Dreamcast -- AeroWings

Endlich mal ein Flugsimulator für eine Konsole, in dem es nicht darum geht, andere vom Fliegen bzw. Weiterleben abzuhalten. Hier steht tatsächlich nur fliegerisches Können an der Tagesordnung. Und das in allen Belangen! In AeroWings dürft ihr in einigen Arealen sogar Starts und Landungen selbst ausführen. Und das macht verdammt viel Spaß. Dabei stehen euch mehrere Areale zur Auswahl: Städte bei Tag und Nacht, Wüsten, Canyons und natürlich auch mehrere Flugzeuge. Ihr könnt sowohl alleine, als auch zu viert an diesem Flugabenteuer teilnehmen - egal ob mit menschlicher oder computerisierter Unterstützung.
Nachdem ihr euren Namen eingegeben und euch für Männlein oder Weiblein entschieden habt, landet ihr auch im Menü und könnt euch zwischen sechs Punkten entscheiden. Nehmen wir hier mal die Optionen, die Bibliothek und das Multi Play aus, bleiben euch der Free Flight für unbeschwerte Flüge sowie verschiedene Missionen. Diese sind als "Blue Impulse Mission" und "Sky Mission Attack" unterteilt. Hierzu sollte man wissen, dass Blue Impulse das Kunstflugdemonstrationsteam der Luftselbstverteidigungskräfte Japans sind. Und dieses Team wurde hier in diesem Spiel durch CRI verewigt. Die Entwickler, ein Studio der CSK Corporation, stehen damit nicht nur in Beziehung mit SEGA selbst. Sie brachten ihren Kunstflug-Titel in Japan als "Aero Dancing featuring Blue Impulse" auf den Markt. Hierzulande krallte sich Crave Entertainment die Publishing Rechte, weswegen wir das CSK/SEGA-Spiel als AeroWings in unsere Kringelkonsole legen können.

Das Optionsmenü - übrigens in deutscher Sprache - solltet ihr vor Spielbeginn ausführlich einsehen und auch verwenden. Als besonderes 'Bonbon' sehe ich die Möglichkeit, verschiedene Kameras zu aktivieren, die euch während des Fluges verschiedene Sichten ermöglicht. Außerdem verleihen sie während des Replays dem Ganzen einen TOP-GUN-mäßigen Touch. Die Langzeitmotivation kommt hier jedenfalls nicht zu kurz, da erst durch neue Jets neue Kunststücke möglich sind. Jeder Flieger besitzt andere Flugeigenschaften, die das Fliegen erst so richtig interessant machen. So erreicht der T-4 des Blue Impulse Teams maximal 0,94 Mach, während andere Flieger Schallgeschwindigkeit schaffen - so wie die gute F-15 mit ihrer 2,5-fachen Schallgeschwindigkeit. Der Delphin und der Buggy sind allerdings nicht so schnell. Schön zu betrachten sind die Jets, die wirklich bis ins kleinste Detail modelliert sind. Jede Veränderung, was die Einstellung der verschiedenen 'Klappen' (wie Landeklappen, Luftbremse und Höhenleitwerk) betrifft, wird exakt dargestellt. Schön anzusehen ist das Fahrwerk beim Ein- und Ausfahren. Die Cockpits, in die ihr durch schön transparente Fenster einsehen könnt, sind sogar mit Piloten versehen. Alles in allem also eine wirklich gelungene Arbeit der Programmierer, die sich hier wirklich Mühe gegeben haben.
Das Fliegen geht bald leicht von der Hand, denn die Steuerung ist recht intuitiv und leicht auszuführen. Allerdings ist dank des fehlenden Rundblickes im Cockpit die Übersicht manchmal mangelhaft. Das stört gerade bei den Manövern. Und diese sind - wie bereits erwähnt - für Fans von Flug-Simulationen ein Muss. Wer jedoch lieber Action erleben will, sollte auf Konamis "Deadly Skies" zurückgreifen - oder sich mal AeroWings 2: Air Strike anschauen. Denn in AeroWings ist nur das reine Kunst- und Ziel-Fliegen gefragt. Während euer Flüge und der vielen Manöver gewinnt ihr mit der Zeit immer mehr an Faszination am Spiel, da ihr immer gewagtere Kunststücke ausprobieren könnt. Diese starten jeweils mit einem Briefing, wodurch ihr das zu schaffende Ziel erfahrt und auch bildlich dargestellt bekommt. Danach sitzt ihr in euer Maschine und bekommt entsprechende Hinweise, wann ihr das Steuer quasi hochreißen, euer Fahrgestell einfahren oder wann ihr eure richtige Höhe erreicht habt. Zum Ende der Mission werdet ihr im Defriefing bewertet und erhaltet euren abschließenden Score. Anschließend könnt ihr die Nächste Mission beginnen, wo eine schwierigere Aufgabe auf euch wartet. Somit gilt es Kurven zu fliegen, Loopings zu meistern, Landungen perfekt einzufädeln oder eben auch mit anderen Fliegern in Formation einen Flug zu absolvieren - Raucheffekte inklusive. Insofern sollte klar sein, wozu der freie Flug dient: um Flugmanöver zu üben und zu perfektionieren.
Die Missionen
Blue Impulse:
Hier werdet ihr in der Blue Impulse Fliegerschule gedrillt. Es gibt jede Menge Flugmanöver, die vorher in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln erklärt werden. Die Sprachausgabe ist mit Englisch absolut korrekt, da es sich hierbei auch um die Fliegersprache handelt. Die Manöver werden mit der Zeit immer waghalsiger und dementsprechend schwieriger aber nicht unmöglich. Übung macht den Meister. Es reichen bereits 60 von 100 Punkten, um eine Übung zu meistern. Das ist zwar nicht sehr realistisch, aber sonst wäre es manchmal fast unmöglich, eine Runde weiterzukommen. Nach den geglückten oder gescheiterten Versuchen kommt die Bewertung, in der ihr seht, wo eure Fehler lagen (oder auch nicht). Mit der Zeit vergrößert ihr aber nicht nur euer Können, sondern auch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Jets. Harte Schule, faire Schule...

