wo ihr vorher womöglich absolut keine Chance hattet. Habt ihr die Möglichkeiten sämtlicher Charaktere verstanden, kann das Fighting Game rund um die sechs Power Rangers samt Zords und Monster dann nämlich doch Spaß machen. An verwandte Kampfspiele, wie ein Street Fighter, kommt der Bandai Titel jedoch lange nicht heran, weder spielerisch, noch technisch. Deshalb schauen sich Fans der TV-Serie diesen Titel ruhig einmal an, während die anderen wohl besser die Finger davon lassen.

Ronny Wecke