Mega Drive -- Michael Jackson's Moonwalker

Von Michael Jackson inspiriert, hat's SEGA kreiert. So in etwa könnte man die These aufstellen, als Moonwalker, ein Game rund um den King of Pop programmiert wurde. Mr. Big und seine Gangstertruppe sind dabei, die Kinder dieser Welt zu entführen. Und nur ein Mann kann dies verhindern, nur ein Mann kann diese Schurken aufhalten. Er geht nicht, er tänzelt. Er dreht sich nicht einfach nur, er wirbelt umher. Seine Feinde treibt er mit Magie und Tanz in die Flucht, anstatt sie zu töten: Michael Jackson!
Sechs verschiedene Level erwarten euch in diesem wohl ziemlich ungewöhnlichem Spiel. Ziel ist es dabei, alle Kinder zu finden und zu befreien. Gesucht werden müssen diese beispielsweise hinter Türen und Fenstern. Indem das Steuerkreuz vor diesen nach oben gedrückt wird, öffnen sich besagte Dinge. Doch Vorsicht, hinter einer Tür könnte sich auch ein Gegner verstecken und Michael attackieren. Per Druck auf die B-Taste schießt dieser aber Magie-Funken auf seine Gegner. Alles, was sich vor Michael befindet, wird von dieser erwischt und fliegt in hohem Bogen aus dem Bildschirm. Doch nicht nur Mr. Big's Gangstertruppe reagiert empfindlich auf Jackson's Zauber. In den Stages herumstehende Stühle, Mülltonnen und Ähnliches können so sehr gut als Waffe missbraucht und auf Kontrahenten geschleudert werden. Die Suche nach den Kids beginnt im "Club 30". Die Tür springt auf, eine Münze fliegt in den Musikautomaten, der Song "Smooth Criminal" beginnt, genauso wie die Suche nach den Kleinen. Über Tische und Klaviere wird per C-Taste gesprungen, während den Pistolenschüssen der Kontrahenten ausgewichen wird. Die Anzahl der zu suchenden Kinder wird anhand von aneinandergereihten Köpfen in der Menüleiste angezeigt. Wird eines geborgen, ruft es laut "Michael" und düst mit einer Art Jet ab. Im Menü ist nun ein Kinderkopf weniger zu sehen. Werden alle Kiddis gerettet, verdunkelt sich kurz der Bildschirm und Michael's Äffchen sitzt auf dessen Schulter. Der kleine behaarte Kerl zeigt in eine bestimmte Richtung, in diese Michael gehen soll. Ist er an dieser Stelle im Level angekommen, verschwindet der putzige Freund und Michael steht plötzlich Mr. Big gegenüber. Dieser meint aber nur, "You'll never Catch me." und verschwindet daraufhin wieder. Natürlich könnte man sofort zum Obermotz tänzeln, dieser raubt dem King of Pop aber schon bei der kleinsten Berührung sehr viel Energie. Und genau diese braucht er, um gegen eine ganze Horde von Bösewichten bestehen zu können.

Doch blenden wir noch einmal ein Stückchen zurück ins Level. Der "Club 30" besteht nämlich nicht nur aus paar Stühlen, Türen und Gegnern. Jedes Level, so auch der "Club 30", ist in drei unterschiedliche Stages unterteilt. Zudem ist es möglich, verschiedene Stockwerke innerhalb des Clubs zu erkunden. Mehrere Treppen verbinden diese Stockwerke. Überall gibt es hier Türen, aus denen Gegner heraus spazieren. Das erste Level ist insofern noch relativ einfach, da jeder Gegner nur einmal von Michael's Magie getroffen werden muss. Auch die Damen des Hauses, welche sich gern einmal an unseren Helden heran werfen, lassen mit einer Brise dieser von ihm ab. Wie in Jump 'n Run Spielen springt Michael auch über Arcade-Automaten und Tische, mit einem Magieschuss nach oben (man drücke das Steuerkreuz nach oben und gleichzeitig die B-Taste) werden weitere Treppen zum "Besteigen" bereit gemacht und auch Rutschpartien vom Treppengeländer sind per Druck auf die A-Taste jederzeit möglich. Dies ist besonders praktisch, wenn sich gerade mehrere Gegner auf dieser herumtollen. Leichter kann man seine Gegner gar nicht erledigen. Wer aber dennoch Probleme dabei hat, die Gegner vom Bildschirm zu fegen, sollte folgendes wissen: Bei jedem Treffer, den Michael einsteckt, schrumpft seine Magie-Anzeige, welche gleichzeitig seine Lebensanzeige darstellt. Ist Michael's Gesundheit im grünen Bereich ist sie zwar nicht grün, sondern "blau", aber sinkt über die Farbe "gelb" in den "roten" Bereich. Während die gelbe Anzeige zumindest noch über schwache Magie verfügt, muss Michael im roten Bereich mit seinen Fäusten kämpfen und kann dadurch natürlich auch keine Spezial-Angrriffe mehr benutzen (dazu gleich mehr). Mit jedem gerettetem Kind wird Michael's Magie-Leiste aber wieder ein Stück aufgefüllt.
Kommen wir nun wieder zu unserem Äffchen. Hat dieser Michael den Weg zum Obermotz gezeigt, geht's auch schon los. Eine ganze Schar an Gegner kommt von allen Seiten auf den King of Pop zu. Sind die ersten Kontrahenten noch recht gut zu meistern, wird man aber schon bald regelrecht umzingelt. Nun hilft nur noch eins. Ein Spezialzug mit der Taste A. Haltet ihr diese gedrückt, dreht sich Michael von Magie umgeben wie wild im Kreis. Dies kann man nur ganz kurz tun, um einer Umklammerung zu entkommen aber auch ohne auf den dabei sinkenden Magie-Balken zu achten, bis Jackson zur besagten Spezial-Attacke ansetzt. Und diese heißt "Tanzen". Genau genommen stößt Michael ein lautes "ooooh" aus, begibt sich in Tanzposition, die Gegnerschar reiht sich um ihn herum und alle fangen an zu tanzen. Nach einer kleinen wirklich richtig netten Show-Einlage geht es wieder "ooooh" und der (meist) Einzige, der noch steht, ist Michael Jackson. Meist? Wenn alle (End)gegner so einfach zu besiegen wären, würde das Spiel sicher nicht so viel Laune machen. Nein, manche Kämpfe haben es doch in sich. Denn hat Herr Jackson nach dem Tanz nicht alle vom Parkett getanzt, muss er mit einer gelben und somit sehr geschwächten Magie auskommen. Wer aber gleich ganz vom Bildschirm verschwindet und erst nach dem Tanz wieder erscheint......tja, das Problem müsst ihr dann selber lösen!