Sky Mission Attack:
So gefährlich es klingt, so harmlos ist es. Hier wird nicht geballert, hier wird Zielflug ausgeübt. Es gilt, auf den zur Verfügung stehenden Arealen sogenannte weiße, gelbe und blaue Zielringe zu durchfliegen. Klingt einfach, ist aber manchmal verdammt schwer. Denn manche Ringe liegen in wirklich abstrusen Ecken und das vorhandene Zeitlimit ist knapp bemessen. Durch das Erreichen und Durchfliegen dieser Ringe wird das Zeitlimit aber wieder etwas zurückgesetzt. Zur Belohnung winken wieder neu freigeschaltete Donnervögel.
Free Flight:
Wie der Titel schon sagt: Freiflug! Schnappt euch einen eurer Jets, wählt ein Areal und wie viel Flieger dabei sein sollen. Hier könnt ihr mit bis zu drei Freunden, mit der CPU oder aber ganz allein durch die verschiedenen Landschaften donnern. Schön sind sie alle, wobei die Base-Area alleine schon wegen dem Flughafen reizvoll ist. Hier könnt ihr dann nicht nur in der Luft herumwirbeln, hier können auch Starts und Landungen ausgeführt werden. Und das macht Spaß, ist aber je nach Vogel gar nicht so einfach.
Die verschiedenen Kameras geben euch eine Atmosphäre, die euch selbst glauben lässt, man sei mittendrin dabei. Die schön detaillierten Landschaften und auch die exakt modellierten Jets sind ein wahrer Augenschmaus. Der einzig wirklich störende Grafikfehler ist zu bemerken, wenn ihr aus großer Höhe ins Zentrum einer der Städte hinunter stürzt, beziehungsweise in großer Höhe die Canyons abfliegt. Da ploppen massig Gebäude in das Bild. Und das ist wirklich schade, denn sonst hätte die Grafik allein schon fast die Note 1 bekommen. Die Triebwerk-Sounds sind akzeptabel, die Musik ist abschaltbar. Ein interessanter Sound-Effekt ist zu hören, wenn ihr die Musik ausschaltet und die Cockpit-Ansicht aktiviert. Dann sind sogar die Geräusche der Atemmasken der Piloten zu hören. Trotzdem hätte man den Sound und die Tracks besser machen können.

Man könnte beinahe sagen, SEGA hat das Spiel entwickelt. Immerhin ist CRI als Teil der CSK Corporation irgendwie in SEGAs Hand und entwickelte auch jede Menge Spiele mit und für SEGA schon für Mega Drive, Mega CD und Saturn. Nun kommt also deren Marke "Aero Dancing featuring Blue Impulse" über Crave als AeroWings zu uns. Und das als reiner Kunstflieger. Eine echte Simulation für Konsole. Und ich muss sagen, das ist alles in allem eine sehr realistische und eine der besten Flug-Sims für eine Konsole, die ich jemals in den Händen halten durfte. Für manchen Zeitgenossen unter uns dürfte AeroWings allerdings etwas langatmig wirken. Denn das hier ist kein Shoot 'em Up in der Luft. Abballern ist hier nicht! Es ist ein reiner Kunstflieger - von der Landung über die Manöver auch in Formation mit anderen Fliegern samt Raucheffekten bis zur Landung. Für die Flieger unter den Zockern ist dieser Titel schon fast Pflicht. Toll!

Christian Roth