Gehen wir mal weg vom "Club 30" und sehen uns die nächsten drei Stages rund um die Straßen außerhalb des Clubs an. Dass es hier nicht gerade zimperlich zugeht, dürfte jeder auf Anhieb sehen. Straßengangs, Zeitbomben, größere Parkhäuser und zähnefletschende Hunde. Doch genauso gibt es auch neue Hilfsmittel: schlicht und einfach den Wasserhydranten. Wer dessen eigentliche Gebrauchsanweisung ein wenig verfälscht, gibt seinen Kontrahenten einen richtigen Schluck kühles Nass. Die Gegner sind in jedem Level unterschiedlich. Es wird daher auch nie langweilig. Die Endgegner in den einzelnen Dreier-Stages mögen teilweise auf den ersten Blick gleich erscheinen, besitzen aber doch andere Angriffstaktiken und variieren schon allein dadurch von Stage zu Stage bzw. fordern immer wieder aufs Neue. Wem Stühle, Tonnen und diverse andere im Weg stehenden Sachen nicht ausreichen, um sie gegen die Kontrahenten einzusetzen, dem steht noch eine weitere Technik zur Verfügung. Wer die A-Taste nicht bis zum Tanz gedrückt hält, lässt Michael's Hut in die vorher anvisierte Richtung (links oder rechts) werfen, der alles was sich im Weg befindet, mit ungeheurer Kraft trifft.
So führt Michael's Weg auf der Suche nach den Kids durch ein Höhlenlabyrinth, über einen geisterhaften Friedhof mit dunklem Gebüsch bis hin zum Schlupfwinkel der Feinde selbst. Untote Zombies, kreischende Katzen und eine äußerst coole Verwandlung sind nur ein paar Dinge, die euch im Spiel noch erwarten. Besonders Letzteres soll wohl verdient sein. Denn seht ihr eine Sternschnuppe vom Himmel fallen, dann nix wie hin. Trifft diese Michael, verwandelt er sich für eine begrenzte Zeit in einen größeren Roboter mit Laserstrahl-Geschossen und Düsenjet. Dies scheint zwar gar nicht so recht ins Spiel zu passen, ergänzt sich aber auf beeindruckende Art und Weise mit dem Gameplay. Ihr seid in diesem Moment so gut wie unbesiegbar und könnt so einige Gegner mühelos vernichten und einen Denkzettel verpassen. Dennoch sollte man sich nicht zu sicher fühlen...

Soundtechnisch muss man sagen, Moonwalker ist einfach nur genial! Wer auf den King of Pop oder besser seine Musik steht, kann hier schon beinahe bedenkenlos zugreifen. Originale Songs wurden eingearbeitet, das Bellen und Mauzen der Tiere klingt sehr hübsch und auch das auf- und zuschlagen von Türen und Kisten wurde recht gut vertont. Was grafisch zustande kommt, sieht man speziell in den Tanzeinlagen. Drehen, Kopfkreisen, Armbewegungen und zum Schluss auf den Zehenspitzen seitlicher neigen, als der schiefe Turm von Pisa. Aber auch der Nebel auf dem Friedhof, die Magie-Funken, das aus den Hydranten spritzende Wasser und nicht zuletzt die Explosionen der tickenden Bomben: Man sieht einfach tadellos, was aus dem Mega Drive heraus zu kitzeln ist. Großartig!

Wer ein Action-Spiel gemischt mit Musik und Tanz sucht und zudem noch Michael Jackson's Stil super gefällt, liegt hier goldrichtig! Das Spiel beginnt schon mit einem großartigem Musikhit und hört auch gern am Ende einer Stage wieder genau so auf. Man schwinge das Tanzbein in die eine Richtung, neigt sich ein gewaltiges Stück und haut danach alle Gegner mit schnipsendem Finger von den Füßen. Und trotzdem ist das Spiel nicht zu einem einfachen Trash-Verschnitt verkommen. Ganz im Gegenteil: Die Level und die Gegner sind sehr abwechslungsreich, das Kampf- oder besser Tanzsystem sehr ausgeklügelt und auch sonst scheint bei Moonwalker alles zu stimmen. Wer denkt, im ersten Level wurde bereits alles gesehen, hat sich zu tiefst geschnitten. Schon bald schwingt Michael vom Ast eines Baumes in einer höher gelegene Etage, durchsucht mit sanften Drehbewegungen alles nach den entführten Kids ab und mit etwas Glück fängt man noch eine grell schimmernde Sternschnuppe, die eine vollkommene Wendung im gesamten Spielverlauf nehmen kann. Meine Meinung ist klar: Michael Jackson's Moonwalker gehört in jede gut sortierte Mega Drive Spielesammlung!

Ronny Wecke